Aktuelle Pressemitteilungen

Knorpel made in Würzburg

ENCANTO-Studie: Erstes am UKW hergestellte Knorpeltransplantat auf dem Weg zur Implantation

Die TA in kompletter Reinraum-Montur vor der Schranke.
Die Technische Angestellte Eva-Maria-Kaindl übergibt das Knorpeltransplantat im Reinraum der Kinderklinik. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner steht vor der Schleuse im Reinraum.
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, nimmt das Knorpeltransplantat im GMP-Stammzelltransplantationszentrum am UKW entgegen. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner und Eva Baumann stehen mit rotem Körbchen vor der Pathologie
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, und Eva Baumann, technische angestellte bringen eine Probe des Knorpeltransplantats zur Pathologie. © Kirstin Linkamp
Elena Gerhard-Hartmann am Mikroskop in ihrem Büro
Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann begutachtet am Pathologischen Institut der Universität Würzburg die Viabilität der Zellen. © Kirstin Linkamp
Die Technische Angestellte sitzt im Laborkittel vor der Laborbank vor Gefäßen mit unterschiedlichen Färbungenfäße
Eva Baumann färbt am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde die Schnitte, um die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie zu bewerten. © Kirstin Linkamp
Die Mitarbeitenden stehen in weißen Kitteln vor der Zahnklinik und halten Karton hoch, der den Knorpel enthält.
Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ schickt den ersten ENCANTO-Knorpel auf die Reise, v.l.n.r.: Sarah Nietzer, Sebastian Häusner, Oliver Pullig, Eva-Maria Kaindl, Eva Baumann und Mona Rosengarth. © Kirstin Linkamp

Würzburg. Auf einer Skala von 1 bis 10 sei die Anspannung heute früh um 9 Uhr auf einer guten 8, meint Sebastian Häusner. Der Leiter der Qualitätskontrolle in der Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Oliver Pullig am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde des Universitätsklinikums Würzburg, bringt heute gemeinsam mit dem Würzburger Team den ersten im Rahmen der europäischen klinischen ENCANTO-Studie gezüchteten Knorpel aus der Nase eines Patienten zur Behandlung seiner Kniegelenk-Arthrose auf den Weg. Innerhalb von 24 Stunden wird das Knorpeltransplantat zu einer teilnehmenden Klinik innerhalb Europas in einen Patienten implantiert werden. „Das erhöht den Druck“, so Häusner. „Denn der Patient erwartet natürlich ein sicheres und wirkungsvolles Implantat.“

ENCANTO steht für „Engineered Cartilage from Nose for the Treatment of Osteoarthritis” (künstlich hergestellter Knorpel aus der Nase zur Behandlung von degenerativem Gelenkverschleiß). Insgesamt sollen an elf klinischen Zentren in verschiedenen europäischen Ländern 150 Patientinnen und Patienten rekrutiert werden. Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ stellt gemeinsam mit einem Team aus Basel die Implantate her. Dazu werden Knorpelzellen aus der Nasenscheidewand der Patientinnen und Patienten entnommen, im Labor vermehrt und auf einer strukturgebenden Kollagenmatrix zu neuem Knorpelgewebe (N-TEC) gezüchtet. Dieses wird anschließend in das Kniegelenk eingesetzt, um den Knorpel zu regenerieren. Das Ziel besteht darin, die Schmerzen bei patellafemoraler Arthrose zu lindern, die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern und eine gelenkerhaltende Therapie anstelle dauerhafter Gelenkprothesen zu ermöglichen.

GMP-Herstellungseinrichtung am UKW

Gut vier Wochen lang wuchs der Knorpel in den Reinräumen des GMP-Stammzelltransplantationszentrums unter der Leitung von Prof. Matthias Eyrich. GMP steht für „Gute Herstellungspraxis” (englisch: Good Manufacturing Practice) und umfasst Regelwerke und Vorschriften zur Qualitätssicherung der Produktion von Arzneimitteln und Medizinprodukten. „Man kann die Knorpelaktivität schon ganz gut in der Petrischale beurteilen, wenn sich das Gewebe zu allen Seiten verzieht. Aber wir brauchen natürlich einen handfesten Beweis“, sagt Sebastian Häusner. Das mikrobiologische Monitoring unter der Leitung von PD Dr. Heike Claus am Institut für Hygiene und Mikrobiologie fiel bereits positiv aus. Das Knorpeltransplantat ist steril und frei von Kontaminationen und kann somit sicher dem Patienten implantiert werden. Doch wie haben sich die Zellen entwickelt?

Begutachtung der Viabilität am Institut für Pathologie 

Um dies zu prüfen, holen Sebastian Häusner und die technische Angestellte Eva Baumann neben dem Transplantat auch eine Gewebeprobe im Reinraumlabor ab und bringen diese zum nur wenige Schritte entfernt liegenden Institut für Pathologie der Universität (Leitung: Prof. Andreas Rosenwald). Dort wird die Probe, die den Namen „Paula” trägt, der alle Knorpeltransplantate der ENCANTO-Studie am UKW bezeichnet, in mehrere vier bis acht Mikrometer dünne Scheiben geschnitten. Eine dieser Scheiben wird der Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann vorgelegt. Die Pathologin begutachtet die Viabilität. Wie lebendig sind die Zellen? Elena Gerhard-Hartmann gibt grünes Licht. Sebastian Häusners Anspannung sinkt auf der Skala um einen Punkt.

Letzte Qualitätskontrolle am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und Zahnheilkunde

Doch noch kann das Transplantat nicht freigegeben werden. Weiter geht es mit dem Taxi von Grombühl zum Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und Zahnheilkunde an den Röntgenring. Hier werden die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie bewertet. Dazu färbt Eva Baumann spezielle Proteine, die sogenannten Proteoglykane, im Knorpel an. Diese sind ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix und verleihen dem Knorpelgewebe Struktur, Elastizität und Stoßdämpfung. Je intensiver die Probe rot gefärbt ist, desto mehr Proteoglykane sind vorhanden und desto besser ist die Knorpelqualität. Auch die Zellmorphologie wird geprüft.

