FKBP5-Methylierung bei Nebenniereninsuffizienz: Neue Erkenntnisse zur Beurteilung der Qualität der Glukokortikoid-Ersatztherapie

Menschen mit Nebenniereninsuffizienz können kein oder zu wenig Cortisol (ein lebenswichtiges Stresshormon) produzieren und benötigen deshalb eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden (GK wie z. B. Hydrocortison). Doch es ist oft schwierig einzuschätzen, ob diese Behandlung zu viel, zu wenig oder genau richtig dosiert ist. Ein Gen namens FKBP5 spielt dabei eine Rolle: Je weniger es methyliert ist, desto aktiver ist das Gen, was mit höheren Cortisondosen korreliert.

Ein Team der Endokrinologie, allen voran Irina Chifu und Stefanie Hahner, wollte wissen, ob sich dieser sogenannte Methylierungsstatus von FKBP5 eignet, um die Qualität der Cortison-Ersatztherapie zu beurteilen.

Sie untersuchten in einer explorativen Querschnittsanalyse mit 120 Patientinnen und Patienten mit chronischer Nebenniereninsuffizienz das Methylierungsmuster des FKBP5-Gens und verglichen es mit der tatsächlichen Medikamentendosis (Hydrocortison), den Cortisolwerten im Speichel und Urin, ärztlichen Therapieempfehlungen und einem klinischen Bewertungsmaß zur Einschätzung der Cortisolexposition. Außerdem wurde der Vergleich zu einer Patientengruppe gezogen, die zu viel Cortisol produziert, also Patientinnen und Patienten mit hormonproduzierendem Nebennierentumor (CPA).

Es zeigte sich, dass weniger Methylierung am FKBP5-Gen mit einer höheren Cortisondosis und höheren Cortisolwerten verbunden war. Patientinnen und Patienten, denen eine Erhöhung der GK-Dosis empfohlen wurde, zeigten einen höheren Methylierungsgrad als jene, bei denen eine Reduktion oder Beibehaltung empfohlen wurde. Die Methylierungsmuster bei Patientinnen und Patienten mit Nebenniereninsuffizienz waren ähnlich oder sogar niedriger als bei den Tumorpatientinnen und –patienten. Dies könnte auf Spitzenwerte von Cortisol durch die bislang im Vergleich zur natürlichen Cortisolausscheidung bei Gesunden unphysiologische Cortisol-Ersatztherapie hindeuten könnte.

Da der FKBP5-Methylierungsstatus mit der Cortisondosis zusammenhängt, ist er ein vielversprechender Marker, um die Angemessenheit der Therapie besser einschätzen zu können. Das könnte in Zukunft helfen, eine individuellere und feinere Dosierung der Ersatztherapie zu ermöglichen – und damit Über- oder Unterbehandlungen zu vermeiden.

Irina Chifu, Anna-Lena Richter, Juliane Lippert, Mario Detomas, Carolin Scheuermann, Sabine Herterich, Birgit Harbeck, Janik Freytag, Barbara Altieri, Stefanie Hahner, FKBP5 Methylation in Adrenal Insufficiency: New Insights into Assessing the Quality of Glucocorticoid Replacement, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2025; dgaf383, https://doi.org/10.1210/clinem/dgaf383

Zur Publikation bei PubMed