Therapie der Peritonealkarzinose

Für die Behandlung einer Peritonealkarzinose existieren keine einheitlichen Standards. Die Therapieentscheidung muss immer individuell durch erfahrene Expertinnen und Experten im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz getroffen werden. Wir bieten als eines von wenigen Zentren in Deutschland neben zytoreduktiver Chirurgie und HIPEC auch das innovative PIPAC-Verfahren an.

Zytoreduktive Chirurgie (CRS)

Die sogenannte zytoreduktive Chirurgie – englisch cytoreductive surgery (CRS) – ist in ausgewählten Fällen sinnvoll. Dieser Eingriff hat das Ziel, die Tumormasse auf ein Minimum zu reduzieren. Die erkrankten Teile des Bauchfells werden dabei mit entfernt. Je nachdem, welche Bauchfellanteile betroffen sind, müssen auch Abschnitte von Organen wie dem Darm mit entnommen werden. Es handelt sich um eine sehr ausgedehnte Operation, die nur dann erfolgversprechend ist, wenn sich der Tumor komplett oder nahezu komplett entfernen lässt. Außerdem ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Eingriff in einem Zentrum mit ausreichender Erfahrung durchgeführt wird.

HIPEC

Im Rahmen des gleichen Eingriffs wird der Bauchraum zusätzlich mit einem Chemotherapeutikum gespült. Dieses Verfahren wird HIPEC (hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) genannt. Um die Wirkstoffaufnahme in die Tumorzellen zu verbessern, wird das Medikament auf bis zu 42°C erhitzt und die Bauchhöhle eine Stunde lang damit gespült. Auf diese Weise sollen verbliebene Tumorzellen abgetötet werden, die chirurgisch nicht entfernt werden konnten.

Wir sind eines von sechs HIPEC-Zentren in Deutschland und haben viel Erfahrung mit dieser aufwendigen Behandlungsmethode.

PIPAC

Nicht in allen Fällen ist es möglich, eine Peritonealkarzinose zu operieren und eine HIPEC durchzuführen – zum Beispiel dann, wenn der Tumor in Blutgefäße oder den Dünndarm eingewachsen ist. Manchmal ist es aber auch der Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten, der eine mehrstündige und körperlich belastende Operation mit anschließender Chemotherapie nicht zulässt.

Als zusätzliche Therapieoption für solche Fälle wurde das schonendere PIPAC-Verfahren entwickelt (pressurized intraperitoneal aerosol chemotherapy, Druck-Aerosol-Chemotherapie). Durch den verwendeten Druck und die Vernebelung gelangt bei diesem Verfahren mehr Wirkstoff in das Tumorgewebe als bei einer Chemotherapie über die Vene – und wahrscheinlich auch mehr als bei einer HIPEC.

Wie läuft eine PIPAC-Behandlung ab?

Die PIPAC-Behandlung erfolgt minimal-invasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Zuerst wird auch bei diesem Verfahren immer die Bauchhöhle von der Chirurgin oder dem Chirurgen visuell beurteilt, um das aktuelle Ausmaß der Peritonealkarzinose abzuschätzen. Dabei werden Gewebeproben von tumorverdächtigen Stellen entnommen, um die Diagnose zu sichern und im Verlauf den Therapieerfolg messen zu können. Anschließend wird ein Chemotherapeutikum als Aerosol in die Bauchhöhle vernebelt, das sich dort gleichmäßig verteilt und nach 25 Minuten wieder abgesaugt wird.

Die PIPAC-Behandlung wird von den Patientinnen und Patienten meist sehr gut vertragen. Sie können nach dem Eingriff auf die Normalstation verlegt und abhängig vom Befinden und den Laborkontrollen innerhalb weniger Tage nach Hause entlassen werden.

Das PIPAC-Verfahren als zusätzliche Therapie

Bei diesem Verfahren handelt es sich um keine eigenständige Therapie, sondern um ein Verfahren, das zusätzlich zu einer systemischen Chemotherapie angewendet wird.

Nach Absprache mit der behandelnden Onkologin oder dem behandelnden Onkologen kann das PIPAC-Verfahren mit in die Zyklen der laufenden Chemotherapie eingebunden werden. Es sollte insgesamt zwei- bis dreimal in einem Abstand von vier bis sechs Wochen durchgeführt werden.

Wie wirkt das PIPAC-Verfahren?

Es wird allgemein angenommen, dass bei einer Chemotherapie über die Vene aufgrund der schlechten Durchblutung keine ausreichende Wirkstoffdosis im Bauchfell erreicht wird. Durch das PIPAC-Verfahren erzielt man eine deutliche höhere Dosis am Bauchfell und eine zusätzliche Eindringtiefe in das Gewebe von bis zu 4 mm. Experimentelle Studien legen nahe, dass der Wirkstoff auch tiefer in das Tumorgewebe eindringt als bei einer HIPEC.

Therapieziele bei PIPAC

Ziel dieses Verfahrens ist es, das Ausmaß der Peritonealkarzinose zu begrenzen und die damit verbundenen negativen Auswirkungen zu reduzieren oder zu vermeiden. Neben Schmerzen gehören dazu auch Probleme mit der Stuhlpassage und vor allem die Ansammlung von Bauchwasser (Aszites).

Bei sehr gutem Ansprechen kann es vereinzelt zu einer kompletten Rückbildung (Vollremission) oder deutlichen Abnahme der Peritonealkarzinose kommen, sodass gegebenenfalls noch eine chirurgische Entfernung erfolgen kann. Es kommt aber auch vor, dass die Peritonealkarzinose nicht auf die Behandlung anspricht und die Erkrankung trotzdem voranschreitet. In diesen Fällen ist eine Fortführung des PIPAC-Verfahrens über die Anfangszyklen hinweg nicht sinnvoll.

Für wen ist die PIPAC geeignet?

Ob eine Patientin oder ein Patient für die PIPAC infrage kommt, ist vor allem vom Ausmaß des Tumorleidens abhängig. Die Entscheidung erfolgt nach eingehender Untersuchung, Sichtung aller Befunde und Fallbesprechung im interdisziplinären Tumorboard.

Das PIPAC-Verfahren stellt einen weiteren Baustein im Rahmen einer palliativen Tumortherapie zur Verbesserung der Lebensqualität betroffener Patientinnen und Patienten dar.

Ansprechpersonen

Porträtfoto Prof. Dr. med. A. Wiegering

Prof. Dr. med.
A. Wiegering

Leiter und Koordinator des Viszeralonkologischen Zentrums

+49 931 201-0

Porträtfoto Dr. med. N. Matthes


N. Matthes

Assistenzarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie

+49 931 201-0

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