Aktuelle Pressemitteilungen

Online-Vortrag zu Ausstülpungen der Darmwand

Am Mittwoch, den 10. Mai 2023 informieren drei Fachleute des Uniklinikums Würzburg in einem Webinar über die Entstehung von Dickdarmdivertikeln – und über die Behandlungswege, wenn sich diese Ausstülpungen der Darmwand entzünden. Die kostenlose Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Mediengruppe Main-Post.

Würzburg. Vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter finden sich bei vielen Menschen Ausstülpungen der Darmschleimhaut – in Deutschland haben 50 bis 60 Prozent der Über-70-Jährigen eine sogenannte Divertikulose. „Divertikel, die keine Beschwerden verursachen, sind harmlos und müssen nicht behandelt werden. Anders sieht es allerdings aus, wenn sie sich entzünden und dann Schmerzen sowie beträchtliche Komplikationen hervorrufen“, erläutert Prof. Dr. Alexander Meining. Der Leiter des Schwerpunkts Gastroenterologie an der Medizinischen Klinik II ist einer der drei Fachleute des Uniklinikums Würzburg (UKW), die am Mittwoch, den 10. Mai 2023 in einem öffentlichen und kostenlosen Webinar zum Thema „Darmentzündung durch Divertikel“ referieren. 

Zu den Therapieoptionen dieses Krankheitsbildes kann unter Umständen auch ein chirurgischer Eingriff gehören. Wann und wie operiert werden muss, erläutert bei der Infoveranstaltung Privatdozent Dr. Sven Flemming, Oberarzt der Chirurgischen Klinik I des UKW. 

Bevor es soweit kommt, kann man selbst einiges dazu beitragen, um der Entstehung von Divertikeln vorzubeugen. Speziell den wichtigen Aspekt Ernährung greift Constanze Wolz, Diätassistentin an der Medizinischen Klinik II, auf.

Die vom UKW und der Mediengruppe Main-Post gemeinsam organisierte Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr und nutzt die Plattform Zoom. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Internetverbindung sowie ein Smartphone, ein Tablet, ein Laptop oder ein PC. Wichtig – auch für die Übermittlung der Zugangsdaten – ist eine Anmeldung ausschließlich bei der Main-Post unter Tel: 0931/6001 6001 oder unter http://akademie.mainpost.de.  

Medizinische Technologinnen und Technologen: Jetzt reformiert durchstarten

Seit Anfang dieses Jahres ist das MT-Berufe-Gesetz in Kraft. Die Reform modernisiert die Ausbildung technischer Assistenzberufe in der Medizin – auch an der staatlichen Berufsfachschule für MTA in Würzburg. Für neue Schülerinnen und Schüler ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Bewerbung.

Würzburg. Das zum 1. Januar 2023 in Kraft getretene MT-Berufe-Gesetz zielt darauf ab, die Ausbildung in der medizinisch-technischen Assistenz noch zeitgemäßer und attraktiver zu gestalten. Dabei sollen auch die sich stetig weiterentwickelnden technischen, medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse integriert werden. Eine der Einrichtungen, die die Neuerungen mit dem Beginn des neuen Schuljahres im Herbst 2023 umsetzt, ist die Staatliche Berufsfachschule für technische Assistenten in der Medizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Als Teil des staatlichen beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe Würzburg bildet sie zukünftige Fachkräfte für die Labore und die Radiologie aus.

Neue Berufsbezeichnung

Die Reform beginnt schon beim Namen: Statt von Assistentinnen und Assistenten wird nun von Medizinischen Technologinnen und Technologen für Laboratoriumsanalytik oder Radiologie (kurz MTL oder MTR) gesprochen. „Das ist auch vollkommen berechtigt, denn MTL und MTR arbeiten in weiten Teilen eigenverantwortlich und sind wichtiger Teil der Patientenversorgung“, betont Carmen Troff, die Leiterin der Würzburger Berufsfachschule.

Jetzt mit noch größerem Praxisanteil

Als weiteren Kernpunkt erhöht die Reform den Praxisanteil in allen drei Ausbildungsjahren. Betrug dieser im Labor bislang 1700 und in der Radiologie 1850 Stunden pro Schülerin oder Schüler, so arbeiten sie von nun an 2000 Stunden jährlich nahe am Patienten oder an der Patientin. 

Werdende MTR lernen hierbei nicht nur die verschiedenen Technologien und deren spezifische Einsatzbedingungen kennen, sondern üben auch den Umgang mit kranken Menschen. 

Die Auszubildenden der Laboratoriumsanalytik erhalten durch die umfangreicheren Praktikumseinsätze die Chance, die Labortätigkeiten von Anfang an in allen Fachbereichen – also in Hämatologie, Klinischer Chemie, Mikrobiologie, Histologie und Zytologie – verantwortlich durchzuführen. Selbiges gilt für den Bereich Radiologie, in dem auch die Nuklearmedizin und die Strahlentherapie Teil der Ausbildung sind. Dabei können am Uniklinikum Würzburg (UKW) im Rahmen der Ausbildung topaktuelle Methoden erfahren und Geräte genutzt werden, die in der Berufsfachschule nicht zur Verfügung stehen. „Außerdem geben ihnen die Praktika Gelegenheit, ihre Kompetenzen bei der Arbeitsplatzorganisation und bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen in einem Team zu schulen“, schildert Fachlehrerin Anja Streit. 

