Aktuelle Pressemitteilungen

Atemwegserkrankungen mit Nasenspray im Keim ersticken

EUROPAWEITE STUDIE ZU STICKSTOFFMONOXID-NASENSPRAY BEI ATEMWEGSERKRANKUNGEN

Im Herbst und Winter haben Atemwegsinfektionen traditionell Hochsaison. Um die Wellen der Atemwegsinfektionen künftig frühzeitig einzudämmen untersucht das europäische Forschungsnetzwerk ECRAID unter Beteiligung des Würzburger Instituts für Allgemeinmedizin die Sicherheit und Wirksamkeit eines Nasensprays mit Stickstoffmonoxid (NONS) in der Primärversorgung.

 

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW

Würzburg. Der Herbst ist da – und mit ihm die Zeit triefender Nasen, kratzender Kehlen und hoher Krankenstände. Ob klassische Erkältung, Grippe oder Corona: Viren finden jetzt ideale Bedingungen, um sich zu verbreiten. Wenn die Temperaturen sinken, zieht es uns in beheizte Innenräume, in denen wir dichter beieinander sitzen und Viren ein leichtes Spiel haben. Hinzu kommt, dass Viren Kälte und trockene Luft bevorzugen; sie bleiben länger aktiv und infektiös. Durch die trockene Heizungsluft verlieren unsere Schleimhäute zudem an Feuchtigkeit, sodass ihre natürliche Schutzbarriere gegen Krankheitserreger schwächer wird. Auch das Immunsystem arbeitet in dieser Jahreszeit etwas träger – nicht zuletzt wegen des geringeren Sonnenlichts und der damit einhergehenden geringeren Vitamin-D-Produktion.

Stickstoffmonoxid-Nasenspray tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können

Wer den Viren nicht entkommen konnte, hat aber möglicherweise bald die Gelegenheit, die Atemwegsinfektion frühzeitig einzudämmen und damit sich selbst wie auch andere zu schützen. Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Dieser natürliche Botenstoff verfügt über antimikrobielle Eigenschaften und kann verschiedene Krankheitserreger – darunter auch Viren – bekämpfen. Das Präparat, kurz NONS, soll Viren bereits in den oberen Atemwegen unschädlich machen, bevor sie sich im Körper weiter ausbreiten können. Eine vorangegangene Studie* zeigte, dass NONS die Viruslast in der Nase deutlich schneller senken kann als ein Placebo. Insgesamt nehmen acht europäische Länder an der von der EU im Rahmen von Horizon 2021-2027 geförderten Plattform-Studie teil. Für Deutschland führt das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) die Studie durch: ECRAID-Prime - Institut für Allgemeinmedizin

Mindestens ein respiratorisches und ein systemisches Symptom

An der ECRAID-Prime-Studie können Personen ab 18 Jahren teilnehmen, die seit maximal drei Tagen Symptome einer Atemwegsinfektion haben. Das heißt, die Studienteilnehmenden sollten sowohl ein respiratorisches Symptom wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen oder Kurzatmigkeit, als auch ein systemisches Symptom wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit, Geschmacks- oder Geruchsverlust haben.

Bei der Rekrutierung der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern arbeitet das Studienteam eng mit niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten in Würzburg und Umgebung zusammen. Weitere Praxen sind herzlich willkommen. Personen mit Atemwegsinfekten können sich aber auch direkt an das Studienteam wenden - per E-Mail unter ECRAID-Prime@ ukw.de oder telefonisch über 0931/201-47818 bzw. 0931/201-47802 (9 bis 17 Uhr). 

Hausbesuch vom Studienteam 

„Da wir die Patientinnen und Patienten für den Studieneinschluss meist noch am selben Tag zu Hause besuchen, sollten die Studienteilnehmenden in Würzburg oder Umgebung wohnen“, betont Studienarzt Nicolas Schwager. Nach der Aufklärung und Einwilligung erfolgt die Randomisierung. Das heißt, die Studienteilnehmenden werden nach dem Zufallsprinzip der Versuchsgruppe mit NONS (6 x am Tag über 7 Tage), der Vergleichsgruppe mit Kochsalz-Nasenspray oder einer dritten Gruppe ohne spezifische Anwendung zugeordnet. In allen Gruppen ist jedoch die so genannte „usual care“ erlaubt, also eine übliche Behandlung mit Schmerztabletten, Dampfbädern oder Ähnlichem. Alle Gruppen werden außerdem gebeten, ein Tagebuch zu führen und regelmäßig Nasenabstriche zu machen, die eingefroren und später vom Studienteam gesammelt werden. 

„Unsere bisherigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in allen drei Gruppen sehr gut mitgemacht, auch diejenigen ohne Nasenspray waren hoch motiviert, unsere Forschung zu unterstützen. Denn ohne diese Gruppe hätten wir keine validen Ergebnisse,“ sagt Maike Ermster, Studienassistentin am Institut für Allgemeinmedizin in Würzburg. 

Verringerung der Auswirkungen von Infektionskrankheiten

„Sollte ECRAID-Prime belegen, dass NONS die Genesung beschleunigen und die Verbreitung von Viren verringern kann, wäre ein weiterer wichtiger Schritt getan, um künftige Erkältungs- und Grippewellen frühzeitig einzudämmen“, verdeutlicht Nicolas Schwager. „Je schneller wir dort handeln, wo die Infektionskrankheiten entstehen, nämlich direkt in der Gemeinschaft, desto besser können wir zukünftigen Ausbrüchen zuvorkommen.“

Die Auswirkungen von Atemwegserkrankungen auf die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung zu verringern ist auch das erklärte Ziel von ECRAID. ECRAID steht für European Clinical Research Alliance on Infectious Diseases. Es ist das erste Netzwerk seiner Art in Europa, das einen zentralen Zugang zu einem paneuropäischen Netzwerk für klinische Forschung im Bereich Infektionskrankheiten bietet. Das hat auch einen volkswirtschaftlichen Impact. So gehören Erkältungskrankheiten zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Nach einer DAK-Analyse lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2025 mit insgesamt 5,4 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau (5,7 Prozent. Die Fehltage aufgrund von Grippe und Erkältungen steigen jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent. Während Erkältungen und Grippe in der ersten Jahreshälfte 2024 rund 196 Fehltage je 100 Versicherte verursachten, waren es von Januar bis Juni 2025 rund 221 Tage. Insgesamt hatten die Atemwegserkrankungen mit 22,4 Prozent den größten Anteil am Krankenstand. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzte die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2023 auf insgesamt 128 Milliarden Euro. 

