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Würzburger Universitäts-Frauenklinik erneut als Top-Klinik für Brustkrebs ausgezeichnet

Die Online-Plattform Klinikradar.de verlieh der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg das Qualitätssiegel „Top-Klinik für Brustkrebs 2023“.

Würzburg / München. Die Münchener Firma Innomeda betreibt mit Klinikradar.de eines der nach eigenen Angaben reichweitenstärksten deutschen Online-Krankenhausportale. Die Plattform verleiht seit dem Jahr 2021 ein fachlich fundiertes Siegel für Krankenhäuser, die höchste Qualitätsansprüche erfüllen. Nach der Erstauszeichnung in 2021 erhielt die Würzburger Universitäts-Frauenklinik kürzlich von Klinikradar.de erneut das Qualitätssiegel „Top-Klinik für Brustkrebs“. 

„Uns ist bewusst, dass Qualität sehr unterschiedlich bewertet werden kann. Daher flossen viele unterschiedliche Parameter in diese Erhebung ein“, erläutert Privatdozent Dr. Tobias Bobinger, der bei Innomeda die Siegel-Vergabe wissenschaftlich betreut. Grundlage des Qualitätssiegels sind nach seinen Worten objektive und belastbare Qualitätsfaktoren, die von offiziellen Institutionen – wie etwa dem Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen – und Fachorganisationen erhoben werden. Besondere Pluspunkte für die Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg bei der Indikation Brustkrebs waren demnach: 

  • hohe Fallzahl und damit Erfahrung auf diesem Gebiet, 
  • Zertifizierung als Brustzentrum mit strukturierter Versorgung,
  • interdisziplinäre universitäre Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie bei Bedarf engmaschige Betreuung durch andere Fachdisziplinen,
  • hohe Forschungsaktivität auf dem Gebiet der Tumorerkrankungen mit Durchführung vieler nationaler sowie internationaler präklinischer und klinischer Studien.

Am 10. Februar 2023 jährte sich Wilhelm Conrad Röntgens Todestag zum hundertsten Mal. Auch deshalb hat sich das Universitätsarchiv der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in bisher weniger beachteten Kellerräumen der Universität auf Spurensuche nach noch ungehobenen Schätzen gemacht.

Röntgen hatte testamentarisch verfügt, alle Dokumente aus seinen Forschungen der Vernichtung zuzuführen, und auch danach gestrebt, seinen privaten Nachlass zu dezimieren, wenngleich er hier zuließ, dass sich enge Freunde zum Zwecke der Erinnerung daraus bedienten. Auf diesem Umweg fanden einige wertvolle Fotos und Schriftstücke ihren Weg in das Archiv der JMU. Testamentarisch vermachte Röntgen der Uni lediglich 200.000 Mark mit direktem Bezug zum Physikalischen Institut, sowie sämtliche Diplome, Adressen, Medaillen und weitere Erinnerungsstücke, die sich auf seine wissenschaftliche Arbeit bezogen, darunter auch die Nobelpreisurkunde neben der dazugehörigen Goldmedaille.

Doch natürlich speist sich die Überlieferung zu einer Person seiner Größe nicht ausschließlich aus Preisen, Urkunden und Ehrungen. Möchte man Röntgen in einen größeren wissenschaftlichen Kontext stellen, so ist seine Lehrtätigkeit von besonderer Bedeutung, da man durchaus davon ausgehen kann, dass seine Forschungsansätze und Methoden trotz der umfänglichen Zerstörung seiner Unterlagen und Schriften durch seine Studenten und Hörer weitergelebt und die Forschung weitläufig beeinflusst haben.

Originale Inskriptionslisten wieder aufgetaucht

Bisher konnten anhand eigener Aussagen einige Schüler Röntgens nachgewiesen werden, doch jetzt ist eine komplette Rekonstruktion seiner Würzburger Hörer möglich, da in den bislang als verschollen geglaubten originalen Inskriptionslisten sämtliche Studenten unterschriftlich ihre Anwesenheit in seinen Veranstaltungen bestätigten.

Aus diesen Inskriptionslisten, die sich nun im Universitätsarchiv befinden, geht hervor, dass Röntgen während seiner Zeit als Assistent noch keine Veranstaltungen gegeben hat und auch in direkter Nachfolge Friedrich Kohlrauschs, welcher bis dahin den Lehrstuhl für Physik innehatte, im Wintersemester 1888/89 noch nicht in der Lehre tätig war. In diesem Semester mussten Studierende der Universität Würzburg sogar vollkommen auf den Fachbereich Experimentelle Physik verzichten, da Kohlrausch zu diesem Zeitpunkt bereits an die Universität Straßburg gewechselt war.

Vor allem Mediziner besuchen Röntgens Veranstaltungen

Ab dem Sommersemester 1889 las Röntgen regelmäßig, und aus der Belegung seiner Veranstaltung geht hervor, dass insbesondere Studenten der Medizin ein reges Interesse an den gebotenen Inhalten zeigten; in der Hauptvorlesung zur Experimentellen Physik erschienen sie besonders zahlreich. In anderen Veranstaltungen hingegen, wie etwa in seiner „Anleitung zu selbständigem Arbeiten“ im Sommer 1895 oder in seiner „Praktischen Übung im physikalischen Laboratorium“ im Sommer 1896 verzeichnete Röntgen lediglich maximal zwei Hörer.

