Aktuelle Pressemitteilungen

Spende des Lions Club Mittelmain-Karlstadt ermöglicht wachstumslenkende Helme für Drillinge

Die frühgeborenen Drillinge einer ukrainischen Familie benötigten dringend wachstumslenkende Kopforthesen, um Asymmetrien ihrer Schädel auszugleichen. Finanziell unterstützt vom Lions Club Mittelmain-Karlstadt konnte das Craniofaciale Centrum des Uniklinikums Würzburg rechtzeitig die entsprechenden Spezialhelme anfertigen.

Die jetzt mit Kopforthese versorgten Drillinge Amira, Amina und Abdul zusammen mit Sarah Zürrlein vom Craniofazialen Centrum, Mutter Victroiia Achlak, PD Dr. Felix Kunz, Vater Abdul Salam Achlak und Jürgen Czalla, Präsident des Lions Clubs Mittelmain-Karlstadt. Bild: UKW / Alina Privitera

Würzburg / Karlstadt. Victroiia und Abdul Salam Achlak sind seit dem Frühjahr 2022 in Deutschland. Sie mussten zu Beginn des Ukraine-Krieges ihr Zuhause in Odessa verlassen. Abdul Salam Achlak, der in der Ukraine ein zahnmedizinisches Studium absolvierte, durchläuft derzeit einen Fachsprachkurs, damit seine Ausbildung hierzulande anerkannt wird und er in naher Zukunft als Zahnarzt in Deutschland arbeiten darf. Im Mai 2023 kamen die Drillinge der Eheleute – Amina, Amira und Abdul – als Frühchen in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt. Aufgrund der Frühgeburtlichkeit war eine verlängerte Hospitalisierung der Säuglinge in den ersten Lebensmonaten erforderlich. Im Verlauf der ersten Lebenswochen bildete sich bei allen drei Kindern eine ausgeprägte lagerungsbedingte Kopfasymmetrie aus. Umlagerungsversuche und physiotherapeutische Maßnahmen konnten die Schädelverformungen nur teilweise ausgleichen. Als weitere Behandlungsmöglichkeit blieb die Kopforthesentherapie. Hierbei wird durch individuell gefertigte Helme das weitere Kopfwachstum der Säuglinge so gelenkt, dass sich die Asymmetrien ausgleichen.

Schnelles Handeln war gefragt

Die Möglichkeit, eine Kopforthesentherapie zu starten, endet gegen Ende des ersten Lebensjahres, sodass eine schnelle Versorgung der Drillinge nötig war. Als weiteres Problem kam hinzu, dass die Kopforthesentherapie aktuell keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen ist und die Kosten von etwa 2.000 Euro pro Kind nur in Einzelfällen übernommen werden. Durch die Physiotherapeutin der Drillinge erfuhr der Lions Club Mittelmain-Karlstadt von der Situation der jungen Familie. Dessen Präsident, Jürgen Czalla, nahm daraufhin umgehend Kontakt mit dem Craniofacialen Centrum des Uniklinikums Würzburg (UKW) auf. Wegen dessen großen Einzugsgebiet stellen sich jährlich viele hundert Eltern mit ihren Säuglingen aufgrund ausgeprägter Kopfasymmetrien in der interdisziplinären Einrichtung vor – einige entscheiden sich dann schlussendlich zur Kopforthesentherapie.

Mit einer Spende von 3.800 Euro übernahm der Lions Club Mittelmain-Karlstadt einen bedeutenden Teil der Behandlungskosten für Amina, Amira und Abdul, sodass die Spezialhelme für sie am UKW schnell und unbürokratisch angefertigt werden konnten.

Jeder Helm eine Maßanfertigung

Dazu vermaßen die Spezialistinnen und Spezialisten des Craniofacialen Centrums zunächst mittels 3D-Stereophotogrammetrie hochpräzise die Kopfform der Drillinge. Bei dem Verfahren wird durch synchronisierte Fotokameras mit einer Aufnahmezeit von unter 1,5 Millisekunden strahlungsfrei ein dreidimensionaler Datensatz des Kopfes generiert. Anhand der jeweiligen Datensätze konnten für die Geschwister anschließend die Kopforthesen individuell designt und hergestellt werden. Diese müssen sie nun etwa sechs Monate lang täglich 23 Stunden lang tragen. „Aufgrund des noch rechtzeitigen Therapiebeginns ist davon auszugehen, dass die Kinder am Behandlungsende mit weitestgehend symmetrischen Köpfen in ihr weiteres Leben gehen können“, freut sich Privatdozent Dr. Felix Kunz von der Poliklinik für Kieferorthopädie des UKW, der die medizinische Versorgung der Drillinge im Craniofacialen Centrum leitet.

