Akteur mit großem Einfluss

Dieses Ergebnis kam überraschend: Ein Protein, von dem bekannt ist, dass es bei Entzündungen, bei der Blutstillung oder bei der Ausbreitung von Krebszellen eine Rolle spielt, ist auch bei einer Krankheit beteiligt, die den Herzmuskel betrifft. Seine Blockade reduziert die Schäden deutlich.

Vasodilator-Stimuliertes Phosphoprotein oder, kurz VASP: So lautet der Name eines Proteins, das 1987 von einer Würzburger Arbeitsgruppe in Blutplättchen und anderen Zellen des Blutgefäßsystems entdeckt worden war. Leiter der Gruppe war Professor Ulrich Walter vom Institut für Klinische Biochemie und Pathobiochemie der Universität Würzburg.

VASP kommt immer dann ins Spiel, wenn Zellen sich bewegen – bei der Wundheilung und der Blutstillung, bei Entzündungen oder wenn Krebszellen sich im Organismus ausbreiten. Jetzt haben Wis-senschaftler aus Tübingen, Frankfurt, Harvard und Würzburg entdeckt, dass das Protein auch bei einer anderen Krankheit von zentraler Bedeutung ist: der sogenannten „Reperfusion Injury“. An der Arbeit beteiligt war wieder Ulrich Walter; die Fachzeitschrift Circulation der American Heart Association berichtet online vorab darüber. Die Gesamtleitung dieses aktuellen Projektes lag bei Professor Peter Rosenberger (Universitätsklinikum Frankfurt).

Schädigung nach der Therapie

Wird der Herzmuskel unzureichend mit Sauerstoff versorgt, setzen Ärzte in der Regel alles daran, die Durchblutung so schnell wie möglich wieder zu verbessern. „Reperfusion“ heißt der dazugehörige Fachausdruck. Dabei tritt jedoch bisweilen eine gefürchtete Nebenwirkung auf, die „Reperfusion Injury“. Dann entwickelt sich im Herzmuskel eine Entzündung; es kommt zu Rhythmusstörungen und zu einem Gewebsverlust.

Schon seit Längerem ist bekannt, dass dafür Zusammenballungen von Thrombozyten und bestimmten Zellen des Immunsystems, so genannten Granulozyten, verantwortlich sind. Sie wandern nach einer Reperfusion vermehrt ins Gewebe ein und rufen dort die Entzündungsreaktionen hervor.

Die Rolle von VASP

„Nachdem VASP für die Funktion der Thrombozyten wichtig ist, lag der Verdacht nahe, dass das Pro-tein auch daran beteiligt ist, wenn sich Thrombozyten und Granulozyten zu größeren Komplexen zusammenballen“, sagt Ulrich Walter.

Tatsächlich hat sich dieser Verdacht bei den Untersuchungen bestätigt: Nur wenn die VASP-Proteine aktiv waren, konnten sich Thrombozyten-Granulozyten-Komplexe in den Blutgefäßen bilden, nur dann wanderten sie in das Herzmuskelgewebe ein und nur dann zeigten sich die typischen Reperfusions-Schäden.

Ansatz für eine neue Therapie

Anders herum fanden die Forscher allerdings auch: Wenn sie die Aktivität der Proteine während der Reperfusions-Phase blockierten, konnten sich weniger Komplexe bilden und die Schädigung des Gewebes viel deutlich geringer aus. Die Entdeckung eigne sich somit „als zukünftige Strategie, um Schädigungen des Herzmuskelgewebes nach einer Reperfusion zu verhindern“.

Phosphorylation of Vasodilator-Stimulated Phosphoprotein Prevents Platelet-Neutrophil Complex Formation and Dampens Myocardial Ischemia-Reperfusion Injury, David Köhler, Andreas Straub, Thomas Weissmüller, Marion Faigle, Sarah Bender, Rainer Lehmann, Hans-Peter Wendel, Julia Kurz, Ulrich Walter, Kai Zacharowski, and Peter Rosenberger, Circulation 2011: published online before print May 23, 2011, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.110.014555

Kontakt

Prof. Dr. Ulrich Walter, T: (0931) 201-45000,  uwalter@ klin-biochem.uni-wuerzburg.de