Würzburg. Wie bereitet sich das Universitätsklinikum Würzburg auf Katastrophenfälle und die wachsenden Aufgaben des Zivilschutzes im Gesundheitswesen vor? Welche Verbesserungen bietet die Telemedizin bei der Versorgung von Intensivpatienten? Um diese Fragen ging es heute (5. August) beim Besuch von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Am UKW werden die bestehenden Alarm- und Einsatzpläne regelmäßig in großangelegten Übungsszenarien trainiert. Dazu zählt auch die Zusammenarbeit mit Einsatzkräften und Rettungsdiensten der Region. Erst im vergangenen Februar gab es eine Übung mit der Bundeswehr, bei der die Versorgung von kontaminierten Patienten in der Klinik für Nuklearmedizin des UKW praxisnah simuliert wurde. Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden vor Ort u.a. auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt.
Gesundheitsministerin Gerlach betonte bei ihrem Besuch: „Das Thema Sicherheit ist für die meisten Krankenhäuser sehr präsent. Denn: Eine gute Vorbereitung auf verschiedene Krisenszenarien ist von enormer Bedeutung.“ Die Ministerin ergänzte: „Bayern ist für viele Krisenfälle bereits gut aufgestellt. Um die Gesundheitsversorgung noch krisenfester zu machen, habe ich im Juni 2025 zum ersten Mal den Expertenrat Gesundheitssicherheit einberufen. Dessen Ziel ist es, sich regelmäßig über die aktuelle Lage, politische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Gesundheitssektor sowie den Umgang mit Krisenszenarien auszutauschen.“
Wahlfach „Katastrophenmedizin“ in Würzburg
Die Universitätsmedizin Würzburg hat bereits im vergangenen Wintersemester im Medizinstudium das Wahlfach „Katastrophenmedizin“für Studierende etabliert. „In diesem sehr praxisorientierten Wahlfach lernen Studierende nicht nur, was eine Katastrophe ausmacht, sondern auch, wie sie in solchen Situationen effektiv handeln und welche Rolle sie zukünftig als Mediziner in einem solchen Szenario übernehmen. Sie üben etwa, schnell einen Überblick über viele Verletzte oder Erkrankte zu gewinnen und umgehend lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten“, erklärt Prof. Dr. Thomas Wurmb, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des UKW (Direktor: Prof. Dr. Patrick Meybohm). Prof. Wurmb leitet dort die Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, zudem ist er Mitglied im bayerischen Expertenrat Gesundheitssicherheit.
Teleintensivmedizin im Freistaat etabliert
Zweiter Schwerpunkt beim Besuch der Gesundheitsministerin war die Telemedizin bei der Versorgung von Intensivpatienten. Live präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen. Der Wagen, der mit mehreren hochauflösenden Kameras, Dokumentenscannern und vielen weiteren Anwendungen ausgestattet ist, steht im jeweiligen Partnerkrankenhaus. Die Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums schalten sich per Zoom in die Visite ein und erhalten einen umfassenden Eindruck vom Zustand der Patienten, so dass sie das Partnerkrankenhaus bei der weiteren Versorgung beraten können – dies zudem unter Berücksichtigung aller datenschutzrechtlichen Anforderungen.
Entwickelt wurde der Teleintensivwagen in der-Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des UKW mit finanzieller Förderung des Freistaates Bayern. Nach einer Pilotphase am UKW ist dieser Wagen inzwischen an allen sechs bayerischen Unikliniken im Einsatz, die so mit den umliegenden Krankenhäusern der Region vernetzt sind. „An die Intensivmedizin des UKW sind inzwischen acht Häuser der Region telemedizinisch angebunden. Eine derartige Kooperation mit einer Uniklinik kann auch in Krisen und Katastrophen einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung einer hochwertigen intensivmedizinischen Versorgung darstellen“, so Klinikdirektor Prof. Dr. Patrick Meybohm.
Koordination von regionalen Versorgungsnetzwerken
„Die Koordination und die Entwicklung von regionalen Netzwerken ist eine wesentliche Aufgabe der Universitätsmedizin. Das wird an diesem Projekt des UKW besonders praxisnah deutlich. Gleichzeitig leistet die Universitätsmedizin einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung in Krisensituationen. Über den heutigen Besuch der Staatsministerin haben wir uns sehr gefreut, würdigt er doch in besonderer Weise den Umgang des UKW mit seiner Verantwortung für die medizinische Versorgung in der Region“, betont Prof. Dr. Ralf Ingo-Ernestus, stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKW.