Aktuelle Pressemitteilungen

Erfolgreiche Stammzelltypisierungsaktion bei der Würzburger Bereitschaftspolizei

Im Rahmen einer großangelegten Typisierungsaktion bei der III. Bereitschaftspolizeiabteilung Würzburg konnten 172 neue potenzielle Stammzellspenderinnen und -spender für „Netzwerk Hoffnung“, die Stammzellspender-Datei des Uniklinikums Würzburg, gewonnen werden.

Die Würzburger Bereitschaftspolizei bei der Typisierung für die Stammzell-Spenderdatei „Netzwerk Hoffnung“.  Foto: POM/Marc Griebak
Die Würzburger Bereitschaftspolizei bei der Typisierung für die Stammzell-Spenderdatei „Netzwerk Hoffnung“. Foto: POM/Marc Griebak

Würzburg. Am 7. und 10. April dieses Jahres waren Teams von „Netzwerk Hoffnung“, der Stammzellspender-Datei des Uniklinikums Würzburg (UKW), bei der III. Bereitschaftspolizeiabteilung in der Würzburger Sedanstraße zu Gast, um neue potenzielle Stammzellspenderinnen und -spender zu gewinnen. Mit vollem Erfolg: Bei der Aktion ließen sich insgesamt 172 Freiwillige typisieren und registrieren.

Dr. Sabine Kuhn, die Leiterin von „Netzwerk Hoffnung“, zeigte sich vom Ergebnis begeistert und unterstrich die Bedeutung einer kontinuierlichen Ausweitung der Spenderdateien: „Obwohl sich bisher weltweit mehr als 40 Millionen Menschen registrieren ließen, können viele Patientinnen und Patienten mit Leukämien oder vergleichbaren Erkrankungen nach wie vor nicht transplantiert werden, weil keine passende Spenderin oder kein passender Spender zur Verfügung steht.“ Nach ihren Worten engagieren sich Polizeibeamtinnen und -beamte schon in ihrem beruflichen Alltag oft genug mit viel Herzblut für das Leben ihrer Mitmenschen. Umso beachtlicher und dankenswerter sei es da, dass so viele darüber hinaus bereit seien, im Fall des Falles auch ihre Stammzellen zur Lebensrettung einzusetzen.

Eine Aktion auf Initiative der Bereitschaftspolizei

Wie schon mehrfach in der Vergangenheit wurde auch diese Typisierungsaktion von der Würzburger Bereitschaftspolizei initiiert. „Von dieser regionalen Zusammenarbeit mit Spezialisten auf dem Gebiet der Stammzellenspende versprechen wir uns als Bereitschaftspolizei ein insgesamt besseres Verständnis für die Notwendigkeit der Typisierung“, betont Polizeioberrat Marvin Neill und fährt fort: „Durch die bisherigen Aktionen sind viele Kolleginnen und Kollegen unseres Stammpersonals bereits als Stammzellspenderinnen und -spender erfasst. Nachdem unsere Hauptaufgabe darin besteht, junge Menschen zu Polizeibeamtinnen und -beamten auszubilden, haben wir darüber hinaus aber einen stetigen Personalwechsel und immer wieder neue Interessierte.“ 

Vorträge sorgten für Transparenz

Um für diese das Thema Stammzellspende noch transparenter zu machen, fanden im Vorfeld der beiden Typisierungstage zwei Informationsveranstaltungen im Hörsaal der Würzburger Bereitschaftspolizei statt. Hierbei erläuterte Prof. Dr. Markus Böck, der ehemalige Leiter des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW sowie Mitbegründer von „Netzwerk Hoffnung“, allgemeinverständlich das grundsätzliche Prinzip einer Stammzelltransplantation, die Funktion und Organisation der weltweiten Spenderdateien sowie das prinzipielle Vorgehen bei der Stammzellspendersuche und der Transplantatgewinnung. Bei den vorbereitenden Veranstaltungen zeigte sich zudem, dass rund ein Drittel der Auszubildenden schon zur Stammzellspende registriert waren.

Text: Pressestelle / UKW

Die Würzburger Bereitschaftspolizei bei der Typisierung für die Stammzell-Spenderdatei „Netzwerk Hoffnung“.  Foto: POM/Marc Griebak
Die Würzburger Bereitschaftspolizei bei der Typisierung für die Stammzell-Spenderdatei „Netzwerk Hoffnung“. Foto: POM/Marc Griebak

„Pflege, weil ich´s kann“: Projekt an der Uniklinik Würzburg zeigt, was die Berufsgruppe bewegt

Berufsstolz, Schnittstellen und Kommunikation im Blick / Veranstaltung mit rund 700 Pflegenden des UKW / Neue Ausstellung präsentiert

