Aktuelle Pressemitteilungen

UKW-Startup T-CURX erhält 20 Mio. US-Dollar-Finanzierung von internationalen Investoren

Ziel ist Entwicklung wirksamerer und leichter verfügbarer CAR-T-Therapien

Das Unternehmen T-CURX ist eine Ausgründung der Universitätsmedizin Würzburg und wurde von Prof. Dr. Michael Hudecek (Foto), Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Immuntherapie, am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gegründet. Foto: UKW / Daniel Peter
Das Unternehmen T-CURX ist eine Ausgründung der Universitätsmedizin Würzburg und wurde von Prof. Dr. Michael Hudecek (Foto), Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Immuntherapie, am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gegründet. Foto: UKW / Daniel Peter

Würzburg. Die T-CURX GmbH aus Würzburg erhält in der ersten Runde einer Finanzierungsserie 20 Mio. US-Dollar (17,7 Mio. Euro) von einem internationalen Investorenteam aus Europa und Asien, angeführt von BiomedVC aus der Schweiz. Das Unternehmen T-CURX ist eine Ausgründung der Universitätsmedizin Würzburg und wurde von Prof. Dr. Michael Hudecek, Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Immuntherapie, am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gegründet. Mit diesen Mitteln will T-CURX nun die Entwicklung von nicht-viralen CAR-T-Therapien bei akuter myeloischer Leukämie (AML) und soliden Tumoren beschleunigen und gleichzeitig die firmeneigenen Technologien zur direkten Herstellung von CAR-T-Zellen im Körper weiterentwickeln.

Die CAR-T-Zelltherapie gilt als eine der wirksamsten Krebstherapien. Dabei werden T-Zellen aus dem Körper der Patientinnen und Patienten so verändert, dass sie Krebszellen gezielt erkennen und bekämpfen. Anschließend können sich die T-Zellen im Körper vermehren und Tumore effektiv angreifen. Bisher wird diese Therapie aufgrund hoher Kosten oft erst in letzter Therapielinie eingesetzt.

Die T-CURX GmbH aus Würzburg beabsichtigt CAR-T-Therapien kostengünstiger und breiter zugänglich machen. Sie entwickelt nicht-virale CAR-T-Zellen zur Behandlung verschiedener Krebsarten, darunter akute myeloische Leukämie (AML), chronische lymphatische Leukämie (CLL) und solide Tumore. „Mit den Mitteln aus der aktuellen Finanzierungsrunde wollen wir unsere klinischen Studien vorantreiben: Das führende Programm soll die Phase-1-Studie abschließen und in Phase 2 eintreten“, fasst Mitgründer Prof. Dr. Michael Hudecek zusammen. Das Biotech-Unternehmen entstand aus seinem Labor am Universitätsklinikum Würzburg und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Prof. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Würzburg, betont: „Dass ein aus dem Universitätsklinikum Würzburg hervorgegangenes Startup diesen wichtigen Meilenstein erreicht, ist ein Riesenerfolg. Und es ist ein Beleg für die Qualität unserer Innovationskraft und ihrer Relevanz für die Patientenversorgung.

„Die Finanzierung unserer Ausgründung T-CURX ist ein schöner Erfolg nicht nur für die Universität Würzburg, sondern für das gesamte Innovations-Ökosystem in Unterfranken. Dies zeigt einmal mehr, welch wirkkräftige Ideen in unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stecken“, so Prof. Dr. Matthias Bode, Vizepräsident für Innovation und Wissenstransfer an der Uni Würzburg.

Mit der erfolgreichen Finanzierung kann T-CURX die Entwicklung seiner CAR-T-Therapien weiter vorantreiben. Im Fokus steht dabei der Einsatz nicht-viraler Vektor- und LNP-Technologien zur in-vivo-Generierung von CAR-T-Zellen. So sollen die Therapien einfacher, schneller und kostengünstiger produziert werden, damit künftig mehr Patientinnen und Patienten von diesen innovativen Krebstherapien profitieren können. 

Die Finanzierung durch ein internationales Investorenkonsortium unterstreicht das wissenschaftliche Fundament und das therapeutische Potenzial der Pipeline in AML, CLL und soliden Tumorindikationen“, kommentiert Dr. Ulf Grawunder, Mitgründer und CEO von T-CURX.

Internationale Investoren und EU-Förderung stärken T-CURX

Zum internationalen Investorenteam gehören neben BiomedVC auch Bayern Kapital, HighLight Capital (HLC) und der i&i Biotech Fund. Außerdem haben sich bestehende und neue private Investoren beteiligt.

Über die Beteiligung von Bayern Kapital erhielt T-CURX zudem Zugang zu Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union (EU). Ziel dieses Fonds ist die Unterstützung des „STEP“-Ziels („Strategische Technologien für Europa“), mit dem die Wettbewerbsfähigkeit, technologische Souveränität und Resilienz Europas gestärkt werden soll. Die Fonds von Bayern Kapital wurden als Projekt von strategischer Bedeutung durch das bayerische EFRE-Programm ausgewählt und insgesamt stehen für den Bayern Kapital Innovationsfonds EFRE II 58,3 Mio. Euro zur Verfügung.

Über die T-CURX GmbH

Die T-CURX GmbH ist ein privates deutsches Biotech-Unternehmen mit Sitz in Würzburg. Das Unternehmen wurde im Jahr 2017 mit der Vision gegründet, wirksame CAR-T-Zelltherapien der nächsten Generation mithilfe kostengünstiger und hoch skalierbarer, nicht-viraler CAR-T-Zelltechnologie zu entwickeln und diese so für mehr Krebspatienten zugänglich zu machen. Der Gründung ging ein Pre-Seed m4 Award voraus. T-CURX ist eine Ausgründung des Labors des T-CURX-Mitgründers Prof. Michael Hudecek an der Universität Würzburg und dem Universitätsklinikum Würzburg und wird vom Serial Entrepreneur Dr. Ulf Grawunder als CEO geleitet. T-CURX nutzt ein Portfolio proprietärer, nicht-viraler CAR-T-Technologien für die skalierbare und kostengünstige Herstellung von CAR-T-Zellen auf der Grundlage eines nicht-viralen „Sleeping Beauty“-Transposon-Gentransfers in die T-Zellen eines Patienten.

