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Corona braucht nur einen Türöffner

Warum kann sich das Coronavirus SARS-CoV-2 so effizient verbreiten? Dazu gibt es in der Wissenschaft viele Hypothesen. Eine Würzburger Forschungsgruppe hat nun einige offene Fragen beantwortet.

Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt.
Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt. Nach der Bindung verschmelzen die Membranen und setzen virale Bestandteile (violett) frei. (Bild: RVZ)

In Europa ist die im Jahr 2020 vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie inzwischen weitgehend unter Kontrolle. Doch warum sich dieses Virus so effizient ausbreiten kann, ist immer noch unklar. Ein Forschungsteam um Simone Backes, Gerti Beliu und Markus Sauer  der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat nun in einer Veröffentlichung in der „Angewandte Chemie“ gezeigt, dass einige bisherige Annahmen neu überdacht werden müssen.

So bindet das Virus nicht mit mehreren Oberflächenproteinen gleichzeitig an mehrere Rezeptoren der zu infizierenden Zelle. Diese Vermutung war bislang ein Erklärungsversuch, wie die Viren ihre Infektiosität erhöhen. Die Bindung an einen einzelnen Rezeptor führt auch nicht dazu, dass in der Folge weitere Rezeptoren an das Virus andocken. Die Würzburger Forschungsgruppe lieferte nun den Beweis, dass ein einziges Virus an einen einzigen Rezeptor bindet und so die Tür für eine hoch effiziente Infektion öffnet.

Worüber bisher nur spekuliert werden konnte

SARS-CoV-2 trägt durchschnittlich 20 - 40 stachelähnliche Spike-Proteine auf seiner Oberfläche. Mit diesen bindet es sich an ACE2-Rezeptoren in der Membran seiner Zielzellen, zum Beispiel in der Nase und im Rachen des Menschen. Werden diese Rezeptoren mit Antikörpern blockiert, kann die Zelle nicht mehr infiziert werden. „Dies legt nahe, dass die Bindung des Virus an den ACE2-Rezeptor der entscheidende Schritt der Infektion ist“, erklärt Sauer.

Die ACE2-Rezeptoren und ihre Interaktion mit den viralen Spike-Proteinen mikroskopisch sichtbar zu machen, war bisher nicht möglich. Daher blieb Vieles der Spekulation überlassen – etwa die Frage, ob die Viren mit mehreren Spikes an mehrere Rezeptoren binden, um den Eintritt in die Zelle zu erleichtern.

Es wurde auch für wahrscheinlich gehalten, dass die Rezeptoren in der Membran nicht einzeln, sondern paarweise oder in Dreiergruppen vorliegen, um somit effizienter an die trimerischen Spike-Proteine zu binden. Oder dass sie erst nach der Bindung an ein Spike-Protein zu solchen Gruppen zusammengeführt werden. Beides hängt stark von der Dichte der ACE2-Rezeptoren in der Membran ab.

Super-Resolution-Mikroskopie brachte Durchblick

Hier wollten die Würzburger Forschenden Klarheit schaffen: Sie markierten Antikörper mit Farbstoffen, um die Rezeptoren sichtbar und zählbar zu machen. Dazu nutzen sie verschiedene Zelllinien, die als Modellsysteme für die SARS-CoV-Infektion verwendet werden, und die in der Arbeitsgruppe von Markus Sauer entwickelte einzelmolekülempfindliche Super-Resolution-Mikroskopie-Methode dSTORM.

Es zeigte sich, dass zum Beispiel Vero-Zellen, die oft als Modell für eine Infektion mit SARS-CoV-2 verwendet werden, nur einen bis zwei ACE2-Rezeptoren pro Quadratmikrometer Zellmembran aufweisen. Das ist sehr wenig: „Bei anderen Membranrezeptoren liegt diese Zahl oftmals zwischen 30 und 80“, so Sauer weiter.