Start der Kampagne „Pflege, weil ich´s kann.“
UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing und Matthias Uhlmann, stellv. Pflegedirektor (v.l.), freuen sich über den Start der Kampagne „Pflege, weil ich´s kann.“
Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der UKW-Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet.
Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der UKW-Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet. Am 10. April wurde die Image-Kampagne in Würzburg vorgestellt.
Neben den Image-Motiven gibt es auch die passenden T-Shirts zur Kampagne. Der Titel entstand in gemeinsamen Workshops.
„Pflege, weil ich´s kann“: Neben den Image-Motiven gibt es auch die passenden T-Shirts zur Kampagne. Der Titel entstand in gemeinsamen Workshops. Fotos: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Was macht Pflege aus? Wie sehen die Pflegenden am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ihre Tätigkeit? Darum geht es in einem Projekt in der Pflege am UKW auf verschiedenen Ebenen. Ein Zwischenergebnis ist dabei eine Ausstellung mit Fotografien, die einen authentischen Blick auf den Berufsalltag zeigen mit dem Titel „Pflege, weil ich´s kann“. Aber auch die Schnittstellen innerhalb der Würzburger Uniklinik sind ein Schwerpunkt des Projekts.

Die ersten Ergebnisse wurden am 10. April (Donnerstag) bei einer großen Veranstaltung im Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg präsentiert, an der rund 700 Pflegende der Würzburger Uniklinik teilnahmen. Die Veranstaltung war eine Premiere am UKW. Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet, koordiniert von einer zehnköpfigen Lenkungsgruppe.

Projektteam mit 50 Personen aus der Pflege

„Der Ausgangspunkt war: Was können wir der leider häufig negativen öffentlichen Darstellung des Berufes, gerade auch in Folge der Corona-Pandemie, entgegensetzen? Wie können wir die Werte der Profession Pflege darstellen, ohne dass es eine einfache Rekrutierungskampagne wird? Daher haben wir den Fokus ganz bewusst auf die Stammkräfte in der Pflege am UKW gelegt und gemeinsam an den verschiedenen Themen über ein Jahr gearbeitet. Wichtig war, dass wir auch kritische Stimmen berücksichtigt haben“, erklärt Marcus Huppertz, Pflegedirektor am UKW.

Aus dieser gemeinsamen Projektarbeit entstanden u.a. die Fotografien, die nun im Rahmen einer Ausstellung zukünftig am UKW zu sehen sind und auch als Kampagne öffentlich gezeigt werden. Der Titel „Pflege, weil ich´s kann“, entstand im Rahmen von gemeinsamen Workshops. „Dabei ging es etwa um die Frage, warum die Pflege der richtige Beruf ist. Was stört mich? Was macht den Reiz aus? Was macht mich stolz? Das führte zu diesem Titel“, sagt Stefan Rehberger, einer der Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung am UKW. Beteiligt waren Pflegende aus den verschiedenen Bereichen am UKW, in verschiedenen Positionen und mit unterschiedlicher Berufserfahrung.

„Stimmen der Pflege“

Während der gemeinsamen Projektarbeit wurden auch individuelle „Botschafter“ der Pflege gefunden, die weitere Themen innerhalb des UKW vorantreiben. Dazu zählen etwa die Zusammenarbeit mit der IT, der Verwaltung oder der Apotheke des Klinikums, um hier den direkten Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Uniklinik weiter zu intensivieren. Diese Botschafter sind dabei die „Stimmen der Pflege“, so Rehberger.

Die Vorstellung der Kampagne „Pflege, weil ich´s kann“ im Vogel Convention Center war eingebettet in eine Abendveranstaltung. Zu Gast war auch die bekannte Autorin und Spoken Word Künstlerin Leah Weigand, die einen eigens mit der UKW-Pflege entwickelten Poetry-Slam vorstellte. Bereits während der Projektphase war Weigand zu Gast am UKW und stand dem Projektteam beratend zur Seite.

Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing am UKW: „Auch das macht deutlich, dass es um mehr als eine Kampagne geht. Es geht darum, Wertschätzung und Selbstwahrnehmung zu fördern. Dazu hat die gemeinsame Arbeit enorm viel beigetragen. Die Menschen, um die es geht, von Anfang an einzubinden, zu hören und zu sehen – das hat dieses Projekt besonders ausgezeichnet!“
 

Start der Kampagne „Pflege, weil ich´s kann.“
UKW-Pflegedirektor Marcus Huppertz, Stefan Rehberger, Projektleiter und Klinikpflegedienstleitung, Lena Ossiander, Leiterin der Stabsstelle Marketing und Matthias Uhlmann, stellv. Pflegedirektor (v.l.), freuen sich über den Start der Kampagne „Pflege, weil ich´s kann.“
Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der UKW-Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet.
Über ein Jahr hatte ein Projektteam aus der UKW-Pflege mit rund 50 Personen an verschiedenen Themen gearbeitet. Am 10. April wurde die Image-Kampagne in Würzburg vorgestellt.
Neben den Image-Motiven gibt es auch die passenden T-Shirts zur Kampagne. Der Titel entstand in gemeinsamen Workshops.
„Pflege, weil ich´s kann“: Neben den Image-Motiven gibt es auch die passenden T-Shirts zur Kampagne. Der Titel entstand in gemeinsamen Workshops. Fotos: UKW / Stefan Dreising

Koalitionsvertrag: Deutsche Hochschulmedizin begrüßt Anerkennung der Universitätsmedizin als zentralen Akteur in Versorgung, Forschung und Lehre

Die Deutsche Hochschulmedizin (DHM) erkennt im Koalitionsvertrag viele gute Ansätze. Die Rolle der Universitätsmedizin als wesentlicher Akteur in der Gesundheitsforschung wird anerkannt. Das Festhalten an der Krankenhausreform sowie wichtige Reformvorhaben aufzugreifen und notwendige Investitionen in die Infrastruktur sind richtige Schritte.