Die Würzburger Berufsfachschule kann für die praktischen Einsätze Labore und Radiologieabteilungen am UKW, an der Würzburger Universität und an kooperierenden Einrichtungen nutzen. Wie vom MT-Berufe-Gesetz gefordert, werden die Schülerinnen und Schüler dort in jeder Abteilung von zertifizierten Praxisanleiterinnen und -anleitern begleitet und unterstützt.

Kompetenzen erwerben

Im Lehrplan spiegelt sich eine moderne Berufspädagogik wieder. Nicht das fachsystematische Erlernen von Faktenwissen, sondern die konkreten Anforderungen des Berufs stehen im Mittelpunkt. In Form sogenannter beruflicher Handlungssituationen erwerben die Schülerinnen und Schüler aktiv die Kompetenzen, die eine medizinische Technologin oder ein medizinischer Technologe braucht. 

In der Radiologie steht zum Beispiel ein Patient mit Lungenkrebs im Mittelpunkt einer solchen Handlungssituation. In der Berufsfachschule erlernen die Auszubildenden zunächst die Grundlagen: Wo liegt die Lunge im Körper, welche Funktion erfüllt sie und wie ist sie dafür aufgebaut? Aber auch die psychischen und sozialen Probleme sowie rechtliche Fragen rund um den Patienten werden diskutiert. Dann erkunden die Auszubildenden, wie man Lungenerkrankungen und Krebszellen erkennen kann. „Zum Üben stehen uns in der Schule ein hochmodernes Röntgengerät sowie viele verschiedene Phantome zur Verfügung“ erläutert Fachlehrerin Annett Cruschwitz und fährt fort: „Hier kann man sich die Zeit nehmen, alles in Ruhe zu erklären. Zwischendurch gehen wir regelmäßig in die Klinik, schauen uns alles vor Ort an und üben den Umgang mit Patientinnen und Patienten. In der praktischen Ausbildung sind die Schülerinnen und Schüler dann Teil des Teams der jeweiligen Abteilung.“

Bewerbungsphase läuft

Die dreijährigen Ausbildungen starten jeweils im September zum Beginn des bayerischen Schuljahres. Bewerbungen zur Aufnahme an der staatlichen Berufsfachschule in Würzburg werden bis Ende April angenommen. Seit dem 1. Dezember 2022 wird eine monatliche Ausbildungsvergütung nach dem jeweils aktuell gültigen Tarifvertrag der Länder bezahlt. Diese beträgt im ersten Ausbildungsjahr 1.130,74 Euro, im zweiten 1.190,80 Euro und im dritten 1.287,53 Euro.

Weitere Details – zum Beispiel zu den Bewerbungsvoraussetzungen – finden sich unter www.med.uni-wuerzburg.de/mta-schule

 

Tätigkeitsfelder

Medizinische Technologinnen und Technologen für Laboratoriumsanalytik

Eine oder ein MTL führt selbständig biomedizinische Analyseprozesse in der Humanmedizin durch und überprüft diese auf ihre Qualität und Richtigkeit. Dabei werden biologische, chemische und physikalische Techniken auf der Suche nach Krankheitserregern und Abweichungen in Patientenproben – zum Beispiel in Blutproben – angewendet. Ferner bereiten MTL mikroskopische Präparate aus Gewebe und Zellen zur ärztlichen Diagnostik auf. 

Medizinische Technologinnen und Technologen für Radiologie

Eine oder ein MTR führt eine radiologische Untersuchung selbstständig durch und kann überprüfen, ob die entstandenen Bilder qualitativ den Anforderungen entsprechen. Dies gilt für die Radiologie genauso wie für die Nuklearmedizin. Weiterhin kümmert sich die Fachkraft um die technische Durchführung von Therapien in der Nuklearmedizin und in der Strahlentherapie. Wichtig bei allen Arbeiten ferner der Strahlenschutz. Dessen Prinzipien beherrscht eine oder ein MTR um sich selbst, die Kolleginnen und Kollegen sowie natürlich die Patientin oder den Patienten zu schützen. 

 

 

Partnerschaft mit Mwanza erneuert

2008 hatte die Würzburger Universitätsmedizin mit der Catholic University of Health and Allied Sciences und dem Bugando Medical Center in Mwanza ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. Jetzt haben die Beteiligten dieses Abkommen erneuert.

Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal mit (v.l.): Jens Maschmann (UKW); Stephen Mshana (CUHAS), Fabian Masaga (Bugando Medical Center), Doris Fischer (JMU) und Matthias Frosch (JMU).
Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal mit (v.l.): Jens Maschmann (UKW); Stephen Mshana (CUHAS), Fabian Masaga (Bugando Medical Center), Doris Fischer (JMU) und Matthias Frosch (JMU). Foto: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg
Mitglieder sämtlicher am Else Kröner Center beteiligter Einrichtungen haben sich in Würzburg getroffen.
Mitglieder sämtlicher am Else Kröner Center beteiligter Einrichtungen haben sich in Würzburg getroffen. (Foto: Gunnar Bartsch)

„Den wechselseitigen Austausch von Studierenden, Ärzten und Wissenschaftlern fördern und institutionalisieren – dieses Ziel verfolgen die Partner. Medizin-Studierende aus Mwanza sollen künftig einen Teil ihrer klinischen Ausbildung in Würzburg absolvieren können. Zudem wird tansanischen Ärzten die Möglichkeit eröffnet, sich am Würzburger Universitätsklinikum weiterzubilden.“ 

So war in einer Pressemitteilung zu lesen, die die Universität Würzburg im Oktober 2008 veröffentlicht hatte, anlässlich der Vertragsunterzeichnung des Partnerschaftsabkommens, das die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Würzburg mit Partnern in Tansania abgeschlossen hatten – mit der Catholic University of Health and Allied Sciences (CUHAS) und dem dazugehörigen Krankenhaus Bugando Medical Center. Beide liegen in der Stadt Mwanza am Victoriasee.

