Aktuelle Pressemitteilungen

TWINSIGHT geht in die zweite Runde

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert das Forschungskolleg TWINSIGHT der Universitätsmedizin Würzburg für weitere drei Jahre

Gruppenbild der Twins, des Sprechers und der Koordinatorin des Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT
Die Twins der ersten Förderperiode mit dem TWINSIGHT-Sprecher Bastian Schilling und der TWINSIGHT-Koordinatorin Susanne Nuber; v.l.n.r.: Valerie Glutsch (TWIN 1), Lisa Rubenbauer (TWIN 3), Janina Marißen (TWIN 2), Bastian Schilling, Janik Fleißner (TWIN 3), Patrick Schummer (TWIN 1), Geraldine Engels (TWIN 2), Susanne Nuber. © Jörg Fuchs

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk, das an zahlreichen Entwicklungen und Funktionen des Körpers beteiligt ist. Es kommuniziert mit dem Nervensystem, erkennt Tumoren, reguliert den Stoffwechsel, steuert die Gewebserneuerung und interagiert mit den Organen. Die Mannigfaltigkeit dieser teilweise noch unerforschten immunologischen Prozesse stellt die Medizin vor große Herausforderungen, sowohl in der Diagnostik als auch in der passgenauen Therapie. Patientinnen und Patienten können sehr unterschiedlich auf die gleichen Therapieansätze ansprechen. Individuelle Profile müssen berücksichtigt werden. Zum Verständnis und zur Lösung dieser komplexer klinischen Fragestellungen tragen modernste technologische Entwicklungen bei – von systembiologischen Analysen über multimodale Vorhersagemodelle einschließlich neuartigster Bildgebung bis hin zum Einsatz von Hochdurchsatztechnologien. 

Zugang zur Welt modernster komplexer Technologieplattformen 

„Es braucht daher eine neue Generation forschender Ärztinnen und Ärzte, so genannter Clinician Scientists, die mit den modernsten Technologieplattformen vertraut sind und die individuellen Profile entzündlicher, bösartiger, infektiöser und kardiovaskulärer Erkrankungen erkennen und für die Diagnostik und Therapie berücksichtigen können, um die Patientenversorgung präzise an den individuellen Krankheitsverlauf anpassen und optimieren zu können“, konstatiert Prof. Dr. med. Bastian Schilling, Leiter der AG Translationale Tumorimmunologie und Immuntherapie in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Sprecher des Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT (Translational Twinning in Systems Immunology and High-throughput Technology). 
Mit TWINSIGHT eröffnet die Universitätsmedizin Würzburg dem wissenschaftlichen ärztlichen Nachwuchs Zugang zur Welt komplexer Technologieplattformen und gibt ihm Freiräume, um seine Forschungsprojekte interdisziplinär zu bearbeiten. Fokus ist dabei die Einzelzelle beziehungsweise das Einzelmolekül. 

Die Erfolge der ersten Förderperiode hat Bastian Schilling gemeinsam mit der stellvertretenden Sprecherin von TWINSIGHT, Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen, und Mitarbeitenden des Forschungskollegs der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) im Frühjahr 2023 präsentiert. Der wissenschaftliche Vorstand der EKFS zeigte sich überzeugt und bewilligte nun eine zweite Förderphase über weitere drei Jahre. 

Im Fokus: single-cell RNA-Sequenzierung, high-resolution microscopy und spatial transcriptomics 

„Wir haben in der ersten Förderperiode gezielt junge Ärztinnen und Ärzte angesprochen, die innovative Projekte in den Themenfeldern Tumorimmunologie und Immuntherapie, entzündliche und metabolische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Immunologie oder Infektionsimmunologie mittels systemischer, Hochdurchsatz-/hochauflösender Ansätze bearbeiten. Dieser Ansatz soll in der zweiten Förderperiode beibehalten, gleichwohl weiter geschärft werden“, erläutert Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen, Leiterin des Instituts für Experimentelle Biomedizin am Uniklinikum Würzburg. „Einzelzellanalysen und Einzelmoleküldetektionen sowie ihre Kombination sind ein zusehends dominanter Ansatz in der Forschung. Die am Standort Würzburg sichtbare Expertise in den Technologien single-cell RNA-Sequenzierung, high-resolution microscopy und spatial transcriptomics wird daher im Fokus der zweiten Förderperiode liegen.“

TWINSIGHT ist eingebettet ins Integrative Clinician Scientist College (ICSC) 

Auch das Tandem-Konzept aus der ersten Förderperiode hat sich bewährt und wird beibehalten. Das heißt, es werden weiterhin in einer Klinik verortete Tandems von Kolleginnen und Kollegen ins TWINSIGHT-Programm aufgenommen, die sich in der Klinik wechselseitig vertreten können. Neu ist in der zweiten Förderperiode, dass TWINSIGHT-Kollegiatinnen oder -Kollegiaten ein Tandem mit anderen Kolleginnen oder einem Kollegen bilden können, die in ihrer Abteilung arbeiten, jedoch in einem anderen Clinician Scientist-Programm gefördert werden. 

TWINSIGHT ist in das Würzburger Integrative Clinician Scientist College (ICSC) des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) integriert, das allen Clinician Scientists an der Medizinischen Fakultät Würzburg eine Dachstruktur mit einheitlichen Rahmenbedingungen, Fortbildungsangeboten und Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Und last but not least wird die Tradition der jährlichen Else Kröner-Symposien ebenfalls in der zweiten Förderperiode fortgesetzt.

Würzburgs immunologische Expertise

Die Würzburger Universitätsmedizin hat sich in den vergangenen Jahren als wichtiger Forschungsstandort im Bereich Immunologie hervorgetan und diese Kompetenzen in den letzten Jahren stark ausgebaut. In zahlreichen Instituten und Lehrstühlen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, das Immunsystem besser zu verstehen und mit seiner Hilfe Krankheiten zu bekämpfen. Dabei kooperieren sie eng mit nationalen und internationalen Forschungsteams. Allein in der ersten Förderperiode hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei neue Sonderforschungsbereiche bewilligt, deren Themen, Technologien und Beteiligten TWINSIGHT sehr nahestehen. Im SFB 1525 „Cardio-Immune Interfaces“ geht es um die Interaktionen zwischen Herz und Immunsystem. Der SFB 1583 DECIDE (DECisions in Infectious DisEases) untersucht Entscheidungsprozesse bei Infektionskrankheiten und hat zum Ziel, molekulare Mechanismen innerhalb des Wirts zu identifizieren, die den Verlauf von Infektionskrankheiten steuern. Von dieser immunologischen Expertise in Würzburg profitieren auch die TWINSIGHT Clinician Scientists

Über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) 

Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt humanitäre Projekte. Bis heute hat sie rund 2.300 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter www.ekfs.de

Wenn die Blutplättchen außer Kontrolle geraten

Das akute Lungenversagen (ARDS für Acute Respiratory Distress Syndrom) ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Eine von Thrombozyten befeuerte überschießende Immunreaktion verschlechtert zusätzlich die Lungenfunktion. Forschende der Universitätsmedizin Würzburg haben nun herausgefunden, wie diese schwere Entzündungsreaktion unterdrückt werden kann. Die Ergebnisse der von Prof. Dr. Bernhard Nieswandt geleiteten Studie, in der ein bedeutender Fortschritt in dem Verständnis des akuten Lungenversagens aufgezeigt wird, wurden im renommierten Fachjournal Blood veröffentlicht.

Interaktion von Blutplättchen mit Entzündungszellen im Lungengewebe
Die fluoreszenzmikroskopische Aufnahme zeigt die Interaktion von Thrombozyten (cyan) mit Entzündungszellen (gelb) im Lungengewebe, sowie eine eingewanderte Entzündungszelle außerhalb des Blutgefäßes (magenta) innerhalb des Lungenbläschens. (Copyright RVZ, Nieswandt AG)

Eine von zehn intensivmedizinisch behandelten Personen entwickelt ein akutes Lungenversagen (ARDS). Die meisten dieser Atemnotsyndrome, von denen die milde Form auch als ALI (Acute Lung Injury) bekannt ist, werden durch eine Lungenentzündung verursacht, aber auch Blutvergiftungen, äußere Verletzungen, Blutkrebs- und Autoimmun-Erkrankungen oder eine sogenannte Fremdkörperaspiration können die Lungenfunktion lebensbedrohlich beeinträchtigen. Allen Ursachen gemeinsam sind entzündliche Prozesse, welche das Lungengewebe schädigen. Trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten ist das Sterberisiko hoch. Die therapeutischen Ansätze zur Bekämpfung des ARDS sind hauptsächlich unterstützend und konzentrieren sich auf eine lungenschonende mechanische Beatmung.

Schädigung des Lungengewebes unaufhaltsam

Selbst mit vermeintlich wirksamen Antibiotika hält die Entzündung oft an und schadet der Schutzbarriere der Blutgefäße in der Lunge, was zu einer immunvermittelten Verletzung des Lungengewebes führt. Die Hauptverantwortlichen für diesen schädigenden Prozess sind Neutrophile Granulozyten. Diese Art der weißen Blutkörperchen hilft dem Körper eigentlich dabei, Infektionen zu bekämpfen und Verletzungen zu heilen. Beim akuten Lungenversagen dringen die Neutrophilen in einem mehrstufigen Prozess in das Lungengewebe ein und durchbrechen die Auskleidung der Blutgefäße schon früh in der Entzündungsphase. Dabei unterstützen Thrombozyten die Rekrutierung und Aktivierung der Neutrophilen maßgeblich.

