75 Liter lebensrettende Muttermilch an 48 Frühchen gespendet

Frauenmilchbank des UKW zieht ein Jahr nach Eröffnung positive Bilanz

 

Die Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) verfügt seit November 2024 über die erste Frauenmilchbank Unterfrankens. Im ersten Betriebsjahr spendeten 27 Frauen insgesamt rund 75 Liter Muttermilch. Diese konnte zur Ernährung von 48 Frühgeborenen genutzt werden, deren Mütter nicht oder nicht sofort stillen konnten.

Würzburg. Muttermilch liefert Nährstoffe für ein gesundes Gedeihen, stärkt die Immunabwehr sowie die Organreifung und fördert die Gehirnentwicklung. Eigene wissenschaftliche Untersuchungen der Kinderklinik des UKW im Rahmen von deutschlandweiten Netzwerkstudien haben wiederholt gezeigt, dass die ausschließliche Ernährung von Frühgeborenen mit humaner Milch das Risiko für Infektionen und Entzündungen verringert. Deshalb ist sie gerade für diese Kinder von unschätzbarem Wert.


„Nach einer Frühgeburt kann es jedoch vorkommen, dass Mütter nicht sofort ausreichend Milch bilden oder aufgrund einer schweren Erkrankung gar nicht stillen können. Spezielle künstliche Ersatznahrung steht natürlich zur Verfügung, aber Frauenmilch bleibt aufgrund der zahlreichen Vorteile die erste Wahl zur zeitlichen Überbrückung“, erklärt Natalie Seeberger, Stillberaterin in der Frauenklinik des UKW. Deshalb gibt es am Universitätsklinikum Würzburg seit einem Jahr eine Frauenmilchbank.

75.000 ml präzise kontrolliert und aufbereitet
 

Im ersten Betriebsjahr wurden hier rund 75 Liter gespendete Frauenmilch sorgfältig untersucht, pasteurisiert und bis zur Verwendung tiefgefroren. Hierbei werden besonders strenge Qualitätsvorgaben eingesetzt, die denen bei einer Blutspende ähneln. „75 Liter erscheinen zunächst wenig. Frühgeborene erhalten aber in den ersten Lebenstagen im Schnitt zwölf Mal täglich nur je einen Milliliter Muttermilch“, erklärt Sylvia Königer, Leiterin der Säuglingsernährung.

48 Frühgeborene profitierten bislang von frühzeitiger Muttermilchgabe 


Dank der Spenderinnenmilch konnten bislang 48 Frühgeborene während ihres oft wochenlangen stationären Aufenthalts auf einer Intensiv- oder später einer Allgemeinstation der Kinderklinik zuverlässig mit humaner Milch versorgt werden.
„Der administrative, logistische und finanzielle Mehraufwand für den Betrieb der Frauenmilchbank lohnt sich in jeder Hinsicht. Letztlich vor allem, weil wir damit unsere Frühgeborenen optimal bei ihrem Start ins Leben unterstützen können. Auch die Eltern nehmen das Angebot sehr dankbar an“, zieht PD Dr. Christine Silwedel, Kinderärztin und Oberärztin für die Frauenmilchbank, eine positive Jahresbilanz.

Solidarität unter Müttern


Ein weiteres positives Ergebnis des ersten Betriebsjahres ist der Zusammenhalt unter den frischgebackenen Müttern. „Viele Frauen, deren Kinder Spendermilch erhalten haben, werden später selbst zu Spenderinnen, wenn ihre eigene Milchbildung gut in Gang gekommen ist. Dieses Geben und Nehmen ist für mich unglaublich berührend“, beschreibt Königer den solidarischen Austausch.

Finanzielle Unterstützung sichert den Betrieb der Frauenmilchbank
 

Derzeit können nur Mütter Milch spenden, deren Neugeborene am UKW stationär versorgt werden. So kann die gespendete Milch am UKW aufbereitet und genutzt werden. 
Der Betrieb der Frauenmilchbank wird aus eigenen Mitteln des UKW sowie durch Spenden finanziert. Eine große Hilfe leistet der Verein „KIWI“ (Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation e.V.), der bereits die Anschaffung des Pasteurisiergerätes und eines Gefrierschrankes unterstützte. 
Um die Frauenmilchbank zu unterstützen, sind Spenden willkommen.
Zahlungsempfänger: Universitätsklinikum Würzburg
IBAN: DE44 7909 0000 0000 1850 86
BIC: GENODEF1WU1
Verwendungszweck: Spende Finanzstelle 8693740 Frauenmilchbank
Bank: VR-Bank Würzburg eG, Theaterstraße 28, 97070 Würzburg

Weitere Informationen zur Frauenmilchbank, ein Kooperationsprojekt zwischen der Kinderklinik und der Frauenklinik des UKW sind hier zu finden.

Höchste Versorgungsstufe 


Am UKW werden über 2.000 Neugeborene jährlich versorgt, davon bis zu 400 frühgeborene Kinder, darunter 70 bis 90 sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm. Die Kinder werden am UKW von einem hochspezialisierten Team betreut. Aufgrund dieser Erfahrung und der entsprechenden Ausstattung ist die Kinderklinik auch als entsprechendes Zentrum der höchsten Versorgungsstufe rund um die Geburt zertifiziert („Perinatalzentrum Level 1“). Das Einzugsgebiet reicht weit über Unterfranken hinaus in benachbarte Bundesländer.
 


Text: Annika Wolf / UKW
 

Ein frühgeborenes Mädchen erhält von ihrer Mutter über eine Sonde gespendete Frauenmilch. © Kim Sammet, UKW

Frauen, deren Neugeborene am UKW versorgt werden, haben die Möglichkeit, während des stationären Aufenthalts Milch abzupumpen und diese zu spenden. © Kim Sammet, UKW

Die gespendete Frauenmilch wird direkt in der Kinderklinik untersucht und aufbereitet. © Kim Sammet, UKW