In dieser zweiteiligen Studie spielten 54 Teilnehmende ein Vertrauenspiel mit vier anonymen Partnern, die entweder als „kooperativ“ oder „individualistisch“ vorgestellt wurden – während ihre Hirnaktivität (EEG) gemessen wurde. Das Verhalten der Partner entsprach dann entweder ihrer vorherigen Beschreibung oder widersprach ihr. Anschließend wurde über drei Tage hinweg das alltägliche Vertrauen der Teilnehmenden im realen Leben erfasst.
Die Ergebnisse zeigten, dass negative Vorurteile zu weniger Vertrauen führten, selbst wenn sich die Person kooperativ verhielt. Positive Erwartungen blieben stabil, sofern sie bestätigt wurden – wenn nicht, sank das Vertrauen. Auch in einzelnen Durchgängen zeigte sich: Wer einen schlechten Ruf hatte, dem wurde selbst nach gutem Verhalten weiterhin weniger vertraut – dies spiegelte sich auch in geringerer Hirnaktivität (fronto-laterale Theta-Wellen) wider. Die individuellen Labormaße standen mit den Vertrauensentscheidungen in der realen Welt in Verbindung.
Kilian Stenzel, Martin Weiß, Grit Hein. A Negative Reputation Reduces Trust Despite Trustworthy Behavior. Psychophysiology. Volume 62, Issue 8. 2025. https://doi.org/10.1111/psyp.70102