Thrombozyten können akute Entzündungsprozesse vorantreiben

Einer der die komplexen Funktionen von Blutplättchen schon seit Jahren erforscht und nun einen Ansatz gefunden hat, die Infiltration von Neutrophilen ins Lungengewebe zu unterbinden, ist Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I und Forschungsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging (RVZ)  der Universität Würzburg und Direktor des Instituts für Experimentelle Biomedizin am Universitätsklinikum Würzburg. „Die kleinen kernlosen Blutzellen können sehr viel mehr als Blutungen stillen und Infarkte auslösen, zum Beispiel Entzündungsprozesse in Gang bringen. Der Mechanismus wird als Thrombo-Inflammation bezeichnet“, schildert Bernhard Nieswandt die Funktionen der Thrombozyten, die in unserem Knochenmark kontinuierlich aus Megakaryozyten gebildet werden. In der neuesten, im Fachjournal Blood publizierten, Untersuchung hat die Arbeitsgruppe von Bernhard Nieswandt einen vielversprechenden Angriffspunkt gefunden, um die akute Entzündung, die ALI/ARDS verursacht, zu reduzieren. Das aktivierende Thrombozytenrezeptor-Glykoprotein VI (GPVI) könnte nämlich eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung und Ausbreitung von Thrombo-Inflammation spielen.

GPVI ist ein vielversprechender Angriffspunkt

„Unsere Daten zeigen, dass die gezielte Hemmung von GPVI, das sich auf der Oberfläche von Blutplättchen befindet, durch einen Antikörper den verheerenden Einstrom von Neutrophilen ins Lungengewebe und die daraus resultierende Gewebeschädigung der entzündeten Lunge deutlich reduziert, ohne das Risiko von Entzündungsblutungen zu erhöhen", erläutert Bernhard Nieswandt und resümiert: „Die Ergebnisse könnten den Weg für neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen ebnen.“


Philipp Burkard, Wissenschaftler am Würzburger Institut für Experimentelle Biomedizin und Erstautor der Studie fügt hinzu: „Wenn wir GPVI gezielt mit einem Antikörper unterdrücken, können wir das Ausmaß der überschießende Immunreaktion unterbinden, wodurch sich die Barrierefunktion der Blut-Luft-Schranke und damit auch das klinische Ergebnis verbessert.“


In einer weiteren Studie werden die Forschenden die Wirkung eines blockierenden GPVI-Antikörpers in einem humanisierten Mausmodell untersuchen, in dem die Blutplättchen die menschliche Version von GPVI exprimieren. Dies bringt sie näher an die Situation beim Menschen heran und wird den Nutzen einer Anti-GPVI-Behandlung noch besser bestätigen.

Förderung

Diese Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert (Projekt SFB/TR240 und SFB 1525).


Publikation

A key role for platelet GPVI in neutrophil recruitment, migration and NETosis in the early stages of acute lung injury.  Burkard P, Schonhart C, Vögtle T, Köhler D, Tang L, Johnson D, Hemmen K, Heinze KG, Zarbock A, Hermanns HM, Rosenberger P, Nieswandt B. Blood. 2023 Jul 13 / doi: 10.1182/blood.2023019940. Online ahead of print. PMID: 37441848

Interaktion von Blutplättchen mit Entzündungszellen im Lungengewebe
Die fluoreszenzmikroskopische Aufnahme zeigt die Interaktion von Thrombozyten (cyan) mit Entzündungszellen (gelb) im Lungengewebe, sowie eine eingewanderte Entzündungszelle außerhalb des Blutgefäßes (magenta) innerhalb des Lungenbläschens. (Copyright RVZ, Nieswandt AG)

Lehrpreis für das interprofessionelle HNO-Team

Mit 10.000 Euro ist der Albert-Kölliker-Lehrpreis der Medizinischen Fakultät dotiert. Er ging an das interprofessionelle Team aus der Hals-Nasen-Ohrenklinik des Universitätsklinikums.

Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König.
Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König. (Foto: Julia Keller / Universität Würzburg)

Um die Lehre zu fördern und weiter zu verbessern, vergibt die Medizinische Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) zwei Mal im Jahr den Albert-Kölliker-Lehrpreis. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert; das Preisgeld muss zur weiteren Verbesserung der Lehre verwendet werden.

Bei der Examensfeier der Fakultät am 22. Juli 2023 wurde der Preis dem interprofessionellen Team der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) verliehen. Klinikdirektor Professor Rudolf Hagen und seine Mitarbeiter Professor Kristen Rak, Dr. Stefan Kaulitz, Dr. Pascal Ickrath und Dr. Jonas Engert erhielten die Auszeichnung für den Aufbau einer hybriden Lehre, insbesondere die Entwicklung eines internetbasierten Trainings für Operationen am Felsenbein.

