paper place Archiv 2. Quartal 2025

Wer profitiert am meisten von der Telemedizin? Patienten auf dem Land, in der Stadt, oder die mit einem langen Weg zum Kardiologen?

Telemedizin kann Leben retten – vor allem dort, wo der Weg zur kardiologischen Praxis weit ist. Eine neue Auswertung der vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten TIM-HF2-Studie zeigt dies eindrucksvoll.

Die drei Wissenschaftler stehen in Anzügen vor der Bühne des Kongresses.
Stefan Störk, Fabian Kerwagen und Friedrich Köhler (v.l.n.r.) stellten die aktuelle Studie am 18. Mai 2025, beim Heart Failure Congress der European Society of Cardiology in Belgrad vor. © privat

Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten, die weit von einer kardiologischen Versorgung entfernt leben, profitieren besonders stark von der telemedizinischen Überwachung. Ihre Sterblichkeit war bei der digitalen Fernüberwachung deutlich geringer. Die im Fachmagazin „Lancet Regional Health – Europe“ veröffentlichte Studie ist eine Kooperation der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätskliniken in Würzburg und Hamburg und wurde beim Heart Failure Congress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie von Prof. Dr. Stefan Störk (Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz und Klinischen Forschung am DZHI), vorgestellt. Sie liefert wichtige Hinweise, wie Telemedizin helfen kann, Versorgungsungleichheiten zwischen Stadt und Land auszugleichen. Details zur Sekundärauswertung der kontrollierten multizentrischen Versorgungsstudie TIM-HF2 finden Sie in der Pressemeldung „Telemedizin gleicht Versorgungsnachteil aus“. 

Fabian Kerwagen, Stefan Störk, Kerstin Koehler, Eik Vettorazzi, Maximilian Bauser, Jasmin Zernikow, Gina Barzen, Meike Hiddemann, Jan Gröschel, Michael Gross, Christoph Melzer, Karl Stangl, Gerhard Hindricks, Friedrich Koehler, Sebastian Winkler, Sebastian Spethmann. Rurality, travel distance, and effectiveness of remote patient management in patients with heart failure in the TIM-HF2 trial in Germany: a pre-specified analysis of an open-label, randomised controlled trial. The Lancet Regional Health - Europe, 2025, 101321, ISSN 2666-7762, https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2025.101321

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Die drei Wissenschaftler stehen in Anzügen vor der Bühne des Kongresses.
Stefan Störk, Fabian Kerwagen und Friedrich Köhler (v.l.n.r.) stellten die aktuelle Studie am 18. Mai 2025, beim Heart Failure Congress der European Society of Cardiology in Belgrad vor. © privat
Die Stimme als Frühwarnsystem fürs Herz

Zwei Studien aus Würzburg zeigen: Unsere Stimme verrät mehr über unseren Gesundheitszustand, als man denkt.

Screenshots aus der AHF-Voice-Anwendung
Benutzeroberfläche der speziell entwickelten Smartphone-Anwendung in der AHF-Voice-Studie. Die Anwendung ermöglicht die Aufzeichnung von drei verschiedenen Sprachaufgaben: spontanes Sprechen, anhaltende Vokale und das Lesen einer Textpassage, jeweils nacheinander. Außerdem ermöglicht die Anwendung dem Patienten, ein Gewichtstagebuch zu führen. Quelle: Zana Technologies GmbH

Die Stimme ist ein hochsensibler Spiegel unserer Gesundheit: Sie reagiert auf Flüssigkeitseinlagerungen, Nervenschäden, Lungenfunktion oder Erschöpfung. Schon kleinste Veränderungen in Klang, Tonhöhe oder Pausen beim Sprechen können Hinweise auf eine beginnende Verschlechterung geben – und das oft früher als klassische Symptome wie Atemnot. Der große Vorteil: Die Stimme lässt sich mit einem Smartphone einfach und regelmäßig messen – ideal für den Einsatz in der Telemedizin.

Stimme als Biomarker bei Herzinsuffizienz: Eine systematische Überprüfung

Die in Circulation: Heart Failure veröffentlichte Übersichtsarbeit zeigt, wie sich bestimmte Merkmale der Stimme bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche messen lassen – und wie diese als sogenannte Stimmbiomarker helfen könnten, eine akute Krankheitsverschlechterung bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz) frühzeitig zu erkennen. Herzinsuffizienz ist eine Volkskrankheit – sie betrifft weltweit über 64 Millionen Menschen und kann lebensbedrohlich werden, wenn sich Flüssigkeit im Körper staut. Genau hier setzt eine neue Idee an: Die menschliche Stimme verändert sich, wenn es dem Körper schlechter geht.