Weitere Informationen über T-CURX finden sie hier.

Unterstützt durch das SFT der Uni Würzburg

Das JMU-Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) hat das Team um Prof. Dr. Michael Hudecek auf dem Weg zur Gründung der T-CURX GmbH unterstützt. Die Einrichtungen berieten die Forschenden bei der Ausgründung und unterstützten sie bei Förderanträgen.

 

Pressekontakt T-CURX

Ulf Grawunder, CEO

E-Mail: ulf@ t-curx.com

Pressestelle T-CURX

Phone: +49-(0)-931-250-99-712

E-mail: pr@ t-curx.com

Das Unternehmen T-CURX ist eine Ausgründung der Universitätsmedizin Würzburg und wurde von Prof. Dr. Michael Hudecek (Foto), Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Immuntherapie, am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gegründet. Foto: UKW / Daniel Peter
Das Unternehmen T-CURX ist eine Ausgründung der Universitätsmedizin Würzburg und wurde von Prof. Dr. Michael Hudecek (Foto), Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Immuntherapie, am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gegründet. Foto: UKW / Daniel Peter

Pflegekonferenz Region Würzburg

Caritas Stiftung Würzburg sponsert Notfalldosen

Die Notfalldosen werden von vier Personen präsentiert. Im Hintergrund steht ein Weihnachtsbaum.
(von links nach rechts) Tobias Konrad, Doris Eyrich, Melanie Ziegler und Domkapitular Clemens Bieber freuen sich, die ersten Notfalldosen schon vor Weihnachten verteilen zu können. Susanne Just (UKW)
Auf dem Bild sieht man 7 Notfalldosen, die von mehreren Personen in der Hand gehalten werden.
Notfalldose, die alle wichtigen Informationen, wie beispielsweise einen aktuellen Medikamentenplan, Allergien, Name des Hausarztes, Kontaktdaten der Angehörigen und vieles mehr enthalten. Susanne Just (UKW)

Würzburg, 17.12.2025
Die Pflegekonferenz des Landkreises Würzburg hat es sich zum Ziel gesetzt, die kaum bekannten Notfalldosen vermehrt unter den Bürgerinnen und Bürgern zu verteilen und damit bei vielen ein Bewusstsein für deren Bedeutung zu schaffen. Nachdem die ersten 1.400 Notfalldosen verteilt wurden, hat die Caritas Stiftung Würzburg nun mit einer Spende die Anschaffung von weiteren 1.500 Notfalldosen ermöglicht. 

Die Notfalldose enthält alle wichtigen Informationen, wie beispielsweise einen aktuellen Medikamentenplan, Allergien, Name des Hausarztes, Kontaktdaten der Angehörigen und vieles mehr. Da in jedem Haushalt ein Kühlschrank vorhanden ist, wird die Notfalldose dort aufbewahrt, dadurch kann sie bei Bedarf schnell und einfach gefunden werden. Ein Aufkleber an der Wohnungstür sowie dem Kühlschrank weist den Rettungsdienst auf die vorhandenen Notfalldaten hin. „Diese wichtigen und notfallrelevanten Informationen in analoger Form dienen den Ersthelfern vor Ort als Ergänzung zu digitalen Daten und werden vom Rettungsdienst auch an die Klinik weitergegeben, so Tobias Konrad, Organisator der Pflegekonferenz des Landkreises Würzburg. 

„Da die Pflegekonferenz ein Netzwerk aus verschiedenen Dienstleistern ist und somit keine eigenen finanziellen Mittel hat, kann dieses wichtige Projekt nur mit Hilfe von Sponsoren umgesetzt werden.“ berichtet Melanie Ziegler, Organisatorin des Projektes. „Wir freuen uns, dass wir mit der Caritas Stiftung erneut einen Sponsor gefunden haben und ab sofort wieder die Notfalldosen über die verschiedenen Kooperationspartner in der Bevölkerung verteilen können“. Ein großer Dank geht daher an Doris Eyrich, als Leiterin des Sozialdienstes am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und Mitglied der Pflegekonferenz, sowie an Gabriele Nelkenstock, die Selbsthilfebeauftragte des UKW, die den Kontakt zur Caritasstiftung hergestellt haben. 
Kontaktdaten: Melanie Ziegler, 0931 80442-18, melanie.ziegler@ wirkommunal.de

WIRKOMMUNAL eine Einrichtung des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU).

WIRKOMMUNAL ist für die Seniorenarbeit im Landkreis Würzburg zuständig. Diese Tätigkeit wurde dem KU vom Landratsamt Würzburg übertragen.

Als Anlaufstelle rund um die Themen Pflege und Wohnen im Alter oder mit Behinderung stehen die Mitarbeitenden von WIRKOMMUNAL Menschen jeden Alters beratend zur Seite. Ergänzt wird das Beratungsangebot durch die Fachstelle für pflegende Angehörige, die umfassend zum Thema Demenz informiert und in besonders belastenden Lebenssituationen psychosoziale Unterstützung bietet.

Die Basis der Seniorenarbeit im Landkreis Würzburg bildet das Seniorenpolitische Gesamtkonzept (3. Auflage).

www.wirkommunal.de

 

Pressemitteilung WIRKOMMUNAL - Für Senioren im Landkreis Würzburg vom 17. Dezember 2025
 

Die Notfalldosen werden von vier Personen präsentiert. Im Hintergrund steht ein Weihnachtsbaum.
(von links nach rechts) Tobias Konrad, Doris Eyrich, Melanie Ziegler und Domkapitular Clemens Bieber freuen sich, die ersten Notfalldosen schon vor Weihnachten verteilen zu können. Susanne Just (UKW)
Auf dem Bild sieht man 7 Notfalldosen, die von mehreren Personen in der Hand gehalten werden.
Notfalldose, die alle wichtigen Informationen, wie beispielsweise einen aktuellen Medikamentenplan, Allergien, Name des Hausarztes, Kontaktdaten der Angehörigen und vieles mehr enthalten. Susanne Just (UKW)

Personalia vom 16. Dezember 2025 +++ Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Forschungsfreisemester und mehr.