* Tandon M, Wu W, Moore K et al: SARS-CoV-2 accelerated clearance using a novel nitric oxide nasal spray (NONS) treatment: A randomized trial. Lancet Reg Health Southeast Asia. 2022 Aug;3:100036. DOI: 10.1016/j.lansea.2022.100036

Text: Wissenschaftskommunikation / KL

Frau mit Schal und Decke sitzt auf einem Sofa - mit einem Taschentuch in der einen Hand und einem Nasenspray in der anderen Hand. Das Nasenspray führt sie gerade zur Nase.
Im Rahmen der europaweiten Studie ECRAID-Prime wird derzeit die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Nasensprays untersucht, das eine geringe Dosis Stickstoffmonoxid (NO) freisetzt. Das Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) tötet Viren lokal ab, bevor sie sich im Körper ausbreiten können. Quelle: CANVA / Syda Productions
Studynurses, Studienärzte und Leiterin der Studie posieren im Institut für Allgemeinmedizin, 2 Personen sitzen, vier Personen stehen dahinter.
Das ECRAID-Prime-Studienteam am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin: hinten stehend v.l.n.r.: Kathrin Lasher, Alexander Nicolas Schwager, Christiane Wagner, Ildikó Gágyor; vorne sitzend Andreas Klug und Maike Ermster. © Bianca Steinmann / UKW

Ausgezeichneter Vortrag zur Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf

Doktorandin Franka Kunik vom Uniklinikum Würzburg erhält beim Deutschen Schmerzkongress den Vortragspreis „Top Young Science“ / Prädiabetes beeinflusst Entwicklung und Fortschreiten von Nervenschäden

Fanka Kunik steht vor der Bühne des Deutschen Schmerzkongresses und hält die Urkunde in den Händen, im Hintergrund die Leinwand mit einer Folie, auf der Neuland steht.
Die Doktorandin Franka Kunik erhielt auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis zum 25. Oktober in Mannheim stattfand, für die Präsentation ihrer Untersuchung der Small Fiber Neuropathie (SFN) im Langzeitverlauf den Vortragspreis Top Young Science. © Luisa Kreß / UKW

Würzburg / Mannheim. Bei der Small Fiber Neuropathie (SFN) sind die sehr feinen Nervenfasern geschädigt, die vor allem für die Schmerz- und Temperaturwahrnehmung zuständig sind. Typischerweise äußert sich die SFN durch brennende Schmerzen, die meist an Füßen oder Händen auftreten, sowie durch Missempfindungen wie Kribbeln.

Franka Kunik aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nurcan Üçeyler an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg schaute sich die Langzeitentwicklung der SFN genauer an. Die Arbeitsgruppe untersuchte 42 Patientinnen und Patienten zu Beginn der Studie und nach durchschnittlich vier Jahren erneut. Neben ausführlichen Befragungen und neurologischen Untersuchungen kamen verschiedene Messmethoden zum Einsatz, um die klein- und großkalibrigen Nervenfasern zu beurteilen. Dazu zählen elektrische Nervenmessungen, spezielle Schmerz- und Temperaturempfindungstests (quantitative sensorische Testung), Untersuchungen der Hornhautnerven im Auge (korneale konfokale Mikroskopie) sowie die elektrische Leitung der kleinen Fasern. Außerdem wurden kleine Hautproben an den Beinen entnommen, um die Hautinnervation zu untersuchen.  

In den vergangenen vier Jahren kam es zu keiner wesentlichen Verschlechterung der Nervenschäden 

Im Verlauf berichteten knapp die Hälfte der Teilnehmenden über stärkere oder weiter ausgedehnte Schmerzen, während gut die Hälfte keine Veränderung bemerkte. Auch Missempfindungen wie Kribbeln traten im Laufe der Zeit häufiger auf. In den Testungen der kleinen Nervenfasern blieben die Befunde hingegen überwiegend stabil. Es zeigte sich lediglich eine leichte Verschlechterung in der sensiblen Testung im Sinn einer Anhebung der Wahrnehmungsschwellen für Wärme und Kälte. Insgesamt deuten die Ergebnisse also darauf hin, dass viele Betroffene zwar mit der Zeit mehr Schmerzen und Missempfindungen entwickeln, sich diese Verschlechterung jedoch nicht in einer Progression der Kleinfaserschädigung in den objektiven Testungen widerspiegelt. Bei den Patienten, die von Beginn an ausschließlich Symptome einer Kleinfaserschädigung aufwiesen, zeigten sich in den elektrophysiologischen Untersuchungen der großkalibrigen Nervenfasern auch im Verlauf keine Hinweise auf eine Beteiligung dieser Fasern. Innerhalb der durchschnittlich vier Jahre kam es somit nicht zu einer Ausweitung auf eine Polyneuropathie.

„Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf – klinische Entwicklung und TRPV1-Expression auf intraepidermalen Nervenfasern“

„Auch der Proteinbesatz der Nervenendigungen in der Haut zeigte sich bei den Patienten mit klinischer Verschlechterung im Verlauf unverändert im Vergleich zum Ausgangsbefund“, berichtet Franka Kunik. Auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis 25. Oktober in Mannheim stattfand, gab die Doktorandin Einblicke in die immunhistochemische Analyse von Hautbiopsien betroffener Patientinnen und Patienten. Sowohl die Ergebnisse zur „Small Fiber Neuropathie im Langzeitverlauf – klinische Entwicklung und TRPV1-Expression auf intraepidermalen Nervenfasern“ als auch die Art der Präsentation überzeugte die Jury, sodass sie den mit 400 Euro dotierten Vortragspreis des „Top Young Science Symposiums“ erhielt. 

Damit bleibt unklar, welche pathophysiologische Rolle Ionenkanäle der Transient-Receptor-Potential-Familie bei Schmerzen im Rahmen einer SFN spielen.