Hatte schon der Neandertaler eine Fettleber?

Was uns die Archäogenetik über Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagt – Publikation im Fachjournal Gut

 

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitätskliniken Würzburg (UKW) und Homburg (UKS) und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) in Leipzig ermöglicht wichtige neue Einblicke in die evolutionären Grundlagen menschlicher Stoffwechselerkrankungen. Die relevanteste Genvariante, die für Fettlebererkrankungen verantwortlich ist, stammt aus der Zeit vor der Abspaltung vom Neandertaler. In alten Genomen dieser archaischen Menschen lag die Häufigkeit der Variante des PNPLA3-Gens bei 100 Prozent, möglicherweise aufgrund von Vorteilen bei der Kälteanpassung.

 

Grafik zur Evolution und Verbreitung der Fettleber-Genvariante
Vorhandensein der PNPLA3 rs738409-Genvariante bei modernen und archaischen Menschen, wobei die großen Menschenaffen die ursprüngliche Variante, den Wildtyp tragen. © UKW
Rekonstruktion von Neandertalern in einer Höhle
Rekonstruktion einer Neandertalergruppe. Was können uns archäogenetischen Erkenntnisse über die Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagen? © Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia. Project and realization of the Museum: Zeljko Kovacic and Jakov Radovcic.

Würzburg. Ein bisschen Fett ist ok. Wenn die Leber als zentrales Organ des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels aber mehr Fett speichern muss, als sie abbauen kann, spricht man von einer Fettleber. 30 Prozent der modernen Bevölkerung sind von dieser sogenannten Steatose betroffen. „Und mit der Zahl der Übergewichtigen steigt die Zahl unserer Patientinnen und Patienten“, warnt Prof. Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Jeder Fünfte mit einer Fettleber erkrankt an einer Fettleberhepatitis. Die Entzündung kann zu schweren Vernarbungen - Fibrose und Zirrhose - sowie zu Krebs führen. Doch nicht nur Umweltfaktoren wie Überernährung und Bewegungsmangel, sondern auch genetische Veranlagungen können eine Fettleber verursachen.

DNA von 10.000 alten und modernen Menschen analysiert

Eine bekannte und relevante Rolle bei der Entwicklung einer Fettlebererkrankung spielt die häufige Variante rs738409 des PNPLA3-Gens (siehe Infokasten). Während die Variante in afrikanischen Ländern eher selten auftritt - in Kenia liegt die Häufigkeit bei 8 Prozent - tragen in Mesoamerika rund 70 Prozent das Risiko-Allel, Spitzenreiter ist Peru mit 72 Prozent. Wie kommt es zu dieser auffallend heterogenen globalen Präsenz des Risiko-Allels? Wo liegt der Ursprung der PNPLA3-Variante rs738409? Diese Fragen beschäftigten den anthroplogisch interessierten Andreas Geier schon länger. Er kontaktierte Prof. Dr. Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (MPI-EVA), der im Jahr 2022 für die Sequenzierung des Genoms der Neandertaler mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Pääbo stellte den Kontakt zur Abteilung Archäogenetik her, deren Direktor, Prof. Dr. Johannes Krause, der erste genetische Nachweis eines Denisova-Menschen gelang. Der Denisova-Mensch lebte vor rund 40.000 Jahren im sibirischen Altai-Gebirge und gilt neben Homo sapiens und Neandertaler als dritte Population der Gattung Homo. 

Gemeinsam mit Stephan Schiffels, Leiter der Arbeitsgruppe Populationsgenetik am MPI-EVA, Prof. Dr. Marcin Krawczyk vom UKS und seinem Doktoranden Jonas Trost analysierte Andreas Geier die DNA von mehr als 10.000 archaischen und modernen Menschen aus aller Welt. Darunter sind alle 21 verfügbaren Neandertaler-Genome und zwei Denisovaner-Genome sowie der weltweit einzige Hybrid, das Urzeit-Kind mit einer Neandertaler-Mutter und einem Denisovan-Vater. 