„Der mittlere Abstand zwischen benachbarten ACE2-Rezeptoren beträgt circa 500 Nanometer. Er ist damit wesentlich größer als ein Viruspartikel, das nur 100 Nanometer durchmisst“, sagt Backes. Die Vorstellung, dass ein Viruspartikel mit mehreren Spike-Proteinen gleichzeitig an mehrere Rezeptoren binden kann, sei daher sehr unwahrscheinlich, fügt sie hinzu.

ACE2-Rezeptoren sind immer einzeln

Die nächste offene Frage: Liegen die Rezeptoren auch als Paare oder Dreiergruppen in der Membran vor? „Nein. Sie kommen dort ausschließlich einzeln vor. Und das bleibt auch so, wenn ein virales Spike-Protein an sie gebunden hat“, sagt Beliu, Gruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum. Für eine Infektion reiche es aus, wenn ein einziger Spike an einen einzigen Rezeptor bindet.

Mit diesen Ergebnissen konnte das JMU-Team viele ursprünglich aufgestellten Hypothesen zur Interaktion viraler Partikel mit mehreren ACE2-Rezeptoren widerlegen. Es zeigte auch, dass Wirtszellen mit einer höheren ACE2-Expression erwartungsgemäß leichter infiziert werden. Aber auch die Lipidzusammensetzung der Membran und weitere Faktoren beeinflussen die Infektionseffizienz.

Das JMU-Team will möglichst viel Detailwissen über den Zelleintrittsmechanismus von Coronaviren sammeln, um den Infektionsvorgang besser zu verstehen. Dies könnte letztlich zu einer besseren Prävention und zur Entwicklung besserer Medikamente gegen COVID-19 beitragen. Als nächstes wollen die Würzburger Forscher den Eintrittsmechanismus mit hochauflösender Lichtblatt-Mikroskopie analysieren.

Förderung

Die beschriebenen Arbeiten wurden vom Europäischen Forschungsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Publikation

Coronaviruses Use ACE2 Monomers as Entry-Receptors. Patrick Eiring, Teresa Klein, Simone Backes, Marcel Streit, Marvin Jungblut, Sören Doose, Gerti Beliu, Markus Sauer, Angewandte Chemie International Edition, e202300821, 27. März 2023, https://doi.org/10.1002/anie.202300821  

Kontakt

Prof. Dr. Markus Sauer, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging und Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, Biozentrum, University Würzburg, Germany +49 931 31-88687, m.sauer@ uni-wuerzburg.de

Dr. Gerti Beliu, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging, University Würzburg, Germany, +49 931 31-89733, gerti.beliu@uni-wuerzburg.de Dr. Simone Backes, Institute for Virology and Immunbiology, University Würzburg, simone.backes@ uni-wuerzburg.de

Dr. Daniela Diefenbacher, Pressestelle, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging, University Würzburg, +49 931 31-88631, daniela.diefenbacher@ uni-wuerzburg.de 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 13.06.2023

Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt.
Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt. Nach der Bindung verschmelzen die Membranen und setzen virale Bestandteile (violett) frei. (Bild: RVZ)

Uniklinikum Würzburg: Abschied von Seelsorgerin Andrea Lorey

Ende Mai dieses Jahres verließ Andrea Lorey das ökumenische Seesorgeteam des Uniklinikums Würzburg und startete in die Freistellungsphase der Arbeitsteilzeit.

Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg.
Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Arnika Hansen

Würzburg. Die Pastoralreferentin Andrea Lorey war seit Oktober 2016 als katholische Seelsorgerin am Uniklinikum Würzburg (UKW) tätig, zuletzt auf der Palliativstation und in der Frauenklinik. Ende Mai dieses Jahres startete sie in die Freistellungsphase der Arbeitsteilzeit. Die Theologin und Sozialpädagogin (Jahrgang 1960) blickt mit Dankbarkeit auf die vergangenen fast sieben Jahre in der Klinikseelsorge zurück. „Ich habe sehr gerne die Patientinnen und Patienten begleitet. Besonders gefreut habe ich mich auch über die große Wertschätzung und Kooperationsbereitschaft der Klinikumsbeschäftigten – ob nun aus der Pflege, der Ärzteschaft, dem Vorstand oder der Verwaltung“, sagt Andrea Lorey. Eine persönliche Bereicherung und Vorbild waren für sie Menschen, die trotz teils schwerer Krankheit Lebensfreude und Hoffnung ausstrahlten.