Im nächsten Schritt sollen die wertvollen Unterlagen nun digital reproduziert und anschließend ausgewertet werden. So können die einzelnen Schüler Röntgens identifiziert und sein Wirkungskreis in der Wissenschaft nachgezeichnet und mit individuellen Lebenswegen verknüpft werden. In einem weiteren Arbeitsschritt möchte das Archiv der Frage nachgehen, ob sich Röntgens zunehmende Popularität wohl auf die Anzahl seiner Hörer ausgewirkt hat, oder ob er auch in den Jahren nach der Entdeckung noch Einzelunterricht gegeben hat.

Glückliche Jahre in Mainfranken

Bekanntermaßen dauerte es einige Jahre, bis Wilhelm Conrad Röntgen, der 1870 als junger und unbezahlter Assistent von August Kundt in Würzburg weilte, als Professor an die Alma Julia zurückkehren durfte. Obwohl man ihm an hiesiger Universität einst wegen seines fehlenden Abiturs Steine in den Weg gelegt hatte, verbrachte Röntgen viele glückliche und fruchtbare Jahre in Mainfranken. Als Lehrstuhlinhaber verhalf er dem Physikalischen Institut zu Räumlichkeiten, moderner Ausstattung und internationalem Ansehen, als Rektor gestaltete und prägte er die gesamte Universität.

Nach seiner bahnbrechenden Entdeckung 1895 im Physikalischen Institut, für die er 1901 als erster Wissenschaftler den Nobelpreis verliehen bekam, verließ Röntgen die JMU, um zum 1. April 1900 einen Ruf nach München anzunehmen. Dort verbrachte er 23 teils glückliche, aber auch von Krankheit und Verlust geprägte Jahre. Durch den Verzicht auf die Patentierung seiner Entdeckung konnte er deren rasche Ausbreitung und Verwendung mitverfolgen, bewahrte jedoch zeitlebens eine abgeklärte Haltung gegenüber seiner weltweiten Bekanntheit.

Kontakt

Dr. Marcus Holtz, uniarchiv@ uni-wuerzburg.de 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 14.02.2023

Erste Hilfe im Säuglings- und Kleinkindalter

Kostenlose Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation (Universitätskinderklinik) e. V.

Erste Hilfe 2023

Kostenlose Informationsveranstaltung zum Thema Erste Hilfe im Säuglings- und Kleinkindalter. Anmeldung nicht erforderlich.

Wann: Dienstag, 21. März 2023 um 19:30 Uhr

Ort: Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik (Gebäude D31) • Josef Schneider Straße 2, 97080 Würzburg

Referent: Dr. Katharina Ruf, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin 

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Veranstalter: KIWI e. V.

 

Informationen unter 09305/14 15

Bitte FFP2-Masken tragen! Selbsttest wünschenswert!

 

Details im Flyer zum Download

Erste Hilfe 2023

Herzinsuffizienzstudie zeigt langanhaltende positive Effekte einer telemedizinischen Betreuung

Eine aktuelle Langzeitauswertung der erweiterten INH-Studie (E-INH) des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg legt nahe, dass Effekte einer auf 18 Monate begrenzten kardiologisch geführten und durch spezialisierte Pflegekräfte koordinierten telemedizinischen Überwachung und Betreuung überaus nachhaltig sind und bei Patientinnen und Patienten über zehn Jahre hinweg Überleben und Lebensqualität verbessern.

Stefan Störk bei der Schulung von HI-Nurses.
Prof. Dr. Stefan Störk leitet im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) das Department Klinische Forschung und Epidemiologie und hat hier das Fortbildungsprogramm für Herzinsuffizienz-Pflegekräfte und Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz initiiert – sie bilden den Schlüssel zum Erfolg des telemedizinischen Betreuungs- und Versorgungsprogramms HeartNetCare-HF(TM). © DZHI / Daniel Peter
Christiane Angermann im Gespräch mit Patienten im DZHI
In der erweiterten Studie des Interdisziplinären Netzwerks Herzinsuffizienz (E-INH) hat Prof. Dr. Christiane Angermann mit Team die Langzeiteffekte einer 18-monatigen telemedizinischen Versorgung im HeartNetCare-HF(TM) untersucht. © DZHI / R. Kochanowski

Die Herzinsuffizienz ist der Nummer-1-Grund für Krankenhauseinweisungen in Deutschland. Mit jeder so genannten kardialen Dekompensation und der nachfolgend erforderlichen Krankenhauseinweisung verschlechtert sich die Prognose deutlich. Herzinsuffizienz, im Volksmund auch Herzschwäche genannt, ist mit einer höheren Sterblichkeit verbunden als die meisten Tumorerkrankungen. Fast 4 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzinsuffizienz. Die Tendenz ist in unserer alternden Gesellschaft steigend, aber sie tritt auch bei unter 50-Jährigen auf, Hauptgründe sind hier Übergewicht und Diabetes. Mehr als die Hälfte der Patientinnen und -Patienten hat fünf oder mehr Begleiterkrankungen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit Herzinsuffizienz ist in vielerlei Hinsicht sehr anspruchsvoll. Umso wichtiger ist eine umfassende Behandlung und Betreuung nach der Krankenhausentlassung.