„Es bleibt spannend bis zur letzten Sekunde“, sagt Sebastian Häusner. Jetzt müssen er und Eva Baumann die Probe nämlich unabhängig voneinander begutachten. Nur ein hoher Modified Bern Score bedeutet, dass der Knorpel die strengen Qualitätsanforderungen von ENCANTO erfüllt. Geschafft! Der Sponsor in Basel sowie der diensthabende Orthopäde im klinischen Zentrum des Patienten können benachrichtigt werden, dass das Transplantat auf den Weg gebracht wird. Der Patient weiß übrigens nicht, ob er in der Interventionsgruppe oder in der Vergleichsgruppe ist und eine Kollagenmatrix ohne Knorpelzellen aus der eigenen Nase erhält. 

Knorpelersatz made in Würzburg 

Die Anspannung bei Sebastian Häusner weicht einer Erleichterung. Und mit ihm atmet ein ganzes Team auf. „Der Erfolg des N-TEC beruht nicht nur auf der sehr guten internationalen Zusammenarbeit, sondern auch auf der exzellenten lokalen Zusammenarbeit vor Ort“, betont Oliver Pullig, der Leiter der Herstellungseinrichtung. „Von der Befundung des Gewebes durch die Pathologie, dem mikrobiologischen Monitoring durch die Hygiene bis hin zur Arbeit in den Reinräumen des GMP-Stammzelltransplantationszentrums – der hier hergestellte Knorpelersatz ist ein echtes Produkt ‚made in Würzburg‘. Gerade diese enge Vernetzung der klinischen und universitären Zentren bildet das Rückgrat des wissenschaftlichen und klinischen Fortschritts am UKW.“

Text: Kirstin Linkamp / Wissenschaftskommunikation UKW

Die TA in kompletter Reinraum-Montur vor der Schranke.
Die Technische Angestellte Eva-Maria-Kaindl übergibt das Knorpeltransplantat im Reinraum der Kinderklinik. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner steht vor der Schleuse im Reinraum.
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, nimmt das Knorpeltransplantat im GMP-Stammzelltransplantationszentrum am UKW entgegen. © Kirstin Linkamp
Sebastian Häusner und Eva Baumann stehen mit rotem Körbchen vor der Pathologie
Sebastian Häusner, Leiter der Qualitätskontrolle, und Eva Baumann, technische angestellte bringen eine Probe des Knorpeltransplantats zur Pathologie. © Kirstin Linkamp
Elena Gerhard-Hartmann am Mikroskop in ihrem Büro
Privatdozentin Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann begutachtet am Pathologischen Institut der Universität Würzburg die Viabilität der Zellen. © Kirstin Linkamp
Die Technische Angestellte sitzt im Laborkittel vor der Laborbank vor Gefäßen mit unterschiedlichen Färbungenfäße
Eva Baumann färbt am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde die Schnitte, um die Gewebearchitektur und die Zellmorphologie zu bewerten. © Kirstin Linkamp
Die Mitarbeitenden stehen in weißen Kitteln vor der Zahnklinik und halten Karton hoch, der den Knorpel enthält.
Die Würzburger Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMP-Entwicklung“ schickt den ersten ENCANTO-Knorpel auf die Reise, v.l.n.r.: Sarah Nietzer, Sebastian Häusner, Oliver Pullig, Eva-Maria Kaindl, Eva Baumann und Mona Rosengarth. © Kirstin Linkamp

Vom Schmierzettel im Würzburger Steakhaus zur Millionenförderung

Nicolas Schlegel über den neuen Sonderforschungsbereich, der aufdecken will, wie Desmosomen wichtige Epithelfunktionen sowohl bei Gesundheit als auch bei Krankheit regulieren / Würzburger Fokus liegt auf entzündlichen Darmerkrankungen

Porträt von Nicolas Schlegel im weißen Kittel mit verschränkten Armen im Flur des Zentrums für Operative Medizin
Prof. Dr. Nicolas Schlegel ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Viszeralchirurgie am Uniklinikum Würzburg und Standortsprecher des SFB/Transregio DEFINE © Ulrich Bender
Collage mit 37 Porträts der Personen, die im SFB/TRR forschen, in der Mitte sind die drei Standortsprecher etwas größer abgebildet.
Der neue SFB/Transregio DEFINE ist eine Kooperation der Universitäten Marburg, LMU München und Würzburg und wird geleitet von Nicolas Schlegel, Michael Hertl und Jens Waschke (größere Porträts in der Mitte von links nach rechts). © SFB/TRR DEFINE
Im Zentrum von DEFINE stehen Erkrankungen, die mit einer Fehlfunktion von Desmosomen in Verbindung stehen. Links sind die blasenbildende Hauterkrankung Pemphigus (oben) und die entzündete Schleimhaut bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (unten) zu sehen. Diese Erkrankungen dienen als Modell, um die Funktionen des Desmosoms in den verschiedenen Geweben zu verstehen. Desmosomen sind generell für die Zell-Zell-Adhäsion, die Barriere-Regulation, die Interaktion mit dem Immunsystem und die Regeneration von Geweben von Bedeutung. Das Fernziel besteht darin, neue Zielstrukturen zur spezifischen Stabilisierung der epithelialen Integrität als neue Therapieansätze zu identifizieren. Das Schema in der Mitte zeigt, wie die Membranproteine Desmoglein und Desmocollin, die hier wie grüne und dunkelrote „Perlenketten“ dargestellt sind, die Zellen außen zusammenhalten. Die in hell- und dunkelgrün abgebildeten „Kügelchen“ stellen die Plakoglobin- und Plakophilin-Koppelung im Innern der Zelle dar. Das blau gefärbte Desmoplakin verankert den Komplex schließlich an den dunkelblau abgebildeten Filamenten des Zellskeletts. © SFB/TRR DEFINE

Die Universitätsmedizin Würzburg darf sich gemeinsam mit der Universität Marburg und der LMU München über die Bewilligung des neuen Sonderforschungsgereich Transregio „Desmosomal dysfunction in epithelial barriers” (DEFINE) freuen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG fördert den SFB TRR von 2026 bis 2029 mit voraussichtlich rund 14 Millionen Euro. Im Mittelpunkt stehen Desmosomen. Diese Proteinstrukturen vernetzen Zellen an den Grenzflächen des Körpers miteinander und tragen so zur Bildung von Barrieren im Körper bei. Funktionierende Barrieren in der Haut und im Darm sind lebenswichtig, sodass bei deren Fehlfunktionen schwerwiegende Erkrankungen wie die lebensgefährliche Autoimmunkrankheit der Haut Pemphigus vulgaris, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Entzündungen der Speiseröhre (eosinophile Ösophagitis) entstehen. Die Forschenden haben mit dem SFB nun die Möglichkeit, das noch sehr begrenzte Wissen über die Regulation von Epithelbarrieren bei Gesundheit und Krankheit deutlich zu erweitern und neuartige therapeutische Strategien gegen die drei genannten Krankheiten zu entwickeln.

