Aktuelle Pressemitteilungen

„Pflege, weil ich´s kann“: Ausstellung am UKW zeigt Werte, Kompetenz und Berufsstolz

Zehn Motive mit authentischen Einblicken / Eröffnung am internationalen Tag der Pflege

Sarah Schuster (l.) und Jasmin Sauer arbeiten zusammen in der Kinderintensivpflege am UKW. Die Ausstellung zeigt sie bei der gemeinsamen Arbeit mit den kleinsten Patienten. Foto: UKW / Stefan Dreising
Sarah Schuster (l.) und Jasmin Sauer arbeiten zusammen in der Kinderintensivpflege am UKW. Die Ausstellung zeigt sie bei der gemeinsamen Arbeit mit den kleinsten Patienten. Foto: UKW / Stefan Dreising
Alena Grümmer (l.) und Cindy Glanert vor den Motiven, die sie bei der Arbeit am UKW zeigen. Foto: UKW / Stefan Dreising
Alena Grümmer (l.) und Cindy Glanert vor den Motiven, die sie bei der Arbeit am UKW zeigen. Foto: UKW / Stefan Dreising
Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cindy Glanert aus der UKW-Pflege, Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer (Klinikdirektor Chirurgie I) und Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing (v.l.) beim Start der Ausstellung „Pflege, weil ich´s kann.“ Foto: UKW / Kim Sammet
Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cindy Glanert aus der UKW-Pflege, Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer (Klinikdirektor Chirurgie I) und Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing (v.l.) beim Start der Ausstellung „Pflege, weil ich´s kann.“ Foto: UKW / Kim Sammet

Würzburg. „Pflege, weil ich´s kann“: Das ist der Titel einer Ausstellung mit zehn Motiven, die am heutigen Tag der Pflege (12. Mai) im Universitätsklinikum Würzburg (UKW) eröffnet wurde. Die Ausstellung zeigt Fotografien, die einen authentischen Einblick in die Pflege an der Uniklinik geben. Das Besondere: Die Fotografien wurden von Mitarbeitenden der Würzburger Uniklinik erstellt, u.a. aus der Pflege.

So zeigt ein Motiv etwa eine Aufnahme aus der Neonatologie an einem Inkubator für Neugeborene, der Titel: „Ein Händchen für Händchen haben.“ Abgebildet sind Sarah Schuster und Jasmin Sauer, beide tätig in der Kinderintensivpflege. Sie sind sich einig: „Das Motiv passt genau. Es zeigt unsere Arbeit und hat eine tolle Wirkung. Ein starkes Bild.“ Ein weiteres Motiv zeigt Alena Grümmer bei ihrer Arbeit auf der Intensivstation: „Es ist wichtig, nach außen zu zeigen, was wir können und was wir leisten. Die Bilder und die Ausstellung kommen genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Cindy Glanert arbeitet in der Chirurgie, auch sie ist auf einem der Bilder zu sehen. Für sie steht fest: „Es ist schön, mit seinem Gesicht für unsere Arbeit am UKW zu stehen. Das macht mich durchaus auch stolz.“

Die Motive sind im Rahmen einer gemeinsamen Projektarbeit der Pflege und Stabsstelle Marketing entstanden. Kreativen Support leistete die bekannte Spoken Word Künstlerin Leah Weigand.

„Eigene Sicht der Berufsgruppe darstellen“

Der Ausgangspunkt waren u.a. die Fragen: „Wie können wir die Sicht der Pflegenden auf ihren eigenen Beruf darstellen? Was können wir der leider häufig negativen öffentlichen Darstellung des Berufsbildes entgegensetzen und die Werte, die Kompetenz und den Stolz der Profession Pflege darstellen, ohne dass es eine einfache Rekrutierungskampagne wird?“, erklärt Marcus Huppertz, Pflegedirektor am UKW. Eine Antwort auf diese Fragen mündete im Slogan der Kampagne und dem Namen der Ausstellung: „Pflege – weil ich’s kann!“. 

Beteiligt waren Pflegende aus den verschiedenen Bereichen am UKW, in verschiedenen Positionen und mit unterschiedlicher Berufserfahrung. Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet, koordiniert von einer zehnköpfigen Lenkungsgruppe. Die aktuelle Ausstellung ist ein Ergebnis dieser Arbeit.

„Botschafter“ der Pflege

Die Ausstellung ist dabei nur ein Ergebnis des Projektes. Zudem wurden „Botschafter“ der Pflege gefunden, die künftig auch weitere Themen innerhalb des UKW interprofessionell vorantreiben werden. Dazu zählen etwa die Zusammenarbeit mit der IT, der Verwaltung oder der Apotheke des Klinikums, um hier den direkten Austausch und die Interaktion innerhalb der Uniklinik weiter zu intensivieren.

Die Ausstellung ist in der Magistrale des ZIM/ZOM (Oberdürrbacher Straße) zu sehen bis Ende Juni. Im Anschluss ist geplant, die Bilder auch anderen Orten zu zeigen.

Sarah Schuster (l.) und Jasmin Sauer arbeiten zusammen in der Kinderintensivpflege am UKW. Die Ausstellung zeigt sie bei der gemeinsamen Arbeit mit den kleinsten Patienten. Foto: UKW / Stefan Dreising
Sarah Schuster (l.) und Jasmin Sauer arbeiten zusammen in der Kinderintensivpflege am UKW. Die Ausstellung zeigt sie bei der gemeinsamen Arbeit mit den kleinsten Patienten. Foto: UKW / Stefan Dreising
Alena Grümmer (l.) und Cindy Glanert vor den Motiven, die sie bei der Arbeit am UKW zeigen. Foto: UKW / Stefan Dreising
Alena Grümmer (l.) und Cindy Glanert vor den Motiven, die sie bei der Arbeit am UKW zeigen. Foto: UKW / Stefan Dreising
Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cindy Glanert aus der UKW-Pflege, Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer (Klinikdirektor Chirurgie I) und Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing (v.l.) beim Start der Ausstellung „Pflege, weil ich´s kann.“ Foto: UKW / Kim Sammet
Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cindy Glanert aus der UKW-Pflege, Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer (Klinikdirektor Chirurgie I) und Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing (v.l.) beim Start der Ausstellung „Pflege, weil ich´s kann.“ Foto: UKW / Kim Sammet

Virtuelle Begleiter gegen reale Ängste

ANWESENHEIT VIRTUELLER CHARAKTERE MIT BESTIMMTEN EIGENSCHAFTEN KANN KÖRPERLICHE ANGSTREAKTIONEN ABMINDERN

Eine aktuelle Kooperationsstudie der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und dem Lehrstuhl für Mensch-Computer Interaktion der Universität Würzburg zeigt, dass virtuelle Charaktere Angstreaktionen deutlich abmildern können, vorausgesetzt sie haben eine soziale Relevanz. Neben einer gleichgeschlechtlichen virtuellen Figur entfaltete auch eine einfache Holzpuppe eine beruhigende Wirkung, wenn sie als empathischer Partner wahrgenommen wurde. Die im Fachjournal Computers in Human Behavior veröffentlichten Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für den gezielten Einsatz virtueller Charaktere in digitalen Gesundheitsanwendungen.