Prädiabetes beeinflusst Entwicklung und Fortschreiten von Nervenschäden

Klarer wurde hingegen der Einfluss eines Prädiabetes, also einer Vorstufe des Diabetes mellitus Typ 2, auf die SFN. Während sich die Nervenschäden bei Patientinnen und Patienten mit idiopathischer SFN (also ohne erkennbare Ursache) über einen Zeitraum von vier Jahren nicht verschlechterten, zeigte sich bei den Patientinnen und Patienten, deren SFN im Zusammenhang mit Prädiabetes stand, im Verlauf eine weitere Verschlechterung der Nervenfunktion. Zudem berichteten sie häufiger über Schmerzattacken.

Mit Ernährung und Bewegung Fortschreiten zu manifestem Diabetes und Verschlimmerung der Neuropathie verhindern

„Diese Ergebnisse sind für die ärztliche Praxis von großer Bedeutung. Sie verdeutlichen den Einfluss von Prädiabetes auf die Entwicklung und das Fortschreiten von Nervenschäden“, sagt Prof. Dr. Nurcan Üçeyler. „Patientinnen und Patienten mit Prädiabetes sollten gezielt über diese Risiken informiert werden. Ärztinnen und Ärzte empfehlen in solchen Fällen eine Veränderung des Lebensstils, insbesondere eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung, sowie eine professionelle Ernährungsberatung, um das Fortschreiten zu einem manifesten Diabetes und damit auch die Verschlimmerung der Neuropathie zu verhindern.“

Franka Kunik möchte nun überprüfen, ob sich ein Zusammenhang zwischen der Verschlechterung oder dem Neuauftreten eines Prädiabetes und der Verschlimmerung des klinischen Erscheinungsbildes bei SFN zeigt. Im Rahmen des übergeordneten Projekts wird die Arbeitsgruppe die Charakterisierung der Nervenfaserendigungen in der Haut mithilfe erweiterter Analysetechniken vorantreiben und die Suche nach möglichen Ansatzpunkten für eine effektivere Sekundärprophylaxe fortsetzen.

Die Studie ist Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zur translationalen und multidimensionalen Analyse der Mechanismen der Nozizeptor-Sensibilisierung bei SFN. In diesem Projekt werden die klinische Langzeitentwicklung sowie zelluläre und molekulare Mechanismen der Kleinfaserstörung untersucht.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation

Fanka Kunik steht vor der Bühne des Deutschen Schmerzkongresses und hält die Urkunde in den Händen, im Hintergrund die Leinwand mit einer Folie, auf der Neuland steht.
Die Doktorandin Franka Kunik erhielt auf dem Deutschen Schmerzkongress, der vom 22. bis zum 25. Oktober in Mannheim stattfand, für die Präsentation ihrer Untersuchung der Small Fiber Neuropathie (SFN) im Langzeitverlauf den Vortragspreis Top Young Science. © Luisa Kreß / UKW

Mit Pioniergeist und Weitsicht - Universitäts-Kinderklinik Würzburg feiert Geburtstag

Wie Regierung und Universitätsmedizin Würzburg vor 175 Jahren den Grundstein in der „Kunst des Kinderheilens“ setzten

Schwarz weiß Bild der Kinderklinik im Winter - hinten links ist die HNO-Klinik noch im Bau
Kinderklinik: Die Säuglinge waren bereits 1921 in die Chirurgie und Innere des Luitpoldkrankenhauses gezogen. Nachdem im Jahr 1923 die Kinder-, HNO- und Hautklinik offiziell auf dem Campus in Grombühl eröffnet wurden, zogen auch die Kinder ins Luitpoldkrankenhaus - ins heutige Gebäude D4. Auf dem Bild ist die HNO-Klinik noch im Bau. Quelle unbekannt.
Das Bild zeigt Hans Rietschel, der im weißen Kittel einen Säugling untersucht, daneben eine SChwester in Schwestertracht, links schauen drei Studierende in dunklen Anzügen zu.
Lehrszene aus der Kinderklinik. Prof. Dr. Hans Rietschel, der 1927 als Extraordinarius für Kinderheilkunde an die Universität Würzburg berufen wurde, untersucht im Beisein einer Kinderkrankenschwester und Studenten einen Säugling. Das Bild stammt aus einer Festschrift und wurde dem UKW vom Enkel von Hans Rietschel, Dr. Ernst Rietschel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Würzburg. Am 1. November 1850 wurde in der heutigen Klinikstraße 3 in Würzburg die erste eigenständige Universitäts-Kinderklinik eröffnet. Während einige behaupten, es sei die erste Universitäts-Kinderklinik der Welt gewesen, halten andere dagegen, dass sie zunächst nur wenige Jahre Bestand hatte. Fest steht, dass sich ihr damaliger Leiter Franz von Rinecker (1811–1883) bereits Jahre zuvor intensiv für die Ars paediatrica, die Kunst des Kinderheilens, eingesetzt hatte. Dank der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurden Kinder nicht mehr als kleine, unvollkommene Erwachsene betrachtet, sondern als eigenständige Wesen mit spezifischen Bedürfnissen, Erkrankungen und Behandlungsmethoden. Zwar gab es in Würzburg bereits im Wintersemester 1818/1819 erste Vorlesungen zum Thema „Therapie von Kinderkrankheiten” durch den damaligen Leiter der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg, Johann Lucas Schönlein, doch wurde die Kinderheilkunde erst im Jahr 1844 als eigenständiges Fach an der Universität anerkannt, als Franz von Rinecker die erste formale Professur speziell für Kinderheilkunde erhielt.

Königliches Dekret zur Prüfung von Vorlesungen über Kinderkrankheiten und Einrichtung einer Separatanstalt für Kinder

Die Einrichtung der Pädiatrie als eigenes Lehrfach und die Gründung einer „Separatanstalt für Kinder“ sind vor allem einem für diese Zeit überaus fortschrittlichen und weitsichtigen Vorhaben der Bayerischen Regierung zu verdanken. Am 7. Juli 1841 erreichte den akademischen Senat der Universität Würzburg nämlich ein Dekret des Ministeriums des Innern in München unter König Ludwig I., in dem es hieß, dass es nicht nur wünschenswert, sondern notwendig sei, an den medizinischen Fakultäten Vorlesungen über Kinderkrankheiten zu halten. „Der Grund, warum dergleichen Vorlesungen bisher nicht von größeren Erfolgen begleitet gewesen sind, lag hauptsächlich in dem Mangel einer eigenen klinischen oder poliklinischen Anstalt für kranke Kinder, wodurch allein ein lebhafteres Interesse für diesen speciellen Gegenstand erwirkt, und dem Studierenden das Eigenthümliche des Krankheits-Verlaufes im kindlichen Alter, sowie der ärztlichen Behandlung anschaulich gemacht werden kann.“ Und weiter: „Nachdem seine Majestät der König in Anerkennung der hohen Wichtigkeit dieses Gegenstandes allergnädigst zu befehlen geruht haben, daß allerhöchstdenselben bezüglich der Herstellung von dergleichen klinischen oder poliklinischen Anstalten für kranke Kinder, sowie der hiermit in Verbindung zu setzenden Vorträge über Kinderkrankheiten an den Hochschulen allerunterthänigst Vorschläge gemacht werden, so erhält der königlichen Majestät Senat hiermit den Auftrag, sich in thunlicher Bälde unter näherer Angabe der desfalls etwa teilweise bereits bestehenden Anordnungen darüber zu äußern.“