Ein Dienst auch mit seelischen Herausforderungen

Natürlich war der Dienst am UKW nicht frei von Härten. „In der Pandemiezeit blutete mir, wie so vielen, das Herz, wenn die Patientinnen und Patienten nicht von ihren Angehörigen und Freunden besucht werden konnten“, schildert die Seelsorgerin. Auch der Kontakt zu kranken und sterbenden Kindern war für sie eine besondere seelische Herausforderung. „Da war es gut, dass wir uns als Seelsorgeteam immer die Möglichkeit gaben, die eigenen Gedanken widerzuspielen und uns gegenseitig wieder aufzurichten“, betont Lorey.Für den kommenden Ruhestand hat sie keine „großartigen Pläne“. Vielmehr freut sie sich auf die Freiheit, sich in Ruhe den „kleinen Dingen“ des täglichen Lebens widmen zu können: Gartenarbeit, Besuche, Radfahren – oder auch einfach nur, ohne Zeitdruck tagsüber einkaufen gehen zu können.

Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg.
Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Arnika Hansen

„Grüne Endoskopie“ am UKW: Pilotprojekt soll CO2-Abdruck senken

Temperaturanpassungen und Wechsel der Verbrauchsgüter als erste Maßnahmen bereits in der Umsetzung / 100 Prozent Ökostrom im Einsatz

Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln.
Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln. Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Wie kann der CO2-Verbrauch ganz konkret in einem Klinikbereich gesenkt werden? Darum geht es in einem Pilotprojekt in der Endoskopie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). In einem ersten Schritt wurden umfangreich alle erforderlichen Daten erhoben. Jetzt wird geprüft, ob die umgesetzten Schritte einen Effekt bringen.

Prof. Dr. Alexander Meining, Leiter des Bereiches und Lehrstuhlinhaber für Gastroenterologie am UKW, initiierte das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Dorothea Henniger: „Der erste arbeitsintensive Schritt war, überhaupt Daten zu sammeln. Denn natürlich mussten wir wissen, wie hoch der CO2-Verbrauch für unsere Abteilung ist. Nur, wenn wir hier Transparenz haben, können wir auch Maßnahmen ergreifen, um unseren Verbrauch zu senken“, so Prof. Meining.

Begleitet wurde das Projekt von einem externen Beratungsunternehmen. Im Mittelpunkt standen dabei die Themenfelder Heizung, Stromverbrauch, Müll und Verbrauchsgüter in der Endoskopie. Diese wurden dann drei Geltungsbereichen (energiewirtschaftlicher Fachbegriff: “Scopes“) zugeordnet. Zum ersten Geltungsbereich zählt etwa die Heizung. Prof. Meining: „Hier kamen wir auf einen Wert für unsere Abteilung von 36 Tonnen CO2-Auivalenten im Jahr. Streng genommen müssten hier auch die Werte für die Anfahrt der Mitarbeiter und Patienten zugordnet werden. Dies haben wir auch aus organisatorischen Gründen jedoch außen vorgelassen.“ Beim Stromverbrauch hingegen steht ein Wert von „Null“. Der Grund: Das Universitätsklinikum bezieht zu 100 Prozent Ökostrom.

100 Prozent Ökostrom am Universitätsklinikum Würzburg

Beim dritten Geltungsbereich (Scope 3) ging es um die Verbrauchsgüter, z.B. Schutzkittel, Schläuche, Schlingen, Drähte und dergleichen. Sowohl die Verpackung als auch der Transport wurden hier bezgl. des CO2-Fußabdruckes untersucht. Dazu wurde ein umfangreicher Fragebogen an die Herstellerfirmen geschickt. Zudem wurde ein Rechnungstool entwickelt, um den CO2-Abdruck für den Transport jedes eingesetzten Produktes zu ermitteln. Im Ergebnis stand hier ein CO2-Wert von 27 Tonnen für die Verbrauchsgüter. Insgesamt wurden 359 Güter untersucht.