Fokus auf Universitätsmedizin in der Forschung

Der Koalitionsvertrag enthält einen deutlichen Fokus auf die Universitätsmedizin. Gerade im Bereich der Gesundheitsforschung ist das besonders anzuerkennen. „Die Deutsche Hochschulmedizin begrüßt die zentrale Rolle, die ihr in Gesundheitsversorgung und biomedizinischer Forschung nahe am Patienten zuerkannt wird. Die geplante Stärkung der deutschlandweiten Verbundforschung und Unterstützung der Translation von der Grundlagenforschung bis in die Versorgung sehen wir als wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung der universitätsmedizinischen Forschungslandschaft“, sagt Prof. Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentags (MFT). „Der Koalitionsvertrag enthält viele positive Ansätze, für die wir in der Universitätsmedizin als zentraler Akteur alle Voraussetzungen mitbringen und deren Potenzial wir mit politischer Unterstützung heben werden.“

Vor der Bundestagswahl sprach sich die DHM für die Stärkung von Initiativen zur Förderung der biomedizinischen Forschung aus. Die Verstetigung des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) wird daher positiv bewertet. Das Netzwerk ist geprägt durch die Vernetzung aller Universitätsmedizin-Standorte. Ebenso ist die Absicht richtig, die nationale Strategie zu gen- und zellbasierten Therapien fortzuführen und die Gesundheitsforschung als strategisches Forschungsfeld zu stärken.

Krankenhausreform und Resilienzsteigerung

„Es ist gut, dass die Koalition an der Krankenhausreform grundsätzlich festhält. Weitere Ausnahmeregelungen dürfen allenfalls in begrenztem Umfang und mit Augenmaß erfolgen, um die Kernziele der Krankenhausreform nicht zu gefährden. Die umfassende Förderung von Hochschulkliniken durch den Transformationsfonds, ist für die erfolgreiche Umsetzung der Reform entscheidend,” betont Prof. Jens Scholz, Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD). „Zudem sieht der Koalitionsvertrag an mehreren Stellen die Stärkung kritischer Infrastrukturen vor. Die Sicherstellung einer funktionierenden medizinischen Infrastruktur im Kriegs- und Krisenfall ist von zentraler Bedeutung für die Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Daher ist es wichtig, Universitätsklinika,
Bundeswehrkrankenhäuser und BG Kliniken zur Steigerung der Resilienz entsprechend zu stärken.”

Wichtige Reformen wieder aufgegriffen

Darüber hinaus werden wichtige Reformvorhaben aus der vorherigen Legislaturperiode wie Notfall- und Rettungsdienst, Ausweitung der Pflegekompetenzen und Forschungsdatengesetz fortgesetzt. Von zentraler Bedeutung wird es insbesondere sein, dass die neue Koalition umfassende und effektive Maßnahmen zum Bürokratieabbau auf den Weg bringt. Eine Verringerung der Dokumentationspflichten durch ein Bürokratieentlastungsgesetz im Gesundheitswesen ist dringend geboten.

Tierversuchsgesetz als wichtiger Schritt für die Forschung

Die Ankündigung eines eigenständigen Gesetzes für wissenschaftliche Tierversuche greift eine Forderung der DHM auf. Ein solches Gesetz kann mehr Rechtssicherheit für Forschende schaffen und die Qualität und Effizienz der Forschung in Deutschland nachhaltig stärken. Die in der letzten Legislaturperiode nicht mehr beschlossene Tierschutzversuchstierverordnung sollte deshalb zeitnah auf den Weg gebracht werden.

Modernisierungsinitiativen für Hochschulen und medizinische Lehre

Die Weiterentwicklung des Medizinstudiums ist eine kontinuierliche Aufgabe der medizinischen Fakultäten. Daher wird begrüßt, dass sich Bund und Länder in einer gemeinsamen Kommission darüber verständigen wollen, wie sie die Fakultäten dabei unterstützen werden. Diese muss nun zügig Klarheit schaffen, um der langjährigen Hängepartie zur Finanzierungsverantwortung zwischen Bund und Ländern ein Ende zu setzen und den Fakultäten die inhaltlichen und finanziellen Spielräume für ein zeitgemäßes Studium zu gewähren.

Auch die im Koalitionsvertrag enthaltene Schnellbauinitiative zur Modernisierung, energetischen Sanierung und digitalen Ertüchtigung von Hochschulen und Universitätskliniken ist ein wichtiger Schritt. Moderne und gut ausgestattete Infrastrukturen sind eine Grundvoraussetzung für exzellente medizinische Versorgung, Lehre und Forschung und insbesondere vor dem Hintergrund des Investitionsstaus an den Universitäten, den die Hochschulrektorenkonferenz zuletzt mit dreistelligen Milliardenbeträgen beziffert hat, von hoher Dringlichkeit.

