Wenn Krankheiten nicht nur den Körper, sondern auch die Seele aus dem Gleichgewicht bringen, bietet eine neue Tagesklinik der Würzburger Universitätsklinik lebensnahe Hilfe. Der besondere Patientennutzen aus der Einrichtung ergibt sich aus der teilstationären Therapieform, dem interdisziplinären Ansatz und der Einbindung in die Gesamtstruktur des Klinikums.
Im November 2009 hat auf dem Klinikgelände der Würzburger Universitätsklinik an der Josef-Schneider-Straße die erste psychosomatische Tagesklinik Unterfrankens ihre Arbeit aufgenommen. Sie bietet eine teilstationäre Behandlung für erwachsene Patientinnen und Patienten aus Würzburg und Umgebung – das maximale Einzugsgebiet ergibt sich aus einer täglich machbaren An- und Abfahrt quasi von selbst. Betreut wird die im Haus C2 untergebrachte Einrichtung vom Arbeitsbereich Psychosomatik der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. „Die hier praktizierte, enge Kooperation einer Abteilung der Inneren Medizin mit einer psychiatrischen Klinik bei Therapie, Organisation, Ausbildung und Forschung ist eine Besonderheit unter den deutschen Universitätskliniken“, erläutert der Leiter der Tagesklinik, Prof. Herbert Csef. Und Prof. Jürgen Deckert, Direktor der Würzburger Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie unterstreicht: "Die Tagesklinik ist eine wesentliche Ergänzung des psychosomatischen Behandlungsspektrums für Würzburg. Ein derartiges Therapieangebot hat es in unserer Region noch nicht gegeben.“
Die Leitung der Tagesklinik teilt sich der Psychosomatiker Prof. Csef mit der Psychiaterin Prof. Bettina Hamann. Gemeinsam führen sie der auf der neuen Station ein vielköpfiges Team aus Ärztinnen und Ärzten, Psychologinnen, Kunsttherapeuten sowie Pflege- und Verwaltungskräften. Hinzu kommen außerdem eine Sozialpädagogin und eine Ergotherapeutin.
Hilfen bei der Krankheitsverarbeitung
Ein großer Teil der Patienten der Tagesklinik werden von anderen Kliniken des Universitätsklinikums überwiesen: Menschen, die primär körperlich erkrankt sind und zusätzlich unter seelischen Störungen leiden. „Typische psychosomatische Erkrankungen sind zum Beispiel Depressionen und Angststörungen während und nach Krebs- oder Herzinfarktbehandlungen“, weiß Prof. Csef. „Nicht selten gelten diese Patienten zwar als organisch geheilt, aber die psychischen Probleme bleiben – selbst nach ausgedehnten Reha-Maßnahmen.“
Stress-Syndrome, Adipositas, somatoforme Störungen
Weitere Krankheitsbilder, die an der Tagesklinik behandelt werden, sind Stress-Syndrome, die mentalen Ursachen krankhafter Fettleibigkeit sowie somatoforme Störungen, also körperliche Beschwerden, die sich nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen.
Im Gegensatz zu stationären Therapieformen bleibt bei der Tagesklinik für die Patienten der Kontakt zur gewohnten Umgebung erhalten. „Besonders relevant ist dies bei jungen Müttern, die beispielsweise von Angstattacken gequält werden“, erläutert Prof. Csef. „Ihnen ist es oft organisatorisch kaum möglich, für eine stationäre psychologische Behandlung aus dem Familienverbund für mehrere Wochen komplett auszusteigen.“ Besser mit dem Leben vereinbar ist da schon eine rund sieben- bis achtwöchige Behandlung an der psychosomatischen Tagesklinik, die in ihrem Zeitbedarf einem normalen Arbeitstag entspricht: Die Patientinnen und Patienten kommen morgens ab 8:00 Uhr in die Klinik und fahren gegen 16:30 Uhr wieder nach Hause.
Kombination aus Gruppen- und Einzeltherapie
Nach einem ambulanten Vorgespräch erarbeiten die Ärzte einen individuellen Therapieplan. „Wir vertreten ein integratives Behandlungskonzept aus Tiefenpsychologie und kognitiver Verhaltenstherapie“, beschreibt Prof. Csef. Kombiniert werden dabei verschiedene Module aus Gruppen- und Einzeltherapien, wie zum Beispiel Kunsttherapie, Stressbewältigung, Pharmakotherapie, Familien- und Paargespräche, Physiotherapie, Entspannungsverfahren und das Training sozialer Kompetenz. Prof. Csef: „Zu unserem Leistungsangebot zählen auch hoch spezifische Einzelinterventionen. Zu denken ist hierbei beispielsweise an Expositionsübungen bei der Behandlung von Ängsten – und dies auch unter Realbedingungen außerhalb des Klinikgeländes.“
Durch die Einbindung in das Universitätsklinikum ist es organisatorisch vergleichsweise schnell und einfach möglich, bei Bedarf die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten anderer Kliniken zu nutzen – wie zum Beispiel computer-tomografische Untersuchungen, Schmerzbehandlungen oder Krankengymnastik.
Schnelle Aufnahme, kurze Wartezeiten
Die Klinik bietet 18 Behandlungsplätze, die für die Gruppentherapie-Angebote auf zwei Gruppen aufgeteilt sind. Schon wenige Wochen nach Öffnung der Tagesklinik im Winter vergangenen Jahres waren alle Plätze erstmals belegt – und sind es seither durchgehend. Prof Csef: „Derzeit beträgt die Wartezeit auf eine Behandlung bei uns maximal vier Wochen, wobei wir bei der Dringlichkeit natürlich zwischen akuten und chronischen Krankheitsbildern unterscheiden.“
Bislang wurden über 100 Patienten behandelt. Die Behandlungserfolge sind hierbei naturgemäß sehr unterschiedlich. „Viele unsere Patienten haben eine lange Krankengeschichte, sind chronisch schwer krank und kämpfen oft mit unterschiedlichen Kombinationen aus Schmerzen, körperlichen Beeinträchtigungen, Alkoholproblemen und Arbeitslosigkeit“, schildert Prof. Csef. „Bei diesen ist eine Besserung der Symptome schon ein schöner Erfolg. Besonders große Heilungschancen haben Menschen, die gleich zu Beginn ihrer psychosomatischen Krankheit zu uns kommen.“ Nicht behandelt werden können im Rahmen der Tagesklinik Personen mit Suchterkrankungen, Psychosen und akuter Selbstmordgefahr.
Kontakt:
Psychosomatische Tagesklinik
Gebäude C2
Josef-Schneider-Str. 2
97082 Würzburg
Prof. Dr. med. Herbert Csef
E-Mail: Csef_h@ klinik.uni-wuerzburg.de
Tel. 09 31/20 14 03 00
Prof. Dr. med. Bettina Hamann
E-Mail: hamann_b@ klinik.uni-wuerzburg.de
Tel. 09 31/20 14 03 10