paper place Archiv 2. Quartal 2025

Virtuelle Realität verbessert langfristiges Lernen in der Notfallmedizin

In den ersten Berufsjahren stehen junge Ärztinnen und Ärzte oft vor der Herausforderung, unter Zeitdruck schnell Entscheidungen zu treffen, Aufgaben richtig zu priorisieren und auf wichtige praktische Erfahrungen zurückzugreifen. Gerade in Notfallsituationen sind diese Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Genau hier setzt die Technologie der virtuellen Realität (VR) an. Sie ermöglicht realistische und interaktive Lernszenarien, in denen Studierende risikofrei anhand standardisierter Notfallfälle trainieren können.

Studentin trägt VR-Brille und Handgeräte und bewegt sich damit im Untersuchungsraum der Lehrklinik; auf einer Liegt ist eine Puppe zur Untersuchung mit Patientenkittel.
VR-Simulation in der Lehrklinik des UKW

Die Arbeitsgruppe „Virtual Reality Simulation im Medizinstudium“ hat unter der Leitung von Tobias Mühling gemeinsam mit dem Münchner 3D-Visualisierungsunternehmen ThreeDee das VR-basierte Trainingsprogramm STEP-VR (Simulation-based Training of Emergencies for Physicians using Virtual Reality) entwickelt. In einer Studie wurden nun die kurz- und langfristigen Lerneffekte des VR-basierten Notfalltrainings untersucht. Die im renommierten Journal of Medical Internet Research veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass direkt nach dem Training die VR-Gruppe und die Kontrollgruppe beim Wissenstest ähnlich gut abschnitten. Nach 30 Tagen zeigte sich jedoch ein klarer Vorteil für die VR-Gruppe: Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich deutlich mehr Wissen merken. Insgesamt bewerteten die Studierenden das VR-Training auch als wirkungsvoller, spannender und hilfreicher.

Marco Lindner, Tobias Leutritz, Joy Backhaus, Sarah König, Tobias Mühling. Knowledge Gain and the Impact of Stress in a Fully Immersive Virtual Reality–Based Medical Emergencies Training With Automated Feedback: Randomized Controlled Trial. J Med Internet Res 2025;27:e67412, doi: 10.2196/67412, PMID: 40465566

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Studentin trägt VR-Brille und Handgeräte und bewegt sich damit im Untersuchungsraum der Lehrklinik; auf einer Liegt ist eine Puppe zur Untersuchung mit Patientenkittel.
VR-Simulation in der Lehrklinik des UKW
Optimiertes Protokoll zum Aufbau komplexer Atemwegsmodelle ersetzt Tierversuche

Seit vielen Jahren stellt das Forschungsteam rund um Maria Steinke komplexe Gewebemodelle der humanen Atemwegschleimhaut in vitro her. Diese Modelle ähneln sowohl morphologisch als auch funktionell dem Gewebe in vivo und werden unter anderem für die Infektions- und Aromaforschung genutzt. Bisher verwendete das Team als Basis zum Aufbau der Modelle eine dreidimensionale (3D) Extrazellulärmatrix, die durch Tierversuche an Schweinen gewonnen wurde.

Logo der WI3R-Initiative der Universitätsmedizin Würzburg Replace.Reduce.Refine
Das Universitätsklinikum Würzburg setzt sich gemeinsam mit der Universität Würzburg und dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in der Würzburger Initiative 3R dafür ein, Tierversuche in der Forschung zu reduzieren und zu ersetzen. © AdobeStock / Fraunhofer ISC

In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkolleg 2157 „3D Tissue Models for Studying Microbial Infections by Human Pathogens“ etablierten die Forscherinnen und Forscher nun gemeinsam mit Kollegen des Fraunhofer ISC und der Universität Würzburg ein Protokoll, mit welchem diese Tierversuche nun komplett ersetzen werden können: anstatt der tierischen Matrix kommt nun ein synthetisches 3D Fasergerüst aus hochporösem Polyamid 6 zum Einsatz, welches die physiologische Gewebestruktur imitiert. Diese Trägerstruktur ist biokompatibel und ermöglicht den Aufbau differenzierter humaner Atemwegsmodelle, die für die Infektions- und Aromaforschung sowie für viele weitere Fragestellungen verwendet werden können.

