„Die Zellbiologie gibt uns die Chance, das Leben auf seiner fundamentalsten Ebene zu verstehen. Die Chemie ermöglicht es uns, diese Prozesse zu manipulieren. Die Schnittmenge aus den beiden Fächern eröffnet in der chemischen Biologie völlig neue Wege, Biologie zu gestalten.“ Das fasziniert Dr. Hariharan Moorthy an dem Fach. Für ihn fühle es sich an, wie das Lösen eines Rätsels, bei dem jeder Hinweis zu besseren Behandlungsmethoden führen kann – insbesondere bei chronischen Krankheiten wie Krebs.
Seit April 2025 forscht Moorthy in der Arbeitsgruppe von José Pedro Friedmann Angeli, Professor für Translationale Zellbiologie. Nun verlängert sich sein Aufenthalt um zwei weitere Jahre durch ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Neben Friedmann Angeli ist auch Hermann Schindelin, Professor für Biochemie und Strukturbiologie, Gastgeber. Beide Professoren arbeiten am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Ferroptose: Den Selbstzerstörungsschalter von Krebszellen aktivieren
Die Arbeitsgruppe des Zellbiologie-Professors beschäftigt sich mit der Ferroptose. Diese spezielle Form des Zelltods entsteht durch die Anhäufung oxidierter Lipide – darunter versteht man wasserunlösliche Moleküle wie beispielsweise Fette. Sie wird mit vielen krankhaften Zuständen in Verbindung gebracht – unter anderem mit Krebs und Neurodegeneration. Einen gezielten Zelltod in Tumoren herbeizuführen und somit das Potenzial für neue Krebstherapien zu schaffen, ist das Ziel der Arbeitsgruppe.
Die Aufgabe des Humboldt-Stipendiaten liegt darin, die Proteine zu identifizieren, die für die Ferroptose verantwortlich sind. „Man kann sich Ferroptose als das eingebaute Selbstzerstörungsprogramm der Zelle vorstellen. Unser Ziel ist es, herauszufinden, welche Proteine als ‚Sicherheitsschalter‘ fungieren, die dieses Programm daran hindern, abzulaufen“, so der Stipendiat. Sobald eine Karte dieser Regulatoren vorliege, ließe sich untersuchen, wie man sie gezielt ausschalten kann.
Präzisere und wirksamere Krebstherapien entwickeln
Daraus will das Team eine „Karte“ potenzieller Wirkstoffziele erstellen – ähnlich wie beim Aufspüren von Schwachstellen im Abwehrsystem von Krebs. Dieses grundlegende Wissen kann als Leitfaden für die zukünftige Krebsforschung und Wirkstoffentwicklung dienen, mit dem langfristigen Ziel, präzisere und wirksamere Therapien zu entwickeln.
So ließen sich sogar hartnäckige Tumorzellen bekämpfen, die resistent gegen Arzneimittel sind. „Dr. Moorthy bringt einen ausgeprägten chemischen Ansatz in unsere Ferroptose-Forschung. Seine einzigarte Expertise und Perspektive machen ihn zu einer enormen Bereicherung für unser Team und für das Fachgebiet“, so Friedmann Angeli.
Zur Person
Geboren in Puducherry (Indien) studierte Hariharan Moorthy Chemie am Sri Sathya Sai Institute of Higher Learning. Seine Promotion schloss er in Chemischer Biologie am Jawaharial Nehru Centre for Advanced Scientific Research in Bangalore ab. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Ferroptose und deren Rolle bei Alzheimer, um einen ganzheitlichen Ansatz zu finden, neurodegenerative Erkrankungen zu behandeln.
Kontakt
Dr. Hariharan Moorthy, Lehrstuhl für Translationale Zellbiologie, Rudolf-Virchow-Zentrum – Centre für Integrative and Translational Bioimaging, hariharan.moorthy@ uni-wuerzburg.de
Von Martin Brandstätter
einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 23. September 2025