Traumgeburt – Zufriedenheit und Resilienz in der Geburtshilfe
Die Geburt eines Kindes ist für Frauen eine Erfahrung, die mit großen Glücksgefühlen und positiven Emotionen, aber auch mit Ängsten, empfundener Hilflosigkeit oder Enttäuschung verbunden sein kann.

“Mit unserer POSAR-Studie möchten wir die Faktoren erfassen, die die Geburtszufriedenheit positiv beeinflussen. Daraus ziehen wir Schlüsse für eine gut strukturierte Geburtsvorbereitung und -planung, die wir im Zuge des Projekts weiter verbessern möchten.”
Warum die Geburtserfahrung wichtig ist
Bis zu 50 Prozent der Frauen erleben die Geburt als traumatisch und drei bis vier Prozent entwickeln eine vollausgeprägte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) [1, 2]. Diese Gefühle können unabhängig davon auftreten, ob es medizinische Komplikationen gab oder nicht.
Eine subjektiv negative Geburtserfahrung beeinflusst die Lebensqualität der Mutter und erhöht das Risiko für postpartale psychische Störungen wie Angststörungen, Depressionen und PTBS [3, 4]. Davon ist auch die Interaktion zwischen Mutter und Neugeborenen betroffen. Dies kann beim Kind zu entwicklungspsychologischen Auffälligkeiten führen [5]. Weniger untersucht sind in diesem Zusammenhang das Geburtserleben des Kindsvaters sowie die daraus resultierenden Konsequenzen.
Sensibilisierung des Kreißsaalpersonals
Der Anspruch des Kreißsaalpersonals ist, eine sanfte und möglichst stressfreie Geburt zu ermöglichen. Hebammen, Ärztinnen und Ärzte können manchmal eine traumatisch erlebte Geburtserfahrung nicht nachvollziehen, insbesondere bei medizinisch unauffälligen Geburten. Das kann zu einer zusätzlichen psychischen Belastung sowohl der betroffenen Frauen als auch des Personals führen. Im Rahmen der vorgesehenen Aus- und Weiterbildung ist das Kreißsaalpersonal häufig wenig oder nicht im Bereich der traumasensiblen Geburtshilfe geschult [6]. Die Datenlage sowohl zu primär- als auch sekundärpräventiven Maßnahmen und auch über die individuellen Risiko- und Resilienzfaktoren ist bisher sehr dürftig.
Literatur
[1] Yildiz PD, Ayers S, Phillips L (2017) The prevalence of posttraumatic stress disorder in pregnancy and after birth: A systematic review and meta-analysis. J Affect Disord 208:634-645
[2] O'donovan A, Alcorn KL, Patrick JC et al. (2014) Predicting posttraumatic stress disorder after childbirth. Midwifery 30:935-941
[3] Taylor Miller PG, Sinclair M, Gillen P et al. (2021) Early psychological interventions for prevention and treatment of post-traumatic stress disorder (PTSD) and post-traumatic stress symptoms in post-partum women: A systematic review and meta-analysis. PLoS One 16:e0258170
[4] Bahari S, Nourizadeh R, Esmailpour K et al. (2022) The Effect of Supportive Counseling on Mother Psychological Reactions and Mother-Infant Bonding Following Traumatic Childbirth. Issues Ment Health Nurs 43:447-454
[5] Bell AF, Andersson E, Goding K et al. (2018) The birth experience and maternal caregiving attitudes and behavior: A systematic review. Sex Reprod Healthc 16:67-77
[6] Bundesärztekammer (2018) (Muster-)Kursbuch Psychosomatische Grundversorgung auf der Grundlage der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018.
Kooperationen
Die POSAR-Studie ist ein Projekt der Universitätsfrauenklinik mit zahlreichen Kooperationspartnern. Eine enge Zusammenarbeit besteht zum Lehrstuhl und Institut für Hebammenwissenschaft unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. U. Pecks. Weitere Kooperationen erfolgen mit der Abteilung für Endokrinologie der Medizinischen Klinik I, mit der psychologisch-psychiatrischen "Mutter-Kind-Sprechstunde" des Universitätsklinikums Würzburg, dem Institut für Psychologie des Universität Würzburg und mit Frau Prof. Sarah Kittel-Schneider, Chair of Psychiatry des University College Cork in Irland.