Professor Jobst Böning wird 75

Von 1994 bis 2003 war Jobst Böning Vizepräsident der Uni Würzburg; bis März 2005 war er Professor für Psychiatrie und leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Am Freitag, 31. Oktober, feiert der international anerkannte Suchtexperte seinen 75. Geburtstag.

Wenn man es salopp formulieren will, könnte man sagen, die Sucht habe es Jobst Böning in all ihren Facetten und Ausprägungen angetan. Immerhin baute der Mediziner an der Psychiatrischen Universitätsklinik von 1990 an die Klinische Suchtmedizin auf, integrierte in diese eine interdisziplinäre Suchtforschungskonzeption mit jährlichen suchtmedizinischen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen und legte gemeinsam mir anderen Initiatoren den Grundstock für die Gründung der universitären Suchtberatungsstelle im Jahr 1997. Im Jahr 2000 gründete Böning das Interdisziplinäre Zentrum für Suchtforschung an der Universität Würzburg (IZSW), dessen Vorsitz er bis zu seinem Ruhestand innehatte und bis heute auch weiter im Beirat tätig ist.

Einen Schwerpunkt von Jobst Bönings Forschung bildeten die Anthropologie, Psychopathologie und Neurobiologie süchtigen Verhaltens allgemein, was in der Mehrheit seiner fast 300 Publikationen seinen Niederschlag findet. Von 1996 bis 2001 koordinierte er den Würzburger Suchtforschungsverbund zu neuro- und verhaltensbiologischen Grundlagen der Alkoholabhängigkeit. Gleichzeitig etablierte sich an der Klinik ein international anerkanntes Referenzzentrum zu Studien medikamentöser Rückfallprophylaxe.

Von 1998 bis 2002 war Böning Präsident und im Anschluss daran bis 2004 Vizepräsident und seit 2011 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. In dieser Funktion war der Psychiater initiierendes Mitglied verschiedener suchtmedizinischer Arbeitskreise und maßgeblich an der Einführung einer „Suchtmedizinischen Grundversorgung“ in der ärztlichen Weiterbildung beteiligt.

Auch im „Unruhestand“ bleibt Böning engagiert. 1997 war er Gründungsvorsitzender der vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz unterstützten Bayerischen Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis (BASe.V.), deren aktiver Ehrenvorsitzender er bis heute ist. Von 2001 bis 2008 war Böning  zudem Vorstandsvorsitzender der vom Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung getragenen Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS e.V.), dem „weltweit am besten organisierten Suchtkrankenhilfesystem“, sowie jahrelang Mitglied des Drogen - und Suchtrates der Bundesregierung. Zuletzt war er von 2008 bis  2012 Vorsitzender des von der Ministerpräsidentenkonferenz der Länder eingesetzten Fachbeirats Glückspielsucht im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrags.

Jobst Böning wurde am 31. Oktober 1939 in Steinberg/Pommern geboren. Er studierte Medizin in Bonn, Wien und Würzburg und war seit 1970 an der Psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg - dem heutigen Zentrum für Psychische Gesundheit - beschäftigt. Hier habilitierte er sich 1976 und erhielt 1980 eine C3-Professur für Psychiatrie. Diese wurde 2001 in eine Professur für Suchtforschung umgewidmet und bis  zum Wechsel in den Ruhestand im März 2005 durch ihn ausgefüllt.

An der Universität Würzburg war Böning neun Jahre lang - von 1994 bis 2003 - Vizepräsident und Mitglied des Präsidialkollegiums; außerdem war er Mitglied und Vorsitzender verschiedener Kommissionen und über mehrere Amtsperioden hinweg Mitglied im Fachbereichsrat (heute: Fakultätsrat) der Medizinischen Fakultät und seit 1991 über 20 Jahre lang Mitglied der Ethikkommission .

Für seine besonderen Verdienste um die Universität ehrte die Universität Würzburg Böning im Jahr 2004 mit der Medaille „Bene Merenti“ in Gold. 2006 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, das die Bundesrepublik Deutschland für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verleiht. Böning, ein Ur -, Ur -Großneffe des romantischen Malers Philipp Otto Runge, ist seit 49 Jahren mit einer Medizinerin verheiratet und hat drei Kinder und vier Enkelkinder.