Primaten tragen Wildtyp, Frühmenschen 100 % Risiko-Allel

„Überraschenderweise trugen alle archaischen Menschen, die vor 40.000 bis 65.000 Jahren lebten, ausschließlich das Risiko-Allel, was auf eine Fixierung des Varianten-Allels bei ihren gemeinsamen Vorfahren hindeutet“, erklärt Andreas Geier und geht im menschlichen Stammbaum noch weiter zurück. „Bei der Analyse der Referenzgenomsequenz von Primaten wurde deutlich, dass die Menschenaffen, vom Orang-Utan über Gorilla bis zum Schimpansen und Bonobo, eine ursprüngliche, weniger riskante Genvariante tragen, einen sogenannten Wildtyp.“

Fettspeicherung sicherte einst das Überleben 

Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Hauptvariante des Fettleber-Gens PNPLA3 bereits vor der Aufspaltung des menschlichen Stammbaums vor mehr als 700.000 Jahren entstanden sein muss (siehe Abbildung 1). Aber warum? Schließlich hat diese Variante ungünstige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Eine Hypothese ist, dass diese und andere Genvarianten, die am Stoffwechsel beteiligt sind, in der Altsteinzeit, dem Paläolithikum, entwickelt wurden, um das Überleben zu sichern. „Insbesondere die Fähigkeit, Fett zu speichern, war wahrscheinlich während des größten Teils der Menschheitsgeschichte von Vorteil, während sie unter den heutigen Lebensbedingungen von Nachteil ist“, erklärt Andreas Geier und zieht zum Vergleich den Habitus von Gänsen heran, die sich vor Langstreckenflügen eine Fettleber anfressen, um genügend Energie an Bord zu haben.

Unterstützt PNPLA3 die Thermogenese? 

PNPLA3 wird auch in der Netzhaut exprimiert. Hier ist es am Stoffwechsel von Vitamin A beteiligt, das das Sehen in der Dämmerung beeinflusst – möglicherweise ein wichtiger Aspekt bei der Jagd. Außerdem kommt es im braunen Fettgewebe vor. „Unsere Beobachtung könnte den Vorteil der Fettspeicherung in kaltem Klima und insbesondere für Neandertaler unter eiszeitlichen Bedingungen unterstreichen“, spekuliert Geier. Für diese Hypothese spricht, dass die PNPLA3-Variante bei 89,3 Prozent der Jakuten-Bevölkerung in der kältesten Region im Nordosten Russlands vorherrscht. Weitere Untersuchungen zur Funktion von PNPLA3 bei der Wärmeproduktion außerhalb der Leber wären laut Geier spannend.

Kein signifikantes Signal für natürliche negative Selektion

Interessant ist auch die Frage nach der natürlichen Selektion. Die Allelfrequenzen rund um den Globus haben sich in den vergangenen 15.000 Jahren kaum verändert. Es gibt im archäogenetischen Datensatz keinen signifikanten Hinweis auf genetische Selektion. Spricht das nicht gegen die Hypothese der natürlichen Selektion im Paläolithikum? Stephan Schiffels rät zur Vorsicht: „Obwohl unsere genomweite Analyse keine signifikanten Signale für natürliche Selektion in den letzten 10.000 Jahren gefunden hat, besteht immer noch die Möglichkeit, dass Selektion in Zeiträumen aktiv war, die älter sind als die, die wir heute statistisch analysieren können“. Angesichts der begrenzten Lebensspanne archaischer Menschen sei es auch nicht überraschend, dass kein Signal in Richtung negativer Selektion gefunden werden konnte, da diese Variante ihre ungünstigen Auswirkungen wahrscheinlich erst im späteren Erwachsenenalter entfaltet und daher weniger wahrscheinlich die Fortpflanzungsdynamik beeinflusst.

Haben wir das Fettleber-Gen von den Neandertalern geerbt? 

