Aktuelle Pressemitteilungen

Uniklinik warnt: Neue Betrugsmasche täuscht Klinikanrufe vor

Das UKW erfuhr von dem Vorfall, da sich eine Angehörige an einen Radiosender gewandt hatte, um so über diese Betrugsmasche zu informieren.

Würzburg. Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) warnt vor sogenannten „Schockanrufen“. Damit werden Betrugsversuche bezeichnet, bei denen sich Kriminelle am Telefon als Arzt, Polizist oder Familienangehörige ausgeben und eine Notlage oder gar die Lebensgefahr von Angehörigen vorgaukeln. Den Schockmoment des Angerufenen nutzen die Betrüger dann aus, um das Opfer zu unüberlegten Handlungen zu drängen, etwa zu einer hohen Geldzahlung.

Dem UKW ist nun ein solcher Fall bekannt geworden, bei dem sich die Anrufer u.a. als „Professor am Universitätsklinikum Würzburg“ ausgegeben haben. Die Anrufer forderten den Gesprächspartner auf, eine sechsstellige Summe für die Behandlung eines Angehörigen zu zahlen. Der Anruf stellte sich sehr schnell als Betrugsmasche heraus, denn die Angerufenen nahmen direkt Kontakt zur Angehörigen auf. Das UKW rät zur Vorsicht und betont:

Das UKW fordert nicht zur Zahlung von Behandlungen per Telefon auf. Grundsätzlich werden Familienangehörige nicht per Telefon über plötzliche oder unerwartet schwere Diagnosen von Patienten im Erstkontakt informiert. Betroffene sollten niemals auf derartige Zahlungsaufforderungen eingehen und sich immer vergewissern, wenn der Anrufer großen Zeitdruck erzeugt.

Das Bundeskriminalamt rät dazu, bei solchen Schockanrufen, die tatsächlichen Angehörigen unter den bekannten Daten zu kontaktieren. Weitere Hinweise gibt es u.a. auf dieser Website des Bundeskriminalamtes. Personen, die einen solchen Schockanruf erhalten, wenden sich bitte an die örtlich zuständige Polizeidienststelle. Das UKW ist zudem telefonisch unter 0931 201-0 (Telefonzentrale) erreichbar.

Das UKW erfuhr von dem Vorfall, da sich eine Angehörige an einen Radiosender gewandt hatte, um so über diese Betrugsmasche zu informieren. Weitere Fälle dieser Art sind dem UKW bislang nicht bekannt. Auch an Standorten anderer Kliniken gab es allerdings bereits ähnliche Betrugsversuche am Telefon.

Molekularer Herzatlas zeigt Wege zur besseren Heilung nach Infarkt

Nach einem Herzinfarkt entsteht Narbengewebe. Forschende aus Würzburg und Freiburg zeigen mit einem molekularen Herzatlas, wie Zellen daran mitwirken – und wie sich Heilung gezielt fördern ließe.

Ein Kreis mit bunter grafischer Darstellung, um sichtbar zu machen, wie einzelne MRNA-Moleküle das Zusammenspiel von Zelltypen während der Herzgewebereparatur nach einem Infarkt zeigt.
Ein Zelltyp-Atlas mit räumlicher Auflösung auf der Ebene einzelner mRNA-Moleküle zeigt das Zusammenspiel von Zelltypen während der Herzgewebereparatur nach einem Infarkt. (Bild: Andy Chan / Uni Würzburg)

Im Laufe der Evolution hat unser Herz die Fähigkeit zur Regeneration weitgehend verloren. Unsere Vorfahren kannten keine Herzinfarkte, entstehen sie doch vor allem durch ungesunde Ernährung, Übergewicht und andere moderne Risikofaktoren.  

Kommt es zu einem Herzinfarkt, entsteht im Verlauf der Heilung Narbengewebe im Herzen. Dieses stabilisiert zwar das Organ, bei übermäßiger Bildung verliert das Herz aber an Pumpkraft, da funktionsfähige Herzmuskelzellen verloren gehen. Das kann langfristig zu Herzschwäche oder Herzversagen führen.  

Zellatlas liefert Anhaltspunkte für bessere Heilung nach Herzinfarkt 

Damit die Heilung gelingt, müssen viele Zelltypen präzise zusammenarbeiten und ihre Aktivitäten über Raum und Zeit koordinieren. Diese komplexen Abläufe konnte das Forschungsteam nun durch einen molekularen Atlas des Herzens mit räumlicher und zeitlicher Auflösung nach einer Verletzung sichtbar machen.

