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Zwei Millionen Euro für Entwicklung neuer Verfahren zu frühzeitiger Diagnose und personalisierter Behandlung bei Krebs

Mit dem Bayernweiten-Onkologischen-Radiologie-Netzwerk (BORN) gesteuert vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZFK) kann Krebs früher und zuverlässiger als bisher erkannt werden. Darauf haben Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume und Gesundheitsministerin Judith Gerlach heute in München hingewiesen. Das Projekt wurde mit Mitteln des Wissenschafts- und Gesundheitsministeriums in Höhe von rund zwei Millionen Euro finanziert.

München. Mit dem Bayernweiten-Onkologischen-Radiologie-Netzwerk (BORN) gesteuert vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZFK) kann Krebs früher und zuverlässiger als bisher erkannt werden. Darauf haben Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume und Gesundheitsministerin Judith Gerlach heute in München hingewiesen. Das Projekt wurde mit Mitteln des Wissenschafts- und Gesundheitsministeriums in Höhe von rund zwei Millionen Euro finanziert.  

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume sagte: „Daten sind Rohstoff der Zukunft – in der Onkologie können sie Leben retten. Mit BORN haben wir eine weltweit einmalige Datengrundlage für Diagnose, Behandlung und Therapie von Krebserkrankungen geschaffen. Krebs kann aufgrund der breiten Datenbasis früher erkannt werden. Die Auswertung der Daten erfolgt KI-gestützt und extrem präzise. Das zeigt: Hightech hilft! Das BORN Projekt ist ein Gamechanger im Kampf gegen Krebs.“

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach betonte: „Daten sind für die medizinische Forschung und Versorgung von enormer Bedeutung. Dies gilt gerade auch im Kampf gegen den Krebs. Sie helfen bei der Diagnose und sind Voraussetzung für personalisierte Medizin. Das mittlerweile abgeschlossene BORN-Projekt setzt hier an. Mit BORN wurde ein standardisiertes Verfahren für radiologische Untersuchungen entwickelt. Damit können biologische Merkmale, sogenannte Biomarker, besser analysiert werden. Beispielsweise können anhand der Durchblutung eines Tumors Änderungen wahrgenommen werden, noch bevor dieser weiterwächst. Dadurch, dass die standardisierten Daten zudem maschinenlesbar sind, können wir auch KI nutzen, um die mit BORN gewonnenen Daten noch besser und schneller zu verstehen.“

Wissenschaftsminister Markus Blume unterstrich: „Der Kampf gegen den Krebs ist eine Gemeinschaftsaufgabe – und Forschung ist dabei das wirksamste Mittel: Bei BORN konnten alle unsere sechs Uniklinika ihre Exzellenz bündeln und zusammen mit der Brainlab AG und ihrer Tochtergesellschaft Mint Medical GmbH völlig neue Verfahren zu frühzeitiger Diagnose und personalisierter Behandlung entwickeln. Das unterstreicht: Bayern ist herausragender Forschungsstandort und erste Adresse für Spitzenmedizin. Kooperation und Innovation sind die entscheidenden Mittel gegen Krebs, eine der Geiseln der Menschheit.“

Bayernweite Kooperation

Bei BORN kooperierten die sechs bayerischen Universitätsklinika, die im BZKF zusammengeschlossen sind, und die Brainlab AG mit deren Tochtergesellschaft Mint Medical GmbH. Die zusammen erarbeiteten Verfahren werden bereits in den sechs bayerischen Uniklinika genutzt. Die gewonnenen Daten sind auch für die Herstellung von Medizin- und Pharmazieprodukten hilfreich.

Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor des BZKF, bekräftigte: „Mit dem Abschluss des BORN-Projekts setzen wir einen wichtigen Schritt zur Standardisierung und Verbesserung der Bildgebung bei der Diagnose und Verlaufskontrolle von Tumorerkrankungen. Dies ermöglicht die Erstellung einheitlicher Befunde, was die Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten in Bayern nachhaltig verbessert. Wir freuen uns, dieses bedeutende Forschungsprojekt dank der Unterstützung des Freistaats Bayern umgesetzt zu haben.“

Die Gesundheitsministerin erklärte: „Krebs ist in Bayern die zweithäufigste Todesursache. Viele Krebsarten sind heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Deswegen sind Vor-sorge und personalisierte Medizin in diesem Bereich so wichtig, um eine Krebserkrankung möglichst frühzeitig zu diagnostizieren und mit immer besseren Behandlungsmöglichkeiten therapieren zu können.“

10.000 Euro für das Kinderonkologische Zentrum am UKW

Dr. Ignazio Caruana forscht gemeinsam mit seinem Team daran, die vielversprechenden Ergebnisse der CAR-T-Zelltherapie bei verschiedenen Krebserkrankungen auf pädiatrische Tumore anzuwenden, und freut sich sehr über die Unterstützung.

Bei der Scheckübergabe (von links): Dr. Gunther Schunk, Prof. Dr. Matthias Eyrich, Katrin Brunotte, Dr. Ignazio Caruana, Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel. Foto: Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp
Bei der Scheckübergabe (von links): Dr. Gunther Schunk, Prof. Dr. Matthias Eyrich, Katrin Brunotte, Dr. Ignazio Caruana, Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel. Foto: Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp

Am 21. Juli 2025 hat die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp einen Scheck über 10.000 Euro an das CARUANA Cell Therapy Lab übergeben, einer Forschungseinrichtung des Kinderonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum Würzburg. Dr. Ignazio Caruana forscht dort gemeinsam mit seinem Team daran, die vielversprechenden Ergebnisse der CAR-T-Zelltherapie bei verschiedenen Krebserkrankungen auf pädiatrische Tumore anzuwenden, und freut sich sehr über die Unterstützung.

„Die Vogel Stiftung fördert seit drei Jahren bereits ein großes CAR-T-Zellen-Projekt für Erwachsene, doch für Kinder benötigt es eine völlig eigene Forschung und daraus entstehende Behandlung. Genau das wollen wir unterstützen“, erläutert Dr. Gunther Schunk den Hintergrund der Spende.

Bei der Scheckübergabe waren auch Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel, der langjährige Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzellentransplantation, sowie sein Nachfolger Prof. Dr. Matthias Eyrich zugegen, um die Wichtigkeit dieses Forschungsprojekts zu würdigen.

Mit der Spende kann der vielversprechende Ansatz verfolgt werden: Dem Forschungsteam ist es bereits gelungen, eine neuartige dual agierende Zelltherapie zu entwickeln, bei welcher die T-Zelle nicht nur mit einem zusätzlichen Rezeptor (CAR) ausgestattet wird, sondern auch mit einem zusätzlichen künstlichen T-Zellrezeptor (TZR) modifiziert wird. Dieser TZR kann die Tumorzellen spezifisch erkennen und eliminieren. Außerdem ist er durch eine Auffrischimpfung stimulierbar. Das hat den Vorteil, dass man die Wirkung der CAR-TZR-T Zellen sogar nach Jahren – im Falle eines Rezidivs - wieder aufleben lassen kann. Für Blutkrebs ist dieser Ansatz validiert, für Gehirntumore bei Kindern besteht noch Forschungsbedarf.

Text: Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp

Bei der Scheckübergabe (von links): Dr. Gunther Schunk, Prof. Dr. Matthias Eyrich, Katrin Brunotte, Dr. Ignazio Caruana, Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel. Foto: Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp
Bei der Scheckübergabe (von links): Dr. Gunther Schunk, Prof. Dr. Matthias Eyrich, Katrin Brunotte, Dr. Ignazio Caruana, Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel. Foto: Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp

Programm „Familiale Pflege“ gestartet

Bei einem neuen Programm schulen Fachkräfte des Uniklinikums Würzburg Angehörige von Patientinnen und Patienten, die nach einem Krankenhausaufenthalt häusliche Pflege benötigen.

Hände
Wenn Patientinnen und Patienten nach einem stationären Krankenhausaufenthalt häusliche Pflege benötigen, sind oft die Angehörigen gefragt. Bild: Pixabay

Würzburg. Im Juni dieses Jahres startete am Uniklinikum Würzburg (UKW) als bayernweiter Vorreiter das Programm „Familiale Pflege“. Das Angebot, das sich in vielen Bundesländern bereits etabliert hat, wendet sich an Angehörige von Patientinnen und Patienten, die nach einem Klinikaufenthalt häusliche Pflege benötigen. Hierbei schult speziell eingesetztes Klinikpersonal die Angehörigen in den jeweils erforderlichen pflegerischen Maßnahmen – wie zum Beispiel Körperpflege, Mobilisation, Medikamentengabe oder das Anlegen von Verbänden.

Bei Bedarf Fortsetzung der Schulung zuhause

Die Trainings beginnen in der Regel am UKW, die Trainerinnen und Trainer schulen und begleiten die Familien bei Bedarf aber auch danach zuhause weiter. Eine Trainingseinheit dauert ungefähr 45 Minuten. Auf Wunsch können auch mehrere Einheiten hintereinander durchgeführt werden.

Das Angebot ist für die Familien kostenfrei und wird von der AOK Bayern finanziert. Die Pflegetrainings können von allen Angehörigen von stationär versorgten Patientinnen und Patienten des UKW genutzt werden, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse.

