Prostatakrebs behandeln

Die Therapie von Prostatakrebs wird individuell auf Sie abgestimmt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielweise dem Stadium der Erkrankung und Ihrer persönlichen Situation. 

Aktive Überwachung

Langsam wachsende Tumoren, die auf die Prostata beschränkt sind und nur ein geringes Aggressivitätspotential aufweisen, stellen meist keine direkte Gefahr für den Patienten dar. In solchen Fällen kann oft auf eine sofortige Behandlung verzichtet werden. Stattdessen entwickeln wir für den Patienten eine Überwachungsstrategie mit verzögerter Behandlung. Während dieser Überwachung sind regelmäßige Arztbesuche zur PSA-Bestimmung, Tastuntersuchung (digital rektale Untersuchung), Bildgebung (mpMRT) und Gewebeuntersuchung (Prostatastanzbiopsien) notwendig. Ergeben die Untersuchungsergebnisse Hinweise auf ein zunehmend aggressives Verhalten des Tumors, erhält der Patient einer definitive Therapie (Operation oder Bestrahlung). 

Es bedarf im Vorfeld einer sorgfältigen Prüfung und Abwägung, ob alle Voraussetzungen für eine aktive Überwachung vorhanden sind. Nicht jeder Patient ist hierfür geeignet. Besprechen Sie diese Option mit Ihrer Urologin oder Ihrem Urologen.

Operative Behandlung

Vor der Operation

Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung beim Prostatakarzinom ist nicht nur die Operation selbst, sondern auch die Vorbereitung auf die Zeit danach. Die Entfernung der Prostata hat Auswirkungen auf die Funktion des Beckenbodens, insbesondere auf die Kontrolle der Harnblase. Ist diese gestört, tritt unwillkürlicher Urinverlust (Harninkontinenz) auf. Durch ein gezieltes Training kann die Muskulatur des Beckenbodens gestärkt und somit die Kontrolle über den Harnfluss verbessert werden. 

Studien haben gezeigt, dass Patienten, die bereits mehrere Wochen vor der Operation mit dem Beckenbodentraining beginnen, nach der Entfernung der Prostata schneller wieder die volle Kontrolle über die Blase erlangen. Zwar finden Sie verschiedene Anleitungen für Beckenbodentraining im Internet, der persönliche Kontakt mit einem Physiotherapeuten ist hierdurch aber nicht zu ersetzen. Sprechen Sie daher Ihren Urologen oder Ihre Urologin auf das Thema an. 

Weniger Harnverlust bedeutet mehr Wohlbefinden und höhere Lebensqualität! Sie haben es selbst in der Hand.

Wie läuft die Operation ab?

Bei der radikalen Prostatektomie wird die gesamte Prostata, inklusive Samenbläschen entfernt. 

Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Operationsverfahren zur Entfernung der Prostata. Wir bieten Ihnen die Operation als minimalinvasives (Schlüsselloch-Technik), roboterassistiertes (DaVinci-System) Verfahren, oder als offene Operation über einen Bauchschnitt an.

Beide Methoden bieten Vor- und Nachteile und werden in einer eingehenden Beratung im persönlichen ärztlichen Gespräch individuell abgewogen. Vor allem das Stadium der Krebserkrankung, das Ausmaß der Lymphknoten–Entfernung sowie mögliche Voroperationen beeinflussen die Wahl der optimalen Operationsmethode.

Besonderen Wert legen wir auf die potenzerhaltende Entnahme der Prostata. Die Prostata ist von feinen Nervenstrukturen umgeben, die für die Erektionsfähigkeit entscheidend sind und daher bestmöglich erhalten werden sollen. Hierzu wenden wir das von der Martini-Klinik entwickelte NeuroSAFE-Verfahren an. Mit Hilfe einer intraoperativen Schnellschnittuntersuchung werden die Seitenränder der entnommenen Prostata noch während der Operation von einem Pathologen unter dem Mikroskop analysiert. Sind Tumorzellen an den Schnitträndern vorhanden, kann der Operateur noch während der Operation gezielt das tumortragende Gewebe entfernen. Dadurch wird einerseits eine vollständige Tumorentfernung, andererseits aber auch ein größtmöglicher Erhalt des Gefäß-Nerven-Bündels sichergestellt. Dieses Vorgehen bietet somit eine perfekte Balance zwischen maximaler Tumorsicherheit und dem Erhalt der Potenz.