Das Ergebnis: „Nach der Erhebung haben wir bei 224 Produkten den Hersteller gewechselt. Statt z.B. aus Fernost kommen manche Produkte jetzt aus Europa, in einem Fall sogar aus Mittelfranken. Das wird gerade den CO2-Verbrauch durch den Transport enorm reduzieren“, so Prof. Meining. Er betont aber auch: „Ohne die intensive Datenrecherche und die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem Einkauf und weiteren Abteilungen wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Und: Der Anbieterwechsel darf keine Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung haben.“ Zusätzlich wurde auch die Raumtemperatur für Eingriffsräume um zwei Grad gesenkt, um auch hier den Heizungsverbrauch zu mindern.

Ausgangspunkt: 63 Tonnen CO2 pro Jahr

Am Ende dieser ersten Projektphase stand daher ein jährlicher CO2-Fußabdruck von 63 Tonnen für die UKW-Endoskopie. Aktuell läuft die zweite Phase, um den Effekt der ergriffenen Maßnahmen zu messen. „Natürlich hoffen wir, dass unser CO2-Verbrauch dadurch dauerhaft sinkt. Aber ebenso wichtig ist die Erkenntnis: Es ist machbar, den abteilungseigenen CO2-Fußabdruck konkret zu messen und es ist möglich, gezielte Maßnahmen einzuleiten. Das haben wir erfolgreich gezeigt. Und gerade viele jüngere Kolleginnen und Kollegen waren absolut beindruckt von dem Projekt. Auch das ist ein wichtiger Effekt. Der grundlegende Ansatz ist auch auf andere Fachgebiete übertragbar. Hier gibt es schon einige Anfragen“, so der Würzburger Gastroenterologe.

Schon jetzt steht zudem fest: Durch den Herstellerwechsel konnte zudem die Müllmenge um 16 Prozent reduziert werden. Die weiteren Ergebnisse des Projektes werden aktuell ausgewertet.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Alexander Meining
E-Mail: meining_a@ ukw.de 

Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln.
Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln. Foto: UKW / Stefan Dreising

Uniklinikum Würzburg: FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann zu Gast in der Nuklearmedizinischen Klinik

Prof. Dr. Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, informierte sich am Uniklinikum Würzburg auf Einladung des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung über Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der nuklearmedizinischen Forschung und Patientenversorgung.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann (Bildmitte), eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung. Bilder (3): UKW / Helmuth Ziegler

Würzburg. Am 6. Juni dieses Jahres besuchte Prof. Dr. Andrew Ullmann, Bundestagsabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg (UKW). Er folgte damit der Einladung des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung. Das strukturoffene Expertennetzwerk wurde im Jahr 2021 von der Novartis Radiopharmaceuticals GmbH initiiert. Ziel ist es, den interdisziplinären Austausch von Ärztinnen und Ärzten, Patientenorganisationen sowie politischen Entscheiderinnen und Entscheidern in der nuklearmedizinischen Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten in Deutschland zu verbessern.

Erfolgreicher Einsatz von Theranostik 

Prof. Dr. Andreas Buck, der Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik des UKW, ist einer der Partner des Kompetenznetzwerks. Als Einstieg in das Treffen gab der renommierte Nuklearmediziner MdB Ullmann und Magnus Fischer als Vertreter des Kompetenznetzwerks einen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten der Theranostik. Der Begriff verbindet die beiden Wörter Therapie und Diagnostik und weist darauf hin, dass sich in der Nuklearmedizin mit dem selben Wirkprinzip sowohl Krankheiten aufspüren, als auch behandeln lassen. „Wir setzen Theranostik unter anderem sehr erfolgreich bei Neuroendokrinen Tumoren, Prostatakarzinomen sowie Lymphomen und Leukämien ein“, berichtete der Klinikdirektor. Nach seinen Worten kommen für manche dieser patientenindividuellen, präzisionsmedizinischen Therapien Erkrankte aus aller Welt, beispielsweise sogar aus Japan, ans UKW.

