Bad Homburg, den 19. Februar 2015 – Es gibt immer weniger hochbegabte junge Ärztinnen und Ärzte, die sich der doppelten Herausforderung von Krankenversorgung und Forschung und somit der Karriere als clinician scientist stellen.
Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, startete die Else Kröner-Fresenius-Stiftung 2010 ein ganz neues Förderinstrument: Die Forschungskollegien bieten forschungsbegeisterten jungen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, sich 1-2 Jahre ganz auf ihr Forschungsprojekt zu konzentrieren. Diese Projekte ranken sich um ein gemeinsames Themenfeld und sind in wissenschaftlich exzellente Forschergruppen eingebettet. Dadurch sind die jungen clinician scientists in ein wissenschaftlich anregendes Netzwerk eingebunden und erhalten die notwendige Unterstützung, um ihre Projekte erfolgreich umzusetzen. Ein begleitendes Curriculum schafft eine umfassende Wissensbasis und knüpft Kontakte zu internationalen Experten.
Als Modell Pate gestanden haben die Graduiertenkollegs der DFG für Naturwissenschaftler. Nach dreijähriger Etablierungsphase kamen nun Kollegiaten und Sprecher der ersten Kollegien zusammen und präsentierten ihre Arbeit in intensiver Diskussion einer 8-köpfigen Gutachtergruppe von international anerkannten, erfahrenen clinician scientists.
Die Gutachter zeigten sich von den wissenschaftlichen Ergebnissen der Kollegiaten beeindruckt. Sie lobten die Ausgestaltung der Idee des Forschungskollegs an allen drei Standorten und waren sich einig, dass der Entwicklungspfad einiger Kollegiaten schon jetzt erkennen lässt, dass das Kolleg ihnen den Weg zu einer erfolgreichen, Klinik und Forschung verbindenden Karriere eröffnet hat. Das Konzept der Forschungskollegien schließt eine Lücke in der Ausbildungs- und Förderlandschaft. Die Gutachter vermerkten positiv, dass nicht nur die Kollegiaten in einem kompetitiven Bewerbungsverfahren ausgewählt würden, sondern auch die teilnehmenden bzw. betreuenden Arbeitsgruppen. Als erfolgskritisch betonten die Gutachter, dass eine Freistellung von der Krankenversorgung von mindestens einem, besser zwei Jahren nötig ist, um auf international wettbewerbsfähigem Niveau zu forschen. Entscheidend für den nachhaltigen Aufbau von Forschungskompetenz ist, dass sich an die 100%ige Forschungsphase eine Phase der jeweils teilzeitigen Forschungs- und Kliniktätigkeit anschließt, so dass nicht nur Feierabende und Wochenenden für die Weiterführung der Forschung zur Verfügung stehen.
Die folgenden drei Standorte hatten sich 2010/2011 unter 56 eingereichten Konzepten als die überzeugendsten durchgesetzt. Nach dreijähriger Etablierungsphase konnten sie jetzt eine zweite dreijährige Laufzeit beantragen.
Universitätsklinikum Bonn: Angeborene Immunität und chronische Organdysfunktion
Sprecher: Prof. Dr. J. C. Kalff, Prof. Dr. G. Hartmann
Thematisch stellt das Bonner Else Kröner-Fresenius Forschungskolleg eine Vernetzungsstruktur zwischen den erklärten Forschungsschwerpunkten der Fakultät dar. Die Rolle des innaten Immunsystems im Rahmen chronischer Erkrankungen bildet hierbei die Brücke zwischen dem Bonner immunologischen Forschungsverbund (mit dem Exzellenzcluster ImmunoSensation) und den Organ-zentrierten Arbeitsgruppen der Neurowissenschaften, des Herz-Kreislaufsystems und der Hepatogastroenterologie wie auch der genetischen Medizin. Das innate Immunsystem spielt bei der Auslösung und dem chronischen Verlauf von posttraumatischen, malignen und auch degenerativen Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Die Thematik bietet für angehende clinician scientists deshalb eine hervorragende Perspektive zur strukturierten Auseinandersetzung mit grundlagenwissenschaftlichen Themen, die sich eng an den tatsächlichen Problemen der täglichen klinischen Arbeit orientieren. In den ersten drei Jahren konnten insgesamt 13 junge Mediziner ins Kolleg aufgenommen werden. Sie alle hatten schon in entsprechenden Vorarbeiten besonderes Talent und Motivation für die Forschung bewiesen und konnten im Rahmen der Förderung durch das Kolleg diesen Weg mit teilweise jetzt schon erkennbar herausragendem Erfolg weiter gehen.