HeartNetCare-HFTM: Telefonisches Monitoring, optimierte Therapie, Patientenschulung durch spezialisierte Pflegekräfte

Um das Entlassmanagement und die Nachsorge zu verbessern, wurde in Würzburg bereits im Jahr 2001 das Interdisziplinäre Netzwerk Herzinsuffizienz (INH) als Forschungs- und Versorgungsnetzwerk gegründet, das heute im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg koordiniert wird. Dort hat ein kardiologisches und psychologisches Team für und mit Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten, die wegen akuter Herzinsuffizienz stationär behandelt wurden, das telemedizinische Überwachungs- und Versorgungsprogramm HeartNetCare-HFTM entwickelt. Den Schlüssel zum Erfolg bilden im Team mit Kardiologinnen und Kardiologen spezialisierte Pflegekräfte, welche die Patientinnen und Patienten telefonisch betreuen, sie in der Selbstüberwachung von Blutdruck, Herzschlag und im Erkennen von Herzinsuffizienzzeichen wie zum Beispiel Wassereinlagerungen in den Knöcheln schulen und die Ergebnisse des Selbstmonitorings abfragen sowie die medikamentöse Therapie gemeinsam mit Hausärztinnen und -ärzten optimieren.

Die sogenannte INH-Studie hatte schon im Jahr 2012 das Potenzial einer sechsmonatigen HeartNetCare-HFTM-Anwendung in einer multizentrischen, randomisierten und kontrollierten Studie untersucht. Mit 715 Teilnehmenden war sie die bis dato größte in Deutschland durchgeführte Studie zur Versorgungsforschung bei Herzinsuffizienz. Dabei hatte sich gezeigt, dass sechs Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus die Sterblichkeit der mit HeartNetCare-HFTM betreuten Patientinnen und Patienten im Vergleich zur üblichen Versorgung um 38 % vermindert war. Auch die Lebensqualität und die körperliche Leistungsfähigkeit waren besser als bei den Erkrankten mit üblicher Versorgung. Sie nahmen ihre Medikamente regelmäßiger ein und betrieben eine effektivere Selbstüberwachung.

Günstige Langzeiteffekte

Wie nachhaltig der positive Effekt einer 18-monatigen Anwendung von HeartNetCare-HF sein kann, zeigt die erweiterte E-INH-Studie, die jetzt im Journal of the American College of Cardiology (JACC): Heart Failure (DOI: 10.1016/j.jchf.2022.10.016) veröffentlicht wurde. Darin hat das Studienteam unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Angermann und Prof. Dr. Stefan Störk die Langzeiteffekte von HeartNetCare-HFTM in einer erweiterten Population von 1.022 Patientinnen und Patienten geprüft, die wegen akuter Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert worden waren und vor ihrer Entlassung eine Pumpkraft des Herzens, eine so genannte Ejektionsfraktion, von unter 40 % aufwiesen. 509 Patientinnen und Patienten erhielten im Interventionsarm zusätzlich zur üblichen Versorgung die Betreuung mit HeartNetCare-HFTM, die 513 Patienten im Kontrollarm jedoch nur die übliche Versorgung. Studienvisiten fanden bei Studieneinschluss, sechs, zwölf und 18 Monate später sowie nach drei, fünf und zehn Jahren statt.

Niedrigere Mortalität und durchgehend bessere Lebensqualität

Ergebnis: Der primäre Endpunkt, die Zeit bis zum Tod und zur Rehospitalisierung, unterschied sich zwar nicht signifikant zu dem in der Kontrollgruppe ohne Intervention. Die Sterblichkeit in der früher mit HeartNetCare-HFTM betreuten Gruppe war jedoch signifikant geringer (41% vs. 47%, p=0.040 und 64% vs. 70%, p=0.019). Auch die sogenannte kardiovaskuläre Mortalität war nach 60 und 120 Monaten niedriger (25% vs. 31%, p=0.055, und 33% vs. 40%, p=0.043). Zudem traten Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz in der HeartNetCare-HF-Gruppe nach 18, 36 und 60 Monaten jeweils signifikant seltener auf (-25%, - 29% und -30%). Und bei allen Studienvisiten war die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei den mit HeartNetCare-HFTM betreuten Patientinnen und Patienten besser als bei den Studienteilnehmenden der Kontrollgruppe mit der üblichen Versorgung. Die E-INH-Studie generierte unter den Rahmenbedingungen des Deutschen Gesundheitssystems erstmals Evidenz, dass durch eine zeitlich limitierte telemedizinische Betreuung eine Lebensverlängerung und -verbesserung erreicht werden kann.