 

die Collabe zeigt oben zwei Bilder vom virtuellen Labor, links Vogelperspektive, rechts zwei leere Stühle, unten sind vier Bilder von einzelnen Charakteren, die mit dem Rücken zum Betrachter gewandt sind.
Die Verkörperungen der im Experiment verwendeten virtuellen Figur. Oben Ansichten vom leeren Raum, unten v.l.n.r.: Wolke, Holzfigur, weiblich, männlich. Im ersten Versuch wurden die Probandinnen mit einem neutralen Klang konfrontiert, im zweiten Versuch mit einem aversiven Geräusch. © Weiß, Krop et al., Computers in Human Behavior, 2025.
Zwei Bildausschnitte aus dem VR-Labor nebeneinander, VR-Frau und Holzfigur Woody sitzen mit dem Rücken dem Betrachter zugewandt in der schallisolierten VR-Kabine.
Als die Holzfigur Woody eine soziale Bedeutung erhielt, hatte sie einen ähnlich signifikanten Social Buffering Effekt auf die Probandinnen wie die virtuelle Frau und wirkte beruhigend. © Weiß, Krop et al., Computers in Human Behavior, 2025.

Würzburg. Du bist nicht allein. Ob bei Menschen oder Tieren - die Nähe zu Artgenossen kann in Angstsituationen beruhigend wirken. Dieser als Social Buffering bezeichnete Mechanismus wurde ursprünglich in der Tierforschung entdeckt. Selbst Zebrafische zeigen in Gegenwart von Artgenossen weniger Angstverhalten (Faustino et al., Scientific Reports, 2017). Dabei spielt die Größe des sichtbaren Schwarms keine Rolle. Schon der Sichtkontakt zu einzelnen Artgenossen in benachbarten Aquarien können bedrohliche Reize, in diesem Fall ausgelöst durch eine Alarmsubstanz im Wasser, abschwächen. Prof. Dr. Grit Hein, Professorin für Translationale Neurowissenschaften am Uniklinikum Würzburg (UKW), ließ sich von diesem einfachen Versuchsaufbau mit beeindruckendem Ergebnis inspirieren und untersuchte mit ihrem Team, ob der Effekt der bloßen sozialen Anwesenheit auch beim Menschen messbar ist, zunächst in der realen Welt und in einer aktuellen Studie in der virtuellen Welt. 

„Soziale Interaktionen finden heute oft virtuell statt, aber die Auswirkungen von Social Buffering in der virtuellen Welt sind noch wenig bekannt“, erklärt Grit Hein. 

Anwesenheit eines Artgenossen kann autonome Reaktionen auf aversive Reize abschwächen

Zunächst zum Studiensetting in der realen Welt, welches in Vorgängerstudien (Qi Y et al., Proc Biol Sci, 2020 und Qi Y et al., Translational Psychiatry, 2021) verwendet wurde: Die Studienteilnehmerinnen befanden sich in einer schallisolierten Kabine und hörten angsteinflößende Schreie, sowohl allein als auch in Anwesenheit einer realen Person. Neben den emotionalen Bewertungen wurde auch der so genannte Hautleitwert untersucht und damit das autonome Angstmaß bestimmt, also die Aktivität des peripheren Nervensystems - übrigens ein Wert, der nicht beeinflusst werden kann und deshalb auch oft in der Lügendetektion eingesetzt wird. Wenn wir aversiven Reizen ausgesetzt sind, also Reizen, die unangenehm, schmerzhaft, angst- oder stressauslösend sind, werden unsere Schweißdrüsen aktiviert. Die Haut wird feuchter, ihre Leitfähigkeit verändert sich, der Hautleitwert steigt. 
Es zeigte sich, dass die bloße Anwesenheit einer realen Person die autonome Reaktion auf den aversiven Reiz abschwächen und den Hautleitwert senken kann. Wobei die Personen, die eher sozial ängstlich sind, wie erwartet weniger von der Anwesenheit einer realen Person profitierten. Anders in der virtuellen Welt. 

Angst auslösende Geräusche allein oder in Anwesenheit eines virtuellen Charakters mit unterschiedlichem Grad an menschenähnlichen Eigenschaften

Um ein vergleichbares virtuelles Setting zu haben, kooperierte Hein mit dem Team von Prof. Dr. Marc Erich Latoschik am Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktionen (HCI) am Center for Intelligence and Data Science (CAIDAS) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Die schalldichte Kabine wurde in der virtuellen Realität nachgebaut und von den weiblichen und männlichen Statisten aus dem realen Studiensetting wurden Ganzkörperscans angefertigt, so dass auch sie 1:1 in die virtuelle Welt übertragen werden konnten. Und tatsächlich zeigte sich in der Studie der Social Buffering-Effekt in der virtuellen Welt auch bei sozial ängstlicheren Personen. „Total verrückt“, sagt Grit Hein. „Den Testpersonen war bewusst, dass es sich um virtuelle Charaktere handelte, die sie durch die VR-Brille wahrnahmen, und trotzdem wirkten sie beruhigend auf sie, was sich an der Senkung des Hautleitwerts zeigte.“

Unheimlich menschlich: Vermeidung des Uncanny Valley-Effekts 

Das Team frage sich daraufhin: Wie menschlich muss ein virtueller Charakter idealerweise sein, damit er beruhigend wirkt und nicht ins Gegenteil umschlägt? Es gibt Forschungen, unter anderem von der Würzburger HCI-AG, die einen Fall in ein unheimliches Tal beschreiben, wenn ein künstliches Wesen zu menschlich aussieht, den so genannten Uncanny Valley-Effekt. Das heißt: Je menschlicher ein künstliches Wesen aussieht, desto sympathischer finden wir es - bis zu einem gewissen Punkt: Ist es zu menschenähnlich aber eben nicht perfekt genug, kann es unplausibel wirken und so Verwirrung, eine so genannte kognitive Dissonanz, sowie unangenehme oder gar beängstigende Gefühle auslösen. 
Und so kamen in der aktuellen Studie zu der weiblichen und der männlichen Figur noch zwei Charaktere mit unterschiedlichen menschenähnlichen Merkmalen hinzu: eine einfache gesichts- und geschlechtslose, hautfarbene Holzpuppe und eine Punktwolke mit den groben Umrissen eines menschlichen Körpers. Ferner wurden die Studienteilnehmerinnen den Schreien allein, ohne virtuelle Figur, ausgesetzt.