Dr. Dr. Andreas Vollmer, Arzt und Zahnarzt, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Kopf- und Hals-Chirurgie, wurde mit Wirkung vom 09.12.2025 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet „Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere experimentelle Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie“ erteilt.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 16. Dezember 2025

 

Healthtech-Unternehmen Snke und UKW treiben Digitalisierung mit mobiler App für den klinischen Arbeitsplatz voran

App wurde vom Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) am UKW entwickelt

Bildzeile: Alles auf einen Blick: Die am UKW entwickelte App bietet eine jederzeit verfügbare, mobile Sicht auf klinische Informationen aus dem SAP-basierten Krankenhausinformationssystem i.s.h.med und erlaubt die direkte digitale Dokumentation. Foto: UKW / S. Dreising
Bildzeile: Alles auf einen Blick: Die am UKW entwickelte App bietet eine jederzeit verfügbare, mobile Sicht auf klinische Informationen aus dem SAP-basierten Krankenhausinformationssystem i.s.h.med und erlaubt die direkte digitale Dokumentation. Foto: UKW / S. Dreising

Würzburg/München. Das Healthtech-Unternehmen Snke und das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) haben eine strategische Partnerschaft geschlossen, um die am UKW entwickelte App für einen mobilen klinischen Arbeitsplatz gemeinsam weiterzuentwickeln. Die Anwendung wird ab sofort unter dem Produktnamen HX Now international von Snke angeboten, kontinuierlich um neue Funktionen erweitert und an zukünftige technologische Anforderungen angepasst.

„HX Now ermöglicht Kliniken einen schnellen Digitalisierungsschritt – ohne aufwändige IT-Großprojekte“, erklärt Stefan Vilsmeier, Gründer und CEO von Snke. „Mit dieser Lösung lässt sich der moderne klinische Arbeitsplatz schon heute umsetzen: nutzerfreundlich, sicher und praxiserprobt. Das UKW hat mit HX Now ein beispielhaftes System geschaffen, das wir nun gemeinsam weiterdenken.“

Mobile Sicht auf klinische Informationen

Die App bietet eine jederzeit verfügbare, mobile Sicht auf klinische Informationen aus dem SAP-basierten Krankenhausinformationssystem i.s.h.med, erlaubt die digitale Dokumentation direkt am Point of Care und unterstützt den interdisziplinären Austausch über asynchrone Kommunikationsfunktionen. Künftig wird HX Now auch internationale Interoperabilitätsstandards wie HL7 FHIR unterstützen – für eine nahtlose Integration in bestehende und zukünftige IT-Landschaften.

Prof. Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW, erklärt: „Das Projekt beweist die große Innovationskraft des Würzburger Universitätsklinikums. Ich bin überzeugt: Die Weiterentwicklung der App auf Basis dieser langfristigen Partnerschaft wird in vielen Kliniken zu einer enormen Unterstützung im klinischen Alltag beitragen.“

Die Lösung wurde vom Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) am UKW unter der Leitung von Helmut Greger, in enger Zusammenarbeit mit Ulrich Trampe, stellvertretender Leiter SAP Klinische Verfahren, entwickelt. Gemeinsam mit ärztlichen, pflegerischen und administrativen Nutzergruppen entstand eine leistungsfähige, praxisnahe Anwendung, die heute täglich von über 1.000 Beschäftigten der bayerischen Uniklinik genutzt wird. Die App ist am UKW bereits seit zwölf Jahren im Einsatz und wurde dabei kontinuierlich weiterentwickelt.

„Der mobile klinische Arbeitsplatz ist aus unserem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken“, betont Helmut Greger. „Durch die Zusammenarbeit mit Snke schaffen wir die Grundlage dafür, dieses Modell auch anderen Häusern zugänglich zu machen – und gleichzeitig unsere eigene Weiterentwicklung langfristig zu sichern.“ 

Potenzial zur Prozessoptimierung

HX Now eignet sich besonders als Brückentechnologie im Rahmen geplanter KIS-/KAS-Transformationen: Kliniken können moderne, mobile Arbeitsprozesse bereits heute einführen, während langfristige Digitalisierungsstrategien noch in Planung sind – ganz ohne aufwändige Migrationsprojekte oder zusätzlichen Wartungsaufwand. Für Krankenhausbetreiber bietet die App mittelfristig ein niederschwelliges Potenzial zur Prozessoptimierung.

Mit der mehrjährigen Kooperation bündeln das UKW und Snke ihre Stärken in klinischer Praxis, IT-Kompetenz und Softwareentwicklung – und leisten gemeinsam einen Beitrag zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens. 

Bildzeile: Alles auf einen Blick: Die am UKW entwickelte App bietet eine jederzeit verfügbare, mobile Sicht auf klinische Informationen aus dem SAP-basierten Krankenhausinformationssystem i.s.h.med und erlaubt die direkte digitale Dokumentation. Foto: UKW / S. Dreising
Bildzeile: Alles auf einen Blick: Die am UKW entwickelte App bietet eine jederzeit verfügbare, mobile Sicht auf klinische Informationen aus dem SAP-basierten Krankenhausinformationssystem i.s.h.med und erlaubt die direkte digitale Dokumentation. Foto: UKW / S. Dreising

Knorpel made in Würzburg

ENCANTO-Studie: Erstes am UKW hergestellte Knorpeltransplantat auf dem Weg zur Implantation

Die TA in kompletter Reinraum-Montur vor der Schranke.
Die Technische Angestellte Eva-Maria-Kaindl übergibt das Knorpeltransplantat im Reinraum der Kinderklinik. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner steht vor der Schleuse im Reinraum.
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, nimmt das Knorpeltransplantat im GMP-Stammzelltransplantationszentrum am UKW entgegen. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner und Eva Baumann stehen mit rotem Körbchen vor der Pathologie
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, und Eva Baumann, technische angestellte bringen eine Probe des Knorpeltransplantats zur Pathologie. © Kirstin Linkamp
Elena Gerhard-Hartmann am Mikroskop in ihrem Büro
Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann begutachtet am Pathologischen Institut der Universität Würzburg die Viabilität der Zellen. © Kirstin Linkamp
Die Technische Angestellte sitzt im Laborkittel vor der Laborbank vor Gefäßen mit unterschiedlichen Färbungenfäße
Eva Baumann färbt am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde die Schnitte, um die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie zu bewerten. © Kirstin Linkamp
Die Mitarbeitenden stehen in weißen Kitteln vor der Zahnklinik und halten Karton hoch, der den Knorpel enthält.
Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ schickt den ersten ENCANTO-Knorpel auf die Reise, v.l.n.r.: Sarah Nietzer, Sebastian Häusner, Oliver Pullig, Eva-Maria Kaindl, Eva Baumann und Mona Rosengarth. © Kirstin Linkamp

