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Großzügige Förderung einer Graphic Novel zum Thema Depression

Fachlich unterstützt von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg kreieren eine Schulpsychologin, ein Arzt und ein Illustrator derzeit einen Comicroman, der vor allem junge Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Depression inspirieren soll. Über die Thomas Lurz & Dieter Schneider Stiftung spendete die Sparkasse Mainfranken jetzt 1.000 Euro für das wegweisende Projekt.

Graphic Novel zum Thema Depression
Mit Bildern wie diesen erzählt die derzeit entstehende Graphic Novel „Auf und ab“ die Geschichte des 16-jährigen Noahs. Bild: Johanna Selge / Maximilian Hillerzeder 2022
Übergabe eines Spendenschecks: Spendenübergabe: Graphic Novel zum Thema Depression
Bei der Spendenübergabe (v.l.): Dr. Tobias Mühling und Johanna Selge (zwei der Kreativköpfe hinter der geförderten Graphic Novel), Ursula Berninger (Bündnis gegen Depression Würzburg), Dieter Schneider (Fellows Ride), Stefan Hebig (Sparkasse Mainfranken) und Prof. Dr. Andrea Reiter (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg).

Würzburg. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie steigt der Anteil der Jugendlichen mit einer Depression und/oder einer Angststörung in besorgniserregendem Ausmaß. „Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir Medien, die zwar inhaltlich korrekt sind, aber diese Altersgruppe auch emotional ansprechen und ihnen eine Identifikation mit Betroffenen ermöglichen“, erklären die Schulpsychologin Johanna Selge, der Illustrator Maximilian Hillerzeder und Dr. Tobias Mühling, Internist am Uniklinikum Würzburg (UKW). Zusammen beschlossen sie daher vor gut einem Jahr, eine Graphic Novel – also einen Comicroman in Buchform – zu diesem Themenkreis zu realisieren. Fachlich unterstützt wird das Werk vom Würzburger Bündnis gegen Depression, von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKW sowie dem Deutschen Zentrum für Präventionsforschung und psychische Gesundheit. „Auch Schülerinnen und Schüler haben wiederholt ihr Feedback bei der Entwicklung der Geschichte beigesteuert“, ergänzt Johanna Selge.

Ein Beitrag, um Depressionen besprechbar zu machen

Um die Entstehung der Graphic Novel mit dem Titel „Auf und ab“ auch finanziell voranzubringen, spendete die Sparkasse Mainfranken jetzt über die Thomas Lurz & Dieter Schneider Stiftung 1.000 Euro. Die beiden Stifter wollen mit ihrer Stiftung unter anderem dazu beitragen, Depressionen zu enttabuisieren. Zu den dafür von Dieter Schneider ins Leben gerufenen Projekten gehört die Benefiz-Motorradausfahrt Fellows Ride. „Das Motto des Fellows Rides heißt ‚Mit offenem Visier für Depressionshilfe‘. Wir wollen für Aufmerksamkeit sorgen und die Themen rund um die mentale Gesundheit – insbesondere die Krankheit Depression – besprechbar machen“, erläuterte Dieter Schneider bei der Spendenübergabe und fuhr fort: „Um hier auch Jugendliche zu erreichen, muss man in deren Sprache kommunizieren. Wir sind sicher, dass dies mit der Graphic Novel gelingen wird, weshalb wir das wegweisende Vorhaben gerne unterstützen.“

Teil einer breiten Spendenbereitschaft

Mit den 1.000 Euro der Sparkasse Mainfranken steigt die im Rahmen des Fellows Rides 2022 für die Realisierung des Comicromans zur Verfügung gestellte Gesamtsumme auf 5.500 Euro. Zuvor kamen hierbei schon 3.000 Euro von der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp. Unabhängig vom Fellows Ride engagierten sich als weitere Geldgeber außerdem verschiedene Lions Clubs aus dem Raum Würzburg, die Robert-Enke-Stiftung, das Sozial- und Kulturreferat der Stadt Würzburg sowie das Bündnis gegen Depression Würzburg. „Wir sind glücklich und dankbar, dass so viele Institutionen bereit waren, unsere Arbeit an ‚Auf und ab‘ zu fördern. Gerade auch deshalb sind wir sehr optimistisch, dass unsere Graphic Novel Anfang kommenden Jahres über den Buchhandel erhältlich sein wird“, kündigt Dr. Mühling an. 

