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Optimierung der T-Zell-Immuntherapie bei Patienten mit multiplem Myelom

In dieser Übersicht gibt das European Myeloma Network unter der Leitung von Letztautor Hermann Einsele Empfehlungen zur Optimierung der Sicherheit und Wirksamkeit der T-Zell-Immuntherapie bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom.

Die Grafik zeigt vereinfacht, wie zwei moderne Immuntherapien Krebszellen bekämpfen. In beiden Fällen (CAR-T-Zellen und bispezifische Antikörper) führt die Aktivierung der T-Zellen dazu, dass sie giftige Stoffe (Granzyme und Perforine) freisetzen. Diese Stoffe durchlöchern und zerstören die Tumorzelle.
CAR-T-Zellen und T-Zell-umleitende bispezifische Antikörper eliminieren zielpositive Tumorzellen. CAR-T-Zellen werden aktiviert, wenn ihr CAR mit einem auf der Tumorzelle exprimierten Zielantigen interagiert. T-Zell-bindende bispezifische Antikörper binden gleichzeitig an ein Antigen auf Multiplen Myelomzellen und an die CD3-Untereinheit auf T-Zellen. Beide Interaktionen führen zur Degranulation der T-Zellen und zur Freisetzung von Granzymen und Perforinen in die Immunsynapse, wodurch die Zielzelle schließlich eliminiert wird. CAR = chimärer Antigenrezeptor.

Zu diesen modernen Behandlungsformen, die das körpereigene Immunsystem nutzen, um Krebszellen gezielt anzugreifen, gehören CAR-T-Zell-Therapien und bispezifische Antikörper. Sie haben in den letzten Jahren zu beeindruckenden Behandlungserfolgen geführt, stellen Ärztinnen und Ärzte jedoch auch vor neue praktische und medizinische Herausforderungen.

Die Autorinnen und Autoren empfehlen bei Patienten, die sowohl für eine CAR-T-Zell-Therapie als auch für bispezifische Antikörper infrage kommen, aufgrund der hohen Ansprechrate und des dauerhaften progressionsfreien Überlebens, begleitet von einer verbesserten Lebensqualität, zunächst die CAR-T-Zell-Therapie. Eine vorherige Behandlung mit bispezifischen Antikörpern wirkt sich negativ auf die Wirksamkeit der nachfolgenden CAR-T-Zelltherapie aus. Dagegen gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass ein Rückfall nach einer auf B-Zell-Reifungsantigene gerichteten (BCMA-) CAR-T-Zelltherapie mit bispezifischen Antikörpern wirksam behandelt werden kann. Eine rechtzeitige Überweisung und Planung vor Beginn der T-Zell-Immuntherapie ist von entscheidender Bedeutung, um die Auswahl der Behandlung zu optimieren, geeignete diagnostische Tests (z. B. zum Ausschluss latenter Infektionen) durchzuführen und modifizierbare Risikofaktoren zu identifizieren. So lassen sich die klinischen Ergebnisse verbessern. Eine unterstützende Behandlung ist für alle Patienten, die eine T-Zell-Immuntherapie erhalten, von entscheidender Bedeutung, um eine Rückfallmortalität zu verhindern.

Niels W C J van de Donk, Philippe Moreau, Jesús F San-Miguel, Maria-Victoria Mateos, Meletios A Dimopoulos, Sonja Zweegman, Francesca Gay, Monika Engelhardt, Roberto Mina, Elena Zamagni, Michel Delforge, Meral Beksac, Andrew Spencer, Fredrik Schjesvold, Christoph Driessen, Martin Kaiser, Aurore Perrot, Ralph Wäsch, Charlotte LBM Korst, Annemiek Broijl, Cyrille Touzeau, Salomon Manier, Roman Hajek, Heinz Ludwig, Carlos Fernandez de Larrea, Rakesh Popat, Pellegrino Musto, Paula Rodriguez-Otero, Kwee Yong, Leo Rasche, Evangelos Terpos, Marc S Raab, Mario Boccadoro, Pieter Sonneveld, Hermann Einsele. Optimising T-cell immunotherapy in patients with multiple myeloma: practical considerations from the European Myeloma Network, The Lancet Haematology, Volume 12, Issue 8, 2025, Pages e635-e649, ISSN 2352-3026, https://doi.org/10.1016/S2352-3026(25)00117-6.

Die Grafik zeigt vereinfacht, wie zwei moderne Immuntherapien Krebszellen bekämpfen. In beiden Fällen (CAR-T-Zellen und bispezifische Antikörper) führt die Aktivierung der T-Zellen dazu, dass sie giftige Stoffe (Granzyme und Perforine) freisetzen. Diese Stoffe durchlöchern und zerstören die Tumorzelle.
CAR-T-Zellen und T-Zell-umleitende bispezifische Antikörper eliminieren zielpositive Tumorzellen. CAR-T-Zellen werden aktiviert, wenn ihr CAR mit einem auf der Tumorzelle exprimierten Zielantigen interagiert. T-Zell-bindende bispezifische Antikörper binden gleichzeitig an ein Antigen auf Multiplen Myelomzellen und an die CD3-Untereinheit auf T-Zellen. Beide Interaktionen führen zur Degranulation der T-Zellen und zur Freisetzung von Granzymen und Perforinen in die Immunsynapse, wodurch die Zielzelle schließlich eliminiert wird. CAR = chimärer Antigenrezeptor.
CAR-T-Zellen schlagen bispezifische Antikörper bei der Behandlung des extramedullären Myeloms

Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit einem extramedullären Myelom steigt. Dabei handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Knochenmarkkrebs, bei der sich die Krebszellen außerhalb des Knochenmarks, beispielsweise in der Haut, ansiedeln.

zu sehen ist ein kleines extramedulläres Myelom auf dem Oberschenkel eines Patienten. Sein Finger zeigt auf den kleinen roten, leicht erhobenen Punkt, der wie eine Blase aussieht.
Beim extramedullären Myelom handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Knochenmarkkrebs, bei der sich Tumorherde außerhalb des Knochenmarkes bilden, wie hier in der Haut. © Leo Rasche / UKW

Die extramedulläre Erkrankung gilt als besonders schwierig zu behandeln – selbst mit den neuen Immuntherapien. In einer Kooperation der Universitätskliniken Würzburg, Hamburg-Eppendorf und der Charité Berlin konnte nun gezeigt werden, dass CAR-T-Zellen, die gegen das Oberflächenmolekül BCMA gerichtet sind, eine höhere Ansprechrate und ein längeres progressionsfreies Überleben erzielen als bispezifische Antikörper.

Konkret lag die Ansprechrate bei CAR-T-Zell-Therapien (cilta-cel und ide-cel) bei 82–100 %, während sie bei Antikörperbehandlungen nur bei 29–36 % lag. Eine vollständige Rückbildung der Tumore wurde bei bis zu 50 % der mit CAR-T-Zellen behandelten Patienten erreicht, aber nur bei etwa 15 % der mit Antikörpern behandelten Patienten. Auch die Krankheitsfreiheit hielt bei CAR-T-Patienten länger an. Bei cilta-cel war der Rückfallzeitpunkt noch gar nicht erreicht, bei ide-cel lag er bei rund sieben Monaten und bei den Antikörper-Patienten nur bei 2,6 bis vier Monaten. Patienten, die vor der CAR-T-Therapie eine wirksame „Vorbehandlung“ zur Tumorreduktion erhalten hatten, blieben länger krankheitsfrei.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass CAR-T-Zell-Therapien bei dieser schwierigen Myelomform wirksamer sind als bispezifische Antikörper. Sie weisen höhere Erfolgsraten, ein tieferes Ansprechen und eine längere Wirkung auf und sollten deshalb, falls möglich, bevorzugt zum Einsatz kommen.

Maximilian J. Steinhardt, Christoph Schaefers, Lisa B. Leypoldt, Igor-Wolfgang Blau, Marie Harzer, Xiang Zhou, Christine Riedhammer, Abdulaziz Kamili, Ricardo Kosch, Laura S. Topp, Isabel Molwitz, Nils-Ole Gross-Fengels, Yasmin Fede Melzer, Jule Artzenroth, Maximilian Al-Bazaz, Winfried Alsdorf, Max S. Topp, Johannes Duell, Julia Mersi, Johannes Waldschmidt, Carsten Bokemeyer, Hermann Einsele, K. Martin Kortüm, Katja Weisel & Leo Rasche. Activity of CAR-T cells and bispecific antibodies in multiple myeloma with extramedullary involvement. Blood Cancer J. 15, 126 (2025). https://doi.org/10.1038/s41408-025-01330-9

zu sehen ist ein kleines extramedulläres Myelom auf dem Oberschenkel eines Patienten. Sein Finger zeigt auf den kleinen roten, leicht erhobenen Punkt, der wie eine Blase aussieht.
Beim extramedullären Myelom handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Knochenmarkkrebs, bei der sich Tumorherde außerhalb des Knochenmarkes bilden, wie hier in der Haut. © Leo Rasche / UKW