 

Pressemitteilung der Deutschen Hochschulmedizin vom 10.04.2025

Hacken für die Heilung: Hackathon verbindet IT und Medizin

Beim 2. Healthcare-Hackathon Würzburg haben kleine Teams Programme und Apps für die medizinische Praxis entwickelt – darunter eine KI, die Diktate in fertige OP-Berichte umsetzt.

Die drei Siegerteams des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Die drei Siegerteams des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Das Organisationsteam (v.l.): Gerhard Frank, Miriam Schlüter, Franziska Raupach, Rüdiger Pryss und Christian Andersen. (Bild: Jörg Fuchs)

Die IT-Technologie ist längst eine tragende Säule von Medizin und Gesundheitsforschung – und der Healthcare-Hackathon Würzburg widmet sich beiden Disziplinen auf innovative Weise: Bereits zum zweiten Mal lockte er IT-Begeisterte, Forschende und Studierende nach Würzburg. Mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen sich am 27. und 28. März 2025 im Skyline Hill Center auf dem Hubland, um in Team-Wettbewerben kreative und praxisorientierte Lösungen für aktuelle Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informationstechnologie zu entwickeln.

Hackathon – mehr als ein Wettbewerb


Obwohl die drei besten Teams mit Preisen belohnt wurden, geht der Hackathon weit über einen reinen Wettstreit hinaus, wie Co-Organisator Professor Rüdiger Pryss betont: „Wir haben ein kreatives Labor geschaffen, in dem Expertinnen und Experten Theorie und Praxis vereinen, um in kürzester Zeit innovative und tragfähige Ideen zur Lösung medizinischer Herausforderungen zu entwickeln“, so der Medizininformatiker vom Lehrstuhl für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg. Teilnehmen können alle, die sich kreativ einbringen wollen – von der erfahrenen Ärztin über den IT-Mitarbeiter bis hin zu Studierenden.

Forschen und Heilen statt Schreibarbeiten


Gemeinsam widmen sich die Teilnehmenden Fragestellungen, die sie aus ihrem Alltag mitgebracht haben – so wie Dr. Jonas Engert: „In der Medizin gibt es zahlreiche Dokumentationspflichten wie zum Beispiel ausführliche Operationsberichte“, erklärt der Arzt, der am Uniklinikum Würzburg an Stammzellen von Hörnerven forscht. „Diese Aufgaben verschlingen einen erheblichen Teil meiner Arbeitszeit, die ich viel lieber direkt mit meinen Patienten oder in der Forschung und Lehre verbringen würde.“

Daher haben er und sein interdisziplinäres Team aus IT-Experten und Wirtschaftswissenschaftlern, die überwiegend in Würzburg studiert haben und in der Region forschen und arbeiten, ein Programm entwickelt, um die medizinische Dokumentation zu erleichtern. „Wir reduzieren Schreibarbeiten mithilfe Künstlicher Intelligenz“, erläutert Teammitglied Dominik Rose. „Der Chirurg diktiert während des Eingriffs, was er durchführt. Die KI untersucht den Inhalt und übersetzt die relevanten Teile in einen vollständigen OP-Bericht – ohne dass der Arzt sich dazu noch einmal an den Schreibtisch setzen muss!“

„Die Arbeit im interdisziplinären Team war super“, freut sich Teammitglied Daniel Dietz. „Und die Ergebnisse unseres Programms sind viel besser, als wir zu Beginn vermutet hatten.“ Den Nutzen des Programms lobte auch die interdisziplinär besetzte Jury des Hackathons – und zeichnete das Team „The Systemists“ um Dr. Jonas Engert mit dem dritten Platz aus (400 Euro).

Chatbot analysiert Leitlinien und Anleitungen


Auch das Siegerteam („Trias“, 1.000 Euro) hat sich mit Dokumenten befasst: Der Würzburger Software-Entwickler Robin Lamprecht und der Berliner Medizinstudent Nils Reuter haben in der kurzen Zeit des Hackathons eine App entwickelt, die Dokumente aus medizinischen Leitlinien und Anleitungen für Medizingeräte analysiert. „Solche Texte können viele Hundert Seiten umfassen,“ so Robin Lamprecht. Benötigt man daraus gezielte Informationen, kann es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. „Unser Chatbot bietet gezielten Zugriff auf gesicherte medizinische Daten und erlaubt es dadurch auch Patientinnen und Patienten sowie medizinischen Laien, valide und seriöse Informationen zu Gesundheitsthemen zu recherchieren.“

Nachsorge in der Intensivmedizin bei Kindern


Der zweite Platz (600 Euro) ging an den Würzburger Firmengründer Markus Matiaschek sowie den Uni-Mitarbeiter Jonas Michler. Das Team „Code + Care“ um Mentor Professor Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am Uniklinikum Würzburg, entwickelte digitale Fragebögen zur Nachsorge von intensivmedizinischen Eingriffen bei Kindern. „Intensivmedizinische Behandlungen können für Kinder sehr belastend sein – und im späteren Verlauf zu Depressionen führen“, so die Preisträger. „Unsere Fragebögen helfen bei der strukturierten Nachsorge von medizinischen Eingriffen, um Problemen im Zusammenhang mit Behandlungen auf die Spur zu kommen.“