Wer sich für ein Pflegetraining interessiert, kann sich an die Mitarbeitenden der Familialen Pflege des UKW wenden unter E-Mail: pflegetraining@ukw.de

 

Text: Pressestelle / UKW

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Wenn Patientinnen und Patienten nach einem stationären Krankenhausaufenthalt häusliche Pflege benötigen, sind oft die Angehörigen gefragt. Bild: Pixabay

„Große Ehre“: Prof. Dr. Hermann Einsele in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen

Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

Würzburg. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Die Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

„Es ist eine große Ehre, als Mitglied in die altehrwürdige Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden zu sein. Mit Kollegen aus dem Bereich der Krebsforschung planen wir aktuell ein Symposium zum Thema „Präzisionsmedizin in der Krebsbehandlung“, dass wir in den großartigen Räumlichkeiten der Akademie organisieren wollen“, so der Würzburger Krebsmediziner.

Professor Einsele ist zudem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Academia Europaea. Er wurde mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter der Ken Anderson Award (2024) und der Erasmus Haematology Award (2022) der Erasmus Universität Rotterdam (Niederlande) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Seit 2023 ist er Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA.

Ein großer Schwerpunkt seiner Arbeit ist das Multiple Myelom, nach Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung. So wird am UKW das größte Myelom-Programm in Europa mit vielem klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen wie CAR T Zellen und verschiedenen T Zell aktivierenden Antikörpern angeboten.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

„Klimaretterin des Jahres“ geehrt

Das Uniklinikum Würzburg zeichnete auf seinem diesjährigen Sommerfest erneut seine „Klimaretterin des Jahres“ aus.

Lea Strobel, die Klimaretterin des Jahres 2025 am Uniklinikum Würzburg, umrahmt vom Klinikumsvorstand (von links): Philip Rieger Marcus Huppertz, Prof. Dr. Tim J. von Oertzen und Prof. Dr. Matthias Frosch. Bild: Angie Wolf / UKW

Würzburg. Das Uniklinikum Würzburg (UKW) beteiligt sich seit Juli 2023 an dem Projekt „Klimaretter – Lebensretter“. Dabei werden Beschäftigte aus dem deutschen Gesundheitswesen motiviert, mit einfachen Klimaschutzaktionen am Arbeitsplatz Energie und Ressourcen einzusparen. Wie schon im vergangenen Jahr loste die Stabsstelle Nachhaltigkeit des UKW auch heuer dessen „Klimaretterin des Jahres“ aus. Als glückliche Gewinnerin des mit 1.000 Euro ausgestatteten Preises wurde Lea Strobel von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II gezogen. 

Die Technische Assistentin unterstrich bei der Preisübergabe: „Ich halte es für wichtig, über Klimaschutz nachzudenken. Jeder sollte für sich selbst überlegen, wie er einen kleinen Beitrag dazu leisten kann.“ Sie selbst spart die meisten Kohlendioxid-Emissionen dadurch ein, dass sie ihren täglichen, insgesamt über 100 km weiten Arbeitsweg mit dem Zug statt mit dem PKW zurücklegt.

 

Text: Pressestelle / UKW

Lea Strobel, die Klimaretterin des Jahres 2025 am Uniklinikum Würzburg, umrahmt vom Klinikumsvorstand (von links): Philip Rieger Marcus Huppertz, Prof. Dr. Tim J. von Oertzen und Prof. Dr. Matthias Frosch. Bild: Angie Wolf / UKW

Unter fünf Kilo Restabfall pro Behandlungsfall

In einer deutschlandweiten Vergleichsstudie zum Abfallaufkommen schneidet das Uniklinikum Würzburg gut ab.

Verladung eines Abfallpresscontainers
Verladung eines Abfallpresscontainers am Uniklinikum Würzburg. Bild: Robert Uhl / UKW

Würzburg. Die Hochschule Pforzheim hat im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekts erstmals eine deutschlandweite Benchmark-Studie zum Abfallaufkommen in Krankenhäusern veröffentlicht. Ziel war es, vergleichbare Kennzahlen zur Abfallentstehung im Klinikbetrieb zu erheben und daraus mögliche Handlungsansätze für eine ressourcenschonendere Gestaltung der Krankenhausprozesse abzuleiten. Unter den 122 teilnehmenden Krankenhäusern war auch das Uniklinikum Würzburg (UKW).

„Der Datenvergleich zeigt, dass wir in den abgefragten Abfallfraktionen gut aufgestellt sind“, resümiert Robert Uhl, der Abfallbeauftragte des Würzburger Großkrankenhauses. Zum Beispiel entstehen pro Behandlungsfall am UKW 4,76 kg Restabfall, was Platz 6 unter den 15 an der Studie beteiligten Uniklinika entspricht. Bei der Fraktion „Verpackungen aus Papier oder Pappe“ liegt das UKW mit 0,752 kg/Fall auf Platz 5. 

„Trotz der erfreulichen Ergebnisse werden wir uns natürlich weiter bemühen, die Abfallvermeidung und Abfalltrennung zu optimieren“, kündigt Julia Weimert von der Stabsstelle Nachhaltigkeit des UKW an. 