Forschungs- und versorgungspolitische Rahmenbedingungen gestalten

Nach einem Rundgang durch die Nuklearmedizinische Klinik diskutierte die durch weitere Fachleute des UKW und des Kompetenzwerks bereicherte Runde Probleme des Fachgebiets, die sich aus den derzeitigen forschungs- und versorgungspolitischen Rahmenbedingungen ergeben. Eine der Fragen dabei war, wie die Abrechnungsmöglichkeiten für diagnostische Radiopharmaka in der ambulanten fachärztlichen Versorgung weiterentwickelt werden können. Hierzu sagte Prof. Ullmann: „Das Konzept von Theranostika ist relativ neu und innovativ. Deshalb muss das bestehende Abrechnungssystem überarbeitet werden, um es für Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu machen, diese innovative Form der Therapie den Patientinnen und Patienten anbieten zu können. Dies könnte durch eine Anpassung der Gebührenordnung oder durch spezielle Vergütungsmodelle für innovative Therapieformen geschehen.“

Als weiteren Punkt widmete sich das Infogespräch der zukünftigen Gewährleistung einer bedarfsgerechten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit zugelassenen Radiopharmaka. Laut Prof. Ullmann wäre es ein Fehler, hier die Lösung in einfachen und nicht patientengerechten planwirtschaftlichen Modellen zu suchen. „Kurzfristig hat die Bundesregierung die ersten richtigen Schritte eingeleitet, aber langfristig müssen wir noch mehr tun“, betonte der Politiker und fuhr fort: „Das heißt vor allem eine raschere Nutzenbewertung, damit Arzneimittel und Therapeutika bei den Patientinnen und Patienten zeitnah Anwendung finden können. Ein weiterer Punkt wäre die zuverlässige Diversifizierung der Lieferketten, um die Abhängigkeit von einzelnen Ländern zu reduzieren. Dazu gehört auch, dass wir im europäischen Raum die Produktion attraktiver machen und auch den Blick nach Afrika richten.“ Nach seiner Auffassung wird das deutsche Gesundheitssystem ohne Anreizsysteme für die Pharmaunternehmen keine stabile Versorgung für die kommenden Jahrzehnte aufbauen können. 

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann (Bildmitte), eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung. Bilder (3): UKW / Helmuth Ziegler

Fünf Jahre KIONET: Eine starke Stimme für krebskranke Kinder in Bayern

Jubiläum von KIONET: Erster Bayerischer Kinderkrebstag am 12. Juni 2023 / Pressetermin am 12. Juni ab 13.45 Uhr in München

 

Prof. Dr. Paul-Gerhardt-Schlegel, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Würzburg (UKW).
Prof. Dr. Paul-Gerhardt-Schlegel, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Würzburg (UKW). Foto: UKW

Würzburg/München. KIONET – das Kinderonkologische Netzwerk Bayern – wird am Montag, 12. Juni 2023, fünf Jahre alt. In ihm haben sich die kinderonkologischen Abteilungen und Zentren der Universitätsklinika Augsburg, Erlangen, der LMU München und der TU München sowie Regensburg und Würzburg zusammengeschlossen, um für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Durch KIONET soll jedes Kind Zugang zu innovativen Krebstherapien im Rahmen klinischer Studien erhalten – und das in der Nähe seines jeweiligen Wohnortes. Das fünfjährige Bestehen des Netzwerks wird am 12. Juni 2023 im Bayerischen Landtag in München gewürdigt – als erster Bayerischer Kinderkrebstag. Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, sowie Landtagspräsidentin Ilse Aigner sprechen Grußworte.

