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Der Faktor Mensch

Überraschende Erkenntnisse zur Frage, wie sich SARS-CoV-2 im Wirt vermehrt

Würzburg, 4. Oktober 2023 – Wie es dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei einer Infektion gelingt, seinen Vermehrungsmechanismus in Gang zu setzen, ist bislang noch nicht voll verstanden. Forschende vom Helmholtz-Institut Würzburg (HIRI) weisen jetzt im Fachmagazin „Cell“ erstmals nach, dass es das menschliche Protein SND1 ist, das im Zusammenspiel mit dem viralen Protein NSP9 die genetische Replikation des Virus stimuliert. Ebenfalls überraschte die Wissenschaftler:innen, dass NSP9 den Vermehrungsprozess antreibt, indem es als erster Baustein bei der Herstellung neuen viralen Erbguts fungiert. Die Erkenntnisse sind nicht nur bedeutend für die weitere Grundlagenforschung. Sie könnten auch neue Ansätze für die Behandlung von COVID-19 und anderen durch Coronaviren verursachten Infektionskrankheiten hervorbringen.

SARS-CoV-2, das Virus, das für die Infektionskrankheit COVID-19 mit weltweit bislang fast sieben Millionen Todesfällen (Statista/Worldometer) verantwortlich ist, hat ein charakteristisches genetisches Profil, das vollständig aus Ribonukleinsäure (RNA) besteht. Diese RNA enthält den Bauplan für die Herstellung neuer Viruskopien. Wenn SARS-CoV-2 eine Zelle infiziert, übernimmt es gewissermaßen den Maschinenraum dieser Wirtszelle, um sich selbst zu kopieren und so zu vermehren. Dabei werden verschiedene Arten von viraler RNA erzeugt, die jeweils eine spezifische Rolle im Replikationszyklus des Virus spielen.

In einer soeben im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), einem Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, hat ein Team um Forschungsgruppenleiter Mathias Munschauer das Zusammenspiel verschiedener SARS-CoV-2-RNAs mit Proteinen der menschlichen Wirtszelle untersucht.

„Es ist mittlerweile viel über die Funktionen der SARS-CoV-2-Proteine bekannt. Wir wissen jedoch noch zu wenig darüber, wie die Proteine der infizierten menschlichen Zelle die Fähigkeit des Virus beeinflussen, sich zu vermehren“, erläutert Munschauer den Hintergrund der aktuellen Studie, deren leitender Autor er ist.

Nora Schmidt ist Postdoc im Labor von Mathias Munschauer und gehört zu den Erstautor:innen. „Wir haben entdeckt, dass ein Wirtsprotein namens SND1 einen spezifischen RNA-Typ erkennt, nämlich RNA mit negativer Polarität", sagt sie und ergänzt: „Negativ orientierte RNA dient als Vorlage für die Produktion und Vervielfältigung von neuer viraler RNA, ohne selbst in neue Proteine übersetzt zu werden.”

Update für die Corona-Lehrbücher

Es zeigte sich, dass SND1 im Vermehrungsprozess von SARS-CoV-2 eine entscheidende Rolle spielt: Einerseits erkennt es den Anfang der negativ orientierten RNA-Vorlage, die zur Virusreplikation benötigt wird. Andererseits interagiert dieses menschliche Protein auch mit einem viralen Protein namens NSP9.

Ebenfalls im Erstautorenteam ist Yuanjie Wei. „Unsere Forschung hat einen wesentlichen Mechanismus enthüllt“, freut sich die Doktorandin. „Stimuliert durch den menschlichen Faktor SND1, beginnt das Virus seine Replikation, wobei es sein eigenes Protein NSP9 als sogenannten Primer nutzt.“ Das bedeutet, dass NSP9 als erster Baustein eines wachsenden neuen RNA-Strangs fungiert.

Mit SND1 beschreiben die Autor:innen erstmals überhaupt ein Wirtsprotein, das negativ orientierte RNA erkennt. Erstmals konnten sie außerdem zeigen, dass die Bindung eines menschlichen Proteins an SARS-CoV-2-RNA und seine Interaktion mit NSP9 das Startsignal für die Virusreplikation setzt. Fehlt der Wirtsfaktor SND1, so ist dieser Startschuss beeinträchtigt und die Produktion viraler RNA weniger effizient.

Diese Erkenntnisse seien überraschend und Anlass zu einem Update der Lehrbücher, so das Team, zu dem auch Wissenschaftler:innen weiterer Forschungseinrichtungen in Deutschland und den USA zählten, darunter das Forschungsnetzwerk FOR-COVID und das Broad Institute von MIT und Harvard in Boston. Neben der Grundlagenforschung könnte die Medizin in Zukunft von neuen therapeutischen Angriffsmöglichkeiten profitieren. Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass seltene Varianten im SND1-Gen mit schweren COVID-19-Infektionen und Krankenhausaufenthalten in Verbindung stehen könnten.

Weitere Forschung ist hier nötig, ebenso zur Funktion von SND1 und NSP9 in anderen Coronaviren oder zum Beispiel zur Frage, ob das menschliche Protein SND1 auch bei der Vermehrung anderer respiratorischer RNA-Viren wie Influenza oder RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) eine Rolle spielt. Darüber hinaus müssen künftige Studien die genauen molekularen Eigenschaften aufklären, die die Bindung von SND1 an negativ orientierte RNA von SARS-CoV-2 oder anderen Coronaviren steuern.

Auf einen Blick

  1. Das virale Protein NSP9 startet als Primer die RNA-Synthese des Coronavirus SARS-CoV-2 in menschlichen Zellen – ein grundlegender Mechanismus, der bisher noch nicht bekannt war.
  2. Das Wirtsprotein SND1 stimuliert dieses Priming durch seine direkte Interaktion mit negativ orientierter viraler RNA und dem viralen Protein NSP9.
  3. SND1 ist für die Produktion neuer viraler RNA zu Beginn der Infektion erforderlich.

Förderung

Die Studie wurde aus Mitteln des Helmholtz Young Investigator Group-Programms, des Europäischen Forschungsrats (ERC) und des Forschungsnetzwerks FOR-COVID unterstützt. Nora Schmidt wurde außerdem über das EMBO Long-term Fellowship-Programm gefördert. 

Originalpublikation

Schmidt N, Ganskih S, Wei Y, Gabel A, Zielinski S, (…) Munschauer M
SND1 binds SARS-CoV-2 negative-sense RNA and promotes viral RNA synthesis through NSP9
Cell, 3.10.2023, DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2023.09.002  

Video

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Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist die weltweit erste Einrichtung ihrer Art, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint. Auf Basis neuer Erkenntnisse aus seinem starken Grundlagenforschungsprogramm will das Institut innovative therapeutische Ansätze entwickeln, um menschliche Infektionen besser diagnostizieren und behandeln zu können.

Das HIRI ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und befindet sich auf dem Würzburger Medizin-Campus.

Mehr unter www.helmholtz-hiri.de

 

HIRI-Medieninformation (mit Video) vom 4. Oktober 2023

Schneller fit nach komplexer Speiseröhren-OP dank „Fast-Track"

Erste Universitätsklinik in Deutschland mit diesem Angebot / Sicherstellung durch „Fast-Track-Nurses“ / Enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche nach der Operation

Gruppenbild Patient, Ärtze und Fast-Track-Nurses
Valerian Romaker (Mitte) profitierte als erster Patient von der Fast-Track-Methode bei Operationen im Bereich der Speiseröhre und des Magens. Gruppenbild mit dem Fast-Track-Team des UKW. Hinten (v.l.): Florian Seyfried, Valerian Romaker, Sven Flemming. Vorne (v.l.): Gwendolin Streahle, Sandra Böhm. Foto: Annika Wolf / UKW
Patient Valerian Romaker steht neben Operateur Prof. Florian Seyfried
Beide zufrieden mit Operation und postoperativem Verlauf: Operateur Prof. Dr. Florian Seyfried und Patient Valerian Romaker am 4. Tag nach der Operation. Foto: Annika Wolf / UKW
 Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele.
Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele. Foto: Annika Wolf / UKW

Am Uniklinikum Würzburg (UKW) kommt die neue „Fast-Track-Behandlung“ erstmals in Deutschland nach einer komplexen Speiseröhren-Operation zum Einsatz. Dank der intensiven Betreuung vor und nach der Behandlung durch speziell ausgebildete Fast-Track-Nurses konnte der Patient bereits nach zwölf Tagen beschwerdefrei und selbstständig ins normale Leben zurückkehren.

Würzburg. In Deutschland verbringen Patientinnen und Patienten nach einer komplexen Operation an der Speiseröhre durchschnittlich drei Wochen im Krankenhaus. Dies ist auf die hohe Komplexität des chirurgischen Eingriffs und das damit verbundene Risiko möglicher Komplikationen im Rahmen des Genesungsprozesses zurückzuführen.