Ein Interview mit dem Standortsprecher in Würzburg, Professor Nicolas Schlegel, Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Viszeralchirurgie und Sektionsleiter Endokrine Chirurgie an der Klinik für Chirurgie I des Universitätsklinikums.

Herr Schlegel, herzlichen Glückwunsch zum neuen SFB/TRR DEFINE. Beteiligt sind die Universitätsstandorte Marburg, München und Würzburg. Wer hatte denn die Idee zu diesem Verbundprojekt? 

Die Idee kam um die Weihnachtszeit 2021 in einem Steak-Restaurant in Würzburg, als ich mich mit Jens Waschke zu unserem regelmäßigen Austausch traf. Jens hatte in Würzburg den Lehrstuhl für Anatomie und Zellbiologie inne, bevor er 2011 den Ruf der LMU München auf den Lehrstuhl für vegetative Anatomie annahm. Wir arbeiten schon sehr lange zusammen und hatten ein Projekt im von der DFG geförderten Schwerpunktprogramm SPP 1782. Dabei hatten wir uns bereits eingehend damit beschäftigt, wie Zellen in Geweben über Desmosomen miteinander kommunizieren und auf Belastungen reagieren und wie Veränderungen dieser Desmosomen die Stabilität und Barrierefunktion des Gewebes beeinflussen. Wir überlegten, wie wir unsere Forschung nach dem Auslaufen des Programms fortsetzen und einen Schritt weiterkommen könnten.

Und da dachten Sie sich, wenn es jemals einen Sonderforschungsbereich zu diesem Thema geben kann, dann jetzt. Wie kam Michael Hertl, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Gießen und Marburg dazu?

Jens Waschke und Michael Hertl leiteten gemeinsam die DFG-Forschungsgruppe Pegasus, in dem sie das Krankheitsbild Pemphigus vulgaris untersuchten. Dabei handelt es sich um eine seltene, potenziell lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung von Haut und Schleimhäuten. Bei ihrer Entstehung spielen Desmosomen in der Haut eine entscheidende Rolle. Diese werden nämlich fälschlicherweise von Antikörpern der eigenen Immunzellen angegriffen. 

Sie konzentrieren sich jedoch auf die Desmosomen, die bei entzündlichen Darmerkrankungen eine Rolle spielen. Sie haben maßgeblich zur Entdeckung beigetragen. Wie passt das zusammen? 

Wir fanden die Idee interessant, die Erkrankung der Haut, über die man bereits viel weiß, den Desmosomenveränderungen im Darm, über die noch nicht so viel bekannt ist, gegenüberzustellen. Was ist im Darm anders als in der Haut? Gibt es gemeinsame Nenner? Was sind gewebespezifische und was sind allgemeine Eigenschaften? Noch im Steakhaus haben wir einen Schmierzettel erstellt, Arbeitsgruppenleiter überlegt und die Idee an Michael Hertl herangetragen. Der war sofort Feuer und Flamme.

Wie ging es mit dem Projektantrag weiter – von der Idee bis zur Umsetzung? 

Wir lernten uns kennen, erstellten ein Konzept und luden im Juli 2022 alle potenziellen Projektleiter zu einem zweitägigen Treffen ein. Im Herbst reichten wir die erste Skizze ein. Nach der Begutachtung fand im Juli 2023 das erste Beratungsgespräch statt, in dem wir positives Feedback zur wissenschaftlichen Fragestellung erhielten. Wir mussten jedoch noch einige strukturelle Aspekte nachschärfen, zum Beispiel die Nachwuchsförderung, sowie wissenschaftliche Details zur Qualitätssicherung. Im Herbst 2023 gaben wir die überarbeitete Skizze ab. Im Juli 2024 fand das zweite Beratungsgespräch statt, bei dem die Gutachter uns mit einem sehr positiven Feedback bedachten. Nachdem unser Projekt im November 2024 durch den Senat gegangen war, wurden wir zur Einreichung des Vollantrags aufgefordert. Das heißt, wir hatten bis Juni 2025 Zeit, einen 400 Seiten starken Projektantrag zu erstellen und einzureichen. Im September 2025 erfolgte in Marburg zunächst die Begutachtung des allgemeinen Konzepts, dann der Zentralprojekte und schließlich der Einzelprojekte. Das war mit großer Anspannung und extrem viel Vorbereitung verbunden. Aber wir sind sehr gut bewertet worden. Im November kam schließlich und zur großen Freude die offizielle Bewilligung durch die DFG.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass dieser SFB derzeit der einzige in Deutschland ist, der maßgeblich unter chirurgischer Federführung entstand. 

Das Besondere ist, dass wir nicht nur ein solches grundlagenwissenschaftliches Projekt zu diesem speziellen Thema unter chirurgischer Federführung entwickelt haben, sondern dass auch sechs Projektleiter aus der Würzburger Chirurgie involviert sind. Sie sind alle in der Klinik aktiv und arbeiten als Clinician Scientists.

Die Interdisziplinarität des Projekts wurde besonders betont und gelobt. Es wurden viele unterschiedliche Fächer zusammengebracht. Welche Disziplinen sind denn konkret involviert? 

Das ist es, was aus unserer Sicht den SFB ausmacht. Wir haben Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Fächern zusammengebracht, die sonst nicht so eng miteinander arbeiten. Neben der Chirurgie und Dermatologie sind beispielsweise auch die Pädiatrie, Gastroenterologie und Kardiologie vertreten. Die klinische Expertise wird durch Zellbiologie und Immunologie ergänzt. Auch Biophysiker sind dabei, die uns dabei helfen, grundlegende Aspekte von Epithelzellen zu verstehen. Unser Ziel ist es, diese Riesenbrücke vom Einzelmolekül in die Klinik zu schlagen. Das ist unsere Perspektive für die nächsten zwölf Jahre.

Der SFB kann maximal zweimal um jeweils vier Jahre verlängert werden. Bei jeder Verlängerung soll die Projektleitung wechseln. Sind damit alle drei Standorte gleichberechtigt?

Ja, wir verstehen uns als Team und arbeiten auf Augenhöhe. Die Leitung haben wir nach Alter bestimmt. Michael ist der älteste von uns drei Sprechern und hat deshalb in der ersten Förderperiode den Lead. In der zweiten Phase, die hoffentlich gefördert wird, soll Jens Waschke als Zweitältester die Leitung übernehmen. Ich als Jüngster würde dann in der dritten Periode den Lead haben.

Kommen wir nun zum Würzburger Schwerpunkt, den chronischen Darmentzündungen. Welche klinischen Symptome haben die Betroffenen?

Die Patienten haben schwere Durchfälle, bis zu zehn am Tag, die teilweise blutig sein können. Sie leiden unter Bauchkrämpfen und Gewichtsabnahme, betroffene Kinder zudem unter Gedeihstörungen. Eine langjährige Entzündung kann sich zudem zu Darmkrebs entwickeln. Von der Krankheit sind etwa 10 bis 15 von 100.000 Personen betroffen, wobei chronische Darmentzündungen vor allem in der westlichen Welt stetig zunehmen. Man geht davon aus, dass das Epithel durch Umweltfaktoren und den westlichen Lebensstil, insbesondere das Ernährungsverhalten und die damit einhergehenden Veränderungen des Darmmikrobioms, beeinflusst wird.

Laien stellen sich vor, dass ein Viszeralchirurg den entzündeten Abschnitt des Darms entfernt. Im Projekt geht es jedoch nicht nur um die chirurgische Therapie. Worum geht es konkret?

Eine Störung der Darmepithelbarriere ist ein zentraler Grund dafür, dass Patienten überhaupt erst krank werden. Dies ist ein Problem, das wir bisher nicht therapeutisch adressieren können. Wir können zwar den entzündeten Darmabschnitt herausoperieren und Medikamente geben, die das Immunsystem unterdrücken. Diese Medikamente wirken jedoch nur bei 50 bis 60 Prozent der Betroffenen und haben darüber hinaus starke Nebenwirkungen. Wenn wir aber in der Lage sind, das Darmepithel über das Verständnis der Funktion von Desmosomen und allem, was damit zusammenhängt, zu stabilisieren und die Entzündung einzudämmen, könnten wir diese möglicherweise durch eine zusätzliche Therapie in den Griff bekommen.

Kurz zur Begriffserklärung. Was ist die Darmepithelbarriere?

Die Darmepithelbarriere ist eine Zellschicht, die die Innenseite des Darms auskleidet. Sie verhindert, dass die zahlreichen Bakterien, die normalerweise im Darm leben, in den Körper gelangen. Dieser Vorgang wird als Translokation bezeichnet. Verändert sich die Darmflora oder gewinnen krankheitserregende Keime überhand, kann es zu einer Störung des Darmepithels kommen. Dies kann wiederum dazu führen, dass solche Translokationen stattfinden und schwerwiegende Entzündungen im Darm ausgelöst werden. Die Dichtigkeit des Darmepithels ist also von entscheidender Bedeutung. Sie wird durch zwei Komponenten gewährleistet: die Epithelzelle selbst und die Zell-Zell-Kontakte. Und daran arbeiten wir.

Welche Rolle spielen hier die Desmosomen? 

Die Desmosomen gehören zu den Verbindungen, mit denen sich die Epithelzellen gegenseitig festhalten und somit für eine gewisse Stabilität sorgen. Daneben gibt es noch die Tight Junctions, die vor allem dafür zuständig sind, den schmalen Raum zwischen den Zellen abzudichten, sodass nichts hindurchgelangen kann. 

Den Desmosomen schrieb man viele Jahre lang eine Art Kleberfunktion zu. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass sie neben dieser Funktion viele Prozesse im Epithel regulieren und die Regeneration des Darmepithels sowie die Differenzierung von Zellen beeinflussen. Sie ermöglichen überhaupt erst, dass Tight Junctions das Darmepithel abdichten.

Die Desmosomen scheinen also eine Art Schlüsselfunktion für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere zu haben. 

Richtig. Wenn wir diese Schlüsselfunktion genau verstehen, können wir hoffentlich spezifische Therapien entwickeln, die die Darmepithelbarriere stabilisieren. Bislang wissen wir, dass dies über Transmembranproteine, die sogenannten Desmogleine, calciumabhängig im Zwischenzellraum geschieht. Diese Proteine greifen wie kleine Ärmchen zwischen den Zellmembranen ineinander und verbinden die Zellen. Innen in der Zelle sind diese Verbindungen an Plaque-Proteine gekoppelt. Diese leiten einerseits Signale weiter und koppeln andererseits die Verbindung an das innere Zellskelett, wodurch die Zelle besonders stabil wird und das Gewebe widerstandsfähig ist. 

Bei Entzündungen sind diese Desmosomen wesentlich herunterreguliert. Wir wollen herausfinden, aus welchen Gründen sie verschwinden und welchen Krankheitswert es tatsächlich hat, wenn Desmosomen nicht mehr vorhanden sind. Unsere Ergebnisse können wir dann gegebenenfalls auch auf andere Erkrankungen übertragen, bei denen Desmosomen eine Rolle spielen. 

Können Sie Beispiel nennen, wie und mit wem sie das herausfinden wollen? 

Unsere Projektleiter haben sich auf verschiedene Untereinheiten dieser Desmosomen fokussiert und untersuchen zellbiologische Aspekte mit verschiedenen Modellen - an Organoiden, Tiermodellen und Knock-out-Modellen. Mit Benjamin Misselwitz aus München haben wir beispielsweise einen weiteren Darmexperten an Bord. Er ist Professor für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Gastroenterologie und unter anderem in einem Zentralprojekt dafür zuständig, Proben aus Patientenmaterial für uns untersuchbar zu machen. Im Gegenzug bringt zum Beispiel Professor Goebeler, Direktor der Würzburger Hautklinik, seine dermatologische Expertise ein. 

Was bedeutet der SFB speziell für Würzburg – abgesehen von den Fördergeldern? 

Für mich geht es nicht nur um Gelder, sondern auch um Strukturen. Wir haben hier in Würzburg einen sehr starken immunologischen Schwerpunkt. Zur Immunologie gehört nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Barrieren, die der Körper physiologisch aufrechterhalten muss. Diese müssen wir verstehen, adressieren und in den Kontext setzen. Warum entstehen entzündliche Erkrankungen? Wie beeinflussen sie Tumorerkrankungen, die ja auch hier am Standort intensiv untersucht werden? Unser SFB geht and dieser Stelle noch mehr in die Grundlagenwissenschaft und kann eine wichtige Lücke am Standort schließen.

