Drittmittelgeförderte Projekte zu Affektiven Erkrankungen

Studie P4D

Mit personalisierter Medizin gegen Depressionen

Das Projekt mit dem Titel „Personalisierte, prädiktive, präzise und präventive Medizin zur Verbesserung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Prävention depressiver Erkrankungen“ (P4D) ist deutschlandweit das bislang größte Forschungsvorhaben zur qualitativen Verbesserung der Depressionsbehandlung

 

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Sprecher, Forschungsverbund Koordination: Prof. Dr. med. Helge Frieling, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover

Projektlaufzeit: 2022-2027

An der Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit zehn Millionen Euro über fünf Jahre gefördert wird, sind neben sieben Universitäten (MHH, Leibniz Universität Hannover, TU Braunschweig, Universität Greifswald, Universität Würzburg, Universität Kiel, Universität Frankfurt) auch das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und das bayerische Unternehmen BioVariance beteiligt.

Momentan kann einem Teil der depressiv erkrankten Menschen mit Standardtherapien nicht geholfen werden

Bislang werden Patienten mit Depressionen üblicherweise mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva behandelt, was jedoch nur bei etwa der Hälfte aller Patienten zu einer schnellen und erheblichen Besserung der Symptomatik führt. So wirkt das erste Antidepressivum, das im Rahmen einer Depressionstherapie verabreicht wird, beispielsweise nur bei jedem vierten bis fünften Patienten. Ebenfalls führen Antidepressiva häufig zu starken Nebenwirkungen.

Dies liegt daran, dass sich hinter dem Krankheitsbild ‚Depression‘ auf neurobiologischer Ebene unterschiedliche Hirnfunktionsstörungen verbergen. Im Rahmen der P4D Studie, sollen diese pathologischen Strukturen mit Hilfe von Biomarkern, aber auch Fragebögen, Kernspintomografien, Hirnstrommessungen und Schlafdiagnostik zunächst identifiziert und basierend auf den zugrundeliegenden Mechanismen, maßgeschneiderte Diagnose- und Behandlungsansätze entwickelt werden.

Statt wie bisher verschiedene Behandlungsverfahren auszuprobieren, soll es somit künftig möglich werden, schon zu Beginn der Depressionsbehandlung, für jeden Patienten einen optimalen Behandlungsansatz festzulegen. Dadurch soll nicht nur erreicht werden, dass mehr Menschen mit Depressionen effektiver behandelt werden. Von personalisierten Therapieansätzen versprechen sich die Projektbeteiligten auch einen schnelleren Gewinn an Lebensqualität für die Erkrankten und hoffen, dadurch eine Chronifizierung der Depression vermeiden zu können.

 

1.000 Betroffene werden in die Studie eingeschlossen

 

Für P4D werden rund 1.000 Patientinnen und Patienten an den fünf beteiligten Universitätskliniken in Hannover, Kiel, Greifswald, Würzburg und Frankfurt rekrutiert. Die Studie zeichnet sich dadurch aus, dass die Probanden umfassend untersucht und ganz unterschiedliche Parameter erfasst werden. Neben Kernspintomografie, Elektroenzephalografie und Schlafanalysen werden auch körperliche Untersuchungen, verschiedene Fragebögen und Blutproben ausgewertet. Zu den Untersuchungen gehört auch eine Genomsequenzierung im sogenannten Long-Read-Verfahren, mit dem nahezu alle genetischen und epigenetischen Veränderungen erkannt werden können. Ein Patientenbeirat, den die Stiftung Deutsche Depressionshilfe für das Forschungsvorhaben zusammenstellt, begleitet P4D kritisch und bringt die Sicht der Betroffenen ein. 

Arbeitsprogram ZEP

Neben der Rekrutierung und ausführlichen Erfassung umfangreicher Patientendaten, befasst sich das Teilprojekt 5A vorwiegend mit der Pharmakogenomik von Depressionen. Die individuelle Wirksamkeit und Verträglichkeit eines bestimmten Medikaments hängt nicht nur von phänotypischen Faktoren, sondern auch von der genetischen Disposition ab. Vor allem genetische oder epigenetische Variationen in Genen, die an der Verteilung, dem Metabolismus und der Ausscheidung eines Arzneistoffs beteiligt sind, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Anpassung der Dosierung eines Arzneistoffs an den zugrundeliegenden Arzneimittelstoffwechsel der Patienten und Patientinnen kann die Wirksamkeit eines Arzneimittels erheblich steigern und unerwünschte Nebenwirkungen deutlich reduzieren.

Im Rahmen dieses Teilprojektes sollen daher vor allem genetische Faktoren die den Stoffwechsel von Antidepressiva beeinflussen identifiziert werden. Durch die anschließende Entwicklung eines spezifischen Behandlungs-Assays soll die Auswahl und Dosierung eines Arzneimittels, durch Bestimmung dieser Faktoren bei jedem einzelnen Patienten optimiert und unerwünschte Nebenwirkungen zu verringert werden. Ebenfalls sollen genetische Biomarker, die zu verschiedenen Entstehungsmechanismen der Depression beitragen, innerhalb des Forschungsverbunds identifiziert werden und in diesem Teilprojekt die Entwicklung eines Diagnostischen-Assays zur genauen Bestimmung der Erkrankung bei jedem Patienten ermöglichen.

Die Personalisierung von Behandlungsansätzen trägt somit nicht nur zur verbesserten Diagnose, Wirksamkeit und Sicherheit der Patienten bei, sondern könnte auch durch Verkürzung der Behandlungsdauer dem erheblichen Leidensdruck der Betroffenen schneller entgegenwirken und das Risiko eines chronischen Krankheitsverlaufs verringern.

 

Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie unter:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/aktuellestudien/individualisierte-behandlungsansaetze-mit-hilfe-von-biomarkern




Anschrift

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums | Margarete-Höppel-Platz 1 | 97080 Würzburg