Aktuelle Pressemitteilungen

Uniklinikum Würzburg wieder in der Spitzengruppe der Focus-Klinikliste

Die Focus-Klinikliste 2026 bewertet über 1600 Krankenhäuser in Deutschland. Das Uniklinikum Würzburg liegt hierbei in Bayern auf Platz 4, im bundesweiten Vergleich auf Platz 17.

Das Bild zeigt einen OP-Saal. Im Hintergrund sieht man einen Monitor und mehrere OP-Geräte. Vor ihm steht ein Tisch mit Spritzen und seitlich eine OP-Liege. Ein Arzt hält in der Hand einen Herzkatheter. Er trägt eine Brille und einen Mundschutz, Handschuhe, eine Kopfbedeckung sowie einen blauen OP-Kittel. Zusätzlich trägt er auch noch ein Headset.
Die Focus-Klinikliste 2026 empfiehlt das Uniklinikum Würzburg erneut in vielen Krankheitsgebieten, zum Beispiel in der Kardiologie. © Daniel Peter / UKW

Würzburg. Im Oktober dieses Jahres erschien die „Klinikliste 2026“ des Nachrichtenmagazins Focus. Für das Ranking wurden 1618 deutsche Krankenhäuser in 59 Krankheitsgebieten bewertet. Im bundesweiten Vergleich findet sich das Uniklinikum Würzburg (UKW) dieses Mal auf Platz 17, in Bayern wurde Platz 4 erreicht.

Die Klinikliste empfiehlt UKW in 34 Bereichen. Im Detail gehören dazu folgende Fachdisziplinen oder Krankheitsbilder: Angst- und Zwangsstörungen, Blasenkrebs, Brustkrebs, Demenzen, Depressionen, Gallenchirurgie, Gynäkologische Chirurgie, Handchirurgie, Hauterkrankungen, Hautkrebs, Herzchirurgie, Hirntumoren, Hornhauterkrankungen (Augenheilkunde), Kardiologie, Kinderchirurgie, Kniechirurgie, Kopf-Hals-Tumoren, Lungentumoren, Multiple Sklerose, Neonatologie, Neuropädiatrie, Nierenkrebs, Nuklearmedizin, Parkinson, Prostatakrebs, Refraktive Chirurgie und Katarakt (Augenheilkunde), Risikogeburt und Pränataldiagnostik, Schilddrüsenchirurgie, Schlaganfall, Strahlentherapie, Unfallchirurgie sowie bei den Zahnkliniken. Speziell für internationale Patientinnen und Patienten werden auch die Urologie (im Bereich Onkologie) und die Chirurgie II (im Bereich Orthopädie) empfohlen.

Text: Pressestelle / UKW

Das Bild zeigt einen OP-Saal. Im Hintergrund sieht man einen Monitor und mehrere OP-Geräte. Vor ihm steht ein Tisch mit Spritzen und seitlich eine OP-Liege. Ein Arzt hält in der Hand einen Herzkatheter. Er trägt eine Brille und einen Mundschutz, Handschuhe, eine Kopfbedeckung sowie einen blauen OP-Kittel. Zusätzlich trägt er auch noch ein Headset.
Die Focus-Klinikliste 2026 empfiehlt das Uniklinikum Würzburg erneut in vielen Krankheitsgebieten, zum Beispiel in der Kardiologie. © Daniel Peter / UKW

Eine Spenderleber rettet das Leben einer 26-jährigen Patientin

Dramatischer Verlauf mit gutem Ende: Eine Lebertransplantation am Uniklinikum Würzburg rettete im Sommer 2025 einer 26-jährigen Patientin das Leben.

Auf dem Bild sind drei Personen zu sehen. Im Hintergrund ist eine Glassteinwand zu sehen. Die Ärztin hat blaue OP-Kleidung an und hat ihre Hände auf den Schultern der Patientin. Der Prof. hat einen weißen Kittel an und stützt sich mit einer Hand auf einem Klavier ab. Die Patienten sitzt auf einem Stuhl vor dem Klavier.
Die Assistenzärztin Dr. Svenja Leicht (links) und Prof. Dr. Johan Lock freuen sich mit der Patientin Magdalena Falk über die erfolgreiche Therapie ihrer schweren Erkrankung. Foto: UKW / Helmuth Ziegler

Würzburg. Es ist Ende Oktober 2025 und Magdalena Falk spielt den Coldplay-Hit „Viva la Vida“ – es lebe das Leben – auf dem Flügel im Flur des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) am Uniklinikum Würzburg (UKW). Ihr eigenes Leben hätte die 26-Jährige in diesem Sommer fast verloren. Wäre da nicht die lebensrettende Spenderleber, die ihr Prof. Dr. Johan Lock, der Leiter der Hepatopankreatobiliären und Transplantationschirurgie des UKW, und sein Team Ende August transplantierten.

Akutes Leberversagen ohne Vorwarnung

Dabei fing alles ganz unspektakulär an: Wenige Wochen zuvor fühlte sich die Verkäuferin und semiprofessionelle Klavierspielerin einfach nur energielos und müde. Allerdings verschlechterte sich dieser Zustand rapide, sodass sie am 2. August per Rettungswagen ins heimatnahe Sana Klinikum Coburg eingeliefert wurde. Schon am nächsten Tag brachte sie ein Rettungshubschrauber ans UKW. Diagnostiziert wurde ein akut-auf-chronisches Leberversagen. Tatsächlich wurde nach der Übernahme eine Leberzirrhose nachgewiesen, von der die Patientin bis dahin nichts gewusst hatte. „Das war eine ungewöhnliche Diagnose, insbesondere, da bei Frau Falk die typischen Ursachen für eine Leberzirrhose, wie Adipositas, Diabetes mellitus, Virusinfektion oder übermäßiger Alkoholkonsum nicht vorhanden waren“, erläutert Prof. Lock. 
Aufgrund ihres schlechten Zustands musste die junge Frau auf der Intensivstation des UKW intubiert werden, wo zusätzlich eine Lungenentzündung nachgewiesen wurde. Zusätzlich verschlechterte sich im Verlauf neben der versagenden Leber auch die Nierenfunktion, sodass sie dialysepflichtig wurde. Magdalena Falk selbst hat an diese dramatische Entwicklung keine Erinnerung, da sie diese Zeit im Koma verbrachte – insgesamt für vier Wochen.