Sie hatten bereits die Nachwuchsförderung angesprochen. Ein Teil des Zentralprojekts, das sich speziell mit diesem Thema beschäftigt, ist in Würzburg angesiedelt. Die Sprecherin ist Stefanie Hahner. Als langjährige Prodekanin der Medizinischen Fakultät kümmert sich die stellvertretende Leiterin der Endokrinologie um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 

Die Nachwuchsförderung in Würzburg ist bereits sehr stark und wird durch den SFB sowie die sogenannte „Integrated Research Training Group“ (IRTG) weiter ausgebaut. Dieses Programm ist mir persönlich sehr wichtig. Denn hier bringen wir Mediziner und Naturwissenschaftler bereits auf der frühesten Karrierestufe zusammen. Eine frühe Verbindung der verschiedenen Sichtweisen – Klinik und Naturwissenschaften – kann sehr erfolgreich sein, wurde im Alltag jedoch lange vernachlässigt. 

Die Grundlagenforscher haben oft tolle Tools, ihnen fehlt jedoch der direkte Link in die Klinik und umgekehrt. Das wollen wir mit einer frühen Verknüpfung untereinander ändern. Die IRTG ist aber auch an den anderen Standorten mit aktiven Leitern vertreten, so dass über alle 3 Standorte hinweg die gleichen Ideen gelebt werden. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp von der Wissenschaftskommunikation am UKW. 

Porträt von Nicolas Schlegel im weißen Kittel mit verschränkten Armen im Flur des Zentrums für Operative Medizin
Prof. Dr. Nicolas Schlegel ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Viszeralchirurgie am Uniklinikum Würzburg und Standortsprecher des SFB/Transregio DEFINE © Ulrich Bender
Collage mit 37 Porträts der Personen, die im SFB/TRR forschen, in der Mitte sind die drei Standortsprecher etwas größer abgebildet.
Der neue SFB/Transregio DEFINE ist eine Kooperation der Universitäten Marburg, LMU München und Würzburg und wird geleitet von Nicolas Schlegel, Michael Hertl und Jens Waschke (größere Porträts in der Mitte von links nach rechts). © SFB/TRR DEFINE
Im Zentrum von DEFINE stehen Erkrankungen, die mit einer Fehlfunktion von Desmosomen in Verbindung stehen. Links sind die blasenbildende Hauterkrankung Pemphigus (oben) und die entzündete Schleimhaut bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (unten) zu sehen. Diese Erkrankungen dienen als Modell, um die Funktionen des Desmosoms in den verschiedenen Geweben zu verstehen. Desmosomen sind generell für die Zell-Zell-Adhäsion, die Barriere-Regulation, die Interaktion mit dem Immunsystem und die Regeneration von Geweben von Bedeutung. Das Fernziel besteht darin, neue Zielstrukturen zur spezifischen Stabilisierung der epithelialen Integrität als neue Therapieansätze zu identifizieren. Das Schema in der Mitte zeigt, wie die Membranproteine Desmoglein und Desmocollin, die hier wie grüne und dunkelrote „Perlenketten“ dargestellt sind, die Zellen außen zusammenhalten. Die in hell- und dunkelgrün abgebildeten „Kügelchen“ stellen die Plakoglobin- und Plakophilin-Koppelung im Innern der Zelle dar. Das blau gefärbte Desmoplakin verankert den Komplex schließlich an den dunkelblau abgebildeten Filamenten des Zellskeletts. © SFB/TRR DEFINE

25 Jahre Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (AGN): Jubiläumsveranstaltung und spannende Fortbildung

Über 200 Gäste, Studierende, Lehrende sowie Vertreter des Rettungsdienstes nahmen teil und würdigten das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative.

25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW
25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW

Würzburg. Seit 25 Jahren gibt es die Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (AGN) an der Universitätsmedizin Würzburg. Dahinter steht eine studentische Initiative, die seitdem fester Bestandteil der notfallmedizinischen Lehre der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Direktor Prof. Dr. Patrick Meybohm) am Uniklinikum Würzburg ist. Mitte November fand im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin die feierliche Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen im Rahmen der Veranstaltung „Update Kindernotfallmedizin“ statt. Über 200 Gäste, Studierende, Lehrende sowie Vertreter des Rettungsdienstes nahmen teil und würdigten das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative.

Würdigung des Engagements der Tutorinnen und Tutoren

In seiner Begrüßung betonte Prof. Dr. Thomas Wurmb, ärztlicher Leiter der AGN und Leiter der Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, die besondere Bedeutung der AGN für die Lehre. Er hob vor allem das außerordentliche Engagement der Tutorinnen und Tutoren mit notfallmedizinischer Berufserfahrung hervor, die neben ihrem anspruchsvollen Medizinstudium mit großem Einsatz, Professionalität und Begeisterung notfallmedizinische Kompetenzen an ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen weitergeben. Ohne diesen kontinuierlichen Einsatz - so Wurmb - wäre die hohe Qualität der studentischen Notfallausbildung in Würzburg nicht möglich.

Geschichte und Gegenwart der AGN – vorgestellt von der AGN-Leitung

Einen zentralen Programmpunkt bildete der Rückblick auf die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft. Emily Fuchshuber und Maren Dieckmann (aktuelle bzw. ehemalige AGN-Leiterin) führten das Auditorium durch die 25-jährige Geschichte sowie den aktuellen Stand der AGN. Sie zeigten auf, wie sich die Initiative seit ihren Anfängen zu einer organisatorisch und didaktisch hochprofessionellen Struktur entwickelt hat – mit einem Kursangebot, das heute von Basismaßnahmen über Reanimation bis zu spezialisierten Trainings reicht.

Besonders hervorgehoben wurden die Meilensteine in der Entwicklung der AGN, wie die Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises und aktuelle Entwicklungen wie die Implementierung des Wahlfachs Katastrophenmedizin im vergangenen Winter.

Fachlicher Schwerpunkt: Kindernotfallmedizin

Eingebettet war das Jubiläum in die notfallmedizinische Fortbildungsveranstaltung „Update Kindernotfallmedizin“, eine gemeinsame Veranstaltung der Klink und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie und des Bezirksverbands Unterfranken des Bayerisches Roten Kreuzes, welche mit fachlich hochkarätigen Vorträgen überzeugte. Die Vorträge boten praxisnahe Einblicke, unter anderem zur strukturierten Einschätzung kritisch erkrankter Kinder, zu aktuellen Therapiestrategien sowie zu Besonderheiten des Kindernotarztdienstes der Landeshauptstadt München.