Vertragsunterzeichnung im Beisein der Oberbürgermeister

Jetzt haben die beteiligten vier Institutionen dieses Abkommen erneuert – mit einer feierlichen Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal in der Würzburger Residenz und im Beisein von Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und seines Kollegen aus Mwanza, Seleman Sekiete.

Was 2008 noch keiner der Beteiligten wissen konnte: Mittlerweile hat sich die Partnerschaft nicht nur verfestigt und etabliert; inzwischen ist sie auch finanziell deutlich besser ausgestattet als in den Gründungsjahren und hat ihre ursprünglichen Ziele über einen reinen Austausch hinaus deutlich ausgeweitet.

Unterstützung von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung

Zu verdanken ist dies dem Engagement der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS). Diese hatte im Rahmen einer Sonderausschreibung 2,5 Millionen Euro für den Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung gestellt und damit die Gründung des „Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania“ unterstützt. Das Würzburger Projekt hatte sich damals gegen ein starkes Konkurrenzfeld mit insgesamt 78 Bewerbungen durchgesetzt. 

Die Projektleitung hat die Medizinische Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU); Kooperationspartner in Würzburg sind das Universitätsklinikum Würzburg (UKW), das Missionsärztliche Institut und die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) e.V. Partnerorganisationen in Mwanza sind die Catholic University of Health and Allied Sciences und das Bugando Medical Center.

Austausch und Forschung

Inzwischen fußt die Kooperation auf mehreren Standbeinen: Neben Austauschprogrammen für Masterstudierende, Nachwuchskräfte in der Facharztausbildung sowie Doktoranden gehören gemeinsame Forschungsprojekte im Bereich der Grundlagenforschung und eine enge Zusammenarbeit in der klinischen Forschung dazu. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Aufbau eines gemeinnützigen Programms zur Bekämpfung der Schistosomiasis, einer um den Viktoriasee stark verbreiteten parasitären Krankheit.

Bei der erneuten Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Einrichtungen in Mwanza und Würzburg anwesend – sowohl von den Universitäten und Kliniken als auch vonseiten der Politik und der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung. Zur Halbzeit des genehmigten Förderzeitraums wollten sie sowohl einen Rückblick auf die bisherigen als auch einen Blick auf die zukünftigen Aktivitäten des Else Kröner Centers werfen.

Stimmen zur Vertragsunterzeichnung

„Dank des Engagements der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung haben sich nachhaltige Strukturen entwickelt und der Fokus der Zusammenarbeit zwischen Würzburg und Mwanza deutlich erweitert. Wir haben jetzt eine Partnerschaft auf Augenhöhe, bei der alle Beteiligten Projekte gemeinsam definieren und entwickeln. Diese Partnerschaft beeinflusst schon jetzt Forschung und Lehre an der Universität Würzburg spürbar, beispielsweise durch die Einrichtungen eines neuen Schwerpunkts ‚Global Health‘ in der Lehre, der von den Studierenden stark nachgefragt wird.“ Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg

„Die Tatsache, dass ein Else Kröner Center an zwei Standorten arbeitet, ist neu für uns als finanzierende Stiftung. Dass in Würzburg gleich vier Institutionen daran beteiligt sind, zeigt, dass Würzburg damit in Deutschland mit Berlin und Köln an der Spitze steht auf dem Gebiet internationaler Kooperationen im Bereich medizinischer Forschung und Zusammenarbeit.“ Dr. Judith von Heusinger, Else-Kröner-Fresenius-Stiftung

„Die Zusammenarbeit zwischen Würzburg und Mwanza erstreckt sich mittlerweile über ein halbes Jahrhundert. Das beweist ihre Qualität. Die hier praktizierte Kooperation zwischen Institutionen der öffentlichen Verwaltung und des Gesundheitssystem ist von enormer Bedeutung, da sie sich mit ihrer unterschiedlichen Expertise gegenseitig unterstützen können. Else Kröner hat einmal gefragt: ‚Wenn ich es nicht tue, wer sonst?‘ Das gilt auch für uns: ‚Wenn nicht wir uns darum kümmern, wer soll es dann tun?‘“ Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg

„Wir schätzen die Partnerschaft mit Würzburg sehr und hoffen, dass sie noch lange Bestand haben wird. Schon jetzt zeigen sich positive Auswirkungen der Aktivitäten des Else Kröner Centers in Mwanza und seiner Umgebung. Und ich bin sicher, dass diese dank des umfangreichen Austausch- und Ausbildungsprogramms nachhaltige Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem haben werden.“ Seleman Sekiete, City Director Mwanza

„Das Bugando Medical Centre betreut rund 16 Millionen Menschen in der Region Mwanza. Das Else Kröner Center trägt entscheidend dazu bei, die medizinische Versorgung dieser Menschen zu verbessern. Darüber hinaus bringt es die Forschung voran – ein Punkt, der auch deshalb wichtig ist, weil der Forschungsoutput von Tansania bislang vergleichsweise niedrig ist.“ Prof. Stephen Mshana, Koordinator des EKC in Mwanza