Universitätsklinik Ulm: Stammzellen, Alterung und maligne Transformation: Vom experimentellen Modell zur klinischen Anwendung,
Sprecher: Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer, Prof. Dr. Geiger
Das Ulmer Forschungskolleg fokussiert auf die zellulären und molekularen Zusammenhänge welche Stammzellen, Alterung und maligne Transformation ursächlich miteinander verbinden. Die Aneignung und Entwicklung mechanistischer Ansätze und Methoden erlaubt es den Kollegiat/inn/en, klinische Fragestellungen hinsichtlich der Thematik des Kollegs in eigene Forschungskonzepte umzusetzen. Da neuartige Therapieansätze einer klinik- und fachübergreifenden Interaktion in der Forschung bedürfen, wird das Ulmer Forschungskolleg von vielen unterschiedlichen Kliniken und Grundlageninstituten getragen.
In den vergangenen 3 Jahren wurden 11 Kollegiaten betreut. Eine Besonderheit des Ulmer Konzepts ist, dass hier sowohl relativ junge forschende Ärzte in einer „Startphase“ wie auch schon fortgeschrittene, wissenschaftlich und klinisch erfahrene clinician scientists in einer „Etablierungsphase“ gefördert werden. So reicht auch das Spektrum der Erfolge von ersten Publikationen bis hin zu einer direkten Berufung vom Kolleg auf eine Professur in Harvard. Das Forschungskolleg Ulm hat sich somit in relativ kurzer Zeit als ein Leuchtturm der Forschungs- und Ausbildungslandschaft in Ulm etabliert und somit das Leitbild des clinician scientist weithin sichtbar gemacht.
Universitätsklinikum und Universität Würzburg, Else-Kröner-Forschungskolleg für interdisziplinäre translationale Immunologie,
Sprecher: Prof. Dr. J. Wischhusen; Koordinator: Dr. med. Andreas Beilhack
In Würzburg werden immunologische Regulationsmechanismen fächerübergreifend an verschiedenen Krankheiten analysiert. In allen medizinischen Fachdisziplinen gibt es Krankheitsbilder, die entscheidend von (Fehl-)Funktionen des Immunsystems geprägt sind. Kontrollmechanismen, die überschießende Immunreaktionen wie Allergien oder Autoimmunreaktionen verhindern, können zudem bei Krebserkrankungen therapeutische Zielstrukturen für Antikörper darstellen, über die sich erwünschte Abwehrreaktionen auslösen lassen. So wurde von der Fachzeitschrift „Science“ die Immuntherapie gegen Krebszellen zum „Durchbruch des Jahres 2013“ erklärt.
Acht junge Ärztinnen und Ärzte hat das Kolleg in den vergangenen drei Jahren ausgebildet und gefördert. Neben der Entwicklung ihrer eigenen Forschungsprojekte hatten die Kollegiatinnen und Kollegiaten auch die Gelegenheit, internationale Symposien selbst zu gestalten und dort ihre eigenen Forschungsergebnisse mit herausragenden Forschern persönlich zu diskutieren.
Über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Die Stiftung fördert satzungsgemäß nur solche Forschungsaufgaben, deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich sind. Bis heute hat die Stiftung mehr als 1.300 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 200 Millionen Euro gefördert. (www.ekfs.de)
Kontakt
Dr. Ulrike Schneider
Leitung Stiftungskommunikation
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Postfach 1852
61352 Bad Homburg
Tel.: (06172) 897510
E-Mail: u.schneider@ekfs.de