Magnetimpulse gegen Depressionen

Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ergänzt die stationäre Behandlung von depressiven Erkrankungen am UKW – für ambulante Patientinnen und Patienten ist die Teilnahme an einer multizentrischen Studie möglich.

Die Depression ist eine häufige und sehr belastende psychische Erkrankung. Bis zu 20 Prozent aller Menschen leiden einmal in ihrem Leben an einer Depression. Kennzeichnend sind eine niedergedrückte Stimmung, ein Interessens- und Freudverlust sowie ein reduzierter Antrieb. Hinzu kommen oft weitere Symptome wie Konzentrationsstörungen, Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl, innere Unruhe, pessimistische Zukunftssicht bis hin zu Suizidgedanken.

Die gute Nachricht ist jedoch: Depressionen sind behandelbar. Am Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) stehen vier Schwerpunkstationen für eine stationäre Behandlung von schweren Depressionen zur Verfügung. Neben den klassischen psychotherapeutischen Verfahren und einer medikamentösen Therapie kommen stimulative Verfahren wie Wach- oder Lichttherapie und komplementäre Angebote wie Ergotherapie, Sport- und Physiotherapie sowie Kunst- und Musiktherapie zum Einsatz. Ein weiteres noch recht neues Ergänzungsangebot ist die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS).

Magnetimpulse stellen Balance der Hirnaktivität wieder her

„Bei Entstehung und Verlauf einer Depression wirken mehrere Einflüsse zusammen: Umwelteinflüsse wie zum Beispiel negative Lebensereignisse, Stress oder Überlastung, genetische Veranlagung und ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn, den so genannten Neurotransmittern“, erläutert Prof. Dr. Martin Herrmann, leitender Psychologe am Zentrum für Psychische Gesundheit. „Gemeinsam mit den Rezeptoren helfen die Botenstoffe bei der Kommunikation der mehr als 100 Milliarden Nervenzellen im Gehirn. Eine Dysbalance wirkt sich entsprechend negativ auf die Gedanken und Gefühlswelt aus. Mit Hilfe von magnetischen Impulsen kann die neuronale Aktivierung des Gehirns jedoch wieder ins Gleichgewicht gebracht und dadurch die Erholung von der Depression gefördert werden.“

Das Zentrum für Psychische Gesundheit des UKW bietet diese neue Therapiemöglichkeit der Depression als Teil der regulären klinischen Behandlung an. „Aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse auch unserer Arbeitsgruppe ist die rTMS wissenschaftlich als wirksam anerkannt, die Kosten werden von den Krankenkassen derzeit aber nur im Rahmen eines stationären Aufenthaltes erstattet“, so Martin Herrmann.

Teilnahme an ambulanter Studie möglich

Für ambulante Patientinnen und Patienten besteht zurzeit jedoch die Möglichkeit, an einer klinischen Studie teilzunehmen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird. „In der TBS-D-Studie, an der sich deutschlandweit noch sechs weitere Universitätskliniken beteiligen, überprüfen wir, ob die Behandlung durch eine Veränderung der rTMS-Stimulationsparameter weiter optimiert werden kann“, erklärt Privatdozent Dr. Thomas Polak, der gemeinsam mit Martin Herrmann die Studie leitet. „Dabei wenden wir eine spezielle Art der rTMS an, die sogenannte Theta Burst Stimulation (TBS). Sie beeinflusst die Aktivität der Nervenzellen mit einer deutlich kürzeren Stimulationsdauer. Dies erlaubt nicht nur eine schnellere Durchführung der Therapie, sondern auch die Behandlung beider Hirnhälften in einer Sitzung. Davon versprechen wir uns einen stärkeren Effekt.“

Rund-um-Versorgung im Zentrum für Psychische Gesundheit

Die Studie ist eingebettet in die poliklinische, ambulante Behandlung am Zentrum für Psychische Gesundheit. Veränderungen der depressiven Symptomatik werden regelmäßig im Rahmen von Gesprächen mit den Studienärztinnen und -ärzten und mithilfe von Fragebögen festgehalten. „Die täglichen Besuche in unserer Ambulanz über einen Zeitraum von sechs Wochen und die Rund-um-Versorgung tun den Betroffenen sehr gut.“, sagt Martin Herrmann.

An der Studie können Personen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren teilnehmen, die an einer Depression leiden und in der aktuellen depressiven Episode bereits einen medikamentösen Behandlungsversuch mit Antidepressiva hatten oder aktuell ein antidepressives Medikament einnehmen. 

Weitere Informationen: www.ukw.de/tms-depression

PD Dr. med. Thomas Polak & Prof Dr. Martin Herrmann
Zentrum für Psychische Gesundheit
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Labor für funktionelle Bildgebung und nicht-invasive Hirnstimulation
Margarete-Höppel-Platz 1
97080 Würzburg
E-Mail: TMS_Depression@ ukw.de
Tel. 0931- 201-77420

Das Bild zeigt eine transkranielle Magnetstimulation bei einer Patientin.
Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird durch eine schnelle Abfolge von Magnetimpulsen die Erregbarkeit von Nervenzellen schonend beeinflusst, um das Gleichgewicht der Hirnaktivität wiederherzustellen. ©Universitätsklinikum Tübingen
Das Bild zeigt eine transkranielle Magnetstimulation bei einer Patientin.

Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird durch eine schnelle Abfolge von Magnetimpulsen die Erregbarkeit von Nervenzellen schonend beeinflusst, um das Gleichgewicht der Hirnaktivität wiederherzustellen. ©Universitätsklinikum Tübingen

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