„Die Verbesserung der medizinischen Ausbildung und Versorgung und der Aufbau einer nachhaltigen Partnerschaft sind zentrale Forderungen der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung für die von ihr unterstützten Programme. Das Else Kröner Center erfüllt diese Anforderungen. Es bietet ein Dach, unter dem die zahlreichen Partner regelmäßig zusammenkommen und ihre Aktivitäten planen können.“ Prof. Dr. Oliver Kurzai, wissenschaftlicher Koordinator des Zentrums

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 14.03.2023

Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal mit (v.l.): Jens Maschmann (UKW); Stephen Mshana (CUHAS), Fabian Masaga (Bugando Medical Center), Doris Fischer (JMU) und Matthias Frosch (JMU).
Vertragsunterzeichnung im Toscanasaal mit (v.l.): Jens Maschmann (UKW); Stephen Mshana (CUHAS), Fabian Masaga (Bugando Medical Center), Doris Fischer (JMU) und Matthias Frosch (JMU). Foto: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg
Mitglieder sämtlicher am Else Kröner Center beteiligter Einrichtungen haben sich in Würzburg getroffen.
Mitglieder sämtlicher am Else Kröner Center beteiligter Einrichtungen haben sich in Würzburg getroffen. (Foto: Gunnar Bartsch)

Würzburger Universitäts-HNO-Klinik: Neues Mediennetzwerk ermöglicht OP-Live-Übertragungen auf Spitzenniveau

In 3D und mit 4K: Nach umfangreichen Entwicklungs- und Installationsarbeiten verfügt die HNO-Klinik des Uniklinikums Würzburg jetzt über ein neues Mediennetzwerk, mit dem Operationen zu Schulungszwecken nach höchsten Standards übertragen werden können – innerhalb der Klinik und weltweit. Seine erfolgreiche Feuertaufe erlebte das System beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs.

 

Im Hörsaal: Mit Hilfe einer Polarisationsbrille können kleinste anatomische Strukturen leinwandfüllend dreidimensional und in brillanter Qualität erlebt werden.
Im Hörsaal: Mit Hilfe einer Polarisationsbrille können kleinste anatomische Strukturen leinwandfüllend dreidimensional und in brillanter Qualität erlebt werden. Bild: UKW / Johannes Völker
Im Broadcast-Studie des neuen Mediennetzwerks (von links): Dr. Johannes Völker, Sebastian Heimbeck, Geschäftsführer der Soulution GmbH, und Michael Grünewald, Informationselektroniker der HNO-Klinik.
Im Broadcast-Studie des neuen Mediennetzwerks (von links): Dr. Johannes Völker, Sebastian Heimbeck, Geschäftsführer der Soulution GmbH, und Michael Grünewald, Informationselektroniker der HNO-Klinik. Bild: UKW / Stephanie Wolz
Beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal auch wieder den Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen bei der Durchführung einer OP live beobachten.
Beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal auch wieder den Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen bei der Durchführung einer OP live beobachten. Bild: UKW / S. Hagen
Zwei neue Projektoren ermöglichen eine Live-Video-Darstellung in 3D und mit 4K.
Zwei neue Projektoren ermöglichen eine Live-Video-Darstellung in 3D und mit 4K. Bild: UKW / Johannes Völker
Prof. Dr. Kristen Rak, der stellvertretende Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, demonstriert, wie an einem Kunststoff-Felsenbein und mit Hilfe einer Endoskop-Kamera Mittelohr-Operationen auch online erlernt werden können.
Prof. Dr. Kristen Rak, der stellvertretende Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, demonstriert, wie an einem Kunststoff-Felsenbein und mit Hilfe einer Endoskop-Kamera Mittelohr-Operationen auch online erlernt werden können. Bild: UKW / Johannes Völker

Würzburg. Die Video-Übertragung vom Operationssaal in den Hörsaal hat an der HNO-Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) eine lange Tradition: Mit Unterstützung der Dr.-Herbert-Brause-Stiftung Würzburg können schon seit dem Jahr 2006 Studierende und Kursteilnehmende in dreidimensionalen Live-Bildern am OP-Geschehen teilnehmen und mit dem Operateur kommunizieren. Was zunächst nur vor Ort möglich war, wurde zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 durch ein aufwändiges Live-Broadcast- und -Streaming-System zu einem Online-Angebot erweitert. 

Konzept für neues Audio-Video-Netzwerk erarbeitet

„Parallel zu dieser letzten Entwicklung fassten wir den Plan, das gesamte System technologisch auf den heute bestmöglichen Stand zu heben, der zudem Raum für zukünftige Weiterentwicklungen gibt“, schildert Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen. Deshalb gründete er im Jahr 2020 ein Team zur Modernisierung der Anlage. Die Projektleitung übernahmen der stellvertretende Klinikdirektor Prof. Dr. Kristen Rak und der Oberarzt Dr. Johannes Völker. Das in der Folge erarbeitete Konzept für ein neues Audio-Video-Netzwerk wurde von der Dr.-Herbert-Brause-Stiftung erneut gefördert, diesmal mit 130.000 Euro. 