Über das Werk

Der Comicroman erzählt die Geschichte des 16-jährigen Noah, der von verschiedenen unglücklichen Ereignissen zusehends aus der Bahn geworfen wird. Die eindringlichen Bilder ermöglichen dabei auch einen Einblick in Noahs Innenleben. Es wird aber nicht alles düster gezeichnet, vielmehr bleibt auch Raum für Humor und auflockernde Storyelemente. Im Anschluss an die Handlung können die Leserinnen und Leser nach Belieben verschiedene psychologische Themenfelder weiter erkunden und zum Beispiel Fragen nachgehen wie: „Was kann ich tun, wenn mich meine Gedanken nicht einschlafen lassen?“ oder „Ab welchem Punkt und wie kann ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?“.

Weitere Spenden willkommen

Wer die Projekte des Fellows Rides finanziell unterstützen will, findet hier die entsprechenden Informationen.

Graphic Novel zum Thema Depression
Mit Bildern wie diesen erzählt die derzeit entstehende Graphic Novel „Auf und ab“ die Geschichte des 16-jährigen Noahs. Bild: Johanna Selge / Maximilian Hillerzeder 2022
Übergabe eines Spendenschecks: Spendenübergabe: Graphic Novel zum Thema Depression
Bei der Spendenübergabe (v.l.): Dr. Tobias Mühling und Johanna Selge (zwei der Kreativköpfe hinter der geförderten Graphic Novel), Ursula Berninger (Bündnis gegen Depression Würzburg), Dieter Schneider (Fellows Ride), Stefan Hebig (Sparkasse Mainfranken) und Prof. Dr. Andrea Reiter (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg).

Betreuungspersonen von Kindern mit Autismus oder Intelligenzminderung gesucht

Würzburg. Eine neue Smartphone-App soll Betreuungspersonen von Kindern mit Autismus und/oder Intelligenzminderung helfen, deren Problemverhalten besser zu verstehen und dieses im Idealfall zu verhindern. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg sucht im Rahmen einer Studie Testerinnen und Tester des digitalen Hilfsmittels.

Viele Kinder mit Intelligenzminderung und/oder Autismus-Spektrum-Störung können in bestimmten Momenten aggressiv reagieren. Sie beschädigen zum Beispiel Dinge, verweigern sich bei Aufforderungen und verletzen sich selbst oder andere. Sowohl Eltern als auch Therapeutinnen und Therapeuten sowie Beschäftigte in Einrichtungen fühlen sich hiervon oft überfordert. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPPP) des Uniklinikums Würzburg hat daher die Smartphone-App „ProVIA-Kids“ entwickelt. „Unser Programm will dabei unterstützen, die Ursachen des Problemverhaltens besser zu verstehen. Außerdem gibt die App den Nutzerinnen und Nutzern konkrete verhaltenstherapeutisch und pädagogisch basierte Handlungsempfehlungen, wie sie mit dem problematischen Verhalten umgehen und es in Zukunft verhindern können“, erläutert Dr. Julia Geißler von der KJPPP. Das Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

App installieren, ausprobieren und Rückmeldung geben

Um zu überprüfen, ob das digitale Angebot betroffenen Familien tatsächlich hilft, führt die Klinik jetzt eine Studie durch. Hierzu werden Sorgeberechtigte von Kindern zwischen drei und elf Jahren gesucht, die das geschilderte Problemverhalten zeigen und bei denen die Diagnose Autismus gestellt wurde oder die eine Intelligenzminderung oder eine geistige Behinderung haben. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer installieren die App auf ihrem Smartphone, testen sie bequem von zu Hause aus und geben uns Feedback“, beschreibt Dr. Geißler die Anforderungen. 

Interessierte kontaktieren das ProVIA-Kids-Studienteam unter Tel: 0931/201-78710 oder E-Mail: kj_provia@ ukw.de. 

Uniklinikum Würzburg: Zwei Tage lang neue Erkenntnisse zu ADHS

Am 30. April und 1. Mai dieses Jahres laden der Selbsthilfeverein ADHS Deutschland e.V. und die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums Würzburg zu einem gemeinsamen Symposium in die Mainfrankensäle nach Veitshöchheim ein. Dort werden Betroffene, Pädagoginnen und Pädagogen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie alle sonstigen Interessierten von Fachleuten über neue Entwicklungen zu diversen Aspekten der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) informiert.

Gemeinsam ist besser – so lautet der Titel des diesjährigen ADHS Deutschland Symposiums, der gleichzeitig auch der 8. Bayerische ADHS-Tag ist. Das Motto spielt auf die hier verwirklichte, allseits vorteilhafte Kooperation von Selbsthilfe und Klinik an. Denn die zweitägige Veranstaltung wird gemeinschaftlich organisiert vom ADHS Deutschland e.V. und der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPPP) des Uniklinikums Würzburg (UKW). Am Wochenende vom 30. April und 1. Mai 2022 laden beide Einrichtungen gemeinsam zu aktuellen Informationen aus einem breiten Themenspektrum rund um die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in die Mainfrankensäle in Veitshöchheim bei Würzburg ein. Mit allgemeinverständlichen Vorträgen wollen die sechs Referentinnen und Referenten gleichermaßen Betroffene, Pädagoginnen und Pädagogen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie alle sonstigen Interessierten erreichen. 

Die häufige Abwärtsspirale frühzeitig unterbrechen 

„ADHS ist eine in den letzten Jahren medial sehr kontrovers diskutierte Erkrankung. Die Betroffenen – darunter auch viele Erwachsene – fühlen sich häufig durch ihre Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Überaktivität im Alltag beeinträchtigt“, berichtet Silvia Stein. Die 2. Landesgruppenleiterin der Landesgruppe Bayern des ADHS-Deutschland e.V. und Co-Organisatorin des Symposiums fährt fort: „Bei hoher Symptomausprägung können persönliche, schulische, berufliche wie private Ziele kaum erreicht werden, was langfristig zu einem erhöhten Risiko für weitere Erkrankungen wie Depressionen führen kann. Um diese Abwärtsspirale zu unterbrechen, ist es wichtig, frühzeitig zu informieren und Behandlungsangebote zu unterbreiten.“

Breites Themenspektrum 

Dazu deckt das Themenspektrum der Großveranstaltung den Verlauf von ADHS bei Kindern wie auch Erwachsenen, gesellschaftliche Aspekte sowie Behandlungsmöglichkeiten, wie Verhaltenstherapie, Medikation und weitere Ansätze, ab.

„Der Schulterschluss mit der Selbsthilfe ermöglicht uns einen besonders ganzheitlichen Blick auf diese neurologisch bedingte Erkrankung, die zu den häufigsten psychischen Problemen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gehört“, freut sich Prof. Dr. Marcel Romanos, der Direktor der KJPPP des UKW über die gelebte Kooperation. 

Auch spezielles Kinder- und Jugendprogramm

Neben den Fachvorträgen für Erwachsene bietet das Symposium an beiden Tagen auch ein Kinder- und Jugendprogramm an. Gegliedert in drei Altersgruppen gibt es hier jeweils passende Angebote. „Neben dem Informationsgewinn und der Selbsterfahrung profitieren viele Kinder durch die Gruppenveranstaltungen von der Erkenntnis, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind“, verdeutlicht Silvia Stein.

Schirmherrin des Symposiums ist Staatssekretärin Anna Stolz vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist als Fortbildung für Lehrkräfte anerkannt und wird zudem durch die Bayerische Landesärztekammer und die Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zertifiziert.

Das Symposium findet am Samstag, den 30. April 2022, von 9:00 bis 16:30 Uhr und am Sonntag, den 1. Mai 2022, von 9:15 bis 12:00 Uhr in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim statt. Alle Details über das Programm, die Kosten und die Online-Anmeldung finden sich unter www.adhs-deutschland.de.

