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Feuerwehr-Nikoläuse erreichen UKW-Kinderklinik aus luftiger Höhe

Zwölf Höhenretter in Nikolauskostümen der Berufsfeuerwehr Würzburg besuchten alle Kinderklinikstationen auf spektakuläre Weise über die Außenfassaden.

Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet

Würzburg. Am 6. Dezember 2025 durften sich die kleinsten Patientinnen und Patienten der Würzburger Universitäts-Kinderklinik (UKW) über eine ganz besondere Aktion freuen. Zwölf Höhenretter in Nikolauskostümen der Berufsfeuerwehr Würzburg besuchten alle Kinderklinikstationen auf spektakuläre Weise über die Außenfassaden. Sie seilten sich u.a. ab dem 4. Stock der Kinderklinik über alle Etagen ab und erreichten die Kinder über Balkone und Fenster. 

Teilweise kam sogar die Drehleiter zum Einsatz. So konnten die Stationen der Gebäude D30, D31, C5, C6 und die kinderchirurgische Station O15 des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) von den Nikoläusen besucht und beschenkt werden. 

Dank großzügiger Unterstützung konnte die diesjährige Aktion erfolgreich stattfinden und viele Geschenke überreicht werden. Die Inhalte wurden gesponsert von Metzler Feuerschutz Waldbüttelbrunn, Mahr Feuerwehrbedarf Würzburg, 112 Store Rottendorf, HZ-Reisen Sommerach, Mahler- Reisen Würzburg, Kaufland Würzburg (Nürnberger Straße), der Bäckerei Kreußer aus Hemmersheim und dem Therapiezentrum Würzburg.

„Alle Beteiligten engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit für diese schöne Aktion. Unser größter Lohn sind die glücklichen Kinder und Familien, die wir überraschen und denen wir unvergessliche Momente schenken dürfen“, sagt Christian Scheder, Organisator der Aktion und Brandinspektor der Feuerwehr Würzburg nach dem rund zweistündigen „Sondereinsatz“ am UKW.

Auch für die Stationsteams war der Besuch ein besonderes Erlebnis. Prof. Dr. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik und Poliklinik des UKW erzählt: „Der Besuch der Feuerwehrnikoläuse ist mittlerweile eine echte Tradition geworden. Wir sind dankbar für diese außergewöhnliche Aktion, die für erstaunte Gesichter und Weihnachtsfreude sorgt. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Kolleginnen und Kollegen.“ 

Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet
Zwölf Höhenretter der Berufsfeuerwehr Würzburg in Nikolauskostümen und mit Geschenkesäcken seilten sich an der UKW-Kinderklinik und an der Kinderchirurgie ab. Auch über die Drehleiter wurden Geschenke an die kleinen Patientinnen und Patienten des UKW verteilt. Die Aktion fand bereits zum vierten Mal statt. Fotos: UKW / Kim Sammet

Wie und warum Bewegungsstörungen entstehen

Ein Interview mit der Autorin Dr. Lisa Harder-Rauschenberger und dem Autor Prof. Dr. Chi Wang Ip aus der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) zur Rolle von peripheren Nerventraumen und Rückenmarksverletzungen als Auslöser einer Dystonie. Publikation im Journal „Movement Disorders“ zur Second Hit-Hypothese bei Dystonie.

 

Die Wissenschaftlerin Lisa Harder-Rauschenberger steht mit hochgesteckten Haaren, in heller Schleifenbluse und heller Strickjacke neben Chi Wang Ip im hellblauen Hemd vor dem Bücherregal in der Bibliothek der Neurologie.
Dr. Lisa Harder-Rauschenberger und Prof. Chi Wang Ip von der Neurologischen Klinik und Poliklinik haben im Journal „Movement Disorders“ einen Übersichtsartikel über die Rolle peripherer Nerventraumen und Rückenmarksverletzungen als Auslöser einer Dystonie veröffentlicht.

Lisa Harder-Rauschenberger und Chi Wang Ip von der Neurologischen Klinik und Poliklinik haben im Journal „Movement Disorders“ einen Übersichtsartikel über die Rolle peripherer Nerventraumen und Rückenmarksverletzungen als Auslöser einer Dystonie veröffentlicht. Bei dieser Bewegungsstörung ziehen sich die Muskeln unwillkürlich zusammen und der Körper nimmt ungewöhnliche Haltungen ein. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung dafür, aber nicht alle mit diesen Genen entwickeln tatsächlich eine Dystonie. Deshalb vermuten Forschende – allen voran Harder-Rauschenberger und Ip – dass zusätzlich ein „zweiter Auslöser“ nötig ist, damit die Krankheit entsteht. In ihrer Übersicht fassen sie die aktuelle Forschung zusammen, die zeigt, dass Verletzungen von Nerven oder des Rückenmarks ein solcher zweiter Auslöser sein könnten. Solche Schädigungen verändern nicht nur das betroffene Gewebe, sondern auch die Art und Weise, wie Gehirn, Rückenmark und peripheres Nervensystem miteinander kommunizieren. Dabei spielt das Immunsystem eine wichtige Rolle und es kommt zu Umbauprozessen im Nervensystem. Diese sollen eigentlich dabei helfen, die Verletzung zu kompensieren. Manche dieser Veränderungen können jedoch dazu führen, dass sich Bewegungsabläufe dauerhaft verändern und eine Dystonie ausgelöst oder verschlimmert wird. Harder-Rauschenberger und Ip heben zukünftige Herausforderungen und potenzielle therapeutische Implikationen dystonieauslösender Nerven- und Rückenmarksverletzungen hervor. Ein besseres Verständnis des Zusammenspiels zwischen Nervenverletzung, Rückenmarksverletzung, Neuroinflammation und Dystonie könnte den Weg für neue therapeutische Strategien ebnen.

Wie kam es zu der Übersichtsarbeit im Journal „Movement Disorders“, auf Deutsch Bewegungsstörungen? 

Chi Wang Ip: Wir hielten beide im Juni 2023 auf dem Samuel Belzberg 6th International Dystonia Symposium (IDS6) in Dublin eine Präsentation und wurden vom Chefredakteur eingeladen eine Übersichtsarbeit über die Second-Hit-Hypothese bei dystonen Erkrankungen für das Journal der International Parkinson and Movement Disorder Society zu schreiben. 

Was genau ist eine Dystonie?

Lisa Harder-Rauschenberger: Eine Dystonie ist eine komplexe Bewegungsstörung, bei der es zu abnormen Haltungen und unwillkürlichen Bewegungen kommt. Diese entstehen durch eine gleichzeitige Kontraktion von agonistisch und antagonistischen Muskeln. Normalerweise arbeiten Muskeln abwechselnd: der Agonist zieht sich zusammen und Bewegung entsteht, der Antagonist entspannt und lässt die Bewegung zu. Wenn die Muskeln, die gegensätzliche Bewegungen machen sollten aber zur gleichen Zeit arbeiten, entstehen verkrampfte, unkontrollierte Bewegungen oder Haltungen. 

Chi Wang Ip: Die Bewegungen sehen teilweise ganz bizarr aus, Drehungen, Verschränkungen, Zittern. Patienten, die stark betroffen sind, können sich teilweise gar nicht mehr kontrollieren und ruhig sitzen. Und weil die Gelenke gar nicht auf diese abnormen Bewegungen ausgelegt sind, sind diese oft auch mit starken Schmerzen verbunden. Das sind ganz massive Einschränkungen im Leben. 

Ist Dystonie eine Begleiterkrankung oder kann sie auch allein auftreten? 

Lisa Harder-Rauschenberger: Eine Dystonie kann als Begleiterkrankung auftreten, zum Beispiel bei Parkinson, sie kann aber auch eine eigene Krankheitsentität sein. Es gibt einige Dystonie-Formen, bei denen Patientinnen und Patienten eine Genmutation haben und dann im Laufe des Lebens dystone Symptome entwickeln können. 

In der Übersichtsarbeit sprechen Sie vom Second Hit. Eine genetische Prädisposition ist dann der First Hit? 

Chi Wang Ip: Richtig. Wir arbeiten zum Beispiel mit genetischen Prädispositionen. Wenn wir eine Maus oder eine Ratte haben, die diesen First Hit schon hat, dann können wir den Second Hit dazutun, zum Beispiel eine Nervenschädigung oder eine Überbeanspruchung. Ein First Hit kann aber durch epigenetische Einflüsse verursacht werden, also Mechanismen, die die Aktivität von Genen beeinflussen. Auch Medikamente können ursächlich sein. Viele Personen nehmen Präparate, die verschiedene Neurotransmitter im Gehirn beeinflussen, sodass dann eine Prädisposition entsteht, die mit einem weiteren äußeren Faktor, dem Second Hit, zur Auslösung einer Erkrankung führt. 

Also braucht es einen Second Hit als Auslöser? 

Chi Wang Ip: Wenn man sich monogene Formen anschaut, also Dystonien, die durch eine einzige Genmutation verursacht werden können, dann weiß man, dass nicht jeder Mutationsträger automatisch die Erkrankung entwickelt. Wir sprechen von einer reduzierten Penetranz. Teilweise ist die Penetranz bei 20 Prozent, also nur einer von fünf Mutationsträgern zeigt Symptome, teilweise bei 60 oder 70 Prozent. Und keiner weiß genau, warum das so ist. Warum entwickeln nicht alle mit dem Gendefekt Symptome? Deswegen kam die Idee des Second Hits. Aber wie gesagt, eine Dystonie kann durchaus auch andere Ursachen haben. 

Wie entwickeln sich die Symptome? 

Chi Wang Ip: Wir gehen davon aus, dass Dystonie eine Netzwerkerkrankung des Gehirns ist, gegebenenfalls auch des Rückenmarks, die dazu führt, dass die Kommunikation der Zentren gestört ist. Eine Verletzung am Nerv, zum Beispiel durch einen Sportunfall, könnte eine Dystonie auslösen. Unser Gehirn, das ja plastisch ist und sich anpassen muss, wird forciert, auf diese Verletzung zu reagieren. Es nimmt also Signale wie Schmerz oder Gefühlsstörungen auf und verbarbeitet diese Reize. Ist das Gehirn durch eine Genmutation erkrankt, dann interpretiert es diese Reize falsch und es kommt zu fehlerhaften Rückkopplungen und Co-Kontraktionen. 

Das heißt, bei Personen mit bestimmten Genmutationen kommt das Gehirn mit den Nervenverletzungen nicht klar? 

Chi Wang Ip: Genau. Das Gehirn gibt dann falsche Informationen ab und die Muskulatur spricht falsch darauf an, sodass diese bizarren Bewegungen auftreten. 

Gibt es Belege für die Second-Hit-Hypothese?

Lisa Harder-Rauschenberger: Es gibt tatsächlich genetische Dystonie-Formen, bei denen ein ganz klarer Zusammenhang zwischen Umweltfaktor beziehungsweise äußerem Faktor und der Dystonie-Entwicklung gezeigt werden konnte. Eine Infektion, ein Trauma durch eine Verletzung oder einen Stoß, Stress jeglicher Art aber auch Klimaeinflüsse wie Hitze können von einem Tag auf den anderen, innerhalb von wenigen Stunden zu dieser Dystonie-Entwicklung führen, die dann auch ein Leben lang bleibt. Also für bestimmte Formen gibt es einen ganz klaren Zusammenhang. Für andere Formen weiß man nur, dass es diese reduzierte Penetranz gibt; und wir postulieren, dass auch da ein Stressfaktor, ein Umweltfaktor, eine Rolle spielt. 

Um welche Art von Umweltfaktoren handelt es sich? 

Lisa Harder-Rauschenberger: In der Literatur werden zahlreiche Faktoren beschrieben, zum Teil in Einzelfallbeschreibungen, zum Teil in kleinere Studien. Diskutiert werden wie schon genannt unter anderem Nerventrauma und Infektionen. Ein relativ klarer Zusammenhang zur Dystonie-Entwicklung besteht auch für die Überbeanspruchung, also eine aufgabenspezifische Dystonie. Ein Beispiel hierfür ist die Musiker-Dystonie.  Denn einige professionelle Musiker, die ihr Leben lang ein Instrument intensiv spielen, entwickeln eine Dystonie, wie zum Beispiel Klavierspieler in bestimmten Fingern. 

Wie sieht Ihre aktuelle Forschung zu dem Thema aus? 

Lisa Harder-Rauschenberger: Wir machen primär Untersuchungen an Tiermodellen, Mäusen und Ratten mit einer genetischen Prädisposition. Hier untersuchen wir zum Beispiel, wie sich das Gehirn eines symptomatischen Nagers im Vergleich zu einem asymptomatischen unterscheidet. Dieses Verständnis könnte uns helfen beim Menschen einzugreifen bevor es zur Symptomenentwicklung kommt. 

Und wie lässt sich das auf die Patientinnen und Patienten übertragen? 

Lisa Harder-Rauschenberger: Das ist eine unserer Botschaften im Review. Wir benötigen in Zukunft viel größere klinische Studien, um den Zusammenhang zwischen einer peripheren Nervenschädigung und einer Dystonie-Entwicklung beim Menschen klarer zu zeigen. Die bisherigen Studien haben viel zu geringe Endzahlen. Des Weiteren ist das Nerventrauma in den meisten Fällen nicht genau beschrieben, und der zeitliche Zusammenhang bis zur Dystonie-Entwicklung nicht definiert. 

Würde man ein Nerventrauma bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung zur Dystonie zum Beispiel anders behandeln oder prüfen, ob eine genetische Veranlagung vorliegt? 

Chi Wang Ip: Ich fürchte, so weit sind wir noch nicht, dass wir so etwas machen können. Und tatsächlich sprechen wir ja bei der monogenen Dystonie über eine seltene Erkrankung. Da würde es keinen Sinn machen, jeden, der so eine Verletzung hat, auf eine Genveränderung zu screenen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wir diejenigen, von denen wir wissen, dass sie selbst oder in der Familie eine genetische Prädisposition haben aber noch asymptomatisch sind, empfehlen, bestimmte Risikofaktoren wie gewisse Sportarten zu meiden, von denen wir wissen, dass sie Symptome auslösen. Diese müssten wir aber eben noch genauer untersuchen. 

Lisa Harder-Rauschenberger: Wenn es dann doch passiert, könnte man überlegen, dass man die Inflammation, die nach so einer Nervenschädigung auftritt, früh behandelt und vielleicht die abnormalen plastischen Veränderungen über eine Neuromodulation beeinflusst. 

Bei einer hereditären Dystonie, die autosomal-dominant vererbt wird, besteht das Risiko immerhin bei 50 Prozent, die Mutation geerbt zu haben. Wie viele Mutationen sind denn bis jetzt bekannt? 

Chi Wang Ip: Wir entdecken immer mehr Gene, die mit einer Dystonie assoziiert sind. Bei den monogenen Formen kennen wir inzwischen mehr als 50. Diese beinhalten Formen, bei denen die Dystonie das einzige Symptom darstellt und auch Formen, die kombiniert sind, zum Beispiel eine Dystonie mit Parkinson-Syndrom. Es gibt sicherlich auch noch viele Mutationen, von denen wir erst noch nachweisen müssen, ob sie pathogen relevant sind. Die häufigste Form ist die DYT-TOR1A-Dystonie. Bei dieser Form kann es zu sehr starken Symptomen kommen. 

Warum sollten Ärztinnen und Ärzte aus der Neurologie und gegebenenfalls Primärmedizin Ihre Übersichtsarbeit lesen? 

Lisa Harder-Rauschenberger: Zum einen dauert es oft noch sehr lange, bis Patientinnen und Patienten die Diagnose Dystonie erhalten, obwohl ihre Lebensqualität dann schon stark eingeschränkt ist. Wichtig wäre also eine frühe Diagnose und Anamnese, damit die Betroffenen schnell eine geeignete symptomatische Behandlung erhalten. Zum anderen ist Aufklärung sehr wichtig. Wenn jemand aus der Familie eine monogenetische Form wie DYT-TOR1A hat, dann sollten die Familienmitglieder über diese Prädisposition informiert und Auslösefaktoren informiert werden. 

Chi Wang Ip: In der Übersichtsarbeit beschreiben wir auch, was eine Dystonie ist. Da sie nicht jeder kennt, wird sie auch oft verkannt. Früher wurden zum Beispiel Dystonien häufig als psychogen eingestuft, obwohl es klare organische Veränderungen im Gehirn und teilweise auch im Rückenmark gibt. Auch die Muskeln können sich durch die dauerhafte massive Anspannung verändern. 

Noch einige Fragen zur Neurologie am UKW, die ja einen klaren Schwerpunkt auf Bewegungsstörungen hat – in Forschung, Lehre und Behandlung. Was ist das Besondere am Standort Würzburg? 

Chi Wang Ip: Wir betreiben eine spezialisierte Ambulanz für Botulinumtoxin-Behandlungen, die bei fokalen und segmentalen Dystonien zentral sind. Darüber hinaus gehören wir zu den deutschen Zentren, die die Tiefe Hirnstimulation bei Dystonien durchführen. Bei der Diagnostik und Behandlung legen wir besonderen Wert auf den interdisziplinären Ansatz: Wir arbeiten eng mit der Neurochirurgie, Neuroradiologie und Psychiatrie zusammen. Hervorzuheben ist unsere präklinische und klinisch-translationale Forschung zu Bewegungsstörungen, zur Pathophysiologie, Netzwerken der motorischen Kontrolle, Therapieansätzen und Tiermodellen. Wir sind einer der wenigen Standorte, die auf diesem Gebiet an Tiermodellen forschen. Dadurch sind wir international sichtbar und gut vernetzt. 

Frau Harder-Rauschenberger, Sie haben noch vor Ihrer Facharztausbildung angefangen, mit Dystonie-Mausmodellen zu arbeiten. Was machen Sie konkret? 

Lisa Harder-Rauschenberger: Zunächst einmal haben wir mehrere symptomatische Nager-Modelle für verschiedene Dystonie-Formen entwickelt. Die verschiedenen Mäuse mit Dystonie-Mutationen setzen wir unterschiedlichen äußeren Faktoren aus, beobachten die Entwicklung von Symptomen und vergleichen diese mit Symptomen beim Menschen. Dabei hilft mir meine klinische Erfahrung sehr. Wobei sich bei der Bewertung von dystonen Symptomen im Nagermodell auch viel getan hat. Während ich früher noch Videos der Nager manuell untersucht habe, können wir diese heute automatisiert auswerten. 

Können Sie ein Beispiel Ihrer Untersuchungen nennen.

Lisa Harder-Rauschenberger: In einem aktuellen Projekt untersuchen wir die Dystonie, die durch Überbeanspruchung ausgelöst wird. Wir charakterisieren Ratten, die wiederholt einen Hebel drücken sollen und sehen ganz deutliche, abnormale, Dystonie-ähnliche Bewegungen. In einem translationalen Ansatz vergleichen beziehungsweise belegen wir diese Ergebnisse mit Dystonie-Patienten. Dann untersuchen wir das Gehirn der Nagetiere. Wir machen ein FDG-PET - ein bildgebendes Verfahren aus der Nuklearmedizin, bei dem eine leicht radioaktiv markierte Zuckerform gespritzt wird – und untersuchen, wie unterschiedliche Regionen des Gehirns Glukose aufnehmen und mehr oder weniger aktiv bei der Dystonie sind. Das können wir mit dem FDG-PET beim Menschen vergleichen. Darüber hinaus können wir prüfen, ob Botenstoffe wie Dopamin verändert sind und strukturelle Veränderungen analysieren. 

Kann man das Gehirn eines Nagetiers gut mit dem menschlichen Gehirn vergleichen? 

