Pflege – weil ich's kann!
Öffentliche Wahrnehmung des Pflegeberufs
Unser Pflegeberuf schwankt in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen der Aufdeckung von Missständen und der Glorifizierung als systemrelevante Heldinnen und Helden. Zwischen diesen beiden Gegensätzen braucht es eine realitätsnahe und differenzierte Darstellung unserer Tätigkeit. Wir möchten unsere Aufgaben, Kompetenzen und Fähigkeiten sichtbarer machen und uns selbstbewusst mit unserem Beruf identifizieren – voller Stolz auf das, was wir leisten.
Unser Projektteam „Pflege – weil ich's kann!“
Seit März 2024 haben wir – 50 Pflegekräfte aus verschiedenen Fachbereichen des Uniklinikums mit unterschiedlichen Kompetenzen, Werdegängen und Alters – regelmäßig in Workshops getroffen, um die Herausforderungen und alltäglichen Hürden sowie die positiven und negativen Aspekte des Pflegeberufes zu thematisieren. Wir haben uns differenziert auseinandergesetzt mit Fragestellungen wie: Wie können wir als Universitätsklinikum die Wahrnehmung der Pflege von außen wirklich verändern? Wie stärken wir unser eigenes Selbstbewusstsein und unsere Wahrnehmung als Pflegekräfte? Warum ist Pflege für uns mehr als nur ein Beruf? Was macht uns stolz – und was stört uns?
Dabei war der Projektleitung und dem gesamten Team wichtig, dass viele Stimmen gehört werden – mit all ihren Kompetenzen, persönlichen Geschichten und den Herausforderungen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind. Durch das Clustern dieser wertvollen „Sammlung“ entstand die Idee des „10 für 10“ – mit 10 Personen nach und nach 10 Themenfelder zu erarbeiten, die Einfluss auf unser tägliches Doing haben, um diese mit den verantwortlichen Stakeholdern am Klinikum zu beleuchten und mögliche Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.
“Wie stärken wir unser eigenes Selbstbewusstsein und unsere Wahrnehmung als Pflegekräfte? Warum ist Pflege für uns mehr als nur ein Beruf? Was macht uns stolz – und was stört uns?”
Werte und Berufsstolz in der Pflege
Im Verlauf der Workshops bildeten sich mehrere Arbeitsbereiche heraus, aus denen unterschiedliche Teilprojekte gewachsen sind. So ist auch der Titel für unser Projekt „Pflege – weil ich's kann!“ entstanden.
Wir sind stolz darauf, was wir können und was wir jeden Tag leisten. Wir möchten nach außen zeigen, dass unser Beruf viel mehr ist als die leider häufig negative öffentliche Darstellung. Wir sind der Meinung, dass Pflege einen nachhaltigen Perspektivwechsel sowohl nach innen als auch nach außen braucht – von uns und mit uns:
- Weil Pflege eine Profession ist!
- Weil Pflege essenziell ist!
- Weil Pflege verantwortungsvoll ist!
- Weil Pflege stolz auf ihre Leistungen ist!
- Weil Pflege nicht mehr nur weiter beklatscht werden darf!
- Weil wir´s wert sind!
- Weil wir`s können!
Authentische Einblicke – Bildmotive aus dem Pflegealltag
Gemeinsam haben wir zehn Motive entwickelt, die unseren Pflegealltag am UKW authentisch zeigen. Dabei sind alle Personen echte Pflegekräfte. Ein Bild zeigt eine Neonatologie-Szene mit dem Titel „Ein Händchen für Händchen haben.“ Ein anderes zeigt die Intensivstation mit „Nah sein, wo es anderen fern liegt.“
Die Ausstellung eröffnete am 12. Mai am UKW, dem Tag der Pflege, und ist aktuell in der Magistrale des ZIM/ZOM zu sehen. Wir planen, die Ausstellung anschließend an weiteren Orten zu zeigen.
„Es ist wichtig, nach außen zu zeigen, was wir können und was wir leisten. Die Bilder und die Ausstellung kommen genau zum richtigen Zeitpunkt.“
Große Präsentation im Vogel Convention Center
Neben der Ausstellung haben wir eine große Veranstaltung im Vogel Convention Center organisiert, bei der wir die ersten Ergebnisse unserer Projektarbeit präsentiert haben – darunter auch unsere Fotomotive. Rund 700 Pflegekräfte des UKW nahmen am 10. April daran teil.
Als besondere Botschafterin unseres Projekts war die Spoken-Word-Künstlerin Leah Weigand zu Gast. Sie präsentierte unter anderem einen eigens mit uns entwickelten Poetry-Slam.
Ein besonders bewegender Moment war das selbst verfasste Gedicht von Angela Völker, stellvertretende Bereichsleiterin der Stationen 3 West und 4 West der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des UKW. Ihre Worte berührten viele und gaben unserer Veranstaltung eine besondere Tiefe.
Das ganze Gedicht lesen
Ich wandle hier auf dieser Erde
für genau ein Leben lang.
Wer ich bin und was ich werde,
ist für mich von größtem Belang.
Ich wählte ganz aus freien Stücken
einen Weg für mich aus.
Kein andrer könnt mich so beglücken,
denn ich fand meine Berufung heraus.
Mein Herz schlägt impulsiv und auch sehr
laut
für mein Denken und Handeln in der Pflege.
Ich habe mir sehr viel aufgebaut,
mit diesem anspruchsvollen Job,
in dem ich täglich alles gebe.
Ich habe gelernt zu helfen und zu heilen
und das mit großer Professionalität.
In Sekunden ist es mir möglich zu beurteilen,
ob gerade ein Problem im Raum steht.
Ob Anatomie, Physiologie oder
pathologische Befunde –
mein Wissen ist unfassbar groß.
Ob Medikamentenlehre oder Gesetzeskunde;
ich verknüpfe alle Informationen rigoros.
Ich bin fähig den Menschen vor mir regelrecht zu
scannen.
Ich kann Unstimmigkeiten sofort erkennen.
Fühlt der Patient sich wohl? Geht es ihm gut?
Ich bin präsent, spende Hoffnung und auch Mut.
Ich trage Verantwortung und muss vieles
entscheiden –
mit sehr viel Herz und gleichermaßen viel
Verstand.
Was ist jetzt wichtig, was muss ich vermeiden?!
Welche ist die richtige Infusion, welcher der
richtige Verband?
Das alles kann ich nicht alleine,
die Last ist für ein paar Schultern viel zu schwer.
Wir sind vor Ort ein starkes Team und auch
interdisziplinär.
Ich bin ein Teil von einem großen starken WIR.
Ich helfe dir und du hilfst mir.
Hand in Hand geht es voran.
Meine Profession:
Die Pflege – weil ich‘s kann.
Botschafterinnen und Botschafter als Stimmen der Pflege
Ein wichtiger Schwerpunkt unseres Projekts liegt auf der Verbesserung der internen und externen Darstellung und damit auch der Wahrnehmung, was Pflege an einem Universitätsklinikum wie unserem bedeutet. Hierfür haben wir die Pflegebotschafter etabliert: Sie informieren die Pflegenden durch verschiedene Aktionen über weitere Projekte der Kampagne und fördern fortlaufend den Austausch, die Interaktion und das gegenseitige Verständnis innerhalb der Uniklinik – innerhalb der einen und auch gegenüber anderer Berufsgruppen.
Kontakt
pflegedirektion@ ukw.de
Anschrift
Universitätsklinikum Würzburg | Pflegedirektion | Oberdürrbacher Straße 6 | 97080 Würzburg | Deutschland