Zehn Tage auf der Warteliste für ein Spenderorgan

Aufgrund der fehlenden Besserung und nach vielen medizinischen Untersuchungen wurde die Patientin am 20. August auf die Warteliste zur Lebertransplantation bei Eurotransplant gesetzt. Am 30. August stand endlich ein passendes Organ zur Verfügung und die fast fünfstündige Operation konnte ohne Komplikationen durchgeführt. „Zehn Tage waren in Anbetracht der hier gegebenen Dringlichkeit eine vergleichsweise lange Wartezeit“, verdeutlicht Prof. Lock und fährt fort. „Das liegt in diesem Fall unter anderem daran, dass gerade kleinere Frauen bei der Lebertransplantation etwas benachteiligt sind. So kann ein Mann auch mit der gegebenenfalls recht kleinen Spenderleber einer Frau gut versorgt werden, während eine große Männerleber in einem kleinen Frauenkörper keinen Platz findet.“
Das für Magdalena Falk passende Organ kam quasi gerade noch rechtzeitig: Mit jedem Tag stieg die Gefahr einer Infektion vor der Transplantation, während der fortscheitende körperliche Verfall die Überlebenschancen auch nach einer Transplantation sinken ließ.

Höchst dankbar für ein zweites Leben

Die Patientin selbst erfuhr erst zehn Tage nach der Operation von dem zwischenzeitlich erfolgreich eingeschlagenen Therapieweg: Da sie nicht ansprechbar war, gab es mit ihr kein persönliches Aufklärungsgespräch, sie wusste weder, dass das Ärzteteam eine Lebertransplantation plante, noch dass diese durchgeführt wurde. „Anfangs war es ein sehr seltsames Gefühl, zu wissen, dass jetzt ein fremdes Organ in meinem Körper arbeitet“, schildert Magdalena Falk. Sehr hilfreich empfand sie in dieser Situation neben den Gesprächen mit Familienangehörigen vor allem die umfassende psychologische Betreuung am UKW. Heute fühlt sie tiefe Dankbarkeit für die durch den Spender und den Eingriff gebotene zweite Chance: „Ich schätze das Leben jetzt noch viel mehr als vorher. Ich weiß, dass ich jetzt sehr gut auf mich und meine Gesundheit aufpassen muss, zum Beispiel was die Ernährung angeht. Auch sonst denke ich, dass ich weniger Risiken eingehen und noch vorsichtiger sein werde, beispielsweise im Straßenverkehr.“

Die Lebensenergie kehrt zurück

Ihren körperlichen Zustand in der ersten Zeit nach der Transplantation beschreibt sie als pure Schwäche. Schon wenige Schritte innerhalb des Krankenzimmers waren höchst anstrengend. „Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Energie langsam zurückkehrt, dass es wieder zurück ins Leben geht“, freut sich die Oberfränkin. Seit etwa drei Wochen schafft sie die Wegstrecke zum Flügel oder in die Cafeteria des Krankenhauses.
Nach der OP verbrachte sie weitere drei Wochen auf der Intensivstation, wo sie schrittweise von der Beatmung entwöhnt wurde. Darauf folgten zwei Wochen auf einer Intermediate-Care-(IMC)-Station, die eine kontinuierliche Überwachung und intensive pflegerische Betreuung bietet. Seit gut drei Wochen ist sie auf einem normalen Stationszimmer des ZOM untergebracht und wartet aktuell noch auf einen Platz für eine etwa drei- bis vierwöchige Reha. Sie wird voraussichtlich lebenslang Immunsuppressiva einnehmen müssen. Außerdem muss sie anfangs alle drei Monate, später einmal pro Jahr zur Nachsorge ans UKW kommen. 
Ihre Perspektiven für ein weitgehend normales und langes Leben sind laut Prof. Lock sehr gut: „Eine Spenderleber hat im Vergleich zu anderen Organen wie Niere oder Lunge keine begrenzte Funktionsdauer. Man kann damit durchaus eine normale Lebenserwartung realisieren. Für Magdalena Falk ist ‚Viva la Vida‘ also sicherlich ein gutes und passendes Motto.“

Lebertransplantationen am UKW

Die erste Lebertransplantation am Uniklinikum Würzburg fand im Jahr 1992 statt. Seither wurde der anspruchsvolle Eingriff dort fast 300 Mal durchgeführt – mit einer durchschnittlichen Fünf-Jahres-Überlebensrate von über 70 Prozent. 

Wichtige Ereignisse für die Transplantationsmedizin am UKW in der nächsten Zeit sind die Jahresversammlung des Lebertransplantierte Deutschland e.V. im März 2026 und die  Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) im Oktober 2027.


Text: Pressestelle / UKW
 

Drei Jahre FLEX4UKW: Aktuell 200 Personen für mehr Dienstplanstabilität

Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW, das entspricht etwa 112 „Vollkräften“. Im November 2022 startete die Rekrutierungskampagne.

Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl
Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl

Würzburg. Vor drei Jahren startete das Projekt „FLEX4UKW“ am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) mit dem Ziel, neue Arbeitskräfte in der Pflege zu gewinnen und so die Arbeitsbedingungen dauerhaft zu verbessern. „Unsere Bilanz macht uns stolz: Wir haben Pionierarbeit geleistet und konnten ein Poolkonzept realisieren, das zu einem wichtigen und dauerhaften Pfeiler im Klinikalltag geworden ist. FLEX4UKW ist ein absolutes Erfolgsprojekt“, sagt Marcus Huppertz, Pflegedirektor an der Würzburger Uniklinik.

Wichtiger Eckpfeiler im Klinikalltag

Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW, das entspricht etwa 112 „Vollkräften“. Im November 2022 startete die Rekrutierungskampagne. Das Konzept hinter FLEX4UKW ist gleichgeblieben: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können bei FLEX4UKW ihre Arbeitszeit selbst mitgestalten und auch den Arbeitsumfang individuell festlegen. Zudem können sie aus elf inhaltlichen Clustern wählen, z.B. Onkologie oder Operative Medizin. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem FLEX-Team werden in Bereichen eingesetzt, in denen es krankheitsbedingt zu Personalausfällen gekommen ist. So kann das „Einspringen“ aus den festen Stationsteams spürbar reduziert werden. 

Beitrag für mehr Planungssicherheit

Huppertz: „Über das Flexteam wird die Kompensation von Personalausfällen sichergestellt, das ist ein wichtiger Beitrag zur Dienstplanstabilität. Von der so erzeugten Planungssicherheit profitieren alle – sowohl die Stammteams als auch das Team FLEX4UKW.“

Seit April 2025 leitet Saskia Schuster das Flexbüro am UKW. Sie weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Allein in diesem Jahr sind bisher 36 Personen aus dem Flexteam in die festen Stationsteams am UKW gewechselt. Das ist ein weiterer Pluspunkt des Konzeptes.“ Umgekehrt wechseln auch Kolleginnen und Kollegen aus den Stationen nach FLEX4UKW. Schuster: „Damit können wir auch diesen Kolleginnen und Kollegen ein passendes Angebot machen, um weiter am UKW zu arbeiten.“ 

Ein Ziel für die Zukunft ist es u.a., die Einarbeitungskonzepte weiter zu optimieren, damit der Einsatz auf den Stationen gerade beim kurzfristigen Einspringen optimal funktioniert. „Wichtig für den Erfolg des Projektes ist und bleibt natürlich eine sehr gute Einarbeitung, das ist uns gemeinsam gelungen und daran arbeiten wir weiter. Hier gilt mein Dank besonders den festen Stationsteams“, so Huppertz.

FLEX4UKW kennenlernen: Termin am 18.11. im Café Fred

Das FLEX4UKW-Team lädt am 18. November (Dienstag) von 11 bis 15 Uhr alle Interessierten dazu ein, das Konzept bei einem kostenlosen Getränk im Café Fred in der Würzburger Innenstadt kennenzulernen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Mehr Informationen und Kontakt: FLEX4UKW:

https://www.ukw.de/flex4ukw/

 

Direkter Kontakt zum Flex-Büro am UKW:

Telefon: 0931 201-57924

Mobil: 0160 9631 6520

E-Mail: flexbuero@ ukw.de

Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl
Drei Jahre FLEX4UKW: Das Projekt am UKW hat sich zum „absoluten Erfolgsprojekt“ entwickelt. Aktuell arbeiten rund 200 Menschen in FLEX4UKW. Darüber freuen sich Marcus Huppertz, UKW-Pflegedirektor (hinten links), und das Team des Flexbüros. Foto: UKW / A. Wenzl

Unheilvoller Fehlalarm in der Niere

Wie ein kleines, natürlich vorkommendes RNA-Molekül in der Niere einen mutierten Immunrezeptor aktiviert und damit eine Kettenreaktion auslöst, haben Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn herausgefunden. In Zusammenarbeit unter anderem mit der Nanyang Technological University Singapore und des Universitätsklinikums Würzburg liefert die Studie eine Erklärung dafür, wie eine Punktmutation in dem Immunrezeptor RIG-I das Abwehrsystem des Körpers in eine selbstzerstörerische Kraft verwandelt und eine schwere organspezifische Autoimmunerkrankungen verursacht. Die Ergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Science Immunology“ veröffentlicht.

Das bild ist eine Collage und zeigt Takahiro Higuchi im Labor, daneben wurde ein freigestelltes Porträt von Benjamin Heil gesetzt, das sich in die Umgebung einfügt.
Beitrag aus der Würzburger Nuklearmedizin: Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, und Benjamin Heil, technischer Assistent, trugen zur Aufklärung des molekularen Mechanismus für tödliche Nephritis bei. Die Arbeit legt den Grundstein für klinische Entwicklungen, die durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorangetrieben werden soll. © Collage / Daniel Peter und privat / UKW

Bonn/Würzburg. RIG-I ist ein wichtiger Sensor im angeborenen Immunsystem, der virale RNA erkennt und die antivirale Abwehr aktiviert. Bestimmte Veränderungen im Erbgut, fachsprachlich Mutationen, können RIG-I jedoch überempfindlich machen, sodass der Immunrezeptor die körpereigene RNA mit viralen Eindringlingen verwechselt. Ein internationales Forschungsteam unter Bonner Leitung und mit Würzburger Beteiligung fand heraus, dass Mäuse, die eine mit Patienten assoziierte RIG-I-E373A-Mutation aufwiesen, spontan eine lupusähnliche Nephritis entwickelten, eine schwere und oft tödliche Nierenentzündung. Im Gegensatz zum klassischen Lupus, bei dem es aufgrund von Ablagerungen von Immunkomplexen zu Entzündungen kommt, entstand die Erkrankung bei diesen Mäusen durch eine direkte Nierenentzündung, die durch das mutierte RIG-I ausgelöst wurde.