Betreuung durch multidisziplinäres Team

„Die Kombination von HeartNetCare-HFTM-Versorgungsmodulen mit sensitiveren Monitoringstrategien, deren Auswahl das individuelle Patientenrisiko berücksichtigt, sowie mit moderner Kommunikationstechnologie könnte in Zukunft die telemedizinische Versorgungsqualität von HeartNetCare-HFTM weiter verbessern. Besonders bei eingeschränkter Erreichbarkeit oder regionaler Verfügbarkeit von medizinischem Personal, bei ans Haus gebundenen Patientinnen und Patienten oder in Pandemiezeiten könnten modulare, bedarfsadaptierte Programme wie HeartNetCare-HFTM zu mehr Versorgungsgerechtigkeit und -sicherheit beitragen. Vor diesem Hintergrund hoffen wir, dass Programme wie HeartNetCare-HFTM zeitnah in die Routineversorgung herzinsuffizienter Menschen integriert werden“, kommentiert Christiane Angermann, Seniorprofessorin am DZHI, die aufsehenerregenden Ergebnisse der E-INH Studie. 

„Unsere E-INH-Studie zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltig der Effekt einer zeitlich begrenzten multidisziplinären telemedizinisch unterstützten Intervention sein kann“, fasst Stefan Störk zusammen, Leiter des Departments Klinische Forschung und Epidemiologie am DZHI und des Fortbildungsprogramms für Herzinsuffizienz-Pflegekräfte und Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz am DZHI.

Studie: Angermann CE, Sehner S, Faller H, Güder G, Morbach C, Frantz S, Wegscheider K, Ertl G, Störk ST; INH Study Group and of the Competence Network Heart Failure. Longer-Term Effects of Remote Patient Management Following Hospital Discharge After Acute Systolic Heart Failure: The Randomized E-INH Trial. JACC Heart Fail. 2023 Feb;11(2):191-206. doi: 10.1016/j.jchf.2022.10.016. Epub 2023 Jan 11. PMID: 36718715.

Stefan Störk bei der Schulung von HI-Nurses.
Prof. Dr. Stefan Störk leitet im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) das Department Klinische Forschung und Epidemiologie und hat hier das Fortbildungsprogramm für Herzinsuffizienz-Pflegekräfte und Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz initiiert – sie bilden den Schlüssel zum Erfolg des telemedizinischen Betreuungs- und Versorgungsprogramms HeartNetCare-HF(TM). © DZHI / Daniel Peter
Christiane Angermann im Gespräch mit Patienten im DZHI
In der erweiterten Studie des Interdisziplinären Netzwerks Herzinsuffizienz (E-INH) hat Prof. Dr. Christiane Angermann mit Team die Langzeiteffekte einer 18-monatigen telemedizinischen Versorgung im HeartNetCare-HF(TM) untersucht. © DZHI / R. Kochanowski

Geänderte Zutrittsregelungen für Besucherinnen und Besucher am UKW

Ab 10. Februar 2023 genügt als Testnachweis ein Selbsttest, der ohne Aufsicht höchstens 24 Stunden vor dem Besuch mit negativem Ergebnis durchgeführt wurde.

Gemäß Beschluss des Bayerischen Ministerrats vom 07.02.2023 müssen Besucher in Bayerns Krankenhäusern und Pflegeheimen ab Freitag, 10.02.2023, nur noch einen Selbsttest vornehmen.
Der Selbsttest muss nach einer Konkretisierung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege nicht unter Aufsicht und höchstens 24 Stunden vor dem Besuch erfolgen.
Es genügt eine Erklärung, dass der Test vorgenommen wurde und dass er negativ gewesen ist. Diese Erklärung kann auch mündlich erfolgen.

Hinsichtlich der FFP2-Maskenpflicht gibt es keine Änderungen.

Würzburg. Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie zählt zu den zentralen Einrichtungen des Uniklinikums Würzburg (UKW). „Wir versorgen das gesamte Krankenhaus mit umfassenden transfusionsmedizinischen Leistungen – sowohl in der Diagnostik, als auch in der Therapie“, verdeutlicht Prof. Dr. Markus Böck. In diesem Jahr kann das von ihm geleitete Institut auf eine 75-jährige Geschichte zurückblicken: Im Jahr 1948 stellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Chirurgischen Klinik der Uni Würzburg ihre erste Blutkonserve her. „Das Blut wurde damals in Stanzzylindern gesammelt, die – aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar – mit einem Wattebausch verschlossen waren“, berichtet Prof. Böck. 

Erste Blutspendezentrale im Freistaat

Zwei Jahre später kamen in einer revolutionären Neuerung erstmals Vakuumflaschen für die Blutspende zum Einsatz. Von dieser Zeit an gab das UKW Konserven auch an andere Kliniken ab – und fungierte damit als erste Blutspendezentrale in Bayern. Ausgehend von anfänglich etwa 500 Konserven, stieg die Jahresproduktion in der Folge immer weiter an, so dass zu Beginn der 1960er Jahre schon rund 6.000 Blutkonserven am Würzburger Uniklinikum hergestellt werden konnten. 

Vorreiter in der Plasmapherese

In den 1960er und den Folgejahren erweiterte sich unter der Leitung des späteren Professors Dr. Dieter Wiebecke auch das sonstige Leistungsspektrum der Blutspendezentrale enorm. Beispielsweise wurde damals die präparative Plasmapherese eingeführt. Bei diesem Verfahren wird außerhalb des Körpers die Plasmafraktion von den Blutzellen abgetrennt. Das Plasma wird gesammelt, die Blutzellen erhält der Spender oder die Spenderin zurück. Was zu Beginn noch manuell durchgeführt werden musste, übernahmen später automatisiert in einem extrakorporalen Kreislauf sogenannte Zellseparatoren. Zunächst ging es dabei hauptsächlich um das Gewinnen von Passivimpfstoffen – zum Beispiel gegen Tetanus oder Pocken – sowie von anderen Antikörpern, die bereits damals bei Patientinnen und Patienten klinisch eingesetzt wurden.

Später wurde auf Basis der Plasmapherese auch gefrorenes Frischplasma hergestellt. „Mit diesen Entwicklungen zählte das Uniklinikum Würzburg seinerzeit zu den bundesweiten Vorreitern der Transfusionsmedizin“, betont Prof. Böck.

Therapeutische Zellseparation ab den 1970er Jahren 

Im Jahr 1970 wurde die Blutspendezentrale umbenannt in „Abteilung für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie“ und mit Wirkung vom 1. November 1974 erhielt sie den Status einer selbstständigen Abteilung. Diese schaffte 1977 den ersten Zellseparator für die Therapie an. Das Gerät wurde zunächst für Plasmaaustauschbehandlungen, später auch für sogenannte therapeutische Zytapheresen eingesetzt. Dabei lassen sich gezielt Plasma oder bestimmte zelluläre Bestandteile aus dem Blut von Patientinnen und Patienten entfernen. Diese Methode kommt bei vielen Autoimmunerkrankungen, aber auch bei verschiedenen Leukämie-Formen zur Anwendung.

Erstes GMP-Labor des UKW installiert

Nach dem Ausscheiden von Prof. Wiebecke übernahm Prof. Böck 1999 die Leitung der Abteilung. Unter seiner Führung wurde im Herbst 2001 ein neuer, hochtechnisierter Laborbereich für die hochsterile Herstellung von Stammzellkonzentraten in Betrieb genommen. „Als erstes GMP-Labor des UKW konnten wir die strengen EU-Vorschriften für die eigene Herstellung von Stammzellkonzentraten erfüllen und erhielten die entsprechende behördliche Zulassung“, berichtet Prof. Böck und fährt fort: „Bis heute werden dort in quasi vollständig staub- und keimfreier Luft Stammzellkonzentrate bearbeitet und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren.“

Im Juli 2007 änderte sich erneut der Status der Transfusionsmedizin am UKW: Die „Abteilung für Transfusionsmedizin“, die bis dahin der Chirurgischen Klinik I zugeordnet war, wurde in das eigenständige „Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie“ umgewandelt. Seit dieser Zeit verfügt das UKW über eines der beiden einzigen universitären transfusionsmedizinischen Institute in Bayern. 

Weiter wachsende Leistungsvielfalt seit der Jahrtausendwende

Seit dieser Zeit hat sich die Einrichtung kontinuierlich weiterentwickelt und vergrößert. Heute versorgen 66 Beschäftigte das gesamte UKW und einige umgebende Kliniken mit allen transfusionsmedizinischen Leistungen eines modernen Universitätsklinikums. Hierzu gehören nicht nur die Bereitstellung von rund 70.000 Blutkomponenten jährlich, sondern auch die komplette immunhämatologische Labordiagnostik mit über 250.000 Analysen pro Jahr sowie die gesamte HLA-Diagnostik des Klinikums. Letztere spielt vor allem bei der Spendersuche in der Transplantationsmedizin eine wichtige Rolle. Das HLA-Labor des Instituts ist seit 2005 durch die European Federation for Immunogenetics international akkreditiert. 

Im Spendebereich werden neben Vollblutspenden vor allem die am UKW in steigender Zahl benötigten Thrombozytenkonzentrate sowie gefrorene Frischplasmen hergestellt. 

Das Apheresezentrum des Instituts, das zu einem der bundesweit größten Zentren dieser Art zählt, ist nicht nur für die meisten therapeutischen Apheresen bei Patienten des Klinikums, sondern auch für alle autologen und allogenen Stammzellapheresen bei Erwachsenen zuständig. Mit Hilfe der dort eingesetzten Apheresemaschinen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen sehr gezielt bestimmte, zum Beispiel schädliche Blutbestandteile aus dem Kreislauf der Patientinnen und Patienten entfernt werden. 