Social Buffering mit Social Framing: Gleichgeschlechtliche virtuelle Figur und Holzpuppe wirken beruhigend, wenn sie als soziale Partner wahrgenommen werden

Zur großen Überraschung des Studienteams zeigte Woody, wie die Holzpuppe intern genannt wurde, einen ähnlich signifikanten Social Buffering Effekt wie die virtuelle Frau, während der männliche Charakter eher den gegenteiligen Effekt hatte. Bei der Wolke gab es kein Social Buffering, die Ergebnisse waren vergleichbar mit einem leeren Raum. Auch das sei ein wichtiges Ergebnis, so Grit Hein. Denn es zeige, dass der Social Buffering-Effekt durch mehr als nur Ablenkung hervorgerufen werde.

Aber: Die Holzfigur mit menschenähnlichen Zügen funktionierte nur mit sozialer Bedeutung. Das heißt: Den Probandinnen wurde vorher gesagt, dass der virtuelle Charakter ein Alarmsignal empfangen könne, wenn es ihnen nicht gut geht. Ohne dieses so genannte Social Framing hatte Woody keine beruhigende Wirkung. „Ein menschenähnlicher Charakter kann also durchaus Stress und Ängste reduzieren, sofern er eine soziale Bedeutung hat“, fasst Grit Hein die Ergebnisse der Studie zusammen, die jetzt in der Fachzeitschrift „Computers in Human Behaviour“ veröffentlicht wurde. Diese Erkenntnisse seien vor allem für psychiatrische Patientengruppen interessant, deren Behandlung durch eine virtuelle Therapie ergänzt werden könnte. In einem nächsten Schritt müsse nun herausgefunden werden, wer bei welchem Krankheitsbild auf welchen Charakter anspricht. 

Nur zu wissen, dass ich die Situation verlassen kann, wie etwa mit einem Notfallknopf oder einem Notausgang, würde nicht ausreichen, das wäre zu abstrakt. „Ich brauche ein Gegenüber, was ich als ‚Rettungsanker‘ sehen kann und was mich nicht bewertet, wie eben Woody“, interpretiert Grit Hein die Ergebnisse. Der männliche Charakter habe bei den ausschließlich weiblichen Probandinnen diese Funktion anscheinend nicht erfüllt, obwohl er genau wie Woody oder der weibliche Charakter eingeführt wurde. 

„Unsere größte Erkenntnis war, dass unsere Angstreaktion nicht von der optischen Detailtreue eines virtuellen Charakters abhängt, sondern davon, ob wir ihn als echten sozialen Partner betrachten“, resümiert Dr. Martin Weiß, Postdoktorand in der Arbeitsgruppe für Translationale Soziale Neurowissenschaften am UKW und gemeinsam mit Philipp Krop Erstautor der Studie. „Selbst eine stilisierte Figur kann – wenn wir ihr diese Rolle zuschreiben – unsere physiologischen Furchtreaktionen wirksam abpuffern. Das macht virtuelle Interventionen gegen Angst, wie zum Beispiel virtuelle Agenten oder KI-basierte Lösungen, wesentlich einfacher und günstiger zugänglich“, ergänzt Philipp Krop, wissenschaftlicher Mitarbeiter am CAIDAS.

Relevant für medizinische und gesellschaftliche Apps

Die kooperative Forschung zwischen dem Würzburger Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) und dem Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion (HCI) ist besonders relevant für den boomenden Markt der medizinischen Apps, die oft mit virtuellen Charakteren arbeiten und nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum (Trial and Error) entwickelt werden. Wem folgen wir am liebsten auf dem Weg zu einem gesunden Lebensstil? Wer motiviert uns zu täglichen Übungen? Wem vertrauen wir unsere Ängste und Sorgen an? „Mit unserer Art der Forschung können wir diese medizinischen Anwendungen auf empirische Füße stellen“, sagt Grit Hein. Die Basis ist gelegt, in weiteren Experimenten sollen die Charaktere mit weiteren Eigenschaften aufgeladen werden, etwa mit der Fähigkeit, soziale Signale auszusenden.

Publikation: 
Martin Weiß, Philipp Krop, Lukas Treml, Elias Neuser, Mario Botsch, Martin J. Herrmann, Marc Erich Latoschik, Grit Hein. The buffering of autonomic fear responses is moderated by the characteristics of a virtual character. Computers in Human Behavior. Volume 168, 2025, 108657, ISSN 0747-5632, https://doi.org/10.1016/j.chb.2025.108657.

Vorgängerstudien in PubMed:
Qi Y, Herrmann MJ, Bell L, Fackler A, Han S, Deckert J, Hein G. The mere physical presence of another person reduces human autonomic responses to aversive sounds. Proc Biol Sci. 2020 Jan 29;287(1919):20192241. doi: 10.1098/rspb.2019.2241. Epub 2020 Jan 22. PMID: 31964306; PMCID: PMC7015327.
Qi Y, Bruch D, Krop P, Herrmann MJ, Latoschik ME, Deckert J, Hein G. Social buffering of human fear is shaped by gender, social concern, and the presence of real vs virtual agents. Transl Psychiatry. 2021 Dec 20;11(1):641. doi: 10.1038/s41398-021-01761-5. PMID: 34930923; PMCID: PMC8688413.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation
 

die Collabe zeigt oben zwei Bilder vom virtuellen Labor, links Vogelperspektive, rechts zwei leere Stühle, unten sind vier Bilder von einzelnen Charakteren, die mit dem Rücken zum Betrachter gewandt sind.
Die Verkörperungen der im Experiment verwendeten virtuellen Figur. Oben Ansichten vom leeren Raum, unten v.l.n.r.: Wolke, Holzfigur, weiblich, männlich. Im ersten Versuch wurden die Probandinnen mit einem neutralen Klang konfrontiert, im zweiten Versuch mit einem aversiven Geräusch. © Weiß, Krop et al., Computers in Human Behavior, 2025.
Zwei Bildausschnitte aus dem VR-Labor nebeneinander, VR-Frau und Holzfigur Woody sitzen mit dem Rücken dem Betrachter zugewandt in der schallisolierten VR-Kabine.
Als die Holzfigur Woody eine soziale Bedeutung erhielt, hatte sie einen ähnlich signifikanten Social Buffering Effekt auf die Probandinnen wie die virtuelle Frau und wirkte beruhigend. © Weiß, Krop et al., Computers in Human Behavior, 2025.