Niklas Pallmann, Elena Lajtha, Heike Oberwinkler, Tobias Weigel, Armin von Fournier, Agmal Scherzad, Jean-Marie Heydel, Stephan Hackenberg, Jochen Bodem, Maria Steinke. Improving Human Respiratory Mucosa Tissue Models with Polyamide 6 Scaffolds. Tissue Eng Part C Methods. 2025 Jun;31(6):203-210 doi: 10.1089/ten.tec.2025.0087. Epub 2025 Jun 4

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Das Universitätsklinikum Würzburg setzt sich gemeinsam mit der Universität Würzburg und dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in der Würzburger Initiative 3R dafür ein, Tierversuche in der Forschung zu reduzieren und zu ersetzen. © AdobeStock / Fraunhofer ISC
Flexible CI-Elektroden ermöglichen Strukturerhalt der Cochlea - exakte Lageanalyse mit „Electrode Contact View“

Die Studie untersucht die schonende Platzierung flexibler Cochlea-Implantat-Elektroden und deren Einfluss auf die Hörleistung. In einer Kohorte von 36 Patientinnen und Patienten konnte gezeigt werden, dass eine vollständige Insertion ohne elektrodenspezifische Komplikationen (keine Tip-Fold-Over oder unbeabsichtigte Scala-Devationen) erreicht wurde.

Veranschaulichung der Ausrichtung der Elektrodenkontaktansicht am Beispiel des Elektrodenkontakts C9. Nach der Bestimmung der Mittelpunktsposition des Elektrodenkontakts wird die Sagittalebene in der koronalen Ansicht auf den Modiolus gedreht. Die koronale Ebene wird dann parallel zur basalen Drehung in der axialen Ansicht ausgerichtet. Die Bildgebung erfolgte mit sekundären Rekonstruktionen von Flat-Panel-Volumen-CT (fpVCTSECO; Schichtdicke: 99 μm); die Positionskontrolle wurde mit der OTOPLAN®-Software durchgeführt.
Visualisierung des „electrode contact view“ als Basis für die Messung der intracochleären Positionskontrolle nach CI-Implantation. © Müller-Graff et al. Otol Neurotol (2025)

Besonders innovativ ist der erstmalige Einsatz des sogenannten „Electrode Contact View“, einer neu entwickelten radiologischen Analyse, die die genaue Position jedes einzelnen Elektrodenkontaktes innerhalb des cochleären Ganges (engl. cochlear duct) sichtbar macht.

Die Patientinnen und Patienten erzielten nach der CI-Implantation eine deutlich verbesserte Sprachverständlichkeit. Die Ergebnisse sprechen für den Einsatz flexibler Elektroden zur bestmöglichen Erhaltung empfindlicher Cochlea-Strukturen und zeigen, wie detaillierte Bildgebung zur individuellen Planung und Optimierung beitragen kann.

Müller-Graff FT, Herrmann DP, Spahn B, Voelker J, Kurz A, Neun T, Hackenberg S, Rak K. Position Control of Flexible Electrodes With Regard to Intracochlear Structure Preservation and Hearing Outcomes: A Retrospective Study With Implementation of the Electrode Contact View. Otol Neurotol. 2025 Jun 17. doi: 10.1097/MAO.0000000000004528. Epub ahead of print. PMID: 40570311. https://doi.org/10.1097/MAO.0000000000004528

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Veranschaulichung der Ausrichtung der Elektrodenkontaktansicht am Beispiel des Elektrodenkontakts C9. Nach der Bestimmung der Mittelpunktsposition des Elektrodenkontakts wird die Sagittalebene in der koronalen Ansicht auf den Modiolus gedreht. Die koronale Ebene wird dann parallel zur basalen Drehung in der axialen Ansicht ausgerichtet. Die Bildgebung erfolgte mit sekundären Rekonstruktionen von Flat-Panel-Volumen-CT (fpVCTSECO; Schichtdicke: 99 μm); die Positionskontrolle wurde mit der OTOPLAN®-Software durchgeführt.
Visualisierung des „electrode contact view“ als Basis für die Messung der intracochleären Positionskontrolle nach CI-Implantation. © Müller-Graff et al. Otol Neurotol (2025)
Bluthochdruck verursacht durch Nebennieren-Zufallstumor und geheilt durch OP

Drei Prozent der über 50-Jährigen und zehn Prozent der über 80-Jährigen haben einen Nebennierentumor, der meist zufällig bei einer bildgebenden Untersuchung des Bauchraums entdeckt wird. Sie werden daher auch als Nebennieren-Zufallstumor oder Inzidentalom bezeichnet.