Projekt-Nachhaltigkeit und gute Gründerszene in der Region


Professor Rüdiger Pryss freute sich über die beeindruckenden Ergebnisse der Hacking-Sitzungen und über die Nachhaltigkeit der Hackathon-Projekte: „Ein Drittel der Projekte aus dem letzten Jahr wurden bis heute kontinuierlich weiterentwickelt.“ Und auch für die Hackathon-Projekte des Jahres 2025 sieht er großes Potenzial. „Viele der tollen Projekte werden weiterentwickelt und eine große Rolle in der medizinischen Praxis spielen!“

Als Grundlagen für den Erfolg der Hackathon-Projekte betont Pryss die dynamische Gründerszene in der Region: Interdisziplinarität, Vernetzung und kompetente Ansprechpartner aus den Bereichen Wissenschaft, IT und Firmengründung bilden einen fruchtbaren Boden für neue Start-up-Ideen. „Und das“, so Rüdiger Pryss, „spricht sich immer weiter herum!“

Über die Veranstaltung


Hackathon ist eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen Hack und Marathon. Anders als die meisten Menschen denken, hat diese Art von Veranstaltung nichts mit dem Eindringen in fremde Computer und geeignete Abwehrmaßnahmen zu tun. Vielmehr steht bei einem Hackathon die gemeinschaftliche Entwicklung von Soft- und Hardware im Mittelpunkt.

Der Healthcare-Hackathon Würzburg ist eine Kooperation des Lehrstuhls für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg (IKEB), des Instituts für medizinische Datenwissenschaften (ImDS) der Uniklinik Würzburg, des Würzburger Innovations- und Gründerzentrums IGZ und des Zentrums für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken. Organisiert wurde das Event von Miriam Schlüter, Carsten Vogel und Daniel Hieber von der Universität Würzburg, Franziska Raupach und Dr. Christian Andersen vom ZDI sowie Dr. Gerhard Frank vom IGZ.

Teilnehmer der Jury zur Bewertung der Projekte waren Professor Johannes Schobel von der Hochschule Neu-Ulm, Dr. Gerhard Frank vom IGZ, Dr. Andrea Thelen-Frölich vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung Würzburg (IZKF), Maximilian Ertl, Geschäftsführer des Datenintegrationszentrums Würzburg am UKW, und Helmut Greger, Leiter des Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) der Uniklinik Würzburg.

Sponsoren


Finanziell und logistisch wurde der 2. Healthcare-Hackathon unterstützt von (alphabetisch):

  • dem Cloud-Computing-Anbieter aws
  • der Agentur für Innovation & Förderung im Technologie- & Wissenstransfer Bayern Innovativ GmbH
  • dem Hersteller für Computer- und IT-Hardware Cherry
  • dem EU-Digital Innovation Hubs Netzwerk EDIH DigiCare
  • dem Anbieter von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen Fresenius Medical Care
  • Systhemis, Anbieter für Softwarelösungen und IT-Beratung im Gesundheitswesen
  • der Würzburger Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp
  • sowie der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH WVV


einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 08.04.2025

 

Die drei Siegerteams des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Die drei Siegerteams des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)
Das Organisationsteam (v.l.): Gerhard Frank, Miriam Schlüter, Franziska Raupach, Rüdiger Pryss und Christian Andersen. (Bild: Jörg Fuchs)

Zukunft der translationalen Immunologie im Fokus

ELSE KRÖNER-SYMPOSIUM "TRANSLATIONAL IMMUNOLOGY – FROM TARGET TO THERAPY IX” AM 8. UND 9. MAI IN WÜRZBURG

 

Wo bahnbrechende Wissenschaft auf transformative Therapien trifft, um die Patientenversorgung zu revolutionieren. Das Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT lädt zum neunten Symposium "Translational Immunology - From Target to Therapy IX“ ins Juliusspital nach Würzburg ein.

 

Poster vom Symposium mit Datum, Speaker, Registrierung

Würzburg. Bahnbrechende Fortschritte in der Immunologie entdecken und innovative Ansätze der Präzisionsmedizin aus erster Hand erleben – genau das bietet das internationale Else Kröner-Symposium „Translational Immunology – From Target to Therapy“. Bereits zum neunten Mal bringt die renommierte Veranstaltung führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Würzburg zusammen.
Auch in der zweiten Förderperiode des TWINSIGHT-Kollegs wird das Symposium fortgeführt und findet am 8. und 9. Mai 2025 statt. Die Teilnehmenden erwartet ein inspirierendes Programm mit hochkarätigen Vorträgen und lebhaften Diskussionen – in einer offenen und anregenden Atmosphäre, die den Austausch und neue wissenschaftliche Impulse fördert.