Chi Wang Ip: Was die Bodenstoffe und Zellbestandteile angeht, ja. Die grobe Struktur ist auch vergleichbar, aber nicht eins zu Eins. Menschen haben ein sehr viel höhere entwickeltes Gehirn als Nager. Aber zur Aufgabe des Hebeldrückens: Der Vorteil ist, dass die Hand oder Vorderpfote der Nagetiere ziemlich gut vergleichbar ist mit der Hand vom Menschen. Nur der Daumen, der ist bei den Nagern viel kleiner.

Was waren Ihre persönlichen Highlights oder bahnbrechenden Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Dystonie? 

Chi Wang Ip: Uns ist über die Jahre immer besser gelungen, Tiermodelle zu entwickeln, an denen wir die Pathophysiologie der Dystonie und unsere Second-Hit-Idee detaillierter untersuchen können und die sehr viel näher an der menschlichen Erkrankung sind als die Modelle, die bislang auf dem Markt existieren. Gerade bei der fokalen Dystonie, die nur einen Bereich des Körpers betrifft, wie den Arm oder die Hand, gibt es meiner Meinung nach kein vergleichbares Modell. Die Veränderungen der Rattenpfote ist zum Beispiel dem Menschen sehr ähnlich. 

Und dann haben wir über die Jahre hinweg herausragende Techniken zur Untersuchung entwickelt. Mit künstlicher Intelligenz können wir zum Beispiel die Bewegungen der Tiere viel besser und objektiv analysieren und auf den Menschen übertragen (Link zum Paper).

Lisa Harder-Rauschenberger: Das ist ein absoluter Gewinn. Durch die computerisierte Auswertung der Videos erhalten wir viel genauere und beobachterunabhängige Informationen über dystonieähnliche Bewegungen. Das hat unsere Forschung in den letzten Jahren noch viel besser gemacht. 

Chi Wang Ip: Und die Glukose-PET-Untersuchungen, die wir beim Menschen schon lange durchführen, konnten wir jetzt auch beim winzigen Gehirn von Nagern etablieren.

Lisa Harder-Rauschenberger:  Herausragend sind sicherlich auch unsere Kooperationen im Rahmen der Dystonieforschung, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt entwickelt haben und unsere Forschung vorantreiben, indem sie sehr viel Neues ermöglichen. Im Sonderforschungsbereich / Transregio 295 RETUNE arbeiten wir eng mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin zusammen, ferner bestehen intensive Kooperationen mit dem Champalimaud-Centre in Lissabon und Professor Antonio Pisani aus Italien.

Tauschen Sie Modelle und Techniken eigentlich aus oder geben Sie Ihre weiter? 

Chi Wang Ip: Das haben wir im Rahmen des EU-Konsortiums „EurDyscover“, das wir koordiniert haben, stark betrieben.

Welche Ziele verfolgen Sie konkret? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Chi Wang Ip: Am Ziel steht immer der Patient, für den wir eine Therapie finden wollen, welche die Symptome lindert oder noch besser kausal etwas verändert. Dazu müssen wir besser verstehen, wie Nerven- und Rückenmarksverletzungen, Entzündungen im Nervensystem und Dystonie zusammenhängen, also Mechanismen von Dystonie auf molekularer, zellulärer und Netzwerk-Ebene untersuchen. 

Lisa Harder-Rauschenberger: Wir haben jetzt diese symptomatischen Mausmodelle etabliert und charakterisiert. Nun möchte ich die Mechanismen im Gehirn, welche zur Dystonie führen, näher verstehen und dazu verschiedene Methoden anwenden. Mit der In-vivo-Kalzium-Bildgebung können wir zum Beispiel prüfen, welche Zellpopulationen aktiv sind. Was passiert auf der zellulären und molekularen Ebene. Unsere Forschung soll am Ende einen Unterschied für den Patienten machen. 

Chi Wang Ip: In den PET-Untersuchungen leuchten zum Beispiel bestimmte Zentren im Gehirn auf, die krankhaft verändert sind. Hier müssten wir genau schauen, welche Zellpopulationen diese Veränderungen verursachen und ob wir da eingreifen können. Mit Multi-omics-Untersuchungen analysieren wir verschiedene Moleküle gleichzeitig und können sehen, wo in der biologischen Kette – von Gendefekt über RNA und Proteine bis zu Symptom – Fehler auftreten. So könnten wir molekulare Angriffspunkte für neue Medikamente finden. 

Lisa Harder-Rauschenberger: Ich etabliere gerade auch zusammen mit Prof. Wessel an unserer Klinik eine neue, nichtinvasive Art der Stimulation in den Tieren. Mit dieser temporalen Interferenzstimulation können wir gegebenenfalls diese abnormalen plastischen Veränderungen die man ja bei der Dystonie vermutet, beeinflussen und gegebenenfalls lindern.

Läuft also auch die Behandlung der Dystonie auf Präzisionsmedizin bzw. personalisierte Medizin hinaus? 

Chi Wang Ip: Ja, durch das Gesamtprofil des Patienten können wir die Therapie besser personalisieren. Das ist natürlich gigantisch, aber das ist tatsächlich das Ziel. Aber schon jetzt können wir durch die KI-gesteuerten Auswertungen der Bewegungsstörungen die Therapien, die es bereits gibt, verbessert einsetzen. Denn nicht jeder Patient ist gleich, die Muskeln bewegen sich frei. Alle Patienten sind unterschiedlich von der krankhaften Ausprägung her. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp / Wissenschaftsredaktion 

Publikation: Lisa Harder-Rauschenberger, Chi Wang Ip. The Second Hit Hypothesis in Animal and Human Dystonia: The Role of Peripheral Nerve Trauma and Spinal Cord Injury. Movement Disorders. October 2025. https://doi.org/10.1002/mds.70087

 

Prof. Dr. Chi Wang Ip ist Universitätsprofessor für Translationale Neurologie am UKW und stellvertretender Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik. Er begann bereits in jungen Jahren mit der Erforschung des Einflusses des Immunsystems auf erbliche Neuropathien und erweiterte seine Untersuchungen anschließend auf das zentrale Nervensystem und seine entzündlichen Erkrankungen. Während seiner Facharztausbildung entdeckte er seine Leidenschaft für Bewegungsstörungen, was zu einer Spezialisierung auf Parkinson und Dystonie führte. Der Fokus seiner Forschung liegt nun auf diesen Erkrankungen, einschließlich der Entwicklung präklinischer Modelle und der Untersuchung der Wirkung der Immunmodulation auf die Neurodegeneration in diesen Modellen. Darüber hinaus führt er klinische Studien durch, um Forschungsergebnisse in therapeutische Strategien umzusetzen. Er ist federführend bei der Leitlinie Dystonie, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, publiziert bei AWMF, dem Portal der wissenschaftlichen Medizin. 