Darüber hinaus verantworten Prof. Böck und sein Team die gesamte transfusionsmedizinische Qualitätssicherung am Klinikum.

Betreiber der Stammzellspenderdatei „Netzwerk Hoffnung“

Als Besonderheit betreibt das Institut unter dem Namen „Netzwerk Hoffnung“ eine international akkreditierte Stammzellspenderdatei. Diese Datei wurde vor 20 Jahren anlässlich einer Spendersuche für einen Patienten mit Leukämie gegründet und vermittelt seitdem Stammzellspenden von Spenderinnen und Spendern aus Franken in alle Welt. Sie führt regelmäßig Aktionen durch, um immer mehr Menschen zu motivieren, sich als potenzielle Stammzellspender zur Verfügung zu stellen.

Beteiligung an der Personalisierten Medizin

Die Personalisierte Medizin, bei der Patientinnen und Patienten spezifische Arzneimittel „maßgeschneidert“ werden, gewinnt in der modernen Forschung zunehmend an Bedeutung. Auch hier ist die Würzburger Transfusionsmedizin intensiv beteiligt. „Immer wichtiger wird beispielsweise die Herstellung und Anwendung von CAR-T-Zellprodukten – im Rahmen von klinischen Studien, aber auch für die Versorgung mit kommerziellen Präparaten“, weiß Prof. Böck. Die auf gentechnisch modifizierten, körpereigenen Immunzellen beruhenden CAR-T-Zell-Therapien gehören zu den großen Hoffnungsträgern der modernen Onkologie. Im Apheresezentrum der Transfusionsmedizin werden von den betroffenen Patientinnen und Patienten des UKW diejenigen Blutzellen gewonnen, die dann an anderer Stelle genetisch zu CAR-T-Zellprodukten verarbeitet werden. 

Forschungsschwerpunkt Thrombozytenkonzentrate

In den letzten Jahren entstand am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie ein neuer, Drittmittel-geförderter Forschungsbereich, der sich mit der Optimierung der Herstellungs- und Lagerungsverfahren von Thrombozytenkonzentraten beschäftigt. Zunächst klein beginnend, entwickelte sich das Thema zu einem zentralen wissenschaftlichen Schwerpunkt des Instituts.

Engagierte Wissensvermittlung auf allen Ebenen 

„Eines unserer besonderen Anliegen war und ist es, das transfusionsmedizinische Wissen auch weiterzugeben“, unterstreicht Prof. Böck. So engagiert sich das Institut nicht nur in gemeinsamen Fortbildungen mit der Bayerischen Landesärztekammer, sondern auch in der Facharztweiterbildung für Transfusionsmedizin, in der Ausbildung von Medizinischen Technologinnen und Technologen sowie in der Weiterbildung von Pflegekräften zu Operatoren des Apheresezentrums. In der ebenfalls mit hohem Einsatz betriebenen studentischen Lehre der Transfusionsmedizin hat die Digitalisierung seit jeher einen hohen Stellenwert. So wurde den Studierenden schon lange vor der Corona-Pandemie die Vorlesung Transfusionsmedizin mit fallbasierten Lerneinheiten vollumfänglich und frei zugänglich online im Internet angeboten. Ab dem Sommersemester 2023 wird ein neu konzipiertes Praktikum hinzukommen, um die speziellen Abläufe bei der Bluttransfusion auch realitätsnah einüben zu können. 

Abschied von Prof. Dr. Markus Böck

Im Frühjahr 2023 wird der aktuelle Institutsdirektor aus Altersgründen ausscheiden. „Wir danken Prof. Böck für seinen unermüdlichen Einsatz“, betont Prof. Dr. Jens Maschmann. Der Ärztliche Direktor des UKW ist sich sicher: „Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie wird sich auch unter neuer Leitung mit vielleicht neuen Schwerpunkten weiterentwickeln und auch in Zukunft ein unverzichtbarer Leistungsträger unseres Klinikums in der Patientenversorgung sowie in Forschung und Lehre sein.“

Weibliche Rollenvorbilder in der Würzburger Universitätsmedizin

In der Serie #WomenInScience berichten Wissenschaftlerinnen aus der Universitätsmedizin Würzburg über ihre Erfahrungen als Frau in der Forschung, geben Ideen für mehr Diversität in der Wissenschaft und Karrieretipps.

Im ersten Jahr der UKW-Initiative WomenInScience wurden zwölf Forscherinnen porträtiert.
In der UKW-Serie #WomenInScience berichten Forscherinnen der Universitätsmedizin Würzburg über ihren Werdegang und ihre Erfahrungen als Frau in der Wissenschaft, liefern Ideen für mehr Diversität und Karrieretipps.

Laut UNESCO machen Frauen nur ein Drittel der Forschenden weltweit aus. Doch ohne mehr Frauen in wissenschaftlichen Bereichen werde die Welt weiterhin von und für Männer gestaltet, und das Potenzial von Mädchen und Frauen ungenutzt bleiben, mahnt UN-Generalsekretär António Guterres. Es sei an der Zeit zu erkennen, dass eine größere Vielfalt zu mehr Innovation führt.