Dank der Fast-Track-Methode war UKW-Patient Valerian Romaker nun bereits am vierten Tag nach der OP ohne Drainagen und Einschränkungen auf einer Allgemeinstation des UKW mobil und konnte nach zwölf Tagen in gutem Allgemeinzustand nach Hause gehen. „Beim Fast-Track-Konzept geht es nicht darum, schneller zu operieren oder Patientinnen und Patienten ‚durchzuschleusen‘, wie der Name vermuten lässt“, erklärt PD Dr. Sven Flemming, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKW. „Vielmehr wollen wir durch die Kombination mehrerer Einzelmaßnahmen und Expertisen erreichen, dass die Menschen nach einer Operation schneller wieder selbstständig werden und in ihr bisheriges Leben zurückkehren können.“

"Fast Track" wird am Würzburger Uniklinikum bereits seit Februar 2022 erfolgreich bei Darmoperationen eingesetzt. Nun hat das UKW als erste Universitätsklinik in Deutschland das gleichnamige Konzept erstmals für Operationen an der Speiseröhre und am Magen etabliert. Auch in der Gynäkologie und in der Urologie des UKW ist die Einführung des Konzepts geplant.

Spezielle „Fast-Track-Nurses“ stellen Vor- und Nachsorge sicher 

Prof. Dr. Florian Seyfried, der den operativen Eingriff durchführte, betont die Bedeutung des innovativen Konzepts: „Operationen am oberen Magen-Darm-Trakt sind komplex und haben ein relevantes Risiko für Komplikationen, dank unseres OP-Roboters können wir besonders schonend operieren. Die Besonderheit beim Fast-Track-Konzept liegt aber vielmehr in der intensiven Betreuung vor und nach dem großen Eingriff, um die Genesung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden.“ Dafür wurden in der Viszeralchirurgie des UKW drei Fast-Track-Nurses ausgebildet: Sandra Böhm, Gwendolin Streahle und Vera Bach. 

Körperliche und psychische Folgen so gering wie möglich halten 

„Unsere Arbeit mit den Patientinnen und Patienten beginnt vier Wochen vor der Operation und endet 30 Tage nach der Entlassung aus dem UKW“, betont Sandra Böhm. Ihr Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten optimal vorzubereiten, um die körperlichen und psychischen Folgen so gering wie möglich zu halten, die Genesung zu beschleunigen und die Lebensqualität zu verbessern. „Wir vermitteln den Patientinnen und Patienten zum Beispiel Methoden und Techniken, mit denen sie sich zu Hause auf den Eingriff vorbereiten können. Dazu gehören Atemtrainingsgeräte, Ernährungspläne oder das Einüben von Bewegungsabläufen“, ergänzt Gwendolin Streahle. 

Bisher war das Risiko einer Mangelernährung nach einer Operation an der Speiseröhre besonders hoch, da über einen längeren Zeitraum nichts gegessen und getrunken werden darf. Diesem Risiko wird unter anderem durch hochkalorische Nahrung, zum Beispiel in Form von Getränken, vor und nach der Operation entgegengewirkt. Auch andere postoperative Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Thrombose können durch die schnellere Wiedererlangung der Selbständigkeit minimiert werden.

Im interdisziplinären Team den vielfältigen Aufgaben gerecht werden

Um den vielfältigen Aufgaben im Rahmen des Fast-Track-Konzeptes gerecht zu werden, arbeitet das Fast-Track-Team mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen des UKW wie Physiotherapie, Sozialberatung, Schmerztherapie, Ernährungsberatung und Diätküche zusammen.
Durchschnittlich werden am UKW zwei dieser komplexen Operationen pro Woche durchgeführt.
 

Optimierter Reha-Zugang für Personen mit Post-Covid-Syndrom

Staatsminister Klaus Holetschek überreicht Förderbescheid der "Förderinitiative Post-Covid-Syndrom 2.0“ an Würzburger Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel

 

Im Projekt POSCOR sollen Hausärztinnen und Hausärzte mit telemedizinischen Angeboten unterstützt werden, um medizinische Rehabilitationsmaßnahmen als Teil ihrer Behandlungskonzepte bei chronisch kranken Patientinnen und Patienten besser zu nutzen.

 

Staatsminister Klaus Holetschek und Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel mit symbolischem Förderscheck über 621.277,93 Euro .
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) übergab am Mittwoch in München den symbolischen Förderscheck im Rahmen der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ für das Projekt „POSCOR“ des Universitätsklinikums Würzburg an Prof. Heiner Vogel. © StMGP

Aktuellen Studien zufolge leidet jede zehnte Person länger als drei Monate unter den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Symptome des so genannten Post-Covid-Syndroms sind vielfältig: Von Kurzatmigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen über Konzentrationsprobleme, Ermüdung und Erschöpfung bis hin zu Angsterkrankungen und Depressionen. Um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, will die Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) nun im Rahmen der neuen Studie POSCOR den Reha-Zugang und die bedarfsgerechte medizinische Rehabilitation optimieren. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am 4. Oktober im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München den Förderbescheid der "Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0" an Prof. Dr. Heiner Vogel, Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften, überreicht. POSCOR wird mit insgesamt 621.277,93 Euro für die Jahre 2023 und 2024 gefördert. 

Koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken fördern

„Die Versorgung von Menschen mit Post-Covid-Syndrom kann verbessert werden“, sagt Heiner Vogel und erläutert wie: „Erste Anlaufstelle für Post-Covid-Patientinnen und -Patienten ist die hausärztliche Praxis. Wir wollen Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, medizinische Rehabilitationsmaßnahmen als Teil ihrer Behandlungskonzepte bei Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom, aber auch generell bei chronisch Kranken besser zu nutzen.“ Mit dem Projekt POSCOR soll die koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken gefördert werden. „Erreichen wollen wir dies mit einem telemedizinischen Versorgungspfad, den wir im Rahmen des Projekts bereitstellen und evaluieren“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften.

Gestaltung und Begleitung eines telemedizinischen Versorgungspfades

Hierfür wird am UKW eine Service- und Koordinationsstelle Post-Covid eingerichtet, welche als Schnittstelle zwischen Hausärztinnen und Hausärzten in Unterfranken und den teilnehmenden Kooperationskliniken der Deutschen Rentenversicherung fungieren wird. Aufgabe der Koordinationsstelle ist es, die Inhalte des telemedizinischen Versorgungspfades zu gestalten und den Versorgungspfad mit den dazugehörigen Projektpartnern aus dem ambulanten und rehabilitativen Bereich zu begleiten. Die Service- und Koordinationsstelle wird von einem Gremium aus ärztlichen Expertinnen und Experten beraten. 

Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten unterstützen

Heiner Vogel beschäftigt sich mit seinem Team im Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten mit der Versorgung chronisch kranker Menschen, die häufig auch von Rehabilitationsangeboten profitieren können. Eine besondere Herausforderung sei hier die Kontinuität der Behandlung, weil die Gesundheitsversorgung in Deutschland durch viele Schnittstellen und Versorgungsbrüche sowie eingeschränkte Transparenz gekennzeichnet ist. Mit POSCOR sollen die verschiedenen Behandlungsbausteine im Interesse der Behandlungskontinuität besser verknüpft werden. Dies könne und sollte Heiner Vogel zufolge auch Hinweise geben, wie die Kontinuität in der Behandlung bei chronisch kranken Menschen insgesamt verbessert werden kann. 

Besonders wichtig sei es zudem, die sogenannte Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten und ihr behandlungsbezogenes Selbstmanagement zu unterstützen, was Heiner Vogel mit seinem Team auch in Projekten zu Patientenschulung, zum Fallmanagement und zum Übergangsmanagement erarbeitet hat.

Zahlreiche Kooperationspartner

Im POSCOR-Projekt kooperiert der Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin am UKW (Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Prof. Dr. Anne Simmenroth), der Infektiologie der Medizinischen Klinik II und Post-Covid-Ambulanz am UKW (Dr. Petra Schulze und Prof. Imad Maatouk), der Neurologischen Klinik am UKW (Dr. Christine Daniels) sowie der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern (Dr. Harald Berger, Würzburg), der AOK Bayern in München, dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen (Dr. Asarnusch Rashid), dem Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation IQPR in Köln (Dr. Torsten Alles), dem Bayerischen Hausärzteverband in München, dem Institut für Angewandte Sozialarbeit an der Technische Hochschule Würzburg (Prof. Dr. Silke Neuderth) sowie mit fünf Rehabilitationskliniken in Unterfranken.

Kontakt: heiner.vogel(at)uni-wuerzburg.de

Zur Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0:
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat im Rahmen der zweiten Runde der bayerischen Förderinitiative für die Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom Förderbescheide für sieben Projekte in Höhe von insgesamt rund fünf Millionen Euro übergeben. Mit der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ werden Forschungsprojekte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Universitätsklinikums Würzburg, des Universitätsklinikums Regensburg, der Schön Klinik Berchtesgadener Land, des Universitätsklinikums Erlangen und der Sozialstiftung Bamberg unterstützt. Weitere Informationen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zu Post Covid stehen hier.

Staatsminister Klaus Holetschek und Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel mit symbolischem Förderscheck über 621.277,93 Euro .
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) übergab am Mittwoch in München den symbolischen Förderscheck im Rahmen der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ für das Projekt „POSCOR“ des Universitätsklinikums Würzburg an Prof. Heiner Vogel. © StMGP

Prof. Dr. Stephan Hackenberg leitet die HNO-Klinik am UKW: Neue Aufgabe, bekannte Wirkungsstätte
Seit dem 1. Oktober ist Prof. Dr. Stephan Hackenberg Direktor der HNO-Klinik am UKW. Foto: UKW / Anna Wenzl

Würzburg. 2008 kam er erstmals an die HNO-Klinik des Universitätsklinikums Würzburg – als junger Assistenzarzt. Nun arbeitet Prof. Dr. Stephan Hackenberg erneut an der Würzburger HNO-Klinik: Seit dem 1. Oktober ist er dort Klinikdirektor. Er folgt auf Prof. Dr. Dr. Rudolf Hagen, der Ende September in den Ruhestand ging.