Prof. Dr. Paul-Gerhardt-Schlegel, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Würzburg (UKW) erläutert: „Wir verfolgen mit KIONET die gemeinsame Mission, jedem Kind in Bayern die bestmögliche innovative Therapie zu ermöglichen. Seit der KIONET Gründung 2018 haben wir erfolgreich gemeinsame Strukturen aufgebaut, die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten mit innovativen Therapien verbessert und zusammen wichtige wissenschaftliche Projekte umgesetzt.“ Unter dem Dach von KIONET versorgen die kinderonkologischen Abteilungen Bayerns krebskranke Patientinnen und Patienten vom Neugeborenen bis zum 18-Jährigen. Beim ersten Bayerischen Kinderkrebstag am kommenden Montag (12. Juni) in München stellen KIONET-Vertreterinnen und -Vertreter Glanzlichter und Erfolgsgeschichten aus den vergangenen fünf Jahren vor und erläutern, welche Ziele der Zusammenschluss mit Unterstützung des Landtages und der Staatsministerien in den kommenden fünf Jahren erreichen will. 

„Damit wir Krebsbehandlungen weiterentwickeln können, ist es ganz entscheidend, auch die Perspektiven von Eltern und von ehemaligen Patientinnen und Patienten einzubeziehen“, betont Prof. Dr. Markus Metzler, Sprecher des Netzwerks und Leiter der Kinderonkologie des Uniklinikums Erlangen. Deshalb sind sie ein integraler Teil des KIONET-Netzwerks. Beim Bayerischen Kinderkrebstag zeigen sie auf, wie sie durch ihr Engagement den Fortschritt in der Kinderonkologie wesentlich fördern. Außerdem berichten bayerische Teilnehmende der „Mutmach-Fahrradtour“ der Deutschen Kinderkrebsstiftung davon, wie sie nach einer überstandenen Krebserkrankung im Kindesalter ihren persönlichen Weg ins Erwachsenenleben fanden.

Chronisch unterfinanzierte Kinderonkologie

Kranke Kinder und Jugendliche – speziell jene, die an Krebs leiden – brauchen besonders viel Zeit und Zuwendung. Sie profitieren von aktuellen Forschungsergebnissen und neuartigen Therapien, aber vor allem auch von einer individuellen Betreuung, die sich ihren Bedürfnissen anpasst. Neben Ärztinnen, Ärzten und Pflegefachkräften gehört zu dieser Betreuung u. a. die Sporttherapeutin, die ein Kind zu Bewegung animiert; die Musiktherapeutin, die mit einer Auswahl an Instrumenten ans Bett kommt; die Erzieherin, die einen Bastelnachmittag auf Station organisiert; der Psychologe, der das kranke Kind, aber auch seine Eltern und Geschwister mental unterstützt. „Im jetzigen Fallpauschalensystem wird den speziellen Anforderungen, die krebskranke Kinder haben, nicht Rechnung getragen“, bedauert Prof. Metzler. „Denn das System setzt Anreize, wenn es hohe Patientenzahlen und standardisierte Prozeduren gibt. In der Kinderonkologie haben wir aber genau das Gegenteil davon: geringe Fallzahlen und aufwendige Prozesse mit sehr individuellen Bedürfnissen. Das fünfjährige Bestehen von KIONET nehmen wir einmal mehr zum Anlass, gemeinsam mit einer Stimme für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern zu sprechen und ihnen mehr Gehör zu verschaffen“, so Markus Metzler.

Gesicherte Regelversorgung – zusätzliche Hilfe durch Spenden

Geht es um neue Forschungsprojekte und Angebote außerhalb der krankenkassenfinanzierten Regelversorgung, profitieren die kinderonkologischen Einrichtungen in Bayern von Spenden, die etwa über Elternvereine und Stiftungen dorthin gelangen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Dazu gehört z. B. die Elternküche auf Station oder die neue Terrasse, auf der kleine Patientinnen und Patienten die Sonne genießen können. Spendenfinanziert sind auch Übernachtungsplätze für Eltern, Geschwister- und Mentorenprogramme, aber eben auch die Kunst- oder die Musiktherapie mit entsprechendem Personal. „Es ist nicht und darf nicht die Aufgabe von Stiftungen und anderen Spendern sein, die kinderonkologische Regelversorgung zu stemmen“, insistiert Prof. Metzler. „Hier bedarf es dringend einer Anpassung der Finanzierung. Denn das Defizit in der Kinderonkologie schlägt sich in Stellenkürzungen nieder – zulasten unserer Patientinnen und Patienten.“