Uni Würzburg: zwei Neubauten am Hubland-Campus eröffnet

Feierlich hat die Universität Würzburg zwei neue Gebäude am Hubland-Campus Süd eröffnet: den Forschungsneubau „Center of Polymers for Life“ und ein Praktikumsgebäude der Chemie.

Durchschneiden des Bandes zur Eröffnung
Beim Durchschneiden des Bandes zur Eröffnung des Center of Polymers for Life (von links): Dekanin Leane Lehmann, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Unipräsident Paul Pauli, Wissenschaftsminister Markus Blume, CPL-Leiter Jürgen Groll, Grit Liebau vom Staatlichen Bauamt und CPL-Leiter Lutz Nuhn. (Foto: Rudi Merkl / Uni Würzburg)

Würzburg. Im „Center of Polymers for Life“ (CPL) werden innovative Kunststoffe für medizinische Anwendungen entwickelt und erforscht. Unter anderem werden dort künstliche Gewebemodelle hergestellt, die einmal als maßgeschneiderte Implantate dem Wiederaufbau zerstörter Knorpel oder Knochen dienen könnten. In der Pharma- und Krebsforschung könnten diese Gewebe außerdem Tierversuche ersetzen. 

Im CPL arbeiten die Fachdisziplinen Chemie, Medizin, Materialwissenschaft, Biologie, Informatik und Ingenieurwesen eng zusammen.. Der Neubau bietet Arbeitsplätze für rund 60 Personen. Er beheimatet einen Großteil des neu gegründeten Instituts für Funktionsmaterialien und Biofabrikation unter der Leitung der Professoren Jürgen Groll und Lutz Nuhn.

Die Baukosten für das CPL betrugen 29,6 Millionen Euro inklusive Ersteinrichtung und Großgeräten. Der Bund übernahm davon 11,4 Millionen Euro, den Rest finanzierte der Freistaat Bayern. Spatenstich für das Gebäude war im Oktober 2021; die Bauzeit betrug gut drei Jahre.

Praktikumsgebäude Chemie: 500 Plätze für Studierende

Das neue Praktikumsgebäude der Fakultät für Chemie und Pharmazie bietet Platz für bis zu 500 Studierende vieler unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Fächer. Die jungen Leute werden hier in den ersten drei Semestern ihres Studiums in Anorganischer Chemie, Biochemie, Lebensmittelchemie, Medizinischer und Physikalischer Chemie ausgebildet.

Die Baukosten von knapp 58,8 Millionen Euro wurden vom Freistaat Bayern getragen. Der Neubau ist ein Projekt der Hightech Agenda Bayern: In diesem Forschungs- und Investitionsprogramm des Freistaats werden neben Spitzentechnologien auch dringend nötige Sanierungen und Neubauten beschleunigt finanziert. Die Bauzeit für das Praktikumsgebäude betrug gut dreieinhalb Jahre.

Warum das Praktikumsgebäude nötig war

Das Chemiezentrum am Hubland entstand ab 1965. Es besteht aus einem Zentralbau mit satellitenförmig angebundenen Instituts- und Forschungsbauten. Alle diese Satelliten wurden inzwischen von Grund auf saniert oder durch Neubauten ersetzt – nur der Zentralbau ist noch im Originalzustand erhalten. Er beheimatet Praktikumsräume, Hörsäle und zentrale Einrichtungen.

Damit der Zentralbau saniert oder neu gebaut werden kann, müssen Ausweichflächen geschaffen werden. Das jetzt eröffnete Praktikumsgebäude enthält einen Teil davon. Den Rest wird ein weiteres Laborgebäude liefern, dessen Planung in Kürze angestoßen werden soll. Erst wenn auch dieser Neubau bezugsfertig ist, kann die Sanierung des Zentralbaus starten.

Eröffnung mit Wissenschaftsminister Markus Blume

Zur Eröffnung der Neubauten war auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume gekommen. Er überreichte vor Ort die Hightech Agenda-Plakette für das Praktikumsgebäude Chemie: 

„Doppelpack in Würzburg! Wir eröffnen das neue Praktikumsgebäude und den Forschungsbau CPL für die Chemie der JMU.. In Summe wurden rund 95 Millionen Euro investiert – und das ist nur der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Reihe von Baumaßnahmen für die exzellente Würzburger Chemie. Die JMU hat in der Chemie und Pharmazie ein extrem starkes Profil entwickelt – in beiden Disziplinen strahlt sie weit über Bayern hinaus. Das zeigt sich gerade beim Forschungsbau für das CPL. Denn den gibt es nicht frei Haus, den muss man sich hart verdienen – ein Beleg für die tolle Arbeit unserer gefühlten Exzellenzuniversität.“

Universitätspräsident Paul Pauli: „Exzellente Forschung und exzellente Lehre bilden das Herzstück unserer Universität. Daher freue ich mich, dass wir heute das Center of Polymers for Life für die Spitzenforschung und das Praktikumsgebäude für die Spitzenlehre einweihen. Das wird unsere ohnehin schon herausragende Stellung im Bereich der Chemie und Pharmazie festigen.“

Pauli verwies in diesem Zusammenhang auf das neueste „World University Ranking by Subjects“ von Times Higher Education (THE): Im Bereich der Lebenswissenschaften, zu denen Biochemie und Biotechnologie gehören, zählt die JMU demnach zu den besten elf Prozent der Universitäten weltweit; in Bayern belegt sie Rang drei. Beim Leistungsindikator „Forschungsqualität“ liegt die JMU mit 96,1 von 100 möglichen Punkten auf Rang 16 weltweit und auf Platz eins in Deutschland. „Zu dieser Bewertung hat die zukunftsweisende Forschung, die im CPL eine hervorragende Heimat gefunden hat, entscheidend beigetragen“, so der Präsident.

