Auszeichnung: Medaillen für Verdienste um die Universität

Alljährlich beim Stiftungsfest verleiht die Universität Würzburg die Medaillen „Bene Merenti“ für besondere Verdienste um die Universität. Für 2015 wurden drei Medaillen in Gold und eine in Bronze vergeben.

Vier Persönlichkeiten erhielten am 11. Mai 2015 beim Stiftungsfest der Universität Würzburg die Verdienstmedaillen „Bene merenti“. Die Laudationes sprachen die Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten sowie der Kanzler der Universität.

„Bene Merenti“ in Gold für Prof. Dr. Stefan Silbernagl

Stefan Silbernagl wurde 1939 in Berlin geboren. Er studierte nach dem Abitur zunächst Elektrotechnik, später dann Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Staatsexamen wurde er 1966 promoviert. Nach seiner Zeit als Medizinalassistent war er zunächst als Haus- und Notarzt in München tätig. Ab 1968 absolvierte er eine Facharztausbildung in Physiologie, zunächst an der Universität in München, danach an der Universität Innsbruck. Dort habilitierte sich Silbernagel im Jahr 1974, fünf Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.

1981 wurde er auf den Lehrstuhl für Physiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg berufen und übernahm die Leitung des Instituts. Diese Funktion hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 inne.

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit Silbernagls waren die Nierenfunktion, insbesondere der tubuläre Transport, der renale Stoffwechsel und die Pathomechanismen der Nephrotoxizität sowie die Epithel- und Zellphysiologie. Mit dem amerikanischen Physiologen Agamemnon Despopoulos publizierte er 1979 erstmals den „Taschenatlas der Physiologie“; ab der zweiten Auflage führte er das Werk alleine fort. Bis heute ist der Atlas in acht deutschsprachigen Auflagen erschienen; zudem wurde er in 13 Sprachen übersetzt.

Zusammen mit Rainer Klinke, nach dessen Tod 2008 dann mit Hans-Christian Pape und Armin Kurtz, war Silbernagl auch Mitautor und Herausgeber des Standardwerkes „Lehrbuch der Physiologie“. Von 1988 bis 1999 war er Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereiches 176 „Molekulare Grundlagen der Signalübertragung und des Stofftransportes in Membranen“.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit fand Silbernagl immer auch die Zeit, sich in der universitären Selbstverwaltung zu engagieren: Er war von 1987 bis 1989 und von 2002 bis 2004 Dekan der Medizinischen Fakultät und von 1996 bis 2002 ihr Studiendekan. Von 1991 bis 1994 gehörte er der Kommission zur Gründung der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden an. Silbernagel ist Ehrenmitglied der Deutschen Physiologischen Gesellschaft.

„Bene Merenti“ in Gold für Prof. Dr. Andreas Warnke

Andreas Warnke leitete 20 Jahre lang, bis zu seiner Emeritierung 2014, die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Würzburger Universitätsklinikum. In dieser Zeit hat er sein Fachgebiet in der Forschung, der Lehre, der Therapie und der öffentlichen Wahrnehmung ganz wesentlich vorangebracht.

Als Warnke 1992 den Lehrstuhl und die Leitung der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) übernahm, hatte die Einrichtung 30 Behandlungsplätze – heute sind es 73. Die Institutsambulanz versorgte vor 20 Jahren jährlich etwa 500 junge Menschen. Diese Zahl hat sich heute auf über 2.500 mehr als verfünffacht.

Warnke war federführend beteiligt an Forschungsprojekten zur psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung von ADHS und zur Therapie der Anorexie. Er erforschte auch hirnphysiologische und molekulargenetische Korrelate dieser Störungen und der Legasthenie. Alle diese Vorhaben erhielten eine umfangreiche Drittmittelförderung. Da Warnke in seiner Forschung gezielt die nationale und internationale Vernetzung suchte, ging aus seinem Lehrstuhl 2008 schließlich die Gründung des Weltverbands für ADHS hervor.

In Würzburg war Warnke treibende Kraft hinter neu geschaffenen Versorgungseinrichtungen wie der Intensivstation und der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, der Wichern-Schule für Kranke sowie der Klinik am Greinberg für behinderte Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen. Für die Neugründungen der kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken in Schweinfurt und Aschaffenburg erstellte er Bedarfs- und Konzeptplanungen. Warnke hat damit ganz wesentlich dazu beigetragen, auch in Öffentlichkeit und Politik ein größeres Bewusstsein für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu schaffen.

Warnke genoss als mitreißender Dozent nicht nur bei seinen Studierenden großes Ansehen. Er engagierte sich auch für die gesellschaftliche Umsetzung seiner Forschungsergebnisse: Sein Lehrstuhl wirkte entscheidend an der bayerischen Gesetzgebung zum „Legasthenie-Erlass“ mit, nach dem Kindern mit Lese- und Rechtschreibstörung ein Nachteilsausgleich gewährt werden muss.

Für Hilfen, die in den sonstigen Budgets nicht vorgesehen sind, rief Warnke den Verein „Menschenskinder – Verein zur Unterstützung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen in Würzburg und Unterfranken“ ins Leben. Dieser hat über Spenden bislang unter anderem einen Eltern-Kind-Pavillon, in dem Eltern stationärer Patienten kostenlos übernachten können, einen neuen Spielplatz auf dem Klinikgelände und die Inneneinrichtung der Wichern-Schule finanziert.

Ausdruck der Wertschätzung, die Warnke seit Jahrzehnten als Wissenschaftler genießt, sind zahlreiche Auszeichnungen und die Berufung in leitende Positionen bei vielfältigen Fachgremien – etwa der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der European Association of Child and Adolescent Psychiatry und der International Association für Child and Adolescent Psychiatry and Allied Professions.

„Bene Merenti“ in Gold für Dr. Georg Kaiser

Georg Kaiser hat sich viele Jahre mit enormem Engagement für das Wohl der Universität eingesetzt – unter anderem als Verwaltungsleiter des Biozentrums und des Rudolf-Virchow-Zentrums, insbesondere als Vizepräsident und als Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie als Pressesprecher unserer Alma Mater und – last but not least – als Schriftführer des Universitätsbundes.

Im Vorstand des Universitätsbundes war er als Schriftführer fast zehn Jahre lang aktiv, von 1997 bis 2006. In dieser Zeit half er tatkräftig mit, die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität weiter wachsen zu lassen und ihr – auch durch eine konsequente Pressearbeit – ein noch stärkeres Gewicht in der Region zu verleihen.

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität gehörte zu Kaisers Geschäftsfeldern in seiner Amtszeit als Vizepräsident. In dieser Funktion trieb er die Neukonzeption des Internet-Auftritts der Universität ebenso erfolgreich voran wie die Entwicklung und Einführung eines neuen Corporate Designs.

Als Vizepräsident leitete Kaiser auch die Ständige Kommission für Angelegenheiten des Rechenzentrums. In seine Zuständigkeit fiel zudem der Bereich „Bauen“. Hier war er unter anderem maßgeblich daran beteiligt, die Konversion des Leighton-Geländes für die Erweiterung der Universität vorwärts zu bringen. Der auf dem Gelände neben dem Hubland entstandene Campus Nord ging im Sommer 2011 in Betrieb.

Geboren wurde Georg Kaiser am 7. Februar 1951 in Ratingen. Er studierte Biologie an der Universität Düsseldorf und wechselte 1979 zur Promotion an die Universität Würzburg. Seine erste Bleibe in Unterfranken ist dem großstädtisch sozialisierten Rheinländer noch lebhaft in Erinnerung: Nach der ersten Übernachtung im Dörfchen Oberaltertheim durfte er miterleben, wie am Samstagmorgen auf dem Gehsteig ein Schwein geschlachtet wurde.

„Wo bin ich hier nur gelandet?“, fragte sich der Doktorand damals. Aber offensichtlich fand er Gefallen an der fränkischen Gegend und ihren Sitten. Er blieb bis heute, abgesehen von einem kurzen Zwischenspiel in Hannover: In der niedersächsischen Landeshauptstadt war er nach seiner Post-Doc-Zeit ab 1988 vier Jahre lang für die Volkswagen-Stiftung tätig. Zurück in Würzburg, übernahm er hier 1992 die Verwaltungsleitung des Biozentrums.

2001 wechselte Kaiser als Verwaltungsleiter ans Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin, damals eines der drei ersten Exzellenzzentren der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2003 wurde er als Vizepräsident in die Universitätsleitung gewählt, 2006 erfolgte die Wiederwahl für weitere drei Jahre. Danach wurde er Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Universität. Diese Funktion füllte er gewissenhaft und tatkräftig aus, bis er Ende Februar 2015 in den Ruhestand ging.

„Bene Merenti“ in Silber für Dr. Ursula Rdest

Ursula Rdest ist Diplombiologin und war bis zu ihrer Versetzung in den Ruhestand 2013 am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität tätig. Dort beschäftigte sie sich wissenschaftlich unter anderem mit Pathogenitätsmechanismen verschiedener Bakterien. Im Institut wirkte sie viele Jahre als Strahlenschutz-, Tierschutz- und Bibliotheksbeauftragte. Sie engagierte sich in vielfältiger Weise auch in der Lehre.

Besonders geprägt hat sie die Fakultät aber als Frauenbeauftragte. Dieses Amt hatte Ursula Rdest ab 1993 zwei Jahrzehnte lang inne. In dieser Funktion war sie Mitglied des Fakultätsrates und der Studienplankommission. Sie wirkte in zahlreichen Berufungsverfahren mit und verfolgte dabei stets das Ziel, die Bemühungen der Universität zu unterstützen, hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen zu berufen und damit die Zahl der Universitätsprofessorinnen in der Fakultät zu erhöhen.

Ganz besonders lag ihr die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen am Herzen. Sie suchte stets das Gespräch mit Studentinnen und jungen Wissenschaftlerinnen ihres Fachs, um die Frauen hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Karriere zu beraten, sie zu motivieren und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Sie leistete damit eine Arbeit, die zeitaufwändig, anspruchsvoll und eine notwendige Voraussetzung ist für die Erhöhung der Zahl an Wissenschaftlerinnen, die in Führungspositionen aufsteigen können – eine Kernaufgabe der Tätigkeit von Frauenbeauftragten.

Fast ebenso lange, wie sie Frauenbeauftragte der Fakultät für Biologie war, genauer seit 1994, engagierte sich Rdest als stellvertretende Universitätsfrauenbeauftragte für die Belange von Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an der ganzen Universität. Ein besonderes Anliegen dabei war ihr die Verbesserung der Bedingungen für die Kinderbetreuung von Universitätsangehörigen.

Hervorzuheben ist auch ihre langjährige Arbeit als stimmberechtigtes Mitglied in der Haushaltskommission der Universität und in der zentralen Studienplankommission. Rdest hat damit über lange Jahre unermüdlich, mit sehr viel Engagement, großer Energie und Ausdauer die Interessen von Studentinnen und Wissenschaftlerinnen der Fakultät für Biologie und der ganzen Universität vertreten.