paper place Endokrinologie

Stoffwechselhormone und Entzündungsmarker nach einem Roux-en-Y-Magenbypass bei Menschen und Nagetieren

Bei hochgradiger Adipositas (in der Regel BMI > 40kg/m²) ist die bariatrische Operation eine besonders effektive Behandlung zur Gewichtsreduktion, beispielsweise der Roux-en-Y Magenbypass (RYGB).

Durch die Operation kommt es zu durchgreifenden Änderungen diverser endogener Stoffwechselhormone, sowie zu einem Rückgang der systemischen Entzündung, mit nachhaltigen Auswirkungen auf Adipositas-assoziierte Komorbiditäten. Eine genaue Kenntnis über die Vergleichbarkeit von hormonellen Veränderungen des Stoffwechsels zwischen Menschen und Versuchstieren (hier Ratten) ist eine Grundvoraussetzung für den sinnvollen Einsatz von Tierversuchen, die unterschiedliche Physiologie ist jedoch nicht ausreichend erforscht.

Ein Team der Würzburger Universitäts-Endokrinologie und Chirurgie untersuchte 20 stark übergewichtige Personen vor und ein Jahr nach einer RYGB-Operation sowie übergewichtige Ratten sieben Wochen nach einem entsprechenden Eingriff. In den Blutproben wurden verschiedene metabolische Hormone, Entzündungsmarker und Aminosäuren mit verschiedenen Messmethoden bestimmt.

Ein Jahr nach der Operation sanken beim Menschen vor allem die Nüchternspiegel von Insulin und Leptin, passend zur Besserung der Insulinsensitivität sowie der Abnahme der Körperfettmasse. Unerwartet fielen bei Menschen auch die appetithemmenden Hormone GLP-1 und PYY nach der Operation ab, während sie bei den Ratten anstiegen. Es ist davon auszugehen, dass die Effekte dieser Hormone eher postprandial, also nach dem Essen, von Bedeutung sind, darüber hinaus werden im Laufe der Zeit regulatorische Mechanismen neu justiert. Entzündungsmarker wie IL-6 und MCP-1 gingen beim Menschen deutlich zurück, was auf die entzündungshemmende Wirkung des Eingriffs hinweist. Dies ist vor allem für die Gesundheit, beispielsweise für das Herz-Kreislauf- und Stoffwechselsystem, relevant. Bei Ratten war dieser Effekt allerdings nicht festzustellen.

Die Forscher beschäftigten sich auch mit der Frage, ob anhand von Nüchternspiegeln diverser Stoffwechselhormone Patientinnen und Patienten identifiziert werden können, die besonders von einer solchen Operation profitieren würden. Patientinnen und Patienten mit höheren GLP-1-Werten vor der OP verloren tendenziell mehr Gewicht. Daher könnte das Hormon als prognostischer Marker dabei helfen, im Voraus einzuschätzen, wer besonders gut auf die Operation anspricht. Die essentielle Aminosäure Leucin zeigte eine positive Korrelation mit dem GLP-1-Wert nach zwölf Monaten bei Menschen, jedoch nicht bei Ratten. Eine gesonderte Ergänzung der Nahrung mit dieser Aminosäure könnte daher sinnvoll sein.

Insgesamt zeigt die Studie, dass der Magenbypass nicht nur zu einer Gewichtsreduktion führt, sondern auch tiefgreifende hormonelle und entzündungsbezogene Veränderungen auslöst. Diese verlaufen beim Menschen teils anders als im Tiermodell. Die Unterschiede zwischen Mensch und Tiermodell, insbesondere hinsichtlich der Entzündungsreaktion, zeigen einmal mehr, dass Tierdaten nur mit Vorsicht auf Menschen übertragen werden können.

Simon Kloock, Lukas Scheller, Julia Hasinger, Ilja Balonov, Max Kurlbaum, Martin Fassnacht, Ann-Cathrin Koschker, Florian Seyfried, Ulrich Dischinger. In-depth analysis of metabolic hormones and inflammatory markers following Roux-en-Y gastric bypass in humans and rodents: similarities and differences. Diabetes Research and Clinical Practice. Volume 229, 2025, 112923, ISSN 0168-8227, https://doi.org/10.1016/j.diabres.2025.112923.