Würzburg. Auf einer Skala von 1 bis 10 sei die Anspannung heute früh um 9 Uhr auf einer guten 8, meint Sebastian Häusner. Der Leiter der Qualitätskontrolle in der Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Oliver Pullig am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde des Universitätsklinikums Würzburg, bringt heute gemeinsam mit dem Würzburger Team den ersten im Rahmen der europäischen klinischen ENCANTO-Studie gezüchteten Knorpel aus der Nase eines Patienten zur Behandlung seiner Kniegelenk-Arthrose auf den Weg. Innerhalb von 24 Stunden wird das Knorpeltransplantat zu einer teilnehmenden Klinik innerhalb Europas in einen Patienten implantiert werden. „Das erhöht den Druck“, so Häusner. „Denn der Patient erwartet natürlich ein sicheres und wirkungsvolles Implantat.“

ENCANTO steht für „Engineered Cartilage from Nose for the Treatment of Osteoarthritis” (künstlich hergestellter Knorpel aus der Nase zur Behandlung von degenerativem Gelenkverschleiß). Insgesamt sollen an elf klinischen Zentren in verschiedenen europäischen Ländern 150 Patientinnen und Patienten rekrutiert werden. Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ stellt gemeinsam mit einem Team aus Basel die Implantate her. Dazu werden Knorpelzellen aus der Nasenscheidewand der Patientinnen und Patienten entnommen, im Labor vermehrt und auf einer strukturgebenden Kollagenmatrix zu neuem Knorpelgewebe (N-TEC) gezüchtet. Dieses wird anschließend in das Kniegelenk eingesetzt, um den Knorpel zu regenerieren. Das Ziel besteht darin, die Schmerzen bei patellafemoraler Arthrose zu lindern, die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern und eine gelenkerhaltende Therapie anstelle dauerhafter Gelenkprothesen zu ermöglichen.

GMP-Herstellungseinrichtung am UKW

Gut vier Wochen lang wuchs der Knorpel in den Reinräumen des GMP-Stammzelltransplantationszentrums unter der Leitung von Prof. Matthias Eyrich. GMP steht für „Gute Herstellungspraxis” (englisch: Good Manufacturing Practice) und umfasst Regelwerke und Vorschriften zur Qualitätssicherung der Produktion von Arzneimitteln und Medizinprodukten. „Man kann die Knorpelaktivität schon ganz gut in der Petrischale beurteilen, wenn sich das Gewebe zu allen Seiten verzieht. Aber wir brauchen natürlich einen handfesten Beweis“, sagt Sebastian Häusner. Das mikrobiologische Monitoring unter der Leitung von PD Dr. Heike Claus am Institut für Hygiene und Mikrobiologie fiel bereits positiv aus. Das Knorpeltransplantat ist steril und frei von Kontaminationen und kann somit sicher dem Patienten implantiert werden. Doch wie haben sich die Zellen entwickelt?

Begutachtung der Viabilität am Institut für Pathologie 

Um dies zu prüfen, holen Sebastian Häusner und die technische Angestellte Eva Baumann neben dem Transplantat auch eine Gewebeprobe im Reinraumlabor ab und bringen diese zum nur wenige Schritte entfernt liegenden Institut für Pathologie der Universität (Leitung: Prof. Andreas Rosenwald). Dort wird die Probe, die den Namen „Paula” trägt, der alle Knorpeltransplantate der ENCANTO-Studie am UKW bezeichnet, in mehrere vier bis acht Mikrometer dünne Scheiben geschnitten. Eine dieser Scheiben wird der Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann vorgelegt. Die Pathologin begutachtet die Viabilität. Wie lebendig sind die Zellen? Elena Gerhard-Hartmann gibt grünes Licht. Sebastian Häusners Anspannung sinkt auf der Skala um einen Punkt.

Letzte Qualitätskontrolle am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und Zahnheilkunde

Doch noch kann das Transplantat nicht freigegeben werden. Weiter geht es mit dem Taxi von Grombühl zum Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und Zahnheilkunde an den Röntgenring. Hier werden die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie bewertet. Dazu färbt Eva Baumann spezielle Proteine, die sogenannten Proteoglykane, im Knorpel an. Diese sind ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix und verleihen dem Knorpelgewebe Struktur, Elastizität und Stoßdämpfung. Je intensiver die Probe rot gefärbt ist, desto mehr Proteoglykane sind vorhanden und desto besser ist die Knorpelqualität. Auch die Zellmorphologie wird geprüft.

„Es bleibt spannend bis zur letzten Sekunde“, sagt Sebastian Häusner. Jetzt müssen er und Eva Baumann die Probe nämlich unabhängig voneinander begutachten. Nur ein hoher Modified Bern Score bedeutet, dass der Knorpel die strengen Qualitätsanforderungen von ENCANTO erfüllt. Geschafft! Der Sponsor in Basel sowie der diensthabende Orthopäde im klinischen Zentrum des Patienten können benachrichtigt werden, dass das Transplantat auf den Weg gebracht wird. Der Patient weiß übrigens nicht, ob er in der Interventionsgruppe oder in der Vergleichsgruppe ist und eine Kollagenmatrix ohne Knorpelzellen aus der eigenen Nase erhält. 