Einladung für Medienvertreterinnen und -vertreter

Im Rahmen des ersten Bayerischen Kinderkrebstages am Montag, am 12. Juni 2023, im Bayerischen Landtag (Max-Planck-Straße 1, Senatssaal) in München sind im Anschluss ab ca. 13.45 Uhr Interviews sowie Film- und Fotoaufnahmen mit den KIONET-Vertreterinnen und -Vertretern möglich. Um Anmeldung an info@ kionet-bayern.de wird gebeten.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Markus Metzler
Tel.: 09131 85-33731
info@ kionet-bayern.de 

Prof. Dr. Paul-Gerhardt-Schlegel, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Würzburg (UKW).
Prof. Dr. Paul-Gerhardt-Schlegel, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Würzburg (UKW). Foto: UKW

Noch mehr pflegerische Expertise in der Zentralen Notaufnahme des UKW

Zwölf Pflegefachkräfte der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) absolvieren Weiterbildungen in Notfallpflege und Chest Pain Unit / Hohe pflegerische Qualität bestätigt

Gruppenbild mit Pflegedirektor Marcus Huppertz (2. v. li. ) , Andreas Münch (li.) und den 12 Pflegefachkräften nach ihrer erfolgreichen Qualifizierung.
Gruppenbild mit Pflegedirektor Marcus Huppertz (2. v. li. ) , Andreas Münch (li.) und den 12 Pflegefachkräften nach ihrer erfolgreichen Qualifizierung. Bild: Annika Wolf / UKW

Würzburg. Einmaliges Ereignis in der ZNA des Würzburger Uniklinikums: In nur einem Monat erwarben insgesamt zwölf Pflegefachkräfte eine neue Qualifikation. Eine Pflegefachkraft bestand mit Bravour die Prüfung zur Pflegeexpertin Chest Pain Unit, drei Beschäftigte schlossen die zweijährige berufsbegleitende Fachweiterbildung Notfallpflege nach Empfehlungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) erfolgreich ab. Weitere acht Pflegefachkräfte absolvierten die Anerkennungsprüfung zur Notfallpflegerin oder zum Notfallpfleger (DKG). Vorrausetzung dafür war unter anderem eine mindestens siebenjährige Tätigkeit in der Notaufnahme. Dank ihrer umfassenden Berufserfahrung und einer kurzen aber intensiven Vorbereitung erzielten alle hervorragende Ergebnisse.

Auffallend war die diverse Zusammensetzung: In Voll- und Teilzeit arbeitende Pflegefachkräfte, auch eine Dauernachtwache, schlossen die Weiterbildungsmaßnahme ab, ein Pfleger darf sich 14 Monate vor Renteneintritt als Notfallpfleger bezeichnen.

Viel Lob und Anerkennung von den Führungskräften

Bei der Feier richtete Andreas Münch, pflegerische Leitung der Internistischen Spange der Notaufnahme, persönliche Worte an jede Pflegefachkraft: „Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neben sozialen Kompetenzen ausgezeichnetes Fach- und Erfahrungswissen besitzen, sind das Fundament unserer Notaufnahme“. Münch fährt fort: „Diese Qualifikationen bringen unser Team erneut ein Stück nach vorne und machen unsere Arbeit noch professioneller und besser.“ Marcus Huppertz, Pflegedirektor und Vorstandsmitglied des UKW, war ebenfalls bei der Feier vor Ort und freute sich mit den Kolleginnen und Kollegen: „Die pflegerische Arbeit in einer Notaufnahme ist komplex und entwickelt sich ständig weiter. Außerdem ist die Notaufnahme unser Schaufenster nach außen. Mit diesem Qualifikationsmix zeigen wir, dass die Pflege ein hochprofessioneller Beruf mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten ist.“ 

Gruppenbild mit Pflegedirektor Marcus Huppertz (2. v. li. ) , Andreas Münch (li.) und den 12 Pflegefachkräften nach ihrer erfolgreichen Qualifizierung.
Gruppenbild mit Pflegedirektor Marcus Huppertz (2. v. li. ) , Andreas Münch (li.) und den 12 Pflegefachkräften nach ihrer erfolgreichen Qualifizierung. Bild: Annika Wolf / UKW

Uniklinikum Würzburg: 22. Myelom-Forum als Präsenzveranstaltung

Am Mittwoch, den 5. Juli 2023, geben sechs Experten des Uniklinikums Würzburg erneut einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand bei der Erforschung, Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms. Der Informationstag – diesmal als Präsenzveranstaltung – richtet sich an Patientinnen und Patienten, deren Angehörige sowie alle sonstigen Interessierten.

Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt.
Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt. Bild: UKW

Würzburg. Am Mittwoch, den 5. Juli 2023 lädt die Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) die interessierte Öffentlichkeit zum 22. Myelom-Forum ins Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg ein. „Das erste Mal wieder vor Ort, nachdem wir während der Corona-Pandemie sechs dieser Foren als Online-Konferenzen durchgeführt haben“, verdeutlicht Prof. Dr. Hermann Einsele. Laut dem Direktor der „Med II“ freuen sich viele „Stammteilnehmerinnen und -teilnehmer“ auf den jetzt wieder möglichen persönlichen Kontakt und das direkte Gespräch. „Allerdings wussten viele auch die Vorteile der digitalen Treffen zu schätzen, beispielsweise die vermiedenen Aufwendungen für die Anfahrt“, fügt der Professor hinzu. Als Kompromisslösung sollen sich zukünftig bei den zwei Mal jährlich veranstalteten Myelom-Foren immer eine Präsenz- und eine Online-Version abwechseln.

Immuntherapien in immer früheren Krankheitsphasen

Beim Treffen am 5. Juli beleuchten sechs Experten des UKW in ihren Vorträgen allgemeinverständlich topaktuelle Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms, einer bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks. „Dabei wird unter anderem die immer weiter wachsende Bedeutung der Immuntherapien deutlich werden“, kündigt Einsele an. Nach seinen Beobachtungen werden CAR-T-Zellen und bispezifische Antikörper zu immer früheren Zeitpunkten im Therapieverlauf eingesetzt. „Wir hoffen, dass damit immer mehr Patientinnen und Patienten langfristig in Remission kommen“, so der Myelom-Experte. 

Mikroumgebung als potenzieller Schlüssel zur Tumorkontrolle

Ein spannender, vielversprechender Ansatzpunkt für die zukünftige Behandlung des Multiplen Myeloms und Vortragsthema des Forums ist das Tumormikromilieu. Das histologische Umfeld der Tumoren ist eine heterogene Masse aus zellulären Anteilen, extrazellulärer Matrix und Sekreten. „Wir wollen noch besser verstehen, welche Verbindungen zwischen der Tumormikroumgebung und der Entwicklung der Erkrankung bestehen und wie wir dieses Wissen für die Krebstherapie nutzen können“, umreißt Prof. Einsele. 

Diagnoseverfahren und Psychoonkologie

Neben Erläuterungen zu den derzeitig wichtigen Diagnoseverfahren widmet sich das Myelom-Forum ferner auch seelischen Aspekten. Konkret wird es Handreichungen dazu geben, was die Betroffenen für sich selbst tun können, um psychische Belastungen zu reduzieren und mehr Lebensqualität zurückzugewinnen.

Die Veranstaltung in der Mainaustr. 42 in Würzburg startet um 15:00 Uhr. Nach jedem Vortrag und bei der abschließenden Diskussionsrunde gegen 17:15 Uhr haben die Teilnehmenden Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen. 

Die Teilnahme am Forum ist kostenlos, eine Spende von 10 Euro an die Stiftung „Forschung hilft“ wird jedoch gerne entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis 26. Juni 2023 wichtig bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ukw.de.

Das genaue Programm findet sich im Veranstaltungskalender unter www.ukw.de/medizinische-klinik-ii. 

 

Über das Multiple Myelom

Beim Multiplen Myelom entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5000 bis 6000 Menschen an dieser Untergruppe des Lymphknotenkrebses.

Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt.
Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt. Bild: UKW