Das Bild zeigt die beiden Wissenschaftler vor einer Messewand in Kopenhagen
Prof. Martin Fassnacht (links) und Prof. Antoine Tabarin präsentierten ihre aktuelle Studie beim Gemeinsamen Kongress der European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE) und European Society of Endocrinology (ESE) im Mai 2025 in Kopenhagen. © privat
Nebennierentumor leuchtet stark auf im MRT
Das MRT zeigt einen drei Zentimeter großen Nebennierentumor auf der rechten Seite. Drei Prozent der über 50-Jährigen und zehn Prozent der über 80-Jährigen haben Nebennieren-Zufallstumore, die meist bei einer bildgebenden Untersuchung des Bauchraums entdeckt werden.

Weniger als zehn Prozent dieser Nebennieren-Zufallstumoren sind bösartig, weitere zehn Prozent führen zu einem starken Hormonüberschuss, die restlichen 80 Prozent wurden lange Zeit zu den klinisch hormoninaktiven Tumoren gezählt, von denen die Hälfte jedoch eine leicht erhöhte Produktion des Hormons Kortisol aufweist. Dass dieser leichte Kortisolüberschuss nicht zu unterschätzen ist, zeigte eine von Martin Fassnacht initiierte Studie, die im Jahr 2022 in The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht wurde. Bei mehr als 3.500 Patientinnen und Patienten mit einem Nebennieren-Inzidentalom war damals eine erhöhte Kortisolausschüttung mit vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert.

In der CHIRACIC-Studie wurde nun untersucht, wie sich die chirurgische Entfernung eines einseitigen Inzidentaloms mit leicht erhöhter Kortisolproduktion auf den Blutdruck auswirkt.Die Ergebnisse zeigten, dass die operative Entfernung dieser Tumoren zu einer signifikanten Senkung des Blutdrucks führte und in einigen Fällen sogar eine Heilung des Bluthochdrucks ermöglichte. 

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemeldung „Vom Bluthochdruck geheilt“

Antoine Tabarin, Stéphanie Espiard, Timo Deutschbein, Laurence Amar, Delphine Vezzossi, Guido Di Dalmazi, Yves Reznik, Jacques Young, Rachel Desailloud, Bernard Goichot, Delphine Drui, Guillaume Assié, Hervé Lefebvre, Knut Mai, Frédéric Castinetti, Sandrine Laboureau, Massimo Terzolo, Amandine Ferriere, Aurore Georget, Eric Frison, Marie-Christine Vantyghem, Martin Fassnacht & Philippe Gosse, and the CHIRACIC Collaborators. Surgery for the treatment of arterial hypertension in patients with unilateral adrenal incidentalomas and mild autonomous cortisol secretion (CHIRACIC): a multicentre open-label superiority randomized controlled trial. The Lancet Diabetes & Endocrinology. Published Online May 12, 2025. doi.org/10.1016/ S2213-8587(25)00062-2

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Das Bild zeigt die beiden Wissenschaftler vor einer Messewand in Kopenhagen
Prof. Martin Fassnacht (links) und Prof. Antoine Tabarin präsentierten ihre aktuelle Studie beim Gemeinsamen Kongress der European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE) und European Society of Endocrinology (ESE) im Mai 2025 in Kopenhagen. © privat
Nebennierentumor leuchtet stark auf im MRT
Das MRT zeigt einen drei Zentimeter großen Nebennierentumor auf der rechten Seite. Drei Prozent der über 50-Jährigen und zehn Prozent der über 80-Jährigen haben Nebennieren-Zufallstumore, die meist bei einer bildgebenden Untersuchung des Bauchraums entdeckt werden.
FKBP5-Methylierung bei Nebenniereninsuffizienz: Neue Erkenntnisse zur Beurteilung der Qualität der Glukokortikoid-Ersatztherapie

Menschen mit Nebenniereninsuffizienz können kein oder zu wenig Cortisol (ein lebenswichtiges Stresshormon) produzieren und benötigen deshalb eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden (GK wie z. B. Hydrocortison). Doch es ist oft schwierig einzuschätzen, ob diese Behandlung zu viel, zu wenig oder genau richtig dosiert ist. Ein Gen namens FKBP5 spielt dabei eine Rolle: Je weniger es methyliert ist, desto aktiver ist das Gen, was mit höheren Cortisondosen korreliert.