Der große Vorteil des Stimmbiomarkers ist, dass sich die Stimme ganz einfach über das Smartphone aufzeichnen und messen lässt – schnell, kontaktlos und ohne teure Geräte. Die Stimme könnte somit ein neuer Baustein in der digitalen Gesundheitsversorgung werden.

Maximilian Bauser, Fabian Kraus, Friedrich Koehler, Kristen Rak, Rüdiger Pryss, Christof Weiß, Andreas Hotho, Guy Fagherazzi, Stefan Frantz, Stefan Störk und Fabian Kerwagen. Voice Assessment and Vocal Biomarkers in Heart Failure: A Systematic Review. Circulation: Heart Failure. Apr 24, 2025. https://doi.org/10.1161/CIRCHEARTFAILURE.124.012303

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Stimmliche Biomarker bei Herzinsuffizienz: Design, Grundprinzip und Ausgangsmerkmale der AHF-Voice-Studie

Obwohl die bisherigen Ergebnisse zu stimmlichen Biomarkern bei Herzinsuffizienz sehr vielversprechend sind, steht die Forschung erst am Anfang und viele Fragen sind noch offen. Hier setzt die innovative AHF-Voice-Studie am Universitätsklinikum Würzburg am: Über 130 Patientinnen und Patienten mit akuter Herzschwäche (AHF für Acute Heart Failure) wurden während ihres Krankenhausaufenthalts und bis zu sechs Monate danach begleitet – und zwar mit täglichen Sprachaufnahmen per App. So wird erforscht, ob und wie sich stimmliche Veränderungen als Frühwarnzeichen für eine Verschlechterung des Gesundheitszustands nutzen lassen.

Erstmals werden dabei auch Zusammenhänge zwischen Stimmbildung, Flüssigkeitseinlagerung, Lungenfunktion und der anatomischen Veränderung der Stimmlippen untersucht – zum Teil mit aufwändigen Videoaufnahmen des Kehlkopfs und phoniatrischen Spezialaufnahmen. Ziel ist es, die Stimme als zuverlässiges, alltagstaugliches Warnsignal für eine sich anbahnende Dekompensation zu etablieren – lange bevor Beschwerden auftreten. Das Studiendesign wurde im Journal Frontiers in Digital Health veröffentlicht. 

Fabian Kerwagen, Maximilian Bauser, Magdalena Baur, Fabian Kraus, Caroline Morbach, Rüdiger Pryss, Kristen Rak, Stefan Frantz, Michael Weber, Julia Hoxha, Stefan Störk. Vocal Biomarkers in Heart Failure – Design, Rationale and Baseline Characteristics of the AHF-Voice Study. Frontiers in Digital Health, Mai 2025. Volume 7 - 2025, https://doi.org/10.3389/fdgth.2025.1548600

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Screenshots aus der AHF-Voice-Anwendung
Benutzeroberfläche der speziell entwickelten Smartphone-Anwendung in der AHF-Voice-Studie. Die Anwendung ermöglicht die Aufzeichnung von drei verschiedenen Sprachaufgaben: spontanes Sprechen, anhaltende Vokale und das Lesen einer Textpassage, jeweils nacheinander. Außerdem ermöglicht die Anwendung dem Patienten, ein Gewichtstagebuch zu führen. Quelle: Zana Technologies GmbH
Blutdruck im Lungenkreislauf sagt bei Patienten mit Herzinsuffizienz das Mortalitätsrisiko voraus

Seniorprofessorin Dr. Christiane Angermann vom DZHI Würzburg stellte auf der DGK-Jahrestagung 2025 in einer Late Breaking Clinical Trials Session eine Meta-Analyse von fünf Studien vor, in denen das Potenzial eines hämodynamischen Monitors zur Fernüberwachung des Drucks im Lungenkreislauf (CardioMEMS™-HF System, Abbott, Sylmar, USA) untersucht wurde.

Ziel der aktuellen Studie war, weitere Fragen zu klären, nämlich: 1.) Eignen sich diastolische, systolische und mittlere Druckwerte in der Pulmonalarterie gleichermaßen zur Abschätzung des Mortalitätrisikos? 2.) Ist das prognostische Potenzial der Druckwerte unabhängig davon, ob eine erhaltene oder eine reduzierte linksventrikuläre Pumpfunktion vorliegt? 3.) Sagen Veränderungen des Pulmonalisdrucks über einen Zeitraum von sechs Monaten nach der Versorgung mit einem Drucksensor längerfristige Veränderungen des Mortalitätsrisikos vorher?

Insgesamt werteten die Forschenden die Daten von mehr als 4.300 ambulanten Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz aus. Die Aggregation der Daten war möglich, weil demografische Daten, Begleiterkrankungen und der Zeitablauf der Nachuntersuchungen in den Studien ähnlich dokumentiert waren. Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden hatten eine reduzierte Pumpfunktion,  ein Drittel eine erhaltene. Zu Beginn wurde der CardioMEMS-Sensor jeweils in eine Lungenarterie implantiert, , womit täglich die Pulmonalisdrucke auf eine nur dem Betreuungsteam zugängliche Internetplattform übermittelt wurden. Der Ausgangsdruck und die Druckveränderung zwischen dem Ausgangswert und dem 6-Monatswert wurden mit der Gesamtmortalität über einen Zeitraum von zwei Jahren in Beziehung gesetzt.

Die zentralen Ergebnisse: Je höher der Lungendruck zu Studienbeginn war, desto höher war das Risiko, innerhalb von zwei Jahren zu versterben. Diastolischer, systolischer und mittlerer Pulmonalisdruck hatten eine ähnliche prognostische Bedeutung. . Wenn die Drücke innerhalb von sechs Monaten sanken, verminderte sich das Sterberisiko, wenn sie stiegen, erhöhte es sich  dramatisch. Diese Zusammenhänge waren für Teilnehmende mit eingeschränkter bzw. erhaltener Pumpfunktion sehr ähnlich. 

Die Studie zeigt, dass eine hämodynamisch gesteuerte Therapieoptimierung mit dem Ziel, den Druck im Lungenkreislauf zu senken, die Qualität der ambulanten Betreuung signifikant verbessern und die Chance auf ein längeres Überleben eröffnen könnte2. „Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz, die den Studienteilnehmenden ähneln, darf diese Überwachungs- und Therapieoption nicht länger vorenthalten werden“, so Christiane Angermann, „und zwar unabhängig davon, ob sie eine erhaltene oder reduzierte linksventrikuläre Pumpfunktion haben.“ 

Zile MR et al. Relationship Between Remote, Ambulatory Pulmonary Artery Pressures, and All-Cause Mortality in Patients With Chronic Heart Failure. Circ Heart Fail. 2025:e012754. doi: 10.1161/circheartfailure.124.012754

Bericht auf dem Portal Herzmedizin.de der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e. V. und dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK):Angermann CE: Ambulatory pulmonary artery pressures predict mortality in patients with chronic heart failure: Pooled analysis from five CardioMEMS Trials91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, Late Breaking Clinical Trials I, 24. April 2025; CardioMEMS | DGK-Jahrestagung 2025

Neue Immuntherapie zeigt Wirkung bei fortgeschrittenem Krebs

Bei vielen Krebsarten finden sich sogenannte tumorassoziierte Eiweiße wie PRAME nicht auf der Oberfläche, sondern im Inneren der Krebszellen. Deshalb waren sie bisher für zelluläre Immuntherapien nicht zu erreichen. IMA203 ist eine neue T-Zell-Therapie, bei der patienteneigene T-Zellen einen gentechnisch veränderten T-Zell-Rezeptor erhalten, so dass sie das über HLA-A*02 präsentierte PRAME erkennen und PRAME-positive Tumorzellen gezielt eliminieren können.

Porträt vom Arzt in weißem Kittel
Dr. Manik Chatterjee vom Comprehensive Cancer Center Mainfranken leitete die First-in-Human Studie in der Early Clinical Trial Unit des UKW.

In einer in Nature Medicine publizierten klinischen Studie, konnte jetzt bei guter Verträglichkeit eine klinische Wirksamkeit von IMA203 bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung gezeigt werden.

Diese First-in-Human Studie wurde in der Early Clinical Trial Unit des UKW unter der Leitung von Dr. Manik Chatterjee durchgeführt, einige der Patientinnen und Patienten profitierten mit einem deutlichen Therapieerfolg.

Wermke, M., Araurjo, D.M., Chatterjee, M. et al. Autologous T cell therapy for PRAME+ advanced solid tumors in HLA-A*02+ patients: a phase 1 trial. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03650-6

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Porträt vom Arzt in weißem Kittel
Dr. Manik Chatterjee vom Comprehensive Cancer Center Mainfranken leitete die First-in-Human Studie in der Early Clinical Trial Unit des UKW.
Untersuchung zur prospektiven Registrierung von COVID-19-Studien

In einer aktuellen Publikation im Fachjournal BMJ Open mit dem Titel Investigation of trial registration as part of a research integrity assessment of randomised controlled trials in COVID-19 evidence syntheses: a meta-epidemiological study analysierte ein Forschungsteam der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie die Bedeutung der prospektiven Registrierung randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) im Kontext von COVID-19.

Die Illustration zeigt einen Stand mit Studienregistrierung, Corona-Virus auf Laptop deutet auf das Thema hin, zwei Ärzte stehen mit Tablets vor dem Infostand, eine Person steht dahinter; ein Schild am Stand besagt, dass 58 Prozent bereits prospektiv registriert sind.

Prospektiv registriert bedeutet, dass eine klinische Studie vor dem Start – also bevor die ersten Teilnehmenden eingeschlossen wurden – offiziell in einem Studienregister angemeldet wurde. Dabei werden wichtige Informationen festgehalten, wie zum Beispiel das Ziel der Studie, Teilnahmebedingung, Art der Behandlung und gemessener Ergebnisse. Das schafft Transparenz, vermeidet Manipulation und stärkt das Vertrauen in die Forschung. 

Die Analyse von 188 RCTs ergab, dass lediglich 58 % der Studien prospektiv registriert wurden, also den internationalen Standards guter klinischer Praxis entsprechen. Ein erheblicher Anteil der Studien wurde entweder nicht oder nur retrospektiv registriert, was potenzielle ethische und methodologische Bedenken aufwirft. Besonders auffällig war, dass größere, internationale Multicenterstudien sowie Studien aus Europa häufiger prospektiv registriert waren.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer konsequenten prospektiven Registrierung klinischer Studien, um die Vertrauenswürdigkeit und Qualität wissenschaftlicher Evidenz zu gewährleisten. Insbesondere im Rahmen von systematischen Übersichtsarbeiten ist die Berücksichtigung der Studienregistrierung ein entscheidender Faktor für die Bewertung der Studienqualität.

Tamara Pscheidl, Florencia Weber, Emma Sydenham, Patrick Meybohm, Stephanie Weibel. Investigation of trial registration as part of a research integrity assessment of randomised controlled trials in COVID-19 evidence syntheses: a meta-epidemiological study. BMJ Open. 2025 May 11;15(5):e092243. doi: 10.1136/bmjopen-2024-092243. PMID: 40350190; PMCID: PMC12067809.

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Die Illustration zeigt einen Stand mit Studienregistrierung, Corona-Virus auf Laptop deutet auf das Thema hin, zwei Ärzte stehen mit Tablets vor dem Infostand, eine Person steht dahinter; ein Schild am Stand besagt, dass 58 Prozent bereits prospektiv registriert sind.
Vitalparameterüberwachung in der Palliativmedizin: Eine Pilotstudie zu tragbaren Sensorsystemen

Palliativpatientinnen und -patienten leiden häufig unter belastenden Symptomen wie Atemnot oder Schmerzen. Um diese möglichst frühzeitig zu erkennen und zu lindern, könnte die kontinuierliche Überwachung von Vitalzeichen – etwa Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung – eine wichtige Rolle spielen.

Bisher wird in der Palliativmedizin meist auf solche Messungen verzichtet, da herkömmliche Verfahren oft als unangenehm empfunden werden und eine sporadische Messung der Vitalparameter am Lebensende kritisch hinterfragt wird.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Palliativmedizin und Anästhesie des UKW hat nun untersucht, ob moderne, tragbare Sensoren dabei helfen können, gesundheitliche Veränderungen bei Palliativpatientinnen und -patienten frühzeitig zu erkennen, ohne ihre Lebensqualität einzuschränken. In einer Pilotstudie wurden kleine, nicht-invasive Sensoren am Handgelenk und an der Brust eingesetzt, die kontinuierlich Vitaldaten erfassen. Ziel war es, herauszufinden, wie zuverlässig die Geräte auch in der letzten Lebensphase funktionieren und wie gut die Datenqualität tatsächlich ist. 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Sensoren bei vielen Patientinnen und Patienten teilweise verlässlich arbeiteten. Besonders die Brustsensoren lieferten qualitativ hochwertige Herzfrequenzdaten. Auch bei Patientinnen und Patienten, die während der Studie verstarben, konnten teilweise noch bis unmittelbar vor dem Tod Daten aufgezeichnet werden. Die Messung der Sauerstoffsättigung über das Handgelenk erwies sich allerdings als störanfällig und unverlässlich, was die Grenzen dieser Technologie deutlich macht.

Langfristig könnten tragbare Sensorsysteme dazu beitragen, Symptome frühzeitig zu erkennen und gezielter zu behandeln. So ließe sich die medizinische Betreuung am Lebensende noch besser an die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anpassen. Die Studie schafft damit eine wichtige Grundlage für weiterführende Forschung und die zukünftige Integration moderner Monitoring-Technologie in die Palliativmedizin.

Philipp Helmer, Jessica Glück, Anastasios Anastasiadis, Florian Rumpf, Sebastian Hottenrott, Bernd E. Winkler, Patrick Meybohm, Peter Kranke, Carmen Roch & Michael Sammeth. The use of wearable sensor technology to enhance supportive care in hospitalized palliative patients (Support trial): a prospective preliminary pilot study. BMC Palliat Care 24, 154 (2025). https://doi.org/10.1186/s12904-025-01794-3

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Thrombozytentransfusion: Internationale klinische Praxisleitlinien 2025 von AABB und ICTMG

Eine neue internationale Leitlinie, an der Prof. Dr. Peter Kranke von der Würzburger Anästhesie beteiligt war und die im Mai 2025 im Fachjournal JAMA veröffentlicht wurde, empfiehlt, Thrombozytentransfusionen zurückhaltender einzusetzen, um Nebenwirkungen zu verringern, Ressourcen zu schonen und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

Die Empfehlungen basieren auf 21 randomisierten und 13 Beobachtungsstudien, die verschiedene Transfusionsstrategien in Bezug auf Sterblichkeit, Blutungsrisiken und Komplikationen untersuchten. Es gibt klare Empfehlungen für bestimmte Grenzwerte, wie zum Beispiel: bei größeren Operationen sollte der Wert von 50.000/μl nicht unterschritten werden, es sollten sich also 50.000 Blutplättchen in einem Mikroliter Blut befinden; bei der Platzierung eines zentralen Venenkatheters an gut zugänglichen Stellen sollte der Wert bei 10.000/μl liegen; bei Chemotherapie oder Stammzelltransplantationen sollte der Wert unter 10.000/μl; und bei Frühgeborenen ohne Blutung unter 25.000/μl liegen. In bestimmten Fällen, wie bei aplastischer Anämie oder bestimmten Operationen, kann auf eine vorbeugende Transfusion verzichtet werden.

Ziel ist es, Thrombozytentransfusionen nicht allein nach Laborwerten, sondern anhand des klinischen Gesamtkontexts – inklusive Symptome, Begleiterkrankungen und Wünschen der Patientinnen und Patienten – zu entscheiden. 

Die Leitlinie betont, dass eine individualisierte, evidenzbasierte Herangehensweise mit klarer ärztlicher Kommunikation zu besseren Ergebnissen und einer effizienteren Nutzung der begrenzt verfügbaren Thrombozyten führen kann.

Metcalf RA, Nahirniak S, Guyatt G, Bathla A, White SK, Al-Riyami AZ, Jug RC, La Rocca U, Callum JL, Cohn CS, DeAnda A, DeSimone RA, Dubon A, Estcourt LJ, Filipescu DC, Fung MK, Goel R, Hess AS, Hume HA, Kaufman RM, Kranke P, Louw VJ, Møller MH, Murphy MF, Muszynski JA, O'Kelly CJ, Pagano MB, Patidar GK, Pavenski K, Poston JN, Saifee NH, Stolla M, Szczepiorkowski ZM, Tobian AAR, Uberoi R, Waters J, Williams B, Wood EM, Zantek ND, Zeller MP, Grossman BJ, Stanworth SJ. Platelet Transfusion: 2025 AABB and ICTMG International Clinical Practice Guidelines. JAMA. 2025 May 29. doi: 10.1001/jama.2025.7529. Epub ahead of print. PMID: 40440268.

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