Symbolische Schlüssel überreicht

Die symbolischen Schlüssel für die Neubauten übergab Grit Liebau, stellvertretende Amtsleitung des Staatlichen Bauamts Würzburg: „Mit dem Bau dieser zwei hochinstallierten Laborgebäude zeigen wir, dass staatliches Bauen Forschung und Lehre zukunftsgerichtet und nachhaltig unterstützt.“

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt: „Die neuen Gebäude werden dazu beitragen, den Uni-Standort weiter zu stärken und die Region zu einem noch attraktiveren Standort für Forschung und Lehre zu machen. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Uni und der Stadt ist ein wichtiger Faktor für ein lebenswertes und erfolgreiches Würzburg.“

Leane Lehmann, Dekanin der Fakultät für Chemie und Pharmazie: „Mit den Neubauten setzen wir ein Zeichen für die wissenschaftliche Innovationskraft unserer Fakultät.“ Sie präsentierte in ihrer Rede die ansehnliche Leistungsbilanz der Würzburger Fakultät. Dann stellten die Leiter des CPL, Lutz Nuhn und Jürgen Groll, die Forschungsarbeiten vor, die im CPL laufen.

Gerüste für Herzpflaster und künstliche Blutgefäße

Nach dem offiziellen Durchschneiden des Bands stand für die prominenten Gäste eine kurze Führung im CPL auf dem Programm. Dabei wurden ihnen hochmoderne 3D-Drucker sowie Polymergerüste für Herzpflaster, künstliche Blutgefäße und andere Anwendungen gezeigt. Nach einem Mittagsimbiss konnten auch die anderen Gäste bei Führungen das neue Gebäude und die Forschungen näher kennenlernen.

Pressemeldung der Universität Würzburg vom 9. Mai 2025

Durchschneiden des Bandes zur Eröffnung
Beim Durchschneiden des Bandes zur Eröffnung des Center of Polymers for Life (von links): Dekanin Leane Lehmann, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Unipräsident Paul Pauli, Wissenschaftsminister Markus Blume, CPL-Leiter Jürgen Groll, Grit Liebau vom Staatlichen Bauamt und CPL-Leiter Lutz Nuhn. (Foto: Rudi Merkl / Uni Würzburg)

Aktionstag mit Schwerpunkt „Schmerztherapie im Alter“

Am Mittwoch, den 4. Juni 2025 findet der bundesweite „Aktionstag gegen den Schmerz“ statt. Aus diesem Anlass veranstaltet das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des Uniklinikums Würzburg einen Informationsnachmittag, der sich schwerpunktmäßig mit der Schmerztherapie im Alter beschäftigt.

Gebäude Zentrum Schmerzmedizin
Der Tag der offenen Tür findet in den modernen Räumen des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin im Gebäude A9 des Uniklinikums Würzburg statt. Bild: Monika Fischer / UKW

Würzburg. Anlässlich des bundesweiten „Aktionstags gegen den Schmerz“ organisiert das von Prof. Dr. Heike Rittner geleitete Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) des Uniklinikums Würzburg am Mittwoch, den 4. Juni 2025 erneut einen öffentlichen Informationstag. In den Räumen des Zentrums am Straubmühlweg 2a (Haus A9) erwartet die Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges Programm. Im Fokus stehen diesmal die Herausforderungen und Möglichkeiten der Schmerzbehandlung im höheren Lebensalter. 

Kurzvorträge und Info-Inseln

Ab 15:20 Uhr greifen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen in Kurzvorträgen hierzu zentrale Themen auf: Gehört der Schmerz zum Alter? Wie lässt sich die medikamentöse Schmerzbehandlung bei älteren Menschen gestalten? Wie werden Schmerzen bei Gürtelrose behandelt? Welche Physiotherapie hilft bei Osteoporose? Wie bekomme ich im Alter Hilfe von der Sozialversicherung? Und was leistet die Vital+ Schmerzgruppe des ZiS? 

Bereits ab 15:00 Uhr stehen zudem Info-Inseln bereit, an denen unter anderem über das multimodale Behandlungskonzept sowie aktuelle klinische und experimentelle Forschungsprojekte des Zentrums informiert wird. 

Der kostenlose Aktionstag endet gegen 18:00 Uhr.

Weitere Details zum Programm gibt es unter www.ukw.de/zis 
 

Text: Pressestelle / UKW

Gebäude Zentrum Schmerzmedizin
Der Tag der offenen Tür findet in den modernen Räumen des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin im Gebäude A9 des Uniklinikums Würzburg statt. Bild: Monika Fischer / UKW

3D-Modell zur Erforschung chronischer Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Franziska Karl-Schöller erhält den mit 36.000 Euro dotierten EFIC-Grünenthal-Grant für die Entwicklung eines „Innervierten in vitro Hautmodells für postherpetische Neuralgie“. Mit ihrer Forschung kann die Naturwissenschaftlerin dazu beitragen, die Ursachen chronischer Nervenschmerzen nach überstandener Gürtelrose (PHN für postherpetische Neuralgie) besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln, die langfristig vielen Betroffenen Linderung verschaffen könnten und einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Lebensqualität und Schmerztherapie darstellen.

Preisträgerin im beigefarbenen Anzug mit Urkunde und Trophäe steht auf der Bühne zwischen Vorsitzendem der EFIC-AG für Stipendien und Preise und Global Head of Medical Affairs.
Dr. Franziska Karl-Schöller mit Prof. Thomas Graven-Nielsen (links) und Matias Ferraris (Global Head of Medical Affairs, Grünenthal). @Christophe Meseguer
Die drei Preisträgerinnen auf der Bühne des ESC mit Urkunde und Trophäe
Preisträgerinnen des EFIC-Grünenthal-Grants 2025 v.l.n.r.: Dr. Franziska Karl-Schöller vom UKW, Dr. Ama Kissi aus Belgien und Dr. Maddalena Comini aus Großbritannien. @ Christophe Meseguer
Gruppenbild auf der Bühne mit den drei Preisträgerinnen, die Urkunden und Trophäen in den Händen halten, sowie Vertretern von EFIC und Grünenthal.
Gruppenbild EFIC-Grünenthal-Grant v.l.n.r.: Prof. Thomas Graven-Nielsen (Vorsitzender der EFIC-Arbeitsgruppe für Stipendien und Preise), Dr. Franziska Karl-Schöller, Dr. Ama Kissi, Dr. Maddalena Comini, Matias Ferraris (Global Head of Medical Affairs, Grünenthal), Prof. Luis Garcia (Präsident der European Pain Federation EFIC). @Christophe Meseguer

Würzburg. Weltweit leidet jeder fünfte Mensch an chronischen Schmerzen. Mit Nachwuchsförderung in der Schmerzforschung will die Föderation der Europäischen Schmerzgesellschaften (European Pain Federation, EFIC) gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Grünenthal die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und junge Forscherinnen und Forscher auf ihrem Karriereweg unterstützen. In diesem Jahr darf sich neben Ama Kissi aus Belgien und Maddalena Comini aus Großbritannien auch Franziska Karl-Schöller vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) über den EFIC-Grünenthal-Grant (E-G-G) freuen. Die drei Wissenschaftlerinnen setzten sich unter 51 Bewerbungen durch und stellten ihre Projekte auf dem EFIC® Pain in Europe Kongress im April 2025 in Lyon, Frankreich, vor. 

