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Auswirkungen von Vutrisiran auf das Herz bei Patienten mit Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie

Bei der Erkrankung Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) lagert sich das falsch gefaltete Eiweiß Transthyretin (TTR) in verschiedenen Organen, besonders im Herzmuskel, ab. Dies führt zu funktionellen und strukturellen Problemen.

Das Herz wird dadurch zunehmend steif, die Herzwände werden dicker und die Pumpfunktion nimmt ab. Betroffene leiden im Verlauf unter Atemnot, Müdigkeit und Wassereinlagerungen, ähnlich wie bei einer schweren Herzschwäche.

In der randomisierten klinischen Studie HELIOS-B reduzierte das RNA-Interferenz-Medikament Vutrisiran das Risiko für Gesamtmortalität und wiederkehrende kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit ATTR-CM. In einer Sekundäranalyse dieser Studie haben Forschende, darunter Caroline Morbach vom DZHI, die Auswirkungen von Vutrisiran auf echokardiographische Parameter der Herzstruktur und -funktion bei Patienten mit ATTR-CM untersucht. Die Patienten hatten über einen Zeitraum von 30 Monaten entweder Vutrisiran oder Placebo erhalten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei den Menschen, die Vutrisiran erhielten, verlangsamte sich die Verdickung der Herzwände und die Zunahme der gesamten Herzmuskelmasse war geringer als in der Placebo-Gruppe. Außerdem blieb die Pumpfunktion des Herzens stabiler – sie verschlechterte sich unter Vutrisiran deutlich weniger als unter Placebo. Auch feinere Messwerte wie der sogenannte „Strain“, der angibt, wie gut sich der Herzmuskel zusammenzieht, waren unter der Behandlung besser im Verglich zu Placebo. Ebenso zeigten sich günstigere Veränderungen bei der Füllungsfunktion des Herzens, also wie gut das Herz nach dem Schlag wieder Blut aufnehmen kann. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Vutrisiran den krankheitsbedingten Umbau des Herzmuskels aufhalten oder zumindest verlangsamen kann.

Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass ihre Teilnehmenden überwiegend ältere Männer waren, die meist die sogenannte „Wildtyp“-Form der Erkrankung hatten, also eine im Alter erworbene und keine vererbte Variante. Ob die Ergebnisse in gleichem Maß auch für Frauen oder für die genetische Form der Erkrankung gelten, muss in weiteren Studien geprüft werden.

Jering KS, Fontana M, Lairez O, Longhi S, Azevedo O, Morbach C, Bender S, Jay PY, Vest J, Bulwer BE, Prasad N, Solomon SD, Skali H. Effects of vutrisiran on cardiac structure and function in patients with transthyretin amyloidosis with cardiomyopathy: secondary outcomes of the HELIOS-B trial. Nat Med. 2025 Oct;31(10):3560-3568. doi: 10.1038/s41591-025-03851-z. Epub 2025 Aug 6. PMID: 40770082; PMCID: PMC12532587.

Digitoxin bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion

Herzglykoside sind seit Jahrhunderten zur Behandlung von Herzschwäche und bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzte Medikamente. Der Wirkstoff wird aus der Fingerhut-Pflanze (Digitalis) gewonnen wird. Digitoxin und Digoxin sind wichtige Medikamente, die auch häufig bei Rhythmusstörungen zum Einsatz kommen.

Nahaufnahme von den Blüten eines pinkfarbenen Fingerhuts
Der Wirkstoff der Herzglykoside Digoxin und Digitoxin wird aus der Fingerhut-Pflanze (Digitalis) gewonnen und wird bei Herzschwäche und bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt.

In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie hat ein internationales Konsortium, an dem das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz beteiligt war, die therapeutische Wirkung von Digitoxin bei 1.212 Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion genauer untersucht. Alle an der Studie Teilnehmenden  erhielten eine moderne, leitliniengerechte Behandlung ihrer Herzinsuffizienz. Zusätzlich erhielten sie, je nach Einteilung nach dem Zufallsprinzip, entweder Digitoxin oder ein Placebo. 

Über eine mittlere Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten ergab sich folgendes Ergebnis: Im Digitoxin-Arm traten die Ereignisse „Tod oder erste Hospitalisation wegen verschlechterter Herzinsuffizienz“ seltener auf (39,5 %) als in der Placebo-Gruppe (44,1 %). Bei den Einzelkomponenten „Tod“ bzw. „Hospitalisierung“ war der Unterschied allerdings nicht statistisch eindeutig, d. h., allein durch das Medikament ließ sich nicht mit ausreichender Sicherheit zeigen, dass weniger Menschen starben oder seltener ins Krankenhaus kamen, sondern dies ließ sich nur anhand der kombinierten Kennzahl belegen. Auch in puncto Sicherheit zeigte sich: In der Digitoxin-Gruppe traten etwas mehr schwerwiegende Nebenwirkungen auf (4,7 % gegenüber 2,8 %).

Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass Digitoxin als Zusatztherapie bei Personen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz und stark eingeschränkter Pumpfunktion von Vorteil sein könnte – insbesondere bei solchen, die trotz moderner Grundtherapie weiterhin belastet sind.

Bavendiek U, Großhennig A, Schwab J, Berliner D, Rieth A, Maier LS, Gaspar T, Thomas NH, Liu X, Schallhorn S, Angelini E, Soltani S, Rathje F, Sandu MA, Geller W, Hambrecht R, Zdravkovic M, Philipp S, Kosevic D, Nickenig G, Scheiber D, Winkler S, Becher PM, Lurz P, Hülsmann M, Wiesner S, Schröder C, Neuhaus B, Seltmann A, von der Leyen H, Veltmann C, Störk S, Böhm M, Koch A, Bauersachs J; DIGIT-HF Study Group. Digitoxin in Patients with Heart Failure and Reduced Ejection Fraction. N Engl J Med. 2025 Sep 25;393(12):1155-1165. doi: 10.1056/NEJMoa2415471. Epub 2025 Aug 29. PMID: 40879434.

