Würzburg. Beim 22. Jahrestreffen der International Myeloma Society (IMS), das im September 2025 in Toronto stattfand, diskutierten führende internationale Expertinnen und Experten neueste Erkenntnisse zur Früherkennung, Risikostratifizierung und Behandlung des Multiplen Myeloms. Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der sich Plasmazellen, also Antikörper produzierende Zellen des Immunsystems, unkontrolliert vermehren. Die Erkrankung führt zu Knochenabbau, Blutbildveränderungen und einer geschwächten Immunabwehr. Sie zählt zu den zweithäufigsten Blutkrebserkrankungen. Die Medizinische Klinik II hat das Multiple Myelom zu einem ihrer zentralen Forschungsschwerpunkte gemacht und das Würzburger Myelomzentrum ist eines der europaweit führenden Zentren für die Behandlung dieser Erkrankung.
Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Sekundärleukämien als seltene Nebenwirkung von CAR-T-Zelltherapien
In Toronto fanden die Arbeiten zweier Forscher besondere Beachtung. Max Köppel, Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Dr. Johannes Waldschmidt, erhielt beim President’s Dinner den „Young Investigator Award“ für seine Arbeit über die Entstehung von Sekundärleukämien nach CAR-T-Zelltherapien. In seiner von der José Carreras Leukämie-Stiftung geförderten Promotionsarbeit konnte Köppel nachweisen, dass Chemotherapien in früheren Behandlungslinien eine Selektion von Stammzellklonen mit onkogenen Driver-Mutationen bewirken können. Diese Mutationen werden möglicherweise durch einen anschließenden CAR-T-vermittelten Entzündungszustand in ihrer Entwicklung weiter beschleunigt, was nachfolgend zur Entstehung von Sekundärleukämien führen kann.
RAS-Inhibitoren sind vielversprechender Ansatz für neue zielgerichtete Krebstherapien
Dr. Torsten Steinbrunn verfolgt einen weiteren Behandlungsansatz mit RAS-Inhibitoren. Der Hämato-Onkologe konnte zeigen, dass die Myelomerkrankung häufig durch onkogene Mutationen des RAS-Proteins vorangetrieben wird. RAS-Proteine sind an der Zellteilung und an der Tumorentwicklung beteiligt, sodass Mutationen in deren Genen das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen begünstigen können. Mithilfe neuartiger kleiner Moleküle ist es nach langer Zeit nun erstmals möglich, diese RAS-Proteine direkt pharmakologisch auszuschalten und somit das Wachstum der Krebszellen spezifisch zu bremsen. Steinbrunns präklinische Ergebnisse sind vielversprechende Ansätze für eine personalisierte Behandlungsstrategie. RAS-Inhibitoren könnten in künftigen klinischen Studien ergänzend oder alternativ zu Immuntherapien eingesetzt werden. Seine Arbeit zu dieser neuen zielgerichteten Krebstherapie wurde als eines der „Highlights of IMS 2025” ausgezeichnet.
Zu den Arbeiten in „Clinical Lymphoma, Myeloma & Leukemia - The Abstract from International Myeloma Society 22nd Annual Meeting and Exposition, 17-20 September 2025 • Toronto, Canada”:
Max Köppel, Johannes Waldschmidt, Umair Munawar, Shilpa Kurian, Manja Meggendorfer, Marietta Truger, Silvia Nerreter, Seungbin Han, Christina Verbruggen, Emma Besant, Nina Rein, Johanna Lehmann, Torsten Steinbrunn, Wing Cheung, Dominic Grün, Konstantin Matjusinski, Mikko Myllymaki, Satu Mustjoki, Michael Hudecek, Hermann Einsele, Leo Rasche, Martin Kortüm. PA-047 - Melphalan-Induced Enrichment of TP53-Mutant CHIP as a Risk Factor for Subsequent CAR-T Related Myeloid Neoplasms in Multiple Myeloma. Clinical Lymphoma Myeloma and Leukemia, Volume 25, Supplement 2, 2025, Pages S71-S72, ISSN 2152-2650, https://doi.org/10.1016/S2152-2650(25)03514-1
Torsten Steinbrunn, Ryosuke Shirasaki, Olga Dashevsky, Huihui Tang, Brian Glassner, Shizuka Yamano, Oliver Bohorquez, Ricardo de Matos Simoes, Hermann Einsele, Constantine Mitsiades. PA-319 - Preclinical Activity of Pharmacological Inhibitors Targeting KRAS and pan-RAS in Multiple Myeloma. Clinical Lymphoma Myeloma and Leukemia. Volume 25, Supplement 2, 2025, Page S228, ISSN 2152-2650, https://doi.org/10.1016/S2152-2650(25)03782-6
Einen ausführlichen Bericht über die Promotionsarbeit von Max Köppel finden Sie hier:
Universitätsklinikum Würzburg: Exzellenter wissenschaftlicher Nachwuchs für die Blutkrebsforschung