Ob wir Menschen die PNPLA3-Variante rs738409 von den Neandertalern geerbt haben, ist laut Andreas Geier die naheliegendste Frage, die sich aus der Studie ergibt, und sie ist nicht ganz unbegründet. So wurde die Genvariante SLC16A11, die unter anderem zu Diabetes Mellitus führt, von den Neandertalern auf die modernen Menschen übertragen, aber nicht an alle. Der Homo neanderthalensis lebte bereits in Europa als der Homo sapiens aus Afrika kam und ein Genaustausch stattfand. In Afrika findet man SLC16A11 nicht, dafür aber Varianten von PNPLA3. Und das spricht gegen einen Gentransfer durch den Neandertaler. „Obwohl er dazu beigetragen haben könnte“, fügt Stephan Schiffels hinzu. „Tatsächlich zeigen unsere nachfolgenden Analysen, dass eines von 1.000 heutigen PNPLA3-Varianten-Allelen aus dem Neandertaler-Genom stammen könnte.“ 


Förderung und Publikation: 
Die mit finanzieller Unterstützung des European Research Council (ERC) im EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 (grant agreement number 851511) gewonnenen Erkenntnisse wurden im renommierten Fachjournal für Gastroenterologie und Hepatologie Gut publiziert: Andreas Geier, Jonas Trost, Ke Wang, Clemens Schmid, Marcin Krawczyk, Stephan Schiffels: PNPLA3 fatty liver risk allele was fixed in Neanderthals and segregates neutrally in humans. Gut. Published Online First: 08 March 2024. doi: 10.1136/gutjnl-2023-331594

Das PNPLA3-Gen ist für die Produktion eines Enzyms namens Patatin-like Phospholipase Domain-containing Protein 3 (PNPLA3) verantwortlich. Das Enzym ist an Prozessen beteiligt, die die Speicherung und Freisetzung von Fetten regulieren. Mutationen oder genetische Varianten im PNPLA3-Gen können die Aktivität dieses Enzyms beeinflussen und damit den Fettstoffwechsel in der Leber verändern. So ist ein bestimmter genetischer Polymorphismus mit dem Referenzmarker rs738409 im PNPLA3-Gen mit einem erhöhten Risiko für eine Fettlebererkrankung assoziiert. Diese Variationen können dazu führen, dass die Leber mehr Fett speichert und weniger effizient abbaut, was zu einer Fettansammlung in der Leber führt und das Risiko für Lebererkrankungen erhöht.
 

Grafik zur Evolution und Verbreitung der Fettleber-Genvariante
Vorhandensein der PNPLA3 rs738409-Genvariante bei modernen und archaischen Menschen, wobei die großen Menschenaffen die ursprüngliche Variante, den Wildtyp tragen. © UKW
Rekonstruktion von Neandertalern in einer Höhle
Rekonstruktion einer Neandertalergruppe. Was können uns archäogenetischen Erkenntnisse über die Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagen? © Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia. Project and realization of the Museum: Zeljko Kovacic and Jakov Radovcic.

Statt Geschenke Spenden für den Aufbau einer Frauenmilchbank

Weil ihr das Thema Muttermilch sehr am Herzen liegt und die Stillberaterinnen des Uniklinikums Würzburg sie in den ersten Wochen nach der Geburt ihres Sohnes beim Stillen intensiv und herzlich unterstützt haben, sammelt eine Mutter Spenden für den Aufbau der neuen Frauenmilchbank in der Kinderklinik.

Gruppenfoto bei der Spendenübergabe an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Tamara Kirtz unterstützt den Aufbau einer Frauenmilchbank am UKW mit 1.500 Euro. Zu sehen ist: von links: Tamara Kirtz mit Sohn Max, Dr. Pia Paul (Oberärztin Kinderklinik UKW), Natalie Seeberger (Pflegekraft und Stillberaterin UKW) und Ina Schmolke (Erste Vorsitzende KIWI e.V.). © Annika Wolf / UKW
Spendenübergabe an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Tamara Kirtz unterstützt den Aufbau einer Frauenmilchbank am UKW mit 1.500 Euro. V. l.: Tamara Kirtz mit Sohn Max, Dr. Pia Paul (Oberärztin Kinderklinik UKW), Natalie Seeberger (Pflegekraft und Stillberaterin UKW) und Ina Schmolke (Erste Vorsitzende KIWI e.V.). © Annika Wolf / UKW

Würzburg. Zu ihrem 36. Geburtstag hat sich Tamara Kirtz etwas Besonderes überlegt. Statt Geschenken wünschte sie sich Geld für eine Spende an das Ernährungszentrum für Säuglinge und Frühgeborene in der Kinderklinik des Würzburger Universitätsklinikums (UKW). 1.500 Euro kamen zusammen. Sie fließen nun in den Aufbau der neuen Frauenmilchbank. 

