Das Comprehensive Hearing Center (CHC) des Würzburger Universitätsklinikums veranstaltet am Samstag, den 9. Juni 2012, einen Tag der offenen Tür. Im Mittelpunkt des Aktionstages steht das Cochlea-Implantat, eine Innenohrprothese, die hochgradig schwerhörigen und gehörlosen Menschen das Hören ermöglicht.
„Ob Diagnostik, Beratung oder Forschung wenn es um das Thema Hören geht, ist unser Zentrum der wohl wichtigste Ansprechpartner in der Region“, sagt Dr. Heike Kühn, Geschäftsführerin des Comprehensive Hearing Center (CHC) Würzburg. Angegliedert ist die vor gut zwei Jahren ins Leben gerufene, interdisziplinäre Einrichtung an die Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen des Würzburger Universitätsklinikums. „Am CHC können wir jede Hörstörung mit einem entsprechenden Hörsystem versorgen – vom einfachen Hörgerät bis hin zu Hirnstammimplantat“, unterstreicht Klinikdirektor Prof. Rudolf Hagen.
Cochlea-Implantat lässt (wieder) hören
Eine besonders hohe Bedeutung unter den von den Würzburger Experten angebotenen Technologien hat spätestens seit Anfang der 1990er Jahre das Cochlea-Implantat (kurz: CI). „Diese Innenohrprothese wandelt Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv in der Hörschnecke – lateinisch Cochlea – stimuliert wird. So können Sprache und Klänge wieder wahrgenommen werden“, erläutert Priv.-Doz. Robert Mlynski, Leiter des Implantatprogramms am CHC. Pro Jahr werden rund 150 Patienten am Würzburger Uniklinikum mit elektronischen Hörimplantaten versorgt. In Deutschland haben sich seit dem Jahr 1984 über 22.000 ertaubte Erwachsene und Eltern von gehörlos geborenen Kindern für diese Prothese entschieden.
Informationsbedarf und Erfahrungsaustausch
„Die Erfahrung zeigt, dass gehörlose Menschen und Menschen mit Hörbehinderung genauso, wie CI-Träger, einen hohen Bedarf an Information und einen starken Wunsch nach Erfahrungsaustausch haben“, sagt Dr. Heike Kühn, die am CHC für die Hörrehabilitation zuständig ist. Deshalb veranstaltet die Deutsche Cochlea Implant Gesellschaft am 9. Juni dieses Jahres zum siebten Mal den bundesweiten CI-Tag unter dem Motto „Hören mit CI – Neue Lebensqualität". Auch das CHC Würzburg beteiligt sich mit einem Tag der offenen Tür an dieser Aktion.
Potenzieller Patientenkreis stark erweitert
„Eine Hauptzielgruppe sind hochgradig hörgeschädigte Menschen, denen wir am Aktionstag die bewährten und neuen technischen Möglichkeiten vorstellen wollen“, berichtet Priv.-Doz. Andreas Radeloff, Oberarzt im CHC. So habe sich die Indikationsstellung für das CI in den letzten Jahren stark verbreitert. Dr. Radeloff: „Während vor 20 Jahren praktisch nur beidseitig taube Patienten mit einem Alter von mindestens drei Jahren für ein einseitiges CI in Frage kamen, sind heute zum Beispiel bei Kinder beidohrige Implantate der Standard – und das schon ab einem Alter von vier oder fünf Monaten. Neuerdings können Cochlea-Implantate auch bei einohriger Taubheit eingesetzt werden. Weiterhin bietet die Medizintechnik nun auch Mischformen an, bei denen das CI mit einem Hörgerät kombiniert wird.“
Und Dr. Mlynski. ergänzt: „Auch für Patienten mit mehrfachen Ohroperationen, die nicht mit normalen Hörgeräten zu hören vermögen, könne heute verschiedene implantierbare Hörlösungen angeboten werden.“
Nachsorge zusammen mit Partnern
Trotz aller technologischer Weiterentwicklungen ersetzt das CI den natürlichen Hörbereich nicht vollständig, für die Betroffenen bleiben Problemsituationen. „Typische Knackpunkte sind das Sprachverstehen bei Hintergrundgeräuschen und beim Telefonieren. Je nach den individuellen Voraussetzungen kann auch das im Straßenverkehr so wichtige Richtungshören zumindest anfangs noch schwierig sein“, schildert Dr. Heike Kühn. Vieles lasse sich jedoch durch das richtige Training deutlich verbessern. Deshalb bietet das CHC ein ausführliches Nachsorge- und Trainingsprogramm an. Das Zentrum kooperiert zudem eng mit Partnern wie dem von der Stiftung Hör-Sprachförderung getragenen Cochlea Implantat Centrum (CIC) Süd im Würzburger Stadtteil Heuchelhof oder der CI-Selbsthilfegruppe Würzburg. Beide Einrichtungen werden sich am Aktionstag ebenfalls im CHC präsentieren.
Tag der Offenen Tür im CHC der HNO am 9. Juni 2012 anlässlich des deutschlandweiten CI-Tages
Geboten werden Ohrinspektionen, Hörtests, medizinische und technische Informationen zur Behandlung von Hörstörungen, Forschungsergebnisse sowie Wissenswertes zur Hör-Rehabilitation und zum Hörtraining. Die Veranstaltung geht von 10:00 bis 13:00 Uhr. Veranstaltungsort ist das Comprehensive Hearing Center Würzburg der Universitäts-HNO-Klinik Würzburg, Haus B2 (Kopfklinikum), 5. Stock, Josef-Schneider-Straße 11 in Würzburg.
Kontakt:
Dr. Heike Kühn: Tel. 09 31/20 12 15 47
E-Mail: kuehn_h@
klinik.uni-wuerzburg.de