„Unsere Ziele dabei waren vielfältig“, beschreibt Dr. Völker und fährt fort: „Während bisher nur Bilder von einzelnen wenigen OP-Mikroskopen übertragen werden konnten, sollte das neue Netzwerk alle fünf regulären sowie den experimentellen OP-Saal der HNO-Klinik, deren Felsenbein-Labor und Konferenzräume, das klinikeigene Videolabor und das Direktorat einbinden – und zwar bidirektional.“ Außerdem sollte die Bildauflösung auf 4K erhöht werden. Die damit mögliche detail- und kontrastreiche sowie besonders dynamische Darstellung ist zum Beispiel von modernen Heimkinoanlagen bekannt.

25 km Glasfaserleitungen als Infrastruktur-Voraussetzung

Eine zentrale Voraussetzung für die Neukonzeption war die Installation eines Mehrfaser-Glasfaser-Netzwerks – 25 Kilometer der leistungsfähigen Datenleitungen wurden in den letzten Monaten in der HNO-Klinik an der Josef-Schneider-Straße verlegt und mit bislang 150 Endgeräten an 20 Endpunkten verbunden. Zu diesen zählen zwei spezielle Projektoren, die für eine brillante 4K/3D-Projektion im Hörsaal angebracht und hochpräzise ausgerichtet wurden. „Unser Wunsch war es ferner, in die 3D-Projektion auch zweidimensionale Bilder – wie Audiogramme, Grafiken oder Röntgenbilder – einklinken zu können“, berichtet Prof. Hagen. Allerdings bot der Markt hierfür keine fertigen Lösungen, so dass die HNO-Klinik in der Konzeptionierungsphase eigene Experimente durchführen musste. „Glücklicherweise standen uns bei der technologischen Entwicklung und Umsetzung neben unseren hauseigenen Technikern die Expertinnen und Experten des Servicezentrums Medizin-Informatik des UKW sowie der Rottendorfer Firma Soulution zur Seite“, betont der Klinikdirektor. 

Erfolgreicher Praxistest beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs

Die Modernisierung des Mediensystems war rechtzeitig abgeschlossen, um beim 35. Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs vom 13. bis 15. Februar 2023 seine erfolgreiche Feuertaufe zu durchlaufen. So hatten im Hörsaal die mit Polarisationsbrillen ausgestatteten, rund 56 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 12 Ländern zum Beispiel pixelgenau die gleiche dreidimensionale Sicht auf das Operationsfeld, wie es sich dem Operateur mit dem digitalen Operationsmikroskop Arriscope bietet. Und das in riesenhafter Vergrößerung: Mittelohrstrukturen, die in der Realität nur wenige Millimeter groß sind, füllten im Hörsaal eine Projektionsfläche mit einer Diagonalen von sieben Metern. „Das Auditorium wie auch unsere externen Referenten waren schlichtweg begeistert“, freut sich Prof. Hagen. Neben den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort nutzen 42 Personen aus elf Nationen die Möglichkeit zur Online-Teilnahme über das interaktive Broadcast-System. „Im Moment sehen diese die Bildinhalte auf ihren heimischen Computerbildschirmen noch in 2D, aber es zeichnet sich ab, dass zukünftig auch dort eine dreidimensionale Wiedergabe technisch möglich sein wird“, kündigt Prof. Hagen an. Er resümiert: „Mit dem Mediennetzwerk haben wir die Voraussetzungen für hochwertige Fachfortbildungen ohne Reiseaufwendungen sowie eine moderne Online-Lehre geschaffen, die auch kommende Technologien flexibel integrieren kann.“

Operationstraining jetzt auch online möglich

Zu den seit über drei Jahrzehnten von der HNO-Klinik des UKW veranstalteten Mikrochirurgischen Mittelohr-Kursen gehören neben Live-OPs und Vorträgen traditionsgemäß auch Trainingssitzungen im Felsenbein-Labor. Das Felsenbein ist der Teil des Schädels, der das Mittel- und Innenohr enthält. Im Labor der HNO-Klinik konnten auch in diesem Jahr wieder 24 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer an Präparaten dieses Knochenabschnitts diverse mikrochirurgische Techniken mit Originalgeräten selbst erproben. Als Innovation wurde dieses Angebot heuer erstmals auch als Fernkurs angeboten. Dazu sandte die Klinik zehn interessierten Ärztinnen und Ärzten aus aller Welt vorab ein Set von Übungsmaterialien zu. Dazu gehörten ein in allen Details naturgetreu nachgebildetes Felsenbein aus Kunststoff, die für die Operationen notwendigen Spezialinstrumente sowie eine Endoskop-Kamera. Jedem Teilnehmenden stand ein Teammitglied der HNO-Klinik als Betreuer online zur Seite. Diese konnten über eine Internetverbindung die Aufnahmen der Endoskop-Kamera beim jeweiligen „Schüler“ in Echtzeit sehen und dessen Vorgehen anleiten. „Der Piloteinsatz des wegweisenden Fortbildungsformats hat hervorragend funktioniert. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Lösung die internationale Nachfrage nach unserem Kursangebot in Zukunft noch deutlich erhöhen wird“, kommentiert Prof. Hagen. 