„Unser molekularer Zellatlas zeigt, wie verschiedene Zelltypen bei der Herzreparatur miteinander kommunizieren und die Heilung steuern“, erklärt Professor Dominic Grün, Leiter des Lehrstuhls für Computational Biology of Spatial Biomedical Systems und Direktor am Institut für Systemimmunologie der Universität Würzburg. „Er bietet eine wichtige Grundlage für künftige Studien, um übermäßige Narbenbildung nach einem Herzinfarkt zu verhindern und die Pumpfunktion des Herzmuskels aufrechtzuerhalten.“

Das Team kombinierte modernste Analysemethoden – Einzelzell-RNA-Sequenzierung und räumliche Transkriptomik – und entdeckte dabei: Bestimmte Immunzellen, sogenannte Makrophagen, steuern die Bindegewebszellen und verhindern so übermäßige Narbenbildung. „Dieses Wissen eröffnet neue Möglichkeiten, die Heilung des Herzens gezielt zu fördern, etwa durch die Aktivierung spezifischer Signalwege“, sagt Dr. Andy Chan, Hauptautor der Studie und Postdoc in der Gruppe von Dominic Grün.

Sonderforschungsbereich 1425  

Die Studie wurde im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1425 von einem Team aus Forschenden der Universität Würzburg und des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt.  

„Der Sonderforschungsbereich 1425 hat sich die Entwicklung neuer Methoden zur Diagnose und Therapie von Herzkrankheiten zum Ziel gesetzt. Unser Fokus liegt darauf, die natürlichen Reparaturprozesse des Herzens zu nutzen, um bessere Narben zu bilden,“ fasst Professor Peter Kohl zusammen, und ergänzt: „Dies wird durch die neue Studie eindrucksvoll belegt“. Er ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs1425 der Universität Freiburg und hat gemeinsam mit Dr. Franziska Schneider-Warme vom Universitätsklinikum Freiburg entscheidende Beiträge zu der Studie geleistet.

Originalpublikation     

Andy Shing-Fung Chan, Joachim Greiner, Lisa Marschhäuser, Tomás A. Brennan, Stefanie Perez-Feliz, Ankit Agrawal, Helene Hemmer, Katrin Sinning, Jennifer Wing Lam Cheung, Zafar Iqbal, Alexander Klesen, Tamara Antonela Vico, Julieta Aprea, Ingo Hilgendorf, Thomas Seidel, Martin Vaeth, Eva A. Rog-Zielinska, Peter Kohl, Franziska Schneider-Warme & Dominic Grün: “ Spatiotemporal dynamics of the cardioimmune niche during lesion repair“; in Nature Cardiovascular Research, DOI: 10.1038/s44161-025-00739-6 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 04.11.2025

Ein Kreis mit bunter grafischer Darstellung, um sichtbar zu machen, wie einzelne MRNA-Moleküle das Zusammenspiel von Zelltypen während der Herzgewebereparatur nach einem Infarkt zeigt.
Ein Zelltyp-Atlas mit räumlicher Auflösung auf der Ebene einzelner mRNA-Moleküle zeigt das Zusammenspiel von Zelltypen während der Herzgewebereparatur nach einem Infarkt. (Bild: Andy Chan / Uni Würzburg)

Uniklinikum Würzburg wieder in der Spitzengruppe der Focus-Klinikliste

Die Focus-Klinikliste 2026 bewertet über 1600 Krankenhäuser in Deutschland. Das Uniklinikum Würzburg liegt hierbei in Bayern auf Platz 4, im bundesweiten Vergleich auf Platz 17.

Das Bild zeigt einen OP-Saal. Im Hintergrund sieht man einen Monitor und mehrere OP-Geräte. Vor ihm steht ein Tisch mit Spritzen und seitlich eine OP-Liege. Ein Arzt hält in der Hand einen Herzkatheter. Er trägt eine Brille und einen Mundschutz, Handschuhe, eine Kopfbedeckung sowie einen blauen OP-Kittel. Zusätzlich trägt er auch noch ein Headset.
Die Focus-Klinikliste 2026 empfiehlt das Uniklinikum Würzburg erneut in vielen Krankheitsgebieten, zum Beispiel in der Kardiologie. © Daniel Peter / UKW

Würzburg. Im Oktober dieses Jahres erschien die „Klinikliste 2026“ des Nachrichtenmagazins Focus. Für das Ranking wurden 1618 deutsche Krankenhäuser in 59 Krankheitsgebieten bewertet. Im bundesweiten Vergleich findet sich das Uniklinikum Würzburg (UKW) dieses Mal auf Platz 17, in Bayern wurde Platz 4 erreicht.