Um sich künftig über das Abfallmanagement in den einzelnen Häusern auszutauschen und so voneinander zu profitieren, schlossen sich das UKW und sieben weitere Uniklinika sowie eine medizinische Hochschule zu einem Online-Netzwerk zusammen. Das erste Netzwerktreffen fand bereits statt. 

 

Text: Pressestelle /UKW

Verladung eines Abfallpresscontainers
Verladung eines Abfallpresscontainers am Uniklinikum Würzburg. Bild: Robert Uhl / UKW

And the winner is… ENDOLEASE!

PROJEKTTEAM VON ENDOLEASE GEWINNT AUCH DIE DRITTE PHASE DES BUSINESSPLAN WETTBEWERBS NORDBAYERN

Ein Interview mit den Entwicklern der weltweit ersten implantierbaren Plattformtechnologie zur superselektiven intraarteriellen Wirkstofffreisetzung: Dr. Anna Fleischer (Clinician Scientist und Projektleiterin) und Johannes Braig (Ingenieur und Medizinstudent).

 

Anna Fleischer im blau-weißen Sommerkleid und Johannes Braig im beigefarbenen Jacket halten auf der Bühne die  eingerahmte Urkunde hoch und strahlen in die Kamera.
Anna Fleischer und Johannes Braig nehmen für das ENDOLEASE-Team die Urkunde des 1. Platzes in der dritten Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern entgegen. © BayStartUP
Die Preisträger und die Jury stehen auf der Bühne mit einem riesigen Scheck über 10.000 Euro für ein Mediabudget der Main-Post
Das Team von ENDOLEASE freut sich über die Auszeichnung mit dem ersten Platz in der Kategorie „Global Hero“ beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg. Sie konnten im Mainfrankentheater sowohl die Jury als auch das Publikum überzeugen. © THWS
Die Folie zeigt, wie das System aufgebaut ist. Äußere Membran, Fasergerüst mit Hydrogelträger, Innere Membran.
Die Grafik zeigt, wie das ENDOLEASE System mittels Ballonkatheter in die Arterie gesetzt wird, die Wirkstoffe in den Arterie abgibt und sich im Kapillarsystem verteilt.
Die Grafik zeigt, was ENDOLEASE kann, was Stents nicht können, nämlich Wirkstoffe in die Arterie abgeben, Stent hält Gefäß offen und gibt Wirkstoffe in die umliegende Gefäßwand ab, aber nicht in den Blutfluss.

Würzburg. Nach dem Gewinn der ersten beiden Phasen des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern (BayStartUP) überzeugte das Team von ENDOLEASE nun auch in der dritten und finalen Phase. Damit sicherte sich das Team um Anna Fleischer und Johannes Braig nicht nur ein weiteres Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, sondern auch die Auszeichnung als eines der vielversprechendsten MedTech-Projekte der Region. ENDOLEASE steht für „ENDOvascular reLEASE“. Dabei handelt es sich um die weltweit erste implantierbare Plattformtechnologie zur superselektiven, intraarteriellen Wirkstofffreisetzung. So funktioniert es: Das ENDOLEASE-System wird mit einem Ballonkatheter minimal-invasiv in eine Arterie platziert, die zum Zielgewebe führt. Die äußere Membran des bioresorbierbaren, röhrenförmigen Implantats grenzt das System vom Endothel ab. Darunter befindet sich ein Fasergerüst mit einem Hydrogelträger für die Wirkstoffe. Die Wirkstoffe werden über die innere Membran kontrolliert und gleichmäßig in den arteriellen Blutstrom abgegeben, sodass ausschließlich im Versorgungsgebiet der Arterie eine hohe Wirkstoffkonzentration erreicht wird. Dies steigert die Wirksamkeit, minimiert systemische Nebenwirkungen und erweitert das therapeutische Fenster, wodurch neue Therapieoptionen für schwer behandelbare Erkrankungen entstehen. 

Mit ihrer innovativen Idee und der bisherigen Entwicklungsleistung konnte das Team des Uniklinikums Würzburg bereits bei verschiedensten Wettbewerben überzeugen und wichtige Fördermittel einwerben. Im Interview schildern Dr. Anna Fleischer (34) aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II sowie Johannes Braig (31) vom Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde FMZ, wie aus einer klinischen Beobachtung eine innovative Idee wurde, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit und Unterstützung aus Würzburg das Projekt möglich machen, und wohin die Reise mit ENDOLEASE noch gehen soll.

Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt gerade die dritte Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern gewonnen. Worum geht es denn in den einzelnen Phasen? 

Anna Fleischer: Vielen Dank! Wir haben uns riesig über die Auszeichnung gefreut. In Phase 1 ging es um die Geschäftsidee und den Kundennutzen. In Phase 2 standen Marketing und Vertrieb im Mittelpunkt und in der dritten Phase lag der Fokus auf der Umsetzungsstrategie und Finanzierung. Dass wir in allen drei Phasen überzeugen konnten, freut uns sehr und zeigt, dass unser Konzept als tragfähig anerkannt wurde. 

