Würzburg. Feuerwerkskörper in der Hand explodiert, Sektkorken ins Auge geknallt, im Übermut gestürzt, Alkoholvergiftung. Das sind nur wenige Beispiele von Notfällen, die alle Jahre wieder in der Silvesternacht am UKW behandelt werden. Um auf das erhöhte Patientenaufkommen vorbereitet zu sein, setzt das UKW an Silvester in mehreren Kliniken zusätzliches pflegerisches und ärztliches Personal ein.
Prof. Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor, dankt im Namen des Vorstands allen Mitarbeitenden und Einsatzkräften auf den Straßen, die für einen sicheren Jahreswechsel sorgen, während andere feiern: „Wir wünschen allen Würzburgerinnen und Würzburgern einen guten Beschluss und ein schönes Silvesterfest. Gleichzeitig möchten wir für die Gefahren in der Silvesternacht sensibilisieren. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Feuerwerk und Alkohol schützt Sie und Ihre Mitmenschen und entlastet Rettungsdienste und Notaufnahmen.“
Wenn die Rakete ins Auge geht
Die meisten Verletzungen entstehen durch den unsachgemäßen oder leichtsinnigen Umgang mit Feuerwerkskörpern. Hier kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen wie zum Beispiel dem Verlust von Fingern, aber auch zu Verbrennungen an den Händen und im Gesicht.
Fehlgeleitete Raketen oder Feuerwerksbatterien, aus denen sich verzögert ein Schuss löst, während sich die Person darüber beugt, können ins Auge gehen. „Dabei kann der Augapfel einreißen und schwer beschädigt werden. Diese sogenannten Bulbusberstungen können das Sehvermögen dauerhaft schädigen. Wir beobachten sie nahezu jedes Jahr an Silvester. Leider führen sie oft zur Erblindung bis hin zum Verlust des Auges“, sagt Dr. Franziska Seifert, Oberärztin in der Augenklinik des UKW. In der vergangenen Silvesternacht 2024/25 mussten zwei Patienten mit dieser schwerwiegenden Verletzung in der Augenklinik operiert werden. Zu den leichteren Fällen, die jedoch auch Zeit in Anspruch nehmen und für die Betroffenen schmerzhaft sind, zählen in der Augenklinik die Entfernung von Asche im Auge, die Behandlung von oberflächlich abgeschürfter Hornhaut und die Versorgung einer Augapfelprellung.
Knalltrauma durch laute Explosionen
Auch Knalltraumata der Ohren gehören zu den typischen Silvesterverletzungen, die in der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie des UKW behandelt werden. Das Behandlungsspektrum reicht von einer medikamentösen Therapie bei Hörminderung über lokale Maßnahmen bei Verletzungen bis hin zu Operationen, insbesondere bei Trommelfellrupturen oder akuten Innenohrschäden. „Durch explodierende Feuerwerkskörper können auch dauerhafte Schäden im Ohr entstehen, die zu Hörverlust und chronischen Beschwerden dieses Sinnesorgans führen“, warnt Dr. Armin von Fournier aus der HNO-Klinik.
Alkohol, Glätte und Dunkelheit erhöhen das Risiko
Zusätzlich rechnet die Zentrale Notaufnahme des UKW mit einem Anstieg von Patientinnen und Patienten mit Vergiftungen durch Alkohol und andere Substanzen. Damit sind weitere Gefahren verbunden, wie Koordinationsverlust und Stürze, Unterkühlung oder Unfälle im Straßenverkehr.
„Nicht zuletzt sind in der Silvesternacht witterungsbedingte Gefahren denkbar. Bei Schnee, Glatteis und Dunkelheit ist die Sturzgefahr deutlich erhöht. Insbesondere in Kombination mit Alkohol steigt das Risiko von Knochenbrüchen erheblich“, sagt Martina Ohr, Pflegerische Leitung der Chirurgischen Spange der Zentralen Notaufnahme.
Empfehlungen für einen sicheren Start ins neue Jahr
- Wenn geböllert wird, nur zugelassenes Feuerwerk verwenden und die Packungsanweisung beachten
- Beim Böllern kann das Tragen eines aktiven Gehörschutzes und einer Schutzbrille präventiv helfen
- Niemals Böller in der Hand zünden
- Blindgänger nicht erneut anzünden
- Sicherheitsabstand einhalten und niemals Feuerwerkskörper in Menschenmengen zünden
- Alkohol und Feuerwerk strikt trennen. Betrunkene aus dem Gefahrenbereich fernhalten
- Kinder niemals unbeaufsichtigt lassen
- Warm anziehen, idealerweise im Zwiebellook
- „Don‘t drink and drive!“ – Auto, Fahrrad oder E-Scooter auch bei geringen Mengen Alkohol stehen lassen
- Beim Heimweg auf den Weg und die Verkehrsteilnehmer achten
Das UKW wünscht allen Menschen im Einzugsgebiet einen guten Start ins neue Jahr. Und zwar im Kreis von Freunden und Familie – und nicht in der Notaufnahme!
Text: Annika Wolf / UKW