Die Klinikliste empfiehlt UKW in 34 Bereichen. Im Detail gehören dazu folgende Fachdisziplinen oder Krankheitsbilder: Angst- und Zwangsstörungen, Blasenkrebs, Brustkrebs, Demenzen, Depressionen, Gallenchirurgie, Gynäkologische Chirurgie, Handchirurgie, Hauterkrankungen, Hautkrebs, Herzchirurgie, Hirntumoren, Hornhauterkrankungen (Augenheilkunde), Kardiologie, Kinderchirurgie, Kniechirurgie, Kopf-Hals-Tumoren, Lungentumoren, Multiple Sklerose, Neonatologie, Neuropädiatrie, Nierenkrebs, Nuklearmedizin, Parkinson, Prostatakrebs, Refraktive Chirurgie und Katarakt (Augenheilkunde), Risikogeburt und Pränataldiagnostik, Schilddrüsenchirurgie, Schlaganfall, Strahlentherapie, Unfallchirurgie sowie bei den Zahnkliniken. Speziell für internationale Patientinnen und Patienten werden auch die Urologie (im Bereich Onkologie) und die Chirurgie II (im Bereich Orthopädie) empfohlen.

Text: Pressestelle / UKW

Das Bild zeigt einen OP-Saal. Im Hintergrund sieht man einen Monitor und mehrere OP-Geräte. Vor ihm steht ein Tisch mit Spritzen und seitlich eine OP-Liege. Ein Arzt hält in der Hand einen Herzkatheter. Er trägt eine Brille und einen Mundschutz, Handschuhe, eine Kopfbedeckung sowie einen blauen OP-Kittel. Zusätzlich trägt er auch noch ein Headset.
Die Focus-Klinikliste 2026 empfiehlt das Uniklinikum Würzburg erneut in vielen Krankheitsgebieten, zum Beispiel in der Kardiologie. © Daniel Peter / UKW

Eine Spenderleber rettet das Leben einer 26-jährigen Patientin

Dramatischer Verlauf mit gutem Ende: Eine Lebertransplantation am Uniklinikum Würzburg rettete im Sommer 2025 einer 26-jährigen Patientin das Leben.

Auf dem Bild sind drei Personen zu sehen. Im Hintergrund ist eine Glassteinwand zu sehen. Die Ärztin hat blaue OP-Kleidung an und hat ihre Hände auf den Schultern der Patientin. Der Prof. hat einen weißen Kittel an und stützt sich mit einer Hand auf einem Klavier ab. Die Patienten sitzt auf einem Stuhl vor dem Klavier.
Die Assistenzärztin Dr. Svenja Leicht (links) und Prof. Dr. Johan Lock freuen sich mit der Patientin Magdalena Falk über die erfolgreiche Therapie ihrer schweren Erkrankung. Foto: UKW / Helmuth Ziegler

Würzburg. Es ist Ende Oktober 2025 und Magdalena Falk spielt den Coldplay-Hit „Viva la Vida“ – es lebe das Leben – auf dem Flügel im Flur des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) am Uniklinikum Würzburg (UKW). Ihr eigenes Leben hätte die 26-Jährige in diesem Sommer fast verloren. Wäre da nicht die lebensrettende Spenderleber, die ihr Prof. Dr. Johan Lock, der Leiter der Hepatopankreatobiliären und Transplantationschirurgie des UKW, und sein Team Ende August transplantierten.

Akutes Leberversagen ohne Vorwarnung

Dabei fing alles ganz unspektakulär an: Wenige Wochen zuvor fühlte sich die Verkäuferin und semiprofessionelle Klavierspielerin einfach nur energielos und müde. Allerdings verschlechterte sich dieser Zustand rapide, sodass sie am 2. August per Rettungswagen ins heimatnahe Sana Klinikum Coburg eingeliefert wurde. Schon am nächsten Tag brachte sie ein Rettungshubschrauber ans UKW. Diagnostiziert wurde ein akut-auf-chronisches Leberversagen. Tatsächlich wurde nach der Übernahme eine Leberzirrhose nachgewiesen, von der die Patientin bis dahin nichts gewusst hatte. „Das war eine ungewöhnliche Diagnose, insbesondere, da bei Frau Falk die typischen Ursachen für eine Leberzirrhose, wie Adipositas, Diabetes mellitus, Virusinfektion oder übermäßiger Alkoholkonsum nicht vorhanden waren“, erläutert Prof. Lock. 
Aufgrund ihres schlechten Zustands musste die junge Frau auf der Intensivstation des UKW intubiert werden, wo zusätzlich eine Lungenentzündung nachgewiesen wurde. Zusätzlich verschlechterte sich im Verlauf neben der versagenden Leber auch die Nierenfunktion, sodass sie dialysepflichtig wurde. Magdalena Falk selbst hat an diese dramatische Entwicklung keine Erinnerung, da sie diese Zeit im Koma verbrachte – insgesamt für vier Wochen.

Zehn Tage auf der Warteliste für ein Spenderorgan

Aufgrund der fehlenden Besserung und nach vielen medizinischen Untersuchungen wurde die Patientin am 20. August auf die Warteliste zur Lebertransplantation bei Eurotransplant gesetzt. Am 30. August stand endlich ein passendes Organ zur Verfügung und die fast fünfstündige Operation konnte ohne Komplikationen durchgeführt. „Zehn Tage waren in Anbetracht der hier gegebenen Dringlichkeit eine vergleichsweise lange Wartezeit“, verdeutlicht Prof. Lock und fährt fort. „Das liegt in diesem Fall unter anderem daran, dass gerade kleinere Frauen bei der Lebertransplantation etwas benachteiligt sind. So kann ein Mann auch mit der gegebenenfalls recht kleinen Spenderleber einer Frau gut versorgt werden, während eine große Männerleber in einem kleinen Frauenkörper keinen Platz findet.“
Das für Magdalena Falk passende Organ kam quasi gerade noch rechtzeitig: Mit jedem Tag stieg die Gefahr einer Infektion vor der Transplantation, während der fortscheitende körperliche Verfall die Überlebenschancen auch nach einer Transplantation sinken ließ.

Höchst dankbar für ein zweites Leben

Die Patientin selbst erfuhr erst zehn Tage nach der Operation von dem zwischenzeitlich erfolgreich eingeschlagenen Therapieweg: Da sie nicht ansprechbar war, gab es mit ihr kein persönliches Aufklärungsgespräch, sie wusste weder, dass das Ärzteteam eine Lebertransplantation plante, noch dass diese durchgeführt wurde. „Anfangs war es ein sehr seltsames Gefühl, zu wissen, dass jetzt ein fremdes Organ in meinem Körper arbeitet“, schildert Magdalena Falk. Sehr hilfreich empfand sie in dieser Situation neben den Gesprächen mit Familienangehörigen vor allem die umfassende psychologische Betreuung am UKW. Heute fühlt sie tiefe Dankbarkeit für die durch den Spender und den Eingriff gebotene zweite Chance: „Ich schätze das Leben jetzt noch viel mehr als vorher. Ich weiß, dass ich jetzt sehr gut auf mich und meine Gesundheit aufpassen muss, zum Beispiel was die Ernährung angeht. Auch sonst denke ich, dass ich weniger Risiken eingehen und noch vorsichtiger sein werde, beispielsweise im Straßenverkehr.“

Die Lebensenergie kehrt zurück

Ihren körperlichen Zustand in der ersten Zeit nach der Transplantation beschreibt sie als pure Schwäche. Schon wenige Schritte innerhalb des Krankenzimmers waren höchst anstrengend. „Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Energie langsam zurückkehrt, dass es wieder zurück ins Leben geht“, freut sich die Oberfränkin. Seit etwa drei Wochen schafft sie die Wegstrecke zum Flügel oder in die Cafeteria des Krankenhauses.
Nach der OP verbrachte sie weitere drei Wochen auf der Intensivstation, wo sie schrittweise von der Beatmung entwöhnt wurde. Darauf folgten zwei Wochen auf einer Intermediate-Care-(IMC)-Station, die eine kontinuierliche Überwachung und intensive pflegerische Betreuung bietet. Seit gut drei Wochen ist sie auf einem normalen Stationszimmer des ZOM untergebracht und wartet aktuell noch auf einen Platz für eine etwa drei- bis vierwöchige Reha. Sie wird voraussichtlich lebenslang Immunsuppressiva einnehmen müssen. Außerdem muss sie anfangs alle drei Monate, später einmal pro Jahr zur Nachsorge ans UKW kommen. 
Ihre Perspektiven für ein weitgehend normales und langes Leben sind laut Prof. Lock sehr gut: „Eine Spenderleber hat im Vergleich zu anderen Organen wie Niere oder Lunge keine begrenzte Funktionsdauer. Man kann damit durchaus eine normale Lebenserwartung realisieren. Für Magdalena Falk ist ‚Viva la Vida‘ also sicherlich ein gutes und passendes Motto.“

Lebertransplantationen am UKW

Die erste Lebertransplantation am Uniklinikum Würzburg fand im Jahr 1992 statt. Seither wurde der anspruchsvolle Eingriff dort fast 300 Mal durchgeführt – mit einer durchschnittlichen Fünf-Jahres-Überlebensrate von über 70 Prozent. 

Wichtige Ereignisse für die Transplantationsmedizin am UKW in der nächsten Zeit sind die Jahresversammlung des Lebertransplantierte Deutschland e.V. im März 2026 und die  Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) im Oktober 2027.


Text: Pressestelle / UKW
 

Drei Jahre FLEX4UKW: Aktuell 200 Personen für mehr Dienstplanstabilität

Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW, das entspricht etwa 112 „Vollkräften“. Im November 2022 startete die Rekrutierungskampagne.

Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl
Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl

Würzburg. Vor drei Jahren startete das Projekt „FLEX4UKW“ am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) mit dem Ziel, neue Arbeitskräfte in der Pflege zu gewinnen und so die Arbeitsbedingungen dauerhaft zu verbessern. „Unsere Bilanz macht uns stolz: Wir haben Pionierarbeit geleistet und konnten ein Poolkonzept realisieren, das zu einem wichtigen und dauerhaften Pfeiler im Klinikalltag geworden ist. FLEX4UKW ist ein absolutes Erfolgsprojekt“, sagt Marcus Huppertz, Pflegedirektor an der Würzburger Uniklinik.

Wichtiger Eckpfeiler im Klinikalltag

Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW, das entspricht etwa 112 „Vollkräften“. Im November 2022 startete die Rekrutierungskampagne. Das Konzept hinter FLEX4UKW ist gleichgeblieben: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können bei FLEX4UKW ihre Arbeitszeit selbst mitgestalten und auch den Arbeitsumfang individuell festlegen. Zudem können sie aus elf inhaltlichen Clustern wählen, z.B. Onkologie oder Operative Medizin. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem FLEX-Team werden in Bereichen eingesetzt, in denen es krankheitsbedingt zu Personalausfällen gekommen ist. So kann das „Einspringen“ aus den festen Stationsteams spürbar reduziert werden. 

Beitrag für mehr Planungssicherheit

Huppertz: „Über das Flexteam wird die Kompensation von Personalausfällen sichergestellt, das ist ein wichtiger Beitrag zur Dienstplanstabilität. Von der so erzeugten Planungssicherheit profitieren alle – sowohl die Stammteams als auch das Team FLEX4UKW.“

Seit April 2025 leitet Saskia Schuster das Flexbüro am UKW. Sie weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Allein in diesem Jahr sind bisher 36 Personen aus dem Flexteam in die festen Stationsteams am UKW gewechselt. Das ist ein weiterer Pluspunkt des Konzeptes.“ Umgekehrt wechseln auch Kolleginnen und Kollegen aus den Stationen nach FLEX4UKW. Schuster: „Damit können wir auch diesen Kolleginnen und Kollegen ein passendes Angebot machen, um weiter am UKW zu arbeiten.“ 

Ein Ziel für die Zukunft ist es u.a., die Einarbeitungskonzepte weiter zu optimieren, damit der Einsatz auf den Stationen gerade beim kurzfristigen Einspringen optimal funktioniert. „Wichtig für den Erfolg des Projektes ist und bleibt natürlich eine sehr gute Einarbeitung, das ist uns gemeinsam gelungen und daran arbeiten wir weiter. Hier gilt mein Dank besonders den festen Stationsteams“, so Huppertz.

FLEX4UKW kennenlernen: Termin am 18.11. im Café Fred

Das FLEX4UKW-Team lädt am 18. November (Dienstag) von 11 bis 15 Uhr alle Interessierten dazu ein, das Konzept bei einem kostenlosen Getränk im Café Fred in der Würzburger Innenstadt kennenzulernen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Mehr Informationen und Kontakt: FLEX4UKW:

https://www.ukw.de/flex4ukw/

 

Direkter Kontakt zum Flex-Büro am UKW:

Telefon: 0931 201-57924

Mobil: 0160 9631 6520

E-Mail: flexbuero@ ukw.de

Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl
Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl

Unheilvoller Fehlalarm in der Niere

Wie ein kleines, natürlich vorkommendes RNA-Molekül in der Niere einen mutierten Immunrezeptor aktiviert und damit eine Kettenreaktion auslöst, haben Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn herausgefunden. In Zusammenarbeit unter anderem mit der Nanyang Technological University Singapore und des Universitätsklinikums Würzburg liefert die Studie eine Erklärung dafür, wie eine Punktmutation in dem Immunrezeptor RIG-I das Abwehrsystem des Körpers in eine selbstzerstörerische Kraft verwandelt und eine schwere organspezifische Autoimmunerkrankungen verursacht. Die Ergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Science Immunology“ veröffentlicht.

Das bild ist eine Collage und zeigt Takahiro Higuchi im Labor, daneben wurde ein freigestelltes Porträt von Benjamin Heil gesetzt, das sich in die Umgebung einfügt.
Beitrag aus der Würzburger Nuklearmedizin: Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, und Benjamin Heil, technischer Assistent, trugen zur Aufklärung des molekularen Mechanismus für tödliche Nephritis bei. Die Arbeit legt den Grundstein für klinische Entwicklungen, die durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorangetrieben werden soll. © Collage / Daniel Peter und privat / UKW

Bonn/Würzburg. RIG-I ist ein wichtiger Sensor im angeborenen Immunsystem, der virale RNA erkennt und die antivirale Abwehr aktiviert. Bestimmte Veränderungen im Erbgut, fachsprachlich Mutationen, können RIG-I jedoch überempfindlich machen, sodass der Immunrezeptor die körpereigene RNA mit viralen Eindringlingen verwechselt. Ein internationales Forschungsteam unter Bonner Leitung und mit Würzburger Beteiligung fand heraus, dass Mäuse, die eine mit Patienten assoziierte RIG-I-E373A-Mutation aufwiesen, spontan eine lupusähnliche Nephritis entwickelten, eine schwere und oft tödliche Nierenentzündung. Im Gegensatz zum klassischen Lupus, bei dem es aufgrund von Ablagerungen von Immunkomplexen zu Entzündungen kommt, entstand die Erkrankung bei diesen Mäusen durch eine direkte Nierenentzündung, die durch das mutierte RIG-I ausgelöst wurde.

Versteckte, gewebsspezifischer Aktivator von Autoimmunentzündungen

Weitere Untersuchungen zeigten, dass eine kurze, nicht-kodierende RNA, bekannt als Y-RNA, die in der Niere stark gebildet wird, direkt an das mutierte RIG-I bindet und dessen abnormale Aktivierung auslöst. „Wir haben entdeckt, dass Y-RNA wie ein Fehlalarm für den mutierten RIG-I-Rezeptor wirkt, insbesondere in Nierenzellen“, sagt Korrespondenzautor Prof. Hiroki Kato, Direktor des Instituts für Kardiovaskuläre Immunologie am Universitätsklinikum Bonn (UKW) und Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn. „Diese lokale Fehlfunktion des Immunsystems löst eine schwere Entzündung aus, die der menschlichen Lupusnephritis ähnelt.“

Von molekularen Erkenntnissen zum Krankheitsmechanismus

„Mithilfe fortschrittlicher molekularer und struktureller Analysen konnten wir zeigen, dass die RIG-I-E373A-Mutante auf ungewöhnliche Weise an Y-RNA bindet, was selbst ohne Virusinfektion zur Aktivierung des Rezeptors führt“, sagt Erstautorin Saya Satoh, Doktorandin der Universität Bonn in der Arbeitsgruppe von Prof. Kato am UKB. „Diese abnorme Aktivierung veranlasste die Nierenzellen, große Mengen an Interferonen und Chemokinen zu produzieren, wodurch Immunzellen angezogen und Entzündungen ausgelöst wurden.“ Die Forschenden konnten aber auch ein potenzielles therapeutisches Ziel aufspüren: Eine Blockierung des so genannten CCR2-Signalwegs, der Monozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, rekrutiert, reduziert die Nierenentzündung bei den betroffenen Mäusen erheblich.

Auswirkungen auf Autoimmunerkrankungen

Mutationen in RIG-I wurden mit seltenen Erbkrankheiten wie dem Singleton-Merten-Syndrom (SMS) und dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) in Verbindung gebracht. Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie solche Mutationen selektiv Organe wie die Niere schädigen können. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für die Entwicklung gezielter Therapien ebnen, welche die Aktivierung von mutiertem RIG-I oder dessen interagierenden Y-RNAs blockieren. 

Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Würzburg, kommentiert: „Wir freuen uns, als Partnerinstitution einen Beitrag geleistet zu haben. Durch die Aufklärung des Mechanismus legt diese Arbeit den Grundstein für klinische Entwicklungen, die wir durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorantreiben möchten.“

Beteiligte Institutionen und Förderung:
Folgende Einrichtungen waren an der Studie beteiligt: UKB und Universität Bonn, Universitätsklinikum Würzburg, Nanyang Technological University, Singapur, Okayama-Universität, Japan, Kyoto University, Japan. Das Projekt wurde unterstützt von der DFG, der deutschen Exzellenzstrategie EXC 2151 „Nukleinsäureimmunität – Sonderforschungsbereich TRR237“, von Open Philanthropy im Rahmen der PANDEMIC ANTIVIRAL DISCOVERY PARTNERSHIP und vom singapurischen Bildungsministerium MOE AcRF Tier 1 Award.

Publikation: Saya Satoh et al.: Local activation of mutant RIG-I by short non-coding Y-RNA in the kidney triggers lethal nephritis; Science Immunology; https://doi.org/10.1126/sciimmunol.adx1135

Das bild ist eine Collage und zeigt Takahiro Higuchi im Labor, daneben wurde ein freigestelltes Porträt von Benjamin Heil gesetzt, das sich in die Umgebung einfügt.
Beitrag aus der Würzburger Nuklearmedizin: Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, und Benjamin Heil, technischer Assistent, trugen zur Aufklärung des molekularen Mechanismus für tödliche Nephritis bei. Die Arbeit legt den Grundstein für klinische Entwicklungen, die durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorangetrieben werden soll. © Collage / Daniel Peter und privat / UKW

Atemwegserkrankungen mit Nasenspray im Keim ersticken

EUROPAWEITE STUDIE ZU STICKSTOFFMONOXID-NASENSPRAY BEI ATEMWEGSERKRANKUNGEN

Im Herbst und Winter haben Atemwegsinfektionen traditionell Hochsaison. Um die Wellen der Atemwegsinfektionen künftig frühzeitig einzudämmen untersucht das europäische Forschungsnetzwerk ECRAID unter Beteiligung des Würzburger Instituts für Allgemeinmedizin die Sicherheit und Wirksamkeit eines Nasensprays mit Stickstoffmonoxid (NONS) in der Primärversorgung.

 

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW

Würzburg. Der Herbst ist da – und mit ihm die Zeit triefender Nasen, kratzender Kehlen und hoher Krankenstände. Ob klassische Erkältung, Grippe oder Corona: Viren finden jetzt ideale Bedingungen, um sich zu verbreiten. Wenn die Temperaturen sinken, zieht es uns in beheizte Innenräume, in denen wir dichter beieinander sitzen und Viren ein leichtes Spiel haben. Hinzu kommt, dass Viren Kälte und trockene Luft bevorzugen; sie bleiben länger aktiv und infektiös. Durch die trockene Heizungsluft verlieren unsere Schleimhäute zudem an Feuchtigkeit, sodass ihre natürliche Schutzbarriere gegen Krankheitserreger schwächer wird. Auch das Immunsystem arbeitet in dieser Jahreszeit etwas träger – nicht zuletzt wegen des geringeren Sonnenlichts und der damit einhergehenden geringeren Vitamin-D-Produktion.

Stickstoffmonoxid-Nasenspray tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können

Wer den Viren nicht entkommen konnte, hat aber möglicherweise bald die Gelegenheit, die Atemwegsinfektion frühzeitig einzudämmen und damit sich selbst wie auch andere zu schützen. Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Dieser natürliche Botenstoff verfügt über antimikrobielle Eigenschaften und kann verschiedene Krankheitserreger – darunter auch Viren – bekämpfen. Das Präparat, kurz NONS, soll Viren bereits in den oberen Atemwegen unschädlich machen, bevor sie sich im Körper weiter ausbreiten können. Eine vorangegangene Studie* zeigte, dass NONS die Viruslast in der Nase deutlich schneller senken kann als ein Placebo. Insgesamt nehmen acht europäische Länder an der von der EU im Rahmen von Horizon 2021-2027 geförderten Plattform-Studie teil. Für Deutschland führt das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) die Studie durch: ECRAID-Prime - Institut für Allgemeinmedizin

Mindestens ein respiratorisches und ein systemisches Symptom

An der ECRAID-Prime-Studie können Personen ab 18 Jahren teilnehmen, die seit maximal drei Tagen Symptome einer Atemwegsinfektion haben. Das heißt, die Studienteilnehmenden sollten sowohl ein respiratorisches Symptom wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen oder Kurzatmigkeit, als auch ein systemisches Symptom wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit, Geschmacks- oder Geruchsverlust haben.

