paper place Archiv 1. Quartal 2025

App verbessert Ergebnisse und Lebensqualität von Patienten mit Hand- und Fußekzemen

Chronische Hand- und Fußekzeme sind nicht nur schmerzhaft und mit starkem Juckreiz verbunden, sondern schränken auch die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein. Ziel der Studie, bei der Astrid Schmieder als Seniorautorin fungierte, war es herauszufinden, ob eine speziell entwickelte Smartphone-App dabei helfen kann, Symptome besser zu kontrollieren und die Lebensqualität zu steigern.

Die App ermöglichte es den Nutzerinnen und Nutzern, den Zustand ihrer Haut regelmäßig zu dokumentieren, Symptome wie Juckreiz oder Rötungen zu bewerten, Fotos der betroffenen Stellen hochzuladen und die gesammelten Informationen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu teilen. In einer randomisierten Studie wurden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe nutzte zusätzlich zur Standardtherapie die App, die andere erhielt nur die übliche Behandlung.

Die Ergebnisse zeigen: Die Nutzerinnen und Nutzer der App konnten ihre Symptome besser kontrollieren, fühlten sich stärker in ihre Behandlung eingebunden und berichteten insgesamt über eine bessere Lebensqualität. Das Studienteam aus Mannheim, Heidelberg, Erlangen und Würzburg kommt zu dem Schluss, dass digitale Gesundheitsanwendungen wie diese App eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Versorgung darstellen können – vor allem, weil sie die Eigenverantwortung der Betroffenen stärken und die Kommunikation mit dem medizinischen Personal verbessern.

 

Bruch A, Weigandt W, Schardt Y, Herr R, Benecke J, Schmieder A. Improving Outcomes and Quality of Life for Patients With Hand and Foot Eczema: Randomized Study of a Patient-Centered Monitoring App. J Med Internet Res 2025;27:e52159. doi: 10.2196/52159PMID: 39836950PMCID: 11795157

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Wie das pflanzliches Protein MDL1 mit menschlichem Entzündungsfaktor MIF beim akuten Lungenversagen zusammenwirkt

In der im FASEB Journal veröffentlichten Studie hat ein internationales Team mit Beteiligung des UKW untersucht, wie ein pflanzliches Protein aus der Modellpflanze Arabidopsis thaliana mit dem menschlichen Entzündungsfaktor MIF (Macrophage Migration Inhibitory Factor) zusammenwirkt.

Schema der synergistischen Verstärkung von MDL1 auf MIF-induzierte Parameter der Lungenentzündung. Obwohl es bei alleiniger Verabreichung keine messbare Wirkung hat, verstärkt das pflanzliche MDL1 die MIF-induzierte Expression wichtiger Entzündungsmediatoren und die Rekrutierung von Leukozyten höchstwahrscheinlich durch Komplexbildung. © Spiller L et al. FASEB J. 2025 Mar 31; doi: 10.1096/fj.202403301R.

Während die Wechselwirkungen des menschlichen Immunsystems mit Bakterien, Viren oder Parasiten gut erforscht sind, ist über direkte Interaktionen mit pflanzlichen Proteinen bisher wenig bekannt – obwohl Pflanzenbestandteile regelmäßig über Hautkontakt, Inhalation oder Nahrung aufgenommen werden. 

Es zeigte sich, dass das pflanzliche Protein MDL1 allein keine Wirkung auf die Lunge hatte, jedoch in Kombination mit MIF die Entzündungsreaktion und Zellinfiltration in einem Mausmodell für akutes Lungenversagen (ALI) deutlich verstärkte. Die Studie liefert damit neue Hinweise, dass pflanzliche Proteine gezielt in menschliche Entzündungsprozesse eingreifen können – ein spannender und bislang wenig verstandener Bereich der Immunforschung.

Während therapeutische Ansätze zur Hemmung von MIF bisher vor allem auf kleine Moleküle, Peptide oder Antikörper setzen, könnten zukünftig auch gezielte Eingriffe in die neu entdeckte Interaktion zwischen MIF und pflanzlichen MDL-Proteinen eine vielversprechende Strategie zur Behandlung MIF-vermittelter Erkrankungen darstellen.

 

Lukas Spiller, Lin Zhang, Simona Gerra, Christian Stoppe, Patrick Scheiermann, Thierry Calandra, Elias Lolis, Ralph Panstruga, Jürgen Bernhagen, Adrian Hoffmann. In vivo synergistic enhancement of MIF-mediated inflammation in acute lung injury by the plant ortholog Arabidopsis MDL1. FASEB J. 2025 Mar 31;39(6):e70489. doi: 10.1096/fj.202403301R. PMID: 40134325; PMCID: PMC11937861.

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Mangelnde Berichterstattung zur Ethikgenehmigung

Systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen bilden die Grundlage der evidenzbasierten Medizin, wobei die Vertrauenswürdigkeit maßgeblich von den eingeschlossenen randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) abhängt. Die Ethikgenehmigung einer RCT gilt als Mindestanforderung für die Gewährleistung der Integrität klinischer Forschung.

In der im BMJ Open veröffentlichten meta-epidemiologischen Studie hat ein Team der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie die Ethikgenehmigungen von 188 RCTs aus 23 Übersichtsarbeiten systematisch mit dem Research Integrity Assessment Tools (RIA) untersucht. Nur 53% der RCTs berichteten vollständig und adäquat über die Ethikgenehmigung.

Die mangelnde Berichterstattung über die Ethikgenehmigung in RCTs stellt eine Herausforderung für die Bewertung der Integrität im Rahmen von RIAs dar. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit international standardisierter Berichtsrichtlinien zur Ethikgenehmigung für publizierte RCTs.