Versteckte, gewebsspezifischer Aktivator von Autoimmunentzündungen

Weitere Untersuchungen zeigten, dass eine kurze, nicht-kodierende RNA, bekannt als Y-RNA, die in der Niere stark gebildet wird, direkt an das mutierte RIG-I bindet und dessen abnormale Aktivierung auslöst. „Wir haben entdeckt, dass Y-RNA wie ein Fehlalarm für den mutierten RIG-I-Rezeptor wirkt, insbesondere in Nierenzellen“, sagt Korrespondenzautor Prof. Hiroki Kato, Direktor des Instituts für Kardiovaskuläre Immunologie am Universitätsklinikum Bonn (UKW) und Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn. „Diese lokale Fehlfunktion des Immunsystems löst eine schwere Entzündung aus, die der menschlichen Lupusnephritis ähnelt.“

Von molekularen Erkenntnissen zum Krankheitsmechanismus

„Mithilfe fortschrittlicher molekularer und struktureller Analysen konnten wir zeigen, dass die RIG-I-E373A-Mutante auf ungewöhnliche Weise an Y-RNA bindet, was selbst ohne Virusinfektion zur Aktivierung des Rezeptors führt“, sagt Erstautorin Saya Satoh, Doktorandin der Universität Bonn in der Arbeitsgruppe von Prof. Kato am UKB. „Diese abnorme Aktivierung veranlasste die Nierenzellen, große Mengen an Interferonen und Chemokinen zu produzieren, wodurch Immunzellen angezogen und Entzündungen ausgelöst wurden.“ Die Forschenden konnten aber auch ein potenzielles therapeutisches Ziel aufspüren: Eine Blockierung des so genannten CCR2-Signalwegs, der Monozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, rekrutiert, reduziert die Nierenentzündung bei den betroffenen Mäusen erheblich.

Auswirkungen auf Autoimmunerkrankungen

Mutationen in RIG-I wurden mit seltenen Erbkrankheiten wie dem Singleton-Merten-Syndrom (SMS) und dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) in Verbindung gebracht. Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie solche Mutationen selektiv Organe wie die Niere schädigen können. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für die Entwicklung gezielter Therapien ebnen, welche die Aktivierung von mutiertem RIG-I oder dessen interagierenden Y-RNAs blockieren. 

Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Würzburg, kommentiert: „Wir freuen uns, als Partnerinstitution einen Beitrag geleistet zu haben. Durch die Aufklärung des Mechanismus legt diese Arbeit den Grundstein für klinische Entwicklungen, die wir durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorantreiben möchten.“

Beteiligte Institutionen und Förderung:
Folgende Einrichtungen waren an der Studie beteiligt: UKB und Universität Bonn, Universitätsklinikum Würzburg, Nanyang Technological University, Singapur, Okayama-Universität, Japan, Kyoto University, Japan. Das Projekt wurde unterstützt von der DFG, der deutschen Exzellenzstrategie EXC 2151 „Nukleinsäureimmunität – Sonderforschungsbereich TRR237“, von Open Philanthropy im Rahmen der PANDEMIC ANTIVIRAL DISCOVERY PARTNERSHIP und vom singapurischen Bildungsministerium MOE AcRF Tier 1 Award.

Publikation: Saya Satoh et al.: Local activation of mutant RIG-I by short non-coding Y-RNA in the kidney triggers lethal nephritis; Science Immunology; https://doi.org/10.1126/sciimmunol.adx1135

Das bild ist eine Collage und zeigt Takahiro Higuchi im Labor, daneben wurde ein freigestelltes Porträt von Benjamin Heil gesetzt, das sich in die Umgebung einfügt.
Beitrag aus der Würzburger Nuklearmedizin: Prof. Takahiro Higuchi, Direktor für präklinische Bildgebung, und Benjamin Heil, technischer Assistent, trugen zur Aufklärung des molekularen Mechanismus für tödliche Nephritis bei. Die Arbeit legt den Grundstein für klinische Entwicklungen, die durch die fortgesetzte molekulare Bildgebung weiter vorangetrieben werden soll. © Collage / Daniel Peter und privat / UKW

Atemwegserkrankungen mit Nasenspray im Keim ersticken

EUROPAWEITE STUDIE ZU STICKSTOFFMONOXID-NASENSPRAY BEI ATEMWEGSERKRANKUNGEN

Im Herbst und Winter haben Atemwegsinfektionen traditionell Hochsaison. Um die Wellen der Atemwegsinfektionen künftig frühzeitig einzudämmen untersucht das europäische Forschungsnetzwerk ECRAID unter Beteiligung des Würzburger Instituts für Allgemeinmedizin die Sicherheit und Wirksamkeit eines Nasensprays mit Stickstoffmonoxid (NONS) in der Primärversorgung.

 

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW

Würzburg. Der Herbst ist da – und mit ihm die Zeit triefender Nasen, kratzender Kehlen und hoher Krankenstände. Ob klassische Erkältung, Grippe oder Corona: Viren finden jetzt ideale Bedingungen, um sich zu verbreiten. Wenn die Temperaturen sinken, zieht es uns in beheizte Innenräume, in denen wir dichter beieinander sitzen und Viren ein leichtes Spiel haben. Hinzu kommt, dass Viren Kälte und trockene Luft bevorzugen; sie bleiben länger aktiv und infektiös. Durch die trockene Heizungsluft verlieren unsere Schleimhäute zudem an Feuchtigkeit, sodass ihre natürliche Schutzbarriere gegen Krankheitserreger schwächer wird. Auch das Immunsystem arbeitet in dieser Jahreszeit etwas träger – nicht zuletzt wegen des geringeren Sonnenlichts und der damit einhergehenden geringeren Vitamin-D-Produktion.

Stickstoffmonoxid-Nasenspray tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können

Wer den Viren nicht entkommen konnte, hat aber möglicherweise bald die Gelegenheit, die Atemwegsinfektion frühzeitig einzudämmen und damit sich selbst wie auch andere zu schützen. Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Dieser natürliche Botenstoff verfügt über antimikrobielle Eigenschaften und kann verschiedene Krankheitserreger – darunter auch Viren – bekämpfen. Das Präparat, kurz NONS, soll Viren bereits in den oberen Atemwegen unschädlich machen, bevor sie sich im Körper weiter ausbreiten können. Eine vorangegangene Studie* zeigte, dass NONS die Viruslast in der Nase deutlich schneller senken kann als ein Placebo. Insgesamt nehmen acht europäische Länder an der von der EU im Rahmen von Horizon 2021-2027 geförderten Plattform-Studie teil. Für Deutschland führt das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) die Studie durch: ECRAID-Prime - Institut für Allgemeinmedizin

Mindestens ein respiratorisches und ein systemisches Symptom

An der ECRAID-Prime-Studie können Personen ab 18 Jahren teilnehmen, die seit maximal drei Tagen Symptome einer Atemwegsinfektion haben. Das heißt, die Studienteilnehmenden sollten sowohl ein respiratorisches Symptom wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen oder Kurzatmigkeit, als auch ein systemisches Symptom wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit, Geschmacks- oder Geruchsverlust haben.

Bei der Rekrutierung der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern arbeitet das Studienteam eng mit niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten in Würzburg und Umgebung zusammen. Weitere Praxen sind herzlich willkommen. Personen mit Atemwegsinfekten können sich aber auch direkt an das Studienteam wenden - per E-Mail unter ECRAID-Prime@ ukw.de oder telefonisch über 0931/201-47818 bzw. 0931/201-47802 (9 bis 17 Uhr). 

Hausbesuch vom Studienteam 

„Da wir die Patientinnen und Patienten für den Studieneinschluss meist noch am selben Tag zu Hause besuchen, sollten die Studienteilnehmenden in Würzburg oder Umgebung wohnen“, betont Studienarzt Nicolas Schwager. Nach der Aufklärung und Einwilligung erfolgt die Randomisierung. Das heißt, die Studienteilnehmenden werden nach dem Zufallsprinzip der Versuchsgruppe mit NONS (6 x am Tag über 7 Tage), der Vergleichsgruppe mit Kochsalz-Nasenspray oder einer dritten Gruppe ohne spezifische Anwendung zugeordnet. In allen Gruppen ist jedoch die so genannte „usual care“ erlaubt, also eine übliche Behandlung mit Schmerztabletten, Dampfbädern oder Ähnlichem. Alle Gruppen werden außerdem gebeten, ein Tagebuch zu führen und regelmäßig Nasenabstriche zu machen, die eingefroren und später vom Studienteam gesammelt werden. 

„Unsere bisherigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in allen drei Gruppen sehr gut mitgemacht, auch diejenigen ohne Nasenspray waren hoch motiviert, unsere Forschung zu unterstützen. Denn ohne diese Gruppe hätten wir keine validen Ergebnisse,“ sagt Maike Ermster, Studienassistentin am Institut für Allgemeinmedizin in Würzburg. 

Verringerung der Auswirkungen von Infektionskrankheiten

„Sollte ECRAID-Prime belegen, dass NONS die Genesung beschleunigen und die Verbreitung von Viren verringern kann, wäre ein weiterer wichtiger Schritt getan, um künftige Erkältungs- und Grippewellen frühzeitig einzudämmen“, verdeutlicht Nicolas Schwager. „Je schneller wir dort handeln, wo die Infektionskrankheiten entstehen, nämlich direkt in der Gemeinschaft, desto besser können wir zukünftigen Ausbrüchen zuvorkommen.“

Die Auswirkungen von Atemwegserkrankungen auf die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung zu verringern ist auch das erklärte Ziel von ECRAID. ECRAID steht für European Clinical Research Alliance on Infectious Diseases. Es ist das erste Netzwerk seiner Art in Europa, das einen zentralen Zugang zu einem paneuropäischen Netzwerk für klinische Forschung im Bereich Infektionskrankheiten bietet. Das hat auch einen volkswirtschaftlichen Impact. So gehören Erkältungskrankheiten zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Nach einer DAK-Analyse lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2025 mit insgesamt 5,4 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau (5,7 Prozent. Die Fehltage aufgrund von Grippe und Erkältungen steigen jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent. Während Erkältungen und Grippe in der ersten Jahreshälfte 2024 rund 196 Fehltage je 100 Versicherte verursachten, waren es von Januar bis Juni 2025 rund 221 Tage. Insgesamt hatten die Atemwegserkrankungen mit 22,4 Prozent den größten Anteil am Krankenstand. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzte die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2023 auf insgesamt 128 Milliarden Euro. 

* Tandon M, Wu W, Moore K et al: SARS-CoV-2 accelerated clearance using a novel nitric oxide nasal spray (NONS) treatment: A randomized trial. Lancet Reg Health Southeast Asia. 2022 Aug;3:100036. DOI: 10.1016/j.lansea.2022.100036

Text: Wissenschaftskommunikation / KL

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW

Ausgezeichneter Vortrag zur Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf

Doktorandin Franka Kunik vom Uniklinikum Würzburg erhält beim Deutschen Schmerzkongress den Vortragspreis „Top Young Science“ / Prädiabetes beeinflusst Entwicklung und Fortschreiten von Nervenschäden

Fanka Kunik steht vor der Bühne des Deutschen Schmerzkongresses und hält die Urkunde in den Händen, im Hintergrund die Leinwand mit einer Folie, auf der Neuland steht.
Die Doktorandin Franka Kunik erhielt auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis zum 25. Oktober in Mannheim stattfand, für die Präsentation ihrer Untersuchung der Small Fiber Neuropathie (SFN) im Langzeitverlauf den Vortragspreis Top Young Science. © Luisa Kreß / UKW

Würzburg / Mannheim. Bei der Small Fiber Neuropathie (SFN) sind die sehr feinen Nervenfasern geschädigt, die vor allem für die Schmerz- und Temperaturwahrnehmung zuständig sind. Typischerweise äußert sich die SFN durch brennende Schmerzen, die meist an Füßen oder Händen auftreten, sowie durch Missempfindungen wie Kribbeln.

Franka Kunik aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nurcan Üçeyler an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg schaute sich die Langzeitentwicklung der SFN genauer an. Die Arbeitsgruppe untersuchte 42 Patientinnen und Patienten zu Beginn der Studie und nach durchschnittlich vier Jahren erneut. Neben ausführlichen Befragungen und neurologischen Untersuchungen kamen verschiedene Messmethoden zum Einsatz, um die klein- und großkalibrigen Nervenfasern zu beurteilen. Dazu zählen elektrische Nervenmessungen, spezielle Schmerz- und Temperaturempfindungstests (quantitative sensorische Testung), Untersuchungen der Hornhautnerven im Auge (korneale konfokale Mikroskopie) sowie die elektrische Leitung der kleinen Fasern. Außerdem wurden kleine Hautproben an den Beinen entnommen, um die Hautinnervation zu untersuchen.  

In den vergangenen vier Jahren kam es zu keiner wesentlichen Verschlechterung der Nervenschäden 

Im Verlauf berichteten knapp die Hälfte der Teilnehmenden über stärkere oder weiter ausgedehnte Schmerzen, während gut die Hälfte keine Veränderung bemerkte. Auch Missempfindungen wie Kribbeln traten im Laufe der Zeit häufiger auf. In den Testungen der kleinen Nervenfasern blieben die Befunde hingegen überwiegend stabil. Es zeigte sich lediglich eine leichte Verschlechterung in der sensiblen Testung im Sinn einer Anhebung der Wahrnehmungsschwellen für Wärme und Kälte. Insgesamt deuten die Ergebnisse also darauf hin, dass viele Betroffene zwar mit der Zeit mehr Schmerzen und Missempfindungen entwickeln, sich diese Verschlechterung jedoch nicht in einer Progression der Kleinfaserschädigung in den objektiven Testungen widerspiegelt. Bei den Patienten, die von Beginn an ausschließlich Symptome einer Kleinfaserschädigung aufwiesen, zeigten sich in den elektrophysiologischen Untersuchungen der großkalibrigen Nervenfasern auch im Verlauf keine Hinweise auf eine Beteiligung dieser Fasern. Innerhalb der durchschnittlich vier Jahre kam es somit nicht zu einer Ausweitung auf eine Polyneuropathie.

„Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf – klinische Entwicklung und TRPV1-Expression auf intraepidermalen Nervenfasern“

„Auch der Proteinbesatz der Nervenendigungen in der Haut zeigte sich bei den Patienten mit klinischer Verschlechterung im Verlauf unverändert im Vergleich zum Ausgangsbefund“, berichtet Franka Kunik. Auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis 25. Oktober in Mannheim stattfand, gab die Doktorandin Einblicke in die immunhistochemische Analyse von Hautbiopsien betroffener Patientinnen und Patienten. Sowohl die Ergebnisse zur „Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf – klinische Entwicklung und TRPV1-Expression auf intraepidermalen Nervenfasern“ als auch die Art der Präsentation überzeugte die Jury, sodass sie den mit 400 Euro dotierten Vortragspreis des „Top Young Science Symposiums“ erhielt. 

Damit bleibt unklar, welche pathophysiologische Rolle Ionenkanäle der Transient-Receptor-Potential-Familie bei Schmerzen im Rahmen einer SFN spielen.

Prädiabetes beeinflusst Entwicklung und Fortschreiten von Nervenschäden

Klarer wurde hingegen der Einfluss eines Prädiabetes, also einer Vorstufe des Diabetes mellitus Typ 2, auf die SFN. Während sich die Nervenschäden bei Patientinnen und Patienten mit idiopathischer SFN (also ohne erkennbare Ursache) über einen Zeitraum von vier Jahren nicht verschlechterten, zeigte sich bei den Patientinnen und Patienten, deren SFN im Zusammenhang mit Prädiabetes stand, im Verlauf eine weitere Verschlechterung der Nervenfunktion. Zudem berichteten sie häufiger über Schmerzattacken.

Mit Ernährung und Bewegung Fortschreiten zu manifestem Diabetes und Verschlimmerung der Neuropathie verhindern

„Diese Ergebnisse sind für die ärztliche Praxis von großer Bedeutung. Sie verdeutlichen den Einfluss von Prädiabetes auf die Entwicklung und das Fortschreiten von Nervenschäden“, sagt Prof. Dr. Nurcan Üçeyler. „Patientinnen und Patienten mit Prädiabetes sollten gezielt über diese Risiken informiert werden. Ärztinnen und Ärzte empfehlen in solchen Fällen eine Veränderung des Lebensstils, insbesondere eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung, sowie eine professionelle Ernährungsberatung, um das Fortschreiten zu einem manifesten Diabetes und damit auch die Verschlimmerung der Neuropathie zu verhindern.“

Franka Kunik möchte nun überprüfen, ob sich ein Zusammenhang zwischen der Verschlechterung oder dem Neuauftreten eines Prädiabetes und der Verschlimmerung des klinischen Erscheinungsbildes bei SFN zeigt. Im Rahmen des übergeordneten Projekts wird die Arbeitsgruppe die Charakterisierung der Nervenfaserendigungen in der Haut mithilfe erweiterter Analysetechniken vorantreiben und die Suche nach möglichen Ansatzpunkten für eine effektivere Sekundärprophylaxe fortsetzen.

Die Studie ist Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zur translationalen und multidimensionalen Analyse der Mechanismen der Nozizeptor-Sensibilisierung bei SFN. In diesem Projekt werden die klinische Langzeitentwicklung sowie zelluläre und molekulare Mechanismen der Kleinfaserstörung untersucht.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation

Fanka Kunik steht vor der Bühne des Deutschen Schmerzkongresses und hält die Urkunde in den Händen, im Hintergrund die Leinwand mit einer Folie, auf der Neuland steht.
Die Doktorandin Franka Kunik erhielt auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis zum 25. Oktober in Mannheim stattfand, für die Präsentation ihrer Untersuchung der Small Fiber Neuropathie (SFN) im Langzeitverlauf den Vortragspreis Top Young Science. © Luisa Kreß / UKW

Mit Pioniergeist und Weitsicht - Universitäts-Kinderklinik Würzburg feiert Geburtstag

Wie Regierung und Universitätsmedizin Würzburg vor 175 Jahren den Grundstein in der „Kunst des Kinderheilens“ setzten

Schwarz weiß Bild der Kinderklinik im Winter - hinten links ist die HNO-Klinik noch im Bau
Kinderklinik: Die Säuglinge waren bereits 1921 in die Chirurgie und Innere des Luitpoldkrankenhauses gezogen. Nachdem im Jahr 1923 die Kinder-, HNO- und Hautklinik offiziell auf dem Campus in Grombühl eröffnet wurden, zogen auch die Kinder ins Luitpoldkrankenhaus - ins heutige Gebäude D4. Auf dem Bild ist die HNO-Klinik noch im Bau. Quelle unbekannt.
Das Bild zeigt Hans Rietschel, der im weißen Kittel einen Säugling untersucht, daneben eine SChwester in Schwestertracht, links schauen drei Studierende in dunklen Anzügen zu.
Lehrszene aus der Kinderklinik. Prof. Dr. Hans Rietschel, der 1927 als Extraordinarius für Kinderheilkunde an die Universität Würzburg berufen wurde, untersucht im Beisein einer Kinderkrankenschwester und Studenten einen Säugling. Das Bild stammt aus einer Festschrift und wurde dem UKW vom Enkel von Hans Rietschel, Dr. Ernst Rietschel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Würzburg. Am 1. November 1850 wurde in der heutigen Klinikstraße 3 in Würzburg die erste eigenständige Universitäts-Kinderklinik eröffnet. Während einige behaupten, es sei die erste Universitäts-Kinderklinik der Welt gewesen, halten andere dagegen, dass sie zunächst nur wenige Jahre Bestand hatte. Fest steht, dass sich ihr damaliger Leiter Franz von Rinecker (1811–1883) bereits Jahre zuvor intensiv für die Ars paediatrica, die Kunst des Kinderheilens, eingesetzt hatte. Dank der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurden Kinder nicht mehr als kleine, unvollkommene Erwachsene betrachtet, sondern als eigenständige Wesen mit spezifischen Bedürfnissen, Erkrankungen und Behandlungsmethoden. Zwar gab es in Würzburg bereits im Wintersemester 1818/1819 erste Vorlesungen zum Thema „Therapie von Kinderkrankheiten” durch den damaligen Leiter der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg, Johann Lucas Schönlein, doch wurde die Kinderheilkunde erst im Jahr 1844 als eigenständiges Fach an der Universität anerkannt, als Franz von Rinecker die erste formale Professur speziell für Kinderheilkunde erhielt.

Königliches Dekret zur Prüfung von Vorlesungen über Kinderkrankheiten und Einrichtung einer Separatanstalt für Kinder

Die Einrichtung der Pädiatrie als eigenes Lehrfach und die Gründung einer „Separatanstalt für Kinder“ sind vor allem einem für diese Zeit überaus fortschrittlichen und weitsichtigen Vorhaben der Bayerischen Regierung zu verdanken. Am 7. Juli 1841 erreichte den akademischen Senat der Universität Würzburg nämlich ein Dekret des Ministeriums des Innern in München unter König Ludwig I., in dem es hieß, dass es nicht nur wünschenswert, sondern notwendig sei, an den medizinischen Fakultäten Vorlesungen über Kinderkrankheiten zu halten. „Der Grund, warum dergleichen Vorlesungen bisher nicht von größeren Erfolgen begleitet gewesen sind, lag hauptsächlich in dem Mangel einer eigenen klinischen oder poliklinischen Anstalt für kranke Kinder, wodurch allein ein lebhafteres Interesse für diesen speciellen Gegenstand erwirkt, und dem Studierenden das Eigenthümliche des Krankheits-Verlaufes im kindlichen Alter, sowie der ärztlichen Behandlung anschaulich gemacht werden kann.“ Und weiter: „Nachdem seine Majestät der König in Anerkennung der hohen Wichtigkeit dieses Gegenstandes allergnädigst zu befehlen geruht haben, daß allerhöchstdenselben bezüglich der Herstellung von dergleichen klinischen oder poliklinischen Anstalten für kranke Kinder, sowie der hiermit in Verbindung zu setzenden Vorträge über Kinderkrankheiten an den Hochschulen allerunterthänigst Vorschläge gemacht werden, so erhält der königlichen Majestät Senat hiermit den Auftrag, sich in thunlicher Bälde unter näherer Angabe der desfalls etwa teilweise bereits bestehenden Anordnungen darüber zu äußern.“

In ihrer Stellungnahme begrüßte die medizinische Fakultät das Vorhaben und listete die erforderlichen Mittel zur Einrichtung einer stabilen Kinderklinik auf. Es mangelte sowohl an Geldern als auch an Räumen. Gleichzeitig stieg in der Allgemeinen Medizinischen Poliklinik der Anteil der Kinder - 1846/47 lag dieser bereits bei 45 Prozent. Endlich konnte im November 1850 die erste Universitäts-Kinderklinik eröffnet werden. Kurz danach zog auch die ambulante Kinderklinik in das Gebäude des Juliusspitals in der Klinikstraße. Allerdings führten Interessenskonflikte und Machtkämpfe zwischen Juliusspital und Universität dazu, dass Rinecker nur einen geringen Einfluss hatte und die stabile Kinderklinik 1854 wieder ins Hauptgebäude des Juliusspitals zog. Im Jahr 1872 wurde die Kinderheilkunde sogar wieder zwischen der Inneren Medizin und Allgemeinen Poliklinik aufgeteilt. Rinecker wurde schließlich angewiesen, Vorträge über Syphilis und Hautkrankheiten abzuhalten und das Lehrfach für Kinderkrankheiten an seinen ehemaligen Studenten Carl Gerhardt abzugeben. Gerhardt hatte bereits 1861 ein Lehrbuch für Kinderkrankheiten herausgegeben, das er seinem Lehrer, dem „Geheimen Rat Prof. Franz von Rinecker, als Zeichen bleibender Dankbarkeit und Verehrung“ widmete. Gerhardt war Gründungsmitglied der „Section für Pädiatrik“ und Mitherausgeber des ersten deutschen Handbuchs der Kinderkrankheiten im Jahr 1877. 

Einzug ins Luitpoldkrankenhaus und Entwicklung zu einem führenden Zentrum für pädiatrische Versorgung, Forschung und Lehre 

Erst im Jahr 1915 wurde die Kinderheilkunde in Würzburg endgültig von der Inneren Medizin getrennt und Jussuf Ibrahim wurde der erste Extraordinarius für Kinderheilkunde in Würzburg. Weitere acht Jahre später, 82 Jahre nach dem Königlich Bayerischen Dekret, erhielt die Universitäts-Kinderklinik schließlich eigene Räumlichkeiten. Im Januar 1923 zog sie unter der Leitung von Hans Rietschel ins neu erbaute Luitpoldkrankenhaus; die Säuglinge waren schon zwei Jahre zuvor ins Luitpoldkrankenhaus umgezogen. Auf dem Campus in Grombühl entwickelte sich die Kinderklinik im Laufe der Jahre zu einem führenden Zentrum für klinische Versorgung, Forschung und Lehre in der Kinder- und Jugendmedizin. Heute steht sie für moderne, interdisziplinäre Pädiatrie auf höchstem Niveau – mit internationaler Forschung, neuer Infrastruktur und einem breiten medizinischen Angebot. 

Hervorzuheben ist die Aufbauarbeit von Josef Ströder, der 1948 den Lehrstuhl für Kinderheilkunde übernahm und die Leitung der Klinik innehatte. Er organisierte den Wiederaufbau der Klinik, die in der Bombennacht von 1945 komplett zerstört worden war, stockte das Personal auf und initiierte eine Schule für kranke Kinder sowie verschiedene Arbeitsgruppen für die einzelnen Bereiche der modernen Pädiatrie. Sein Nachfolger Helmut Bartels (Direktor von 1981 bis 1999) setzte sich unter anderem für die fächerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen am Uniklinikum sowie für den Bau einer modernen Intensivstation und die Gründung eines Perinatalzentrums (PNZ) ein. Letzteres ist heute eines der größten und leistungsstärksten in Bayern. Auch Christian P. Speer, der von 1999 bis 2020 Direktor war, lag das Wohl von Früh- und Neugeborenen besonders am Herzen. Für sie richtete er eine Intensivstation und eine Intermediate-Care-Station zwischen Intensivpflege und normaler Station zur Versorgung der Früh- und Neugeborenen in der Frauenklinik ein. Darüber hinaus gründete er ein Stammzelltransplantationszentrum und entwickelte neben einer hochqualifizierten Allgemeinpädiatrie die Schwerpunktbildung einzelner Spezialbereiche in der Kinderheilkunde weiter. 

Im Mai 2020 wurde Prof. Dr. Christoph Härtel zum Direktor der Universitätskinderklinik ernannt. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der Erforschung optimaler Bedingungen für die Entwicklung extrem frühgeborener Kinder, insbesondere im Rahmen überregionaler Forschungsnetzwerke. Ein spezieller Fokus bildet dabei die Entwicklung des Immunsystems. Er sei aber kein reiner Neonatologe, sondern in der Kinderheilkunde breit interessiert, betont er. Er arbeitet nicht nur am Erhalt der Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Kompetenzen, sondern auch an der Stärkung der Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, und intensiviert die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Neben dem klassischen Dreiklang der Universitätsmedizin aus Klinik, Forschung und Lehre betrachtet Härtel die Gremienarbeit als sein viertes wichtiges Aufgabenfeld: „Als Pädiater müssen wir auch die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Politik und Gesellschaft vertreten.“ 

Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der Kinder -und Jugendmedizin und zur Krankenhausreform: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!

Deshalb möchte Christoph Härtel, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) ist, bei der Jubiläumsfeier der Universitäts-Kinderklinik Würzburg am 5. November nicht nur zurückblicken, sondern auch nach vorne schauen. Nach einem historischen Rückblick wird es eine Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der Kinder- und Jugendgesundheit mit Beteiligung der Politik, Eltern und Medizin geben. Ein wichtiges Thema wird sein, was wir gemeinsam für ein gutes Aufwachsen von Kindern in Zeiten knapper Ressourcen tun können. Welchen Stellenwert hat Prävention in der Kindheit? Wie können wir eine zukunftssichere Kinder- und Jugendmedizin gewährleisten? Die aktuelle Krankenhausreform plant an den Bedürfnissen von Kindern vorbei. Wenn sie so umgesetzt wird, dann ist eine spezielle Kinder- und Jugendmedizin, wie sie für viele seltene akute und chronische Erkrankungen des Kindesalters erforderlich ist, in der Finanzierung nicht berücksichtigt. Doch Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Sie haben ein Anrecht auf eine kindgerechte, spezialärztliche Behandlung. Das wusste schon König Ludwig I. 

Text: Kirstin Linkamp / Wissenschaftsredaktion

Schwarz weiß Bild der Kinderklinik im Winter - hinten links ist die HNO-Klinik noch im Bau
Kinderklinik: Die Säuglinge waren bereits 1921 in die Chirurgie und Innere des Luitpoldkrankenhauses gezogen. Nachdem im Jahr 1923 die Kinder-, HNO- und Hautklinik offiziell auf dem Campus in Grombühl eröffnet wurden, zogen auch die Kinder ins Luitpoldkrankenhaus - ins heutige Gebäude D4. Auf dem Bild ist die HNO-Klinik noch im Bau. Quelle unbekannt.
Das Bild zeigt Hans Rietschel, der im weißen Kittel einen Säugling untersucht, daneben eine SChwester in Schwestertracht, links schauen drei Studierende in dunklen Anzügen zu.
Lehrszene aus der Kinderklinik. Prof. Dr. Hans Rietschel, der 1927 als Extraordinarius für Kinderheilkunde an die Universität Würzburg berufen wurde, untersucht im Beisein einer Kinderkrankenschwester und Studenten einen Säugling. Das Bild stammt aus einer Festschrift und wurde dem UKW vom Enkel von Hans Rietschel, Dr. Ernst Rietschel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.