Dr. Lisa Harder-Rauschenberger studierte in Greifswald Humanmedizin und promovierte zu Prostatakarzinomzelle. Bevor sie mit ihrer Facharztausbildung zur Neurologin begann, nahm sie im Jahr 2016 am UKW die Gelegenheit eines Forschungsjahres wahr. Seitdem arbeitet sie in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Chi Wang Ip. Das Clinician Scientist Programm sowie das Habilitationsstipendium des IZKF verschaffte ihr in ihrer klinischen Ausbildung immer wieder Freiräume, in denen sie sich voll und ganz ihrem Forschungsschwerpunkt, der Dystonie, widmen konnte. Ihr Fokus liegt dabei auf der Etablierung von symptomatischen Maus- und Rattenmodellen für die Dystonie, anhand der wir dann versuchen, die Pathophysiologie dieser Erkrankung zu verstehen. 

 

Die Wissenschaftlerin Lisa Harder-Rauschenberger steht mit hochgesteckten Haaren, in heller Schleifenbluse und heller Strickjacke neben Chi Wang Ip im hellblauen Hemd vor dem Bücherregal in der Bibliothek der Neurologie.
Dr. Lisa Harder-Rauschenberger und Prof. Chi Wang Ip von der Neurologischen Klinik und Poliklinik haben im Journal „Movement Disorders“ einen Übersichtsartikel über die Rolle peripherer Nerventraumen und Rückenmarksverletzungen als Auslöser einer Dystonie veröffentlicht.

Prof. Dr. Georg Ertl mit dem Maximiliansorden geehrt

Prof. Dr. Georg Ertl, der ehemalige Direktor der Medizinischen Klinik I des Uniklinikums Würzburg, erhielt Anfang Dezember dieses Jahres den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Die höchste Auszeichnung des Freistaats würdigt seine herausragenden Leistungen in der Kardiologie.

Prof. Ertl und Ministerpräsident Söder mit Orden
Prof. Dr. Georg Ertl (links) nahm den Maximiliansorden aus den Händen des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder entgegen. © Joerg Koch / Bayerische Staatskanzlei

Würzburg/München. Am 3. Dezember 2025 übereichte Ministerpräsident Markus Söder den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst an den Würzburger Herzspezialisten Prof. Dr. Georg Ertl. Der Orden ist die höchste Auszeichnung des Freistaats, Söder sprach beim Festakt im Antiquarium der Münchner Residenz gar vom „Bayerischen Nobelpreis“. 

Geehrt wurde der 75-jährige Mediziner für seine herausragenden Leistungen in der Kardiologie. Laut der bei der Ordensverleihung vorgetragenen Laudatio hat er mit bahnbrechenden Arbeiten zum Verständnis und zur Therapie der Herzinsuffizienz neue Wege in der Forschung eröffnet und innovative Behandlungskonzepte etabliert. Zwischen 1999 und 2017 leitete Prof. Ertl die Medizinische Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW) und war maßgeblich an der Gründung des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) im Jahr 2010 beteiligt. Die Laudatio rühmt das Zentrum als international sichtbare Einrichtung, die Forschung und Patientenversorgung beispielhaft verbindet. „Das DZHI wurde natürlich in einer Gemeinschaftsleistung geschaffen, an der nicht zuletzt meine früheren Mitarbeiter, die heute das Zentrum so erfolgreich weiterführen, aber auch meine Frau wesentlich beteiligt waren“, relativiert der frischgekürte Ordensträger seinen eigenen Beitrag bescheiden.

Als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender lenkte Ertl von 2016 bis 2020 die Geschicke des UKW. Seit 2020 ist er als Seniorprofessor am DZHI tätig und bereits seit 2019 als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) aktiv. 

Neben Prof. Ertl wurden in diesem Jahr acht weitere Persönlichkeiten mit dem Maximiliansorden ausgezeichnet, darunter auch Prof. Dr. Jörg Vogel, der Direktor des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI).

Die Zahl der lebenden Ordensträgerinnen und Ordensträger ist auf 100 begrenzt. Mit den neu Ausgezeichneten haben ihn derzeit 95 Persönlichkeiten inne.

Text: Pressestelle / UKW

Prof. Ertl und Ministerpräsident Söder mit Orden
Prof. Dr. Georg Ertl (links) nahm den Maximiliansorden aus den Händen des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder entgegen. © Joerg Koch / Bayerische Staatskanzlei

Adventskonzert mit „Pandemic Brass“ in der Kopfklinik am 12. Dezember

Organisiert wird das Konzert vom Interdisziplinären Palliativzentrum des UKW.

Am 12. Dezember um 17 Uhr spielt das Blechbläser-Quintett „Pandemic Brass“ im Hörsaal der Neurologie/Neurochirurgie (Haus B2).

Würzburg. Adventskonzert in der Kopfklinik des UKW: Am 12. Dezember um 17 Uhr spielt das Blechbläser-Quintett „Pandemic Brass“ im Hörsaal der Neurologie/Neurochirurgie (Haus B2). Patienten, Besucher und Mitarbeitende des UKW sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei. Wer möchte, kann gerne eine Spende hinterlassen, die der Palliativstation des UKW zugutekommt. Organisiert wird das Konzert vom Interdisziplinären Palliativzentrum des UKW. Der Hörsaal ist auch mit dem Rollstuhl erreichbar.

Auf der Palliativstation des UKW stehen sechs Einzelzimmer für die Betreuung schwerstkranker Patientinnen und Patienten zur Verfügung, zudem berät und betreut der Palliativdienst Patienten in den verschiedenen Kliniken des Universitätsklinikums mit. In der Palliativambulanz werden zudem Patienten beraten und behandelt, die keiner stationären Aufnahme bedürfen.

Am 12. Dezember um 17 Uhr spielt das Blechbläser-Quintett „Pandemic Brass“ im Hörsaal der Neurologie/Neurochirurgie (Haus B2).

Stiftung „Forschung hilft“: Weitere 5.000 Euro-Spende vom Krimi-Autor Alexander Meining

Prof. Dr. Alexander Meining spendet das Honorar für jedes verkaufte Exemplar aus einer von ihm verfassten Krimi-Serie an „Forschung hilft“. Bei einer Lesung aus seinem aktuellen Werk überreichte er der Stiftung zur Förderung der Krebsforschung am Universitätsklinikum Würzburg erneut einen Spendenscheck über 5.000 Euro.