Parakrine und endokrine Kommunikation zwischen Nebenniere und Fettgewebe bei primärem Hyperaldosteronismus

Beim primären Hyperaldosteronismus (Conn Syndrom) handelt es sich um eine hormonelle Erkrankung, bei welcher der Körper zu viel Aldosteron produziert. Aldosteron spielt eine wichtige Rolle in der Regulation des Blutdrucks, Salz- und Flüssigkeitshaushalts.

Collage aus zwei Porträts der beiden Hauptautoren im weißen Kittel.
PD Dr. Ulrich Dischinger (links) und Dr. Simon Kloock sind die Hauptautoren der Studie.

Eine Überproduktion von Aldosteron führt zu Bluthochdruck und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Das Fettgewebe ist in diesen Prozessen nicht nur als Energiespeicher involviert, sondern auch als direkter Wirkort von Aldosteron. Obwohl die Nebenniere komplett von einem Fettdepot umgeben ist, ist bei primärem Hyperaldosteronismus die Wechselwirkung zwischen der Nebenniere und dem Fettgewebe noch nicht gut untersucht.

Um zu verstehen, wie Tumor- und Fettgewebe miteinander kommunizieren – sowohl durch lokal (parakrin) wirkende Stoffe als auch durch Hormone, die über das Blut (endokrin) wirken – untersuchten Forschende der Endokrinologie an der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Leipzig, ob und wie sich das Fettgewebe rund um die Nebennieren und unter der Haut bei Patientinnen und Patienten mit einem Aldosteron-produzierenden Adenom (APA), also einem gutartigen hormonaktiven Tumor der Nebenniere, im Vergleich zu Menschen mit einem gutartigen nicht-funktionalen Nebennierentumor (NFA) verhält. 

Zunächst analysierten sie, welche Gene in den Fettzellen unterschiedlich exprimiert wurden. Mit immunhistochemischen Methoden untersuchten sie zudem, wie stark bestimmte Proteine (z. B. Leptin, Adiponectin oder Signalproteine) in den Fettzellen ausgeprägt sind. Im Vergleich zur NFA-Gruppe fanden die Forschenden bei den APA-Patientinnen und -Patienten viele Unterschiede in der Genexpression der Fettzellen. In beiden Fettbereichen (unter der Haut und um die Nebenniere) waren Gene mit Bedeutung für Inflammation weniger aktiv. Fettabbau-Wege (Lipolyse) hingegen waren bei den Patientinnen und Patienten mit APA im Unterhautfett stärker aktiviert. Die Immunfärbung zeigte, dass bestimmte Proteine mit Zusammenhang dazu im Unterhautfettgewebe von APA-Patientinnen -Patienten stärker vorhanden sind als bei Kontrollpersonen.

Die Autorinnen und Autoren schließen aus diesen Befunden, dass bei APA nicht nur Botenstoffe produziert werden, die den Körper systemisch beeinflussen, sondern auch lokal auf das umgebende Fettgewebe wirken (parakriner Einfluss). Umgekehrt kann das Fettgewebe auch Rückwirkungen auf den Tumor haben. Diese „Kommunikation” zwischen Tumor und Fettgewebe könnte erklären, warum Menschen mit übermäßigem Aldosteron oft auch Herz-Kreislauf- und Stoffwechselprobleme entwickeln. Zugleich eröffnen sich mögliche diagnostische Wege: Da subkutanes Fett relativ leicht zugänglich ist, könnten bestimmte Veränderungen dort in der Diagnostik der APA relevant sein.

Simon Kloock, Lisa Kagan, Christian Ziegler, Mugdha Srivastava, Anke Tönjes, Nada Rayes, Nicolas Schlegel, Niklas Geiger, Matthias Blüher, Martin Fassnacht, Ulrich Dischinger, Adipose tissue signaling in aldosterone-producing adenomas: paracrine and endocrine effects, European Journal of Endocrinology, Volume 193, Issue 4, October 2025, Pages 440–452, https://doi.org/10.1093/ejendo/lvaf190

Collage aus zwei Porträts der beiden Hauptautoren im weißen Kittel.
PD Dr. Ulrich Dischinger (links) und Dr. Simon Kloock sind die Hauptautoren der Studie.