Würzburg. Eigentlich hat Björn Gerer Freude an der Gartenarbeit zuhause, doch an diesem Samstag war das anders: „Ich fühlte mich total erschöpft, alles war anstrengend, selbst wenige Schritte. Ich war einfach total platt.“ An einen Herzinfarkt dachte der 56-Jährige aus Boxberg im Main-Tauber-Kreis zunächst nicht in diesem Frühjahr. Er hatte keine speziellen Schmerzen in der Brust. Zwei Tage später brachte ihn seine Frau ins Krankenhaus. Dort dann die Diagnose: Herzinfarkt mit Einriss der Herztrennwand, im Fachbegriff Septum. In seiner Herztrennwand, welche die linke und rechte Herzkammer trennt, war ein etwa zwei Zentimeter großes Loch. Damit fließt das Blut nicht wie sonst von der linken Herzkammer in den Körperkreislauf, sondern läuft fälschlicherweise zurück und es kommt zum Rückstau. Eine lebensbedrohliche Situation, Björn Gerer wurde dann notfallmäßig in das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) verlegt.
Ein solcher Verlauf ist absolut kritisch, erklärt Prof. Dr. Gloria Färber, Direktorin der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie am UKW. „Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung im Herzmuskel. Durch die fehlende Versorgung mit Blut und Sauerstoff stirbt das Gewebe ab und kann einreißen.“ So war es bei Björn Gerer. In einer aufwändigen mehrstündigen Operation konnten Prof. Färber und ihr Team das Loch durch einen sogenannten „Doppelpatch“ verschließen. Die Herzspezialistin erklärt: „Vereinfacht dargestellt ist das wie ein Flicken, der auf ein Loch in der Kleidung genäht wird. Allerdings ist beim Herzinfarkt das geschädigte Gewebe so fragil, dass wir sicherheitshalber zwei Flicken einnähen: Einen kleineren, der das Loch primär verschließt und einen zweiten größeren, der die Spannungen, die auf der ersten Nahtreihe lastet, reduziert. Damit schaffen wir eine stabilere Abdichtung - doppelt genäht hält besser.“
Enge Zusammenarbeit
Bei solch einem komplexen Krankheitsbild sind viele Bereiche und Berufsgruppen an der Patientenversorgung beteilig, die eng zusammenarbeiten. Es ist ein Hand-in-Hand von Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesie, Perfusionisten, Intensivmedizin und Pflege. „Ich kann mich bei allen Beteiligten nur bedanken, auch wenn ich natürlich in der Zeit nach der Operation nicht viel mitbekommen habe“, so Björn Gerer, der im August schließlich seine Reha-Maßnahme antreten konnte. Jetzt, im November 2025, geht er regelmäßig zum Rehasport, um wieder seine volle Belastbarkeit zu erreichen: „Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr wieder in den Beruf zurückkehren kann. Das ist mein festes Ziel.“ Ein weiteres Ziel für ihn: Er will dann auch wieder mit seiner Gitarre auf der Bühne stehen, gemeinsam mit seiner Hardrock- und Heavy Metal-Coverband „Edelstahl“, um Songs von Bands wie Iron Maiden oder Metallica zu spielen. Gerer: „Auch dazu muss ich aber noch die nötige Fitness wieder bekommen. Aber das wird klappen!“
Für Prof. Färber ist vor allem eines wichtig: „Ein Herzinfarkt geht nicht immer mit den typischen Beschwerden wie Engegefühl im Brustkorb und ausstrahlenden Schmerzen einher. Abgeschlagenheit oder eine Minderung der Leistungsfähigkeit ohne erkennbaren Grund können auch ein Anzeichen sein. Bei Frauen zeigen sich beispielsweise Symptome häufiger in atypischer Form.“ In solchen Fällen ist eine umgehende abklärende Untersuchung anzuraten, um die Symptome ernst zu nehmen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.
Risiken können minimiert werden
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung erleiden über 300.000 Menschen in Deutschland jährlich einen Herzinfarkt. Herzinfarkte und deren Komplikationen gehören nicht nur zu den führenden Todesursachen, sondern auch zu den Hauptdiagnosen, die zu einem Kranhausaufenthalt führen. Durch eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung, ausgewogener Ernährung und einem regelmäßigen Blick auf den Blutdruck sowie Blutwerte können Risikofaktoren minimiert werden. Vorsorgeuntersuchungen helfen dabei, Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche oder Gefäßverengungen früh zu erkennen und zu behandeln sowie die Prognose zu verbessern.