Derzeit gilt die autologe Knochenverpflanzung (ABG) als der Goldstandard zur Behandlung dieser Defekte. Dabei wird Knochenmaterial beispielsweise aus dem Oberschenkelknochen entnommen und an die defekte Stelle transplantiert. Ein gängiges Verfahren, um autologes Knochenmaterial für die Transplantation zu entnehmen ist die Reamer-Irrigator-Aspirator (RIA)-Technik: mittels einer bestimmten Bohrvorrichtung (Reamer) wird gebohrt, gespült (Irrigator) und die Flüssigkeit mit Knochenpartikeln und Knochenzellen abgesaugt (Aspirator). Es entstehen eine feste und eine flüssige Phase. Während die feste Phase als Knochenersatzmaterial Anwendung findet, wird die flüssige Phase häufig als Abfallprodukt verworfen – zu Unrecht, wie die Ergebnisse der im Journal of Orthopaedics and Traumatology veröffentlichten Studie zeigen: Die flüssige Phase enthält zahlreiche vitale Zellen und patienteneigene Wachstumsfaktoren mit potenziellem Einfluss auf Gefäß- und Immunzellwachstum bei der Knochenheilung.
Ziel ist es nun, diese bislang ungenutzte Lösung therapeutisch nutzbar zu machen. Nach erfolgreichen in vitro Tests folgt nun die präklinische Erprobung im Schafmodell bei unseren Kooperationspartnern in Serbien. Die anspruchsvolle RIA-Operationstechnik wurde am UKW durch Prof. Dr. Martin Jordan (jetzt UK Greifswald) und Prof. Dr. Stefanie Hölscher-Doht (Chirurgie II) durchgeführt. Die Analyse der flüssigen RIA-Phase erfolgte durch Sebastian Häusner im Rahmen seiner Promotion in der IZKF geförderten Nachwuchsgruppe von PD Dr. Marietta Herrmann.
Häusner, S., Kolb, A., Übelmesser, K. et al. It is not waste if it is therapy: cellular, secretory and functional properties of reamer–irrigator–aspirator (RIA)-derived autologous bone grafts. J Orthop Traumatol 26, 21 (2025). doi.org/10.1186/s10195-025-00835-0