„Das Thema Muttermilch liegt mir sehr am Herzen“, sagt Tamara Kirtz, deren Sohn Max mit Trisomie 21 zur Welt kam. „Nach der Geburt von Max wurde ich in der Frauenklinik und in der Kinderklinik des UKW super unterstützt. Die Ärzte und Pflegekräfte halfen mir, mit der neuen Lebenssituation zurechtzukommen, und die Stillberaterinnen haben mir Mut gemacht, dass ich meinen Sohn stillen kann.“ In seinen ersten Lebenswochen war die ausreichende Nahrungs- und Energiezufuhr eine große Herausforderung. Dabei profitieren gerade Frühgeborene und kranke Babys von den stärkenden Eigenschaften der Muttermilch. „Wenn diese nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht, ist Spenderinnenmilch die beste Alternative“, sagt Natalie Seeberger. Die Stillberaterin und Pflegekraft hat Familie Kirtz von Anfang an betreut. 

Muttermilchmanagement im Ernährungszentrum für Säuglinge

Die für Anfang 2025 geplante Frauenmilchbank wird das Angebot des Ernährungszentrums für Säuglinge und Frühgeborene erweitern, indem es die Ernährung von Babys mit Spenderinnenmilch ermöglicht. Bislang erhalten Früh- und Neugeborene, die in der Würzburger Universitäts-Kinderklinik versorgt werden müssen, nur die Milch der eigenen Mutter. Ein Team aus drei Kinderkrankenschwestern und zwei Diätassistentinnen bereiten die zuvor abgepumpte Muttermilch auf. Die für die kleinen Patientinnen und Patientinnen lebenswichtige Nahrung wird unter strengsten hygienischen Auflagen behandelt, in Flaschen oder Spritzen gefüllt, etikettiert und ausgeliefert. Je nach ärztlicher Anweisung können patientenindividuell Supplemente, wie Fette, Kohlehydrate und Eiweiße, zugesetzt werden.

Ähnlich strenge Auflagen für gespendete Muttermilch wie für Blutspenden

Für gespendete Muttermilch sind die Anforderungen, die es zu erfüllen gilt, noch strenger, ähnlich wie bei Blutspenden. Das erfordert einen hohen Personalaufwand für die Planung und Durchführung. Ein interdisziplinäres Team aus Pflege, Ärzteschaft, Informationstechnologie und Krankenhaushygiene arbeiten intensiv daran, alle Auflagen zu erfüllen und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Zusätzlich müssen für die Frauenmilchbank neue Geräte angeschafft werden, wie etwa ein Pasteurisiergerät sowie neue Gefrierschränke. 

Da Frauenmilchbanken und die Bereitstellung von Spenderinnenmilch in Bayern nicht durch öffentliche Träger unterstützt wird, finanziert das UKW dieses Zusatzangebot aus eigenen Mitteln und mit Spenden. „Wir freuen uns daher sehr über die Geburtstagsgeschenke von Frau Kirtz“, sagt Prof. Dr. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik.

Spenden sind willkommen 

Wer ebenfalls Familien mit Frühgeborenen, chronisch und schwerstkranken Kindern unterstützen möchte, kann sich gern an KIWI wenden. Die Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation e.V. lässt jede Spende ausschließlich und ohne Verwaltungskosten der Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten zugutekommen. Möglich sind zweckgebundene Spenden wie etwa für den Aufbau der Frauenmilchbank, aber auch allgemeine Zuwendungen an den „Bunten Kreis“, der mit einem Nachsorgeteam bestehend aus einem Kinderarzt, fünf Kinderkrankenschwestern, einer Sozialpädagogin und einer Psychologin den Übergang von klinischer High-Tech-Versorgung ins heimische Kinderzimmer sichert. 

Spendenkonto

KIWI Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation e.V.
Sparkasse Mainfranken
IBAN DE91 7905 0000 0000 0262 45
BIC BYLADEM1SWU

Weiterführende Informationen zu KIWI: www.kiwiev.de
 

FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann informierte sich über die Digitalisierung bei Cochlea-Implantaten

Prof. Dr. Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, informierte sich am Uniklinikum Würzburg auf Einladung des dortigen Comprehensive Hearing Centers über die Vorteile der Digitalisierung in der Cochlea-Implantatversorgung.