Vor einem Jahr, am 11. Februar 2022, hat das Uniklinikum Würzburg an dem von UNESCO und UN ins Leben gerufenen Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft die Serie #WomenInScience gestartet. Inzwischen haben zwölf forschende Frauen aus den verschiedenen Fachbereichen des Uniklinikums ihren Werdegang, ihre Herausforderungen und Erfahrungen sowie ihre Ideen, Wünsche und Forderungen für mehr Diversität in der Wissenschaft vorgestellt. Denn vor allem in der Medizin nimmt der Frauenanteil vom Studium bis zu Führungspositionen dramatisch ab. „So eine Liquid Pipeline, einen Riesenrohrbruch, können wir uns nicht mehr leisten“, sagt die Radiologin Bettina Baeßler. Die ausführlichen Porträts finden Sie hier: www.ukw.de/forschung-lehre/women-in-science/.

 

„Je mehr Männer und Frauen zeigen, dass es gleichverteilt geht, desto besser“

Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich das Aufbrechen der klassischen Rollen in Familien „Papa arbeitet, Mama bleibt daheim“ und des Klischees „der Mann hat die prestigeträchtige Arbeit, die Frau die unterstützende“. „Je mehr Männer und Frauen zeigen, dass es gleichverteilt geht, desto besser!“ meint Anne Saulin. Die Physikerin, Psychologin und zweifache Mutter hat mit ihrem Mann sehr gute Erfahrungen mit der gerechten Verteilung gemacht. Sie und viele andere Kolleginnen sind sich jedoch einig: Um den Publikationsdruck herauszunehmen sei eine flexible Einteilung der zeitlichen und finanziellen Ressourcen während der Elternzeit sinnvoll. Anne Saulin, die in der AG Translationale soziale Neurowissenschaften Motivationen für prosoziales Verhalten mit dem Fokus Empathie erforscht, verweist auf spannende Studien, die zeigen, dass das weibliche Gehirn, und in geringerem Maße auch das männliche, im Rahmen der Elternschaft eine faszinierende Transformation durchläuft. „Mit einigem Abstand nach der Geburt haben Frauen quasi ein „Superhirn“. Das ist doch für die Forschung genau richtig!“

Flexible Arbeitszeitmodelle und bessere Rahmenbedingungen

Flexible Arbeitszeitmodelle lautet der Wunsch vieler Frauen. „Wir müssen uns von der Präsenzkultur verabschieden“, fordert Franziska Jundt, Oberärztin in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II. Nicht nur Corona, auch sie und ihr Mann haben gezeigt, dass es geht. Als die Universitätsprofessorin für Hämatologie und Internistische Onkologie vor zehn Jahren mit ihrer Familie nach Würzburg kam, konnte sie ein Modell verhandeln, das für alle Beteiligten neu war: Sie erhielt die Möglichkeit, an zwei Nachmittagen ihre drei Kinder zu betreuen. Abends und am Wochenende holte sie die Arbeit nach und war im Notfall selbstverständlich auch nachmittags per Telefon erreichbar. Ihr Mann, von Haus aus Ingenieur, hatte das gleiche Modell mit seinem Arbeitgeber verhandeln können und übernahm an zwei weiteren Nachmittagen die Familienarbeit.

„Und warum nicht auch einmal eine frei gewordene Oberarztstelle mit zwei Frauen besetzen, die in Teilzeit arbeiten? Oder sechs Männer, die aufgrund der Familie oder Weiterbildungen reduzieren möchten, könnten sich fünf Stellen teilen“, schlägt Bettina Baeßler vor. Die Mutter von zwei Kindern leitet die Kardiovaskuläre Bildgebung am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und hier den neu geschaffenen Schwerpunkt Künstliche Intelligenz.

„Wertschätzung ist wichtiger als weitere monetäre Anreize“

„Ein Halbtagsjob heißt nicht halbe Leistung“, erinnert Anna Frey. Die Kardiologin und Mutter von zwei Kindern erforscht nebenbei die Herz-Hirn-Interaktion Herz und Entzündungsvorgänge nach dem Herzinfarkt. „Menschen, die gewohnt sind, ihren komplexen Alltag zu strukturieren, und das sind vor allem berufstätige Mütter, sind auch im Beruf strukturiert.“ Durch fokussiertes Arbeiten werde die „fehlende“ Zeit mit Leichtigkeit kompensiert. Unterm Strich sei die Wertschätzung viel wichtiger als weitere monetäre Anreize.

Mehr Festanstellungen und weniger Wettbewerb

Außerdem sollte und müsste es wesentlich mehr Festanstellungen in der Wissenschaft geben. „Denn wie soll man verlässlich planen, wenn man nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat?“, fragt Sabrina Prommersberger. Viele Frauen seien durch ihr Sicherheitsbedürfnis gehemmt und entscheiden sich lieber für einen unbefristeten Arbeitsvertrag als für einen spannenden Beruf. Die Biologin, deren Forschungsfokus auf der CAR-T-Zelltherapie liegt, wünscht sich zudem weniger Konkurrenz und mehr Kooperation. Anne Saulin pflichtet ihr bei: Es sollte um Inhalte gehen und nicht um Erfolge einzelner Personen. Prommersberger: Frauen sind auf keinen Fall schlechter in der Wissenschaft, sie können sich nur oft schlechter verkaufen.

Sich von dem Gedanken zu befreien, als Klinikerin alles selbst machen zu wollen und zu können, rät Claudia Sommer. Die leitende Oberärztin der Neurologischen Klinik und Schmerzforscherin wurde gerade im Research.com-Ranking unter die besten 100 weiblichen Wissenschaftlerinnen in Deutschland und unter den besten 1000 weltweit gelistet. „Hier in der Universitätsmedizin Würzburg gibt es zum Beispiel hervorragende Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die viele Techniken wesentlich besser beherrschen und mir in kniffligen Fragen zur Seite stehen.“

Mehr Netzwerken und Seilschaften aufbauen

Generell können Frauen von Männern lernen, sich zum Beispiel untereinander mehr vernetzen und austauschen. „Das machen die Männer seit Jahrzehnten regelmäßig und äußerst erfolgreich. Wir Frauen denken immer, uns fehlt die Zeit, aber eben diese Zeit ist auch enorm wichtig“, weiß Franziska Jundt. Martina Prelog, Immunologin und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an der Kinder- und Poliklinik verweist noch auf die Art des Netzwerkens, damit es zum Erfolg führt: „Männer bilden eher Seilschaften und haben in ihren Netzwerken erfahrene „Bergführer“, um an den Gipfel zu kommen. Frauen stecken oft in formalen Netzwerken fest, die sich an starren Normen und formalen Anforderungen orientieren. Frauenverbünden fehlen oft Mitglieder, die bereits Entscheidungspositionen innehaben und Netzwerkmitglieder nach oben begleiten oder einen Multiplikationsfaktor darstellen.“ Sie empfiehlt zudem, sich früh in Fachgesellschaften und Initiativen zu engagieren.

Arbeit und Leben schließen sich nicht aus

Und warum Arbeit und Leben trennen? Viele sähen work und life dichotom, als würde sich arbeiten und leben ausschließen. Martina Prelog sieht ihren Beruf als Teil ihres Lebens. „Mir gefällt das Domänenmodell: Familie, Freunde, Hobbies, Arbeit sind alles Lebensdomänen, die ineinandergreifen und sich gegenseitig inspirieren.“ Die zweifache Mutter wünscht sich zudem mehr Individualität. „Versucht Euch nicht zu stark anzupassen oder in bestimmte Schemata pressen zu lassen, nur weil einige Menschen Unangepasstheit nicht vertragen. Zwängt Euch nicht in diese neue Art des Korsetts. Etwas mehr Individualität würde den Frauen guttun.

Franziska Jundts Tipp an forschende Frauen: „Durchhalten, mehr einfordern, sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen, immer wieder aufstehen und weitermachen!“ Frauen müssen zudem klarer kommunizieren, was sie möchten.

Rollenbilder und leise Potentiale

Auch Rollenmodelle und Vorbilder, die demonstrieren, dass es durchaus möglich ist, Mutter zu sein und sich wissenschaftlich zu etablieren, können helfen. Nina Schukraft, Biologin und Doktorandin am Institut für Klinische Neurobiologie, vermisst eine frühe Konfrontation mit Rollenbildern. „Praktika für Schülerinnen an Universitäten und Kliniken sollten besser gefördert und beworben werden, um Mädchen echte Einblicke in die Wissenschaft zu gewähren.

Ungemein wichtig seien neben Vorbildern, Mentorinnen und Mentoren, aber auch die Förderung durch Personen in Entscheiderpositionen. Bettina Baeßler erinnert daran, auch die leisen Potentiale zu fördern, also die Menschen, die eher introvertiert sind. Dazu zählen häufig Frauen. Diese gilt es zu sehen, zu heben und zu entdecken.

In den Kindergärten sind die Köpfe der Zukunft

Die Förderung von jungen Menschen liegt auch Astrid Schmieder sehr am Herzen. Die leitende Oberärztin in der Hautklinik und Mutter von zwei kleinen Jungen fordert: „Wir, als Gesellschaft in Deutschland und Europa, sollten die Ausbildung reformieren und weiterentwickeln – zukunftsorientiert gestalten und nicht am Bildungswesen sparen. In den Kindergärten und Schulen finden sich schließlich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure und Politikerinnen und Politiker der Zukunft –  hoffnungsvoll, mutig, kreativ und empathisch.“

Im ersten Jahr der UKW-Initiative WomenInScience wurden zwölf Forscherinnen porträtiert.
In der UKW-Serie #WomenInScience berichten Forscherinnen der Universitätsmedizin Würzburg über ihren Werdegang und ihre Erfahrungen als Frau in der Wissenschaft, liefern Ideen für mehr Diversität und Karrieretipps.