„Das Symposium schlägt eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Austausch mit der nächsten Generation von klinisch tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um die immunologische Medizin in der Patientenversorgung und Forschung zu verbessern“, fasst Alma Zernecke-Madsen den Kern des Symposiums zusammen. Die Leiterin des Instituts für Experimentelle Biomedizin II am Uniklinikum Würzburg (UKW) ist die verantwortliche Koordinatorin und Vorsitzende des TWINSIGHT-Kollegs. „Wir freuen uns darauf, sowohl junge als auch etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Würzburg begrüßen zu dürfen!“ 

TWINSIGHT verschafft klinischen Tandems Freiräume für die Forschung

Besonders für die junge Generation bietet das Symposium eine ideale Gelegenheit, sich niederschwellig zu vernetzen und Kooperationen zu initiieren – ein unverzichtbarer Schritt für eine erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn.

Die gezielte Förderung junger Medizinerinnen und Mediziner in der frühen Phase ihrer akademischen Karriere steht im Mittelpunkt des Else Kröner-Forschungskollegs TWINSIGHT. Das Kolleg ist in das Integrative Clinician Scientist College (ICSC), die übergeordnete Dachstruktur aller Würzburger Clinician Scientist-Programme, eingebettet. TWINSIGHT bietet klinischen Tandems, so genannten TWINs, Freiräume zur eigenständigen Bearbeitung von Forschungsprojekten. Während ein TWIN forscht, ist der andere klinisch tätig und umgekehrt. Dieses Modell schafft optimale Bedingungen für die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis.

TWINSIGHT-Kollegiatin Caroline Glatzel aus der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie: „Das Symposium bietet die Möglichkeit, mit führenden Experten und Expertinnen zu interagieren und Teil einer Gruppe zu sein, die die Zukunft der translationalen Immunologie aktiv gestaltet“. Aber auch bereits etablierte Forscherinnen und Forscher wie Dr. Christian Klein von Curie.Bio sind gespannt auf die Teilnahme: „Ich habe bereits am Else Kröner-Symposium teilgenommen und dank des fantastischen Speaker-Line-ups und der Möglichkeit zu intensiven Diskussionen viele Inspirationen und Ideen mitgenommen.“ Und Prof. Ebba Brakenhielm aus Rouen, Frankreich, freut sich auf diese einzigartige Gelegenheit, sich mit der nächsten Generation klinisch tätiger Wissenschaftler auszutauschen und ihre Sichtweise aus der Perspektive der vaskulären Wissenschaften zu teilen.

Fünf Themenblöcke, eine Postersession und ein Konzert stehen auf dem Programm

Das Symposium bietet ein hochkarätiges Programm. Den Auftakt macht eine Session zu neuen zellulären Therapien, gefolgt von Vorträgen zur immunologischen Mikroumgebung und Surveillance. Der erste Tag endet mit einem Konzert des Cellisten Lukas Plag und des Pianisten Jörg Wischhusen. Jörg Wischhusen, Professor für Experimentelle Tumorimmunologie in Würzburg, wird am zweiten Tag gemeinsam mit Holger Reithinger und Eugen Leo über innovative Therapien und Strategien für Ausgründungen sprechen. Zuvor steht die Immundynamik bei entzündlichen Erkrankungen im Fokus, bevor anschließend neue proteinbasierte Therapieansätze diskutiert werden. Den feierlichen Abschluss des Symposiums bildet die Verleihung der Posterpreise an herausragende wissenschaftliche Beiträge.
Das neunte „Translational Immunology – From Target to Therapy IX“ verspricht spannende Einblicke in aktuelle Forschung und lädt zum interdisziplinären Austausch ein.

Agenda und Anmeldung: Weitere Informationen und Registrierungsmöglichkeit (bis zum 24. April) finden Sie auf der Webseite des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) Würzburg. 
 

Poster vom Symposium mit Datum, Speaker, Registrierung

Benefizkonzert in Grafenrheinfeld ein voller Erfolg

28.000€ zugunsten der Elterninitiative Regenbogen kamen am vergangenen Wochenende zustande.

Tristan Schulz begeisterte die Zuschauer am Klavier (Foto: Sabine Cumiskey).
Tristan Schulz begeisterte die Zuschauer am Klavier (Foto: Sabine Cumiskey).

Am Wochenende vom 28. und 29. März fanden zwei Benefizkonzerte in der Kulturhalle Grafenrheinfeld statt, die vom Förderverein für die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Wü e.V.-SW e.V. organisiert wurden. Die "Pop- und Klassikgala" begeisterte die Zuschauer mit verschiedensten talentierten Musikern, die eine vielfältige musikalische Darbietung präsentierten. Was ursprünglich 2005 als kleiner Konzertabend begonnen hatte, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem organisierten Gemeinschaftsprojekt mit stets großem Andrang. In den vergangenen Jahren erfuhr die Elterninitiative Regenbogen bereits umfassende finanzielle Unterstützung durch die Einnahmen der Konzertreihe, die vollständig in das gemeinnützige Angebot des Vereins fließen. Am vergangenen Wochenende wurden 28.000€ an die Elterninitiative übergeben, mit denen die vielfältigen Projekte zur Unterstützung krebskranker Kinder und Jugendlicher und deren Familien aufrechterhalten werden können. Die Angebote reichen von der familiengerechten Ausstattung der betreffenden Stationen der Uni-Kinderklinik bis über für die Familien kostenfreie Elternwohnungen, die während der Therapie genutzt werden können.
Den Auftakt der Konzertreihe bildete die Pop- und Klassikgala am 23.3.25 im Würzburger Congress Centrum, bei welcher 51.000€ vom Organisator "Hilfe durch Spaß e.V." an die Elterninitiative Regenbogen übergeben wurden. Am kommenden Wochenende besteht noch die Chance, die Benefizkonzerte "für einen Hoffnungsschimmer" in der Stadthalle Aschaffenburg zu besuchen. Wenige Resttickets gibt es noch bei meinhoffnungsschimmer.de.
Die Elterninitiative Regenbogen bedankt sich herzlich beim Förderverein für die Ausrichtung dieses tollen Events und für die unermüdliche Unterstützung.