Im Hörsaal: Mit Hilfe einer Polarisationsbrille können kleinste anatomische Strukturen leinwandfüllend dreidimensional und in brillanter Qualität erlebt werden.
Im Hörsaal: Mit Hilfe einer Polarisationsbrille können kleinste anatomische Strukturen leinwandfüllend dreidimensional und in brillanter Qualität erlebt werden. Bild: UKW / Johannes Völker
Im Broadcast-Studie des neuen Mediennetzwerks (von links): Dr. Johannes Völker, Sebastian Heimbeck, Geschäftsführer der Soulution GmbH, und Michael Grünewald, Informationselektroniker der HNO-Klinik.
Im Broadcast-Studie des neuen Mediennetzwerks (von links): Dr. Johannes Völker, Sebastian Heimbeck, Geschäftsführer der Soulution GmbH, und Michael Grünewald, Informationselektroniker der HNO-Klinik. Bild: UKW / Stephanie Wolz
Beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal auch wieder den Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen bei der Durchführung einer OP live beobachten.
Beim diesjährigen Mikrochirurgischen Mittelohr-Kurs konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal auch wieder den Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen bei der Durchführung einer OP live beobachten. Bild: UKW / S. Hagen
Zwei neue Projektoren ermöglichen eine Live-Video-Darstellung in 3D und mit 4K.
Zwei neue Projektoren ermöglichen eine Live-Video-Darstellung in 3D und mit 4K. Bild: UKW / Johannes Völker
Prof. Dr. Kristen Rak, der stellvertretende Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, demonstriert, wie an einem Kunststoff-Felsenbein und mit Hilfe einer Endoskop-Kamera Mittelohr-Operationen auch online erlernt werden können.
Prof. Dr. Kristen Rak, der stellvertretende Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, demonstriert, wie an einem Kunststoff-Felsenbein und mit Hilfe einer Endoskop-Kamera Mittelohr-Operationen auch online erlernt werden können. Bild: UKW / Johannes Völker

Auslöser für eine Typisierungsaktion für Stammzellenspenderinnen und –spender im Landratsamt Würzburg war die lebensgefährliche Knochenmarkserkrankung der siebenjährigen Mara. Ihr Onkel, Markus Feser, ist Mitarbeiter des Landratsamtes und fiebert mit Maras Familie mit, ob ein passender Stammzellenspender gefunden werden kann, um das Leben von Mara zu retten.

Auf Fesers Initiative hin organisierte das Landratsamt Würzburg eine Typisierungsaktion, um möglichst viele neue Spenderinnen und Spender in die Stammzellenspenderdatei des „Netzwerks Hoffnung“ der Universitätsklinik aufnehmen zu können. Insgesamt nahmen 39 Personen die Möglichkeit wahr, mit ihrer Speichelprobe beizutragen, dass eventuell Mara – oder den zahlreichen Patienten, die weltweit auf eine passende Stammzellenspende warten – geholfen werden kann. 

Hoffnung spenden und Leben retten

Dr. med. Sabine Kuhn stand fünf Stunden lang mit dem Team des „Netzwerks Hoffnung“ der Uniklinik Würzburg im Landratsamt bereit, um Speichelproben von Spendenwilligen zu nehmen und zu dokumentieren. Als Unterstützung hatte sie Lilli Adelmann und Klaudia Paluchowska mitgebracht, die sich seit Jahren unter dem Motto „Hoffnung spenden und Leben retten. Für Franken. Für Bayern. Für die ganze Welt.“ einsetzen. 

Landrat Thomas Eberth bedauerte, dass er das erste Mal in seinem Leben für etwas Gutes zu alt sei – denn neu aufgenommene Spendende dürfen nicht älter als 45 Jahre sein. Eberth ist jedoch ohnehin schon seit vielen Jahren in der Spenderdatei registriert und begrüßte das Engagement der Kolleginnen und Kollegen, um nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie wieder auf diese Möglichkeit, Leben zu retten, aufmerksam zu machen. Auch das Gesundheitsamt Würzburg unterstützte mit den Mitarbeiterinnen Iris Bodach und Jeannine Müller-Heppes die Typisierungsaktion.

Dr. Kuhn erklärte: „Viele Patienten mit Leukämie oder ähnlichen Erkrankungen sind wie Mara für ihre Heilung auf eine Stammzelltransplantation angewiesen. Für eine solche Transplantation müssen die Gewebemerkmale zwischen Patient und Spender nahezu vollständig übereinstimmen. Da es jedoch sehr viele unterschiedliche Merkmalskombinationen gibt, ist es oft unglaublich schwierig, einen geeigneten Spender zu finden. Deshalb ist eine Aktion wie heute im Landratsamt unglaublich wertvoll, um möglichst viele Spender in der weltweiten Datenbank zu haben.“

Stammzellenspende fast so einfach wie eine Blutspende

Landrat Eberth informierte sich über den Ablauf, wenn ein Match gefunden wurde, also die Stammzellen von Patient und einem Spender passen. „Es muss schon seit längerem keine Knochenmarksentnahme mehr beim Spender vorgenommen werden“, erklärte Dr. Kuhn. Der Eingriff erfolge ähnlich wie bei einer Blutspende und sei für den Spender nahezu schmerzfrei und in rund fünf Stunden erledigt. Durch Vermehrung der Stammzellen mit einem Medikament können diese fast so einfach wie eine Blutspende gewonnen werden.  „Wir hoffen, dass wir mit der Aktion im Landratsamt dazu beitragen konnten, einem Patienten neue Hoffnung zu schenken“, betonte Landrat Eberth. „Und wir wünschen der kleinen Mara und allen, die auf eine Stammzellenspende warten, alles Gute und hoffentlich rechtzeitig eine passende Spende.“ 

Registrierung auch individuell möglich

Wer sich mit einer Speichelprobe registrieren lassen will, dem sendet das Netzwerk Hoffnung auch ein Typisierungsset nach Hause. Dieses kann kostenlos unter Telefon 0931 201-31325 oder per Mail netzwerk-hoffnung@ ukw.de angefordert werden. 

Die Kosten der Ersttypisierung betragen 40 Euro und werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Diese werden ausschließlich aus privaten Spenden finanziert. Das Netzwerk Hoffnung ist für jede Unterstützung dankbar. Spendenkonto: Netzwerk Hoffnung, HypoVereinsbank Würzburg, IBAN: DE12 7902 0076 0304 5555 05, BIC: HYVEDEMM455

Weitere Informationen gibt es unter www.ukw.de/netzwerke/netzwerk-hoffnung 

 

Pressemitteilung vom Landratsamt Würzburg vom 15. März 2023

 

 

Nach 43 Jahren am UKW und über 6.400 begleiteten Geburten: Hebamme Marianne Ahmed verabschiedet

Seit 1980 in der Geburtshilfe der Würzburger Uniklinik gearbeitet.

Würzburg. Wohl niemand in Würzburg hat mehr Geburten betreut als sie: Nach 43 Jahren an der Uniklinik Würzburg und rund 6.400 von ihr betreute Geburten hatte Marianne Ahmed jetzt ihren letzten Dienst: Nun ist die Hebamme mit 65 Jahren in den wohl verdienten Ruhestand gegangen. Am ersten März 1980 hatte sie nach ihrer Ausbildung zur Hebamme in der Frauenklinik des UKW begonnen, von 2002 bis 2019 war sie Leitende Hebamme im Team der UKW Geburtshilfe.

Vor ihrem letzten Dienst habe sie schon ein „komisches Gefühl zuhause gehabt“. Dann überlegt sie kurz: „Ich freue mich aber nun auf Tage ohne Dienstplan, auf die Arbeit in meinen neuen Kleingarten und viele Touren mit dem Elektro-Rad.“ Aber die leidenschaftliche Hebamme gibt auch zu: „Der Abschied fällt natürlich ein wenig schwer. Wir sind ein tolles Team. Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Hebammen funktioniert toll. Das ist enorm wichtig.“

„Ihre Kompetenz, ihre Empathie und ihr großer Erfahrungsschatz waren eine enorme Stütze für unser Team der Geburtshilfe. Im Namen der gesamten Frauenklinik bedanke ich mich bei Frau Ahmed für ihren jahrzehntelangen Einsatz. Für den Ruhestand wünschen wir ihr alles erdenklich Gute“, betont Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am UKW. „Für sie stand immer das Wohl der Frau und der Familien im Vordergrund, auf sie war immer Verlass“, so ihre langjährigen Kolleginnen im Kreißsaal.

Bei der Frage nach der Anzahl der Geburten, dies sie begleitet hat, kommt Marianne Ahmed ins Rechnen. Um die 6.400 dürften es gewesen sein – grob überschlagen. „Natürlich sind da Momente dabei, die bleiben – viele intensive Erinnerungen. Und für mich stand auch immer fest, dass ich an einem Haus der Maximalversorgung wie dem UKW arbeiten wollte. Das hat sich nie geändert.“

Fast zwei Jahrzehnte war sie zudem Leitende Hebamme am UKW, bevor sie diese Aufgabe 2019 abgab. Denn auch das sagt sie im Rückblick: „Es ist ein fordernder und ein anstrengender Beruf.“ Die letzten drei Jahre standen natürlich auch im Zeichen der Corona-Pandemie – „eine große zusätzliche Herausforderung, die wir gemeinsam geschafft haben.“ Seit ihrem Dienstantritt 1980 war sie im Kreißsaal an der praktischen Ausbildung der Hebammenschülerinnen beteiligt, zuletzt auch aktiv im Rahmen des neuen Studiengangs Hebammenwissenschaft. Etwa 690 Hebammen hat sie in dieser Zeit praktisch ausgebildet - übrigens in der Tat alles Frauen. 

Als einen großen Glückfall bezeichnet sie die Fortschritte in der Versorgung von Frühgeborenen: „Diese Entwicklung hat vielen Familien großes Glück gebracht“, so Ahmed. Gleichzeitig weist sie auf andere Trends hin: Mehr Kaiserschnitte als früher, Babys mit mehr Gewicht und das steigende Alter der Mütter. „Es hat sich viel getan“, überlegt sie beim Blick auf ihre Zeit an der Würzburger Uniklinik. Natürlich war der technische Fortschritt groß, aber eines war ihr immer wichtig: „Ich war stets eine analoge Hebamme. Dieses Wissen wollte ich auch immer an künftige Hebammen weitergeben. Etwa: Wie ertaste ich das Kind richtig? Wie kann ich die Herztöne richtig abhören?“

Jetzt werden andere Kolleginnen dieses Wissen weitergeben. Und Marianne Ahmed freut sich darauf, mehr Zeit für ihren Enkelsohn zu haben, denn: „Der kam bislang viel zu kurz.“

Hausärztliche Praxisteams und Bürger als Co-Forscher

Das Bayerische Forschungsnetz in der Allgemeinmedizin (BayFoNet) zieht beim Beiratstreffen in Würzburg Zwischenbilanz und wagt den Blick nach vorn

Beim Beiratstreffen in der vergangenen Woche in Würzburg zogen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf beteiligten bayerischen Institute für Allgemeinmedizin Zwischenbilanz.
Das BayFoNet Team mit den Beiratsmitgliedern zu Gast in den Räumlichkeiten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in Würzburg. © Kirstin Linkamp / UKW

Die Forschung in der Allgemeinmedizin durch Kooperationen von hausärztlichen Praxen und der universitären Allgemeinmedizin in Bayern zu fördern, das ist das große Ziel des Bayerischen Forschungsnetzes in der Allgemeinmedizin, kurz BayFoNet. „Das heißt, wir wollen Forschungsfragen aus der ambulanten Versorgung zusammen mit den Praxen untersuchen, die Forschungserkenntnisse zeitnah und zielgruppenspezifisch in die Regelversorgung transferieren, den hausärztlichen Nachwuchs in die Forschung integrieren und dazu befähigen, eigene Forschungsideen zu entwickeln und umzusetzen und schließlich die Bürgerinnen und Bürger am Forschungsprozess beteiligen“, erklärt die Projektleiterin und Sprecherin Prof. Dr. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg.