Knorpelersatz made in Würzburg 

Die Anspannung bei Sebastian Häusner weicht einer Erleichterung. Und mit ihm atmet ein ganzes Team auf. „Der Erfolg des N-TEC beruht nicht nur auf der sehr guten internationalen Zusammenarbeit, sondern auch auf der exzellenten lokalen Zusammenarbeit vor Ort“, betont Oliver Pullig, der Leiter der Herstellungseinrichtung. „Von der Befundung des Gewebes durch die Pathologie, dem mikrobiologischen Monitoring durch die Hygiene bis hin zur Arbeit in den Reinräumen des GMP-Stammzelltransplantationszentrums – der hier hergestellte Knorpelersatz ist ein echtes Produkt ‚made in Würzburg‘. Gerade diese enge Vernetzung der klinischen und universitären Zentren bildet das Rückgrat des wissenschaftlichen und klinischen Fortschritts am UKW.“

Text: Kirstin Linkamp / Wissenschaftskommunikation UKW

Die TA in kompletter Reinraum-Montur vor der Schranke.
Die Technische Angestellte Eva-Maria-Kaindl übergibt das Knorpeltransplantat im Reinraum der Kinderklinik. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner steht vor der Schleuse im Reinraum.
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, nimmt das Knorpeltransplantat im GMP-Stammzelltransplantationszentrum am UKW entgegen. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner und Eva Baumann stehen mit rotem Körbchen vor der Pathologie
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, und Eva Baumann, technische angestellte bringen eine Probe des Knorpeltransplantats zur Pathologie. © Kirstin Linkamp
Elena Gerhard-Hartmann am Mikroskop in ihrem Büro
Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann begutachtet am Pathologischen Institut der Universität Würzburg die Viabilität der Zellen. © Kirstin Linkamp
Die Technische Angestellte sitzt im Laborkittel vor der Laborbank vor Gefäßen mit unterschiedlichen Färbungenfäße
Eva Baumann färbt am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde die Schnitte, um die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie zu bewerten. © Kirstin Linkamp
Die Mitarbeitenden stehen in weißen Kitteln vor der Zahnklinik und halten Karton hoch, der den Knorpel enthält.
Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ schickt den ersten ENCANTO-Knorpel auf die Reise, v.l.n.r.: Sarah Nietzer, Sebastian Häusner, Oliver Pullig, Eva-Maria Kaindl, Eva Baumann und Mona Rosengarth. © Kirstin Linkamp

Vom Schmierzettel im Würzburger Steakhaus zur Millionenförderung

Nicolas Schlegel über den neuen Sonderforschungsbereich, der aufdecken will, wie Desmosomen wichtige Epithelfunktionen sowohl bei Gesundheit als auch bei Krankheit regulieren / Würzburger Fokus liegt auf entzündlichen Darmerkrankungen

Porträt von Nicolas Schlegel im weißen Kittel mit verschränkten Armen im Flur des Zentrums für Operative Medizin
Prof. Dr. Nicolas Schlegel ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Viszeralchirurgie am Uniklinikum Würzburg und Standortsprecher des SFB/Transregio DEFINE © Ulrich Bender
Collage mit 37 Porträts der Personen, die im SFB/TRR forschen, in der Mitte sind die drei Standortsprecher etwas größer abgebildet.
Der neue SFB/Transregio DEFINE ist eine Kooperation der Universitäten Marburg, LMU München und Würzburg und wird geleitet von Nicolas Schlegel, Michael Hertl und Jens Waschke (größere Porträts in der Mitte von links nach rechts). © SFB/TRR DEFINE
Im Zentrum von DEFINE stehen Erkrankungen, die mit einer Fehlfunktion von Desmosomen in Verbindung stehen. Links sind die blasenbildende Hauterkrankung Pemphigus (oben) und die entzündete Schleimhaut bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (unten) zu sehen. Diese Erkrankungen dienen als Modell, um die Funktionen des Desmosoms in den verschiedenen Geweben zu verstehen. Desmosomen sind generell für die Zell-Zell-Adhäsion, die Barriere-Regulation, die Interaktion mit dem Immunsystem und die Regeneration von Geweben von Bedeutung. Das Fernziel besteht darin, neue Zielstrukturen zur spezifischen Stabilisierung der epithelialen Integrität als neue Therapieansätze zu identifizieren. Das Schema in der Mitte zeigt, wie die Membranproteine Desmoglein und Desmocollin, die hier wie grüne und dunkelrote „Perlenketten“ dargestellt sind, die Zellen außen zusammenhalten. Die in hell- und dunkelgrün abgebildeten „Kügelchen“ stellen die Plakoglobin- und Plakophilin-Koppelung im Innern der Zelle dar. Das blau gefärbte Desmoplakin verankert den Komplex schließlich an den dunkelblau abgebildeten Filamenten des Zellskeletts. © SFB/TRR DEFINE

Die Universitätsmedizin Würzburg darf sich gemeinsam mit der Universität Marburg und der LMU München über die Bewilligung des neuen Sonderforschungsgereich Transregio „Desmosomal dysfunction in epithelial barriers” (DEFINE) freuen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG fördert den SFB TRR von 2026 bis 2029 mit voraussichtlich rund 14 Millionen Euro. Im Mittelpunkt stehen Desmosomen. Diese Proteinstrukturen vernetzen Zellen an den Grenzflächen des Körpers miteinander und tragen so zur Bildung von Barrieren im Körper bei. Funktionierende Barrieren in der Haut und im Darm sind lebenswichtig, sodass bei deren Fehlfunktionen schwerwiegende Erkrankungen wie die lebensgefährliche Autoimmunkrankheit der Haut Pemphigus vulgaris, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Entzündungen der Speiseröhre (eosinophile Ösophagitis) entstehen. Die Forschenden haben mit dem SFB nun die Möglichkeit, das noch sehr begrenzte Wissen über die Regulation von Epithelbarrieren bei Gesundheit und Krankheit deutlich zu erweitern und neuartige therapeutische Strategien gegen die drei genannten Krankheiten zu entwickeln.

Ein Interview mit dem Standortsprecher in Würzburg, Professor Nicolas Schlegel, Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Viszeralchirurgie und Sektionsleiter Endokrine Chirurgie an der Klinik für Chirurgie I des Universitätsklinikums.

Herr Schlegel, herzlichen Glückwunsch zum neuen SFB/TRR DEFINE. Beteiligt sind die Universitätsstandorte Marburg, München und Würzburg. Wer hatte denn die Idee zu diesem Verbundprojekt? 