25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW
25 Jahre AGN: Die aktuellen Tutoren, Prof. Wurmb (ärztlicher Leiter der AGN), Dr. Andreas Schoefinius (Gründungsmitglied der AGN) und Dr. Michael Schultheiß (ehemaliger AGN-Leiter) bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: UKW

Theaterherbst kommt krebskranken Kindern zugute

Die Laienspielgruppe Rimpar trat erneut für den guten Zweck auf

Auf dem Foto sieht man mehrere Personen, die teilweise verkleidet sind und auf einer Bühne stehen bzw. sitzen.
Die Mitglieder der Laienspielgruppe bei einer der Vorstellungen. (Foto: Markus Strohmenger)
Auf dem Foto sieht man zwei Personen, die symbolisch einen großen Scheck von 2.000 Euro in der Hand halten. Im Hintergrund steht ein Roll-up von der Elterninitiative Regenbogen.
Yevgeniya Ronis (Elterninitiative Regenbogen) nimmt den Spendenscheck von Harald Wenzel (Laienspielgruppe Rimpar) entgegen (von links). (Foto: Nadine Kempa)

13 Vorstellungen, 13 Mal ausverkauft – bereits nach zwei Tagen Vorverkauf waren alle Karten vergeben. Ein äußerst dankbares Publikum mit langanhaltendem Applaus und „Standing Ovations“ würdigte die sechsmonatige Vorbereitungszeit der Laienspielgruppe Rimpar. Alle Stücke fanden großen Anklang, besonders das erstmals aufgeführte eigene Stück „Putzen für den Hausfrieden“ aus der Feder von André Heinrich unter der Regie von Caroline Selig erhielt außerordentlich positive Resonanz. Damit konnte das neue Vorstandsteam die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen und mit dem eigenen Stück sogar noch ein Highlight setzen.

Außerdem wurde, wie beim Theatersommer, wieder eine Spendenbox für die Elterninitiative Regenbogen aufgestellt. Die Spendenbereitschaft war überwältigend. Insgesamt wurde, auch durch großzügige Aufrundung der Laienspielgruppe, ein Betrag von 2000 Euro erzielt. Wir danken allen Spendern und Zuschauern herzlich für ihre Unterstützung. Stellvertretend für die Laienspielgruppe überbrachte Harald Wenzel den Spendenscheck an das Büro der Elterninitiative Regenbogen. Dank des beispielhaften Einsatzes der Theatergruppe kommt der Betrag Familien krebskranker Kinder zugute, denen der Elternverein ein umfassendes Unterstützungsangebot während und nach der Krebstherapie zur Verfügung stellt. Die Theatergruppe sorgte mit ihrer Aufführung für fröhliche Stunden – ein Gedanke, der auch die Arbeit des Elternvereins prägt, der den Kindern im oft schweren Klinikalltag ebenso Momente der Leichtigkeit schenken möchte. Dafür sorgen z.B. die Besuche der Klinikclowns oder gemeinsame Back- und Kochnachmittage mit dem Stationspersonal. Das Angebot der Elterninitiative ist rein spendenfinanziert.

Im Jahr 2026 führt die Laienspielgruppe im Rahmen des 900-jährigen Jubiläums des Marktes Rimpar an den letzten beiden Wochenenden im Juni im Schlosshof „Open Air“ den Dreiakter "Wo zur Hölle geht´s zum Himmel" auf.

Text: Nadine Kempa für die Elterninitiative Regenbogen e.V., Harald Wenzel für die Laienspielgruppe Rimpar e.V.

 

Auf dem Foto sieht man mehrere Personen, die teilweise verkleidet sind und auf einer Bühne stehen bzw. sitzen.
Die Mitglieder der Laienspielgruppe bei einer der Vorstellungen. (Foto: Markus Strohmenger)
Auf dem Foto sieht man zwei Personen, die symbolisch einen großen Scheck von 2.000 Euro in der Hand halten. Im Hintergrund steht ein Roll-up von der Elterninitiative Regenbogen.
Yevgeniya Ronis (Elterninitiative Regenbogen) nimmt den Spendenscheck von Harald Wenzel (Laienspielgruppe Rimpar) entgegen (von links). (Foto: Nadine Kempa)

Herzlich willkommen, Matthias Schneider!

Neuer Leiter des Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe

Matthias Schneider am Schreibtisch
Matthias Schneider ist die neue Leitung des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe © Martina Stolze

Im November dieses Jahres übernahm Studiendirektor Matthias Schneider die Leitung des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe (BSZG). Er folgte damit auf Christine Hildebrandt, die Anfang August 2025 in den Ruhestand ging. In der Interimsphase wurde das Schulzentrum von Florian Geißler, dem stellvertretenden Schulleiter, geführt.

Das BSZG umfasst sechs staatliche Berufsfachschulen und ist größtenteils auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) angesiedelt. 

Gemeinsam mit dem UKW bietet das BSZG sechs Ausbildungsberufe in den Bereichen Pflege, Physiotherapie, Diätassistenz, Massage, Medizinische Technologie für Laboratoriumsanalytik sowie Radiologie an.

 

Ein Interview mit Studiendirektor Matthias Schneider, der neue Leiter des Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe in Würzburg.

 

Herr Schneider, wie ist Ihr erster Eindruck nach einem Monat im „UKW/BZSG-Kosmos“?

Sehr positiv. Ich wurde von meinem neuen Kollegium und meinen Mitarbeiterinnen herzlich empfangen, der Start wurde mir wirklich leicht gemacht. Es ist schön zu sehen, wie wir als Staatliches Berufliches Schulzentrum mit den anderen Akteuren, allen voran dem UKW, eng im Sinne unserer Auszubildenden zusammenarbeiten. Ich durfte bereits viele Einblicke in die speziellen Strukturen gewinnen und viele Entscheidungsträger persönlich kennenlernen. 

 

Wieso sollten sich junge Menschen für eine Ausbildung bei uns entscheiden?

Eine berufliche Ausbildung ist eine tolle Sache, da sie jungen Menschen ermöglicht, sich persönlich und fachlich zu entwickeln.

