Im Austausch mit Pflegefachkraft Steffen F.

Steffen, Warum haben Sie sich für die Arbeit in der Dialyse und gegen die "klassische Arbeit auf Station" entschieden?

Ich habe schon relativ schnell während der Ausbildung gemerkt, dass ich nicht die "klassische" Pflegekraft bin. Erst einmal bin ich in den Pflegeberuf eher reingestolpert. Ich wollte eigentlich mit Fußball mein Geld verdienen. Gesundheitlich hat das dann nicht geklappt. So bin ich über Umwege in die Pflege gekommen – und jetzt arbeite ich seit 2003 als Pflegekraft. Meine Passion ist alles Technische. Je mehr Perfusoren, umso interessanter. Deshalb war klar, nach der Ausbildung geht's entweder auf Intensiv, in den OP oder in einen Funktionsbereich. Die Arbeit in der Dialyse kannte ich gar nicht, da ich meine Ausbildung in einem kleineren Haus absolviert habe.

Ein Freund hat mir dann die Dialyse vorgeschlagen. Die Arbeitszeiten waren damals auch ausschlaggebend. Hier bei uns gibt es sechs verschiedene Schichtzeiten, wir arbeiten wie auf Station an allen Tagen der Woche, machen aber keinen Nachtdienst. Nachts zu arbeiten hat mir bereits in der Ausbildung nicht gefallen, da ich schon immer Schwierigkeiten mit der Tag-Nacht-Umstellung hatte. In der Nacht haben wir nur einen Rufdienst. Jede Mitarbeiterin und Mitarbeiter hat pro Monat circa zwei bis vier Rufdienste, je nachdem ob man in Voll- oder Teilzeit arbeitet. Aber man wird nicht jede Nacht gerufen. Es hält sich im Rahmen.

Wie würden Sie die Arbeit in der Dialyse beschreiben?

Die Arbeit in der Dialyse ist sehr vielfältig. Man arbeitet selbstständig, die Patientin oder der Patient kommt zu uns, beziehungsweise ich zur Patientin oder zum Patienten und dann beginne ich mit meiner Arbeit. Mit der Ärztin oder dem Arzt halte ich Rücksprache oder kläre bei Visite offene Fragen. Das heißt auch, man hat viel Verantwortung der man gerecht werden muss. Die hohe Eigenverantwortung macht neben dem technischen Aspekt die Arbeit in der Dialyse aus. Wir haben sechs bis acht hochmoderne Behandlungsgeräte, zum Beispiel zur Lipidapherese und Plasmapherese sowie zwei unterschiedliche Hämodialysegeräte. In die Maschinen werden alle nach und nach eingewiesen. Da gehört aber natürlich viel Lernen dazu.

Ich betreue Patientinnen und Patienten im ganzen ZIM und ZOM, daher bin ich viel unterwegs. An manchen Tagen arbeite ich in der Dialyse, auf Intensivstation und im OP. Abwechslung ist also vorprogrammiert.

Das Schöne an meiner Arbeit ist auch, dass man unmittelbar ein Resultat sieht. Den Patientinnen und Patienten geht es oftmals nach zwei, drei Dialysen schon sichtlich besser. Das ist ein tolles Erfolgserlebnis. Wir führen vor allem Notfalldialysen durch, zum Beispiel bei Patientinnen und Patienten mit akuten Nierenversagen oder Autoimmunerkrankungen mit Nierenbeteiligung. Wenn die Patientin oder der Patient dann auf einmal wieder spricht und sagt, dass es ihm besser geht – was will man mehr? Deshalb ist es ein absolutes Klischee, dass die Arbeit in der Dialyse eintönig ist. Natürlich versorgen wir aber auch Patientinnen und Patienten mit chronischen Nierenversagen, der mehrmals die Woche teilstationär zu uns kommen.

Steffen, was sagen Sie als Mann zu dem Vorurteil "In der Pflege arbeiten nur Frauen?" Können Sie es widerlegen oder sind Sie nur eine Ausnahme?

Das ist ein totales Klischee. Während meiner Ausbildung habe ich noch aktiv Fußball gespielt, mit vielen Freunden, die in den klassischen Männerberufen gearbeitet haben. Da kamen oft Sprüche wie "Du wäschst ja sowieso nur den ganzen Tag Patienten". Aber das ist definitiv nicht meine Hauptaufgabe, das kommt selten vor. Ich denke, Außenstehende können sich gar nicht vorstellen, wie facettenreicht der Pflege-Job ist. Außerdem finde ich nicht, dass der Pflegeberuf unmännlicher ist als ein anderer Beruf. Im Gegenteil, ich habe extrem viel Verantwortung und obendrein einen Job mit Sinn, der mir viel zurückgibt. 

Jetzt im Team sind wir recht viele Männer; sechs Männer und zehn Frauen, um genau zu sein. Ich finde ein gemischtes Team wichtig, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Wenn ich nach zwei Wochen Urlaub wieder auf Station komme, freue ich mich richtig auf mein Team. Wir treffen uns ab und an auch mal privat nach Feierabend.

 

Sie haben Ihr Team erwähnt. Wenn ich Sie während Ihrer Arbeit beobachte – wo wird hier Ihrer Meinung nach Teamarbeit sichtbar?

Wir arbeiten in der Dialyse zwar sehr eigenständig, aber wenn Hilfe gebraucht wird, ist immer jemand da. Man hilft sich, gegenseitig und zimmerübergreifend, das wird auch so vorgelebt und wenn jemand Neues ins Team kommt, gleicht der sich schnell automatisch an. Wenn beispielsweise eine verwirrte Patientin oder ein verwirrter Patient punktiert werden muss, da braucht man eine Kollegin oder einen Kollegen, der währenddessen die Patientin oder den Patienten beruhigt.

Außerdem haben wir eine Stationshilfe, unsere gute Seele. Sie ist zum Beispiel für das Essen zuständig oder teilt Kaffee und Getränke aus. Diese kleinen Unterstützungen bleiben auch bei unseren Patientinnen und Patienten hängen. Manche freuen sich schon richtig auf das Frühstück bei uns.

Kurz und knapp: Was muss eine Pflegekraft für Eigenschaften mitbringen, um in der Dialyse arbeiten zu können?

Man muss Blut sehen können. Aber das setze ich mal voraus. Dann ist Fingerfertigkeit gefragt, wir punktieren die Patientinnen und Patienten selbst, nur im Notfall oder wenn die Punktion gar nicht klappt, holen wir eine Ärztin oder einen Arzt hinzu.

Technisches Verständnis ist zudem wichtig, man muss immer auf dem neusten Stand sein. Ich bin jemand, der sehr viel selbst nachliest oder auf Fortbildungen fährt. Und ich bin zum Beispiel in der Peritonealdialyse nicht so fit, da frage ich dann auch gerne bei erfahrenen Kolleginnen und Kollegen nach.

Außerdem können jederzeit Notfallsituationen auftreten, zum Beispiel eine Hyperkaliämie oder ein Lungenödem, weshalb ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Fachwissen gefordert ist.

Warum Uniklinik? Warum MED I?

Am Anfang war ich selbst skeptisch, ob ich hier arbeiten möchte, ich wollte keine Nummer sein. Aber das war und ist bei uns in der MED I gar nicht der Fall. Man kennt sich und schätzt sich hier. Klar ist die Uni riesig, die ersten Tage denkt man sich "Boah!" und natürlich weiß ich fast nichts über die Kopfklinik. Aber in der MED I kennt man die Leute.

Man hat an der Uni bessere Aufstiegsmöglichkeiten als in kleinen Häusern, und was für mich auch wichtig ist: viele Möglichkeiten zum Wechseln. Die Intensivstation der MED I würde mich zum Beispiel auch interessieren.

Außerdem ist die Stelle sehr sicher, wir haben in der Regel alle einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

Die Möglichkeiten für interne und externe Fortbildungen sind eine der besten Sachen hier. Ich habe zum Beispiel meinen Praxisanleiter an der Akademie gemacht und sämtliche Kosten wurden von der Uniklinik übernommen. Solang die Fortbildung dich weiterbringt, wird Sie bezahlt.

Zudem kann ich in diesem Job Arbeit und Privatleben gut verbinden, ich arbeite nebenbei noch als Fitnesstrainer und bekomme beides gut unter einen Hut.

Last but not least: Wie geht's für Sie weiter?

Das ist eine gute Frage. Momentan halte ich den Unterricht in der Krankenpflegeschule rund um sämtliche Dialyse-Basics. Die Fortbildung "Der Dialysepatient" halte ich auch. Beides macht mir viel Spaß, deshalb überlege ich, in diese Richtung zu gehen. 

Vielen Dank für die Einblicke in diesen spannenden Beruf!

Klischees über die pflegerische Arbeit in der Inneren gibt es mindestens genauso viele wie Stationen in der Medizinischen Klinik I. Hier geben dir die Kollegen der MED I einen Einblick, was sie bei ihrer Arbeit als Pflegerin und Pfleger umtreibt – und was sie zu den Vorurteilen sagen.

"Auf der internistischen Station wäscht man den ganzen Tag."

Stimmt das? Jasmin Z., Pflegerin auf der M31, klärt auf.
 

"Arbeiten in der Inneren ist einseitig."

Stefan R., Stationsleitung der internistischen Intensivstation, gibt ein Statement.

"In der Inneren arbeitet man sich kaputt."

Ist diese Aussage berechtigt? Hier gibt Ivonne L. einen Einblick in die Pflege auf der M61.

Du willst mit uns arbeiten? Dann freuen wir uns auf dich!

Wenn du dich erst einmal orientieren möchtest, dann komm doch gerne für ein bis zwei Tage zum Hospitieren vorbei und bilde dir deine eigene Meinung. Du kannst uns per E-Mail unter pflegedirektion@ ukw.de oder telefonisch unter +49 931 201-57102 kontaktieren, damit wir einen Termin ausmachen können. Gerne beantworten wir dann auch deine Fragen.

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Dann schick uns deine Unterlagen bitte in einem PDF an: pflegedirektion@ ukw.de