 

Florencia Weber, Tamara Pscheidl, Emma Sydenham, Patrick Meybohm, Stephanie Weibel. Investigation of ethics approval as part of a research integrity assessment of randomised controlled trials in COVID-19 evidence syntheses: a meta-epidemiological study. BMJ Open. 2025 Mar 24;15(3):e092244. doi: 10.1136/bmjopen-2024-092244. PMID: 40132830; PMCID: PMC11934354.

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Planetarische Gesundheitserziehung in der medizinischen Ausbildung in Deutschland

Die multiplen ökologischen Krisen unserer Zeit, etwa Klimawandel, Umweltverschmutzung und Biodiversitätsverlust, haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit. Um angehende Ärztinnen und Ärzte auf diese Herausforderungen vorzubereiten, gewinnt die Planetary Health Education (PHE) zunehmend an Bedeutung. Doch wie weit diese Inhalte in der medizinischen Ausbildung in Deutschland bereits verankert sind, war bislang unklar.

Im Rahmen des PlanetMedEd-Projekts wurden strukturierte Interviews sowie eine bundesweite Online-Befragung an allen 39 medizinischen Fakultäten durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Zwar bieten 90 % der Fakultäten PHE-Aktivitäten an, doch handelt es sich in der Mehrheit um freiwillige Wahlangebote. Pflichtveranstaltungen bleiben die Ausnahme. Besonders transformativ wirkende Lernziele wie Kommunikationskompetenz, Nachhaltigkeit oder interdisziplinäre Zusammenarbeit, fanden sich überwiegend in Wahlveranstaltungen mit aktiver Studierendenbeteiligung.

Die Studie verdeutlicht, dass trotz gestiegener Aktivität eine systematische, verpflichtende Integration von Planetary Health in die medizinischen Curricula bislang fehlt. Um die Gesundheitsversorgung zukunftsfähig zu gestalten, braucht es verbindliche Vorgaben, interdisziplinäre Kooperationen und innovative Lehrformate, die nicht nur Wissen, sondern auch Werte und Handlungskompetenzen vermitteln.

 

Fabio Grieco; Sandra Parisi; Anne Simmenroth; Michael Eichinger; Janina Zirkel; Sarah König; Jana Jünger; Eva Geck; Eva-Maria Schwienhorst-Stich. Planetary Health Education in Undergraduate Medical Education in Germany: Results from Structured Interviews and an Online Survey within the National PlanetMedEd Project. Front. Med. 2025, 11. https://doi.org/10.3389/fmed.2024.1507515

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Tabakentwöhnung stärker in allgemeinmedizinische Lehre integrieren

Die Vermittlung effektiver Tabakentwöhnungskompetenzen ist ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Ausbildung. Das Institut für Allgemeinmedizin des UKW entwickelte ein longitudinales Lehrkonzept auf Basis des 5A-Modells, um Medizinstudierende frühzeitig und praxisnah für die Beratung zur Tabakentwöhnung zu qualifizieren.

Das Wort "Stop" gelegt aus gerauchten Zigaretten

Die 2025 veröffentlichte Studie zeigt, dass die Umsetzung im Rahmen des Hausarztpraktikums erfolgreich ist, insbesondere wenn Hausärztinnen und -ärzte sowie reale Gespräche mit Patientinnen und Patienten in die Lehre integriert werden. Studierende, die mit echten Personen Beratungsgespräche führten, berichteten von einem gestärkten Vertrauen in ihre kommunikativen Fähigkeiten und einer positiveren Haltung gegenüber präventivmedizinischer Beratung.

Die Ergebnisse unterstreichen den Mehrwert authentischer Lerngelegenheiten und legen nahe, Tabakentwöhnung als praktisches Thema stärker in die allgemeinmedizinische Lehre zu integrieren.

 

Jessica Ruck; Elena Tiedemann; Jessica Sudmann; Andrea Kübler; Anne Simmenroth. Evaluating the longitudinal effectiveness of a smoking cessation counselling course based on the 5A model for medical students in family medicine placement.  GMS J Med Educ 2025, 42(1). 

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Das Wort "Stop" gelegt aus gerauchten Zigaretten
Verbleibende Symptome bei nicht hospitalisierten Patienten mit COVID-19

Viele nicht-hospitalisierte COVID-19-Patientinnen und Patienten berichten auch Monate nach der Infektion über anhaltende körperliche und psychische Beschwerden.

Die im BMC Primary Care veröffentlichte prospektive Erhebungsstudie, durchgeführt im April/Mai 2021 in Deutschland, untersuchte typische Post-COVID-Symptome und deren Auswirkungen auf den Alltag über sechs Monate hinweg. Sie war Teil der internationalen CALIP-Studie in elf europäischen Ländern – u. a. Schweden, Niederlande, Italien, Spanien und Ungarn – und wurde in Deutschland mit erweitertem Fokus auf die mentale Gesundheit ausgewertet. 

Nach zwölf Wochen litten noch 48,3 Prozent der Teilnehmenden an Symptomen wie Fatigue oder Konzentrationsstörungen. Ein Drittel war im Alltag eingeschränkt, jede fünfte Person zeigte psychische Belastungen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung früher psychosozialer Diagnostik in der hausärztlichen Versorgung zur Prävention langfristiger Folgen.

 

Jörn Rohde, René Bundschuh, Yvonne Kaußner und Anne Simmenroth. Lingering Symptoms in Non-Hospitalized Patients with COVID-19 - a Prospective Survey Study of Symptom Expression and Effects on Mental Health in Germany. BMC Prim Care 2025, 26 (1), 94. https://doi.org/10.1186/s12875-025-02784-3.

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