Nahaufnahme von den Blüten eines pinkfarbenen Fingerhuts
Der Wirkstoff der Herzglykoside Digoxin und Digitoxin wird aus der Fingerhut-Pflanze (Digitalis) gewonnen und wird bei Herzschwäche und bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
Herz-MRT vs. Herzkatheter als primäre Strategie bei neu diagnostizierter Herzinsuffizienz

Wenn die Diagnose einer Herzschwäche mit deutlich verringerter Pumpleistung, also einer „Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion“ (HFrEF), gestellt wird, ist es von zentraler Bedeutung, den Grund für die Herzschädigung zu ermitteln.

Übersichtsgrafik aus dem Journal
CMR vs. CATH als Primärstrategie bei neu auftretender HFrEF Überblick über das Design und die wichtigsten Ergebnisse der CMR-Diagnosestudie, einschließlich Randomisierungsprozess, Studienbewertungen mit primären und sekundären Endpunkten und wichtigsten Ergebnissen. CATH = perkutane invasive Koronarangiographie („Herzkatheter“); CMR = kardiale Magnetresonanztomographie („Herz-MRT“); HFrEF = Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion; ICM = ischämische Kardiomyopathie; Sens. = Sensitivität; Spec. = Spezifität.

Eine häufige Ursache ist die Ischämie, also eine Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße. Um dies festzustellen wird häufig eine invasive Untersuchung, die Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie), durchgeführt. Eine Alternative ist die Bildgebung mittels Kernspintomographie des Herzens (Cardiac Magnetic Resonance). Doch lässt sich mit dieser nicht-invasiven Methode die ischämische Ursache ebenso gut erkennen wie mit einer Herzkatheteruntersuchung? Und können dadurch unnötige Katheter-gestützte Untersuchungen vermieden werden?

Mit diesen Fragen hat sich ein Team des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz und der Medizinischen Klinik und Poliklinik I beschäftigt und drei weitere Zentren (Hannover, Nürnberg, Leipzig) in eine multizentrische, randomisierte Studie eingebunden. Insgesamt nahmen 229 Patientinnen und Patienten mit neu aufgetretener HFrEF teil. Sie wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt zuerst eine Herzkatheteruntersuchung und anschließend eine Herz-MRT, die zweite Gruppe zuerst eine Herz-MRT und anschließend eine Herzkatheteruntersuchung. Beide Verfahren wurden anschließend unabhängig voneinander ausgewertet. Das Projekt wurde unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. 

Die Ergebnisse zeigten, dass beide Methoden in ihrer Treffsicherheit, eine solche Durchblutungsstörung zu entdecken, sehr ähnlich waren. Sowohl der Herzkatheter als auch die Herz-MRT erkannten etwa 90 Prozent der Fälle korrekt. Der Herzkatheter war jedoch etwas genauer darin, Patienten ohne Durchblutungsstörung richtig zu erkennen (98 Prozent gegenüber 74 Prozent bei der Herz-MRT). Besonders interessant war, dass die Forschenden bei fast der Hälfte der Patienten auf den Herzkatheter hätten verzichten können, wenn zuerst die MRT eingesetzt worden wäre, ohne dass wichtige Diagnosen übersehen worden wären.

Das bedeutet: Eine Herz-MRT als Erstuntersuchung könnte vielen Patientinnen und Patienten einen invasiven Eingriff ersparen, ohne die diagnostische Sicherheit wesentlich zu beeinträchtigen. Allerdings besteht das Risiko, dass die MRT-Untersuchung fälschlicherweise häufiger auf eine Durchblutungsstörung hinweist, die gar nicht vorliegt.

Die Forschenden folgern daraus, dass die Herz-MRT in Zukunft durchaus als erste Diagnosemethode bei neu auftretender Herzschwäche infrage kommen könnte. Sie betonen jedoch auch, dass weitere Studien erforderlich sind, um zu untersuchen, ob sich eine solche „Herz-MRT-zuerst“-Strategie langfristig positiv auf den Krankheitsverlauf, Komplikationen und die Überlebenschancen der Patienten auswirkt.

Gülmisal Güder, Theresa Reiter, Wolfgang R. Bauer, Theano Papavassiliu, Johannes Schwab, Matthias Pauschinger, Daniel Lavall, Rolf Wachter, Dominik Berliner, Johann Bauersachs, Stefan Frantz, Götz Gelbrich, Georg Ertl, Stefan Störk. Cardiac Magnetic Resonance Imaging vs Coronary Angiography as Primary Strategy in Newly Diagnosed Heart Failure. JACC Heart Fail. 2025 Sep;13(9):102528. doi: 10.1016/j.jchf.2025.102528. Epub 2025 Jul 12. PMID: 40652576. 

Übersichtsgrafik aus dem Journal
CMR vs. CATH als Primärstrategie bei neu auftretender HFrEF Überblick über das Design und die wichtigsten Ergebnisse der CMR-Diagnosestudie, einschließlich Randomisierungsprozess, Studienbewertungen mit primären und sekundären Endpunkten und wichtigsten Ergebnissen. CATH = perkutane invasive Koronarangiographie („Herzkatheter“); CMR = kardiale Magnetresonanztomographie („Herz-MRT“); HFrEF = Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion; ICM = ischämische Kardiomyopathie; Sens. = Sensitivität; Spec. = Spezifität.