Prof. Hackenberg (Jahrgang 1977) war zuletzt Direktor der HNO-Klinik an der Uniklinik RWTH Aachen. „Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben in Würzburg, das exzellente wissenschaftliche Umfeld und nicht zuletzt auf die wunderschöne Stadt Würzburg. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinem Team die sehr gut etablierten Strukturen der Klinik weiter auszubauen und zugleich neue wissenschaftliche Perspektiven für eine moderne Patientenversorgung zu entwickeln.“

Neue Medikamente ergänzen Versorgung

Der Schwerpunkt von Prof. Hackenberg liegt in der Therapie von Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region. „In den letzten Jahren konnten Methoden etabliert werden, die eine exaktere Diagnosestellung sowie eine schonendere und vor allem wirksamere Therapie ermöglichen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern aus dem CCC Mainfranken und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT WERA weiter daran zu arbeiten, unseren Patienten eine noch bessere Therapie zu ermöglichen.“ 2014 wurde Prof. Hackenberg mit dem Preis der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie ausgezeichnet.

Neben der Versorgung krebskranker Patienten ist die Therapie von Hörstörungen ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Würzburger HNO-Klinik. „Wir sind ein international anerkanntes Zentrum für die Behandlung von Ohrerkrankungen. Diesen Fokus weiterzuentwickeln ist eine zentrale Aufgabe für das Würzburger Team.“ Neben dem Hörimplantatprogramm für taube Patienten soll zukünfitg auch die Schädelbasischirurgie im interdisziplinären Klinikverbund ausgebaut werden.

Enge Zusammenarbeit weiter ausbauen

Die Strukturen in Würzburg und das Team der Klinik sind Prof. Hackenberg sehr gut bekannt: Bevor er im August 2021 Klinikdirektor in Aachen wurde, war er Leitender Oberarzt der HNO-Klinik am UKW. „Wir haben ein tolles Team. Gemeinsam mit allen Professionen und Berufsgruppen wollen wir das hohe Leistungsspektrum in der Patientenversorgung weiter ausbauen – das gilt z.B. für die Behandlung von Stimmstörungen und Kehlkopferkrankungen sowie von chronischen Entzündungen der Nase. Hier werden wir weiter eng mit den übrigen Klinikbereichen des UKW zusammenarbeiten.“

2020 wurde Prof. Hackenberg mit dem Lehrpreis der Medizinischen Fakultät in Würzburg für seine Verdienste um die Online-Lehre ausgezeichnet. „Auch das ist natürlich Teamarbeit und auch jetzt weiterhin Ansporn für alle, die daran beteiligt sind. Dafür haben wir in Würzburg exzellente Voraussetzungen.“

Zudem betont der Mediziner: „In Würzburg steht mit dem Erweiterungsgelände Nord eine spannende bauliche Perspektive für die HNO-Klinik in den kommenden Jahren an. Daran mitzuwirken ist natürlich auch eine besondere Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.“

Zur Person:

Prof. Dr. Stephan Hackenberg hat Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Seine berufliche Laufbahn begann er an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Regensburg, bevor er 2008 an das Universitätsklinikum Würzburg wechselte. Dort habilitierte er 2013. In Würzburg war er zuletzt leitender Oberarzt bis zu seinem Wechsel 2021 nach Aachen.

Er verfügt über die Zusatzbezeichnungen „Allergologie“ und „Plastische Operationen“ und ist Mitglied in diversen nationalen und europäischen Fachgesellschaften. Als Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für Kinder-HNO ESPO liegt ihm die Versorgung junger Patienten mit Erkrankungen im HNO-Bereich besonders am Herzen.

Seit dem 1. Oktober ist Prof. Dr. Stephan Hackenberg Direktor der HNO-Klinik am UKW. Foto: UKW / Anna Wenzl

Start für PD Dr. Tim von Oertzen: Neuer Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW

Der Neurologe tritt nun seinen Dienst als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender an der größten Klinik in Unterfranken an

Start in Würzburg: PD Dr. Tim von Oertzen ist neuer Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Würzburg. Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Start für PD Dr. Tim von Oertzen am Universitätsklinikum Würzburg (UKW): Der Neurologe tritt nun seinen Dienst als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender an der größten Klinik in Unterfranken an. Dr. von Oertzen war zuvor erster stellvertretender Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums Linz.

„Die Universitätsmedizin Würzburg ist sehr gut aufgestellt. Diesen erfolgreichen Kurs möchte ich jetzt gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Vorstandskollegen weiter ausgestalten. Gerade die anstehenden und laufenden Bauprojekte sind hier eine gewaltige Chance: Denn so können wir auch neue Prozesse und Strukturen etablieren. Davon werden die Patientinnen und Patienten profitieren, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so der gebürtige Bonner (Jahrgang 1968).

Zudem gelte es, die Herausforderungen der demographischen Entwicklung anzugehen. Auch hier mit Blick auf die Patientenversorgung und auch die Beschäftigten. „Die Altersmedizin wird eine immer größere Bedeutung bekommen. Darauf muss sich auch die medizinische Versorgung einstellen. Gleichzeitig gilt es, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Beschäftigten bleiben.“ Als ein vorbildliches Projekt nennt er hier „FLEX4UKW“ der UKW-Pflegedirektion. Von Oertzen: „Flexible Arbeitszeiten werden in Zukunft sicher weiter an Bedeutung gewinnen, wenn es darum geht, Personal zu binden und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen.“

Auch die Digitalisierung biete enormes Potenzial, um Abläufe im Klinikum zu optimieren: „Und auch hier wird es stets um die Frage gehen, wie Abläufe und Prozesse durch die Digitalisierung verbessert werden können. Diese Entwicklung wird ebenfalls die kommenden Jahre prägen.“ Dabei steht für ihn fest: „Diese verschiedenen Entwicklungsstränge müssen wir kombinieren mit dem Ziel, auch in Zukunft die höchste medizinische Qualität in der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten anzubieten.“

Zudem freut er sich darauf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKW, die Stadt und Region Würzburg kennenzulernen. „Der Terminkalender ist schon sehr gefüllt. Aber genau so muss es hier zum Start sein. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben.“

Zur Person:

PD Dr. Tim von Oertzen war nach seinem Medizinstudium in Freiburg, Bonn und London und seiner Promotion an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn zunächst am Bonner Universitätsklinikum tätig, ab 2000 als Facharzt für Neurologie. Von 2004 bis 2012 wirkte er am St. George‘s Hospital und an der St. George’s University of London. Ab 2012 war er Vorstand der Klinik für Neurologie 1 am Kepler Universitätsklinikum Linz, ab 2021 auch Vorstand der zweiten neurologischen Klinik. Seit 2022 war er erster stellvertretender Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums Linz, dem zweitgrößten Krankenhaus Österreichs.

Alles unter einem Dach, begleitet von einer Hand

Im Brustkrebsmonat Oktober informiert das Uniklinikum Würzburg (UKW) über interdisziplinäre Diagnostik und Therapien unter einem Dach und die persönliche und kontinuierliche Begleitung von Breast Care Nurses. Sie geben Patientinnen und Patienten, die an einer Brusterkrankung leiden, Stabilität in einer instabilen Situation.

Astrid Englert und Romy Liebers präsentieren in ihrem Büro Infomaterial, Prothesen und Kissen.
Die Breast Care Nurses Astrid Englert (links) und Romy Liebers begleiten am Uniklinikum Würzburg die Patientinnen und Patienten mit Brustkrebserkrankungen. Sie geben Raum für ihre Fragen und bieten validen Antworten. © Kirstin Linkamp / UKW

Brustkrebs ist die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom, einem bösartigen Tumor, der vom Drüsengewebe der Brust ausgeht. Übrigens können auch Männer an Brustkrebs erkranken. Der Brustkrebsmonat Oktober macht auf die Situation von Erkrankten aufmerksam und stellt die Themen Prävention und Früherkennung sowie Brustkrebsforschung und -behandlung in den Fokus. 

Das UKW wirkt ganz zentral mit, wie die Brustkrebsversorgung in Deutschland aussieht und behandelt in seinem zertifizierten Brustkrebs- und Brustzentrum jedes Jahr mehr als 300 Betroffene mit der Neudiagnose Brustkrebs nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen. Unter einem Dach werden sämtliche operative und nicht-operative Therapieverfahren angeboten, die interdisziplinär geplant und auf die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten zugeschnitten sind. Bei der Behandlung von Brustkrebs werden stets mehrere Therapieansätze miteinander kombiniert. Zwei Breast Care Nurses der Frauenklinik begleiten und unterstützen die Erkrankten individuell auf ihrem Weg. 

Breast Care Nurses bieten Raum für Fragen, Sorgen und Ängste

„Wir geben unseren Patientinnen und Patienten Stabilität in einer instabilen Situation.“ „Die Sorgen und Ängste der Betroffenen brauchen Zeit, und die haben wir.“ „Wir geben den Raum für Fragen und bieten valide Antworten.“ „Unsere Tür steht immer offen.“ Wenn Astrid Englert und Romy Liebers ihre Arbeit beschreiben, fallen Sätze wie diese. Seit Juli arbeiten die beiden als Breast Care Nurses (BCN) in der Universitäts-Frauenklinik. Die Pflegeexpertinnen für Brusterkrankungen bieten eine persönliche und kontinuierliche Begleitung für Frauen und Männer mit gut- und bösartigen Brusterkrankungen. Sie sind die zentrale Schnittstelle zwischen allen an Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge beteiligten Einrichtungen wie etwa den verschiedenen Stationen der Gynäkologie, der Radiologie, Strahlen- und Chemotherapie, Komplementärmedizin, plastischen Chirurgie, Psychoonkologie, Sozialdienst und Pflegeberatung, Selbsthilfegruppen und Sanitätshäusern.

Jede Patientin und jeder Patient sei anders, daher benötigen die Breast Care Nurses viel Fingerspitzengefühl, müssen individuell und lösungsorientiert handeln, entscheiden und vernetzen. Im Rahmen der Beratung wird stets nach dem passendsten Angebot gesucht – sei es eine Brustprothese, selbsthaftende Brustwarzen, Kissen auch für den Port oder bewährte Tipps gegen Nebenwirkungen der Therapien. Wenn dann die Anspannung im Gespräch nachlässt und die Patientin oder der Patient sich nach und nach befähigt fühlt, aktiv an der Genesung mitzuwirken, sei viel erreicht. Und das sei das Schöne an der Aufgabe, erzählt Astrid Englert.

Vorsorge: Gesunde Lebensweise und regelmäßiges Abtasten

Ob Frau oder Mann, noch nicht einmal 20 Jahre alt oder bereits über 90 - Astrid Englert und Romy Liebers erleben es tagtäglich, dass niemand vor einer Erkrankung der Brust gefeit ist. Doch dank umfangreicher Vorsorgemaßnahmen liegen die Heilungschancen heute bei über 90 Prozent. Das A und O, um Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig zu erkennen und erfolgreicher behandeln zu können, ist das regelmäßige Abtasten der Brust. Jede Frau, egal welchen Alters, sollte einmal im Monat zuhause ihre Brust und die Lymphknoten bis zu den Achselhöhlen abtasten. Ab 30 Jahren sieht die gesetzliche Brustkrebs-Früherkennung auch ein jährliches Abtasten bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt vor. Zwischen 50 Jahren und bis 69 Jahren kann zudem aktuell alle zwei Jahre eine Mammographie in Anspruch genommen werden, künftig sogar bis 75 Jahren. Frauen mit einem höheren Brustkrebsrisiko können auch schon früher mit der Früherkennung beginnen. Weitere Informationen liefert die Webseite des Deutschen Krebsforschungszentrums dkfz.

Leitlinienentwicklung beim Mammakarzinom unter Würzburger Federführung 

„Zudem bietet wir am UKW eine Gendiagnostik und Früherkennungsmaßnahmen für Ratsuchende, die eine familiäre Belastung mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs haben und ihr individuelles Risiko kennen möchten“, fügt Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Universitäts-Frauenklinik zu. Achim Wöckel ist hauptverantwortlich für die Entwicklung der interdisziplinären S3-Leitlinie zur Optimierung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Die S3-Leitlinie ist die Leitlinie der höchsten Versorgungsstufe und regelt die Versorgung in Deutschland. Bei der Entwicklung kooperiert das UKW sehr eng mit mehr als 100 nationalen Expertinnen und Experten und verschiedenen Methodikerinnen und Methodikern, die der Redaktion die Evidenzen zur Verfügung stellen. Daraus werden jährlich neue Updates zum Mammakarzinom formiert. Die Leitlinien-Empfehlungen gehen dann wieder über in die Zertifizierungssysteme der Deutschen Brustkrebszentren. Zum Beispiel ist stets ein exponentieller Wissenszuwachs bei den medikamentösen Tumortherapien zu vermelden. „Die diesjährigen Evidenz-Recherchen von 130 Autorinnen und Autoren sind voll im Gange“, berichtet Achim Wöckel. „Die neuesten Daten werden derzeit gesichtet und in einer Konsens-Konferenz besprochen. Die daraus resultierenden Empfehlungen fließen dann Anfang nächsten Jahres in die Leitlinie.“

Mit BETTER-CARE individualisierte, bedarfs- und risikoadaptierte Nachsorge

Moderne Therapien bieten gute Heilungschancen. Dennoch bleibt immer ein Risiko, dass der Krebs zurückkommt, ein Rezidiv oder eine Metastasierung bildet, also gestreut hat. Umso wichtiger ist die Nachsorge. Und die hinkt hierzulande noch hinter dem Therapiefortschritt hinterher. „Die Nachsorge muss viel individualisierter, bedarfs- und risikoadaptierter werden. Und dafür benötigen wir ein wissenschaftlich untermauertes Konzept“, konstatiert Achim Wöckel. Im Rahmen der deutschlandweiten Studie BETTER-CARE entwickelt und prüft die Universitätsmedizin Würzburg derzeit eine bedarfsadaptierte und individualisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung. Insgesamt nehmen 30 deutsche Brustkrebszentren an BETTER-CARE teil, sie wurden per Zufallsverfahren der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeordnet. Das heißt, 15 Zentren bieten ausschließlich die herkömmliche Brustkrebsnachsorge nach S3-Leitinie an und 15 Zentren die BETTER-CARE-Nachsorge. Insgesamt sollen bis Ende 2023 etwa 1.140 Betroffene mit Brustkrebs in die Studie aufgenommen werden. Die Studie wird in enger Zusammenarbeit der Universitätsfrauenklinik Würzburg und dem IKE-B (Prof. Peter Heuschmann) durchgeführt. Weitere Informationen: www.better-care.health
 

Astrid Englert und Romy Liebers präsentieren in ihrem Büro Infomaterial, Prothesen und Kissen.
Die Breast Care Nurses Astrid Englert (links) und Romy Liebers begleiten am Uniklinikum Würzburg die Patientinnen und Patienten mit Brustkrebserkrankungen. Sie geben Raum für ihre Fragen und bieten validen Antworten. © Kirstin Linkamp / UKW

Ausbildung von Medizinstudierenden zur „Digitalisierung in der Medizin“ zwischen Universitätsmedizin Würzburg und Bad Kissingen wird ausgebaut

Langjährige Zusammenarbeit der beteiligten Akteure wird weiter ausgebaut

Würzburg/Bad Kissingen. Das Thema „Digitalisierung in der Medizin“ bekommt in der medizinischen Ausbildung jetzt noch mehr Gewicht: Dazu haben die Universitätsmedizin Würzburg, das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, und das Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen eine neue Zusammenarbeit vereinbart. Bereits ab dem kommenden Wintersemester gibt es ein neues Unterrichtsmodul für Humanmedizinstudierende aus dem 6. Semester. Digitale Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin werden vermittelt, woran sich Dozierende aus Bad Kissingen beteiligen.

„Mit dem neuen Modul nehmen wir nun gemeinsam eine Vorreiterrolle ein und vermitteln Inhalte, die für angehende Medizinerinnen und Mediziner von immer größerer Bedeutung sind. Dabei gibt es die Themenschwerpunkte „Daten und Recht“, „Künstliche Intelligenz“, „E-Health-Anwendungen“ sowie Informationssysteme im Gesundheitswesen“, erklärt Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg. Die thematische Ausrichtung basiert auf dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog.

Den Anstoß zum weiteren Ausbau der bestehenden Kooperation gab Sandro Kirchner, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium: „Die Idee war es die vorhandenen und die neu dazugewonnenen Strukturen und Netzwerke, wie z. B. das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit oder das Zentrum für Telemedizin, besser und effizienter zu nutzen. Gemeinsam wollen wir so Zukunftsimpulse setzen und damit einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgung in unserem ländlichen Raum leisten. Mit dieser Kooperation haben wir die große Chance, mehr Mediziner für unsere Heimat zu gewinnen.“

Die Ausbildungsinhalte werden ab dem Wintersemester 2023/24 sowohl durch neue Seminare in Würzburg sowie einen ganztägigen Exkursionstag zum Thema Rehabilitation nach Bad Kissingen erfolgen.

„Leuchtturmstruktur in Unterfranken“

Damit wird die langjährige Zusammenarbeit der beteiligten Akteure weiter ausgebaut: Durch die Einrichtung von zwei Professuren am Landesamt konnten in der Vergangenheit die Bereiche Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung bereits weiter wissenschaftlich gestärkt sowie um die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung ergänzt werden.

Das in Bad Kissingen angesiedelte Zentrum für Telemedizin (ZTM) hat sich zudem in den vergangenen Jahren zur Leuchtturmstruktur in Unterfranken entwickelt und leistet mit seinen Kompetenzen und IT-Entwicklungen einen wichtigen Beitrag für die digitale Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in der Region. Als akademische Lehreinrichtung der Universität Würzburg trägt zudem die Deegenberg-Reha-Klinik in Bad Kissingen ebenfalls im entscheidenden Maß zur Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses bei und ist durch die Entwicklung von interdisziplinären Rehakonzepten ein wichtiger Partner in der Versorgungsforschung.