Die Uniklinik Würzburg ist auf dem besten Weg, ein von der Bundesregierung gefördertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Herzinsuffizienz zu bekommen. Für die Patienten bedeutet dies vor allem eine noch bessere Betreuungsqualität, neue Therapieformen und eine Behandlung auf internationalem Spitzenniveau.
Herzinsuffizienz, also die krankhafte Unfähigkeit des Herzenshttp://de.wikipedia.org/wiki/Herz, die vom Körper benötigte Blutmenge ohne Druckanstieg in den Herzvorhöfen zu fördern, ist eines der am schnellsten wachsenden Gesundheitsprobleme. Allein in Deutschland sind derzeit etwa zwei bis drei Millionen Patienten davon betroffen. Bei der Erforschung und Behandlung der komplexen Krankheit zählt die Uniklinik Würzburg zur bundesweiten Spitzengruppe. „Die Ursachen und Komplikationen von Herzinsuffizienz sind wie bei kaum einer anderen Erkrankung mit dem gesamten Körper verbunden“, unterstreicht Prof. Georg Ertl, Direktor der Medizinischen Klinik I der Uniklinik Würzburg. „Es gibt zum Beispiel wechselseitige Beziehungen zu Atemwegserkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Atmungsstörungen, Depressionen, geistigem und körperlichem Abbau sowie Schlaganfall.“ Deshalb sei es gerade bei der Herzschwäche erforderlich, in Forschung, Lehre und Patientenversorgung über die Grenzen einzelner medizinischer Fachdisziplinen hinweg zusammenzuarbeiten.
Mit 25 Millionen Euro gefördert
Eine hervorragende Chance hierzu ist die Schaffung eines „Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums Herzinsuffizienz (IFBHI)“, das vom Bundesforschungsministerium für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren mit 50 Millionen Euro an Fördermitteln ausgestattet wird. „Die Uniklinik Würzburg hat sich in den vergangenen drei Jahren in einem aufwändigen Antrags- und Auswahlverfahren durchgesetzt, so dass die letztendliche Bewilligung der Gelder jetzt unmittelbar bevorsteht“, freut sich der Herzspezialist Ertl. Das deutschlandweit einmalige Zentrum soll die in Würzburg vorhandenen exzellenten Strukturen der Grundlagenforschung – vor allem in den Bereichen Biomedizin, Physik, Chemie, Biologie und Psychologie – und der klinischen Forschung – beispielsweise in Kardiologie, Herzchirurgie, Endokrinologie, Nierenheilkunde, Psychiatrie, Neurologie, Nuklearmedizin, Radiologie und Intensivmedizin – zusammenführen. Prof. Ertl: „Mit den Experten aus den jeweils gefragten Disziplinen können wir unsere Patienten fachübergreifend betreuen, zum Beispiel, wenn die Herzschwäche schon soweit fortgeschritten ist, dass eine Transplantation ansteht oder wenn seltene, meist genetisch bedingte Herzerkrankungen vorliegen.“
4000 Patienten in Registern und Studien
Bei der hierzu erforderlichen Sachkompetenz kann sich die Uniklinik auf einen großen Erfahrungsschatz stützen: „Wir führen rund 4000 Patienten in Registern und Studien – eine Zahl, die wohl in ganz Deutschland keine zweite Institution aufweisen kann“, zeigt sich Prof. Ertl stolz.
Die Teilnahme an einer der vielen aktuellen herzmedizinischen Studien bringt nicht nur neue Forschungserkenntnisse, sondern auch jedem teilnehmenden Patienten konkrete Vorteile. So läuft derzeit in Würzburg eine Studie, die sich mit der häufig auftretenden Kombination von Herzinsuffizienz und Depression beschäftigt. Der hierbei verfolgte, völlig neue Therapieansatz will durch die Behandlung der Depression einen positiven Effekt auf die Herzschwäche erzielen.
Neben der Heilungschance durch neue Medikamente und Behandlungsmethoden genießen die Patienten im Rahmen der Studien eine intensivierte Betreuung durch speziell geschulte Fachkräfte. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich allein durch eine verstärkte Zuwendung des Personals die Überlebenszeit der Patienten deutlich erhöht“, weiß Prof. Ertl.
Umfassende Forschungsstruktur
Mit den künftig im IFBHI zusammenarbeitenden, etwa 80 Experten können an der Würzburger Uniklinik alle Schritte auf dem Weg zu einem neuen Diagnoseverfahren, einem neuen Medikament oder einer neuen herzchirurgischen Therapie wie dem künstlichen Herzen gegangen werden – von der ersten Idee über alle Entwicklungsprozesse bis hin zur Anwendung unter Praxisbedingungen.
Bildunterschriften
1.Das Wesen des neuen Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums ist die Zusammenarbeit von Experten – hier zum Beispiel Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten beim Einsetzen einer Herzklappe.
2. Der Einpflanzung von Herzklappen muss eine sorgfältige Diagnostik des Herzens und der Blutgefäße durch darauf spezialisierte Röntgenfachärzte vorausgehen.