Erstes dreidimensionales, innerviertes Hautmodell zur Erforschung der Gürtelrose - postherpetische Neuralgie (PHN)

Franziska Karl-Schöller will ein erstes dreidimensionales, innerviertes Hautmodell zur Erforschung der PHN etablieren, das die direkte Interaktion zwischen den mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) infizierten Nervenzellen und menschlichen Hautzellen realitätsnah simuliert. 

Die PHN ist ein chronisches Schmerzsyndrom, das als Komplikation einer Gürtelrose auftritt. Die Gürtelrose selbst, medizinisch Herpes Zoster genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das VZV verursacht wird - dasselbe Virus, das bei einer Erstinfektion die Windpocken auslöst. Nach der Windpockeninfektion überlebt das Virus in den Spinalganglien, einer Ansammlung von Nervenzellkörpern im peripheren Nervensystem. Wird das Virus Jahre oder Jahrzehnte später reaktiviert, kann es sich entlang der Nerven ausbreiten und den schmerzhaften Hautausschlag bei Gürtelrose verursachen. Warum es trotz abgeheilter Gürtelrose bei 10 bis 15 Prozent der Patienten und Patientinnen zu den anhaltenden chronischen Nervenschmerzen bei PHN kommt, ist noch nicht bekannt. 

Einblicke in zugrundeliegende Mechanismen und Ansätze für Therapien 

Franziska Karl-Schöller aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nurcan Üçeyler an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des UKW will genau diese Mechanismen untersuchen. Dazu entwickelt sie zunächst ein dreidimensionales in-vitro-Modell aus gesunden menschlichen Hautzellen. Dieses soll dann mit menschlichen sensiblen Nervenzellen, die zuvor mit VZV infiziert wurden, innerviert werden. Sobald die Hautmodelle erfolgreich innerviert sind ist eine umfassende Analyse geplant. Dabei soll die Genexpression zwischen infizierten und nicht infizierten Hautmodellen verglichen werden, um typische mRNA-Signaturen zu identifizieren, die mit dem Schmerz bei PHN in Verbindung gebracht werden können. Vielversprechende Biomarker werden anschließend auf Proteinebene untersucht. 

„Unsere Hoffnung ist es, neue Einblicke in die zugrundeliegenden Mechanismen der PHN zu gewinnen und damit mögliche Ansätze für innovative Therapien zu finden, die den Betroffenen Linderung verschaffen könnten“, erläutert Franziska Karl-Schöller. Unterstützt wird das Forschungsprojekt von Prof. Jochen Bodem vom Institut für Virologie und Immunbiologie des UKW und Prof. Florian Groeber-Becker vom Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien TLZ-RT

Text: Wissenschaftskommunikation / KL 
 

Preisträgerin im beigefarbenen Anzug mit Urkunde und Trophäe steht auf der Bühne zwischen Vorsitzendem der EFIC-AG für Stipendien und Preise und Global Head of Medical Affairs.
Dr. Franziska Karl-Schöller mit Prof. Thomas Graven-Nielsen (links) und Matias Ferraris (Global Head of Medical Affairs, Grünenthal). @Christophe Meseguer
Die drei Preisträgerinnen auf der Bühne des ESC mit Urkunde und Trophäe
Preisträgerinnen des EFIC-Grünenthal-Grants 2025 v.l.n.r.: Dr. Franziska Karl-Schöller vom UKW, Dr. Ama Kissi aus Belgien und Dr. Maddalena Comini aus Großbritannien. @ Christophe Meseguer
Gruppenbild auf der Bühne mit den drei Preisträgerinnen, die Urkunden und Trophäen in den Händen halten, sowie Vertretern von EFIC und Grünenthal.
Gruppenbild EFIC-Grünenthal-Grant v.l.n.r.: Prof. Thomas Graven-Nielsen (Vorsitzender der EFIC-Arbeitsgruppe für Stipendien und Preise), Dr. Franziska Karl-Schöller, Dr. Ama Kissi, Dr. Maddalena Comini, Matias Ferraris (Global Head of Medical Affairs, Grünenthal), Prof. Luis Garcia (Präsident der European Pain Federation EFIC). @Christophe Meseguer

In 50 Fachbereichen der Focus-Ärzteliste 2025 empfohlen

Die Ärzteliste 2025 des Nachrichtenmagazins Focus weist in 50 Fachbereichen 33 Expertinnen und Experten des Uniklinikums Würzburg als deutschlandweite Top-Medizinerinnen und -Mediziner aus.

OP-Szene
In der Focus-Ärzteliste 2025 finden sich über 30 Expertinnen und Experten des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / UKW

Würzburg. Die Ende April 2025 erschienene Ausgabe der Publikationsreihe „Gesundheit“ des Nachrichtenmagazins Focus enthält die Neuauflage der „Focus-Ärzteliste“. Diese nennt über 3.800 deutschlandweit führende Medizinerinnen und Mediziner. Unterteilt ist das umfangreiche Tabellenwerk in 126 Fachbereiche, wie Prostatakrebs, Nephrologie oder Handchirurgie. In 50 dieser Spezialisierungen finden sich die Namen von insgesamt 33 Ärztinnen und Ärzten des Uniklinikums Würzburg (UKW). Das Zahlenverhältnis ergibt sich dadurch, dass manche Expertinnen und Experten in mehreren Bereichen empfohlen werden. 

Die unten folgende Auflistung der UKW-Fachleute orientiert sich an der Darstellung des Magazins. Kontaktmöglichkeiten zu den Ärztinnen und Ärzten beziehungsweise zu der jeweiligen Fachklinik am Würzburger Uniklinikum können über die Homepage www.ukw.de recherchiert werden. Dort stehen zum Beispiel die Rubrik „Ärztefinder“ und ein „Körperkompass“ für die individuelle Suche zur Verfügung.