Eine Teilnahme ist nur mit vorhergehender Online-Anmeldung möglich, es wird keine Tageskasse geben.

Studienteilnehmer gesucht!
Flyer zur Rekrutierung von Teilnehmern

Wir untersuchen mithilfe von transkranieller Magnetstimulation (TMS) und funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Bedeutung einer bestimmten Hirnregion im vorderen Stirnlappen des Gehirns auf die Verhaltensplanung. Dieser nach seiner Lage im Fachjargon bezeichnete ventro-mediale präfrontale Kortex spielt unter anderem eine Rolle bei der Verarbeitung von Risiken und Angst, bei der Hemmung von emotionalen Reaktionen sowie bei der Entscheidungsfindung.

  • Wer: Erwachsene im Alter von 18 bis 40 Jahren
  • Geschlecht: m / w / d
  • Vergütung: 10 Euro / Stunde + kleinere Geldbeträge aus den Verhaltensexperimenten
  • Studiendauer: circa 180 Minuten
  • Ort: B1 Kopfklinikum
  • Voraussetzungen: Rechtshändigkeit, gute Deutschkenntnisse

Bei Fragen oder Interesse wenden Sie sich bitte per E-Mail an: kj_neuro@ ukw.de.

Leiter dieser Studie ist Prof. Dr. Lorenz Deserno, KJPPP.

Flyer zur Rekrutierung von Teilnehmern

Die Institutsambulanz ist ebenfalls umgezogen

Liebe Eltern und Sorgeberechtigte,

Liebe Patientinnen und Patienten,

nach abgeschlossenen Renovierungsarbeiten unserer Ambulanz finden Sie uns ab dem 06. September 2021 im Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) wieder.

 

Adresse

Margarete-Höppel-Platz 1
97080 Würzburg

 

So erreichen Sie uns weiterhin:

Telefon: +49 931 201-78600
Faxnummer: +49 931 201-78620
E-Mail: kj_ambulanz@ ukw.de

 

Wir freuen uns auf Sie in den neuen Räumlichkeiten.

Das Ambulanzteam

 

Flyer mit Lageplan

Die Privatambulanz ist umgezogen

Liebe Patienten/innen, liebe Besucher/innen,

ab dem 06.09.2021 ist die Privatambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Pförtnerhaus direkt an der Einfahrt/neben der Schranke zu finden.

Privatambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Privatambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Bitte melden sie sich direkt dort zur Anmeldung.

Sie erreichen die Privatambulanz ab sofort unter folgender Telefonnummer +49 931 201-78600 oder per Email unter kj_privat@ ukw.de 

Ihr Sekretariat

Privatambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Privatambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Prof. Dr. Lorenz Deserno: Wie entstehen psychische Symptome im Zusammenspiel von Gehirn und Verhalten?

Seit diesem Jahr hat Prof. Dr. Lorenz Deserno am Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg die W2-Professur für Experimentelle Neurowissenschaften in der Entwicklungspsychiatrie inne. Zu seinem Forschungsfokus zählen die Zusammenhänge zwischen der funktionell-strukturellen Entwicklung des Gehirns und impulsivem Verhalten. Langfristiges Ziel ist es, die Diagnose und Therapie von kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen, besonders im Bereich der ADHS, zu verbessern.

Ein langfristiges Ziel von Prof. Dr. Lorenz Deserno ist es, Methoden aus der kognitiven und computationalen Neurowissenschaft auf ihre klinische Relevanz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu überprüfen. Bild: Charite/Mediendienstleistungen/Baar

„Wir wollen verstehen, wie Hirnprozesse dazu führen, dass sich bestimmte Verhaltensweisen entwickeln und wie daraus psychische Symptome bei Kindern und Jugendlichen entstehen können“, umreißt Prof. Dr. Lorenz Deserno das Kernfeld seiner zukünftigen Tätigkeit an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPPP) des Uniklinikums Würzburg (UKW). In diesem Frühjahr trat der 1985 geborene Frankfurter die neu definierte W2-Professur für Experimentelle Neurowissenschaften in der Entwicklungspsychiatrie an.