In ihrer Stellungnahme begrüßte die medizinische Fakultät das Vorhaben und listete die erforderlichen Mittel zur Einrichtung einer stabilen Kinderklinik auf. Es mangelte sowohl an Geldern als auch an Räumen. Gleichzeitig stieg in der Allgemeinen Medizinischen Poliklinik der Anteil der Kinder - 1846/47 lag dieser bereits bei 45 Prozent. Endlich konnte im November 1850 die erste Universitäts-Kinderklinik eröffnet werden. Kurz danach zog auch die ambulante Kinderklinik in das Gebäude des Juliusspitals in der Klinikstraße. Allerdings führten Interessenskonflikte und Machtkämpfe zwischen Juliusspital und Universität dazu, dass Rinecker nur einen geringen Einfluss hatte und die stabile Kinderklinik 1854 wieder ins Hauptgebäude des Juliusspitals zog. Im Jahr 1872 wurde die Kinderheilkunde sogar wieder zwischen der Inneren Medizin und Allgemeinen Poliklinik aufgeteilt. Rinecker wurde schließlich angewiesen, Vorträge über Syphilis und Hautkrankheiten abzuhalten und das Lehrfach für Kinderkrankheiten an seinen ehemaligen Studenten Carl Gerhardt abzugeben. Gerhardt hatte bereits 1861 ein Lehrbuch für Kinderkrankheiten herausgegeben, das er seinem Lehrer, dem „Geheimen Rat Prof. Franz von Rinecker, als Zeichen bleibender Dankbarkeit und Verehrung“ widmete. Gerhardt war Gründungsmitglied der „Section für Pädiatrik“ und Mitherausgeber des ersten deutschen Handbuchs der Kinderkrankheiten im Jahr 1877. 

Einzug ins Luitpoldkrankenhaus und Entwicklung zu einem führenden Zentrum für pädiatrische Versorgung, Forschung und Lehre 

Erst im Jahr 1915 wurde die Kinderheilkunde in Würzburg endgültig von der Inneren Medizin getrennt und Jussuf Ibrahim wurde der erste Extraordinarius für Kinderheilkunde in Würzburg. Weitere acht Jahre später, 82 Jahre nach dem Königlich Bayerischen Dekret, erhielt die Universitäts-Kinderklinik schließlich eigene Räumlichkeiten. Im Januar 1923 zog sie unter der Leitung von Hans Rietschel ins neu erbaute Luitpoldkrankenhaus; die Säuglinge waren schon zwei Jahre zuvor ins Luitpoldkrankenhaus umgezogen. Auf dem Campus in Grombühl entwickelte sich die Kinderklinik im Laufe der Jahre zu einem führenden Zentrum für klinische Versorgung, Forschung und Lehre in der Kinder- und Jugendmedizin. Heute steht sie für moderne, interdisziplinäre Pädiatrie auf höchstem Niveau – mit internationaler Forschung, neuer Infrastruktur und einem breiten medizinischen Angebot. 

Hervorzuheben ist die Aufbauarbeit von Josef Ströder, der 1948 den Lehrstuhl für Kinderheilkunde übernahm und die Leitung der Klinik innehatte. Er organisierte den Wiederaufbau der Klinik, die in der Bombennacht von 1945 komplett zerstört worden war, stockte das Personal auf und initiierte eine Schule für kranke Kinder sowie verschiedene Arbeitsgruppen für die einzelnen Bereiche der modernen Pädiatrie. Sein Nachfolger Helmut Bartels (Direktor von 1981 bis 1999) setzte sich unter anderem für die fächerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen am Uniklinikum sowie für den Bau einer modernen Intensivstation und die Gründung eines Perinatalzentrums (PNZ) ein. Letzteres ist heute eines der größten und leistungsstärksten in Bayern. Auch Christian P. Speer, der von 1999 bis 2020 Direktor war, lag das Wohl von Früh- und Neugeborenen besonders am Herzen. Für sie richtete er eine Intensivstation und eine Intermediate-Care-Station zwischen Intensivpflege und normaler Station zur Versorgung der Früh- und Neugeborenen in der Frauenklinik ein. Darüber hinaus gründete er ein Stammzelltransplantationszentrum und entwickelte neben einer hochqualifizierten Allgemeinpädiatrie die Schwerpunktbildung einzelner Spezialbereiche in der Kinderheilkunde weiter. 

Im Mai 2020 wurde Prof. Dr. Christoph Härtel zum Direktor der Universitätskinderklinik ernannt. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der Erforschung optimaler Bedingungen für die Entwicklung extrem frühgeborener Kinder, insbesondere im Rahmen überregionaler Forschungsnetzwerke. Ein spezieller Fokus bildet dabei die Entwicklung des Immunsystems. Er sei aber kein reiner Neonatologe, sondern in der Kinderheilkunde breit interessiert, betont er. Er arbeitet nicht nur am Erhalt der Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Kompetenzen, sondern auch an der Stärkung der Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, und intensiviert die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Neben dem klassischen Dreiklang der Universitätsmedizin aus Klinik, Forschung und Lehre betrachtet Härtel die Gremienarbeit als sein viertes wichtiges Aufgabenfeld: „Als Pädiater müssen wir auch die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Politik und Gesellschaft vertreten.“ 

Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der Kinder -und Jugendmedizin und zur Krankenhausreform: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!

Deshalb möchte Christoph Härtel, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) ist, bei der Jubiläumsfeier der Universitäts-Kinderklinik Würzburg am 5. November nicht nur zurückblicken, sondern auch nach vorne schauen. Nach einem historischen Rückblick wird es eine Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der Kinder- und Jugendgesundheit mit Beteiligung der Politik, Eltern und Medizin geben. Ein wichtiges Thema wird sein, was wir gemeinsam für ein gutes Aufwachsen von Kindern in Zeiten knapper Ressourcen tun können. Welchen Stellenwert hat Prävention in der Kindheit? Wie können wir eine zukunftssichere Kinder- und Jugendmedizin gewährleisten? Die aktuelle Krankenhausreform plant an den Bedürfnissen von Kindern vorbei. Wenn sie so umgesetzt wird, dann ist eine spezielle Kinder- und Jugendmedizin, wie sie für viele seltene akute und chronische Erkrankungen des Kindesalters erforderlich ist, in der Finanzierung nicht berücksichtigt. Doch Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Sie haben ein Anrecht auf eine kindgerechte, spezialärztliche Behandlung. Das wusste schon König Ludwig I. 

Text: Kirstin Linkamp / Wissenschaftsredaktion

Schwarz weiß Bild der Kinderklinik im Winter - hinten links ist die HNO-Klinik noch im Bau
Kinderklinik: Die Säuglinge waren bereits 1921 in die Chirurgie und Innere des Luitpoldkrankenhauses gezogen. Nachdem im Jahr 1923 die Kinder-, HNO- und Hautklinik offiziell auf dem Campus in Grombühl eröffnet wurden, zogen auch die Kinder ins Luitpoldkrankenhaus - ins heutige Gebäude D4. Auf dem Bild ist die HNO-Klinik noch im Bau. Quelle unbekannt.
Das Bild zeigt Hans Rietschel, der im weißen Kittel einen Säugling untersucht, daneben eine SChwester in Schwestertracht, links schauen drei Studierende in dunklen Anzügen zu.
Lehrszene aus der Kinderklinik. Prof. Dr. Hans Rietschel, der 1927 als Extraordinarius für Kinderheilkunde an die Universität Würzburg berufen wurde, untersucht im Beisein einer Kinderkrankenschwester und Studenten einen Säugling. Das Bild stammt aus einer Festschrift und wurde dem UKW vom Enkel von Hans Rietschel, Dr. Ernst Rietschel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Selbsthilfefreundlichkeit bestätigt: Das Uniklinikum Würzburg erhält erneut Auszeichnung

Das bundesweite Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ hat dem Uniklinikum Würzburg zum dritten Mal die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ verliehen.

Auf dem Bild stehen drei Damen und zwei Herrn bei der Urkundenübergabe vor einer grünen Tafel. Zwei der Damen halten eine Urkunde in der Hand.
Bei der Urkundenübergabe (von links): Ines Krahn (Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“), Privatdozent Dr. Philipp Feldle (Steuerkreis des Projekts Selbsthilfefreundliches Krankenhaus am UKW), Gabriele Nelkenstock (Selbsthilfebeauftragte des UKW), Susanne Just (Stellvertretende Selbsthilfebeauftragte des UKW) und Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus (Stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKW). © Benedikt Knüttel / UKW

Würzburg. Seit dem Jahr 2019 darf sich das Uniklinikum Würzburg (UKW) „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ nennen. Voraussetzung dafür ist das Erfüllen der vom bundesweiten Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ geforderten Qualitätskriterien. Um diesen Titel führen zu dürfen, muss sich das Klinikum alle drei Jahre erneut mit einem Qualitätsbericht bewerben – in diesem Jahr nun bereits zum dritten Mal. Nachdem das Netzwerk die im Bericht belegten Umsetzungs- und Verbesserungsmaßnahmen überprüft hatte, konnte am 27. Oktober 2025 die Wiederauszeichnung gefeiert werden. Dazu kamen rund 200 Gäste aus der Würzburger Selbsthilfe-Szene im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) des UKW zu einer inspirierenden Festveranstaltung zusammen.

Eine wichtige Säule einer ganzheitlichen Heilbehandlung 

Durch den Abend führte Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus. Der Stellvertretende Ärztliche Direktor des UKW wies darauf hin, dass die Auszeichnung nicht nur das Uniklinikum betrifft, sondern gleichermaßen die Selbsthilfekontaktstellen des Aktivbüros der Stadt Würzburg und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Unterfranken e.V. sowie rund 40 Selbsthilfegruppen aus Würzburg. „Zusammen mit der medizinischen Versorgung am UKW stellt die selbstorganisierte Unterstützung von Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen eine wertvolle und gerade in Zeiten des Fachkräftemangels zunehmend wichtigere Säule einer ganzheitlichen Heilbehandlung dar“, betonte der Professor, der am UKW die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik leitet.
Welche Kraft die Selbsthilfe entfalten kann, verdeutlichte auch Dr. Hülya Düber. In ihrem Festvortrag betonte die Würzburger Bundestagsabgeordnete: „Patientinnen und Patienten sind eben nicht nur Empfänger von medizinischer Behandlung, sondern aktive Gestalter ihrer eigenen Genesung.“ Wenn diese Kraft in ein Krankenhaus hineingetragen werde, verändere sich etwas Grundlegendes: „Die Klinik wird dann nicht nur ein Ort der Therapie, sondern ein Ort der Begegnung, der Ermutigung und der Teilhabe“, so Dr. Düber.

Dass der Prozess der Selbsthilfefreundlichkeit am UKW so erfolgreich gestartet und weitergeführt werden konnte, liegt laut dem Würzburger Oberbürgermeister Martin Heilig in erster Linie am hohen Engagement vieler einzelner Akteurinnen und Akteure. In seiner Ansprache zollte er in diesem Zusammenhang namentlich Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, höchste Anerkennung. Diese wiederum beschrieb das unvergleichliche Miteinander und die tragende Stärke der Selbsthilfe in Form eines Gedichtes – ein emotionaler Beitrag, der bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut ankam.

Ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft für die Region

Die Erstauszeichnung des UKW im Jahr 2019 galt als bayernweites Leuchtturmprojekt. Beim diesjährigen Festakt wies Kathrin Speck, die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Unterfranken, erfreut darauf hin, dass mittlerweile in der Region viele weitere Kliniken diesem Beispiel gefolgt seien und Unterfranken bei selbsthilfefreundlichen Krankenhäusern aktuell im Freistaat zahlenmäßig eine Führungsposition einnehme.

Als offiziellen Akt der Wiederauszeichnung überreichte Ines Krahn vom Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ die entsprechenden Urkunden an Gabriele Nelkenstock, an Susanne Just, die stellvertretende Selbsthilfebeauftragte des UKW, an Privatdozent Dr. Philipp Feldle, neues Mitglied des Steuerkreises, und an Prof. Ernestus.
Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch den fröhlich-chaotischen Auftritt der Klinik-Clowns Machnix und Schlawine. Dabei traf eine Textzeile ihres finalen Songs auf humoristische Weise den Geist der gesamten Feier: „Zusammen sind wir gut und stark und schön und toll!“

Text: Pressestelle / UKW
 

Zwei neue Seelsorger am Uniklinikum Würzburg

Klaus Buchner und Andreas Kees sind seit Anfang Oktober 2025 Mitglieder des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg.

Das Bild zeigt die beiden neuen Mitglieder des Seelsorgeteams am UKW.
Klaus Buchner (links) und Andreas Kees sind seit diesem Herbst Teil des Seelsorgeteams am Uniklinikum Würzburg. Foto: Peter Meyer / UKW

Würzburg. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres verstärken zwei neue Seelsorger das ökumenische Seelsorgeteam des Uniklinikums Würzburg (UKW). Klaus Buchner (Jahrgang 1968) ist evangelischer Diakon, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Zuletzt war er Leiter des Brüderhauses im mittelfränkischen Rummelsberg sowie Stellvertretender Leiter der Rummelsberger Brüderschaft. Die Brüderschaft ist eine Gemeinschaft von Diakonen und ihren Partnerinnen und Partnern, die sich aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus für Menschen engagieren und dabei für eine Kultur der Achtsamkeit und des Miteinanders eintreten.
„Angetrieben von der Frage, worum es wirklich geht und was tatsächlich wichtig ist, setze ich mich seit einigen Jahren näher mit Verlust, Sterben und Trauer auseinander“, schildert Buchner. So war er zum Beispiel als Hospizbegleiter im Hospiz-Team Nürnberg und als Trauerbegleiter im dortigen Trauerberatungszentrum tätig. Im Juli 2025 schloss er zudem eine Klinische Seelsorgeausbildung am KSA-Institut im Haus Tobias in Augsburg ab.

Mensch an der Seite von Menschen

„Als Diakon verstehe ich mich als Mensch an der Seite von Menschen. Meine Berufung sehe ich in der direkten Begegnung und in der Begleitung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen“, erläutert der Klinikseelsorger seine Motivation. Seelsorge ist für ihn ein Akt des Miteinanders und ein Angebot des Trostes, der Hoffnung und vor allem des Zuhörens, das weit über religiöse Grenzen hinausreicht. „Mit diesem Verständnis versuche ich, jedem Menschen, der in Not ist, aus vollem Herzen und ganzer Hingabe beizustehen – sei es nur in einem kurzen Moment oder über einen längeren Zeitraum hinweg“, unterstreicht der Diakon.
Am UKW zählen die Kinderklinik und die Kinderonkologie zu seinen Einsatzschwerpunkten. Nach den ersten Wochen an der neuen Wirkungsstätte kann Klaus Buchner erfreut berichten: „Ich erlebe und begegne hier Menschen, egal welcher Profession, die sich zum Wohl der Patientinnen und Patienten einsetzen und zusammenwirken. Darin geben sie täglich Antworten auf die Frage, worum es wirklich geht.“

Im neuen Arbeitsfeld weiter wachsen

Der zweite Neuzugang des Seelsorgeteams ist Pastoralreferent Andreas Kees (Jahrgang 1985). Vor seinem Wechsel ans UKW war er zuletzt acht Jahre als Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im Bistum Würzburg tätig. Der gebürtige Würzburger studierte in Benediktbeuern Soziale Arbeit und Theologie. Für das Theologie-Hauptstudium wechselte er an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und schloss dort 2013 mit dem Diplom ab. Als Pastoralassistent für die Pfarreiengemeinschaft „Ochsenfurt – Sankt Andreas mit Sankt Burkard, Sankt Thekla, Kleinochsenfurt – Maria Schnee“ trat er im selben Jahr in den Dienst des Bistums Würzburg. Seit 2017 ist er Pastoralreferent. 
„In meiner bisherigen Laufbahn konnte ich bei zwei Gelegenheiten Erfahrungen in der Klinikseelsorge sammeln: zum einen am UKW bei einem Praktikum während meines Theologiestudiums und zum anderen an der Uniklinik Mainz bei einem Kurs während der Pastoralreferenten-Ausbildung“, beschreibt Kees und fährt fort: „Daran möchte ich anknüpfen und nach der tollen Zeit in der kirchlichen Jugendarbeit in einem ganz neuen Arbeitsfeld persönlich weiter wachsen.“ 
Er freut sich darauf, die Patientinnen und Patienten, deren Angehörige sowie das Krankenhauspersonal zu begleiten, ihnen zuzuhören und ihre Sorgen zu teilen. „Mir ist bewusst, dass ich dabei immer wieder mit schweren Situationen und Schicksalsschlägen konfrontiert werde, aber das gehört nun mal auch zum Leben dazu“, unterstreicht der Ehemann und zweifache Vater. Aktuell ist er für drei Stationen des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) und zwei Stationen der Kopfklinik zuständig.
„Meine ersten Tage hier am UKW waren geprägt vom Staunen über die Größe und die Abläufe des Klinikums, aber auch von der Freude, Teil dieses Komplexes und seiner Beschäftigten zu sein“, sagt Kees. Durch die Hilfe seiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Seelsorgeteam und die gute Einarbeitung habe er sich schnell an der neuen Arbeitsstätte wohlgefühlt.

Text: Pressestelle / UKW
 

Das Bild zeigt die beiden neuen Mitglieder des Seelsorgeteams am UKW.
Klaus Buchner (links) und Andreas Kees sind seit diesem Herbst Teil des Seelsorgeteams am Uniklinikum Würzburg. Foto: Peter Meyer / UKW

Infoabend: Gesunde Gefäße – gesundes Herz

Im Zusammenhang mit den bundesweiten Herzwochen informiert das Uniklinikum Würzburg am 13. November 2025 alle Interessierten über Durchblutungsstörungen durch verengte Herzkranzgefäße – und wie man diesem Herzinfarktrisiko vorbeugen kann.

Grafische Darstellung von verengten Herzkranzgefäße
Bei der koronaren Herzerkrankung verengen Ablagerungen die Herzkranzgefäße und stören die Durchblutung des Herzmuskels – bis hin zum Herzinfarkt. © Deutsche Herzstiftung/medical ARTWORK

Würzburg. Die Deutsche Herzstiftung widmet ihre diesjährigen bundesweiten Herzwochen zwischen dem 1. und 30. November der koronaren Herzkrankheit (KHK) als verbreiteter Grunderkrankung und Vorstufe des Herzinfarkts. Die Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW) nimmt das Motto der Aktionswochen „Gesunde Gefäße – gesundes Herz: Den Herzinfarkt vermeiden“ gerne auf und lädt unter diesem Titel alle Interessierten am Donnerstag, 13. November 2025, zu einem Informationsabend ein. Bei der kostenlosen Veranstaltung im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) des UKW an der Oberdürrbacher Straße geben Expertinnen und Experten der Klinik in Kurzvorträgen Antworten auf zentrale Fragen zur KHK: Wie kommt es zu Verengungen der Herzkranzgefäße, und warum sind diese so gefährlich? Wie lassen sich Übergewicht, Blutzuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörungen als wesentliche Risikofaktoren der KHK behandeln? Wenn schon Verengungen vorliegen – welche Therapieoptionen gibt es? Was bewirken Reha und Herzsport bei KHK? Und kann man durch Impfen Herzinfarkten vorbeugen? Weiterhin werden die Ziele und Leistungen der Deutschen Herzstiftung vorgestellt. Bei einer Publikumsrunde besteht zudem die Chance, kompetente Antworten auf individuelle Fragen zu erhalten.
Der Infoabend beginnt um 18:00 Uhr und endet gegen 20:00 Uhr. Für die Teilnahme ist keine Anmeldung erforderlich.

Über die koronare Herzkrankheit

Damit das Herz seine lebenswichtige Arbeit dauerhaft rund um die Uhr leisten kann, muss es ausreichend mit Blut versorgt werden. Diese Aufgabe übernehmen die auch als Herzkranzgefäße bezeichneten Koronararterien. Kommt es dort zu Ablagerungen – sogenannten Plaques – können die Gefäße zunehmend verengen, umgangssprachlich „verkalken“. Dieser Prozess wird als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Sie ist Grunderkrankung und Vorstufe des Herzinfarkts. Gleichzeitig ist die KHK mit rund 540.000 Krankenhausaufnahmen die häufigste Herzerkrankung in Deutschland und die führende Todesursache mit 126.000 Todesfällen pro Jahr, davon 46.600 Herzinfarkt-Sterbefälle. „Trotz des Erfolgs der Herz-Kreislauf-Medizin, die KHK-Todesrate in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zu senken, ist der Handlungsdruck – besonders im Bereich der Prävention – weiterhin hoch. Deshalb begrüßen wir den Impuls, der von den diesjährigen Herzwochen ausgeht“, unterstreicht Prof. Dr. Ulrich Hofmann, Geschäftsführender Oberarzt der Medizinischen Klinik I des UKW.

Text: Pressestelle / UKW

Grafische Darstellung von verengten Herzkranzgefäße
Bei der koronaren Herzerkrankung verengen Ablagerungen die Herzkranzgefäße und stören die Durchblutung des Herzmuskels – bis hin zum Herzinfarkt. © Deutsche Herzstiftung/medical ARTWORK

Sensibilisierung für Veranlagung und Vorbeugung von Krebs

Universitätsklinikum Würzburg beteiligt sich an europäischer Initiative „PreventNCD“ zur Krebsprävention

 

Im Rahmen der europäischen Initiative „PreventNCD“ will das UKW durch innovative genetische Diagnostik und telemedizinische Beratung Krebserkrankungen frühzeitig erkennen und besser verhindern. Unter der Leitung von Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann wird ein neues, interdisziplinäres Modell entwickelt, das moderne Technologien und die Expertise von „Genetic Counselors“ kombiniert, um die Krebsprävention in Europa zu verbessern.

 

Die vier Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter stehen nebeneinander im Gang des Zentrums für Innere Medizin.
Engagieren sich in der europäischen Joint Action „Prevent Non-Communicable Diseases“ (PreventNCD): Annalisa Musola, Nele Löcher, Marie Schnürer, Matt McCrary und Anke Katharina Bergmann (v.l.n.r.) vom Institut für Klinische Genetik und Genommedizin (KGGM) am UKW. © Robert Wenzl / UKW
Porträts von J. Matt McCrary und Anke K. Bergmann vor Karte von Europa im Umriss und EU-Sternen
Dr. J. Matt McCrary koordiniert die Würzburger Projektbeteiligung an der europäischen Joint Action „Prevent Non-Communicable Diseases“ (PreventNCD). Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann leitet das Projekt. Collage: UKW / privat / Canva

Würzburg. „Wir müssen weg von der Reparaturmedizin hin zur Gesundheiterhaltung.“ Mit diesen Worten stellte Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach am 1. Oktober den Masterplan Prävention des Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention vor. 250 konkrete Maßnahmen wurden im Masterplan festgelegt – von landesweit kostenlosen, niedrigschwelligen Sportangeboten über Qualitätsverbesserung des Schulessens bis hin zu neuen Vorsorgemöglichkeiten. Prävention wird auch am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) großgeschrieben. Seit kurzem ist das UKW offizieller Kooperationspartner der europäischen Joint Action „Prevent Non-Communicable Diseases“ (PreventNCD). In dieser Initiative arbeiten 25 europäische Länder zusammen, um neue Präventionsstrategien und Überwachungssysteme für nicht übertragbare Erkrankungen (NCD) zu entwickeln – mit einem besonderen Fokus auf Krebs. Das Ziel von PreventNCD besteht darin, frühe Risikofaktoren zu identifizieren und eine individuelle, präventive Versorgung zu etablieren, die zur zeitigen Diagnose, besseren Behandlung und idealerweise zur Vermeidung von Krebserkrankungen führt.