Diese Medizinerinnen und Mediziner des UKW empfiehlt die Focus-Ärzteliste 2025:

  • Infektiologie: Prof. Dr. Christoph Härtel, Prof. Dr. August Stich
  • Tropenmedizin: Prof. Dr. August Stich
  • Strabologie: Prof. Dr. Martin Nentwich
  • Diabetologie: Prof. Dr. Martin Fassnacht
  • Chronische Schmerzen: Prof. Dr. Heike Rittner
  • Demenzen: PD Dr. Martin Lauer
  • Neurochirurgie: Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus
  • Palliativmedizin: Prof. Dr. Martin Kortüm
  • Gehörerkrankungen: Prof. Dr. Stephan Hackenberg, Prof. Dr. Kristen Rak
  • Sinusitis: Prof. Dr. Stephan Hackenberg
  • Bauchstraffung: Prof. Dr. Michael Jakubietz
  • Bodylift: Prof. Dr. Rafael Jakubietz
  • Ohrkorrektur: Prof. Dr. Kristen Rak, PD Dr. Matthias Scheich
  • Plastische Wiederherstellungschirurgie: Prof. Dr. Michael Jakubietz, Prof. Dr. Rafael Jakubietz
  • Psoriasis: Prof. Dr. Matthias Goebeler
  • Bluthochdruck: Prof. Dr. Martin Fassnacht
  • Endokrine Chirurgie: Prof. Dr. Nikolas Schlegel
  • Endokrinologie & Fettstoffwechsel: Prof. Dr. Andreas Buck, Prof. Dr. Martin Fassnacht
  • Ernährungsmedizin: Prof. Dr. Andreas Geier
  • Nephrologie: Prof. Dr. Kai Lopau
  • Neonatologie: Prof. Dr. Christoph Härtel, Prof. Dr. Johannes Wirbelauer
  • Ellenbogenchirurgie: Prof. Dr. Rainer H. Meffert
  • Handchirurgie: Prof. Dr. Rafael Jakubietz, Prof. Dr. Michael Jakubietz, Prof. Dr. Rainer H. Meffert
  • Unfallchirurgie: Prof. Dr. Rainer H. Meffert
  • Wirbelsäulenchirurgie: Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus
  • Blasenkrebs: Prof. Dr. Hubert Kübler
  • Brustkrebs: Prof. Dr. Achim Wöckel
  • Gynäkologische Tumoren: Prof. Dr. Achim Wöckel
  • Hauttumoren: Prof. Dr. Matthias Goebeler
  • Knochen- & Weichteiltumoren: Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Martin Kortüm
  • Kopf-Hals-Tumoren: Prof. Dr. Stephan Hackenberg
  • Leukämie & Knochenmarkerkrankungen: Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Martin Kortüm
  • Lymphome: Prof. Dr. Hermann Einsele
  • Nierenkrebs: Prof. Dr. Hubert Kübler
  • Prostatakrebs: Prof. Dr. Hubert Kübler
  • Strahlentherapie: Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein
  • Tumoren des Verdauungstrakts: Prof. Dr. Christoph -Thomas Germer, Prof. Dr. Alexander Meining
  • Adipositas-Chirurgie: Prof. Dr. Florian Seyfried
  • Gastrointestinale Endoskopie: Prof. Dr. Alexander Meining
  • Hepatologie & Leberchirurgie: Prof. Dr. Andreas Geier
  • Ästhetische Zahnheilkunde: Prof. Dr. Marc Schmitter
  • Craniomandibulare Dysfunktion: Prof. Dr. Marc Schmitter
  • Kieferorthopädie: Prof. Dr. Angelika Stellzig-Eisenhauer
  • Orthognathe Chirurgie: Prof. Dr. Urs Müller-Richter
  • Rekonstruktive Chirurgie: Prof. Dr. Urs Müller-Richte
  • Psychosomatik: Prof. Dr. Imad Maatouk
  • Schizophrenie: PD Dr. Martin Lauer
  • Suchterkrankungen: PD Dr. Martin Lauer
  • Nuklearmedizin: Prof Dr. Andreas Buck
  • Radiologie: Prof. Dr. Ralph Kickuth

Text: Pressestelle / UKW

OP-Szene
In der Focus-Ärzteliste 2025 finden sich über 30 Expertinnen und Experten des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / UKW

Löst Magnetpartikelbildgebung (MPI) das Röntgen ab?

WÜRZBURGER ERFOLGSGESCHICHTE IN DER MEDIZINISCHEN BILDGEBUNG WIRD FORTGESCHRIEBEN / ERSTMALS MENSCHENGROßER MPI-SCANNER ENTWICKELT UND ERFOLGREICH AM REALISTISCHEN MODELL GETESTET

Um eine zuverlässige, strahlenfreie Bildgebung von Kontrastmitteln ohne Hintergrundrauschen bei peripheren Gefäßeingriffen zu ermöglichen, haben Forscherinnen und Forscher aus der Radiologie des Uniklinikums Würzburg und der Experimentellen Physik der Universität Würzburg erstmals einen menschengroßen MPI-Scanner entwickelt und dessen Leistungsfähigkeit an einem realistischen Modell, der Oberschenkelarterie, getestet. Die jetzt in Nature Communications in Medicine veröffentlichte Studie zeigt, dass es möglich ist, Gefäßeingriffe an den Extremitäten ohne Röntgenstrahlung und ohne jodhaltige Kontrastmittel durchzuführen. Dies ist insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Nierenproblemen relevant und reduziert das Strahlenrisiko für Behandelte und Behandelnde.