Beim Treffen an der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik ließ sich Prof. Dr. Andrew Ullmann von PD Dr. Anja Kurz, Prof. Dr. Stephan Hackenberg, Dr. Heike Kühn und Prof. Dr. Kristen Rak über aktuelle Möglichkeiten der Digitalisierung bei der Versorgung mit Cochlea-Implantaten informieren. Bild: UKW / Helmuth Ziegler
PD. Dr. Anja Kurz, die Technische Leiterin des CHC, simulierte mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann die Ferneinstellung eines Cochlea-Implantats. Bild: UKW / Helmuth Ziegler

Würzburg. Am 29. Februar dieses Jahres besuchte Prof. Dr. Andrew Ullmann, Bundestagsabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, das Comprehensive Hearing Centers (CHC) der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik. Die Expertinnen und Experten des interdisziplinären und integrativen Hörzentrums stellten dem Politiker bei dem Treffen die modernen Möglichkeiten der Digitalisierung bei der Vorbereitung, Implantation und Nachsorge von Cochlea-Implantaten (CI) vor. Das CI ist eine Hörprothese für Gehörlose und Ertaubte, deren Hörnerv noch funktionsfähig ist, sowie für hochgradig Schwerhörige, bei denen die Versorgung mit einem Hörgerät nicht mehr ausreicht.

Dr. Heike Kühn, die Geschäftsführerin des CHC, berichtete bei der Veranstaltung, dass seit den Anfängen im Jahr 1991 mittlerweile über 3.500 CIs am Uniklinikum Würzburg (UKW) implantiert wurden. In den vergangenen Jahren hat die Digitalisierung in praktisch alle Bereiche dieser Versorgungsleistung massiv Einzug gehalten – von der präoperativen Evaluation über die Operationen und die nachfolgenden Therapieschritte bis hin zur Nachsorge, wie die Technische Leiterin des CHC, Privatdozentin Dr. Anja Kurz, und Prof. Dr. Kristen Rak, der Stellvertretende Direktor der HNO, erläuterten.

Ferneinstellung des Implantats vorteilhaft, aber nicht abrechenbar

Beispielsweise setzt das CHC erfolgreich ein System ein, mit dem eine Nachsorge der CI-Trägerin oder des CI-Trägers über eine Fernverbindung zuhause möglich ist. Die betreuende Audiologin oder der betreuende Audiologe der Klinik kann über das Smartphone der Nutzerin oder dem Nutzers eine Video- und Audioverbindung aufbauen sowie sich mit dem Cochlea-Implantat selbst verbinden. So können im direkten Austausch Einstellungen an der Hörprothese vorgenommen werden. „Dies bringt der Patientin oder dem Patienten viele Vorteile“, unterstrich Dr. Kurz. Dazu zählen nach ihren Worten Zeit- und Kosteneinsparungen, eine einfachere Integration des Nachsorgetermins in den Alltag und ein schnelleres Beheben von möglichen Funktionsproblemen. Außerdem könnten Menschen mit eingeschränkter Mobilität besser erreicht werden. Aber auch für die Abläufe in der Klinik ist die Ferneinstellung vorteilhaft. „Das System gewährleistet hohe Versorgungsqualität bei gleichzeitig hoher zeitlicher Flexibilität. So können wir diese Services hauptsächlich außerhalb der ‚Klinik-Rushhour‘ in aller Ruhe durchführen“, schilderte Dr. Kurz. Doch trotz der nachweislich vielen Pluspunkte gibt es laut Prof. Dr. Stephan Hackenberg, dem Direktor der HNO-Klinik des UKW, finanzielle Hürden bei der weiteren Etablierung des Systems: „Das Problem ist, dass der derzeitige Leistungskatalog unsere diesbezüglichen Leistungen – sowohl in der vorgehaltenen Infrastruktur, als auch bei den eingesetzten personellen Ressourcen – nicht abbildet. Wir können sie derzeit schlichtweg nicht abrechnen.“

In der Gesprächsrunde im CHC, an der auch Vertreterinnen und Vertreter der CI-Hersteller Advanced Bionics, Cochlear und MED-EL teilnahmen, wurden mit Prof. Ullmann mögliche Lösungswege aus diesem Dilemma diskutiert.

