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Arbeiten im neurochirurgischen OP – Interview mit Jennifer B.

Jennifer, möchten Sie erzählen, wie Sie im neurochirurgischen OP gelandet sind?

In den OP bin ich mehr oder weniger reingerutscht. Ich habe von 2003 bis 2006 meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester am UKW gemacht. Danach wollte ich eigentlich in der Kinderklinik bleiben, aber dort waren alle Stellen besetzt. Mir wurden dann eine Stelle im neurochirurgischen OP und eine im HNO-OP angeboten. Ich habe mein Examen auf „Blaue Berge“, der neurochirurgischen Kinderstation, abgelegt und hatte deshalb auch einen längeren Einsatz dort. Daher kannte ich die neurochirurgischen Kinderärzte und die Krankheitsbilder schon ganz gut. Die beiden Gründe haben mich damals überzeugt, im neurochirurgischen OP anzufangen. Jetzt bin ich seit 2006 hier und habe es noch keinen Tag bereut.

Ein paar Worte zum neurochirurgischen OP?

Wir haben fünf Operationssäle: drei Erwachsenen-Säle, einen Kinder-Saal und einen aseptischen Saal, dazu drei Schleusen. Wir operieren bei Tageslicht. Überhaupt sieht unser OP nicht so aus wie man sich einen OP klischeehaft vorstellt – wir haben helle, tapezierte Räume, weiße Wände, keine Fliesen, nicht viel Blech.

Täglich wird in vier Sälen operiert, weshalb jeden Tag neun OP-Pflegekräfte, zwei pro Saal und ein Springer, geplant sind. Dieser Springer hilft überall, wo Bedarf ist, aus, übernimmt die Pausenablöse oder ist für die Einarbeitung von neuen Mitarbeitern da.

Im neurochirurgischen OP operieren wir zum einen elektiv geplante Patienten, wie mit einem Bandscheibenvorfall oder Hirntumor. Zudem versorgen wir Notfall-Patienten. Das sind vor allem Menschen mit Hirnblutungen und Aneurysmen, aber auch Patienten nach einem Unfall, bei denen zum Beispiel ein Kopf- oder Wirbelsäulentrauma vorliegt. 

Bei Notfällen, die mit dem Hubschrauber kommen, wird immer abgewogen, ob der Patient vom Schockraum im ZOM noch runter zu uns in die Kopfklinik verlegt werden kann oder nicht. Wenn das zu riskant ist, kommt das neurochirurgische OP-Team mit Vollgas aus der Kopfklinik in den ZOM-OP. Für solche Fälle haben wir dort ein Notfallset und können dann meist im unfallchirurgischen OP loslegen.

Unser OP ist zudem nur durch eine rote Linie am Boden vom HNO- und Augen-OP getrennt. Wenn zum Beispiel kurzfristig Kollegen krank sind, dann schauen alle Bereiche, dass man dem anderen Bereich helfen kann. Wir rotieren alle und stehen im ständigen Austausch miteinander. Denn wenn man als neurochirurgische OP-Pflegekraft mehrere Tage lang im Augen-OP war, hat man auch keine Angst mehr davor, sich nicht zurechtzufinden. Dieses „Hand-in-Hand“-Arbeiten ist uns enorm wichtig, dadurch ist hier eine richtig familiäre Atmosphäre entstanden.  Auch privat gehen wir ganz gerne miteinander zum Essen oder Bowlen.

Aber auch mit den anderen OP-Abteilungen des Uniklinikums sind wir gut vernetzt. So kommt es beispielsweise vor, dass wir gemeinsam mit den Kollegen aus der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie fachübergreifend operieren.

Sie haben erwähnt, dass Sie auch Kinder operieren. Möchten Sie darüber etwas erzählen?

Wir operieren im Schnitt zwei Kinder pro Woche. Im Kinder-Saal hat es meistens rund 28 Grad, da Kinder schnell viel Wärme verlieren. Wenn wir zum Beispiel ein neugeborenes Baby mit offenem Rücken operieren, liegt es mit dem ganzen Rücken brach und kühlt dementsprechend schnell aus. Da ist Wärme essenziell. Mit Kittel, Mundschutz und Haube und vielleicht noch einer Röntgenschürze wird es für die instrumentierende Pflegekraft da drin schnell richtig warm. Das heißt dann für uns: viel Trinken und so viel kleine Pausen wie möglich. Aber an diese Besonderheit muss man sich auf jeden Fall erst einmal gewöhnen.

Welche Eigenschaften braucht es also Ihrer Ansicht nach, um als Pflegekraft im OP gute Arbeit zu machen?

Man muss gar nicht zwingend Gesundheits- und Krankenpflegekraft sein. Bei uns arbeiten auch Operationstechnische Assistenten und wir hatten auch mal eine Medizinische Fachangestellte als Kollegin. Jetzt ist ganz frisch eine Pflegekraft nach der Ausbildung bei uns gestartet, sowie ein Pfleger von den Philippinen. Neben der fachlichen Kompetenz ist ein dickes Fell wichtig, man darf sich die ganzen Schicksalsschläge und Unfälle nicht zu nahe gehen lassen. Denn die beschäftigen einen vor allem am Anfang sehr. Mir persönlich hilft meine etwas weitere Anfahrt zur Arbeit. Ich kann meine Sorgen gut auf der Strecke lassen. Zu uns werden schwerstkranke Patienten aus einem riesigen Umkreis verlegt. Wir können nicht jedem Patienten helfen, das muss uns allen bewusst sein. Das Team weiß, dass meine Tür  jederzeit offen steht, wenn jemand Redebedarf haben sollte.

Wie schaffen Sie es bei all der Technik auf dem neuesten Stand zu bleiben?

Jeden ersten Montag im Monat ist Fortbildung angesagt. Alle, die an diesem Tag Frühdienst haben, sind da dabei. An diesem Tag fängt das OP-Programm auch etwas später an. Die gewünschten Themen frage ich immer davor ab. Zur Montagmorgen-Fortbildung werden oft Vertreter eingeladen. Die erklären dann zum Beispiel neue Schraubensysteme. 

Bei größeren Neuerungen gibt es extra Schulungen. Die sind dann auch Pflicht. Vor Kurzem wurde uns zwei Tage lang das neue Durchleuchtungsgerät von Vertretern der Firma erklärt und jeder durfte das Gerät bedienen, fahren und strahlen.
 

Was macht die Arbeit am UKW für Sie so besonders? Auch nach 15 Jahren UKW noch nicht genug?

Die Kombination „Super Truppe“ und „High-End-Medizin“ ist für mich perfekt. Man lernt hier nie aus. Beispielsweise leihen wir uns regelmäßig die neusten Instrumente, die es auf dem Markt gibt, aus. Seit Kurzem haben wir unser zweites 3D-Durchleuchtungsgerät. Mit dem kann man nun in zwei Sälen parallel arbeiten. Das Gerät macht intraoperativ eine Durchleuchtungsaufnahme und zeigt uns dann, ob die Clips im Kopf oder Schrauben in der Wirbelsäule korrekt sitzen. Bis man das Gerät in- und auswendig kennt, dauert das schon seine Zeit. Aber dafür muss man hier steril am Tisch keine Röntgenschürze mehr tragen, die ist ja auch ganz schön schwer.

Die Parkinson-OP finde ich auch immer noch faszinierend. Hier sind die Patienten während der OP wach, müssen dabei zeichnen oder reden. Grob gesagt testen hierbei die Kollegen der Neurologie und Elektrophysiologie während der laufenden OP den besten Effekt für den Patienten und ermitteln so die richtige Lage der Stromsonden, sodass der Patient zum Beispiel seinen Tremor losbekommt. Danach können die Patienten meist wieder selbständig eine Suppe löffeln, das ist schon ein toller Erfolg.

Das heißt aber auch, OPs bei uns dauern lange! Eine Parkinson-OP dauert oftmals sechs Stunden. In der Regel ist fast keine OP in weniger als drei Stunden vorbei. Bei uns gibt es keine schnellen Operationen wie beispielsweise bei unseren Kollegen im Augen-OP, wo eine OP manchmal nur 10 bis 20 Minuten dauert. Hier kann es durchaus vorkommen, dass ein OP-Saal den ganzen Tag für einen einzigen Patienten blockiert ist.

Die Vorbereitung für solche langen Operationen ist auch sehr aufwendig. Bis zum Schnitt gehen schon mal eineinhalb Stunden mit aufwendigem Lagern, Arterie legen und so weiter vorbei.

Für mich gibt es auf der Arbeit viele Erfolgserlebnisse: Wenn wir Patientinnen und Patienten operieren, die hier notfallmäßig aufschlagen, bei denen wir manchmal noch nicht mal wissen, wie er oder sie heißt, freut man sich schon ganz besonders, wenn man helfen kann. 

Vielen Dank für diese spannenden Eindrücke, Jennifer. Eine letzte Frage: Wie geht’s für Sie beruflich weiter?

Ich bin seit März 2019 Bereichsleitung des neurochirurgischen OPs. Deshalb beginne ich jetzt in 2020 mit dem Stationsleitungskurs hier an der Akademie. Der Kurs geht über zwei Jahre; man ist mehrmals im Jahr immer eine komplette Woche an der Akademie. Die Kosten dafür werden von der Uni übernommen.

Mein Ziel ist außerdem, dass sich immer einer aus unserem OP-Team in der Fachweiterbildung OP befindet. Die biete ich meinen Kollegen immer nach circa ein bis zwei Jahren Berufserfahrung an, wenn man sich schon ein bisschen auskennt.

Hier geben dir die Kollegen Einblicke, was sie bei ihrer Arbeit als OP-Pflegekraft und Operationstechnischer Assistent umtreibt.

Arbeiten im OP heißt für mich, den Ablauf von Leben verstehen.

Lukas B. spricht über die Ausbildung zum OTA und die Aufgaben im ZOM-OP.

Ständige Abwechslung ist vorprogrammiert.

Carl G. erzählt über seine Arbeit als OTA im allgemeinchirurgischen OP.
 

Auf die Zusammenarbeit in der Kopfklinik bin ich sehr stolz.

Corinna H. gibt einen Einblick in ihre Arbeit im HNO-OP.
 

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