Nach der Operation

Nach dem Klinikaufenthalt ist eine Anschlussheilbehandlung vorgesehen, bei der unter Anleitung erfahrener Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten die Beckenbodenmuskulatur trainiert wird. 

Wie die weitere Behandlung aussieht, richtet sich nach dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung – also danach, ob der Tumor komplett entfernt wurde, wie aggressiv er ist und ob Lymphknoten befallen sind.

Wurde der Krebs in einem frühen Stadium komplett entfernt, reicht es aus, wenn man nach der Operation in ein Nachsorgeprogramm eingebunden wird. Dies erfolgt üblicherweise bei Ihrer Urologin oder Ihrem Urologen. Handelt es sich bereits um ein fortgeschrittenes Erkrankungsstadium wird Ihr Fall in unserem interdisziplinären Tumorboard besprochen. Über das Ergebnis und Ihren persönlichen „Behandlungsfahrplan“ werden Sie und Ihre Urologin oder Ihr Urologe selbstverständlich informiert. 

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Prostatakrebs. Sie nutzt hochenergetische Röntgenstrahlen (Photonen), um Krebszellen gezielt zu zerstören, während das umliegende gesunde Gewebe möglichst geschont wird.

Externe Strahlentherapie

Bei der externen (perkutanen) Strahlentherapie (Teletherapie) wird die Prostata von außen mit einem Linearbeschleuniger bestrahlt. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant über einen Zeitraum von etwa sieben Wochen. Jede Sitzung dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten, wobei die eigentliche Bestrahlung nur wenige Minuten in Anspruch nimmt.

Interne Strahlentherapie

Die Brachytherapie ist eine Form der internen Strahlentherapie (Bestrahlung „von innen“), bei der radioaktive Quellen direkt in die Prostata eingebracht werden. Es gibt zwei Hauptformen:

  • Low-Dose-Rate (LDR) Brachytherapie: Hierbei werden kleine radioaktive Seeds dauerhaft in die Prostata implantiert.
  • High-Dose-Rate (HDR) Brachytherapie: Dabei wird eine starke Strahlenquelle für kurze Zeiträume temporär in die Prostata eingeführt und anschließend wieder entfernt.

Strahlentherapeutisches Leistungsspektrum am UKW

Am Universitätsklinikum Würzburg bieten wir Patienten mit einem Prostatakarzinom eine umfassende, individuell abgestimmte Strahlentherapie auf dem neuesten Stand der Wissenschaft an. Unser interdisziplinäres Team aus Fachärztinnen und Fachärzten für Strahlentherapie, Urologie und Onkologie arbeitet eng zusammen, um für jeden Patienten ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept zu entwickeln.

Unsere Ausstattung umfasst hochmoderne Linearbeschleuniger mit integrierter Bildgebung, sodass wir die Therapie exakt planen und durchführen können. Regelmäßige Qualitätskontrollen sowie die Teilnahme an nationalen und internationalen Studien gewährleisten höchste medizinische Standards.

Je nach Tumorstadium, individueller Risikokonstellation und Patientenwunsch kommen die oben ausgeführten unterschiedlichen strahlentherapeutischen Verfahren zum Einsatz. Bei Bedarf kombinieren wir die Strahlentherapie mit einer Hormontherapie, um die Wirksamkeit der Behandlung weiter zu erhöhen.

Folgende Therapieziele und Therapieverfahren werden in unserer Abteilung festgelegt und durchgeführt:

Primäre externe/perkutane Strahlentherapie (Teletherapie)

Als Alternative zur operativen Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) bietet die definitive Strahlentherapie eine heilende (kurative) Behandlungsmöglichkeit. Hierbei setzen wir moderne Techniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) und bildgestützte Verfahren (IGRT) ein, die eine präzise Bestrahlung ermöglichen und gleichzeitig das gesunde Gewebe bestmöglich schonen.

Postoperative Strahlentherapie

Nach einer Prostataentfernung kann in bestimmten Situationen eine ergänzende (adjuvante) oder vorbeugende (Salvage) Strahlentherapie notwendig sein, insbesondere bei erhöhtem Rückfallrisiko oder erneutem PSA-Anstieg.

Bestrahlung bei fortgeschrittenem und/oder metastasierten Prostatakarzinom

Bei einer lokalen Ausbreitung oder Metastasierung kann die Strahlentherapie gezielt zur Linderung von Beschwerden (palliative Strahlentherapie) oder zur Kontrolle der Erkrankung eingesetzt werden.

Brachytherapie

Bei lokal begrenztem Prostatakarzinom mit Niedrigrisikokonstellation stellt die alleinige Bestrahlung „von innen“ eine mögliche heilende Alternative zur Operation dar. Hier werden in der Regel in Narkose reiskorngroße Strahler (sog. „Seeds“) transperineal, also über den Damm, in die Prostata eingebracht und verbleiben dort. Über radioaktiven Zerfall entsteht Strahlung von kurzer Reichweite, welche die Prostatakrebszellen zerstört. (LDR-Brachytherapie)

Bei mittlerer bis hoher Risikokonstellation bieten wir zudem als heilende Therapie eine Kombination aus externer Strahlentherapie (Teletherapie) sowie einer ergänzenden Brachytherapie an. In diesem Fall wird die Brachytherapie in der Regel in zwei Sitzungen im jeweiligen Abstand von ein bis zwei Wochen im Anschluss an die externe Strahlentherapie durchgeführt. Die Strahlungsquelle wird hier nur über einen kurzen Zeitraum von maximal 30 Minuten in die Prostata eingebracht und danach wieder entfernt. (Kombinierte Teletherapie mit HDR- Brachytherapie)

Mögliche Nebenwirkungen einer Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist in der Regel schmerzfrei und gut verträglich. Kurzfristige Nebenwirkungen können Reizungen der Blase, oder des Darms, sowie Müdigkeit sein. Langfristig können in seltenen Fällen bleibende Veränderungen der Blasen- oder Darmfunktion oder auch Potenzstörungen auftreten. Die genaue Ausprägung hängt von individuellen Faktoren und der gewählten Therapieform ab.

Insgesamt bietet die Strahlentherapie eine effektive und oft gut verträgliche Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs. Sie ermöglicht eine organerhaltende Therapie und kann individuell an Ihre Bedürfnisse angepasst werden. Eine ausführliche Beratung durch das behandelnde Ärzteteam ist entscheidend, um die beste Therapieentscheidung zu treffen.

Individuelle Beratung und Begleitung

Vor Beginn der Behandlung nehmen wir uns Zeit für eine ausführliche Beratung. Dabei erläutern wir die unterschiedlichen Therapieoptionen, mögliche Nebenwirkungen und beantworten Ihre persönlichen Fragen. Auch während der Therapie stehen wir Ihnen mit umfassender Betreuung zur Seite. Im Rahmen der Nachsorge treten wir regelmäßig mit Ihnen in Kontakt zur Evaluation der kurz- und langfristigen Therapieverträglichkeit.

Medikamentöse Therapie

Wenn nach einer Operation oder Bestrahlung der Prostata keine vollständige Heilung erreicht wird oder der Krebs bereits bei Erstdiagnose Tumorabsiedlungen in anderen Organen wie Knochen oder Lymphknoten gebildet hat, kann eine medikamentöse Therapie eingesetzt werden, um das Tumorwachstum zu kontrollieren. In manchen Fällen kann eine zusätzliche lokale Therapie (Bestrahlung oder Operation) sinnvoll sein – diese Option sollte stets geprüft werden.

Wie funktioniert ein Hormonentzug?

Das Wachstum von Prostatakrebs wird maßgeblich durch das männliche Hormon Testosteron gefördert. Wird Testosteron entzogen, kann dies über längere Zeit zu einem Wachstumstop führen und den Verlauf der Krebserkrankung verlangsamen. Eine Heilung ist jedoch nicht zu erwarten. 

Welche Substanzen kommen zum Einsatz?

Wir unterscheiden zwischen GnRH-Analoga bzw. GnRH-Antagonisten und sogenannten Antiandrogenen. Während die GnRH-Substrate meist als Depot-Spritzen verabreicht werden und die Testosteronproduktion im Hoden hemmen, blockieren die Antiandrogene die Wirkung von Testosteron direkt an der Prostatakrebszelle. 

Nebenwirkungen des Hormonentzugs 

Typische Nebenwirkungen des Testosteronentzuges sind Hitzewallungen, Muskelabbau,  Osteoporose, Verlust des sexuellen Interesses (Lipidoverlust) sowie der Potenz aber auch Gewichtsverlust und Blutarmut.

Was gibt es noch?

Neben dem Hormonentzug stehen in der Therapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinom eine Vielzahl von Substanzen mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zur Verfügung, darunter die Chemotherapie, PARP-Inhibitoren oder die Radioligandentherapie (RLT) mit 177Lutetium-PSMA. Nahezu in jedem Krankheitsstadium gilt die Festlegung des Behandlungskonzeptes gefolgt durch das Zusammenspiel verschiedener Fachdisziplinen in unserem interdisziplinären Tumorboard mit dem Ziel, die individuelle und optimale Therapie für jeden Patienten zu finden. 

Klinische Studien

Neben der Behandlung mit bewährten Therapien besteht auch die Möglichkeit, an klinischen Studien teilzunehmen.

Metastasen-gerichtete Therapie

Bei erneutem Krebsbefall nach einer vorangegangenen Operation oder Bestrahlung kann die gezielte Behandlung von einzelnen Tumorabsiedlungen (Metastasen) eine Behandlungsoption sein. Ziel ist dabei nicht die Heilung, sondern eine Verlangsamung des Tumorwachstums, das Aufschieben von Folgetherapien und hierdurch möglicherweise eine längere Lebenserwartung. Wir unterschieden zwei Behandlungsmethoden:

Radio-guided Surgery 

Ein Operationsverfahren mit radioaktiver Markierung. Vor der Operation wird dem Patienten ein radioaktiver Marker injiziert, der sich direkt an die Prostatakrebszelle bindet. Während der Operation kann der Chirurg die radioaktiv-markierte Metastase mittels speziellen Detektoren aufspüren und entfernen.

Stereotaktische Bestrahlung

Hierbei wird hochenergetische Strahlung in wenigen Sitzungen millimetergenau auf die Metastase gerichtet. Das umliegende gesunde Gewebe wird dadurch bestmöglich geschont. 

Beide Verfahren gelten derzeit in den Leitlinien noch immer als experimenteller, individueller Therapieansatz. Da sich die Therapie nicht für jeden Patienten anbietet, ist vor einer solchen Behandlung eine individuelle Fallbesprechung in unserem interdisziplinären Tumorboard erforderlich. Hier prüfen wir, ob eine Metastasen-gerichte Therapie für Sie tatsächlich einen Vorteil bietet.

 

Kontakt und Anmeldung

Anmeldung zur allgemeinen urologischen Sprechstunde

Telefon: +49 931 201-32100 oder 201-32101
Telefonische Erreichbarkeit:
Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 16:00 Uhr
Freitag von 8:00 bis 14:00 Uhr


Terminvergabe Privatsprechstunde

Telefon: +49 931 201-32002
E-Mail: uro_privatambulanz@ ukw.de 
Fax: +49 931 201-32003


Anschrift

Uroonkologisches Zentrum des Universitätsklinikums Würzburg | Onkologisches Zentrum | Josef-Schneider-Straße 6 | Haus C16 97080 Würzburg