Eine Ausbildung bei uns vermittelt alle Kompetenzen, um als Fachkraft verantwortungsvoll und professionell agieren zu können. Die Schülerinnen und Schüler werden hier in einem wertschätzenden und lernförderlichen Umfeld unterrichtet sowie in den Praxiseinsätzen qualifiziert ausgebildet. Mit unserem gut aufgestellten Netzwerk und unseren eigenen Kompetenzen sind wir in der Lage, Schülerinnen und Schüler individuell und bedarfsgerecht zu unterstützen.  

Wir haben hier am BSZG/UKW sehr gute Voraussetzungen, eine qualitativ hochwertige Ausbildung anzubieten. Dafür werde ich mich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Abstimmung mit dem UKW auch zukünftig einsetzen. 

 

Welche Projekte möchten Sie 2026 angehen? 

Aktuell geht es darum, mit meinen Schulteam gemeinsam die vielen Projekte im Rahmen der Schulentwicklung umzusetzen, zu evaluieren, anzupassen oder auch zu überdenken. Am BSZG laufen mehrere Prozesse, die die Qualität aber auch den multiprofessionellen Ansatz in den Blick nehmen. Schule ist weitaus mehr als nur Unterricht und muss größer gedacht werden.

Bei Veränderungen sollten die Bedürfnisse aller Beteiligten im Mittelpunkt stehen. 

 

Wenn Sie noch einmal jung wären, welche Ausbildung würden Sie wählen?

Ich würde mich wieder für den Beruf des Lehrers entscheiden. Wenn ich gewusst hätte, dass ich irgendwann am BSZG die Schulleitung übernehme, hätte ich mich natürlich für eine Ausbildung im Gesundheitswesen und nicht im kaufmännischen Bereich entschieden. Aufgrund meiner sportlichen Vergangenheit würde ich eine Ausbildung zum Physiotherapeuten favorisieren.

 

Vielen Dank für das Gespräch und gutes Gelingen bei den zukünftigen Aufgaben! 

 

Mehr Infos zum Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe

Mehr Infos zu den Ausbildungsmöglichkeiten am UKW.

 

Werdegang

Der gebürtige Würzburger Matthias Schneider (Jahrgang 1974) studierte Lehramt an beruflichen Schulen mit der Fachrichtung Wirtschaftspädagogik und dem Profilfach Gesundheitsmanagement. Berufserfahrungen als Lehrkraft sammelte er während des Referendariats an der Würzburger Klara-Oppenheimer-Schule und an der Beruflichen Oberschule in Kitzingen sowie zwischen 2006 und 2015 an der Berufsschule Kitzingen-Ochsenfurt. Ab Ende 2014 koordinierte er im Auftrag der Regierung von Unterfranken die Flüchtlingsbeschulung.

Vor seinem Wechsel ans BSZG Würzburg war er zuletzt ab 2021 als Referent der Regierung von Unterfranken insbesondere für die unterfränkischen Berufsfachschulen des Gesundheitswesens zuständig. Zentrale Themen dabei waren unter anderem die Lehrerausbildung, die Genehmigung von Lehrkräften, Schulneugründungen und -neubauten, die Erstellung zentraler Abschlussprüfungen, Schulfinanzierungen sowie die Unterstützung und Beratung bei schulrechtlichen Fragen.

Das Fundament der Fruchtbarkeit

Ein funktionsfähiger Spermienschwanz ist für eine erfolgreiche Fortpflanzung unerlässlich. Fehler bei dessen Entwicklung führen oft zu Unfruchtbarkeit. Das zeigt auch eine aktuelle internationale Studie mit Würzburger Beteiligung.

 

Das Bild zeigt eine Animation von Spermien.
Bei der Entwicklung von Spermien durchlaufen die Zellen ein komplexes Reifeprogramm. Die Verankerung für den Spermienschwanz nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. (Bild: Ilja / Adobe Stock / mit KI generiert)

Die Entwicklung funktionsfähiger Spermien ist ein hochkomplexer Prozess und eine Grundvoraussetzung für die männliche Fruchtbarkeit. Störungen in diesem Prozess sind eine häufige Ursache für Unfruchtbarkeit. Doch die molekularen Mechanismen, die den präzisen Aufbau eines Spermiums steuern, sind noch immer in weiten Teilen unbekannt. Eine besondere Herausforderung für die Forschung liegt in der extrem geringen Größe der beteiligten Zellstrukturen, die mit herkömmlichen Mikroskopen kaum zu erkennen sind.

Einem internationalen Forschungsteam ist es nun gelungen, mithilfe einer speziell weiterentwickelten Methode, der Ultrastruktur-Expansionsmikroskopie (U-ExM), die zelluläre Architektur von Keimzellen in höchster optischer Detailtiefe sichtbar zu machen und so die zentrale Rolle eines Proteinkomplexes bei der Bildung des Spermienschwanzes aufzuklären.

Erstmals wandte das Team diese Technik auf spezielle Substrukturen der männlichen Keimzellen an und konnte so zelluläre Bauteile physikalisch ausdehnen, ähnlich einem aufgeblasenen Ballon, um winzigste Details für die Analyse zugänglich zu machen. Dieser technologische Fortschritt war der Schlüssel, um die Umbauprozesse während der Spermienreifung zu entschlüsseln und ein entscheidendes molekulares Stützgerüst zu identifizieren.

Untersuchungen auf ultrastruktureller Ebene

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht. Verantwortlich dafür waren Hiroki Shibuya und Yutaka Takeda vom RIKEN Center for Biosystems Dynamics Research in Kobe (Japan). Daran beteiligt war Manfred Alsheimer, Professor am Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie (Zoologie I) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Alsheimer brachte dabei seine Expertise in der Elektronenmikroskopie ein, um die strukturelle Rolle eines bestimmten Proteins in der Spermienentwicklung mit aufzuklären. „Der Kollege aus Japan hatte mich hinzugezogen, um die Funktion dieses Proteins auch auf ultrastruktureller Ebene mittels Elektronenmikroskopie zu untersuchen“, erklärt Alsheimer. Zusammen mit den Daten aus der hochauflösenden Ultra-Expansion-Mikroskopie, die in der Gruppe des Kollegen in Japan erhoben wurden, lieferten die am Biozentrum durchgeführten elektronenmikroskopischen Analysen neue Einblicke in den dynamischen Aufbau der Zentriolen und in die Rolle des Proteins bei der Entwicklung des Spermienschwanzes.

Ein molekulares Stützgerüst als Anker für den Antrieb

Im Zentrum dieser Erkenntnisse steht eine Struktur, der Basalkörper, der als mechanische Verankerung für den Spermienschwanz dient. Die Forschenden entdeckten, dass während der Reifung der Spermien ein spezielles inneres Gerüst aus den Proteinen Centrin und POC5 in einem winzigen Organisationszentrum der Zelle, dem sogenannten distalen Zentriol, massiv verstärkt wird. Dieses Zentriol fungiert als Basis, an der die lange, bewegliche Geißel – also der Spermienschwanz – verankert ist.

Das Besondere an dieser Entdeckung: Diese gezielte Verstärkung ist eine hochspezialisierte Anpassung, die ausschließlich in Spermien vorkommt. In anderen Körperzellen, die ebenfalls geißelähnliche Strukturen (Zilien) ausbilden, findet dieser Prozess nicht statt. Die Analyse zeigte zudem, dass die Verstärkung Teil eines komplexen Reifeprogramms ist, das eine komplette Neuausrichtung der Architektur des Basalkörpers umfasst. Dazu gehört ein unerwarteter Geometriewechsel, bei der sich die räumliche Anordnung der beiden Zentriolen zueinander umkehrt, sowie eine gezielte Entfernung von Proteinen an der Spitze der Zentriolen. Doch welche Folgen hätte es, wenn dieses entscheidende Stützgerüst fehlt?

Ohne das Protein-Gerüst: Männliche Unfruchtbarkeit als direkte Folge

Um die exakte Funktion des Centrin-POC5-Gerüsts nachzuweisen, untersuchte das Team Mäuse, bei denen das POC5-Protein gentechnisch entfernt worden war. Die Ergebnisse waren eindeutig:

  • Die männlichen Mäuse waren körperlich vollkommen gesund und zeigten keinerlei andere Entwicklungsstörungen.
  • Alle bisher analysierten Männchen waren allerdings zu 100 Prozent unfruchtbar.
  • Die detaillierte Analyse zeigte, dass durch das Fehlen von POC5 die strukturelle Integrität des distalen Zentriols gestört war und es sich pathologisch in einzelne Fasern aufspaltete und zum Teil sogar komplett auseinanderfiel. Ohne diesen stabilen Anker konnte sich keine funktionsfähige Geißel ausbilden.

Diese Ergebnisse belegen, dass das Centrin-POC5-Gerüst eine unverzichtbare Rolle speziell für die männliche Fortpflanzung spielt, während es interessanterweise für die Bildung ähnlicher Strukturen in anderen Körperzellen entbehrlich ist. Die Studie liefert damit ein grundlegendes neues Verständnis für die molekularen Ursachen bestimmter Formen männlicher Unfruchtbarkeit.

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wollen die Forschenden nun untersuchen, welche Faktoren diesen entscheidenden Umbauprozess in der Spermienentwicklung steuern. Obwohl es sich zunächst um Grundlagenforschung handelt, könnten diese Einblicke langfristig die Entwicklung neuer diagnostischer Ansätze für Unfruchtbarkeit ermöglichen. Die Studie entschlüsselt damit einen fundamentalen Mechanismus der Spermienbildung, der für den Erfolg der Fortpflanzung unerlässlich ist.

Originalpublikation

Centrin-POC5 inner scaffold provides distal centriole integrity for sperm flagellar Assembly. Yutaka Takeda, Eriko Kajikawa, Jingwen Wang, Morié Ishida, Manfred Alsheimer, Hiroki Shibuya. Science Advances, 3. Dezember 2025. DOI: 10.1126/sciadv.aea4045

Kontakt

Prof. Dr. Manfred Alsheimer, Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie (Zoologie I), T: +49 931 31-84282, manfred.alsheimer@ uni-wuerzburg.de 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 09.12.2025

Das Bild zeigt eine Animation von Spermien.
Bei der Entwicklung von Spermien durchlaufen die Zellen ein komplexes Reifeprogramm. Die Verankerung für den Spermienschwanz nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. (Bild: Ilja / Adobe Stock / mit KI generiert)

Jahresbericht 2024 des Uniklinikums Würzburg erschienen

Die Zahl der am Uniklinikum Würzburg versorgten Patientinnen und Patienten erreichte im vergangenen Jahr erneut einen historischen Rekordwert. Diese und viele weitere Leistungen, Ergebnisse und Ereignisse präsentiert der jetzt erschienene Jahresbericht 2024 des unterfränkischen Krankenhauses der Maximalversorgung.

Die Titelseite des Jahresberichts 2024 zeigt, wie die wesentlichen Gebäude des Uniklinikums Würzburg in das Würzburger Stadtbild eingebettet und damit ein integraler Bestandteil der Region sind.
Die Titelseite des Jahresberichts 2024 zeigt, wie die wesentlichen Gebäude des Uniklinikums Würzburg in das Würzburger Stadtbild eingebettet und damit ein integraler Bestandteil der Region sind. © UKW

Würzburg. Der Jahresbericht 2024 des Uniklinikums Würzburg (UKW) erzählt eine Erfolgsgeschichte. So wurden dort im vergangenen Jahr über 75.000 Menschen voll- und teilstationär behandelt, während fast 310.000 Patientinnen und Patienten ambulant versorgt wurden. Diese Zahlen stellen einen erneuten Rekordwert in der Historie des Großkrankenhauses dar. Ermöglicht wurde die Höchstleistung von über 8.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was die Position des UKW als größter Arbeitgeber Unterfrankens bestätigt.

Neben diesen und weiteren Kennzahlen bietet die 76-seitige Publikation einen Überblick über letztjährige Ereignisse, Leistungen und Erfolge in Forschung, Lehre und Patientenversorgung. Beispielsweise schildert das Topthema, mit welchen Projekten und Maßnahmen sich das UKW für mehr Nachhaltigkeit im Krankenhausbetrieb engagiert. 

Der Jahresbericht ist online als PDF verfügbar und kann als Webreader-Version durchgeblättert werden unter www.ukw.de, Rubrik „Über das UKW“.

 

Text: Pressestelle / UKW

Die Titelseite des Jahresberichts 2024 zeigt, wie die wesentlichen Gebäude des Uniklinikums Würzburg in das Würzburger Stadtbild eingebettet und damit ein integraler Bestandteil der Region sind.
Die Titelseite des Jahresberichts 2024 zeigt, wie die wesentlichen Gebäude des Uniklinikums Würzburg in das Würzburger Stadtbild eingebettet und damit ein integraler Bestandteil der Region sind. © UKW