Neue innovative Versorgungsmodelle: KI und Genetic Counselors zur Früherkennung genetischer Krebsrisiken 

„Die frühzeitige Identifikation genetischer Risikofaktoren ist entscheidend, um Krebserkrankungen gezielt zu diagnostizieren und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern“, erklärt Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann, Projektleiterin am UKW. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich darauf, die genetische Beratung und Diagnostik für Krebspatienten bis 35 Jahre zu optimieren. Moderne digitale Tools, die mit künstlicher Intelligenz die medizinischen Unterlagen der Patientinnen und Patienten analysieren, sollen auf genetische Risikofaktoren hinweisen. Wird ein solcher Risikofaktor erkannt, erfolgt eine gezielte Weiterverweisung an spezialisierte genetische Beraterinnen und Berater.

Die Einbindung der sogenannten „Genetic Counselors“ ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts. Sie sind speziell ausgebildet, um Patientinnen und Patienten bei der Interpretation genetischer Informationen zu unterstützen und weitere Schritte der genetischen Beratung, Diagnostik und Einleitung von Präventionsmaßnahmen zu koordinieren. „In Deutschland sind Genetic Counselors noch keine offiziell anerkannte Berufsgruppe, aber ihre Arbeit ist essentiell, um die Fachärztinnen und Fachärzte für Humangenetik zu entlasten und ihnen zu ermöglichen, sich auf komplexere diagnostische und therapeutische Entscheidungen zu konzentrieren“, so Dr. J. Matt McCrary, Koordinator des Projektes. 

Telemedizinische Ansätze für eine breitere Versorgung

Ein weiteres Ziel der Initiative ist es, durch den Einsatz von Telemedizin den Zugang zur genetischen Beratung für Patienten in ländlichen oder abgelegenen Regionen zu verbessern. Telemedizinische Beratung hat sich bereits in anderen Projekten, wie etwa dem OnkoRisk-NET-Projekt, als sehr erfolgreich erwiesen. Anke Katharina Bergmann erklärt: „In OnkoRisk-NET nutzten neun von zehn Patienten ein telemedizinisches Aufklärungsgespräch, während nur 30 bis 40 Prozent der Patientinnen und Patienten, die eine traditionelle Telefonnummer eines Humangenetikers erhielten, den Termin wahrnahmen.“ Auch im EU-Projekt CAN.HEAL arbeiteten Bergmann und McCrary bereits an der Implementierung telemedizinischer Ansätze in die genetische Beratung.

Ziel der Studien und Analysen ist es, administrative Engpässe zu verringern, standardisierte Prozesse zu schaffen und eine genetische Beratung zu entwickeln, die für alle Patientinnen und Patienten in Europa zugänglich ist. Anke Bergmann erklärt: „Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wollen wir nicht nur die genetische Diagnostik und Beratung verbessern, sondern auch wirksame Präventionsstrategien entwickeln, die europaweit implementiert werden können.“

Frühzeitige Erkennung genetischer Prädispositionen für eine bessere Krebsprävention

Etwa zehn Prozent aller Krebserkrankungen sind genetisch bedingt. Besonders bekannt sind die BRCA1- und BRCA2-Mutationen, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöhen. Doch auch andere genetische Prädispositionen, wie das Li-Fraumeni-Syndrom oder Tumore im Kindesalter, erfordern eine frühe Identifikation. Bergmann betont, dass, obwohl in vielen Bereichen der genetischen Früherkennung bereits Fortschritte erzielt wurden, noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist, um das volle Potenzial der genetischen Diagnostik auszuschöpfen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil von PreventNCD ist die Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten und medizinischem Personal in der genetischen Früherkennung. „Wir müssen das Bewusstsein für die Relevanz der genetischen Diagnostik in Kliniken und Praxen wecken und Ärzten die Scheu vor genetischen Untersuchungen nehmen“, erklärt Anke Bergmann. Insbesondere das Gendiagnostikgesetz (GenDG) in Deutschland, das strikte regulatorische Vorgaben für genetische Tests vorsieht, sorgt häufig für Unsicherheiten unter Ärztinnen und Ärzten. Dabei sind genetische Untersuchungen bei Erkrankungen mit nachgewiesener oder vermuteter genetischer Komponente nicht nur erlaubt, sondern in vielen S3-Leitlinien ausdrücklich vorgesehen.

Mit der Beteiligung an der EU-Initiative PreventNCD verfolgt das UKW das Ziel, die Krebsprävention und -behandlung auf ein neues Level zu heben. „Unser Ziel ist es, Patientinnen und Patienten mit genetischer Prädisposition frühzeitig zu identifizieren, die Ursachen zu diagnostizieren und konkrete Maßnahmen für eine verbesserte Therapie und Nachsorge abzuleiten“, so Prof. Bergmann abschließend.

Weitere Informationen

Mit dem Masterplan Prävention, der den Bayerischen Präventionsplan vom 2015 ablöst, bündelt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention die Kräfte für mehr Gesundheitsbewusstsein, Gesundheitsförderung, Vorsorge und Früherkennung in Bayern. Damit jede und jeder den ganz persönlichen „Masterplan Prävention“ finden kann. Webseite: Vorsorge - Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention

Zum Thema Tumorprädisposition gibt es am UKW im Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) eine neue in ihrer Interdisziplinarität einzigartige Sprechstunde zwischen Onkologie (Privatdozentin Dr. Barbara Deschler-Baier), Humangenetik (Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann) und Pädiatrie (Prof. Dr. Matthias Eyrich). Zur Webseite des Instituts

Details zu Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann finden Sie in der Pressemeldung vom 14.11.2024 anlässlich ihrer Berufung auf die Professur für Klinische Genetik und Genommedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg.

Details zum neuen Institut für Klinische Genetik und Genommedizin finden Sie in der Pressemeldung vom 30.09.2025.

 

Die vier Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter stehen nebeneinander im Gang des Zentrums für Innere Medizin.
Engagieren sich in der europäischen Joint Action „Prevent Non-Communicable Diseases“ (PreventNCD): Annalisa Musola, Nele Löcher, Marie Schnürer, Matt McCrary und Anke Katharina Bergmann (v.l.n.r.) vom Institut für Klinische Genetik und Genommedizin (KGGM) am UKW. © Robert Wenzl / UKW
Porträts von J. Matt McCrary und Anke K. Bergmann vor Karte von Europa im Umriss und EU-Sternen
Dr. J. Matt McCrary koordiniert die Würzburger Projektbeteiligung an der europäischen Joint Action „Prevent Non-Communicable Diseases“ (PreventNCD). Prof. Dr. Anke Katharina Bergmann leitet das Projekt. Collage: UKW / privat / Canva