Ullmann: Die fortschrittlichen Technologien müssen den Patienten auch zugutekommen können

Am Ende des Treffens resümierte der Abgeordnete: „Die fortgeschrittenen Technologien und innovativen Ansätze, die ich hier in Würzburg erleben durfte, zeigen deutlich, dass das Comprehensive Hearing Center und das Uniklinikum Würzburg an der Spitze der Cochlea-Implantatversorgung stehen. Ihre Vorreiterrolle in der Digitalisierung der Hörprothesenversorgung ist bemerkenswert und verdient Anerkennung." Ferner unterstrich Ullmann: „Als Politiker müssen wir für gute Rahmenbedingungen für Innovation sorgen. Dazu zählt auch Lösungen für die Finanzierungsprobleme zu finden, um sicherzustellen, dass diese fortschrittlichen Technologien breit zugänglich sind und den Patienten zugutekommen können."

Beim Treffen an der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik ließ sich Prof. Dr. Andrew Ullmann von PD Dr. Anja Kurz, Prof. Dr. Stephan Hackenberg, Dr. Heike Kühn und Prof. Dr. Kristen Rak über aktuelle Möglichkeiten der Digitalisierung bei der Versorgung mit Cochlea-Implantaten informieren. Bild: UKW / Helmuth Ziegler
PD. Dr. Anja Kurz, die Technische Leiterin des CHC, simulierte mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann die Ferneinstellung eines Cochlea-Implantats. Bild: UKW / Helmuth Ziegler

Informationen zum Warnstreik am 11. März / Notfallversorgung gesichert

Würzburg. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat für den 11. März 2024 (Montag) einen ganztägigen Warnstreik an Unikliniken ankündigt. Davon ist auch das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) betroffen. Durch eine Notdienstvereinbarung zwischen der Gewerkschaft und dem Universitätsklinikum ist die Notfallversorgung auch während des Streiks gesichert.

Allerdings sind deutliche Einschränkungen im Rahmen der übrigen Versorgung zu erwarten. So müssen etwa planbare Eingriffe aufgrund des Streiks verschoben werden, wenn dies medizinisch vertretbar ist. Betroffene Patientinnen und Patienten wurden und werden, sofern möglich, von den jeweiligen Kliniken über Terminausfälle und -verschiebungen informiert bzw. gebeten, sich nochmals in der behandelnden Klinik zu erkundigen.

Auch in den Ambulanzen, Sprechstunden und weiteren Bereichen kann es am Streiktag zu Einschränkungen und längeren Wartezeiten kommen.

Anlass der Streikmaßnahmen sind die aktuellen Tarifverhandlungen. Dabei verhandelt die Tarifgemeinschaft Deutscher Länder (TdL) als Arbeitgeberverband mit dem Marburger Bund. Die Abschlüsse gelten dann auch für die Ärztinnen und Ärzte am Universitätsklinikum Würzburg.

25 Millionen US-Dollar für internationale Krebsforschung

Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen von Kindern weltweit. Ein Forschungsteam, an dem die Uni Würzburg beteiligt ist, will das ändern – und hat für seine Arbeit jetzt eine hohe Förderung erhalten.

Martin Eilers und Katrin Trunk zeigen auf einen Bildschirm.
Martin Eilers hat für seine Forschung eine Förderung in Höhe von 25 Millionen US-Dollar erhalten. Im Vordergrund: Katrin Trunk, die wesentlich bei dem Projekt mitarbeiten wird. (Bild: Eilers/JMU; seitlich erweitert mit Firefly)

Mitgeleitet wird das Team von Martin Eilers, Leiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. „Unser Forschungsprojekt heißt KOODAC“, erklärt der Wissenschaftler. „Das steht für ,Knocking-Out Oncogenic Drivers and Curing Childhood Cancer‘ (zu Deutsch: Ausschalten onkogener Treiber und Heilung von Krebs bei Kindern). Unser Ziel ist die Entwicklung von gut verträglichen Medikamenten, die Krebszellen bei Kindern sehr gezielt ausschalten können.“ Standard für die Behandlung von Krebs in dieser Altersgruppe sind derzeit noch Chemo- und Strahlentherapien, die – selbst wenn sie erfolgreich sind – mit starken Nebenwirkungen einhergehen. „Häufig liegen diesen Therapien Wirkstoffe zugrunde, die schon vor Jahrzehnten entwickelt wurden. In den letzten 20 Jahren gab es kaum Heilungsfortschritte.“