 

Operateure in OP-Kluft stehen am MPI-Scanner und injizieren Tracer- und Kontrasmittelgemisch in Vene
Viktor Hartung und Dr. Anne Marie Augustin aus der Würzburger Radiologie injizieren eine Mischung aus MPI-Tracer und Röntgenkontrastmittel um gleichzeitig Bilder mit dem MPI-Scanner und der Röntgen-Angiographie aufzunehmen. © Hartung et al. Communication Medicine 2025
Beinkadaver eines menschlichen Körperspenders liegt unter einer blauen Plane im MPI-Scanner.
Scanner-Baugruppe mit Sende- und Empfangsspulen über dem Oberschenkel. © Hartung et al. Communication Medicine 2025

Würzburg. Vor 130 Jahren, im Jahr 1895, legte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen in Würzburg den Grundstein für die Entwicklung der medizinischen Bildgebung. Bis heute sind Röntgenstrahlen ein unverzichtbares Hilfsmittel in der medizinischen Diagnostik, vor allem bei der Beurteilung von Knochenbrüchen, Zahn- und Kiefererkrankungen, Lungen- oder Herzerkrankungen sowie bei der Behandlung von Arterienverengungen, Aneurysmen oder Gefäßverschlüssen. Bei diesen so genannten endovaskulären Eingriffen dient die Röntgen-Angiographie zur Darstellung der Blutgefäße und zur Echtzeitüberwachung der Positionierung der Instrumente und der Reaktion der Blutgefäße. Dabei kombinieren die Ärztinnen und Ärzte das Röntgenbild mit einem Kontrastmittel, das sie in die Blutgefäße injizieren.  So können sie Erkrankungen der Blutgefäße genau erkennen und direkt behandeln. Neben den Vorteilen sind aber auch Risiken wie Strahlenbelastung und Kontrastmittelreaktionen zu beachten.

MPI-Scanner in menschlicher Größe erstmals erfolgreich an realem Modell getestet

Eine Alternative für risikoärmere endovaskuläre Eingriffe könnte bald die Magnetpartikelbildgebung (Magnetic Particle Imaging, MPI) bieten. Das Verfahren ist speziell auf die Detektion magnetischer Nanopartikel ausgerichtet und ermöglicht eine schnelle und strahlungsfreie Bildgebung ohne Hintergrundrauschen.
Dr. Patrick Vogel vom Lehrstuhl für Experimentelle Physik V der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und sein Team entwickelten erstmals einen MPI-Scanner in Menschengröße. Zusammen mit einer Forschungsgruppe der Universitätsmedizin Würzburg unter Leitung von Dr. Viktor Hartung vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) testeten sie diesen erfolgreich in einem realistischen Modell bei einer Gefäßoperation. Die Ergebnisse wurden in der hochrangigen Fachzeitschrift Nature Communications in Medicine veröffentlicht. 

Endovaskuläre Eingriffe ohne Röntgenstrahlen und jodhaltige Kontrastmittel

„Bisher war MPI eher auf Kleintiere oder die präklinische Forschung beschränkt. Mit dem menschengroßen MPI-Scanner haben wir gezeigt, dass Gefäßeingriffe an den Extremitäten – konkret in der Oberschenkelarterie – ohne Röntgenstrahlung und ohne jodhaltige Kontrastmittel durchgeführt werden können. Die ist insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Nierenproblemen relevant und bei Strahlenrisiken. Zudem wird dadurch auch das berufliche Strahlenrisiko für die Operateure deutlich reduziert“, erklärt Viktor Hartung, Leiter der kardiovaskulären und thorakalen Radiologie am Uniklinikum Würzburg sowie Leiter der AG Magnetic Particle Imaging. 

Erhöhte Aussagekraft durch reale Anwendungssituation mit menschlichen Beinen

Um die Leistungsfähigkeit des neuen MPI-Scanners in menschlicher Größe zu testen, wurden drei Beine von frisch eingefrorenen menschlichen Körperspendern aus dem Anatomischen Institut der JMU so präpariert, dass eine kontinuierliche Durchblutung einer der Hauptarterien im Oberschenkel möglich war. Unter konstanter Perfusion, also gleichmäßig und ohne Unterbrechung, injizierten die Forscher eine Mischung aus einem speziellen, für Menschen zugelassenen MPI-Tracer und einem Röntgenkontrastmittel in die Oberschenkelarterie. Gleichzeitig nutzten sie den MPI-Scanner und eine herkömmliche Technik, die so genannte digitale Subtraktionsangiographie (DSA), zur Bildgebung. 

„Die gleichzeitige Bildgebung mit DSA und MPI hat reibungslos funktioniert“, freut sich Patrick Vogel. Der Wissenschaftler beschäftigte sich bereits in seiner Doktorarbeit mit MPI und erhielt dafür 2016 den Wilhelm-Conrad-Röntgen-Wissenschaftspreis der Fakultät für Physik und Astronomie sowie den Nano Innovation Award 2017. Der neue MPI-Scanner ließ sich problemlos in die bestehenden klinischen Abläufe integrieren und lieferte klare und zuverlässige Bilder der Blutgefäße. Bereits geringe Mengen des Tracers, 2 ml Perimag® oder 1,5 ml Resotran®, reichten für eine präzise Darstellung aus. Die Ergebnisse waren in allen drei Modellen konsistent und reproduzierbar. „Das spricht für die Praxisnähe unserer Technik und die Relevanz unserer Ergebnisse im medizinischen Alltag“, kommentiert Patrick Vogel, der zusammen mit Prof. Dr. Thorsten Bley Letztautor der Studie ist.

„MPI hat das Potenzial, die klassische Röntgen-Angiographie zu ergänzen oder in Zukunft sogar teilweise zu ersetzen“

In der Studie wurden zudem Tracer verwendet, die bereits für die Anwendung am Menschen zugelassen sind - das bringe die klinische Umsetzung einen entscheidenden Schritt näher, da langwierige Zulassungsprozesse entfielen, so Thorsten Bley. Der Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie wagt einen Blick in die Zukunft. „MPI hat das Potenzial, die klassische Röntgen-Angiographie zu ergänzen oder in Zukunft sogar teilweise zu ersetzen“. Der nächste Schritt sind erste Messungen am lebenden Menschen.

Text: Wissenschaftskommunikation / KL 

Publikation: Hartung, V., Gruschwitz, P., Augustin, A.M. et al. Magnetic particle imaging angiography of the femoral artery in a human cadaveric perfusion model. Commun Med 5, 75 (2025). https://doi.org/10.1038/s43856-025-00794-x

Operateure in OP-Kluft stehen am MPI-Scanner und injizieren Tracer- und Kontrasmittelgemisch in Vene
Viktor Hartung und Dr. Anne Marie Augustin aus der Würzburger Radiologie injizieren eine Mischung aus MPI-Tracer und Röntgenkontrastmittel um gleichzeitig Bilder mit dem MPI-Scanner und der Röntgen-Angiographie aufzunehmen. © Hartung et al. Communication Medicine 2025
Beinkadaver eines menschlichen Körperspenders liegt unter einer blauen Plane im MPI-Scanner.
Scanner-Baugruppe mit Sende- und Empfangsspulen über dem Oberschenkel. © Hartung et al. Communication Medicine 2025