Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, befragen Michaela Thiel und ihr Team vom zentralen Alumni-Netzwerk „Uni Wü Community“ regelmäßig ausgewählte Ehemalige.
Diesmal im Interview: Alumnus Christian Hohm. Er hat an der JMU katholische Theologie studiert und gehört heute zum Team der Klinikseelsorge am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Herr Hohm, wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?
Während des Tages besuche ich Patientinnen und Patienten im UKW, wenn sie es wünschen. Zumeist sind es schwerkranke Menschen in jedem Alter. Ich höre ihnen zu, auf Wunsch bete ich auch mit ihnen oder spreche mit den Angehörigen. In der Rufbereitschaft in der Nacht oder am Wochenende sind es typischerweise oft Sterbebegleitungen und in deren Folge Angehörigengespräche. „Nebenbei“, aber keineswegs selten, bin ich auch mit dem Klinikpersonal im Gespräch. Gerade in der Medizin versteht man immer mehr, dass es Grenzen des Machbaren gibt und das Leben auch geheimnisvoll bleibt. In der Aus- und Weiterbildung für das Personal versuchen wir Seelsorgende auch, unsere ethische Perspektive mit einzubringen.
Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf und was ist eine Herausforderung?
Ich liebe die vielen Begegnungen mit Menschen, die mir aus ihrem Leben erzählen. Davor habe ich großen Respekt. Eine Herausforderung ist es, die vielen persönlichen schweren Lebensereignisse auszuhalten.
Was raten Sie Studierenden, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten?
Bleiben Sie neugierig! Seien sie skeptisch gegenüber einordnenden, normierenden und für allgemeingültig gehaltenen Sätzen – besonders dann, wenn sie Menschen betreffen.
Hat sich die Seelsorge in den vergangenen Jahren verändert?
Einzelseelsorge hatte schon immer die individuelle Person im Blick. Dieser Fokus wurde und wird immer noch wichtiger. Wenn ich mit einem Menschen in einer individuellen Krise ins Gespräch komme, hilft mir kaum ein Rezept, eine Technik, ein Verfahren. Ich versuche vielmehr absichtslos diesen Menschen zu begleiten und ich muss es auch aushalten können, keine Lösungen anbieten zu können oder zu müssen.
Was ist Ihre liebste Erinnerung an die Studienzeit?
Wir waren schon immer eine relativ kleine Fakultät. Das hat uns sehr miteinander verbunden und auch die Profs menschlich „gemacht“. Bei einer mündlichen Prüfung musste ich noch vor der Tür warten. Plötzlich kam der Prüfer mit einem Kommilitonen an der Hand heraus, der völlig aufgelöst war. Der Prof fragte mich, ob ich den Prüfling ablösen könnte, er brauche eine kurze Auszeit, um sich zu erholen. Es ging am Ende für uns beide sehr gut aus.
Von Michaela Thiel / Robert Emmerich
Aus einBLICK vom 29.4.2025 - Nachrichten aus der Uni Würzburg