Erfolgreiche Promotion in der Hirnforschung

Ausgangspunkt für die medizinische Karriere von Lorenz Deserno war sein Studium der Humanmedizin an der Charité in Berlin zwischen 2005 und 2012. „Gegen Ende des Studiums entwickelte ich ein besonderes Interesse an der Hirnforschung bei psychischen Erkrankungen“, erinnert sich der Neu-Würzburger. Wegweisend war für ihn dabei seine Doktorarbeit an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie zu kognitiven Defiziten bei schizophrenen Patienten. „Dabei kam ich mit der funktionellen Bildgebung und mit weiteren kognitions-neurowissenschaftlichen Methoden in Kontakt. Ich beschäftigte mich mit der Frage, wie sich in Hirnaktivierungsmustern bestimmte Formen zu denken und zu handeln abbilden“, erläutert Deserno. Für seine Doktorarbeit erhielt er den Hans-Heimann-Preis 2014 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde sowie den Robert-Koch-Preis 2015 der Charité.

Beschäftigung mit impulsiven Verhaltensweisen

Angespornt durch die spannende Forschungsarbeit und den damit verbundenen Erfolg, stieg der junge Mediziner unmittelbar nach der Approbation in eine rein wissenschaftliche Tätigkeit in der Arbeitsgruppe seines Doktorarbeitsbetreuers ein. Diesem folgte er auch ans Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften nach Leipzig. „Die Arbeit an dieser grundlagenorientierten, außeruniversitären Forschungseinrichtung habe ich als große Bereicherung erlebt“, verdeutlicht Prof. Deserno. Während es in seiner Zeit an der Charité schwerpunktmäßig um schizophrene Erkrankungen ging, wandte er sich in Leipzig impulsiven Verhaltensweisen zu, wie sie beispielsweise bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), bei Substanzmissbrauch und bei kontrollverlustartigen Essanfällen auftreten. „So unterschiedlich diese psychischen Symptome und Erkrankungen auch sind, stellt sich doch die spannende Frage, ob dem damit verbundenen, impulsiven Verhalten im Gehirn der Patienten ähnliche Prozesse und Strukturen zugrundeliegen“, sagt der Professor.
Im Verlauf seiner wissenschaftlichen Arbeit zeigte sich außerdem, dass viele dieser Verhaltensweisen ihre Wurzeln in der Kindheit der Betroffenen haben, was Lorenz Deserno in die Kinder- und Jugendpsychiatrie führte – und dort auch in die klinische Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, die er noch in seiner Leipziger Zeit begann.

Spezialkenntnisse zu computationalen Modellen

Als letzte Etappe seiner Karriere vor dem Ruf nach Würzburg forschte er ab dem Jahr 2018 am University College London beim Max Planck UCL Centre for Computational Psychiatry and Ageing Research. „Hier konnte ich speziell meine Kenntnisse in dem noch jungen interdisziplinären Feld der ‚Computational Psychiatry‘ vertiefen“, erläutert Prof. Deserno. Konkret geht es in seinem Fall dabei darum, spezifische Hypothesen zu den oft sehr komplexen neurokognitiven Prozessen mit mathematischen Modellen zu überprüfen. Diese computationalen Modelle gehören zu den wesentlichen Elementen seines Methodenportfolios. Hinzu kommen Fragebögen, Verhaltensexperimente, neuronale Messungen mit Magnetresonanztomographie (MRT), Elektroenzephalogramm (EEG) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sowie pharmakologische Manipulationen. Ein neuer Zweig umfasst zudem die Erhebung von Daten „online“ oder mit Hilfe des Smartphones.

Von Dopamin und Impulsivität zur Therapie von ADHS

Mit diesen „Werkzeugen“ soll erforscht werden, wie der Neurotransmitters Dopamin die Balance zwischen zielgerichteten und habituellen Verhaltensweisen reguliert. „Wir vermuten, dass Störungen dieses Gleichgewichts ein Grund für Verhaltensweisen sein könnten, bei denen Patienten impulsiv die Kontrolle verlieren“, erklärt Prof. Deserno. Darauf aufbauend will Prof. Deserno am UKW nun unter anderem die psychopharmakologischen Therapieantworten bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS untersuchen. Er erläutert: „Wir wissen, dass der unter dem Handelsnamen Ritalin bekannte Arzneistoff Methylphenidat in vielen Fällen eine gute klinische Wirkung zeigt – aber ein gewisser Anteil der Patienten reagiert darauf leider nicht mit einer klinisch zufriedenstellenden Verbesserung.“ Und auch die Kinder, die zunächst gut auf die Therapie ansprechen, zeigen nach seinen Worten häufig nicht zufriedenstellende Langzeitverläufe. „Hier wäre es großartig, wenn es uns gelänge, mit neurokognitiven Methoden einen oder mehrere Marker zu identifizieren, die uns vor Beginn einer Therapie sagen könnten, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Patient positiv auf die Behandlung reagiert“, sagt der Professor.
Ein weiteres, schon in Leipzig von ihm begonnenes Forschungsprojekt soll in Würzburg fortgeführt werden. Hier geht es um die Frage, wie sich jugendliche und erwachsene Patienten mit kontrollverlustartigen Essanfällen, die meist auch adipös sind oder werden, auf der neurokognitiven Ebene von „nur“ adipösen Menschen unterscheiden.
Insgesamt beschreibt er seinen wissenschaftlichen Ansatz als patienten- und kliniknahe Grundlagenforschung. Er betont: „Unser zentrales – und methodisch auch schwierigstes – Ziel ist es, die Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen zu verbessern. Daneben – und im Vergleich etwas leichter zu erreichen – haben wir die Chance, unser Detailwissen über das Gehirn zu erweitern.“ Diese Priorisierung versucht Lorenz Deserno auch in der Lehre zu vermitteln. Bei diesem Aspekt seiner Professur liegt ihm nach eigenen Angaben ferner am Herzen, klinisch-wissenschaftliche Werdegänge so zu fördern, dass die jungen Medizinerinnen und Medizinern beide Arbeitspakete leisten können. Bei Interesse an einer medizinischen oder naturwissenschaftlichen Promotion oder einer Abschlussarbeit aus angrenzenden Fächern, wie der Psychologie oder den Kognitions- und Neurowissenschaften, stehen für Nachwuchswissenschaftler/innen und Studierende die Türen offen.

Passendes Forschungsumfeld am UKW

Am Zentrum für Psychische Gesundheit fand der Professor ein Umfeld vor, das sehr gut zu seinen Forschungszielen passt. „An der KJPPP wird die Forschung zu impulsiven Erkrankungen seit langer Zeit gepflegt – zum Beispiel bei ADHS durch den Klinikdirektor Prof. Marcel Romanos und seinen Vorgänger Prof. Andreas Warnke“, beschreibt Prof. Deserno und fährt fort: „Zusätzlich hat sich hier in den letzten Jahren der Schwerpunkt der Entwicklungspsychiatrie herausgeprägt, was man nicht zuletzt an der W2-Professur für Entwicklungspsychiatrie im Rahmen der Erwachsenenpsychiatrie sehen kann, die in 2019 mit Prof. Sarah Kittel-Schneider besetzt wurde .“ Auch das im letzten Jahr in Würzburg gegründete Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) passe hervorragend zu seiner wissenschaftlichen Ausrichtung.
Prof. Lorenz Deserno trat die Professur am UKW formal zum 1. Februar 2020 an. Es folgte eine fünfmonatige Elternzeit, so dass er seine Forschungsarbeit Anfang Juli aufnehmen konnte.

 

Link zur Pressemitteilung

Ein langfristiges Ziel von Prof. Dr. Lorenz Deserno ist es, Methoden aus der kognitiven und computationalen Neurowissenschaft auf ihre klinische Relevanz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu überprüfen. Bild: Charite/Mediendienstleistungen/Baar

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