Gefördert wird das Forschungsvorhaben mit bis zu 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 23 Millionen Euro) von Cancer Grand Challenges – eine globale Finanzierungsinitiative, die von Cancer Research UK und dem National Cancer Institute in den USA mitbegründet wurde. Diese unterstützt weltweit Wissenschaftsprojekte, die sich den größten ungelösten Fragen der Krebsforschung widmen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren finanziert sie das Team aus Forschenden, Patientenvertretern und Industrierunternehmen. „Bei uns arbeiten Forschende von Weltrang interdisziplinär zusammen“, sagt Eilers. „Es sind kluge Köpfe aus den Fächern Strukturbiologie, Biochemie, pädiatrische Onkologie und medizinische Chemie aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Österreich und Deutschland.“ Die Teamleitung übernimmt Eilers gemeinsam mit der US-amerikanischen Medizinerin Yaël Mossé vom Children´s Hospital Philadelphia.

Darum geht es bei der Forschung von KOODAC

Zum Hintergrund: Krebs wird durch Mutationen der DNA von Zellen verursacht. Diese können dazu führen, dass Zellen Proteine produzieren, die normalerweise nicht ihn ihr vorkommen und das Krebswachstum antreiben, sogenannte Onkoproteine. Zwar kann die Medizin einige diese Onkoproteine bereits mit Medikamenten behandeln – den Großteil allerdings nicht. Und zu diesem Großteil gehören fast alle Onkoproteine, die das Krebswachstum bei Kindern befeuern. KOODAC will dieses Problem lösen und setzt dazu auf eine bahnbrechende neue Technologie namens „Target Protein Degredation“ (zu Deutsch: gezielter Abbau von Proteinen).

Kern dieses Behandlungsansatzes ist eine neue Generation von Medikamenten, die sogenannten „Degrader“ (zu Deutsch: Abbauer). Diese können Onkoproteine gezielt über ein Abbausystem für Proteine auflösen und unwirksam machen, das in allen Zellen vorhanden ist. In der Folge stirbt die mutierte Krebszelle. Anders als Chemo- oder Strahlentherapien sind Degrader nicht toxisch und erzeugen deshalb weniger Nebenwirkungen. Zudem können sie können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Das macht sie zu einem idealen Werkzeug auch im Kampf gegen Hirntumore. Verabreichbar sind Degrader als Tabletten oder in flüssiger Form.

Konkret geht es KOODAC um die Entwicklung von Medikamenten gegen fünf Krebsarten, die im Kindesalter häufig vorkommen: Neuroblastom, Medulloblastom, Ewings-Sarkom und Rhabdomyosarkom sowie eine Form des Leberzellkarzinoms. Das Team wird von Cancer Research UK, dem Institut National Du Cancer und KiKa (Children Cancer Free Foundation) im Rahmen von Cancer Grand Challenges finanziert.

Über den Förderer Cancer Grand Challenges

Cancer Grand Challenges wurde 2020 von zwei der weltgrößten Geldgeber auf dem Feld der Krebsforschung gegründet: der Cancer Research UK aus dem Vereinigten Königreich und dem National Cancer Institute aus den USA. Die Initiative unterstützt Forschungsteams auf der ganzen Welt, die sich den größten Herausforderungen in der Krebsbekämpfung stellen. Die mit bis zu 25 Millionen US-Dollar dotierten Förderungen sollen es Forschenden ermöglichen, geografische und fachliche Grenzen zu überwinden. Anfang März 2024 gab die Stiftung ihre bislang größte Finanzierungsrunde bekannt: Neben KOODAC gab es noch Gelder für vier weitere Forschungsvorhaben – insgesamt 125 Millionen US-Dollar (umgerechnet über 115 Millionen Euro).
 

Universität Würzburg – Pressemitteilung vom 6. März 2024 

Personalia vom 5. März 2024 - Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Erteilung von Lehrbefugnissen und mehr.

 

Dr. Andreas Schirbel, Akademischer Oberrat, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, wurde mit Wirkung vom 16.02.2024 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet „Radiochemie / Radiopharmazie“ erteilt.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 5. März 2024