Bei der Rekrutierung der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern arbeitet das Studienteam eng mit niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten in Würzburg und Umgebung zusammen. Weitere Praxen sind herzlich willkommen. Personen mit Atemwegsinfekten können sich aber auch direkt an das Studienteam wenden - per E-Mail unter ECRAID-Prime@ ukw.de oder telefonisch über 0931/201-47818 bzw. 0931/201-47802 (9 bis 17 Uhr). 

Hausbesuch vom Studienteam 

„Da wir die Patientinnen und Patienten für den Studieneinschluss meist noch am selben Tag zu Hause besuchen, sollten die Studienteilnehmenden in Würzburg oder Umgebung wohnen“, betont Studienarzt Nicolas Schwager. Nach der Aufklärung und Einwilligung erfolgt die Randomisierung. Das heißt, die Studienteilnehmenden werden nach dem Zufallsprinzip der Versuchsgruppe mit NONS (6 x am Tag über 7 Tage), der Vergleichsgruppe mit Kochsalz-Nasenspray oder einer dritten Gruppe ohne spezifische Anwendung zugeordnet. In allen Gruppen ist jedoch die so genannte „usual care“ erlaubt, also eine übliche Behandlung mit Schmerztabletten, Dampfbädern oder Ähnlichem. Alle Gruppen werden außerdem gebeten, ein Tagebuch zu führen und regelmäßig Nasenabstriche zu machen, die eingefroren und später vom Studienteam gesammelt werden. 

„Unsere bisherigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in allen drei Gruppen sehr gut mitgemacht, auch diejenigen ohne Nasenspray waren hoch motiviert, unsere Forschung zu unterstützen. Denn ohne diese Gruppe hätten wir keine validen Ergebnisse,“ sagt Maike Ermster, Studienassistentin am Institut für Allgemeinmedizin in Würzburg. 

Verringerung der Auswirkungen von Infektionskrankheiten

„Sollte ECRAID-Prime belegen, dass NONS die Genesung beschleunigen und die Verbreitung von Viren verringern kann, wäre ein weiterer wichtiger Schritt getan, um künftige Erkältungs- und Grippewellen frühzeitig einzudämmen“, verdeutlicht Nicolas Schwager. „Je schneller wir dort handeln, wo die Infektionskrankheiten entstehen, nämlich direkt in der Gemeinschaft, desto besser können wir zukünftigen Ausbrüchen zuvorkommen.“

Die Auswirkungen von Atemwegserkrankungen auf die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung zu verringern ist auch das erklärte Ziel von ECRAID. ECRAID steht für European Clinical Research Alliance on Infectious Diseases. Es ist das erste Netzwerk seiner Art in Europa, das einen zentralen Zugang zu einem paneuropäischen Netzwerk für klinische Forschung im Bereich Infektionskrankheiten bietet. Das hat auch einen volkswirtschaftlichen Impact. So gehören Erkältungskrankheiten zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Nach einer DAK-Analyse lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2025 mit insgesamt 5,4 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau (5,7 Prozent. Die Fehltage aufgrund von Grippe und Erkältungen steigen jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent. Während Erkältungen und Grippe in der ersten Jahreshälfte 2024 rund 196 Fehltage je 100 Versicherte verursachten, waren es von Januar bis Juni 2025 rund 221 Tage. Insgesamt hatten die Atemwegserkrankungen mit 22,4 Prozent den größten Anteil am Krankenstand. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzte die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2023 auf insgesamt 128 Milliarden Euro. 

* Tandon M, Wu W, Moore K et al: SARS-CoV-2 accelerated clearance using a novel nitric oxide nasal spray (NONS) treatment: A randomized trial. Lancet Reg Health Southeast Asia. 2022 Aug;3:100036. DOI: 10.1016/j.lansea.2022.100036

Text: Wissenschaftskommunikation / KL

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW