Verbesserte Diagnostik von Kronen-Wurzel-Frakturen

Studie des UKW liefert praxisrelevante Erkenntnisse für das Frakturmanagement nach Zahnunfall – Tagungsbestpreis der DGET für die beste wissenschaftliche Studie geht an Ralf Krug

Würzburg. Zähne mit einer sogenannten Kronen-Wurzel-Fraktur sind in der Regel kompliziert zu behandeln. Der Bruch verläuft nämlich von der sichtbaren Zahnkrone meist tief in die Zahnwurzel hinein und manchmal sind auch kleinere gelockerte Bruchstücke vorhanden. Eine frühere Studie aus der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie des Zahnunfallzentrums am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) zeigte bereits, dass nach einer Wiederbefestigung solcher Fragmente oftmals Komplikationen auftreten und die Langzeitergebnisse begrenzt sind (Soliman et al. 2020*).

Welche therapeutisch relevanten Erkenntnisse lassen sich abhängig von Art und Umfang der Primärdiagnostik für die Behandlung von Zähnen mit Kronen-Wurzel-Fraktur ableiten? 

In einer weiteren Studie untersuchte die Würzburger Forschergruppe verschiedene zahnerhaltende Techniken und ermittelte eine Überlebensrate von 89,2 % sowie eine Komplikationsrate von 19 % nach 3,6 Jahren (Krug et al. 2024**). Um herauszufinden, wie gut sich die genaue Lage und Tiefe solcher Frakturen mit verschiedenen Untersuchungsmethoden feststellen lassen und welche Erkenntnisse für die Behandlung wichtig sind, wertete Privatdozent Dr. Ralf Krug, Oberarzt und Spezialist für Endodontologie am UKW, die Befunde der Primärdiagnostik noch einmal genauer aus. 

Tagungsbestpreis der Deutschen Gesellschaft für Endotontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) e.V.

Seine Ergebnisse stellte Ralf Krug am 22. November 2024 bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e.V. (DGET) in Hamburg vor. Für die Präsentation*** erhielt er nun bei dem diesjährigen Kongress, der vom 30.Oktober bis 1. November 2025 in Berlin stattfand, den wissenschaftlichen Tagungsbestpreis.

Insgesamt wurden 28 Patientinnen und Patienten mit 38 Kronen-Wurzel-Frakturen, überwiegend an Schneidezähnen untersucht. Bei jedem Patienten wurde dazu eine gründliche klinische Untersuchung mit Fotos, Röntgenaufnahmen und einer speziellen hochauflösenden digitalen Volumentomografie (DVT) in 3D durchgeführt. So konnten Merkmale wie die genaue Bruchlage, die Tiefe der Fraktur, feine Risse (Infraktionen) sowie zusätzliche Brüche in der Wurzel oder im Kieferknochen beurteilt werden. 

3D-Aufnahmen verbessern Primärdiagnostik von Kronen-Wurzel-Frakturen

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass 3D-Aufnahmen besonders hilfreich bei der Erstuntersuchung sein können, um aus zahnerhaltender Sicht die nötige Tiefe der Fraktur zu beurteilen und eventuelle zusätzliche Wurzelbrüche auszuschließen“, sagt Ralf Krug. „Vor einer Therapie ist jedoch eine gründliche klinische Inspektion der Frakturfläche unerlässlich, um Infraktionen, also feinste Risse, und Teilfragmente zu erkennen.“

Meist sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von Zahnunfällen betroffen. In diesem Alter können keine Zahnimplantate gesetzt werden. Daher ist es sehr sinnvoll, die traumatisch geschädigten Zähne so zuverlässig wie möglich einschätzen zu können. „Unsere Daten zeigen, dass bei präziser Primärdiagnostik in sehr vielen Fällen auch Zähne mit Kronen-Wurzel-Fraktur stabil und langfristig erhalten werden könnten“, verdeutlicht Ralf Krug. 

Das Projekt wurde im Rahmen eines DGR²Z-GC-Grants der deutschen Fachgesellschaft für restaurative und regenerative Zahnerhaltung (DGR²Z) in Kooperation mit dem Dentalunternehmen GC Germany GmbH gefördert. 

Studien:

*Soliman et al. 2020 konnten für die Therapie der adhäsiven Fragmentbefestigung bis zu 56.8 % (25/44) restaurative und 22.7 % (10/44) endodontische Komplikationen feststellen. Das funktionelle Überleben der refixierten Fragmente betrug 66.7 % (26/39) nach ⌀ 9.5 Jahren. Soliman S, Lang LM, Hahn B, Reich S, Schlagenhauf U, Krastl G, Krug R. Long-term outcome of adhesive fragment reattachment in crown-root fractured teeth. Dent Traumatol. 2020 Aug;36(4):417-426. https://doi.org/10.1111/edt.12550

**Krug R, Soliman S, Reich S, Winkler A, Hahn B, Krastl G. Parodontaler Status nach Therapie von Zähnen mit Kronen-Wurzel-Fraktur – eine prospektive Beobachtungsstudie. Gemeinsame Jahrestagung DGZ & DGPRO, 13.-15. Juni 2024, Leipzig (Kurzpräsentation, PDF)

***Krug R, Soliman S, Connert T, Kroeger AT, Dietrich T, Krastl G. Detektion von Frakturmustern bei Zähnen mit Kronen-Wurzel-Fraktur im Rahmen der Primärversorgung. 13. Jahrestagung DGET, 21.-23. November 2024, Hamburg (Kurzpräsentation, PDF)

Ralf Krug und Edgar Schäfer stehen vor einer Logo-Wand - Ralf Krug hält die Urkunden in der rechten Hand.
Privatdozent Dr. Ralf Krug (links) erhält von Prof. Dr. Edgar Schäfer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und dentale Traumatologie, den Tagungsbestpreis 2024 für die beste „Wissenschaftliche Studie“. Bildquelle DGZMK/Jonas Güttler
Ansicht von segmentierten 3D-DVT-Aufnahmen verschiedener Zähne mit Kronen-Wurzel-Fraktur

Privatdozent Dr. Ralf Krug (links) erhält von Prof. Dr. Edgar Schäfer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und dentale Traumatologie, den Tagungsbestpreis 2024 für die beste „Wissenschaftliche Studie“. Bildquelle DGZMK/Jonas Güttler

Ansicht von segmentierten 3D-DVT-Aufnahmen verschiedener Zähne mit Kronen-Wurzel-Fraktur