Schwerpunkte

Eine Amyloidose entsteht durch Ablagerung fehlgefalteter Eiweiße, die verschiedenen Ursprungs sein können. Je nach Herkunft unterscheiden sich Krankheitsbild und Therapie. Eine lokale Amyloidose mit Befall eines isolierten Organs muss in der Regel auch nur lokal behandelt werden, aber eine Beteiligung anderer Organe soll ausgeschlossen werden. Insbesondere ein Befall lebenswichtiger Organe, wie des Herzens oder der Niere, soll nicht übersehen werden. Aber auch der Befall anderer Organe kann sehr belastend sein. Oft existieren gut etablierte Therapien, die die Symptome gut kontrollieren können.

Die Amyloidose geht, insbesondere in der Frühform, mit eher unspezifischen Symptomen einher. Durch nicht-invasive Diagnoseverfahren, wie sie niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stehen, kann man die Krankheit oft nicht eindeutig von anderen Krankheitsbildern wie einer durch Bluthochdruck verursachten Herzschädigung abgrenzen.

Die zutreffende Diagnose wird deshalb oft erst sehr spät gestellt: Nur knapp 40 Prozent der Patientinnen und Patienten erhalten ihre Diagnose innerhalb von sechs Monaten, 20 Prozent erst nach mehr als zwei Jahren. Dann liegt meist bereits ein fortgeschrittenes Stadium der Amyloidose vor. Damit sind die Behandlungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt und der Zugang zu intensiveren Therapieoptionen bleibt verwehrt.

Welche Amyloidose-Formen gibt es?

Bislang kennt man über 30 verschiedene Amyloidosen im Menschen. Für die häufigsten Formen sind meistens gute Therapieoptionen verfügbar. Diese sind:

AL-Amyloidose (Leichtketten-Amyloidose)

Die AL-Amyloidose oder auch Leichtketten-Amyloidose ist mit 60 bis 70 Prozent die häufigste Form der systemischen Amyloidose. Es handelt sich um eine Erkrankung der Plasmazellen, einer bestimmten Sorte Immunzellen, die dem Multiplen Myelom ähnelt und manchmal mit dieser Erkrankung gemeinsam auftritt.

Normalerweise produzieren Plasmazellen Antikörper zum Schutze des Körpers. Bei der AL-Amyloidose hingegen bilden sie im Knochenmark unkontrolliert Antikörper-Bausteine, sogenannte Leichtketten, die sich im Gewebe ablagern und zu Organfehlfunktionen führen können. Auf die Herzmuskelzellen wirken sie direkt schädigend.

Die Behandlung der AL-Amyloidose besteht in einer Chemotherapie, deren Intensität von Allgemeinzustand, Alter, Schweregrad der Erkrankung und weiteren Erkrankungen abhängt. Junge Patientinnen und Patienten mit geringer Organbeteiligung erhalten in der Regel eine Hochdosis-Chemotherapie, bei älteren und gebrechlicheren Menschen werden weniger intensive Chemotherapien angewandt.

Zudem sind bei der AL-Amyloidose neue Substanzen in Erprobung, die bereits beim Multiplen Myelom Anwendung finden. Daneben wird in Studien eine neue Generation von Medikamenten geprüft, die Amyloid auflösen sollen.

Wildtyp-ATTR-Amyloidose (ATTRwt, nicht genetische Form)

Hier kommt es zu Ablagerungen des natürlichen Transthyretin-Proteins. Ähnlich wie bei der genetischen Form – siehe unten: hereditäre ATTR-Amyloidose – sind vorwiegend Herz und Nervensystem befallen, auch eine Augenbeteiligung ist möglich. Das Medikament Tafamidis stabilisiert die Vorläufer der abgelagerten Eiweiße und kann so das Fortschreiten der Erkrankung in manchen Fällen aufhalten.

Hereditäre ATTR-Amyloidose (ATTRv, vererbte Form)

Durch genetische Veränderungen im Transthyretin-Gen entsteht ein verändertes Eiweiß, das sich in Form unlöslicher Fasern im Gewebe ablagert. Ähnlich wie bei der ATTRwt-Amyloidose sind vorwiegend Herz und Nerven betroffen. Das Muster und der Zeitpunkt der Symptomentwicklung hängen jedoch stark von der jeweiligen genetischen Veränderung ab.

Für die Therapie der hereditären ATTR-Amyloidose mit neuronalem Befall sind neben Tafamidis in Deutschland auch die Gen-Silencer Inotersen, Patisiran und Vutrisiran zugelassen. Diese hochmodernen Medikamente verhindern die Bildung des auslösenden Eiweißes Transthyretin in der Leber. Die Medikamente sind für den einzelnen Patienten nicht immer gleich geeignet, weswegen eine genaue Abwägung erforderlich ist. In Einzelfällen kann auch eine Organtransplantation befallener Organe oder der Leber diskutiert werden.

Alternativ kann bei Vorliegen einer nur leichtgradigen Polyneuropathie (Grad I) der Einsatz von Tafamidis erwogen werden, womit eine Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung erreicht werden kann. Kürzlich wurden zudem zwei weitere Medikamente – der Wirkstoff Patisiran mit dem Handelsnamen Onpattro® und der Wirkstoff Inotersen mit dem Handelsnamen Tegsedi® – zugelassen, die bei Polyneuropathie Grad I und II eingesetzt werden können. Für eine isolierte Herzbeteiligung gibt es aktuell noch kein zugelassenes Medikament.

AA-Amyloidose (Serumamyloid A)

Die AA-Amyloidose ist eine seltene Komplikation entzündlicher Erkrankungen, wie etwa von rheumatologischen oder autoimmunen Erkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder chronischen Infektionen. Wenn diese über längere Zeit ungenügend kontrolliert ablaufen, kann sich dauerhaft das erhöhte Akute-Phase-Protein Serumamyloid A (SAA) ablagern und zu einer Amyloidose führen. therapeutisch steht die Behandlung der Grunderkrankung an erster Stelle, in Einzelfällen kann auch eine spezialisierte antientzündliche Antikörpertherapie erfolgen.

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