Die Idee kam um die Weihnachtszeit 2021 in einem Steak-Restaurant in Würzburg, als ich mich mit Jens Waschke zu unserem regelmäßigen Austausch traf. Jens hatte in Würzburg den Lehrstuhl für Anatomie und Zellbiologie inne, bevor er 2011 den Ruf der LMU München auf den Lehrstuhl für vegetative Anatomie annahm. Wir arbeiten schon sehr lange zusammen und hatten ein Projekt im von der DFG geförderten Schwerpunktprogramm SPP 1782. Dabei hatten wir uns bereits eingehend damit beschäftigt, wie Zellen in Geweben über Desmosomen miteinander kommunizieren und auf Belastungen reagieren und wie Veränderungen dieser Desmosomen die Stabilität und Barrierefunktion des Gewebes beeinflussen. Wir überlegten, wie wir unsere Forschung nach dem Auslaufen des Programms fortsetzen und einen Schritt weiterkommen könnten.

Und da dachten Sie sich, wenn es jemals einen Sonderforschungsbereich zu diesem Thema geben kann, dann jetzt. Wie kam Michael Hertl, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Gießen und Marburg dazu?

Jens Waschke und Michael Hertl leiteten gemeinsam die DFG-Forschungsgruppe Pegasus, in dem sie das Krankheitsbild Pemphigus vulgaris untersuchten. Dabei handelt es sich um eine seltene, potenziell lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung von Haut und Schleimhäuten. Bei ihrer Entstehung spielen Desmosomen in der Haut eine entscheidende Rolle. Diese werden nämlich fälschlicherweise von Antikörpern der eigenen Immunzellen angegriffen. 

Sie konzentrieren sich jedoch auf die Desmosomen, die bei entzündlichen Darmerkrankungen eine Rolle spielen. Sie haben maßgeblich zur Entdeckung beigetragen. Wie passt das zusammen? 

Wir fanden die Idee interessant, die Erkrankung der Haut, über die man bereits viel weiß, den Desmosomenveränderungen im Darm, über die noch nicht so viel bekannt ist, gegenüberzustellen. Was ist im Darm anders als in der Haut? Gibt es gemeinsame Nenner? Was sind gewebespezifische und was sind allgemeine Eigenschaften? Noch im Steakhaus haben wir einen Schmierzettel erstellt, Arbeitsgruppenleiter überlegt und die Idee an Michael Hertl herangetragen. Der war sofort Feuer und Flamme.

Wie ging es mit dem Projektantrag weiter – von der Idee bis zur Umsetzung? 

Wir lernten uns kennen, erstellten ein Konzept und luden im Juli 2022 alle potenziellen Projektleiter zu einem zweitägigen Treffen ein. Im Herbst reichten wir die erste Skizze ein. Nach der Begutachtung fand im Juli 2023 das erste Beratungsgespräch statt, in dem wir positives Feedback zur wissenschaftlichen Fragestellung erhielten. Wir mussten jedoch noch einige strukturelle Aspekte nachschärfen, zum Beispiel die Nachwuchsförderung, sowie wissenschaftliche Details zur Qualitätssicherung. Im Herbst 2023 gaben wir die überarbeitete Skizze ab. Im Juli 2024 fand das zweite Beratungsgespräch statt, bei dem die Gutachter uns mit einem sehr positiven Feedback bedachten. Nachdem unser Projekt im November 2024 durch den Senat gegangen war, wurden wir zur Einreichung des Vollantrags aufgefordert. Das heißt, wir hatten bis Juni 2025 Zeit, einen 400 Seiten starken Projektantrag zu erstellen und einzureichen. Im September 2025 erfolgte in Marburg zunächst die Begutachtung des allgemeinen Konzepts, dann der Zentralprojekte und schließlich der Einzelprojekte. Das war mit großer Anspannung und extrem viel Vorbereitung verbunden. Aber wir sind sehr gut bewertet worden. Im November kam schließlich und zur großen Freude die offizielle Bewilligung durch die DFG.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass dieser SFB derzeit der einzige in Deutschland ist, der maßgeblich unter chirurgischer Federführung entstand. 

Das Besondere ist, dass wir nicht nur ein solches grundlagenwissenschaftliches Projekt zu diesem speziellen Thema unter chirurgischer Federführung entwickelt haben, sondern dass auch sechs Projektleiter aus der Würzburger Chirurgie involviert sind. Sie sind alle in der Klinik aktiv und arbeiten als Clinician Scientists.

Die Interdisziplinarität des Projekts wurde besonders betont und gelobt. Es wurden viele unterschiedliche Fächer zusammengebracht. Welche Disziplinen sind denn konkret involviert? 

Das ist es, was aus unserer Sicht den SFB ausmacht. Wir haben Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Fächern zusammengebracht, die sonst nicht so eng miteinander arbeiten. Neben der Chirurgie und Dermatologie sind beispielsweise auch die Pädiatrie, Gastroenterologie und Kardiologie vertreten. Die klinische Expertise wird durch Zellbiologie und Immunologie ergänzt. Auch Biophysiker sind dabei, die uns dabei helfen, grundlegende Aspekte von Epithelzellen zu verstehen. Unser Ziel ist es, diese Riesenbrücke vom Einzelmolekül in die Klinik zu schlagen. Das ist unsere Perspektive für die nächsten zwölf Jahre.

Der SFB kann maximal zweimal um jeweils vier Jahre verlängert werden. Bei jeder Verlängerung soll die Projektleitung wechseln. Sind damit alle drei Standorte gleichberechtigt?

Ja, wir verstehen uns als Team und arbeiten auf Augenhöhe. Die Leitung haben wir nach Alter bestimmt. Michael ist der älteste von uns drei Sprechern und hat deshalb in der ersten Förderperiode den Lead. In der zweiten Phase, die hoffentlich gefördert wird, soll Jens Waschke als Zweitältester die Leitung übernehmen. Ich als Jüngster würde dann in der dritten Periode den Lead haben.

Kommen wir nun zum Würzburger Schwerpunkt, den chronischen Darmentzündungen. Welche klinischen Symptome haben die Betroffenen?

Die Patienten haben schwere Durchfälle, bis zu zehn am Tag, die teilweise blutig sein können. Sie leiden unter Bauchkrämpfen und Gewichtsabnahme, betroffene Kinder zudem unter Gedeihstörungen. Eine langjährige Entzündung kann sich zudem zu Darmkrebs entwickeln. Von der Krankheit sind etwa 10 bis 15 von 100.000 Personen betroffen, wobei chronische Darmentzündungen vor allem in der westlichen Welt stetig zunehmen. Man geht davon aus, dass das Epithel durch Umweltfaktoren und den westlichen Lebensstil, insbesondere das Ernährungsverhalten und die damit einhergehenden Veränderungen des Darmmikrobioms, beeinflusst wird.

Laien stellen sich vor, dass ein Viszeralchirurg den entzündeten Abschnitt des Darms entfernt. Im Projekt geht es jedoch nicht nur um die chirurgische Therapie. Worum geht es konkret?

Eine Störung der Darmepithelbarriere ist ein zentraler Grund dafür, dass Patienten überhaupt erst krank werden. Dies ist ein Problem, das wir bisher nicht therapeutisch adressieren können. Wir können zwar den entzündeten Darmabschnitt herausoperieren und Medikamente geben, die das Immunsystem unterdrücken. Diese Medikamente wirken jedoch nur bei 50 bis 60 Prozent der Betroffenen und haben darüber hinaus starke Nebenwirkungen. Wenn wir aber in der Lage sind, das Darmepithel über das Verständnis der Funktion von Desmosomen und allem, was damit zusammenhängt, zu stabilisieren und die Entzündung einzudämmen, könnten wir diese möglicherweise durch eine zusätzliche Therapie in den Griff bekommen.

Kurz zur Begriffserklärung. Was ist die Darmepithelbarriere?

Die Darmepithelbarriere ist eine Zellschicht, die die Innenseite des Darms auskleidet. Sie verhindert, dass die zahlreichen Bakterien, die normalerweise im Darm leben, in den Körper gelangen. Dieser Vorgang wird als Translokation bezeichnet. Verändert sich die Darmflora oder gewinnen krankheitserregende Keime überhand, kann es zu einer Störung des Darmepithels kommen. Dies kann wiederum dazu führen, dass solche Translokationen stattfinden und schwerwiegende Entzündungen im Darm ausgelöst werden. Die Dichtigkeit des Darmepithels ist also von entscheidender Bedeutung. Sie wird durch zwei Komponenten gewährleistet: die Epithelzelle selbst und die Zell-Zell-Kontakte. Und daran arbeiten wir.

Welche Rolle spielen hier die Desmosomen? 

Die Desmosomen gehören zu den Verbindungen, mit denen sich die Epithelzellen gegenseitig festhalten und somit für eine gewisse Stabilität sorgen. Daneben gibt es noch die Tight Junctions, die vor allem dafür zuständig sind, den schmalen Raum zwischen den Zellen abzudichten, sodass nichts hindurchgelangen kann. 

Den Desmosomen schrieb man viele Jahre lang eine Art Kleberfunktion zu. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass sie neben dieser Funktion viele Prozesse im Epithel regulieren und die Regeneration des Darmepithels sowie die Differenzierung von Zellen beeinflussen. Sie ermöglichen überhaupt erst, dass Tight Junctions das Darmepithel abdichten.

Die Desmosomen scheinen also eine Art Schlüsselfunktion für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere zu haben. 

Richtig. Wenn wir diese Schlüsselfunktion genau verstehen, können wir hoffentlich spezifische Therapien entwickeln, die die Darmepithelbarriere stabilisieren. Bislang wissen wir, dass dies über Transmembranproteine, die sogenannten Desmogleine, calciumabhängig im Zwischenzellraum geschieht. Diese Proteine greifen wie kleine Ärmchen zwischen den Zellmembranen ineinander und verbinden die Zellen. Innen in der Zelle sind diese Verbindungen an Plaque-Proteine gekoppelt. Diese leiten einerseits Signale weiter und koppeln andererseits die Verbindung an das innere Zellskelett, wodurch die Zelle besonders stabil wird und das Gewebe widerstandsfähig ist. 

Bei Entzündungen sind diese Desmosomen wesentlich herunterreguliert. Wir wollen herausfinden, aus welchen Gründen sie verschwinden und welchen Krankheitswert es tatsächlich hat, wenn Desmosomen nicht mehr vorhanden sind. Unsere Ergebnisse können wir dann gegebenenfalls auch auf andere Erkrankungen übertragen, bei denen Desmosomen eine Rolle spielen. 

Können Sie Beispiel nennen, wie und mit wem sie das herausfinden wollen? 

Unsere Projektleiter haben sich auf verschiedene Untereinheiten dieser Desmosomen fokussiert und untersuchen zellbiologische Aspekte mit verschiedenen Modellen - an Organoiden, Tiermodellen und Knock-out-Modellen. Mit Benjamin Misselwitz aus München haben wir beispielsweise einen weiteren Darmexperten an Bord. Er ist Professor für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Gastroenterologie und unter anderem in einem Zentralprojekt dafür zuständig, Proben aus Patientenmaterial für uns untersuchbar zu machen. Im Gegenzug bringt zum Beispiel Professor Goebeler, Direktor der Würzburger Hautklinik, seine dermatologische Expertise ein. 

Was bedeutet der SFB speziell für Würzburg – abgesehen von den Fördergeldern? 

Für mich geht es nicht nur um Gelder, sondern auch um Strukturen. Wir haben hier in Würzburg einen sehr starken immunologischen Schwerpunkt. Zur Immunologie gehört nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Barrieren, die der Körper physiologisch aufrechterhalten muss. Diese müssen wir verstehen, adressieren und in den Kontext setzen. Warum entstehen entzündliche Erkrankungen? Wie beeinflussen sie Tumorerkrankungen, die ja auch hier am Standort intensiv untersucht werden? Unser SFB geht and dieser Stelle noch mehr in die Grundlagenwissenschaft und kann eine wichtige Lücke am Standort schließen.