Ein Team der Endokrinologie, allen voran Irina Chifu und Stefanie Hahner, wollte wissen, ob sich dieser sogenannte Methylierungsstatus von FKBP5 eignet, um die Qualität der Cortison-Ersatztherapie zu beurteilen.

Sie untersuchten in einer explorativen Querschnittsanalyse mit 120 Patientinnen und Patienten mit chronischer Nebenniereninsuffizienz das Methylierungsmuster des FKBP5-Gens und verglichen es mit der tatsächlichen Medikamentendosis (Hydrocortison), den Cortisolwerten im Speichel und Urin, ärztlichen Therapieempfehlungen und einem klinischen Bewertungsmaß zur Einschätzung der Cortisolexposition. Außerdem wurde der Vergleich zu einer Patientengruppe gezogen, die zu viel Cortisol produziert, also Patientinnen und Patienten mit hormonproduzierendem Nebennierentumor (CPA).

Es zeigte sich, dass weniger Methylierung am FKBP5-Gen mit einer höheren Cortisondosis und höheren Cortisolwerten verbunden war. Patientinnen und Patienten, denen eine Erhöhung der GK-Dosis empfohlen wurde, zeigten einen höheren Methylierungsgrad als jene, bei denen eine Reduktion oder Beibehaltung empfohlen wurde. Die Methylierungsmuster bei Patientinnen und Patienten mit Nebenniereninsuffizienz waren ähnlich oder sogar niedriger als bei den Tumorpatientinnen und –patienten. Dies könnte auf Spitzenwerte von Cortisol durch die bislang im Vergleich zur natürlichen Cortisolausscheidung bei Gesunden unphysiologische Cortisol-Ersatztherapie hindeuten könnte.

Da der FKBP5-Methylierungsstatus mit der Cortisondosis zusammenhängt, ist er ein vielversprechender Marker, um die Angemessenheit der Therapie besser einschätzen zu können. Das könnte in Zukunft helfen, eine individuellere und feinere Dosierung der Ersatztherapie zu ermöglichen – und damit Über- oder Unterbehandlungen zu vermeiden.

Irina Chifu, Anna-Lena Richter, Juliane Lippert, Mario Detomas, Carolin Scheuermann, Sabine Herterich, Birgit Harbeck, Janik Freytag, Barbara Altieri, Stefanie Hahner, FKBP5 Methylation in Adrenal Insufficiency: New Insights into Assessing the Quality of Glucocorticoid Replacement, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2025; dgaf383, https://doi.org/10.1210/clinem/dgaf383

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FDG/IMTO-Bildgebung kann gutartige Nebennierentumoren zuverlässig erkennen

Nebennierentumoren werden häufig durch konventionelle Bildgebung entdeckt. Computertomographie und Magnetresonanztomographie sind jedoch nur begrenzt spezifisch für die Klassifizierung des häufigsten Tumortyps, des Nebennierenrindenadenoms (adrenocorticalen Adenom, ACA). Der Tumor ist gutartig und erfordert in der Regel keine Operation. Wie lassen sich also unnötige Eingriffe vermeiden?

verschiedene Computertomografische Aufnahmen von Nebennierentumoren
Beispiele für die Einteilung in die vier Tumor-Untergruppen basierend auf den Ergebnissen der funktionellen Bildgebung mittels FDG-PET und IMTO-SPECT: ACA (gutartiges adrenokortikales Adenom): FDG-negativ und IMTO-positiv; Nicht-AC (nicht-adrenokortikal) gutartig: FDG-negativ und IMTO-negativ; ACC (Nebennierenkarzinom): FDG-positiv und IMTO-positiv; Nicht-AC (nicht-adrenokortikal) bösartig: FDG-positiv und IMTO-negativ. Linke Spalte: nicht-kontrastverstärkte Computertomographie; der Tumor ist durch den roten Pfeil markiert.