Was haben euch die einzelnen Phasen gebracht? 

Johannes Braig: Neben dem Preisgeld war vor allem die Sichtbarkeit für uns enorm wertvoll. So haben sich bereits potenzielle Investoren, Business Angels und strategische Partner gemeldet, die uns gern mit ihrer Expertise und privatem Kapital unterstützen möchten. 

Anna: Auch unabhängig vom Wettbewerbserfolg haben wir viel gelernt. Die strukturierte Begleitung durch jede Phase hat uns geholfen, unser Geschäftsmodell strategisch weiterzuentwickeln. Besonders hilfreich war das schriftliche Feedback der Jury, die aus erfahrenen Unternehmern, Investoren und Branchenexpert:innen bestand. Das hat uns immer wieder neue Perspektiven eröffnet – und das Projekt entscheidend vorangebracht. 

Anna, du hattest die Idee zu ENDOLEASE. Wie kam es dazu? 

Anna: Die Theorie zu ENDOLEASE entstand tatsächlich aus einem konkreten klinischen Erlebnis – aber praktisch zum Leben erweckt wurde sie durch die engagierte Zusammenarbeit mit vielen großartigen Mitstreitern. Während einer Kontrastmitteluntersuchung habe ich damals gespürt, wie präzise sich Substanzen über eine bestimmte Arterie in das Kapillargebiet eines Zielorgans leiten lassen. Da kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn wir diese Route gezielt nutzen könnten, um Medikamente lokal – und über einen genau definierten Zeitraum – in erkranktes Gewebe einzubringen? Statt den ganzen Körper systemisch mit hohen Wirkstoffdosen zu belasten, könnten wir die Substanzen gezielt dort freisetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Mit minimaler Dosis, aber maximaler lokaler Wirkung

Ihr nutzt die Kapillaren, um die therapeutische Wirksamkeit im Zielgewebe zu steigern und gleichzeitig systemische Nebenwirkungen drastisch zu reduzieren. Wie funktioniert das? 

Anna: Millionen Jahre Evolution haben die Kapillaren zu hochspezialisierten Strukturen für den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe geformt. ENDOLEASE nutzt genau diesen physiologischen Mechanismus: Die Wirkstoffe erreichen punktgenau das Zielgewebe, werden dort in hoher Konzentration aufgenommen und entfalten ihre Wirkung – ohne systemisch relevante Konzentrationen zu verursachen. Im venösen Rückstrom werden die verbleibenden Wirkstoffreste stark verdünnt – ein natürlicher Effekt, der die systemische Belastung minimiert.

Kannst du ein Beispiel für die Anwendung nennen? 

Bei einer Chemotherapie zum Beispiel könnte der Wirkstoff gezielt und hochkonzentriert auf einen soliden Tumor wirken, ohne sich im gesamten Blutvolumen zu verteilen – und so möglicherweise typische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Herz- oder Leberschäden oder Neuropathien deutlich verringern. 

Aber auch andere medizinische Fachbereiche können von ENDOLEASE profitieren. 

Anna: Genau. Nachdem ich das Konzept systematisch weiterentwickelt und erste Funktionsmodelle skizziert hatte, sprach ich Key Opinion Leader aus rund einem Dutzend Fachabteilungen an, die in Letters of Intent ihre Unterstützung bei der Translation der ENDOLEASE-Plattformtechnologie zusicherten. Wir sind äußerst dankbar, so viele engagierte und erfahrene Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus ganz unterschiedlichen Disziplinen an unserer Seite zu wissen. Diese interdisziplinäre Rückendeckung ist für uns von unschätzbarem Wert. 

Wie und wann kam die Biofabrikation ins Spiel? 

Anna: Im Rahmen der Patentanmeldung wurde mir schnell klar, dass ich für die technische Umsetzung starke Partner brauche. Ich hatte zwar eine klare Vision von den funktionellen Eigenschaften, die das System erfüllen sollte – von der gezielten Wirkstofffreisetzungskinetik bis hin zur sicheren, atraumatischen Integration in das Gefäßsystem – doch für die konkrete Entwicklung eines bioresorbierbaren Implantats fehlten mir die ingenieurwissenschaftlichen Ressourcen. Es ist ein großes Glück, direkt vor der Haustür in Würzburg einen Lehrstuhl zu haben, der auf diesem Gebiet führend ist und auf ein so engagiertes und innovatives Team zu treffen.

Johannes: Anna stellte das Projekt meinem Doktorvater, Professor Tomasz Jüngst, vor. Mit jedem Satz aus ihrem Mund wurde sein Grinsen breiter. Denn Grundlagen für das, was Anna sich vorstellte, erarbeiteten wir an unserem Lehrstuhl bereits seit vielen Jahren. Wir erforschen, wie sich mithilfe modernster 3D-Drucktechnologie künstliche Blutgefäße herstellen lassen. Dabei nutzen wir ein Verfahren namens Melt Electrowriting, mit dem wir aus extrem feinen Kunststofffasern sogenannte Scaffolds drucken, die wie kleine Röhren aussehen. Diese Gerüste befüllen wir anschließend mit Hydrogelen, die wir mit menschlichen Zellen kultivieren. Innerhalb weniger Tage besiedeln die Zellen das künstliche Gefäßgerüst und bilden eine funktionale Schicht, die der Struktur von echten Blutgefäßen ähnelt. 

Statt der menschlichen Zellen bringt ihr bei ENDOLEASE nun Wirkstoffe ein? 

Johannes: Richtig. Statt Zellkulturen bringen wir bei ENDOLEASE Medikamente in die Hydrogelstruktur ein – abgestimmt auf die jeweilige Indikation. Tomasz ließ den Postdoc Dr. Michael Bartolf-Kopp, den Doktoranden Franz Moser und mich auf das Projekt los und bat uns, einen Prototypen zu entwickeln, aus dem Wirkstoffe eingebracht und freigesetzt werden können.

Und wie ging es mit dem Businessplan weiter?

Anna: 2023 nahmen wir dann gemeinsam – Klinik und Biofabrikation – an einem sechswöchigen internationalen Bootcamp in Schweden teil, organisiert von BioM und dem schwedischen Biotech-Inkubator SmiLe. Dieses Programm ermöglichte uns, unsere Innovation aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren, regulatorische Hürden zu verstehen und eine schlüssige Marktstrategie zu formulieren. Online und in München wurde das Programm weitergeführt. Wir haben in dieser Zeit nicht nur viel gelernt, sondern auch als Team enorm an Zusammenhalt gewonnen. Wobei die Zusammenarbeit schon vom ersten Tag an außergewöhnlich konstruktiv, inspirierend und von großem gegenseitigen Respekt geprägt war. 

Wer gehört eigentlich mit welchen Aufgaben zum Kernteam von ENDOLEASE?

Anna: Die Projektleitung mit Fokus auf die klinische Translation liegt bei mir. Ich habe Medizin in Würzburg studiert und mich zusätzlich in den Bereichen Gesundheitsökonomie und Translation qualifiziert – mit einem Master of Health Business Administration und einem Master in Translational Medicine. Aktuell bin ich im Rahmen eines Clinician-Scientist-Programms in der Weiterbildung zur Fachärztin für Neurologie und Psychosomatik.

Johannes: Das Team hier am FMZ ist unter der Arbeitsgruppenleitung von Tomasz Jüngst für die technische Entwicklung zuständig. Michael Bartolf-Kopp ist als PostDoc über den Medical-Valley-Award angestellt. Zum Team gehören noch der zahnmedizinische Doktorand Florian Mattern und die beiden pharmazeutischen Doktoranden Lina Tschauder und Maurice Simon. Ich selbst komme ursprünglich aus den Ingenieurwissenschaften, stehe kurz vor dem Abschluss meiner naturwissenschaftlichen Promotion und studiere aktuell im zehnten Semester Humanmedizin. Meine Rolle ist die Brücke zwischen Technik und Klinik. Mich hat diese klinische Translation schon immer fasziniert, wie neue Technologien in die Klinik kommen. 

Anna: Wir schätzen uns zudem sehr glücklich, mit Dr. Heinz Schwer einen so erfahrenen und engagierten Partner an unserer Seite zu haben, der uns mit über 20 Jahren Berufserfahrung in finanziellen und strategischen Fragestellungen mit herausragendem Engagement und Expertise begleitet. Unterstützt wird er von seinem Sohn Valentin Schwer, der frische Perspektiven und großes Engagement ins Projekt einbringt. Und mit Dr. Eric Wittchow haben wir einen Experten an Bord, der tiefes Know-how in der lokalen Arzneimittelabgabe und bioresorbierbaren Stents, sowie Regulatorik mitbringt – gerade für die präklinische Entwicklung ein großer Gewinn.

Wo habt ihr mit eurem starken Team neben dem Businessplan Wettbewerb Nordbayern bislang erfolgreich teilgenommen? 

Anna: Unser erster kleiner Erfolg war der Posterpreis des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF). Bereits in einer frühen Projektphase erhielten wir eine Förderung durch die Vogel-Stiftung Dr. Eckernkamp. Hier hat uns Dr. Gunther Schunk bereits in einer sehr frühen Projektphase nicht nur Mut gemacht, sondern auch ganz konkret geholfen, unser Projekt strukturiert und nachhaltig aufzubauen – dafür sind wir sehr dankbar. Zudem wurden wir mit dem Bätz-Preis des Universitätsbundes e.V. ausgezeichnet. Ein wichtiger Meilenstein war der Gewinn des Medical Valley Awards – mit einer Förderung in Höhe von 500.000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Darüber hinaus konnten wir beim Pitch Contest des Medical Valley e.V. wertvolle regulatorische Beratungsleistungen gewinnen. Eine besondere Auszeichnung war auch die Aufnahme in die innovate! Akademie sowie die damit verbundene Förderung durch die Joachim Herz Stiftung in Höhe von 250.000 Euro, mit der unter anderem die Stelle von Johannes finanziert wird. Beim Hochsprung-Award 2025 sicherten wir uns den zweiten Platz. Zuletzt wurden wir beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg im Mainfranken Theater in der Kategorie „Global Hero“ sowohl durch das Jury-Votum als auch im Publikumsvoting mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Ein herzlicher Dank gilt auch der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, deren Forschungsfreistellung mir die nötige Flexibilität für die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Projekts ermöglicht.

Johannes: Das Schöne ist, dass wir Auszeichnungen aus ganz unterschiedlichen Richtungen erhalten haben. Sowohl Vertreter und Vertreterinnen der Wissenschaft als auch der Wirtschaft signalisieren uns: Das, was wir vorhaben, ist sinnvoll und zukunftsweisend. 

Bei den Wettbewerben ist Sommerpause. Dafür läuft die Arbeit im Labor auf Hochtouren. Welchen Herausforderungen müsst ihr euch hier derzeit stellen?

Johannes: Nachdem wir einen so genannten Proof im Concept zeigen konnten befinden wir uns derzeit im Technologie Reifegrad Level (TLR) 3. Jetzt erfolgt die Optimierung und die erweiterte technische Umsetzung für die klinische Translation. Wir arbeiten derzeit daran, das ENDOLEASE-System so weiterzuentwickeln, dass es minimalinvasiv über die Leiste eingebracht werden kann – also auf einen Katheter aufgebracht und im Zielgefäß entfaltet wird. Dafür müssen wir es „crimpen“, also auf ein sehr kleines Maß komprimieren. Ist es an der gewünschten Stelle angekommen, wird ein kleiner Ballon aufgeblasen, der das Implantat aufdehnt und es sanft an die Gefäßwand presst.

Das Einsetzen verläuft also wie bei einem Stent? 

Johannes: Die Implantation ist vergleichbar, ja. Doch der Unterschied liegt in der Funktion: Ein klassischer Stent hält das Gefäß offen und gewährleistet einen freien Blutfluss. Inzwischen gibt es auch Drug-Eluting-Stents (DES), also mit Wirkstoffen beschichtete Stents. Die Wirkstoffe werden jedoch ausschließlich nach außen in die Gefäßwand abgegeben, um eine erneute Verengung der Gefäße zu verhindern. 

Unser ENDOLEASE-System verfolgt einen anderen Ansatz: Es gibt die Wirkstoffe nicht in die Gefäßwand, sondern in den arteriellen Blutstrom ab, sodass wir damit nicht die Arterienwand, sondern ein bestimmtes Gewebeareal oder ein Organ behandeln können, je nachdem, welches Gewebe oder Organ beschädigt ist.

Dank des Hydrogelträgers können wir dort über definierte Zeiträume im Vergleich zu Drug-Eluting-Stents größere Mengen verschiedenster Wirkstoffklassen freisetzen – auch komplexe Substanzen wie Antikörper.

Welche Wirkstoffe könnten über das ENDOLEASE-System transportiert werden? 

Anna: Tatsächlich erreichen uns aus der wissenschaftlichen Community immer wieder gezielte Anfragen zu potenziellen Anwendungen. Die Frage ist oft: Können wir dieses oder jenes Medikament mithilfe eines ENDOLEASE-Systems lokal in höherer Konzentration freisetzen – bei gleichzeitiger Reduktion systemischer Nebenwirkungen? Auch empfindliche Substanzen wie mRNA, Endonukleasen, siRNA oder Antisense-Oligonukleotide rücken zunehmend in den Fokus. Der Bedarf an präzisen, lokal wirksamen Wirkstoffabgabesystemen ist enorm – und wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit ENDOLEASE einen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen leisten könnten.

Eigentlich bräuchtet ihr ein riesengroßes Team, um alle Indikationen abzudecken. Ihr fokussiert euch zunächst jedoch auf die Behandlung von Herzinfarkten und die Vorbeugung von Herzinsuffizienz. Wie sieht hier der weitere Zeitplan aus?

Anna: Unser Ziel ist es, das ENDOLEASE-System bis Ende des Jahres erfolgreich im Kaninchenmodell zu testen. Danach wollen wir einen Ethikantrag für eine Großtierstudie einreichen. Ein Proof-of-Concept im Schweinemodell ist aus wissenschaftlicher Sicht ein wichtiger nächster Schritt, bevor wir in eine größere präklinische Kohorte gehen.

Johannes: Das Besondere an unserem Standort ist, dass es am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) bereits etablierte Tiermodelle für Herzinfarkte gibt. Wir freuen uns, dass uns unser Kooperationspartner, Professor Ulrich Hofmann von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, die Möglichkeit eröffnet, dort die ENDOLEASE-Technologie unter realistischen Bedingungen zu erproben. 

Johannes, du bist gerade dabei, deine naturwissenschaftliche Doktorarbeit über ein Herzpflaster abzuschließen. Kommt diese Expertise auch Endolease zugute? 

Johannes: Ja, ich kann bei ENDOLEASE sehr gut auf meiner bisherigen Arbeit aufbauen. Wir verwenden nämlich das gleiche 3D-Druckverfahren, das sogenannte Melt Electrowriting, und Hydrogele. Im Rahmen meiner Doktorarbeit haben wir auch schon am Herzinfarktmodell gearbeitet.

Wie unterscheidet sich dein Herzpflaster von dem, was das Team um Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann in Göttingen erstmals am Menschen getestet hat? 

Johannes: Die mechanische Architektur unseres Herzpflasters ist besonders. Es verfügt über bestimmte elastische Zonen, mit deren Hilfe es über die Herzoberfläche gestreckt werden kann, sowie über Kraftübertragungszonen. Über diese können die kontrahierenden Zellen des Pflasters ihre Kraft direkt auf den Herzmuskel übertragen um die Herzunterstützung weiter zu verbessern. 

Ihr seid auf Tierversuche angewiesen, bevor das System am Menschen getestet wird. Gleichzeitig arbeitet ihr nach dem 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine). Gibt es hier konkrete Pläne, wie ihr Tierversuche vermeiden, vermindern und verbessern könnt?

Anna: Es ist uns ein großes Anliegen, Tierversuche zu reduzieren – sowohl aus ethischer als auch aus wissenschaftlich-strategischer Perspektive. Wir planen aktuell die Entwicklung eines digitalen Zwillings, der präklinische Daten integriert und Simulationen ermöglicht. Das heißt, der Computer lernt aus den Daten und kann genau voraussagen, wie das System reagiert, wenn wir eine bestimmte Variable ändern.

Dieses System soll nicht nur Tierversuche reduzieren, sondern langfristig auch als Entscheidungsunterstützung für Implantatdesign, Platzierung, Dosisanpassung und Wirkstoffwahl dienen.

Wer stand bzw. steht euch noch aus Würzburg zur Seite?

Anna: Dr. Gerhard Frank vom Innovations- und Gründerzentrum Würzburg (IGZ) hat von Anfang an uns geglaubt und uns mit großer Expertise, Weitblick und echtem persönlichen Einsatz begleitet. Besonders wertvoll war auch seine Unterstützung bei der Vernetzung mit Schlüsselpersonen, darunter der wunderbare Aktivsenior Wolfgang Beyer, der uns mit seiner langjährigen unternehmerischen Erfahrung zur richtigen Zeit zahlreiche kluge und praxisnahe Impulse gegeben hat. Auch das Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der Universität Würzburg unter der Leitung von Dr. Iris Zwirner-Baier, begleitet uns hervorragend bei unseren Patentanmeldungen und strategischen Fragen des Technologietransfers.

Absolut bereichernd war zudem die Unterstützung durch Prof. Dr. Wolfram Voelker und Sabine Franzek vom Interdisziplinären Trainings- und Simulationszentrum (INTUS), die uns wichtige Ressourcen zur Verfügung gestellt und bei einem wichtigen Besuch die Implantation des ENDOLEASE-Systems in einer realitätsnahen Simulation demonstriert haben.

Einen zentralen Baustein zur präklinischen Sicherheitsbewertung unseres Implantats liefert auch Dr. Maria Drayß, Clinician Scientist mit kardiologischer Expertise. Sie führt am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Schulze gezielt Thrombogenitätstestungen der ENDOLEASE-Systeme durch. Nicht zuletzt möchten wir Prof. Laura Schreiber, Rebekka Grapp und dem gesamten Team der Versuchstierhaltung danken sowie Dr. Niklas Beyersdorf vom Institut für Virologie und Immunbiologie, dessen Einsatz für den reibungslosen Ablauf unserer präklinischen Studien von unschätzbarem Wert war. Auch Prof. Dr. Lorenz Meinel vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie gilt unser Dank, der uns als Mentor mit seiner pharmakologischen Expertise durch entscheidende Projektphasen getragen hat. 

Natürlich wäre das Projekt ohne die Unterstützung vieler weiterer Personen nicht denkbar. Und dafür sind wir sehr dankbar. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp (Wissenschaftskommunikation am UKW)