Foto zeigt Spendenübergabe. Prof. Meining und Frau Nelkenstock halten einen Scheck über 5.000 Euro in der Hand. Links im Hintergrund steht ein Roll-up mit Diagnose Krebs - Neue Wege mit dem Logo Forschung hilft.
Bei der Spendenübergabe: Buchautor Prof. Dr. Alexander Meining und Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrats von „Forschung hilft“. © Helmuth Ziegler / UKW

Würzburg. Prof. Dr. Alexander Meining, der stellvertretende Direktor der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW), ist der Verfasser einer Krimi-Serie, die im Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielt. Das verkaufsabhängige Autorenhonorar der mittlerweile vier Bände umfassenden Reihe spendet er an die Stiftung „Forschung hilft“, die mit dem Geld besonders aussichtsreiche Krebsforschungsprojekte am UKW fördert.

Geld für kommende Förderpreise

Eine Lesung aus seiner Neuerscheinung „Wild West in Würzburg“ am 2. Dezember dieses Jahres nahm der Autor zum Anlass, erneut eine Spende über 5.000 Euro an Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrats von „Forschung hilft“ zu überreichen. Dabei kommentierte der Mediziner: „Vor nicht mal zwei Wochen konnte man bei der diesjährigen feierlichen Förderpreisverleihung sehen, wie viele wichtige Krebsforschungsvorhaben in entscheidenden Momenten von der Stiftung finanziell unterstützt werden. Ich freue mich sehr, hier einen Beitrag leisten zu können.“ Bei der Veranstaltung am 20. November schüttete „Forschung hilft“ insgesamt knapp 235.000 Euro an 21 wissenschaftliche Projekte aus. „Die Spende von Prof. Meining trägt dazu bei, dass wir dies in ähnlicher Weise im kommenden Jahr wiederholen können. Um im Verständnis und in der Therapie von Krebserkrankungen weiter zu kommen, brauchen wir diese Kontinuität“, unterstrich Gabriele Nelkenstock und dankte Prof. Meining herzlich für seine anhaltende Unterstützung.

Weitere Spendeneinnahmen bei der Benefizlesung

Weitere 425 Euro für die Stiftung kamen durch Spenden bei der Benefiz-Autorenlesung im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten zusammen. Dabei stellte die Diözese Würzburg mit Unterstützung des Fördervereins Freunde des Exerzitienhauses die stilvolle Event-Location unentgeltlich zur Verfügung, wie auch die Getränke von diversen Unterstützern gesponsert wurden. Da die Grünen Damen und Herren vom Besuchsdienst des UKW sowie freiwillige Klinikumsbeschäftigte den Verkaufsservice übernahmen, kamen alle Einkünfte des kostenlos zu besuchenden Abends der Stiftung zugute.

Über den Autor

Prof. Dr. Alexander Meining leitet an den Medizinischen Klinik II des UKW den Schwerpunkt Gastroenterologie. Zu seinen Spezialgebieten gehören neue grundlegende Techniken und Verfahren der endoskopischen Tumortherapie. Als Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit schreibt er in seiner Freizeit Romane.

Über das Buch

Würzburg, 1891: Georg Hiebler ist auf Freiersfüßen. Ein Besuch der Buffalo Bill’s Wild-West-Show soll die Verlobung mit Agathe perfekt machen. Doch dann geschieht ein Mord. Ein Sioux-Krieger verschwindet und Hieblers ehemalige Liebschaft Rosa ist auch in der Stadt. Statt sich um seine Braut zu kümmern, beginnt er, unter Cowboys und Winzern zu ermitteln. Nichts läuft wie geplant, und anstatt den Mörder zu überführen, muss Hiebler bald selbst um sein Leben fürchten.
Das 192 Seiten starke Buch kostet 12 Euro. Als E-Book ist es für 9,99 Euro zu haben.

Wer die Stiftung „Forschung hilft“ weiter voranbringen will, kann außerdem auf folgendes Konto spenden: 

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken
IBAN: DE19 7905 0000 0000 0655 65
BIC: BYLADEM1SWU

Text: Pressestelle / UKW
 

Foto zeigt Spendenübergabe. Prof. Meining und Frau Nelkenstock halten einen Scheck über 5.000 Euro in der Hand. Links im Hintergrund steht ein Roll-up mit Diagnose Krebs - Neue Wege mit dem Logo Forschung hilft.
Bei der Spendenübergabe: Buchautor Prof. Dr. Alexander Meining und Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrats von „Forschung hilft“. © Helmuth Ziegler / UKW

„Bad Guys“ im Immunsystem entlarven und wieder zu Verbündeten im Kampf gegen Krebs machen

Mit ihrem vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) geförderten Projekt möchte Dr. Julia Krug vom Uniklinikum Würzburg (UKW) die Erfolgsrate von Immuntherapien gegen das maligne Melanom deutlich erhöhen. Bei jedem zweiten Betroffenen versagen zum Beispiel Anti-PD-1-Therapien. Die Naturwissenschaftlerin aus der Arbeitsgruppe Schmieder (Immundermatologie) erforscht, wie sich immunhemmende Makrophagen („Bad Guys“) umprogrammieren lassen, um Resistenzen zu überwinden. Für ihre Arbeit erhält sie ein einjähriges Stipendium über 100.000 Euro.

Die Preisträgerin Julia Krug und Ralf Bargou halten die eingerahmte Urkunde in den Händen, sie stehen vor einem Roll-up des BZKF mit den Worten Exzellenz stärken - Wissen teilen.
Dr. Julia Krug erhält die Urkunde des BZKF von Prof. Dr. Ralf Bargou. © Annette Popp / UKW

Würzburg. Das maligne Melanom, auch „schwarzer Hautkrebs“ genannt, zählt zu den aggressivsten Hauttumoren. Es weist die höchste Metastasierungsrate auf und ist die Ursache für den Tod von jährlich rund 3.000 Betroffenen in Deutschland. Fortschritte in der Behandlung wie zum Beispiel moderne Immuntherapien haben zwar die Überlebenschancen vieler Betroffener verbessert. „Doch bei jedem zweiten Patienten schlagen die Immuncheckpoint-Inhibitoren nicht an“, berichtet Dr. Julia Krug. Die 35-jährige Naturwissenschaftlerin aus der Dermatologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) möchte die Erfolgsrate der Immuntherapien erhöhen. Für ihr Projekt „Überwindung der Anti-PD-1-Therapieresistenz durch gezielte Behandlung nicht ansprechender Melanome mit Mifepriston-Biokonjugaten“ hat sie gerade das Young Scientist Fellowship des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) erhalten. 

„Ich hatte mich schon riesig gefreut, dass mein Projekt im lokalen Auswahlprozess Beachtung fand. Dass ich dann auch noch ausgewählt wurde, meine Arbeit vor einem standortübergreifenden Gremium in einer zehnminütigen Präsentation vorzustellen, und schließlich sogar das Stipendium gewonnen habe, ist eine tolle Wertschätzung meiner Arbeit“, so die Preisträgerin. Insgesamt wird an den sechs bayerischen Unikliniken jeweils ein Projekt für die Dauer eines Jahres mit 100.000 Euro gefördert.

Neue Strategien zur Überwindung der Anti-PD-1-Therapieresistenz bei malignen Melanomen 

Um ihr Vorhaben zu schildern, holt Julia Krug etwas aus. Im Jahr 2018 wurde der Nobelpreis an zwei Forscher verliehen, die die Immuntherapien, insbesondere die Checkpoint-Inhibitoren, revolutioniert haben. James P. Allison entdeckte das immunhemmende Molekül CTLA-4 und Tasuku Honjo den Rezeptor PD-1, der ähnlich wie CTLA-4 die T-Zell-Aktivierung hemmt. Wenn Krebszellen den passenden Liganden auf ihrer Oberfläche tragen, können sie sich mit dem entsprechenden Bremsmolekül auf den Immunzellen verbinden und diese stilllegen. Auf Basis dieser grundlegenden Erkenntnisse wurden Checkpoint-Inhibitoren entwickelt, also Medikamente, die verhindern, dass Krebszellen die „Immunbremse“ ziehen. Dadurch wird das patienteneigene Immunsystem reaktiviert und kann seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen, den Krebs wirksam zu bekämpfen.

Bremsende Makrophagen umprogrammieren

Damit die Anti-PD-1-Therapie bei mehr als der Hälfte der Patientinnen und Patienten anschlägt, konzentriert sich Julia Krug auf bestimmte Zellen des Immunsystems: die Makrophagen. Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern makrós für „groß” und phagein für „fressen” zusammen und bedeutet „Riesenfresszellen”. Sie fressen und verdauen alles, was für den Körper potenziell gefährlich oder überflüssig ist. Zudem rekrutieren sie andere Immunzellen zur Unterstützung im Kampf gegen den Krebs. „Es gibt jedoch auch Makrophagen, die im Tumormikromilieu zu ‚Bad Guys‘ geworden sind und das Immunsystem derart bremsen, dass der Tumor weiterwachsen kann. Diese wollen wir finden und wieder zu ‚Guten‘ bekehren“, erläutert Julia Krug. 

Prof. Dr. Astrid Schmieder, die Leiterin der Arbeitsgruppe Immundermatologie am UKW, hatte bereits Vorarbeit geleistet und verschiedene Marker für die immunsuppressiven Makrophagen entdeckt. „Dabei ist uns ein bestimmter Signalweg aufgefallen. Wenn wir diesen unterdrücken können, dann ändern die Makrophagen ihre Funktion und bekämpfen wieder den Tumor“, erklärt Astrid Schmieder, die sichtlich stolz auf ihre erfolgreiche Postdoktorandin ist. Die beiden Wissenschaftlerinnen werden oft als „Power Couple“ bezeichnet. Was sie eint, wie sie den Weg in die Forschung gefunden haben und mit welcher Leidenschaft sie ihren Projekten nachgehen, ist in den Porträts der Serie #WomenInScience nachzulesen.

Ein Kubikmillimeter kleine Quader aus Tumorprobe 

Der Wirkmechanismus, der verhindert, dass der unheilvolle Signalweg in Makrophagen aktiviert wird, hat sich bereits in speziellen Mausmodellen bewährt. Nun möchte Julia Krug ihn an humanen Gewebeproben untersuchen. Hierzu arbeitet sie einerseits mit Melanom-Zelllinien aus den 1970er Jahren, andererseits mit frischem OP-Material. Letzteres wird in ein Kubikmillimeter kleine Quader geschnitten. Das entspricht der Größe eines Staubkorns oder einem Dreißigstel eines Wassertropfens. Diese Quader bringt sie dann mit ihren behandelten Makrophagen in eine Zellkultur, gibt Inhibitoren darauf und sieht innerhalb von drei Tagen, ob das Material auf die Therapie anspricht. „Und da wir ganz viele Quader aus dem Tumor haben, können wir weitere Mechanismen, Methoden und Behandlungsstrategien testen und die Ansprechrate vorhersagen“, schwärmt Julia Krug von diesem „tollen Tool“.

Bis dieser Ansatz jedoch standardisiert ist und man anhand einer winzigen Tumorprobe die optimale Behandlung für jede Patientin und jeden Patienten bestimmen kann, wird noch viel Forschungsarbeit nötig sein. 

Doch Julia Krug, frischgebackene Mutter eines sieben Monate alten Sohnes, ist voller Tatendrang. Im Januar übernimmt ihr Mann die Elternzeit und damit die Care-Arbeit, sodass sie mit dem finanziellen Rückenwind des BZKF wieder voll im Labor durchstarten kann.

BZKF-Young Scientist Fellowship

„Das Programm des BZKF ist für Young Scientist Fellows sehr wichtig. Denn die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten durch die Förderung die notwendigen finanziellen Mittel und als Clinician Scientists oftmals auch die nötigen Freiräume für die Forschung“, betont Prof. Ralf Bargou. Dem Direktor des Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) und Mitglied des BZKF-Direktoriums liegt die Förderung des Nachwuchses sehr am Herzen. Bei der Übergabe der Urkunde gratulierte er Julia Krug zur hochverdienten Auszeichnung. „Die immunonkologische Forschung – sowohl präklinisch als auch klinisch – ist in Würzburg und in WERA stark vertreten. Es gibt viele Ansätze, um Resistenzen zu überwinden, die vor allem beim malignen Melanom hochrelevant sind. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.“ 

Das Young Scientist Fellowship des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) ist ein Förderprogramm für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die innovative Projekte in der Krebsforschung durchführen möchten. Ziel ist es, vielversprechende Nachwuchstalente in Bayern zu unterstützen und ihnen zu ermöglichen, eigene translational ausgerichtete Forschungsprojekte umzusetzen. Dabei handelt es sich um Vorhaben, die eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung schlagen. Das Stipendium richtet sich an Medical Scientists, Clinician Scientists, Clinical Trialists sowie junge Forschende aus den Bereichen Medizin, Lebens- und Naturwissenschaften. Voraussetzung ist, dass das Projekt an einem der BZKF-Standorte in Bayern angesiedelt ist. Pro Person werden 100.000 Euro für zwölf Monate gefördert, und pro Ausschreibungsrunde werden sechs solcher Fellowships vergeben, jeweils eines am BZKF-Standort. Die Auswahl erfolgt in einem zweistufigen Verfahren: Zunächst finden lokale Auswahlprozesse an den sechs beteiligten Universitätskliniken statt. Anschließend folgt eine zentrale Finalrunde mit Präsentationen vor einem standortübergreifenden Gremium, in dem auch Patientenvertreterinnen und -vertreter sowie ehemalige Fellows sitzen. Neben der finanziellen Unterstützung bietet das Programm die Einbindung in das wissenschaftliche Netzwerk des BZKF und Fördermaßnahmen für die langfristige Karriereentwicklung.

Text: Kirstin Linkamp / Wissenschaftskommunikation

Link zur Pressemeldung des BZKF

Link zum #WomenInScience-Porträt von Julia Krug 

Die Preisträgerin Julia Krug und Ralf Bargou halten die eingerahmte Urkunde in den Händen, sie stehen vor einem Roll-up des BZKF mit den Worten Exzellenz stärken - Wissen teilen.
Dr. Julia Krug erhält die Urkunde des BZKF von Prof. Dr. Ralf Bargou. © Annette Popp / UKW

75 Liter lebensrettende Muttermilch an 48 Frühchen gespendet

Frauenmilchbank des UKW zieht ein Jahr nach Eröffnung positive Bilanz

 

Die Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) verfügt seit November 2024 über die erste Frauenmilchbank Unterfrankens. Im ersten Betriebsjahr spendeten 27 Frauen insgesamt rund 75 Liter Muttermilch. Diese konnte zur Ernährung von 48 Frühgeborenen genutzt werden, deren Mütter nicht oder nicht sofort stillen konnten.

Mutter verabreicht Tochter über Sonde gespendete Milch
Ein frühgeborenes Mädchen erhält von ihrer Mutter über eine Sonde gespendete Frauenmilch. © Kim Sammet, UKW
Pflegekräfte bereiten die gespendete Muttermilch unter strengsten Hygienevorgaben auf
Frauen, deren Neugeborene am UKW versorgt werden, haben die Möglichkeit, während des stationären Aufenthalts Milch abzupumpen und diese zu spenden. © Kim Sammet, UKW
Abgepumpte Milch in der Säuglingsernährung
Die gespendete Frauenmilch wird direkt in der Kinderklinik untersucht und aufbereitet. © Kim Sammet, UKW

Würzburg. Muttermilch liefert Nährstoffe für ein gesundes Gedeihen, stärkt die Immunabwehr sowie die Organreifung und fördert die Gehirnentwicklung. Eigene wissenschaftliche Untersuchungen der Kinderklinik des UKW im Rahmen von deutschlandweiten Netzwerkstudien haben wiederholt gezeigt, dass die ausschließliche Ernährung von Frühgeborenen mit humaner Milch das Risiko für Infektionen und Entzündungen verringert. Deshalb ist sie gerade für diese Kinder von unschätzbarem Wert.


„Nach einer Frühgeburt kann es jedoch vorkommen, dass Mütter nicht sofort ausreichend Milch bilden oder aufgrund einer schweren Erkrankung gar nicht stillen können. Spezielle künstliche Ersatznahrung steht natürlich zur Verfügung, aber Frauenmilch bleibt aufgrund der zahlreichen Vorteile die erste Wahl zur zeitlichen Überbrückung“, erklärt Natalie Seeberger, Stillberaterin in der Frauenklinik des UKW. Deshalb gibt es am Universitätsklinikum Würzburg seit einem Jahr eine Frauenmilchbank.

75.000 ml präzise kontrolliert und aufbereitet
 

Im ersten Betriebsjahr wurden hier rund 75 Liter gespendete Frauenmilch sorgfältig untersucht, pasteurisiert und bis zur Verwendung tiefgefroren. Hierbei werden besonders strenge Qualitätsvorgaben eingesetzt, die denen bei einer Blutspende ähneln. „75 Liter erscheinen zunächst wenig. Frühgeborene erhalten aber in den ersten Lebenstagen im Schnitt zwölf Mal täglich nur je einen Milliliter Muttermilch“, erklärt Sylvia Königer, Leiterin der Säuglingsernährung.

48 Frühgeborene profitierten bislang von frühzeitiger Muttermilchgabe 


Dank der Spenderinnenmilch konnten bislang 48 Frühgeborene während ihres oft wochenlangen stationären Aufenthalts auf einer Intensiv- oder später einer Allgemeinstation der Kinderklinik zuverlässig mit humaner Milch versorgt werden.
„Der administrative, logistische und finanzielle Mehraufwand für den Betrieb der Frauenmilchbank lohnt sich in jeder Hinsicht. Letztlich vor allem, weil wir damit unsere Frühgeborenen optimal bei ihrem Start ins Leben unterstützen können. Auch die Eltern nehmen das Angebot sehr dankbar an“, zieht PD Dr. Christine Silwedel, Kinderärztin und Oberärztin für die Frauenmilchbank, eine positive Jahresbilanz.

Solidarität unter Müttern


Ein weiteres positives Ergebnis des ersten Betriebsjahres ist der Zusammenhalt unter den frischgebackenen Müttern. „Viele Frauen, deren Kinder Spendermilch erhalten haben, werden später selbst zu Spenderinnen, wenn ihre eigene Milchbildung gut in Gang gekommen ist. Dieses Geben und Nehmen ist für mich unglaublich berührend“, beschreibt Königer den solidarischen Austausch.

Finanzielle Unterstützung sichert den Betrieb der Frauenmilchbank
 

Derzeit können nur Mütter Milch spenden, deren Neugeborene am UKW stationär versorgt werden. So kann die gespendete Milch am UKW aufbereitet und genutzt werden. 
Der Betrieb der Frauenmilchbank wird aus eigenen Mitteln des UKW sowie durch Spenden finanziert. Eine große Hilfe leistet der Verein „KIWI“ (Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation e.V.), der bereits die Anschaffung des Pasteurisiergerätes und eines Gefrierschrankes unterstützte. 
Um die Frauenmilchbank zu unterstützen, sind Spenden willkommen.
Zahlungsempfänger: Universitätsklinikum Würzburg
IBAN: DE44 7909 0000 0000 1850 86
BIC: GENODEF1WU1
Verwendungszweck: Spende Finanzstelle 8693740 Frauenmilchbank
Bank: VR-Bank Würzburg eG, Theaterstraße 28, 97070 Würzburg

Weitere Informationen zur Frauenmilchbank, ein Kooperationsprojekt zwischen der Kinderklinik und der Frauenklinik des UKW sind hier zu finden.

Höchste Versorgungsstufe 


Am UKW werden über 2.000 Neugeborene jährlich versorgt, davon bis zu 400 frühgeborene Kinder, darunter 70 bis 90 sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm. Die Kinder werden am UKW von einem hochspezialisierten Team betreut. Aufgrund dieser Erfahrung und der entsprechenden Ausstattung ist die Kinderklinik auch als entsprechendes Zentrum der höchsten Versorgungsstufe rund um die Geburt zertifiziert („Perinatalzentrum Level 1“). Das Einzugsgebiet reicht weit über Unterfranken hinaus in benachbarte Bundesländer.
 


Text: Annika Wolf / UKW