Stefanie Hahner und Andreas Schirbel wollten gemeinsam mit einem interdisziplinären Team herausfinden, ob eine Kombination aus zwei modernen Bildgebungsverfahren - molekulare Bildgebung mit [18F]Fluordesoxyglucose-Positronenemissionstomographie (FDG PET) und die in Würzburg etablierte nebennierenspezifische [123I]Iodometomidat-Einzelphotonen-Emissionstomographie (IMTO SPECT) - die nicht-invasive Klassifizierung von ACA verbessert.

In der multizentrischen Studie wurden 85 Patientinnen und Patienten aufgenommen, bei denen eine Operation geplant war. Die Ergebnisse der Bildgebung wurden mit den tatsächlichen Befunden aus der Gewebeuntersuchung nach der Operation verglichen. 

Es zeigte sich, dass die kombinierte FDG/IMTO-Bildgebung ACA mit sehr hoher Sicherheit (Spezifität ~96 %) erkennen, also diese gutartigen Tumoren zuverlässig identifizieren und damit helfen könnte, unnötige Operationen zu vermeiden, die bisher basierend auf der meistens durchgeführten konventionellen Bildgebung erfolgen.

Weil ein Teil der eigentlich gutartigen Tumoren (ACA) unerwartet hohe FDG-Aktivität zeigte, wurden jedoch immer noch einige gutartige Tumoren fälschlich als verdächtig eingestuft.

Für bösartige Tumoren wie das adrenokortikale Karzinom (ACC) waren sowohl die CT als auch die FDG-Bildgebung sehr empfindlich, aber weniger genau bei der Abgrenzung von gutartigen Tumoren – es kam also häufiger zu „falschem Alarm“.

Hahner S, Hartrampf P, Beuschlein F, Miederer M, Miehle K, Schlötelburg W, Fuß CT, Pfluger T, Fottner C, Tönjes A, Herrmann K, Amthauer H, Reincke M, Schreckenberger M, Sabri O, Werner J, Reuter M, Kircher S, Arlt W, Fassnacht M, Konrad Buck A, Müller HH, Schirbel A; FAMIAN investigators. Combined [18F]Fluorodeoxyglucose PET and [123I]Iodometomidate-SPECT for diagnostic evaluation of indeterminate adrenal neoplasias-the cross-sectional diagnostic test accuracy study FAMIAN. EBioMedicine. 2025 Jun;116:105735. doi: 10.1016/j.ebiom.2025.105735. Epub 2025 May 20. PMID: 40398350; PMCID: PMC12148602.

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verschiedene Computertomografische Aufnahmen von Nebennierentumoren
Beispiele für die Einteilung in die vier Tumor-Untergruppen basierend auf den Ergebnissen der funktionellen Bildgebung mittels FDG-PET und IMTO-SPECT: ACA (gutartiges adrenokortikales Adenom): FDG-negativ und IMTO-positiv; Nicht-AC (nicht-adrenokortikal) gutartig: FDG-negativ und IMTO-negativ; ACC (Nebennierenkarzinom): FDG-positiv und IMTO-positiv; Nicht-AC (nicht-adrenokortikal) bösartig: FDG-positiv und IMTO-negativ. Linke Spalte: nicht-kontrastverstärkte Computertomographie; der Tumor ist durch den roten Pfeil markiert.
Wie die Zusammenarbeit zwischen Herzfunktion und Energieproduktion gestört ist

In ihrer Sonderausgabe zu Stoffwechselveränderungen bei Herzinsuffizienz veröffentlichte die kardiologische Fachzeitschrift „Nature Reviews Cardiology“ im Rahmen des Kongresses der Society for Heart and Vascular Metabolism (SHVM), der vom 22. bis 25. Juni in Bordeaux stattfand, vier Artikel aus dem EU-geförderten Netzwerk METAHEART sowie ein Editorial von Christoph Maack, dem Initiator und Vorsitzenden des Konsortiums und Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) am UKW.

Durch die Short-Term Scientific Missions (STMS) findet im EU-geförderten Netzwerk METAHEART ein großer wissenschaftlicher Austausch innerhalb Europas statt. © Design by Boutik.pt, for the EU-METAHEART COST Action CA22169

Neben Maack sind eine Reihe weiterer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Klinikerinnen und Kliniker aus der Universitätsmedizin Würzburg an der sogenannten COST Action (CA22169) beteiligt. Einen umfassenden Überblick über EU-METAHEART (EUropean network to tackle METAbolic alterations in HEART failure) liefert die Pressemeldung vom 30. Juni 2025.