Sie hatten bereits die Nachwuchsförderung angesprochen. Ein Teil des Zentralprojekts, das sich speziell mit diesem Thema beschäftigt, ist in Würzburg angesiedelt. Die Sprecherin ist Stefanie Hahner. Als langjährige Prodekanin der Medizinischen Fakultät kümmert sich die stellvertretende Leiterin der Endokrinologie um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 

Die Nachwuchsförderung in Würzburg ist bereits sehr stark und wird durch den SFB sowie die sogenannte „Integrated Research Training Group“ (IRTG) weiter ausgebaut. Dieses Programm ist mir persönlich sehr wichtig. Denn hier bringen wir Mediziner und Naturwissenschaftler bereits auf der frühesten Karrierestufe zusammen. Eine frühe Verbindung der verschiedenen Sichtweisen – Klinik und Naturwissenschaften – kann sehr erfolgreich sein, wurde im Alltag jedoch lange vernachlässigt. 

Die Grundlagenforscher haben oft tolle Tools, ihnen fehlt jedoch der direkte Link in die Klinik und umgekehrt. Das wollen wir mit einer frühen Verknüpfung untereinander ändern. Die IRTG ist aber auch an den anderen Standorten mit aktiven Leitern vertreten, so dass über alle 3 Standorte hinweg die gleichen Ideen gelebt werden. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp von der Wissenschaftskommunikation am UKW. 

Porträt von Nicolas Schlegel im weißen Kittel mit verschränkten Armen im Flur des Zentrums für Operative Medizin
Prof. Dr. Nicolas Schlegel ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Viszeralchirurgie am Uniklinikum Würzburg und Standortsprecher des SFB/Transregio DEFINE © Ulrich Bender
Collage mit 37 Porträts der Personen, die im SFB/TRR forschen, in der Mitte sind die drei Standortsprecher etwas größer abgebildet.
Der neue SFB/Transregio DEFINE ist eine Kooperation der Universitäten Marburg, LMU München und Würzburg und wird geleitet von Nicolas Schlegel, Michael Hertl und Jens Waschke (größere Porträts in der Mitte von links nach rechts). © SFB/TRR DEFINE
Im Zentrum von DEFINE stehen Erkrankungen, die mit einer Fehlfunktion von Desmosomen in Verbindung stehen. Links sind die blasenbildende Hauterkrankung Pemphigus (oben) und die entzündete Schleimhaut bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (unten) zu sehen. Diese Erkrankungen dienen als Modell, um die Funktionen des Desmosoms in den verschiedenen Geweben zu verstehen. Desmosomen sind generell für die Zell-Zell-Adhäsion, die Barriere-Regulation, die Interaktion mit dem Immunsystem und die Regeneration von Geweben von Bedeutung. Das Fernziel besteht darin, neue Zielstrukturen zur spezifischen Stabilisierung der epithelialen Integrität als neue Therapieansätze zu identifizieren. Das Schema in der Mitte zeigt, wie die Membranproteine Desmoglein und Desmocollin, die hier wie grüne und dunkelrote „Perlenketten“ dargestellt sind, die Zellen außen zusammenhalten. Die in hell- und dunkelgrün abgebildeten „Kügelchen“ stellen die Plakoglobin- und Plakophilin-Koppelung im Innern der Zelle dar. Das blau gefärbte Desmoplakin verankert den Komplex schließlich an den dunkelblau abgebildeten Filamenten des Zellskeletts. © SFB/TRR DEFINE

25 Jahre Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (AGN): Jubiläumsveranstaltung und spannende Fortbildung

Über 200 Gäste, Studierende, Lehrende sowie Vertreter des Rettungsdienstes nahmen teil und würdigten das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative.

25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW
25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW

Würzburg. Seit 25 Jahren gibt es die Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (AGN) an der Universitätsmedizin Würzburg. Dahinter steht eine studentische Initiative, die seitdem fester Bestandteil der notfallmedizinischen Lehre der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Direktor Prof. Dr. Patrick Meybohm) am Uniklinikum Würzburg ist. Mitte November fand im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin die feierliche Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen im Rahmen der Veranstaltung „Update Kindernotfallmedizin“ statt. Über 200 Gäste, Studierende, Lehrende sowie Vertreter des Rettungsdienstes nahmen teil und würdigten das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative.

Würdigung des Engagements der Tutorinnen und Tutoren

In seiner Begrüßung betonte Prof. Dr. Thomas Wurmb, ärztlicher Leiter der AGN und Leiter der Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, die besondere Bedeutung der AGN für die Lehre. Er hob vor allem das außerordentliche Engagement der Tutorinnen und Tutoren mit notfallmedizinischer Berufserfahrung hervor, die neben ihrem anspruchsvollen Medizinstudium mit großem Einsatz, Professionalität und Begeisterung notfallmedizinische Kompetenzen an ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen weitergeben. Ohne diesen kontinuierlichen Einsatz - so Wurmb - wäre die hohe Qualität der studentischen Notfallausbildung in Würzburg nicht möglich.

Geschichte und Gegenwart der AGN – vorgestellt von der AGN-Leitung

Einen zentralen Programmpunkt bildete der Rückblick auf die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft. Emily Fuchshuber und Maren Dieckmann (aktuelle bzw. ehemalige AGN-Leiterin) führten das Auditorium durch die 25-jährige Geschichte sowie den aktuellen Stand der AGN. Sie zeigten auf, wie sich die Initiative seit ihren Anfängen zu einer organisatorisch und didaktisch hochprofessionellen Struktur entwickelt hat – mit einem Kursangebot, das heute von Basismaßnahmen über Reanimation bis zu spezialisierten Trainings reicht.

Besonders hervorgehoben wurden die Meilensteine in der Entwicklung der AGN, wie die Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises und aktuelle Entwicklungen wie die Implementierung des Wahlfachs Katastrophenmedizin im vergangenen Winter.

Fachlicher Schwerpunkt: Kindernotfallmedizin

Eingebettet war das Jubiläum in die notfallmedizinische Fortbildungsveranstaltung „Update Kindernotfallmedizin“, eine gemeinsame Veranstaltung der Klink und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie und des Bezirksverbands Unterfranken des Bayerisches Roten Kreuzes, welche mit fachlich hochkarätigen Vorträgen überzeugte. Die Vorträge boten praxisnahe Einblicke, unter anderem zur strukturierten Einschätzung kritisch erkrankter Kinder, zu aktuellen Therapiestrategien sowie zu Besonderheiten des Kindernotarztdienstes der Landeshauptstadt München.

25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW
25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW