Unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Einsele (Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW), Nikhil Munshi (Dana-Farber Cancer Institute, Boston) und Adam Cohen (Hospital of the University of Pennsylvania, Philadelphia) fand vom 28. bis zum 29. März 2025 der sechste „Immune Effector Cell Therapies in Multiple Myeloma Workshop” der Internal Myeloma Society (IMS) in Boston, Massachusetts, statt. Das abwechslungsreiche Programm mit hochkarätigen Referierenden führten etwa 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Klinikerinnen und Kliniker zusammen, um neue Entwicklungen und Herausforderungen von Immuntherapien bei der Behandlung des Multiplen Myeloms zu diskutieren.
Klinische Daten zu CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern
Zentrale Themenbereiche waren die Weiterentwicklungen von CAR-T-Zelltherapien und bispezifischen Antikörpern. Einen Einstieg boten aktuelle Daten zu den derzeit zugelassenen CAR-T-Zelltherapien Ide-cel und Cilta-cel, präsentiert von Noopur Raje (Boston), sowie zu bispezifischen Antikörpern wie Teclistamab und Elranatamab, vorgestellt von Maria-Victoria Mateos (Salamanca) und Mohamad Mohty (Paris). Joshua Richter (New York) gab zudem einen umfassenden Überblick zu den neuen bispezifischen Antikörpern Linvoseltamab, ABBV-383 und Cevostamab.
Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen bot der Workshop praxisrelevante Einblicke in den optimalen Einsatz von CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern. Prof. Dr. Einsele leitete eine Sitzung über die klinische Anwendung von CAR-T-Zellen. Paula Rodriguez-Otero (Navarra) und Krina Patel (Texas) betonten, dass CAR-T-Zellen möglichst in einer frühen Therapielinie eingesetzt werden sollten und stellten Strategien zum Management von Rückfällen vor. Auch der Einsatz bei Patientinnen und Patienten mit Smoldering Myeloma und AL Amyloidose wurde beleuchtet.
Neue Ansatzpunkte in der zellulären Immuntherapie
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Diskussion neuartiger Zielstrukturen und Zellprodukte: Prof. Dr. Michael Hudecek, Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW, stellte die CARAMBA-Studie mit SLAMF7 als neuem Zielantigen für CAR-T-Zellen vor und erläuterte Fortschritte in der Weiterentwicklung dieser Therapieform. Weitere Beiträge, unter anderem von Jesus Berdeja (Nashville), Bhagirathbhai Dholaria (Nashville) und Joaquin Martinez Lopez (Madrid), widmeten sich innovativen Ansätzen wie multi-targeting CAR-T-Zellen, trispezifischen Antikörpern, allogenen CAR-T-Zellen und CAR-NK-Zellen. Diese CAR-T-Zellprodukte haben das Potenzial, die Immuntherapie künftig weiter zu individualisieren und zu verbessern.
Umgang mit Nebenwirkungen
Im Rahmen von CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern spielt das Management von therapiebedingten Nebenwirkungen eine zentrale Rolle: Jonathan Kaufmann (Atlanta) plädierte für den prophylaktischen Einsatz des IL6-Inhibitors Tocilizumab, während Ajay Nooka (Atlanta) Strategien zur Linderung von typischen Haut- und Schleimhautreaktionen unter Talquetamab aussprach. Noffar Bar (Yale) stellte die seltene Nebenwirkung der Immuneffektorzell-assoziierten Enterocolitis mit einer Mortalitätsrate von 26 % vor. Auch späte Risiken wie Zweitneoplasien und infektionsbedingte Todesfälle wurden kritisch diskutiert.
Resistenzmechanismen und ihre Überwindung
Der Workshops widmete sich thematisch auch der Erforschung von Resistenzmechanismen gegen T-Zell-gerichtete Therapien. Niels van de Donk (Amsterdam) beleuchtete die Rolle von T-Zell-Faktoren bei der CAR-T-Zelltherapie, während Samir Parekh (New York) die Bedeutung des Mikromilieus für das Therapieansprechen untersuchte. Darüber hinaus referierte Nizar Bahlis (Calgary) über neuartige Resistenzmechanismen gegen bispezifische Antikörper. Dr. Johannes Waldschmidt, Oberarzt der Medizinischen Klinik II (UKW) stellte spannende Daten zur Nutzung zirkulierender Tumor-DNA als prognostisches, weniger-invasives Instrument vor. Um immunzellgerichtete Therapien effektiver zu machen, können außerdem neue technologische Ansätze wie CellMODs und CAR Enhancer eingesetzt werden, wie Marta Larrayoz (Southampton) und Mohammad Rashidian (Boston) erläuterten.
Ausblick
Der IMS-Workshop 2025 bot eine ausgezeichnete Plattform für den Wissensaustausch und die internationale Vernetzung und unterstrich die dynamische Entwicklung der Immuntherapie beim Multiplen Myelom. Die präsentierten Forschungsergebnisse und innovativen Therapieansätze eröffnen vielversprechende Perspektiven für eine gezieltere und effektivere Behandlung. Die diskutierten Daten werden maßgeblich dazu beitragen, Immuntherapien für die Behandlung des Multiplen Myeloms zu optimieren und damit diese bislang unheilbare Erkrankung einen bedeutenden Schritt in Richtung Heilung zu bringen.
Autorin: Dr. Jessica Peter