BayFoNet wird seit dem Jahr 2020 für insgesamt fünf Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben den Universitätskliniken Erlangen und Würzburg, dem Klinikum der Universität München und dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München gehört seit November 2022 auch das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Augsburg zum BayFoNet. Beim Beiratstreffen in der vergangenen Woche in Würzburg zogen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf beteiligten bayerischen Institute für Allgemeinmedizin Zwischenbilanz.

Mehr als 100 Mitgliedspraxen zertifiziert

Inzwischen haben mehr als 200 hausärztliche Praxen ihr Interesse an einer Teilnahme am BayFoNet angemeldet. 118 Praxen von ihnen haben bereits alle Akkreditierungskriterien erfüllt und ein BayFoNet-Mitglieds-Zertifikat erhalten. In zwölf regionalen Ideenwerkstätten brachten knapp 40 Hausärztinnen und Hausärzte ihre Expertise bei der Entwicklung und Durchführung von Studien ein. Eine erste, von Hausarztpraxen selbst initiierte und entwickelte Studie steht kurz vor dem Start. Aktuell werden zwei Pilotstudien zur Mikroskopie beim unkomplizierten Harnwegsinfekt sowie zur Implementierung eines Online-Schulungsprogramms für Menschen mit Asthma durchgeführt, die zur Prüfung der Funktionalität des Netzwerkes dienen sollen. Daneben werden an den fünf Standorten 14 weitere Studien durchgeführt, welche auf die Infrastruktur zurückgreifen. Daraus sind jeweils 16 wissenschaftliche Publikationen und Tagungsbeiträge entstanden

Bürgerinnen und Bürger werden am Forschungsprozess beteiligt

Ein besonderes Augenmerkt wird im BayFoNet auf die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und hausärztlichen Praxisteams gelegt. Knapp 50 Personen aus der Bevölkerung konnten bisher gewonnen werden, sich in einer der 18 stattgefundenen Bürgerforen und Bürgerbeiräten einzubringen. Wer an der Forschung Interesse hat und mithelfen möchte, wissenschaftliche Untersuchungen so zu gestalten, dass diese auch nachvollziehbar sind, ist herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Informationen liefert die Webseite bayfonet.de 

„Patienten finden es toll, wenn sich die Praxis für die Wissenschaft interessiert“

Des Weiteren möchten sich die Netzwerkpartner in den nächsten zwei Jahren dem Thema der Datenverarbeitung widmen. Wie innerhalb des Netzwerkes gilt auch hier, dass ohne Vertrauen kein Austausch erfolgen kann. Dabei gilt es zu klären, welche Daten auf bayerischer, aber auch nationaler Ebene zu welchen Zwecken standardisiert erhoben und geteilt werden sollen und wie eine technische Umsetzung konkret aussehen kann.

Erste Ergebnisse der Prozessevaluation weisen darauf hin, dass die hausärztlichen Praxisteams durch ihre Mitgliedschaft im BayFoNet, ihre aktive Mitwirkung und Vernetzung eine Stärkung der Allgemeinmedizin erleben. Zudem sehen sie es als berufliche Entwicklung sowie Fortbildungsmöglichkeit für das Praxispersonal an. „Die Patienten finden es toll, wenn sie merken, dass sich die Praxis für die Wissenschaft interessiert. Das wertet meine Praxis auf", so eine Rückmeldung eines Hausarztes.

„Wir sind auf einem sehr guten Weg“, freut sich Ildikó Gágyor und dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz, generell im BayFoNet und konkret beim zweitätigen Beiratstreffen. Wichtige Impulse und Rückmeldungen beim Treffen in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in Würzburg kamen von den Beiratsmitgliedern Prof. Frank Sullivan von der University St. Andrews, Prof. Alena Buyx von der TU München sowie Prof. Klaus Berger von der Universität Münster. Die Prodekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg, Prof. Katrin Heinze, sowie Prof. Dr. Thomas Ewert vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stimmten die Anwesenden mit Grußworten auf die Veranstaltung ein.

Kontakt

Für interessierte Hausarztpraxen, die Teil des BayFoNet werden möchten, steht Christian Kretzschmann als Ansprechpartner zur Verfügung unter E-Mail: Kretzschma_C@ukw.de oder Tel: 0931 201 47808. Weitere Informationen finden Sie unter www.bayfonet.de 

Beim Beiratstreffen in der vergangenen Woche in Würzburg zogen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf beteiligten bayerischen Institute für Allgemeinmedizin Zwischenbilanz.
Das BayFoNet Team mit den Beiratsmitgliedern zu Gast in den Räumlichkeiten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in Würzburg. © Kirstin Linkamp / UKW