Technisch ausgefeilte Operationskurse

Das Felsenbein ist der Schädelknochen, der das Innenohr mit dem Hör- und dem Gleichgewichtsorgan enthält. Operationen an diesem Ort erfolgen unter anderem als hörverbessernde Eingriffe im Mittelohr (Ersatz defekter Gehörknöchelchen), als Hörrehabilitation bei Ertaubung mit einem sogenannten Cochleaimplantat oder auch bei Tumorerkrankungen.

Die HNO-Klinik des UKW bietet seit 1989 Fortbildungskurse an, bei denen Felsenbein-Operationen live aus dem OP in den Hörsaal übertragen werden und bei denen das Operationstraining an Felsenbein-Modellen im Vordergrund steht. Die Kurse finden in englischer Sprache statt und ziehen Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt an.

Die Klinik hat die Kurse technisch ständig weiterentwickelt. Zuletzt wurde eine dreidimensionale Live-Übertragung in ultrahoher Auflösung (4K) eingerichtet, die auch in der studentischen Lehre zum Einsatz kommt. Die Würzburger Dr.-Herbert-Brause-Stiftung hat die technische Aufrüstung finanziell mehrmals gefördert.

Trainingskit kommt mit der Post

Dann kam die Corona-Pandemie und stellte die Durchführung der Kurse vor erhebliche Probleme. Die Lösung brachte ein virtueller Felsenbeinkurs, den die Klinik in Zusammenarbeit mit dem Medizintechnik-Unternehmen MEDEL etabliert hat. 

In dem internetbasierten Kurs können die Teilnehmenden weiterhin Live-Operationen und Vorträge online verfolgen. Außerdem bekommen sie ein Trainingskit zugeschickt. Damit können sie Operationen am Felsenbein üben, ohne nach Würzburg reisen zu müssen. Mitarbeitende der HNO-Klinik sorgen online für die Supervision der Übungen.

Das Trainingskit enthält unter anderem eine Endoskop-Kamera, ein künstliches Felsenbein, Instrumente und Modelle von Hörimplantaten. Zu den Übungen gehört das Einbringen verschiedener Hörimplantate nach einer entsprechenden Präparation des Felsenbeinmodells.

Kurs war eine weltweite Premiere

Nach einem erfolgreichen Probelauf im Februar 2021 mit zehn Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern wurde diese Technik in den normalen Operationskurs aufgenommen. Diesen bietet die Klinik nun regelmäßig in einer Hybrid-Version an: manche Teilnehmende sind in Würzburg vor Ort, andere stoßen via Internet aus verschiedenen Ländern dazu.

„Diese Form eines virtuellen Felsenbeinkurses mit online betreuten Präparationsübungen haben wir weltweit zum ersten Mal durchgeführt“, sagt Professor Hagen. Der innovative Kurs lasse sich für die praktische studentische Ausbildung ebenso nutzen wie für die internationale hands-on-Ausbildung in Ländern, aus denen die Anreise nach Würzburg schwierig ist.

Rudolf Hagen und sein Team wollen das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro für die Anschaffung von Laptops und Software insbesondere für eine Beteiligung der Klinik am neu etablierten Kurs „Digitale Medizin“ verwenden, den die Klinik mit einem eigenen Seminar unterstützen wird.
 

Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König.
Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König. (Foto: Julia Keller / Universität Würzburg)

Telemedizin unabhängig von Herzpumpfunktion wirksam

Die prästratifizierte Sekundärauswertung der TIM-HF2-Studie durch das DZHI am Universitätsklinikum Würzburg, das Deutsche Herzzentrum der Charité in Berlin und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zeigt, dass ein Telemonitoring auch Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten mit erhaltener oder nur leicht reduzierter Pumpfunktion zu Gute kommt.

Patientin mit Blutdruckmessgerät
Spezielle mit Sensoren ausgestattete Messgeräte übertragen die Gesundheitswerte der Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten täglich drahtlos an das Telemedizinzentrum der Charité, sodass auf auffällige Messwerte sofort reagiert und die Therapie frühzeitig angepasst werden kann. © DZHC

Würzburg / Berlin. Rund 64 Millionen Menschen weltweit leiden an einer Herzinsuffizienz, davon mehr als 3 Millionen in Deutschland. Eine große Hoffnung in der Behandlung dieser Volkskrankheit liegt in der Telemedizin – also der regelmäßigen Fernüberwachung von Vitalparametern, die dem medizinischen Fachpersonal eine frühere Reaktion bei Hinweisen auf Verschlechterung ermöglicht. 

Im Dezember 2020 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die telemedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche in das ambulante Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen mit aufzunehmen. „Allerdings haben bisher nur Patientinnen und Patienten mit einer deutlich reduzierten linksventrikulären Pumpfunktion diesen gesetzlichen Versorgungsanspruch, also erst, wenn die so genannte LVEF weniger als 40 Prozent beträgt,“ erläutert Dr. Fabian Kerwagen, Clinician Scientist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und Erstautor einer neuen wegweisenden Publikation im European Journal of Heart Failure. Darin zeigt der angehende Kardiologe in Zusammenarbeit mit Prof. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI, und Prof. Friedrich Köhler, Leiter des Arbeitsbereichs Kardiovaskuläre Telemedizin am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), dass Telemonitoring unabhängig von der Pumpfunktion wirksam ist. 

Hoher Bedarf an Therapien für Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion 

Neben der Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion, in der Fachsprache HFrEF (Heart Failure with reduced Ejection Fraction) genannt, gibt es die Herzinsuffizienz mit leichtgradig reduzierter Pumpfunktion und Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion, kurz HFpEF für Heart Failure with preserved Ejection Fraction. „Ausgerechnet für die beiden bisher von der telemedizinischen Versorgung ausgeschlossenen Formen gibt es deutlich weniger evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten als für die HFrEF. Der Bedarf an wirksamen Therapien für diese beiden Formen ist daher besonders hoch“, bemerkt Fabian Kerwagen zu den Hintergründen seiner Analyse. 

TIM-HF2 legte Grundstein für neue Telemedizin auf Rezept

Die neuen Einsichten beruhen auf einer Sekundärauswertung der im Jahr 2018 im Journal The Lancet veröffentlichten TIM-HF2-Studie (Telemedical Interventional Management in Heart Failure II). Diese kontrollierte multizentrische Versorgungsforschungsstudie wurde unter der Leitung von Friedrich Köhler an der Charité Berlin deutschlandweit unter Einbeziehung von 1.538 Patientinnen und Patienten durchgeführt. „TIM-HF2 zeigte, dass sich im deutschen Gesundheitssystem das Leben von Herzinsuffizienzpatienten durch telemedizinische Unterstützung verlängern und die Krankenhauswiederaufnahme reduzieren lässt. Damit haben die Ergebnisse von TIM-HF2 entscheidend dazu beigetragen, dass der neue Versorgungsansatz als erstes digitales Behandlungsprogramm überhaupt in die Regelversorgung aufgenommen wurde“, berichtet der Studienleiter der TIM-HF2 Studie, Friedrich Köhler.

In der prästratifizierten Sekundärauswertung wurde untersucht wie sich die zwölfmonatige telemedizinische Betreuung auf die Zahl der ungeplanten Krankenhaustage und Todesfälle bei den drei Formen der Herzinsuffizienz auswirkt: also bei Herzinsuffizienz mit höhergradig reduzierter, mit leicht reduzierter oder mit erhaltener Pumpfunktion. Die statistische Auswertung der Studie erfolge am Institut für Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 
 „Wir konnten zeigen, dass alle Patientinnen und Patienten von einer telemedizinischen Mitbetreuung profitieren – unabhängig von der Pumpfunktion“, konstatiert Fabian Kerwagen erfreut. 

„Das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende Betreuung“

Stefan Störk, Letztautor der Studie, freut sich über dieses wichtige Ergebnis und hofft, dass die telemedizinisch unterstützte Versorgung bald für alle Herzinsuffizienz-Patientinnen und Patienten zugänglich sein wird. „Wir setzen uns schon sehr lange für diesen Versorgungsansatz ein. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild Herzinsuffizienz benötigt eine umfassende Betreuung.“ Um drohende Entgleisungen frühzeitig zu erkennen und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, das Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern, wurde am DZHI auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg das Versorgungsprogramm HeartNetCare-HFTM entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg dieses Programms, das in abgewandelter Form auch in TIM-HF2 zur Anwendung kam, sind spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger. 

Über die telemedizinische Mitbetreuung im Rahmen der TIM-HF2 Studie

Die Fernüberwachung bestand aus einer ärztlich geleiteten telemedizinischen Unterstützung rund um die Uhr durch das telemedizinische Zentrum (TMZ) am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). Das TMZ-Team bestand aus Ärztinnen und Ärzten sowie spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften. Alle Patientinnen und Patienten erhielten ein Telemonitoring-System für zu Hause, das ein Mobiltelefon, ein digitales Tablet und vier externe Geräte für die Messung eines Dreikanal-Elektrokardiogramms (EKG), der peripheren kapillaren Sauerstoffsättigung (SpO2), des nicht-invasiven Blutdrucks und des Körpergewichts umfasste. Nach Installation und Einweisung in das Telemonitoring-System vor Ort wurden alle Studienteilnehmenden von den spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften geschult. Das TMZ nutzte die als Medizinprodukt zertifizierte telemedizinische Analysesoftware "Fontane". Damit wurden Patientendaten übermittelt, die elektronische Gesundheitsakte überwacht und die Kommunikation zwischen TMZ, Studienteilnehmenden und ihrer hausärztlichen oder kardiologischen Praxis durchgeführt. Die Patientendaten einschließlich der Vitalparameter und Medikation wurden täglich überprüft. Darüber hinaus kontaktierten die Pflegekräfte die Patientinnen und Patienten monatlich oder bei Bedarf auch häufiger, um ein strukturiertes Telefongespräch zu führen, das Lehr- und Überwachungselemente enthielt. Die Kombination aus Telemonitoring mit externen Geräten und bedarfsorientiertem Telefonkontakt durch spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekräfte gewährleistete eine mehrdimensionale, individualisierte Behandlung inklusive emotionaler Unterstützungsfunktion, Aufdosierung von Herzinsuffizienz-Medikamenten oder Einleitung eines Krankenhausaufenthalts, falls erforderlich.
 

Universitätsklinikum Würzburg nimmt zweites Operationsrobotersystem „da Vinci“ in Betrieb

Das UKW investiert in einen neuen Hightech-Operationsroboter. Dieser wird interdisziplinär durch mehrere Fachdisziplinen genutzt.

Der OP-Roboter da Vinci xi wird von Operierenden verschiedener Disziplinen des UKW genutzt. v. l. n. r.: Hubert Kübler (Urologie), Armin Wiegering, Sven Flemming, Florian Seyfried (Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie) Andrey Svistunov (Urologe). Unten: Charis Kalogirou (Urologe) und Joachim Diessner (Gynäkologie)
Der OP-Roboter da Vinci xi wird von Operierenden verschiedener Disziplinen des UKW genutzt. v. l. n. r.: Hubert Kübler (Urologie), Armin Wiegering, Sven Flemming, Florian Seyfried (Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie) Andrey Svistunov (Urologe). Unten: Charis Kalogirou (Urologe) und Joachim Diessner (Gynäkologie)
Das Universitätsklinikum Würzburg verfügt nun über einen zweiten Operationsroboter „da Vinci Xi Dual“. Fotos: Annika Wolf / UKW
Das Universitätsklinikum Würzburg verfügt nun über einen zweiten Operationsroboter „da Vinci Xi Dual“. Fotos: Annika Wolf / UKW

Würzburg. Im Zentral-OP des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) sind ab sofort vier Arme mehr im Einsatz. Sie arbeiten hochpräzise, zittern nicht und bieten den Patientinnen und Patienten minimalinvasive Operationsmethoden, die noch schonender und sicherer sind. Die Arme gehören zum Operationsroboter „da Vinci Xi Dual“. Bereits seit 2015 arbeitet das UKW mit einem OP-Roboter, mit dem Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachdisziplinen pro Jahr etwa 500 Operationen durchführen.


„Mit dem Roboter sehen wir das Operationsgebiet hochaufgelöst, dreidimensional und zehnfach vergrößert, sodass wir selbst kleinste Strukturen wie Blutgefäße im Detail erkennen und während der Operation besser schonen können“, schildert Prof. Dr. Hubert Kübler, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie am UKW die Vorteile. Für ihn ist die Anschaffung eines zweiten da Vinci-Operationssystems eine logische Konsequenz der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Klinik: „Das UKW legt einen Schwerpunkt auf die hochkomplexe Behandlung von Tumorpatientinnen und -patienten. Nicht nur, aber gerade hier spielt Präzision eine entscheidende Rolle.“


Da Vinci arbeitet streng nach Vorgaben des Operateurs 
Die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie, der sogenannten Schlüssellochtechnik, können durch das roboterassistierte Operieren weiter ausgebaut werden. Kleinere Narben, ein geringeres Infektionsrisiko, weniger Blutverlust und eine schnellere Wundheilung führen zu weniger Schmerzen und kürzeren Krankenhausaufenthalten.


Streng genommen ist der Roboter aber kein Roboter“, sagt PD Dr. Sven Flemming, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie des UKW. „Die Kontrolle über die gesamte Anlage bleibt jederzeit in der Hand des Operierendens.“ Anders als bei konventionellen Eingriffen sitzt der Arzt während der Operation an einer Konsole, von der aus er das Operationsfeld über einen Bildschirm betrachtet und die vier Arme des Da Vinci steuert. Das Chirurgiesystem führt millimetergenau jene Schritte aus, die der Operateur vorgibt. „Für uns bietet diese Art des Operierens die Möglichkeit, noch präziser zu arbeiten. Selbst das natürliche Zittern der Hände wird ausgeglichen“, so Flemming.


Zusätzlich verfügt das Hightech-Gerät der neuesten Generation über eine zweite Konsole, die für Ausbildungszwecke genutzt werden. Für neue Beschäftigte und Medizinstudierende steht zudem ein Simulatorprogramm zur Verfügung.

Film: Die Arbeit am und mit dem OP-Roboter haben wir gefilmt und ist hier zu sehen.
 

Der OP-Roboter da Vinci xi wird von Operierenden verschiedener Disziplinen des UKW genutzt. v. l. n. r.: Hubert Kübler (Urologie), Armin Wiegering, Sven Flemming, Florian Seyfried (Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie) Andrey Svistunov (Urologe). Unten: Charis Kalogirou (Urologe) und Joachim Diessner (Gynäkologie)
Der OP-Roboter da Vinci xi wird von Operierenden verschiedener Disziplinen des UKW genutzt. v. l. n. r.: Hubert Kübler (Urologie), Armin Wiegering, Sven Flemming, Florian Seyfried (Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie) Andrey Svistunov (Urologe). Unten: Charis Kalogirou (Urologe) und Joachim Diessner (Gynäkologie)
Das Universitätsklinikum Würzburg verfügt nun über einen zweiten Operationsroboter „da Vinci Xi Dual“. Fotos: Annika Wolf / UKW
Das Universitätsklinikum Würzburg verfügt nun über einen zweiten Operationsroboter „da Vinci Xi Dual“. Fotos: Annika Wolf / UKW

Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. fördert Beratungsangebot für Familien mit einem krebskranken Elternteil am Uniklinikum Würzburg

Kinder mit einem an Krebs erkrankten Elternteil stehen oft unter hohem psychischen Druck, der sie selbst krankmachen kann. Ein neues Beratungsangebot für diese Familien soll helfen, hier rechtzeitig zu unterstützen und Vorsorge zu betreiben. Der Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs ermöglicht die Etablierung des Projekts mit einer Starthilfe von 20.000 Euro.

Bei der Scheckübergabe: Gabriele Nelkenstock vom Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs, umgeben von Prof. Dr. Imad Maatouk (links) und Prof Dr. Hermann Einsele, beide von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg.
Bei der Scheckübergabe: Gabriele Nelkenstock vom Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs, umgeben von Prof. Dr. Imad Maatouk (links) und Prof Dr. Hermann Einsele, beide von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Jasmin Mühlich
Eine neue Krebsberatung für Familien soll helfen, diese rechtzeitig zu unterstützen.

Würzburg. Prof. Dr. Imad Maatouk kennt das Phänomen nur zu gut: „Erkrankt ein Elternteil an Krebs, ist oft das gesamte Familiensystem mitbetroffen. Insbesondere minderjährige Kinder weisen häufig einen hohen Stresslevel auf. Dieser kann bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen dazu führen, dass sie manifeste psychische und psychosomatische Störungen entwickeln.“ Laut dem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) besteht ein großer Risikofaktor darin, dass die Kinder nicht angemessen über die Krankheit informiert und in das Geschehen einbezogen werden. „Kinder haben sehr feine Antennen. Sie bekommen sehr rasch mit, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass etwas Bedrohliches im Raum steht. Sie füllen ihr Nicht-Wissen mit den eigenen Fantasien und dies kann Angst erzeugen“, erläutert Prof. Maatouk. 

Beratungsangebot für alle Familienmitglieder
Um die betroffenen Familien insgesamt zu entlasten sowie bei den Kindern stärkeren Belastungen vorzubeugen, will er im Herbst dieses Jahres ein familienorientiertes Beratungsangebot am UKW installieren. Das neue Angebot mit dem Projektnamen „Kleeblatt“ soll allen Familienmitgliedern helfen, vorhandene Ressourcen effektiv zu nutzen. „Ein möglicher erster Schritt besteht darin, miteinander über die Krankheit, aber auch über Ängste, Fragen und Wünsche zu sprechen – über Themen, die oft nur schwer auszudrücken sind“, beschreibt der Experte für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie. 

Eine weitere segensreiche Anschubfinanzierung
„Auch wir haben das große Leid, das durch eine Krebserkrankung auch über die Angehörigen hereinbrechen kann, in der Arbeit unseres Vereins schon viel zu oft erleben müssen. Die hier skizzierte frühzeitige Intervention könnte sicher dazu beitragen, die Entwicklung von dauerhaften Belastungen und teilweise tragischen Folgen im Erwachsenenalter zu verhindern oder zumindest abzumildern“, pflichtet Gabriele Nelkenstock bei. Die Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. weiß aber auch: Obwohl der Bedarf an solchen ergänzenden Leistungen hoch ist, sind sie in der Realität des Gesundheitssystems oft nur schwer zu finanzieren. „Deshalb helfen wir gerne dabei, diese sehr sinnvolle Sache finanziell aus den Startlöchern zu bringen“, betont Nelkenstock. Dazu überreichte die Vereinsvorsitzende kürzlich einen Scheck in Höhe von 20.000 Euro an Prof. Maatouk und Prof. Dr. Hermann Einsele, den Direktor der Medizinischen Klinik II. „Für die Krebserkrankten und ihre Angehörigen sowie für uns als Klinikum ist die unermüdlich fortgesetzte Arbeit von Gabriele Nelkenstock und Hilfe im Kampf gegen Krebs ein wahrer Segen. Gerade das Modell der ‚Anschubfinanzierung‘ hat uns schon bei vielen Projekten in entscheidenden Momenten immer wieder den nötigen Rückenwind gegeben“, zeigte sich Prof. Einsele höchst dankbar. 

Kleeblatt startet im Oktober 2023
Wie soll das Angebot von Kleeblatt genau strukturiert sein und wann geht es los? Prof. Maatouk: „Unser neues Beratungsangebot soll Anfang Oktober dieses Jahres starten. Dann wird es an der Medizinischen Klinik II im Zentrum für Innere Medizin des UKW zunächst Kurzberatungen an zwei Tagen pro Woche geben. Sollte eine intensivere Betreuung notwendig sein, stimmen wir uns mit den Eltern ab und geben entsprechende Empfehlungen. Zu Beginn der Beratung laden wir bevorzugt beide Elternteile zu einem Gespräch ein. Anschließend können je nach Bedarf weitere Treffen mit den Eltern, den Kindern – einzeln oder als Geschwister – oder auch der gesamten Familie folgen.“ 
Interessierte können sich ab Mitte September melden unter der E-Mail: kleeblatt@ukw.de.

Wer die Arbeit des Würzburger Vereins Hilfe im Kampf gegen Krebs unterstützen möchte, kann dies tun unter Spendenkonto:
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
Castell Bank Würzburg
IBAN: DE74 7903 0001 0000 0092 45 
www.kampfgegenkrebs.de
 

Bei der Scheckübergabe: Gabriele Nelkenstock vom Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs, umgeben von Prof. Dr. Imad Maatouk (links) und Prof Dr. Hermann Einsele, beide von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg.
Bei der Scheckübergabe: Gabriele Nelkenstock vom Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs, umgeben von Prof. Dr. Imad Maatouk (links) und Prof Dr. Hermann Einsele, beide von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Jasmin Mühlich
Eine neue Krebsberatung für Familien soll helfen, diese rechtzeitig zu unterstützen.

Tour der Hoffnung: Großes Finale an der Kinderklinik des UKW nach 271 Kilometern

Seit 40 Jahren sammelt die Benefiz-Radtour Spenden für krebskranke Kinder

Nach 271 Kilometern an drei Tagen kamen die Radlerinnen und Radler der Tour der Hoffnung am Samstag in Würzburg an.
Nach 271 Kilometern an drei Tagen kamen die Radlerinnen und Radler der Tour der Hoffnung am Samstag in Würzburg an. Foto: UKW / Stefan Dreising
Fleißig angefeuert wurden die Radler bei der Einfahrt an der UKW-Kinderklinik.
Fleißig angefeuert wurden die Radler bei der Einfahrt an der UKW-Kinderklinik. Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Großes Finale an der Kinderklinik des UKW: Am Sonntag (29.07.) erreichte die „Tour der Hoffnung“ nach 271 Kilometern ihr Ziel an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Bei der 40. Auflage dieser Tour traten rund 160 engagierte und hochmotivierte Radler kräftig in die Pedale, um Spenden zu sammeln für krebskranke Kinder. Die 271 Kilometer lange Benefiz-Radtour begann am 27. Juli in Gießen, Würzburg war nun der Schlusspunkt.


„Eine tolle Aktion, die tatkräftige finanzielle Unterstützung bringt für vieles, was über den medizinischen Klinikalltag hinausgeht“, freut sich Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel, Leiter des Schwerpunkts pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation an der Kinderklinik des UKW. Die finale Spendensumme wird im Herbst übergeben. Schon seit vielen Jahren unterstützt die Tour der Hoffnung in Würzburg die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V. sowie die Forschung in der UKW-Kinderonkologie. Die Spenden dieses Jahres werden für ein Projekt im Bereich der CAR-T-Zellen bei pädiatrischen soliden Tumoren eingesetzt.

Die Tour der Hoffnung ist eine der größten privat organisierten Benefiz-Radtouren. In den vergangenen 40 Jahren konnte durch die Tour mehr als 46 Millionen Euro zusammengetragen werden. Sämtliche Kosten, die Organisation und Umsetzung der Veranstaltung betreffend, werden von Sponsoren getragen.

Weitere Informationen: https://www.tour-der-hoffnung.de
Informationen und Spendenmöglichkeiten zur Elterninitiative: https://stationregenbogen.de/
 

Nach 271 Kilometern an drei Tagen kamen die Radlerinnen und Radler der Tour der Hoffnung am Samstag in Würzburg an.
Nach 271 Kilometern an drei Tagen kamen die Radlerinnen und Radler der Tour der Hoffnung am Samstag in Würzburg an. Foto: UKW / Stefan Dreising
Fleißig angefeuert wurden die Radler bei der Einfahrt an der UKW-Kinderklinik.
Fleißig angefeuert wurden die Radler bei der Einfahrt an der UKW-Kinderklinik. Foto: UKW / Stefan Dreising