In der Infektionsforschung gehört die Universität Würzburg zu den führenden Standorten. Das zeigt sich jetzt erneut: Gleich drei Würzburger Wissenschaftler erhielten für ihre Arbeiten in der Parasitologie renommierte Preise.
Vom 9. bis 12. März 2016 hielt die Deutsche Gesellschaft für Parasitologie ihre Jahrestagung in Göttingen ab. Dort wurde die Würzburger Professorin Heidrun Moll für ihre Verdienste um die parasitologische Forschung mit dem Hauptpreis der deutschsprachigen Gesellschaften für Parasitologie ausgezeichnet: Sie erhielt die Rudolf-Leuckart-Medaille in Anerkennung ihrer Verdienste um die deutsche Parasitologie. Deren nationale und internationale Sichtbarkeit habe sie durch ihr vorbildliches Engagement in Wissenschaftsverbünden, durch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie durch herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Immunologie der Leishmaniose entscheidend vorangetrieben.
Moll erforscht am Institut für Molekulare Infektionsbiologie mit ihrer rein drittmittelfinanzierten Arbeitsgruppe die Erreger der Leishmaniose sowie die gegen die Parasiten gerichtete Immunantwort. Die einzelligen Leishmania-Parasiten werden durch den Stich von Sandmücken übertragen und lösen Hautgeschwüre aus. Sie können den Menschen töten, wenn sie innere Organe befallen. Die Leishmaniose kommt ursprünglich in tropischen Regionen vor, ist in den vergangenen Jahren aber auch in Südeuropa aufgetreten.
Molls Arbeiten zeigten erstmals die Bedeutung antigenpräsentierender Zellen der Haut, deren Rolle bei Infektionskrankheiten zuvor nicht bekannt war. Die Analyse der Immunabwehr und der antigenpräsentierenden Zellen bilden die Grundlage für die Entwicklung von Impfstoffen gegen den Parasiten. Moll arbeitete als Biomedizinerin am Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research in Melbourne, Australien, als Leiterin einer Arbeitsgruppe am Institut für Medizinische Mikrobiologie in Erlangen sowie als Young Investigator Group Leader am damals neu gegründeten Zentrum für Infektionsforschung in Würzburg.
Seit 1995 vertritt sie das Fach Infektionsimmunologie an der Würzburger Medizinischen Fakultät. Von 2004 bis 2009 war sie Vizepräsidentin der Universität Würzburg und von 2009 bis 2012 erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie. Sie war Gründungsmitglied von bislang drei Sonderforschungsbereichen und drei Graduiertenkollegs an den Universitäten Erlangen und Würzburg sowie Gründungsmitglied und stellvertretende Sprecherin des Forschungsverbundes ForImmun der Bayerischen Forschungsstiftung. Moll ist Gründungsmitglied und Vice Dean der Graduate School of Life Sciences an der Universität Würzburg und Mitglied des Direktoriums der University of Würzburg Graduate Schools. Von 2004 bis 2010 war sie Mitglied des Senatsausschusses und des Bewilligungsausschusses für die Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Jahr 2000 hatte sie den Siebold Nagasaki Medical Award erhalten. Seit 2010 ist sie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Robert-Koch-Stiftung.
Zur Homepage von Heidrun Moll (http://www.imib-wuerzburg.de/de/research/moll/leitung/)
Ausgezeichnet wurde auch Dr. Nicolai Siegel, ebenfalls vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie. Er erhielt eine der Rudolphi-Medaillen, die für hervorragende Nachwuchsgruppenleiter bestimmt sind. Siegel erforscht neben dem Malaria-Erreger auch einzellige Parasiten, die die afrikanische Schlafkrankheit verursachen. Diese wurmähnlichen Organismen (Trypanosomen) kommen südlich der Sahara vor und werden durch den Stich von Tse-Tse-Fliegen auf Menschen übertragen. Sie lösen schwere Nervenschäden aus und wirken tödlich.
Zur Homepage von Nicolai Siegel (http://www.imib-wuerzburg.de/de/research/siegel/leitung/)
Dritter Preisträger: Dr. Uriel Koziol, ein früherer Doktorand und Mitarbeiter von Professor Klaus Brehm am Institut für Hygiene und Mikrobiologie. Er erhielt den mit 1.000 Euro dotierten Piekarski-Preis für seine Promotionsarbeit. Koziol, der inzwischen wieder in seiner Heimat Uruguay forscht, hat sich in Würzburg mit Bandwürmern beschäftigt. Lebensgefährlich sind vor allem die Zysten dieser Parasiten, die sich im Gehirn oder in der Leber festsetzen und dort zur Größe eines Handballs heranwachsen können.
Uriel Koziols Website bei ResearchGate (https://www.researchgate.net/profile/Uriel_Koziol)
Zur Website der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie (http://www.dgparasitologie.de/)