Berufe im Krankenhaus: Grundschüler besuchen die Lehrklinik Würzburg

In einem Pilotprojekt lud das Universitätsklinikum Würzburg die 3. Klasse der Grombühler Josef-Schule für zwei Stunden in die Lehrklinik ein. Ziel der Aktion war es, die Kinder über die Vielfalt an Berufen im Krankenhaus zu informieren und das Interesse an einer möglichen späteren Tätigkeit im Gesundheitsbereich zu wecken.

In der Lehrklinik auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg an der Josef-Schneider-Straße werden normalerweise angehende Medizinerinnen und Mediziner realitätsnah auf diverse Situationen ärztlichen Handelns vorbereitet. Dazu ist das Gebäude der ehemaligen Nuklearmedizinischen Klinik mit Krankenzimmern, einem Intensivzimmer, Diagnostik- und Behandlungsräumen sowie einem voll eingerichteten Operationssaal ausgestattet. Wo sonst Studierende an Phantomen und Simulatoren ihre praktischen Fähigkeiten verbessern, waren am Freitag, den 21. März 2014, erstmals Grundschülerinnen und Grundschüler für einen zweistündigen Kurs zu Gast.

Nachwuchsgewinnung durch Information
Dr. Thomas Hickethier, einer der Betriebsärzte des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), erläutert die Absicht hinter dem neuen Informationsangebot: „Nicht zuletzt die demografische Entwicklung macht das Gewinnen von Nachwuchs für medizinische Berufe immer schwieriger. Unser Ziel muss es also sein, schon sehr früh Kinder für das Arbeitsfeld Krankenhaus zu interessieren.“ Deshalb hat er einen Kurs speziell für Grundschulkinder konzipiert. Unterstützt wurde der engagierte Arbeitsmediziner dabei vom Ärztlichen Direktor des UKW, Prof. Christoph Reiners, vom Würzburger Schulamtsdirektor Erwin Pfeuffer, von der Staatlichen Berufsfachschule für Krankenpflege am UKW sowie vom Team der Lehrklinik.

17 Kinder erfahren mehr über Berufsbilder am Klinikum
„Premierengäste“ des neuen Kurses waren die Mädchen und Jungen der 3. Klasse der Josef-Schule, die sich unweit des Klinikums im Würzburger Stadtteil Grombühl befindet. Zu Beginn arbeitete Dr. Hickethier in einem kleinen Vortrag und einer lebhaften Diskussion mit den 17 Kindern heraus, wie viele verschiedene Berufsgruppen nötig sind, um einen Krankenhausbetrieb am Laufen zu halten. Schnell wurde deutlich, dass dies beileibe nicht nur Ärztinnen und Ärzte sowie Schwestern und Krankenpfleger sind, sondern zum Beispiel auch Reinigungskräfte, Köche, Techniker und Laborspezialisten dringend gebraucht werden

Mit Blutabnehmen, Ultraschall und Operation
Nach dem kompakten Theorieteil wurde es richtig anschaulich und spannend. Die studentischen Lehrklinik-Tutorinnen Henrike und Maxi demonstrierten an zwei Kunststoffarmen das Blutabnehmen. Anschließend gab Dr. Hickethier per Ultraschall einen kleinen Einblick in den Körper eines tapferen Freiwilligen und diagnostizierte unter anderem eine gut gefüllte Harnblase. Als Höhepunkt des Vormittags ging es in den Operationssaal. Hierfür wurden die Nachwuchs-Medizinerinnen und -Mediziner zunächst zusätzlich zum schon vorab übergeworfenen Einmal-Kittel mit Mundschutz und Haube ausgestattet. So „steril“ gekleidet, durften sie bei einer mit Kunstmaterialien kindgerecht simulierten Blinddarm-Operation zuschauen. Groß war der Jubel, als Dr. Hickethier nach dem „erfolgreichen Eingriff“ verkündete, jede/r Schüler/in dürfe seine/ihre OP-Kleidung mit nach Hause nehmen.

Ein Unterrichtsgang, der lange im Gedächtnis bleiben wird
Bei einer kleinen Feedback-Runde am Ende des Besuchs zeigte sich, dass sich tatsächlich einige der jungen Teilnehmer später „Chefarzt“ oder „Physiotherapeut“ als späteren Beruf vorstellen könnten. „Wir waren alle begeistert und beeindruckt vom herzlichen Empfang am Uniklinikum. Dieser Unterrichtsgang wird den Kindern sicher lange im Gedächtnis bleiben“, lobte die Klassenlehrerin Susanne Schicks stellvertretend für ihre Schützlinge.
Auch die Akteure des Uniklinikums waren mit dem Pilotprojekt sehr zufrieden. „Uns hat die Arbeit mit den Mädchen und Jungs großen Spaß gemacht. Wir freuen uns schon auf die Neuauflage mit der nächsten Klasse Anfang April“, sagte Dr. Yasmin Bayer, die Leiterin der Lehrklinik. Laut Dr. Hickethier soll der Schülerkurs möglichst zu einem festen Infoangebot des Uniklinikums Würzburg werden. „Die größte Herausforderung ist dabei, passende Zeitfenster zu finden, die mit den Grundschulen kompatibel sind und gleichzeitig nicht mit dem regulären Kursangebot für die ‚großen‘ Nachwuchsmediziner kollidieren“, ergänzte Birgit Weigand, die an der Lehrklinik Würzburg unter anderem für die Kursorganisation zuständig ist.

Hier ein paar Impressionen