Text: Nadine Kempa (Öffentlichkeitsarbeit bei Elterninitiative Regenbogen e.V.)
 

Tristan Schulz begeisterte die Zuschauer am Klavier (Foto: Sabine Cumiskey).
Tristan Schulz begeisterte die Zuschauer am Klavier (Foto: Sabine Cumiskey).

Einfluss von Darmpartikeln auf Stammzelltransplantationen

Muhammad Haroon Shaikh erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Projektförderung in Höhe von 393.693 Euro. Ziel seines Forschungsvorhabens ist die Aufklärung der Rolle von extrazellulären Vesikeln aus Darmepithelzellen (IEC-EVs) bei der Entstehung der akuten Graft-versus-Host-Disease (aGvHD) nach allogener Stammzelltransplantation. Das Verständnis, wie IEC-EVs die Immunantwort beeinflussen, könnte den Weg für zielgerichtete Therapien ebnen, um aGvHD zu verhindern oder abzuschwächen und damit Komplikationen zu reduzieren und die Überlebensraten zu verbessern. Darüber hinaus könnte die Studie Biomarker für eine frühe Diagnose identifizieren, was zu schnelleren Diagnosen und einer besseren Patientenversorgung führen würde.

Porträt von Dr. Muhammad Haroon Shaikh im Hemd und Jacket
Dr. Muhammad Haroon Shaikh, Biotechnologe in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW, erhält von der DFG eine Förderung für sein Forschungsprojekt zum Darm-Graft-versus-Host-Syndrom nach allogener Stammzelltransplantation. © Haroon Shaikh
3D-Mikroskopie von T-Zellen und Makrophagen im Dünndarm.
Aktivierte Spender-T-Zellen wandern in das Darmgewebe und lösen dort eine akute Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (GvHD) aus. Diese 3D-Mikroskopie zeigt, wie Spender-T-Zellen (blau) im Dünndarm (Ileum) mit körpereigenen Abwehrzellen, den Makrophagen (gold), interagieren. Die Blutgefäße sind in Magenta dargestellt. © Michael Kern, Arbeitsgruppe Andreas Beilhack, UKW

Würzburg. Die allogene Stammzelltransplantation ist eine oftmals lebensrettende Behandlungsmethode für Patientinnen und Patienten mit schweren Blutkrankheiten wie Leukämie oder bestimmten Krebsarten. Dabei werden gesunde Stammzellen von einem Spender übertragen, um das erkrankte Knochenmark zu ersetzen und das Immunsystem wiederherzustellen. Doch die Behandlung kann auch Risiken mit sich bringen. Eine der schwerwiegendsten Komplikationen ist die sogenannte akute Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (Graft-versus-Host-Disease, kurz GvHD). Dabei greifen die übertragenen Immunzellen nicht nur kranke, sondern auch gesunde Zellen des Empfängers an. Dies kann zu schmerzhaften, lebensbedrohlichen Entzündungen führen – insbesondere im Darm. 

Dr. Muhammad Haroon Shaikh von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) hat sich zum Ziel gesetzt, mit seiner Forschung dazu beizutragen, diese gefährliche Komplikation nach einer Stammzelltransplantation in den Griff zu bekommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt sein Forschungsprojekt mit dem Titel „Auswirkung von Darmepithelzellen, die aus extrazellulären Vesikeln entwickelt werden, bei der Regulierung des akuten Darm-Graft-versus-Host-Syndroms“ mit einer Einzelförderung in Höhe von 393.693 Euro. 

Einfluss von Partikeln der Darmzellen auf Immunreaktionen 

Der Biotechnologe und sein Team konzentrieren sich auf extrazelluläre Vesikel. Das sind winzige Partikel, die von Epithelzellen des Darms freigesetzt werden. Epithelzellen bilden die Schutzbarriere des Darms und regulieren den Austausch von Nährstoffen und Abwehrstoffen. Wissenschaftler vermuten, dass extrazelluläre Vesikel eine Schlüsselrolle bei der Aktivierung gespendeter Immunzellen spielen und damit zur Entstehung der akuten GvHD beitragen. Ein besseres Verständnis dieser Wechselwirkungen könnte zu neuen Diagnose- und Behandlungsmethoden führen. 