In der Übersichtsarbeit „Mechano-energetic uncoupling in heart failure“ fassen Christoph Maack und Vasco Sequeira mit einem Team aus Würzburg, England, Österreich, Slowenien, Frankreich, Italien und den Niederlanden erstmals die enge Wechselwirkung zwischen Herzmechanik und mitochondrialer Energetik zusammen. Zudem entschlüsseln die Forscherinnen und Forscher, wie diese energetische Kopplung bei verschiedenen erworbenen und erblichen Formen der Herzinsuffizienz gestört ist. 

Herzinsuffizienz entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Störungen im Herzen, insbesondere in der Weiterleitung von elektrischen Signalen, der Energieversorgung und durch sogenannten oxidativen Stress, also einer Anhäufung von bestimmten Sauerstoffverbindungen, welche die Zellen schädigt. Diese Probleme sind eng miteinander verknüpft: Ist entweder die Kommunikation innerhalb der Herzmuskelzellen oder die Funktion der Mitochondrien gestört, kann sich ein Teufelskreis entwickeln, der zu einer dauerhaften Schädigung und Schwächung des Herzens führt.

Im gesunden Herzen ist die Energiegewinnung über die Mitochondrien fein abgestimmt: Einerseits wird sie durch Kalzium (Ca²⁺) angestoßen, das die Energieproduktion anschiebt, („Push“). Andererseits wird sie durch den Energiebedarf in Form von Adenosindiphosphat (ADP) gezogen („Pull“). 

Die Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) wird in den meisten Fällen durch eine Herzschädigung ausgelöst. Diese führt zu einer Überaktivierung von Stresshormonen, welche die Signalweiterleitung im Herzen stören und den Kalziumhaushalt in den Mitochondrien aus dem Gleichgewicht bringen. Dies beeinträchtigt wiederum die Energieproduktion (gestörter „Push“). 

Bei der Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) wird das Herz dagegen in der Regel durch starkes Übergewicht, Bluthochdruck oder altersbedingten Veränderungen der Blutgefäße stark belastet, denn es muss gegen mehr Widerstand arbeiten. Die Energie, die das Herz dafür braucht, können die Mitochondrien jedoch nicht bereitstellen. Die Folge ist ein Energiemangel, der in oxidativen Stress umschlägt. Dieser kann schädliche Signalwege aktivieren, die das Herz übermäßig zusammenziehen lassen, das Zellwachstum fördern oder im schlimmsten Fall sogar zum Absterben der Zellen führen.

Auch bei erblich bedingten Herzkrankheiten kann es zu einer Entkopplung von Herzarbeit und Energieversorgung kommen. So führen beispielsweise bestimmte Gendefekte bei der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM) dazu, dass das Herz übermäßig arbeiten muss (gestörter „Pull“). Beim seltenen Barth-Syndrom können die Mitochondrien dagegen kein Kalzium aufnehmen (gestörter „Push“).

Maack zufolge ist ein besseres Verständnis dieser komplexen Wechselwirkungen zwischen Herzarbeit und Energiehaushalt entscheidend, um bestehende Therapien gezielter einzusetzen und neue Behandlungen zu entwickeln. Ansätze, das Ungleichgewicht zu beheben wären eine Entlastung des Herzens, eine Verbesserung der Signalweiterleitung oder eine gezielte Unterstützung der Energieproduktion in den Mitochondrien. So könnte der Teufelskreis aus Energiemangel, Herzumbau und nachlassender Herzfunktion durchbrochen werden.

Dunja Aksentijevic, Simon Sedej, Jeremy Faucconier, Melanie Paillard, Mahmoud Abdellatif, Katrin Streckfuss-Bömeke, Renée Ventura-Clapier, Jolanda van der Velden, Rudolf A. de Boer, Edoardo Bertero, Jan Dudek, Vasco Sequeira & Christoph Maack. Mechano-energetic uncoupling in heart failure. Nat Rev Cardiol (2025). https://doi.org/10.1038/s41569-025-01167-6

Maack, C. Metabolic alterations in heart failure. Nat Rev Cardiol (2025). https://doi.org/10.1038/s41569-025-01181-8

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