Shaikh und sein Team analysieren die Zusammensetzung der extrazellulären Vesikel und untersuchen, wie sie das Immunsystem beeinflussen. Ziel ist es, ihren Beitrag zur Immunaktivierung und zum Verlauf der akuten GvHD besser zu verstehen. Darüber hinaus könnten extrazelluläre Vesikel als Biomarker dienen – also als Frühwarnsignale, mit denen sich das Risiko einer akuten GvHD frühzeitig erkennen lässt. Solche Erkenntnisse wären ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin. Ärztinnen und Ärzte könnten das individuelle Risiko präziser einschätzen und Behandlungen gezielter anpassen, um Patientinnen und Patienten besser zu schützen. 

Mit neuen therapeutischen Ansätzen Ergebnisse von Stammzelltransplantationen verbessern 

„Durch den Einsatz fortschrittlicher Multi-Omics-Analysen, bildgebender Verfahren und funktioneller Studien an Mausmodellen könnte diese Forschung wichtige Einblicke in die Mechanismen der akuten GvHD liefern“, erklärt Haroon Shaikh. „Gleichzeitig wollen wir neue therapeutische Ansätze untersuchen, um die Auswirkungen dieser schweren Komplikation zu verringern und letztlich die Behandlungsergebnisse für Transplantationspatienten zu verbessern.“

Außerdem könnten die Erkenntnisse über die Stammzelltransplantation hinaus von Bedeutung sein. „Indem wir das Zusammenspiel zwischen Darm und Immunsystem sowie die Rolle extrazellulärer Vesikel bei der Immunregulation besser verstehen, könnte unsere Forschung auch zu neuen Behandlungsansätzen für Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis führen“, ergänzt Shaikh. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den immunologischen Mechanismen der akuten GvHD. Er verfügt über eine umfassende Expertise in Immunologie, Hämatologie, Multi-Omics-Technologien und moderne Bildgebungsverfahren. Zudem bringt er wertvolle Erfahrung aus der Arbeit mit In-vivo-Transplantationsmodellen und der Entdeckung von Biomarkern mit.

Über Haroon Shaikh 

Haroon Shaikh absolvierte sein Studium der Biotechnologie in Karachi (Pakistan) mit Auszeichnung und kam im Februar 2017 als Doktorand in das Forschungslabor von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW. Das Team um Andreas Beilhack erforscht Immunmechanismen zur Bekämpfung von Krebs, Infektionen und Entzündungserkrankungen, um neue Diagnose- und Therapiemethoden zu entwickeln. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs Transregio 221 „GvH-GvL“ arbeitet das Team intensiv daran, diese Ziele voranzutreiben. Shaikh hat bereits bedeutende Erkenntnisse darüber gewonnen, wie Zellen außerhalb des Blutsystems zur Entstehung der akuten GvHD beitragen und welche Rolle Lymphknoten im Bauchraum bei der Immunzellaktivierung im Darm nach einer Transplantation spielen (Shaikh et al., JCI Insight; Shaikh et al., Front. Immunol., Ataide et al., Immunity). Für seine Forschungsarbeit wurde er mit renommierten Preisen der American Society of Hematology (ASH) und der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) ausgezeichnet (siehe Pressemeldung vom 30.04.2024). 

Forschungspartnerinnen und -partner

In der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW arbeitet Haroon Shaikh eng mit Prof. Andreas Beilhack und dem Klinikdirektor Prof. Dr. Hermann Einsele zusammen, die über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation und Biomarker-Entdeckung verfügen (Bäuerlein et al., BMC Med., Bäuerlein et al., Front. Immunol., Tomuleasa et al., Ann Hematol.), sowie mit den Privatdozenten Dr. Daniel Teschner und Dr. Jochen Frietsch. Zusätzliche Expertise vor Ort bringen Dr. Taufiq Ahmad vom Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und Zahnheilkunde (FMZ) am UKW sowie Dr. Angela Riedel vom Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum (MSNZ) ein. Darüber hinaus pflegt Shaikh enge Kooperationen mit Prof. Dr. Ernst Holler und Prof. Dr. Daniela Weber von der der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) sowie mit Prof. Naveed Akbar vom Radcliffe Department of Medicine der Universität Oxford (UK). 
 

Porträt von Dr. Muhammad Haroon Shaikh im Hemd und Jacket
Dr. Muhammad Haroon Shaikh, Biotechnologe in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW, erhält von der DFG eine Förderung für sein Forschungsprojekt zum Darm-Graft-versus-Host-Syndrom nach allogener Stammzelltransplantation. © Haroon Shaikh
3D-Mikroskopie von T-Zellen und Makrophagen im Dünndarm.
Aktivierte Spender-T-Zellen wandern in das Darmgewebe und lösen dort eine akute Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (GvHD) aus. Diese 3D-Mikroskopie zeigt, wie Spender-T-Zellen (blau) im Dünndarm (Ileum) mit körpereigenen Abwehrzellen, den Makrophagen (gold), interagieren. Die Blutgefäße sind in Magenta dargestellt. © Michael Kern, Arbeitsgruppe Andreas Beilhack, UKW